Chapter 14:
TTTWWWIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEET "Bitte setzt euch." Frau Palkeramao wies ihre Schüler auf die Plätze. "Zu unserer Überraschung, hat sich gestern eine neue Schülerin an unserer Schule angemeldet. Sie kam erst gestern kurzfristig in Japan an und hatte deswegen noch keine Zeit sich eine neue Schuluniform zu besorgen. Bitte seid freundlich zu ihr. Bitte. Komm doch rein." Aufmunternd lächelte der Sensei in Richtung Tür. Ein blasses Mädchen betrat das Klassenzimmer. Ihre kurzen roten Haare fielen ihr immer wieder in die Stirn. Sie trug eine sehr freizügige Variante einer Schuluniform, was ihr anscheinend selbst nicht sehr gefiel. Verlegen schaute sie auf den Boden. Dann hob sie leise ihre Stimme an. "Hallo. Ich bin heute Nacht nach Japan gekommen. Entschuldigt bitte, dass ich hier einfach so auftauche und euren Unterricht störe. Ich hoffe, wir werden gut miteinander auskommen." Die ganze Zeit über wagte sie nicht jemandem aus der Klasse in die Augen zu sehen. Plötzlich fragte sie ein Schüler: "Wo hast du denn den Fummel ausgegraben?? Im Bordell??" Er und einige Jungs lachten. "Entschuldige, aber darüber kann ich dir leider keine Auskunft geben. In meiner alten Schule war es strengstens untersagt auf irgendwelche unreife Fragen eine Antwort zu geben. Jedenfalls in der Art, in der du sie erwartest." Damit ging sie an ihm vorbei und setzte sich an einen Platz in der hintersten Reihe. Die ganze Zeit über wich Kaes Blick nicht von ihr. Sie war es!! Das geheimnisvolle Mädchen aus dem Park. Das Mädchen mit den undurchdringlichen Augen. Das Mädchen, das ihn geküsst hatte. Das Mädchen, das seine Begierde nach Gefühlen erweckt hatte. Das Mädchen, das bei ihm Gefühle auslöste, die ihm völlig unbekannt waren. Oder waren sie vergessen?? Hatte dieses Mädchen Erinnerungen in ihm wachgerufen?? Kae glaubte sich erinnern zu können. An zwei wunderschöne Augen. Doch als er versuchte die Erinnerung zu fassen, verschwand sie wieder in dem Dunkel, das seit einiger Zeit in seinem Kopf herrschte. Er musste dieses Mädchen kennen lernen. Er spürte die seltsame Aura, die sie umgab. Aber er konnte sie nirgends einordnen. Und er spürte, dass dieses kühle Mädchen viel Leid hinter sich hatte. *Irgendwas verbirgt sie...* Der Junge bekam die gerechte Strafe und der Unterricht begann. Das Mädchen wurde Kae immer rätselhafter. Obwohl sie auf die Fragen des Lehrers immer die richtige Antwort gab und alles zu wissen schien, meldete sie sich nicht. Immer wieder während der Stunden drehte Kae sich zu ihr um. *Komisch...sie hat noch nicht mal ihren Namen gesagt...* Den Zettel, den er ihr nach hinten warf nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis. Auch Marron und Chiaki war das merkwürdige Verhalten des Mädchens nicht entgangen. Abwechselnd sah jeder mal nach hinten um sie zu mustern. "Ich frage mich, was Kae zu ihr sagt." Marron rückte ihren Tisch ein Stück näher zu Chiaki. "Er wird sagen, dass er in sie verschossen ist. So wie er sie anschaut. Da ist kein Zweifel." Marron verdrehte die Augen und wandte sich ihrem Heft wieder zu. Heimlich jedoch beobachtete sie Kae und bemerkte ebenfalls die Blicke, die er der Neuen zuwarf. Dann verscheuchte sie den Gedanken an sie und ihr Blick wanderte nach draußen. *Ich frage mich, warum es draußen immer noch so dunkel ist. Vielleicht weiß Kae doch etwas darüber...