Kapitel 9



Wieder war sie hier, in dieser tiefen Dunkelheit, die ihren Körper vollkommen umschloss, die sie gefangen hielt. Wieder war sie allein.. Ja, sie war allein... ohne diese grässlichen Augen, die sie so unendlich lang anstarrten. Aufseufzend schlang Bulma wie immer ihre Arme um ihre angezogenen Beine. Zum ersten Mal war sie dankbar hier zu sein, gleichzeitig aber spürte sie stärker als je zuvor die viel zu bekannte tiefe Einsamkeit.

Schluchzend rollte sie sich noch mehr zusammen.. Warum konnte dieser Alptraum nicht ENDLICH ein Ende haben?



Etwas unbeholfen stand Vegeta vor der verschlossenen Tür. Schon mehrmals hatte es seine Hand geschafft, die wuchtige Türklinke zu berühren, jedoch wich just im Augenblick der Berührung jegliche Kraft aus seinem Körper. Eine ähnliche Situation hatte er bei weitem noch nie erlebt. Schnaubend starrte er die im Mondlicht glitzernde Klinke an. Ein solch kleines Ding hatte die Macht, ihn, den Prinzen der Saiya-jin, aufzuhalten?

Die Klinke nicht aus den Augen lassend lehnte er sich gegen die gegenüberliegende Säule und ließ sich die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen.. zu schnell war es passiert, zu schnell, als das er hätte anders reagieren können. Was wohl all die anderen... noch schlimmer.. was sein Vater nun wohl dachte??

Er hatte den großen Saal betreten, sich durch die feiernde Menge gemischt und.. ja, dieses Mädchen wiedergesehen, sie lange.. zu lange?.. angesehen. Dann plötzlich war sie zusammengesackt und seine eigenen Arme hatten sie aufgefangen, sie beinahe unbemerkt weggetragen, in ihr Zimmer gebracht und diese verdammte Tür hinter ihm wieder geschlossen.

Nun stand er hier.. verwirrt? Planlos? Hilflos? Nein, nicht er! Aber warum schaffte er es nur nicht, diese verfluchte Klinke noch einmal zu drücken, diese Tür noch einmal zu öffnen und... und... ja... was dann?

Den Kopf schüttelnd trat er dichter an die Tür. Dies war eine Herausforderung, die er nicht auf sich sitzen lassen konnte, die er natürlich annehmen würde und aus der er selbstverständlich als Sieger hervorgehen würde, jawohl! Tief durchatmend legte er etwas verkrampft seine linke Hand auf die Klinke.. wieder war eine Kraftlosigkeit zu spüren. Nein, das musste doch zu schaffen sein. (Vegeta vs Türklinke.. ein spannendes Duell!!!) HA, einfach drücken und durch. Seine gesamte Kraft schien nun in seinen linken Arm zu fließen, der langsam die Türklinke in Richtung Marmorboden bewegte.

Im nächsten Moment fand er sich in einer silbernen Dunkelheit wieder. Schweigend sah Vegeta sich um, erkannte aber nur einige Umrisse. Trotz des hellen Lichts des nahenden Vollmondes und den großen Fenstern schien dieses Zimmer von einer tiefen Leere, einer tiefen Dunkelheit verschleiert zu werden. Seltsam...

Nachdenklich durchquerte er den Raum und sah prüfend nach draußen, wo der Mond alles in dieses silberne Licht tauchte. Vegeta spürte den näherrückenden Vollmond deutlich. Sein Blut, sein ganzer Körper schien zu vibrieren, sich zu erhitzen. Dieses brennende Gefühl war jedoch nichts im Vergleich zu dem der Verwandlung in einen Oozaru. In der morgigen Nacht war es wieder soweit. Nur den Kriegern höchsten Ranges war es erlaubt, sich in dieser Nacht dem vollkommenen Rausch dieser Verwandlung auszusetzen. Alle Triebe, Instinkte und tiefsten Kräfte ballten sich in diesem einen Moment zu einer gewaltigen Energie zusammen.... ein berauschendes und ersehntes Erlebnis.

