Joeys POV

Scheiße, nicht schon wider heulen! Gerade als ich im Bett liege, fange ich gleichzeitig mit Charly an zu flennen. Was für ein Tag, ich kann nicht mehr. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und heule mich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen fühle ich mich eher wie nach einem Tausend-Meter-Lauf und nicht, wie nach dem Schlafen. Das ich in dieser Nacht wohl auch ähnliches gemacht habe beweisen meine Kissen und die Decke, die quer im Zimmer verstreut sind. Stöhnend quälen Charly und ich uns in die Küche, um Frühstück zu machen. Im Flur kommt uns Legolas entgegen, bereits wieder in seinen eigenen Klamotten. Oje, das letzte Frühstück mit ihm, ich könnt schon wieder heulen!

Nach dem sehr langen Frühstück (keiner will so wirklich aufstehen), bei dem aber kaum jemand etwas gegessen hat, machen wir uns auf den Weg Richtung Kino. Zum Glück ist die geschwätzige Nachbarin, die uns bei den Bullen verpfiffen hat, gerade zum Einkaufen losgetrabt. Mit ihrem Hackenporsche biegt sie gerade um die nächste Straßenecke. In zwei Fuhren karre ich die Gefährten und uns zum Ort an dem alles begann. Dass ich auf dem Weg dorthin nicht mindestens sechs Unfälle gebaut habe, grenzt an ein Wunder. Dort angekommen, parke ich in der selben Parklücke wie damals - die zum Glück auch frei ist - und überlege, ob ich aussteigen kann. Mit sehr stark zitternden Beinen quäle ich mich aus dem Auto und kralle mich an selbigem fest, damit ich nicht umfalle.

Der Moment vor dem Charly und ich uns so gefürchtet haben, ist da. Wir verabschieden uns von allen und stehen jetzt beide etwas abseits mit Legolas und Frodo. So ein Mist, ich wollte ihm noch soviel sagen. Und als hätten sich die beiden abgesprochen, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Frodo die Augen schließt und Charly küsst. Als ich mich jedoch gerade für sie freuen will, merke ich wie Legolas mich zu sich zieht. Ui, uiuiui!

Das war mit Abstand der schönste Kuss den ich je bekommen habe, und an Charlys leuchtendem Blick sehe ich, dass sie gerade genau Dasselbe denkt. Die beiden gehen zu der Gruppe zurück und stellen sich im Kreis um den Baum auf, aus dem sie gepurzelt sind. Gandalf flüstert eine Menge unverständlicher Worte und beim nächsten Augenzwinkern sind sie weg.

Daran wie Charly und ich nach Hause gekommen sind, kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie soviel geheult habe.



Charlys POV

Wenn ihr euch schon mal gefragt habt, wie es ist, sich wie ausgekotz zu fühlen, fragt mich. Anders kann man es wohl nicht beschreiben, wenn man sich total leer fühlt und einem dabei auch noch schlecht ist. Liebeskummer? Ich weiß es nicht, aber ich schätze es. Und zwar die schlimmste Form von Liebeskummer, die man sich nur vorstellen kann. Ich fühle mich alleine, obwohl doch Joey neben mir sitzt. Aber die konzentriert sich momentan auf den Verkehr - auch wenn ich bezweifle, dass sie sieht, wo sie hinfährt - und ist eher nicht für ein Gespräch zu haben. Also starre ich aus dem Seitenfester und habe mal wieder zuviel Zeit nachzudenken.

War ja wieder klar! So was muss ja immer mir passieren. Da küsst der Typ mich, und was passiert? Fünf Sekunden später ist er auch wieder verschwunden. Wie unfair!

Ich sehe wieder Joey an. Die kämpft inzwischen gegen schwarze Bäche auf ihren Wangen. Ein Glück, dass ich mich so gut wie nie schminke.

Zu Hause angekommen - ich könnte nicht sagen ob wir 30 Minuten oder drei Wochen gebraucht haben; Letzteres kommt mir wahrscheinlicher vor - lassen wir uns völlig zerschlagen in der Küche nieder. Na, jedenfalls wollen wir das. Denn unsere Blicke fallen auf ein klitzekleines und ein mittelgroßes, längliches Geschenk auf dem Küchentisch. Nanu? Auf dem Klitzekleinen steht mein Name und auf dem Anderen Joeys. Die lässt Schlüssel, Tasche und Jacke fallen wo sie gerade steht, stürzt nach vorne und reißt das Papier runter. Zum Vorschein kommt ein Karton, den ich schon mal irgendwo gesehen habe. Joey öffnet die Schachtel und zum Vorschein kommt... ein Pfeil von Legolas! Oje, ich seh' schon wieder glitzernde Bahnen über Joeys Wangen laufen. Aber wenigstens hat sich die Wimperntusche schon vorhin verabschiedet, so dass ihre Wangen diesmal keine andere Farbe annehmen.

Nun betrachte ich auch mein Geschenk. Gaaaanz vorsichtig öffne ich es. Und was ich sehe lässt mich beinahe in Ohnmacht fallen. Ich kralle mich so sehr an einem Stuhl fest, dass die Knöchel meiner Hand weiß hervortreten. Auch ein Zettel mit Frodos gleichmäßiger Handschrift liegt darin. Nur ein Satz: "Bei dir ist er sicher." Frodos Ring. Der Eine Ring!





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Lest auch unbedingt die Fortsetzung (schließlich ist es ein Zweiteiler) 'Den Gefährten auf den Fersen'.