* Marron seufzte. Aber irgendwie wunderte es sie, warum ihre Klassenkameraden nicht bemerkt hatten, dass sie mit Chiaki zusammen war. Sie hockten zwar nicht aufeinander und knutschten sich nicht wie die Verrückten ab, aber trotzdem.... Sie waren doch Hand in Hand in die Schule gekommen. Bis zu Beginn des Unterrichts hatte die eine Hand die andere nicht losgelassen. Miyako und Yamato schien die Klasse auch nicht bemerkt zu haben. *Irgendetwas stimmt nicht...Fin, wo bist du nur??* Frau Palkeramao trat ans Pult. "Lest bitte als Hausaufgabe die Seiten über den Anfang des Dreißigjährigen Krieges in Europa. In der nächsten Stunde werden wir das Referat über Jeanne d´Arc und das Ende des Krieges von Nagoya und Kusakabe hören. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag. Die Mädchen treffen sich nach dem Unterricht zur rhythmischen Gymnastik." Erleichtertes Aufatmen ging durch die Klasse. Die anstrengendste Stunde des Tages war geschafft. Kae lehnte sich zu der Neuen hinter, die ihre Geschichtsbücher wegpackte. "Wie heißt du denn?" Überrascht sah sie auf. Sie hatte nicht erwartet, dass jemand sie ansprach. "Risa. Ich heiße Risa." Doch weder Ausdruck noch Bewegung in ihrem Gesicht änderte sich. Kae blickte wieder in die Augen, die ihm die Informationen über ihre Seele verwehrten. *Komisch. Seine Augen. Sie lassen mich nicht in seine Seele sehen. Ist er etwa wie ich?? Ohne Vergangenheit?? Auf der Suche nach dem wahren Ich?? Ich muss es herausfinden... Vielleicht erfahre ich dadurch etwas über meine Herkunft...* noch immer sah sie ihn unverwandt an. "Und du?" "Bitte?" Kae ganz in Gedanken um Risa vertieft hatte nicht zugehört. "Wie du heißt." Er sah sie erstaunt an. "Ich? Ich bin Kae." Dann lächelte er. Risa betrachtete ihn erstaunt. Sie beobachtete, wie sich seine Mundwinkel hoben. Sich seine Muskeln bewegten. Wie sich seine geschwungenen Lippen zu einem Lächeln verzogen, schöner als alles, was sie je gesehen hatte. Sie betrachtete, wie sich seine Lippen spannten und hinter ihnen eine Reihe schneeweißer Zähne kurz hervorblitzte. "Siehst du?? Was hab ich dir gesagt?? Er ist total verknallt in sie. Und bei ihr fängt es auch langsam an." "Meinst du wirklich??" "Ja klar." "..." Marron senkte den Kopf. Ihr Blick wurde ernst. "Weißt du, warum Engel so klein und unsichtbar auf der Erde sind?" "Nein. Aber du sagst es mir, oder??" Chiaki versuchte sie aufzuheitern. Es machte ihn unglücklich, wenn er Marron traurig ansehen musste. "Weil Engel und Menschen sich nicht ineinander verlieben dürfen..." "Was?? Warum denn??" "Weil sie sich wieder trennen müssten. Der Schmerz wäre zu groß. Für beide. Ein Engel kann genauso wie ein Mensch an einer hoffnungslosen Liebe zugrunde gehen. Es ist neben den von Dämonen zugeführten Verletzungen die einzige Möglichkeit, einen Engel umzubringen. Aber es ist nicht so, wie wir Menschen das Sterben empfinden. Sie leben zwar weiter. Ihr Herz schlägt und ihr Gehirn arbeitet auch, aber es ist, als wären sie tot. Es ist ihnen gleichgültig, was mit ihrer Umwelt passiert. Sie tun nichts mehr. Sie tun das, was sie müssen. Wie Geister fliegen sie umher. Ohne Ausdruck in ihrem Gesicht, und ohne jegliches Gefühl. Langsam verliert der Engel seine Gefühle. Und Gefühle sind es, die seine Existenz ausmachen. Sein Körper wird dünner und immer blasser. Bis er sich schließlich auflöst. Dann ist er unwiederbringlich ausgelöscht. Aufgezehrt von einer Liebe, die keine Zukunft hatte. Nicht einmal eine Chance. Eine Liebe zwischen Mensch und Engel und ist sie noch so