Chapter 10:
Miyako stand auf dem Balkon. Tränen liefen über ihre Wangen. Gerade hatte sie sich selbst alle Chancen mit Chiaki zusammen zu kommen verbaut. Chiaki, der Junge für den es zum ersten Mal mehr war, als bloß irgendeine Schwärmerei. Doch seitdem Miyako erkannt hatte, dass der Platz in seinem Herz bereits besetzt war, hatte sie es aufgegeben, um ihn zu kämpfen. Sie hatte ihm ersten Augenblick verloren gehabt. Chiakis Herz war nie für sie bestimmt gewesen. Und würde es auch nie sein. Marron hatte es im ersten Augenblick in Besitz genommen. Sie hatte es gespürt. Aber nie wahrhaben wollen. * Jetzt kann es nur besser werden... * Sie schloss die Augen. Die kalte Nachtluft spielte mit ihren Haaren. Da öffnete ihre Mutter die Zimmertür. "Miyako... Besuch für dich." "Wer kommt denn um diese Zeit noch?" Ihre Mutter lächelte und verließ das Zimmer. Miyako schaute weiterhin zum Himmel. Plötzlich wurde sie von hinten umarmt. "Was...? Yamato, was machst du da???" Yamato stand hinter Miyako und drückte sie fest an sich. "Ich dachte, du würdest runterspringen. Du hast so traurig geschaut..." "Yamato...Lass mich los. Ich hatte nie vor zu springen." "Nicht??? Oh, dann äh..." Verlegen schaute Yamato den Boden an, während ihm das Blut in die Wangen schoss. Seine Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. "Aber trotzdem... danke..." Miyako schaute ihn auch rotwerdend an. Yamato betrachtete sie. Ihre dunklen Augen schienen im Silberlicht des Mondes zu leuchten und ihre Haut stand im Kontrast zu ihren Haaren, in denen sich die leichte Brise verfangen hatte. Da fielen ihm die Tränenspuren in ihrem Gesicht auf, die leicht glänzten. "Hast du...geweint...?? Was ist passiert??" Er sah ihr in die Augen. "Ich, ich hab nicht geweint... ich,... ich... ich... doch nicht..." Während sie dies sagte füllten sich aber ihre Augen mit Tränen und Schluchzer rissen ihre Sätze in Fetzen. Dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten. Die Tränen liefen wie Gebirgsbäche im Frühling ihre Wangen hinab, und sie bekam vom Schluchzen Schluckauf. "Ich...hab...Marron...zu,...zu...Chiaki..." Plötzlich nahm Yamato sie in die Arme. "Miyako. Beruhige dich..." Unsicher strich er über ihre Haare. Miyako klammerte sich in seine Jacke. Schließlich gaben ihre Beine nach und sie und Yamato sanken auf den Boden. "Was ist mit Marron und Chiaki??" "Sie...sie... haben...sich...gestritten...Und...und...Chiaki, Chiaki hat Marron nicht in seine...seine Wohnung gelassen...Da,...da hab ich gesagt...sie,...sie...soll über den Balkon zu...zu...ihm...U...und jetzt...jetzt..." "Jetzt wärst du selber gern an Marrons Stelle, oder??" Miyako sah Yamato an... Ihre Augen spiegelten die Antwort wieder. "Aber du weißt doch, dass sie sich lieben..." Er strich Miyako eine Strähne aus dem Gesicht. "Ja... aber, aber... ich hab mir die ganze zeit eingeredet,...dass...dass..." "Dass du doch eine Chance bei ihm hättest???" Miyako biss sich auf die Unterlippe und nickte. Dann bemerkte sie anscheinend etwas. "Bist,...bist du nicht eifersüchtig auf...auf Chiaki???" "Früher wäre ich es gewesen...Aber jetzt nicht mehr...Ich weiß jetzt, in wen ich mich wirklich verliebt habe..." Miyako sah ihn fragend an. Doch dann sah sie das Lächeln, das Yamatos Mund umspielte. Er beugte sich vor und küsste Miyako die Tränen von den Wangen. Miyako saß stocksteif da. Sie saß doch tatsächlich eng an Yamato gekuschelt auf dem Balkon und er küsste sie... Miyakos Augen weiteten sich. Hatte er sich, in sie??? Plötzlich schien jemand in ihrem