Kapitel 3

Wieder leuchtete das rote Lämpchen der Empfangsstation auf. Obi-Wan riss das Comlink an sich, noch bevor das summende Signal ertönte. Es mochte inzwischen kurz vor Mitternacht sein. Die Dunkelheit war über die Ebenen Tatooines gekrochen und man konnte nicht mehr Wüste von Himmel unterscheiden.

„Qui-Gon?"

Es gab ein leises Rauschen in der Leitung, und dann erklang eine Frauenstimme.

„Kenobi? Ich kann euch nicht verstehen ... Obi-Wan?"

Überrascht ließ der Jedi sein Sprechgerät sinken. Es war die Königin! Warum kontaktierte sie ihn über Com – und das zu solch später Zeit noch?

„Hoheit? Ist euch etwas geschehen?" In seiner Stimme schwang ernsthafte Besorgnis mit.

„Nein, nein. Es ist alles in Ordnung." Der Jedi runzelte die Stirn. Wenn alles in Ordnung war, weshalb rief sie ihn dann?

„Fühlt Ihr Euch nicht wohl? Benötigt Ihr irgendetwas – kann ich es Euch bringen?"

Auf seine Worte hin glaubte er, sie kichern zu hören. „Hoheit?"

„Nun ... danke, es ist wirklich sehr freundlich von Euch. Ich will Euch nicht belästigen. Es ist nur ... der Bootha-Wein. Ich glaube, ein Glas Wasser könnte mir gut tun."

Obi-Wan nickte. „In Ordnung. Ich werde Eurer Zofe sagen, sie soll Euch ein Glas aufs Zimmer –"

Die Frauenstimme unterbrach ihn. „Meine Zofen schlafen inzwischen alle, und ich will sie nicht wecken. Wenn Ihr vielleicht die Freundlichkeit hättet ... ich weiß, Ihr habt Eure Pflichten, und ich will Euch wirklich nicht davon abhalten."

„Aber nein, keineswegs." Der Jedi sprang auf. „Ich werde in 5 Minuten bei Euch sein. Könnt Ihr solange warten?"

Wieder vernahm er ein Kichern. „Ich danke Euch", sagte sie, und das rote Empfangssignal erlosch.

Obi-Wan schritt langsam das Deck entlang, das kühle Glas Wasser in den Händen. Seine Schritte verursachten ein dumpfes Geräusch auf dem soliden Metallboden, als er darüber ging. Wieder diese Stille! Er dachte nach.

Im Grunde hatte Thila Recht gehabt. Was sollte es bringen, seinen Sehnsüchten zu entsagen, während der Schmerz, die Angst und die Wut darüber, auferlegten Regeln folgen zu müssen, regelrecht auf Sonnengröße anschwollen? Nein, es hatte keinen Sinn. Wen würde es kümmern, wem würde es schaden, wenn ein Jedi, der dieselben natürlichen Gefühle hatte wie jedes andere Wesen auch, diesen nicht ebenso nachging? Noch dazu, wenn es solch wunderbare Gefühle waren, wie sie ihn in diesem Augenblick durchströmten, während er an die Königin dachte ...?

Doch da war auch schon das nächste Problem – sie war eine Königin! Und er? Er war nichts weiter als ein junger Jedischüler, der romantische Gefühle für sie hegte. Wenn er sich schon nicht um seine eigene Laufbahn sorgte, was schon schlimm genug war, so musste er doch zumindest an die ihre denken. Was würde es für Folgen haben, würde man sie zusammen mit einem jungen Jedi ertappen! Vorausgesetzt natürlich, sie hegte überhaupt irgendein Interesse für ihn ... ganz sicher war er sich dessen immer noch nicht.