rein, ist das Synonym des Todes. Für beide. Denn mit dem Tod des Engels, stirbt auch der Mensch. Genauso qualvoll wie der Engel." Tränen traten in Marron Augen. Sie hielt die Hände vor die Augen aber trotzdem spürte sie, wie die Tränen zwischen ihren Lidern hervorquollen und ihre Hände und ihr Gesicht mit leicht salzigem Wasser benetzten. Chiaki legte seine Arme um sie und zog sie zu sich. "Psst. Marron. Ich werde aufpassen, dass sie sich nicht ineinander verlieben. Alles ist gut. Ich bin bei dir. Hör auf zu weinen." Marron vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. "Es wird ja alles gut." Sanft wiegte er sie vor und zurück. "Marron. Ich bin ja bei dir." Die beiden merkten nicht, dass plötzlich alle Schüler ihnen Beachtung schenkten und sich alle Köpfe ihnen zugewandt hatten. Keiner wusste, warum Marron weinte. Doch langsam aber sicher stellte sich bei allen die Vermutung ein, dass die beiden ein Paar waren. Auch Miyako und Yamato wurden zur Kenntnis genommen. Dennoch lag ihrer aller Interesse bei Marron und Chiaki. Irgendwie hatten sich alle bemüht, die beiden miteinander zu verkuppeln. Auch wenn der eine oder die andere in einen von den beiden verschossen war, hatten sie alle gemerkt, dass die beiden die waren, deren Partnerschaft von vornherein festgestanden hatte. Sie hielten gespannt den Atem an. Warteten darauf, dass sich ihre Vermutungen bestätigen und ihre Bemühungen erfolgreich sein würden. Die Mädchen bissen sich auf die Lippen und die meisten Jungen kauten an den Nägeln. Noch immer wollte Marron nicht aufhören zu weinen. "Marron. Hör auf zu weinen. Ich bin ja da." Sanft hauchte Chiaki diese Worte in ihr Ohr. Marron schluckte. Dann sah sie ihm in die Augen. Diese Augen sahen sie mit soviel Liebe und Wärme an. Solche Tiefe. Tiefe in der sie ertrinken wollte. Tiefe, in der sie sich geborgen fühlte. Tiefe, in der sie alles vergessen konnte. Der Tränenstrom versiegte. Marron entspannte sich. Sie spürte ihren aufgeregten Herzschlag, als sie spürte, dass sie in Chiakis Armen lag. Ihre Knie wurden weich. Sie spürte seine Körperwärme durch die Kleidung. Fühlte, wie sich ihre Oberkörper leicht vom Atem bewegt aneinander rieben. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. So musste das Paradies sein. In den Armen ihres Geliebten alles zu vergessen. Sorgen und Ängste hinter sich zulassen. Sie beugte den Kopf leicht vor. Und traf mit Chiakis Lippen zusammen. Sie erwiderte den sanften Druck, der von ihnen ausging und schlang ihre Arme um Chiakis Nacken. Sein Griff verstärkte sich unmerklich und er zog sie näher an sich. Wie eine Ertrinkende klammerte sich Marron an Chiaki, denn ihre Füße verwehrten ihr nun endgültig den Dienst. Sie fühlte die Leidenschaft in dem Kuss, den Chiaki ihr schenkte. Sie merkte, wie energisch er seine Hände zurückhielt, nicht ihren Körper hinaufzuwandern, um sie zu berühren. Um ihr Vergessen zu schenken. Der Klasse um sie herum stockte der Atem. So recht hatte es dann doch keiner glauben wollen. Die beiden hatten zueinander gefunden und küssten sich mit einer solchen Leidenschaft vor aller Augen, dass es schon fast an ein Wunder grenzte, dass sie nicht übereinander herfielen. Freude stieg in ihnen auf. Selbst der Unsensibelste schien die Liebe förmlich zu spüren, die sich langsam im Klassenzimmer ausbreitete. Einigen Mädchen traten Tränen in die Augen. Doch jede hielt Schluchzer zurück. Auch der ein oder andere Junge wischte sich verstohlen