Bauch Schmetterlinge losgelassen zu haben. Sie kitzelten und streichelten sie. Ihre Flügelschläge so sanft und zärtlich wie Yamatos Lippen, die ihre Haut liebkosten... "Y...Yamato..." "Ja??" Er sah ihr in die Augen. Der traurige Ausdruck war einem Glänzen gewichen, dass er noch nie gesehen hatte. "Liebst du... liebst du mich...??" Miyako sah ihm fest in die Augen. Plötzlich wurde sie sich bewusst, was sie grade gesagt hatte. Abrupt senkte sie den Kopf und betrachtete ihre Hände, die sich in ihrem Rock verkrampften. "Verzeih... ich...äh...ich wollte...nicht so etwas Dummes... fragen... Du musst...nicht antworten...wenn...natürlich ist die...die...der...du dein Herz geschenkt hast..." "Ja." Erschrocken hob Miyako den Kopf. Nur wenige Zentimeter trennten Yamatos Lippen von ihren. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrem halbgeöffnetem Mund. Er neigte den Kopf und neigte sich noch weiter zu ihr. Seine Wange streifte die ihre. Die Berührung brannte auf Miyakos Gesicht. Ganz leise und fast unverständlich drangen seine Worte in ihr Ohr. "Miyako,...ich liebe dich..." In dem Augenblick in dem er dies ausgesprochen hatte spürte er Tränen auf seiner Wange. Aber er selbst weinte nicht. Weinte, etwa Miyako? Er zog den Kopf zurück. Als er Miyako weinen sah, erschrak er. Hatte er etwas Falsches gesagt?? Aber dann bemerkte er das Lachen, das Miyakos Lippen umspielte. "Du weinst ja..." Doch selbst spürte er, wie heiße Tränen über seine Wangen liefen. In diesem Augenblick stürzte sich Miyako in seine Arme. Sie drückte ihn an sich, als würden sie sich nie wieder sehen. Ihre Tränen vermischten sich und in diesem Augenblick schien selbst der Mond und die Sterne etwas heller zu strahlen als sonst...
Kae lag im Garten und betrachtete die funkelnden Sterne am Firmament. Er dachte an seine Begegnung mit dem geheimnisvollen Mädchen im Park. * Wer war das??? Sie hatte eine ganz seltsame Aura... * Auf alle Fälle war ihm klar, dass der Schatten, den er verfolgt und das Mädchen aus dem See ein und dieselbe Person waren. Komisch, dass ein Mädchen ihn so faszinierte. Normalerweise konnte ihn das andere Geschlecht nicht fesseln. Genauso wenig wie das eigene. Er hatte sehr wohl bemerkt, wie ihn sämtliche Menschen anstarrten. Und auch, was sie für ihn fühlten. Er sah einen Menschen an und er wusste alles über ihn. Sein Charakter lag wie ein offenes Buch vor ihm. Seine Neigungen zu erkennen war so leicht, wie Schuhbänder binden. Deshalb war er das, was die Menschen als einen charismatischen, verständnisvollen, verantwortungsbewussten, etc. Menschen bezeichneten. Für die Mädchen war er der Traum von einem Freund und für einen Jungen der ideale beste Kumpel. Aber all das langweilte ihn. Er kannte jeden Menschen in und auswendig, wenn er ihm in die Augen schaute. Und das war der springende Punkt. Dieses Mädchen, das er im Park getroffen hatte... Es hatte ihm in die Augen geschaut. Länger als unter den Menschen üblich... Und er hatte es nicht geschafft, in ihre Seele zu schauen. Dieses Mädchen hatte ein Geheimnis vor ihm. Und plötzlich verstand er, warum die Menschen so begierig auf Geheimnisse waren. Etwas zu wissen. Die bohrenden Fragen los zuwerden, die sich in seinem Hirn einfraßen wie ein Wurm in einen Apfel. Mitwisser zu sein. Etwas zu wissen, was andere nicht wussten. Das Gefühl anderen überlegen zu sein. Genau das war es. Neugier. Dieses Mädchen hatte seine Neugier entfacht. Kae hatte selbst vergessen, wie es sich anfühlte, neugierig zu sein. Wissbegierig. Er hatte aufgehört Fragen