Ein leises seufzen riss ihn aus seinen Gedanken, schien ihn sogar locken zu wollen. Sein Kopf drehte sich starr nach hinten. Er hatte ja vollkommen vergessen, warum er eigentlich hier war.

Zögernd näherte er sich dem breiten Bett, das auf dem ersten Blick leer zu sein schien. Bei genauerer Betrachtung konnte man aber eine schmale Gestalt erkennen...

Prüfend glitt sein Blick über den ruhig atmenden Körper. Sie war wirklich eine seltene Schönheit.

Lautlos ließ er sich auf einen gepolsterten Stuhl sinken, legten den Köpf in seine linke Hand und sah sie an, sah sie einfach nur an.



Bulma schreckte auf. Hatte sie geschlafen? Langsam blickte sie sich um.. Dunkelheit. Die ewige Dunkelheit, die nun schon fast zu einem Zuhause geworden war. Aber etwas war plötzlich anders. Ein Gefühl der Wärme schien ihr Innerstes zu erfüllen. Schon sehr, sehr lange hatte sie so etwas nicht mehr gefühlt.. und wie GUT sich das anfühlte. Tief einatmend legte sie ihren Kopf wieder auf ihre Knie...



Ein gelangweiltes Grollen durchschnitt die eiserne Stille. Der Körper des Mädchens lag da und tat keinen Mucks. Das war Vegeta jetzt langsam doch zu einseitig. Es war zwar keineswegs negativ, dass eine Frau ausnahmsweise mal ruhig und vor allem still war, aber DAS war doch wohl nicht normal!

Schnaubend näherte er sich dem noch immer tief schlafenden Mädchen.. Ein Ruck durchfuhr seinen Körper, als er sich schließlich über sie beugte. Was war das für ein Geruch? Süßlich und merkwürdig.. anregend. Verwirrt atmete er den Geruch ein weiteres Mal tief ein. Parfum war ihm nicht unbekannt. Schon oft hatten ihm die Frauen damit den Atem geraubt, aber das.. dieser Duft hatte eine schon beinahe eine berauschende Wirkung auf ihn. Oder lag es doch nur am Vollmond? Nicht nur die Kräfte, auch die Triebe stiegen in dieser Nacht gewaltig an. Trotzdem, dieser Geruch war mehr als angenehm. Mit geschlossenen Augen genoss er den Duft, der offensichtlich nur von diesem Mädchen ausging.

Nach langer Regungslosigkeit und vollkommener Stille, wurde diese von einem leisen seufzen gestört. Überrascht öffnete Vegeta die Augen wieder... schlagartig erstarrte sein gesamter Körper, als er in zwei tiefblaue Augen blickte.



Verstört richtete sich Bulma etwas auf. Die dunklen Augen ihres Beobachters starrten noch immer in die ihren.

Diese Augen hatten etwas seltsam Bekanntes. Bei dem Versuch, sich daran zu erinnern begann ihr Kopf zu dröhnen. Es war nun wohl auch keine gute Idee, sich zu fragen, was eigentlich passiert war und wie sie hier her gekommen war. Aber die Frage, wer diese Gestalt vor ihr war ließ sich nicht so einfach verwerfen. Nach einigen Augenblicken erkannte sie, dass sie in ihrem Zimmer war und, dass ihr Gegenüber wohl ein Mann sein musste. Was hatte also dieser Typ hier zu suchen? War es etwa der König? Die Frisur würde jedenfalls hin kommen.. Aber diese Augen, die sie das Mondlicht gerade noch erkennen ließ.. nein, ganz sicher nicht der König.

Nach Minuten ewiger Stille, wie es ihr schien, wurde in ihrem Inneren plötzlich ein Funke entfacht, der sich in Ihren Augen wiederspiegelte. Wie konnte es dieser Kerl wagen, sich während sie schlief über sie zu beugen.. wenn er nicht noch schlimmeres getan hatte? Hatte auf diesem verfluchten Planeten denn kein einziges Wesen zumindest einen Anflug von Anstand?