über die Augen. Risa nahm das alles sehr verwundert war. Alle schienen von diesem Paar in der Mitte gefesselt zu sein. Irgendetwas hatte sich verändert in diesem Raum. Doch sie konnte nicht fühlen was. Irgendetwas hatte sich verändert. Doch nicht nur in diesem Raum. Auch in den Herzen der Anwesenden. Nur ihr Herz schien nicht bewegt zu werden. Und wie sah es mit ihrer neuen Bekanntschaft aus?? Sie wandte den Blick Kae zu. Er saß da. Hoch aufgerichtet. Die Augen geschlossen. Er schien diese Stimmung, die alles verändert hatte in sich aufzusaugen. Nicht wissend, was es war. Doch begierig, so viel wie möglich davon in sich aufzunehmen, um sich immer wieder daran zu erinnern. Plötzlich wurde die Spannung gebrochen. Ein Mädchen bekam vom Luftanhalten und Tränen Zurückdrängen heftigen Schluckauf. Ihr 'Hicks' ließ Marron und Chiaki erschrocken auseinanderfahren. Da bemerkten sie, was sie getan hatten. Sie hatten sich geküsst. Vor der ganzen Klasse. Verlegen blickten sie zu Boden. Ihre Köpfe leuchteten und ihre Schuhe malten Kreise auf den Boden. Und plötzlich brach die Klasse in Jubel und Beifallsstürme aus. Die Mädchen verloren nun endgültig die Fassung und die Jungs überwanden sich und zogen einige in die Arme um wenn möglich mit dem gleichen Ergebnis wie Chiaki ihre Tränen zu trocknen. Kae wollte eigentlich das Gleiche mit Risa tun, aber als er sich zu ihr umdrehte, sah er nur in ihre kalten emotionslosen Augen. Sie sah aus wie ein Roboter. Sie schien die Daten zu verarbeiten, die so neu, plötzlich und unbekannt auf sie eingeströmt waren. In der Pause schien dann das Mädchenklo überfüllt mit verheulten Mädchen, die verzweifelt versuchten, ihr verlaufenes Make Up wieder einigermaßen ordentlich aus zu bessern.
TTTWWWIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEET "Bitte setzt euch." Frau Palkeramao wies ihre Schüler auf die Plätze. "Zu unserer Überraschung, hat sich gestern eine neue Schülerin an unserer Schule angemeldet. Sie kam erst gestern kurzfristig in Japan an und hatte deswegen noch keine Zeit sich eine neue Schuluniform zu besorgen. Bitte seid freundlich zu ihr. Bitte. Komm doch rein." Aufmunternd lächelte der Sensei in Richtung Tür. Ein blasses Mädchen betrat das Klassenzimmer. Ihre kurzen roten Haare fielen ihr immer wieder in die Stirn. Sie trug eine sehr freizügige Variante einer Schuluniform, was ihr anscheinend selbst nicht sehr gefiel. Verlegen schaute sie auf den Boden. Dann hob sie leise ihre Stimme an. "Hallo. Ich bin heute Nacht nach Japan gekommen. Entschuldigt bitte, dass ich hier einfach so auftauche und euren Unterricht störe. Ich hoffe, wir werden gut miteinander auskommen." Die ganze Zeit über wagte sie nicht jemandem aus der Klasse in die Augen zu sehen. Plötzlich fragte sie ein Schüler: "Wo hast du denn den Fummel ausgegraben?? Im Bordell??" Er und einige Jungs lachten. "Entschuldige, aber darüber kann ich dir leider keine Auskunft geben. In meiner alten Schule war es strengstens untersagt auf irgendwelche unreife Fragen eine Antwort zu geben. Jedenfalls in der Art, in der du sie erwartest." Damit ging sie an ihm vorbei und setzte sich an einen Platz in der hintersten Reihe. Die ganze Zeit über wich Kaes Blick nicht von ihr. Sie war es!! Das geheimnisvolle Mädchen aus dem Park. Das Mädchen mit den undurchdringlichen Augen. Das Mädchen, das ihn geküsst hatte. Das Mädchen, das seine Begierde nach Gefühlen erweckt hatte. Das Mädchen, das bei ihm Gefühle auslöste, die