zu stellen. Im Himmelreich war alles erforscht und erklärt. Er wusste alles darüber. Und über die Erde. Er konnte alle Gefühle nennen, die ein Mensch empfinden konnte. Doch richtig kennen tat er sie nie. Kae konnte die Gefühle der Menschen nicht nachempfinden. Jetzt, da sich eines dieser Gefühle in ihm geregt hatte, war er begierig darauf, noch mehr Gefühle kennen zu lernen. Das höchste Gefühl der Menschen, die tiefe, ehrliche Liebe, die wollte er gar nicht erreichen. Ihm würde es schon genügen, Hoffnung, Angst, Freude, Geborgenheit und all die anderen Gefühle, die ein Mensch erlebte, zu erfahren. Während er über die Gefühle der Menschen nachdachte, merkte er nicht, wie er beobachtet wurde. Ein Schatten saß auf einem Ast in dem Baum, der im Garten gepflanzt war. * Hat sich ein Engel des Herrn von einem Mädchen verzaubern lassen. Wie tief bist du gesunken, Kae?? Ein Mädchen... * Dann sprang der Schatten vom Baum. Sanft landete er im Gras. Geräuschlos ging er zu dem im Gras liegenden Jungen. Dann ließ er sich neben Kae auf dem Boden nieder. Kae schrak auf. "Wer...?" Doch dann sah er erneut in die Augen, die ihn nicht auf den Grund einer Seele schauen ließen. Augen, wie ein Schutzwall. Ozeane verbargen den Schatz dieses Mädchens. Ozeane so weit und klar... "Du??" Kae richtete sich auf und schaute verwundert das Mädchen an. Es lächelte und neigte sich vor zu ihm. Ihre roten Lippen streiften die Seinen. Kae zu verwundert, wusste nicht wie ihm geschah und bewegte sich nicht. Diese Lippen und diese Augen hatten wieder ein neues Gefühl bei ihm ausgelöst. Sein Herz pochte und das Blut rauschte in seinen Ohren. Dazu kam noch dieses Kribbeln, welches sich von seinem Bauch über seinen gesamten Körper auszubreiten schien. Dann stand das Mädchen auf und verschwand so spurlos, wie es gekommen war.
Miyako stand auf dem Balkon. Tränen liefen über ihre Wangen. Gerade hatte sie sich selbst alle Chancen mit Chiaki zusammen zu kommen verbaut. Chiaki, der Junge für den es zum ersten Mal mehr war, als bloß irgendeine Schwärmerei. Doch seitdem Miyako erkannt hatte, dass der Platz in seinem Herz bereits besetzt war, hatte sie es aufgegeben, um ihn zu kämpfen. Sie hatte ihm ersten Augenblick verloren gehabt. Chiakis Herz war nie für sie bestimmt gewesen. Und würde es auch nie sein. Marron hatte es im ersten Augenblick in Besitz genommen. Sie hatte es gespürt. Aber nie wahrhaben wollen. * Jetzt kann es nur besser werden... * Sie schloss die Augen. Die kalte Nachtluft spielte mit ihren Haaren. Da öffnete ihre Mutter die Zimmertür. "Miyako... Besuch für dich." "Wer kommt denn um diese Zeit noch?" Ihre Mutter lächelte und verließ das Zimmer. Miyako schaute weiterhin zum Himmel. Plötzlich wurde sie von hinten umarmt. "Was...? Yamato, was machst du da???" Yamato stand hinter Miyako und drückte sie fest an sich. "Ich dachte, du würdest runterspringen. Du hast so traurig geschaut..." "Yamato...Lass mich los. Ich hatte nie vor zu springen." "Nicht??? Oh, dann äh..." Verlegen schaute Yamato den Boden an, während ihm das Blut in die Wangen schoss. Seine Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. "Aber trotzdem... danke..." Miyako schaute ihn auch rotwerdend an. Yamato betrachtete sie. Ihre dunklen Augen schienen im Silberlicht des Mondes zu leuchten und ihre Haut stand im Kontrast zu ihren Haaren, in denen sich die leichte Brise verfangen hatte. Da fielen ihm die Tränenspuren in ihrem Gesicht auf, die leicht glänzten. "Hast du...geweint...?? Was ist passiert??" Er sah ihr in die