Andererseits hatte er bei ihrem Besuch vorhin im Cockpit nichts von dem überheblichen, majestätischen Betragen einer Königin wahr genommen. Sie kam ihm vor wie ein kleines Mädchen – war sie nicht mitunter sogar um Einiges jünger als er selbst? Und dann die Art, wie sie ihn über Com gerufen hatte. Besaß das Gemach der Königin etwa keinen eigenen Destillierapparat, dem sie ein Glas Wasser entnehmen konnte? Kaum vorstellbar. Obi-Wan atmete tief durch und betätigte den automatischen Türmelder.

„Herein."

Unsicher trat der Jedi in den Raum. Er war nur schwach beleuchtet. Inmitten von Decken und zahlreichen Kissen saß die Königin auf ihrem Bett und schenkte ihm ein Lächeln, als er näher kam. Doch sie sah verändert aus, und Obi-Wan stutzte. Ihr Gesicht, vorhin noch von einer dicken Puderschicht bedeckt, war nun gänzlich abgeschminkt und glänzte rosig im Schein der Beleuchtung. Auch ihrer extravaganten Kleidung hatte sie sich entledigt, sie trug nichts als ein schlichtes graues Gewand.

Lächelnd hob die Königin die Hand und entnahm ihm das Glas. Ihre Finger berührten wieder einander, doch diesmal war sich Obi-Wan sicher, dass es absichtlich geschehen war. Fragend blickte er sie an.

Sie bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, sich zu setzen. Als der Jedi flüchtig aufblickte, erkannte er an der gegenüberliegenden Wand tatsächlich jenen Destillierapparat, von dem er bereits vermutet hatte, dass er dort angebracht war. Die Königin hatte seinen Blick verfolgt und grinste unschuldig.

„Ich danke Euch, Jedi", sagte sie.

„Gern geschehen. Weshalb habt Ihr mich gerufen?" Obi-Wan entschied, dass eine offene Frage in dieser Situation das Beste war. Sie wussten beide, dass die Königin ihn nicht wegen des Wassers gerufen hatte.

„Ich wollte mit Euch sprechen", lautete ihre Antwort.

„Sprechen? Mit mir? Ah, ich verstehe, Ihr möchtet unser sinnloses Geschwätz von vorhin weiter führen. Nun, Ihr seid die Königin. Euer Wunsch ist mir Befehl!" Ohne nachzudenken, sprudelten diese Worte wie von selbst aus seinem Mund hervor. Dem Jedi war selbst unbegreiflich, mit welchem Recht er sich anmaßte, mit der Königin auf diese Weise zu reden. Sie schien jedoch keineswegs verärgert, und Obi-Wan konnte ein freches Grinsen ohnehin nicht unterdrücken.

„Verzeiht mir, Obi-Wan, was ich vorhin sagte. Natürlich habe ich es nicht so gemeint." Nun grinste sie ebenfalls. „Aber ich meine es durchaus ernst", fügte sie im Spaß tadelnd hinzu. „Ich möchte mehr von Euch erfahren. Von Eurem Leben, Euren Entscheidungen, die Euch hierher brachten. Gewiss ist es nur einer Reihe glücklicher Zufälle zu verdanken, dass wir einander getroffen haben."

Obi-Wan wollte seinen Ohren nicht trauen. Hatte sie eben „glückliche Zufälle" gesagt? Konnte es tatsächlich sein, dass sie mehr für ihn empfand, obgleich er nur zu ihrem Schutz mitgereist und ihr in jeder Weise unterstellt war?

„Warum wollt Ihr das wissen?", fragte er langsam.

„Weil ich ..." , wie beiläufig strich ihr Finger über seine Brust, „ ... mich zu Euch hingezogen fühle, Jedi."

Automatisch schüttelte Obi-Wan den Kopf. All seine Erfahrungen, seine Studien hatten ihn gelehrt, dass die königliche Hoheit niemand war, den man gleichrangig behandeln durfte. Auch wenn er ihren Annäherungsversuchen nur zu gern nachgegeben hätte, er konnte und durfte es einfach nicht tun. Es überstieg über seine Möglichkeiten.