ihm völlig unbekannt waren. Oder waren sie vergessen?? Hatte dieses Mädchen Erinnerungen in ihm wachgerufen?? Kae glaubte sich erinnern zu können. An zwei wunderschöne Augen. Doch als er versuchte die Erinnerung zu fassen, verschwand sie wieder in dem Dunkel, das seit einiger Zeit in seinem Kopf herrschte. Er musste dieses Mädchen kennen lernen. Er spürte die seltsame Aura, die sie umgab. Aber er konnte sie nirgends einordnen. Und er spürte, dass dieses kühle Mädchen viel Leid hinter sich hatte. *Irgendwas verbirgt sie...* Der Junge bekam die gerechte Strafe und der Unterricht begann. Das Mädchen wurde Kae immer rätselhafter. Obwohl sie auf die Fragen des Lehrers immer die richtige Antwort gab und alles zu wissen schien, meldete sie sich nicht. Immer wieder während der Stunden drehte Kae sich zu ihr um. *Komisch...sie hat noch nicht mal ihren Namen gesagt...* Den Zettel, den er ihr nach hinten warf nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis. Auch Marron und Chiaki war das merkwürdige Verhalten des Mädchens nicht entgangen. Abwechselnd sah jeder mal nach hinten um sie zu mustern. "Ich frage mich, was Kae zu ihr sagt." Marron rückte ihren Tisch ein Stück näher zu Chiaki. "Er wird sagen, dass er in sie verschossen ist. So wie er sie anschaut. Da ist kein Zweifel." Marron verdrehte die Augen und wandte sich ihrem Heft wieder zu. Heimlich jedoch beobachtete sie Kae und bemerkte ebenfalls die Blicke, die er der Neuen zuwarf. Dann verscheuchte sie den Gedanken an sie und ihr Blick wanderte nach draußen. *Ich frage mich, warum es draußen immer noch so dunkel ist. Vielleicht weiß Kae doch etwas darüber...* Marron seufzte. Aber irgendwie wunderte es sie, warum ihre Klassenkameraden nicht bemerkt hatten, dass sie mit Chiaki zusammen war. Sie hockten zwar nicht aufeinander und knutschten sich nicht wie die Verrückten ab, aber trotzdem.... Sie waren doch Hand in Hand in die Schule gekommen. Bis zu Beginn des Unterrichts hatte die eine Hand die andere nicht losgelassen. Miyako und Yamato schien die Klasse auch nicht bemerkt zu haben. *Irgendetwas stimmt nicht...Fin, wo bist du nur??* Frau Palkeramao trat ans Pult. "Lest bitte als Hausaufgabe die Seiten über den Anfang des Dreißigjährigen Krieges in Europa. In der nächsten Stunde werden wir das Referat über Jeanne d´Arc und das Ende des Krieges von Nagoya und Kusakabe hören. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag. Die Mädchen treffen sich nach dem Unterricht zur rhythmischen Gymnastik." Erleichtertes Aufatmen ging durch die Klasse. Die anstrengendste Stunde des Tages war geschafft. Kae lehnte sich zu der Neuen hinter, die ihre Geschichtsbücher wegpackte. "Wie heißt du denn?" Überrascht sah sie auf. Sie hatte nicht erwartet, dass jemand sie ansprach. "Risa. Ich heiße Risa." Doch weder Ausdruck noch Bewegung in ihrem Gesicht änderte sich. Kae blickte wieder in die Augen, die ihm die Informationen über ihre Seele verwehrten. *Komisch. Seine Augen. Sie lassen mich nicht in seine Seele sehen. Ist er etwa wie ich?? Ohne Vergangenheit?? Auf der Suche nach dem wahren Ich?? Ich muss es herausfinden... Vielleicht erfahre ich dadurch etwas über meine Herkunft...