Augen. "Ich, ich hab nicht geweint... ich,... ich... ich... doch nicht..." Während sie dies sagte füllten sich aber ihre Augen mit Tränen und Schluchzer rissen ihre Sätze in Fetzen. Dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten. Die Tränen liefen wie Gebirgsbäche im Frühling ihre Wangen hinab, und sie bekam vom Schluchzen Schluckauf. "Ich...hab...Marron...zu,...zu...Chiaki..." Plötzlich nahm Yamato sie in die Arme. "Miyako. Beruhige dich..." Unsicher strich er über ihre Haare. Miyako klammerte sich in seine Jacke. Schließlich gaben ihre Beine nach und sie und Yamato sanken auf den Boden. "Was ist mit Marron und Chiaki??" "Sie...sie... haben...sich...gestritten...Und...und...Chiaki, Chiaki hat Marron nicht in seine...seine Wohnung gelassen...Da,...da hab ich gesagt...sie,...sie...soll über den Balkon zu...zu...ihm...U...und jetzt...jetzt..." "Jetzt wärst du selber gern an Marrons Stelle, oder??" Miyako sah Yamato an... Ihre Augen spiegelten die Antwort wieder. "Aber du weißt doch, dass sie sich lieben..." Er strich Miyako eine Strähne aus dem Gesicht. "Ja... aber, aber... ich hab mir die ganze zeit eingeredet,...dass...dass..." "Dass du doch eine Chance bei ihm hättest???" Miyako biss sich auf die Unterlippe und nickte. Dann bemerkte sie anscheinend etwas. "Bist,...bist du nicht eifersüchtig auf...auf Chiaki???" "Früher wäre ich es gewesen...Aber jetzt nicht mehr...Ich weiß jetzt, in wen ich mich wirklich verliebt habe..." Miyako sah ihn fragend an. Doch dann sah sie das Lächeln, das Yamatos Mund umspielte. Er beugte sich vor und küsste Miyako die Tränen von den Wangen. Miyako saß stocksteif da. Sie saß doch tatsächlich eng an Yamato gekuschelt auf dem Balkon und er küsste sie... Miyakos Augen weiteten sich. Hatte er sich, in sie??? Plötzlich schien jemand in ihrem Bauch Schmetterlinge losgelassen zu haben. Sie kitzelten und streichelten sie. Ihre Flügelschläge so sanft und zärtlich wie Yamatos Lippen, die ihre Haut liebkosten... "Y...Yamato..." "Ja??" Er sah ihr in die Augen. Der traurige Ausdruck war einem Glänzen gewichen, dass er noch nie gesehen hatte. "Liebst du... liebst du mich...??" Miyako sah ihm fest in die Augen. Plötzlich wurde sie sich bewusst, was sie grade gesagt hatte. Abrupt senkte sie den Kopf und betrachtete ihre Hände, die sich in ihrem Rock verkrampften. "Verzeih... ich...äh...ich wollte...nicht so etwas Dummes... fragen... Du musst...nicht antworten...wenn...natürlich ist die...die...der...du dein Herz geschenkt hast..." "Ja." Erschrocken hob Miyako den Kopf. Nur wenige Zentimeter trennten Yamatos Lippen von ihren. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrem halbgeöffnetem Mund. Er neigte den Kopf und neigte sich noch weiter zu ihr. Seine Wange streifte die ihre. Die Berührung brannte auf Miyakos Gesicht. Ganz leise und fast unverständlich drangen seine Worte in ihr Ohr. "Miyako,...ich liebe dich..." In dem Augenblick in dem er dies ausgesprochen hatte spürte er Tränen auf seiner Wange. Aber er selbst weinte nicht. Weinte, etwa Miyako? Er zog den Kopf zurück. Als er Miyako weinen sah, erschrak er. Hatte er etwas Falsches gesagt?? Aber dann bemerkte er das Lachen, das Miyakos Lippen umspielte. "Du weinst ja..." Doch selbst spürte er, wie heiße Tränen über seine Wangen liefen. In diesem Augenblick stürzte sich Miyako in seine Arme. Sie drückte ihn an sich, als würden sie sich nie wieder sehen. Ihre Tränen vermischten sich und in diesem Augenblick schien selbst der Mond und die Sterne etwas heller zu strahlen als sonst...
