Joeys POV

Charly ist mit Kopfschmerzen in unser Zimmer gegangen und hat vorher ausdrücklich betont, dass sie nicht gestört werden will. Wie mir nach einigen Minuten jedoch auffällt, hat sich jemand nicht daran gehalten. Frodo! Wie ich jedoch erwartet habe, folgt nicht das übliche: "RAUS HIER VERZIEH DICH!" Bin ja mal gespannt... Ich sitze mit den restlichen Gefährten in der Küche und bereite zusammen mit Sam die Pilze von vorgestern vor. Das wird ein Essen! Pilze, Paprika, Lauch, Mais und einiges mehr wird zu einem tollen Auflauf verarbeitet, jam! Endlich weiß ich, dass das Sprichwort "Viele Köche verderben den Brei" zutrifft. Während Sam und ich die Hobbits zum Gemüse putzen abkommandieren, streift Aragon wie ein hungriger Löwe um uns herum und steht wirklich immer im Weg! Diese Küche ist nun wirklich nicht für so viele Leute geeignet, denke ich gerade, während Pip hinter mir einen markerschütternden Schrei loslässt. Na toll, in der zu engen Küche ist Aragon an den lauchschneidenden Pip gestoßen, der sich dann mit dem Messer in die Hand geschnitten hat. Klasse, ich kriege glaube ich auch langsam Kopfschmerzen! Hilfesuchend mache ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer um Charly zu wecken, doch als ich die Tür öffne, stelle ich fest, dass das wohl ein Fehler war. Charly und Frodo liegen auf dem Bett und...... schlafen. Mit einem "Na also!" verlasse ich den Raum rückwärts um nicht noch einen der beiden zu wecken. Als ich grinsend in die Küche zurückkomme springt mir Merry entgegen, der bei dem immer noch weinenden Pip saß. "Du wolltest doch Charly zur Hilfe holen!" sagt er vorwurfsvoll. Mit einem knappen "Charly hat jetzt besseres zu tun." und "Wir schaffen das schon alleine." hole ich den Verbandkasten und versorge Pip. Nur Legolas und Aragon scheinen die Andeutung verstanden zu haben, denn sie sind schwer damit beschäftigt sich ihr dreckiges Grinsen zu verkneifen. Nachdem Pip erfolgreich verarztet ist, schiebe ich den Auflauf in den Ofen und flüchte ins Wohnzimmer. Ich knalle die Tür hinter mir zu und schalte zum ersten mal, seit die Gefährten hier sind, den Fernseher ein. Ach wie schön, endlich wieder entspannen! Sobald bei mir der Fernseher läuft, bedeutet das totale Erholung. Nicht denken müssen, einfach nur doof und sinnlos berieseln lassen. Das ist fast so schön wie Schlafen. Ich schalte eine von tausend Richtersendungen ein, und träume. Plötzlich höre ich, dass sich etwas an der Tür tut. Sie öffnet und schließt sich, doch dann ist nichts mehr zu hören. Da ich mit dem Rücken zur Türe liege, ist es mir zu anstrengend nachzuschauen, wer oder was das gerade war. Ich entschließe mich also dazu, geistig nicht anwesend zu sein. Diese Richtersendung verläuft wie jede andere. Während der Ankläger aussagt, erhebt sich der Angeklagte von seinem Platz und versucht den Staatsanwalt zu verprügeln. In dem Moment sehe ich aus den Augenwinkeln, wie etwas auf den Fernseher zu springt, Pfeil und Bogen zieht und "Halt, auseinander!" brüllt. Als die beiden im Fernseher ihm nicht zuhören, schießt er dem Angeklagten in die Beine. "NEIN, der Fernseher!" brülle ich noch, aber zu spät. Es gibt einen Knall und das Bild ist weg. Totalschaden! Um den Fernseher trauernd und sehr, sehr wütend erhebe ich mich entgültig vom Sofa. Mit Erschöpfung und Wut zitternder Stimme frage ich Legolas sehr höflich: "Kannst du dich zufällig noch an das erinnern, was ich dir über Radios erzählt habe?" "Natürlich!" verkündet Legolas stolz. "Das was du gerade erlegt hast, war ein Radio mit Bildern." "Oh!" ist das Einzigste, was Legolas noch von sich geben kann, bevor ich ihm an den Hals springe. "Wie soll ich das meinen Elter erklären!?" kreische ich nun ziemlich aufgelöst, und schlage dabei immer weiter auf ihn ein. Das ist alles zu viel für mich. Die Gefährten, Legolas, der Einbruch, die Polizei und die Aussicht Legolas gehen lassen zu müssen. Ich fange an zu heulen, wie ein Kind, dem man das Eis wegnehmen will, und werde von Legolas in die Arme genommen. Keine Ahnung, wie lange wir da so im Wohnzimmer stehen, doch als ich mich endlich ausgeheult habe, geht's mir wesentlich besser. Ich bin todmüde, aber daran habe ich mich die letzten Tage gewöhnt. Ein leicht verbrannter Geruch steigt mir in die Nase. Nein, der Auflauf! Ich rase in die Küche und ziehe Legolas an der Hand hinter mir her. In der Küche angekommen, stelle ich fest, dass Charly die Sache schon im Griff hat, und grinse sie und Frodo recht eindeutig an, mit dem Blick 'Ich weiß, was du getan hast!' Doch ich habe die Rechnung ohne Charly gemacht. Sie grinst mich mit dem gleichen Blick an, und ich stelle beschämt fest, dass ich immer noch Legolas' Hand halte. Shit, denke ich, laufe rot an und lasse seine Hand los. So, mal sehen, was man von dem Auflauf noch retten kann.