„Hoheit ...", begann er und griff nach der Hand, die auf seiner Brust ruhte. Sie jedoch krallte sich nur noch fester in seinen Umhang.

„Ich liebe Euch, Obi-Wan. Von dem Augenblick an, als die Droiden uns gefangen nahmen und Ihr erschienen seid und uns befreit habt. Ihr ward mein Retter! Ich glaubte schon, ich wäre verloren, besiegt von der geldgierigen Handelsföderation, die nichts anderes als ihre Macht und Unterdrückung im Sinn hat. Doch dann seid Ihr in mein Leben getreten, und ich ... ich kann Euch nicht vergessen ..." Sie brach ab.

Traurig musterte Obi-Wan ihre schönen Züge. Es stimmte ... seid sie sich in der Stadt Theed zum ersten Mal getroffen hatten, hatte es eine Verbindung zwischen ihnen gegeben. Eine übernatürliche Verbindung, die ihre Schicksale miteinander verwob, er hatte es gespürt und spürte es jetzt noch. Ja, er hatte sie ebenfalls nicht vergessen können. Doch dann überkam ihn die Erinnerung an Thila, und all die Schwierigkeiten, die ihre Verbindung nachträglich mit sich gezogen hatte. Wollte er so etwas wirklich noch einmal riskieren?

„Hört zu", sagte er, seine Worte sorgsam wählend. „Es geht mir nicht um mich. Ihr wisst, dass es einem Jedi verboten ist zu lieben ... und bitte glaubt mir, ich wäre nur allzu gern bereit, diesen Verstoß auf mich zu nehmen, könnte ich dadurch die Bindung zwischen uns aufrecht erhalten."

Er sah sie an; ein Strahlen breitete sich auf ihrem zarten Gesicht aus.

„Doch Ihr seid eine Königin", fuhr Obi-Wan fort, nun wieder sehr Ernst. Abrupt verschwand das Strahlen aus ihrem Antlitz. „Glaubt mir, ich liebe Euch, aber das Letzte was ich erreichen möchte, ist Euch in Schwierigkeiten zu bringen. Was glaubt Ihr, würde geschehen, wenn Euer Leibwächter Euch morgen in den Armen eines jungen Jedi vorfindet?"

„Verdammt!", brach es aus ihr heraus, und Obi-Wan war erschrocken, die Königin fluchen zu hören. „Verdammt, ich bin nicht die Königin!"

Verlor sie jetzt vollkommen den Verstand? Obi-Wan betrachtete sie zusehends entsetzt.

„Es ist wahr", seufzte sie, und fuhr sich verzweifelt mit der Hand durchs Haar. „Ich bin nicht die Königin. Ich wurde auserwählt, die Rolle der Königin zu spielen, damit sie sich in Sicherheit wiegen konnte. Die wahre Königin befindet sich in Mos Espa, zusammen mit Eurem Jedimeister Qui-Gon Jinn. Ich bin nichts weiter als ihre Leibwächterin. Ihr Double. Mein Name ist Sabé."