Kae lag im Garten und betrachtete die funkelnden Sterne am Firmament. Er dachte an seine Begegnung mit dem geheimnisvollen Mädchen im Park. * Wer war das??? Sie hatte eine ganz seltsame Aura... * Auf alle Fälle war ihm klar, dass der Schatten, den er verfolgt und das Mädchen aus dem See ein und dieselbe Person waren. Komisch, dass ein Mädchen ihn so faszinierte. Normalerweise konnte ihn das andere Geschlecht nicht fesseln. Genauso wenig wie das eigene. Er hatte sehr wohl bemerkt, wie ihn sämtliche Menschen anstarrten. Und auch, was sie für ihn fühlten. Er sah einen Menschen an und er wusste alles über ihn. Sein Charakter lag wie ein offenes Buch vor ihm. Seine Neigungen zu erkennen war so leicht, wie Schuhbänder binden. Deshalb war er das, was die Menschen als einen charismatischen, verständnisvollen, verantwortungsbewussten, etc. Menschen bezeichneten. Für die Mädchen war er der Traum von einem Freund und für einen Jungen der ideale beste Kumpel. Aber all das langweilte ihn. Er kannte jeden Menschen in und auswendig, wenn er ihm in die Augen schaute. Und das war der springende Punkt. Dieses Mädchen, das er im Park getroffen hatte... Es hatte ihm in die Augen geschaut. Länger als unter den Menschen üblich... Und er hatte es nicht geschafft, in ihre Seele zu schauen. Dieses Mädchen hatte ein Geheimnis vor ihm. Und plötzlich verstand er, warum die Menschen so begierig auf Geheimnisse waren. Etwas zu wissen. Die bohrenden Fragen los zuwerden, die sich in seinem Hirn einfraßen wie ein Wurm in einen Apfel. Mitwisser zu sein. Etwas zu wissen, was andere nicht wussten. Das Gefühl anderen überlegen zu sein. Genau das war es. Neugier. Dieses Mädchen hatte seine Neugier entfacht. Kae hatte selbst vergessen, wie es sich anfühlte, neugierig zu sein. Wissbegierig. Er hatte aufgehört Fragen zu stellen. Im Himmelreich war alles erforscht und erklärt. Er wusste alles darüber. Und über die Erde. Er konnte alle Gefühle nennen, die ein Mensch empfinden konnte. Doch richtig kennen tat er sie nie. Kae konnte die Gefühle der Menschen nicht nachempfinden. Jetzt, da sich eines dieser Gefühle in ihm geregt hatte, war er begierig darauf, noch mehr Gefühle kennen zu lernen. Das höchste Gefühl der Menschen, die tiefe, ehrliche Liebe, die wollte er gar nicht erreichen. Ihm würde es schon genügen, Hoffnung, Angst, Freude, Geborgenheit und all die anderen Gefühle, die ein Mensch erlebte, zu erfahren. Während er über die Gefühle der Menschen nachdachte, merkte er nicht, wie er beobachtet wurde. Ein Schatten saß auf einem Ast in dem Baum, der im Garten gepflanzt war. * Hat sich ein Engel des Herrn von einem Mädchen verzaubern lassen. Wie tief bist du gesunken, Kae?? Ein Mädchen... * Dann sprang der Schatten vom Baum. Sanft landete er im Gras. Geräuschlos ging er zu dem im Gras liegenden Jungen. Dann ließ er sich neben Kae auf dem Boden nieder. Kae schrak auf. "Wer...?" Doch dann sah er erneut in die Augen, die ihn nicht auf den Grund einer Seele schauen ließen. Augen, wie ein Schutzwall. Ozeane verbargen den Schatz dieses Mädchens. Ozeane so weit und klar... "Du??" Kae richtete sich auf und schaute verwundert das Mädchen an. Es lächelte und neigte sich vor zu ihm. Ihre roten Lippen streiften die Seinen. Kae zu verwundert, wusste nicht wie ihm geschah und bewegte sich nicht. Diese Lippen und diese Augen hatten wieder ein neues Gefühl bei ihm ausgelöst. Sein Herz pochte und das Blut rauschte in seinen Ohren. Dazu kam noch dieses Kribbeln, welches sich von seinem Bauch über seinen gesamten Körper auszubreiten schien. Dann stand das Mädchen auf und verschwand so spurlos, wie es gekommen war.