Vegeta war noch immer sprachlos. Diese tiefblauen Augen und die Tatsache, dass sie aufgewacht war, während er sich über sie gebeugt hatte, hatten ihn gelähmt. Diese Augen waren schlicht und einfach faszinierend für ihn. Trotz des tiefen Blaus schienen sie durch und durch leer zu sein. Er kannte nur dunkle Augen, wie alle Saiya-jin sie hatten, tiefschwarz, kalt und emotionslos. Aber ihre waren so hell, freundlich, so unschuldig und eben seltsam leer.

Nun schienen sie ihn zu mustern, ihn aber nicht zu erkennen. Es war wohl zu dunkel.

Erschrocken wich er zurück, als die vermeintlich leeren Augen plötzlich erzürnt aufleuchteten. Stimmungsschwankungen waren nichts ungewöhnliches für Frauen, vor allem für Saiya-jin Frauen, aber DAS war doch etwas erschreckend. Vor Sekunden noch so unschuldig und jetzt schon beinahe Hasserfüllt. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Wo blieb die Dankbarkeit und der Respekt vor IHM, dem PRINZEN? Schließlich hatte ER sie hier her gebracht und sogar wegen ihr auf das Fest verzichtet, das nun wohl den Höhepunkt erreichen müsste. Etwas wütend blitzten seine Augen zurück, hielten dem Blick des Mädchens aber nicht wirklich stand. Trotzdem wich sein Blick nicht zurück. Eine Niederlage würde er ganz sicher nicht einstecken müssen, schon gar nicht gegen eine so schwache Frau. Das hatte er noch nie und sein Stolz ließ dies auch nicht zu.

Mit einem fiesen Lächeln wich er zwei Schritte zurück und ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder. Aufgeben? Von wegen!



In Bulma begann es langsam zu brodeln. Sie hatte allen Grund, wütend zu sein, das war ja wohl klar. Das war ihr Zimmer... zumindest schlief sie und verbrachte die meiste Zeit darin. Aber was zum Teufel fiel diesem Saiya-jin ein, ihr einfach dreist anzugrinsen, sich majestätisch auf den Stuhl zu setzten und sie ebenfalls mit wütend blitzenden Augen anzusehen? Das war ja wohl die Höhe.

Immerhin aber war er jetzt besser zu erkennen, da das Mondlicht nun direkt auf ihn fiel. Muskulös, ungestüme Frisur, markante Gesichtszüge und in eine elegante Rüstung verpackt.. na ja, es kam einer Rüstung zumindest nahe (*dieses Bild ansabbert das sie vor Augen hat* ... *lääächz* ^^v). Besonders auffallend aber war die Ähnlichkeit mit dem König. Wenn man sich den ekelhaften Bart (wäh.. Bärte.. *ekel*) mal dazudachte... Erschrocken weiteten sich ihre Augen. Die Ähnlichkeit und... dieses kleine Wappen auf der Linken Seite des Brustpanzers. Konnte das etwa...?



Noch immer Lächelnd stellte Vegeta fest, dass sie ihn wohl erkannt haben musste. Was ihn wohl verraten hatte? Sicher die große Ähnlichkeit mit seinem Vater. Ja, er war der Prinz und nun schon sehr gespannt auf ihre Reaktion. So verhielt man sich schließlich keinem Prinzen gegenüber. Manche waren schon wegen bei weitem weniger hingerichtet worden. Der Königsfamilie war stets mit Respekt zu begegnen und wer sich dagegen stellte, würde das nicht unbeschadet überstehen oder konnte froh sein, wenn er überhaupt lebend davon kam.

Erschrocken sah sie zu ihm. Diesen Blick kannte er wie nichts anderes, denn er war erfüllt von Angst. Hmh, warum hatte sie wohl Angst? Sein Vater konnte zwar recht brutal sein, aber zu seinen Frauen war er immer zurückhaltend. Er verpasste ihnen wohl höchstens blaue Flecke, aber das war dann auch schon alles.

Hatte sie vielleicht schon von ihm gehört, dem erbarmungslosen, grausamen und kämpferischen Prinzen? Wäre jedenfalls möglich. Sklaven laberten viel, wenn sie unter sich waren.

Gespannt wartete er auf ihren nächsten Schritt und war umso überraschter, als sie ihre Arme um ihre Beine schlang, den Kopf auf ihre Knie legte und hemmungslos zu schluchzen begann.



Ende Kapitel 9

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