Charlys POV

Als ich aufwache, merke ich als allererstes, dass ich nicht alleine bin. Ich drehe mich um und sehe in Frodos schlafendes Gesicht. Im Schlaf sieht er sooo süß aus! Ich küsse ihn auf die Stirn. "Hey, aufwachen!" flüstere ich. "Lass mich noch ein bisschen schlafen, Sam. Die Sonne ist ja noch nicht mal aufgegangen." murmelt er. "Das wird sie auch vorerst nicht. Wir haben nämlich Abend." antworte ich ihm. Frodo öffnet die Augen und ist mit einem Schlag hellwach. "Na, gut geschlafen?" frage ich ihn. Er läuft leicht rosa an. "Ich... also eigentlich hatte ich gar nicht vor..." Ich grinse ihn an und springe dann aus dem Bett, als mir der Geruch von etwas angekokeltem in die Nase steigt. In der Küche sehe ich Sam wie ein aufgescheuchtes Huhn herumlaufen. "Wie macht man das aus?" fragt er verzweifelt. "Wo ist denn Joey?" frage ich zurück, während ich erst den Backofen ausschalte und dann das Fenster aufreiße. Bevor Sam etwas antworten kann, renne ich Richtung Wohnzimmer und reiße die Tür auf. Da steht Legolas, der Joey im Arm hat, die heult, wie ein Schlosshund. Ups, ich glaub ich stör gerade! Leise schließe ich die Tür wieder und begebe mich zurück zur Küche. Ich öffne die Backofentür, um den Schaden zu begutachten. Ach, das kann man noch essen, wenn man hier und da ein bisschen wegkratzt... Plötzlich steht Joey in der Küchentüre, Legolas an der Hand. Sie wirft mir ihren ich-weiß-was-du-getan-hast Blick zu. Sieht so aus, als wäre sie kurz im Schlafzimmer gewesen. Aber das kann ich auch. Ich erwidere den Blick und Joey wird puterrot und lässt Legolas' Hand los. Sie lässt sich neben mir in die Hocke sinken und betrachtet ebenfalls den Auflauf. Ja, ja, im Ablenken war sie schon immer gut. Plötzlich kommt Pip auf mich zugelaufen. "Guck mal Charly, ich hab ein Pflaster bekommen!" "Hast du dich verletzt?" Doofe Frage, Charly, offensichtlich hat er das. Aber Pip scheint das nicht zu stören, und er nickt eifrig. "Ich hab mich beim Lauchschneiden geschnitten." Und wieder habe wir jemanden glücklich gemacht. Die Hobbits haben sogar an so kleinen Dingen wie Pflastern ihre helle Freude, wie Pips freudestrahlendes Gesicht verrät. Wie dem auch sei, irgendwie bringen wir es doch fertig, dass jeder ein Stück Auflauf ohne Ruß bekommt, und lassen es uns schmecken. Plötzlich und ohne Vorwarnung kommt mir ein schrecklicher Gedanke. Das hier ist vielleicht... wahrscheinlich... auf jeden Fall das letzte Abendessen was wir zusammen - also wir 11 - verspeisen. Mir ist zum Heulen zu Mute und das ändert sich auch nicht bis wir ins Bett gehen. Wegen meines kleinen Schläfchens bin ich noch gar nicht richtig müde und habe Zeit nachzudenken. Ich werde Frodo nie mehr wiedersehen! Und die anderen auch nicht, dabei habe ich alle ins Herz geschlossen. Besonders die Hobbits mit ihrer kindlichen Art. Schließlich purzeln mir doch Tränen die Wangen runter. Das Joey nicht reagiert als ich leise in mein Kissen schluchze, zeigt mir, dass sie ähnliche Gedanken quälen und sie wahrscheinlich ebenfalls mit Tränen in den Augen neben mir liegt. Mensch Charly, reiß dich zusammen! Du bist doch sonst nicht so sentimental. Aber es hilf alles nichts. Nach einer Weile - und mir rotgeheulten Augen - schlafe ich dann doch ein.