* noch immer sah sie ihn unverwandt an. "Und du?" "Bitte?" Kae ganz in Gedanken um Risa vertieft hatte nicht zugehört. "Wie du heißt." Er sah sie erstaunt an. "Ich? Ich bin Kae." Dann lächelte er. Risa betrachtete ihn erstaunt. Sie beobachtete, wie sich seine Mundwinkel hoben. Sich seine Muskeln bewegten. Wie sich seine geschwungenen Lippen zu einem Lächeln verzogen, schöner als alles, was sie je gesehen hatte. Sie betrachtete, wie sich seine Lippen spannten und hinter ihnen eine Reihe schneeweißer Zähne kurz hervorblitzte. "Siehst du?? Was hab ich dir gesagt?? Er ist total verknallt in sie. Und bei ihr fängt es auch langsam an." "Meinst du wirklich??" "Ja klar." "..." Marron senkte den Kopf. Ihr Blick wurde ernst. "Weißt du, warum Engel so klein und unsichtbar auf der Erde sind?" "Nein. Aber du sagst es mir, oder??" Chiaki versuchte sie aufzuheitern. Es machte ihn unglücklich, wenn er Marron traurig ansehen musste. "Weil Engel und Menschen sich nicht ineinander verlieben dürfen..." "Was?? Warum denn??" "Weil sie sich wieder trennen müssten. Der Schmerz wäre zu groß. Für beide. Ein Engel kann genauso wie ein Mensch an einer hoffnungslosen Liebe zugrunde gehen. Es ist neben den von Dämonen zugeführten Verletzungen die einzige Möglichkeit, einen Engel umzubringen. Aber es ist nicht so, wie wir Menschen das Sterben empfinden. Sie leben zwar weiter. Ihr Herz schlägt und ihr Gehirn arbeitet auch, aber es ist, als wären sie tot. Es ist ihnen gleichgültig, was mit ihrer Umwelt passiert. Sie tun nichts mehr. Sie tun das, was sie müssen. Wie Geister fliegen sie umher. Ohne Ausdruck in ihrem Gesicht, und ohne jegliches Gefühl. Langsam verliert der Engel seine Gefühle. Und Gefühle sind es, die seine Existenz ausmachen. Sein Körper wird dünner und immer blasser. Bis er sich schließlich auflöst. Dann ist er unwiederbringlich ausgelöscht. Aufgezehrt von einer Liebe, die keine Zukunft hatte. Nicht einmal eine Chance. Eine Liebe zwischen Mensch und Engel und ist sie noch so rein, ist das Synonym des Todes. Für beide. Denn mit dem Tod des Engels, stirbt auch der Mensch. Genauso qualvoll wie der Engel." Tränen traten in Marron Augen. Sie hielt die Hände vor die Augen aber trotzdem spürte sie, wie die Tränen zwischen ihren Lidern hervorquollen und ihre Hände und ihr Gesicht mit leicht salzigem Wasser benetzten. Chiaki legte seine Arme um sie und zog sie zu sich. "Psst. Marron. Ich werde aufpassen, dass sie sich nicht ineinander verlieben. Alles ist gut. Ich bin bei dir. Hör auf zu weinen." Marron vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. "Es wird ja alles gut." Sanft wiegte er sie vor und zurück. "Marron. Ich bin ja bei dir." Die beiden merkten nicht, dass plötzlich alle Schüler ihnen Beachtung schenkten und sich alle Köpfe ihnen zugewandt hatten. Keiner wusste, warum Marron weinte. Doch langsam aber sicher stellte sich bei allen die Vermutung ein, dass die beiden ein Paar waren. Auch Miyako und Yamato wurden zur Kenntnis genommen. Dennoch lag ihrer aller Interesse bei Marron und Chiaki. Irgendwie hatten sich alle bemüht, die beiden miteinander zu verkuppeln. Auch wenn der eine oder die andere in einen von den beiden verschossen war, hatten sie alle gemerkt, dass die beiden die waren, deren Partnerschaft von vornherein festgestanden hatte. Sie hielten gespannt den Atem an. Warteten darauf, dass sich ihre Vermutungen bestätigen und ihre Bemühungen erfolgreich sein würden. Die Mädchen bissen sich auf die Lippen und die meisten Jungen kauten an den Nägeln. Noch immer wollte Marron nicht aufhören zu weinen. "Marron. Hör auf zu weinen. Ich bin ja da." Sanft hauchte Chiaki diese Worte in ihr Ohr. Marron schluckte. Dann sah sie ihm in die Augen. Diese Augen sahen sie mit soviel Liebe und Wärme an. Solche Tiefe. Tiefe in der sie ertrinken wollte. Tiefe, in der sie sich geborgen fühlte. Tiefe, in der sie alles vergessen konnte. Der Tränenstrom versiegte. Marron entspannte sich. Sie spürte ihren aufgeregten Herzschlag, als sie spürte, dass sie in Chiakis Armen lag. Ihre Knie wurden weich. Sie spürte seine Körperwärme durch die Kleidung. Fühlte, wie sich ihre Oberkörper leicht vom Atem bewegt aneinander rieben. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. So musste das Paradies sein. In den Armen ihres Geliebten alles zu vergessen. Sorgen und Ängste hinter sich zulassen. Sie beugte den Kopf leicht vor. Und traf mit Chiakis Lippen zusammen. Sie erwiderte den sanften Druck, der von ihnen ausging und schlang ihre Arme um Chiakis Nacken. Sein Griff verstärkte sich unmerklich und er zog sie näher an sich. Wie eine Ertrinkende klammerte sich Marron an Chiaki, denn ihre Füße verwehrten ihr nun endgültig den Dienst. Sie fühlte die Leidenschaft in dem Kuss, den Chiaki ihr schenkte. Sie merkte, wie energisch er seine Hände zurückhielt, nicht ihren Körper hinaufzuwandern, um sie zu berühren. Um ihr Vergessen zu schenken. Der Klasse um sie herum stockte der Atem. So recht hatte es dann doch keiner glauben wollen. Die beiden hatten zueinander gefunden und küssten sich mit einer solchen Leidenschaft vor aller Augen, dass es schon fast an ein Wunder grenzte, dass sie nicht übereinander herfielen. Freude stieg in ihnen auf. Selbst der Unsensibelste schien die Liebe förmlich zu spüren, die sich langsam im Klassenzimmer ausbreitete. Einigen Mädchen traten Tränen in die Augen. Doch jede hielt Schluchzer zurück. Auch der ein oder andere Junge wischte sich verstohlen über die Augen. Risa nahm das alles sehr verwundert war. Alle schienen von diesem Paar in der Mitte gefesselt zu sein. Irgendetwas hatte sich verändert in diesem Raum. Doch sie konnte nicht fühlen was. Irgendetwas hatte sich verändert. Doch nicht nur in diesem Raum. Auch in den Herzen der Anwesenden. Nur ihr Herz schien nicht bewegt zu werden. Und wie sah es mit ihrer neuen Bekanntschaft aus?? Sie wandte den Blick Kae zu. Er saß da. Hoch aufgerichtet. Die Augen geschlossen. Er schien diese Stimmung, die alles verändert hatte in sich aufzusaugen. Nicht wissend, was es war. Doch begierig, so viel wie möglich davon in sich aufzunehmen, um sich immer wieder daran zu erinnern. Plötzlich wurde die Spannung gebrochen. Ein Mädchen bekam vom Luftanhalten und Tränen Zurückdrängen heftigen Schluckauf. Ihr 'Hicks' ließ Marron und Chiaki erschrocken auseinanderfahren. Da bemerkten sie, was sie getan hatten. Sie hatten sich geküsst. Vor der ganzen Klasse. Verlegen blickten sie zu Boden. Ihre Köpfe leuchteten und ihre Schuhe malten Kreise auf den Boden. Und plötzlich brach die Klasse in Jubel und Beifallsstürme aus. Die Mädchen verloren nun endgültig die Fassung und die Jungs überwanden sich und zogen einige in die Arme um wenn möglich mit dem gleichen Ergebnis wie Chiaki ihre Tränen zu trocknen. Kae wollte eigentlich das Gleiche mit Risa tun, aber als er sich zu ihr umdrehte, sah er nur in ihre kalten emotionslosen Augen. Sie sah aus wie ein Roboter. Sie schien die Daten zu verarbeiten, die so neu, plötzlich und unbekannt auf sie eingeströmt waren. In der Pause schien dann das Mädchenklo überfüllt mit verheulten Mädchen, die verzweifelt versuchten, ihr verlaufenes Make Up wieder einigermaßen ordentlich aus zu bessern.