oOo

Die Luft im Innern des Raumgleiters war abgestanden und warm; es war stockdunkel. Obi-Wan hatte den Arm unter Thilas Nacken geschoben und lag ruhig neben ihr, sie war eingeschlafen. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig und kitzelte seine Brust. Er musste grinsen. Vorsichtig wandte er den Kopf zur Seite und blickte in ihr Gesicht. Wenn sie schlief, sah sie aus wie ein Engel! Blonde Haarsträhnen waren über ihr Gesicht gerutscht, die Schminkte über den Augen leicht verwischt, und ihr Mund stand im Schlaf leicht offen. Obi-Wan beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Stirn, dann wandte er sich wieder ab und ließ das neu gefundene Glück auf sich wirken. Wann hatte er sich das Letzte Mal so befreit gefühlt! Es musste ohne Zweifel sehr, sehr lange her sein. Vielleicht in den frühen Tagen seiner Kindheit. Damals, als Meister Yoda ihm feierlich mitgeteilt hatte, er hätte die Prüfungen des Rates bestanden und sei nun ein junger Padawan. Ja, dies war einer der Höhepunkte seines jungen Lebens gewesen. Über dem größten Teil seiner Kindheit lag ein dunkler Schatten seiner Erinnerungen, den er bisweilen nicht mehr zu durchdringen vermochte, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte. An diesen Tag erinnerte er sich jedoch noch so klar und deutlich, als wäre es gestern gewesen. Langsam, mit der angemessenen Ruhe, jedoch innerlich laut jubelnd und voll spannender Vorfreude sah er sich aus dem Versammlungsraum schreiten. Draußen hatte ihn sein Vater in Empfang genommen. Es hatte nur eines Blickes in das strahlende Gesicht seines Sohns bedurft, um ihm zu sagen, dass die Entscheidung des Rats positiv ausgefallen war. Glücklich hatte er den jungen Obi-Wan in seine Arme geschlossen und fest an sich gedrückt, doch gleichzeitig hatte ihn ein seltsames Gefühl der Wehmut beschlichen. Nun war es also soweit – Obi-Wan würde fort gehen. Er würde unter die Obhut eines Jedimeisters gestellt werden, mit ihm durch die halbe Galaxie reisen und seiner Heimat, einem weit abgelegenen Sternensystem, für lange Zeit den Rücken kehren. Vielleicht sogar für immer.

Traurig hatte der alte Mann in das Gesicht seines Sohnes geblickt, in dem jedoch nichts als grenzenloser Stolz und Freude geschrieben stand. Angesichts dieser Freude, die seinen jungen Sohn so vollkommen zu erfüllen schien, hatte er schließlich nicht anders gekonnt als sich mit ihm zu freuen.

Obi-Wan blickte zur Decke des Raumgleiters hinauf und lächelte gedankenverloren. Die Umrisse von seinem und Thilas Körper spiegelten sich auf der blanken Metallfläche wie schemenhafte, illusionsartige Bilder. Doch war es keine Illusion. Es war real! Er lag hier, zusammen mit einer wunderschönen Frau, die er mehr als alles andere liebte; der langweilige Flugkurs auf Alderaan war endlich abgeschlossen und schon in wenigen Jahren würde er mit seiner Ausbildung fertig und ein junger Jedi sein!

Schau mich an, Dad! Schau, wie glücklich mein Entschluss damals gewesen ist. Ich weiß, du bist nicht vollkommen einverstanden damit gewesen, doch ich bin sicher, wenn du mich jetzt sehen könntest und wüsstest, was ich alles erreicht habe, dann würdest du stolz auf mich sein!

Im selben Moment glitten die Schotten des Raumgleiters auseinander, und herein fiel das grelle, unangenehm starke Licht des Hangars. Obi-Wan musste geblendet die Augen schließen. Er vernahm einen erstickten Aufschrei von Thila und drehte sich nach ihr um. Im dem Moment, als die Schotten sich öffneten, hatte sie rasch nach ihren Kleidern gegriffen und ihren Körper aufs Notdürftigste bedeckt; ihre Augen starrten wie gebannt nach vorn und fixierten die Tür. Auch der Jedi wandte den Blick. Im hellen Licht der Öffnung erkannte er undeutlich ein hässliches blaues Gesicht, dass sensationslüstern zu ihnen herein starrte und keinerlei Anstalten zu machte, wieder zu verschwinden.

„Ich bin gespannt, was Fawcett davon hält", grinste der Toydarianer, und entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne.

Obi-Wan spürte, wie unbändige Wut in ihm hoch kochte. Es war Gradwin! Der widerwärtige Jungpilot, der sich schon einmal an Thila vergriffen hatte, ehe er ihre geballte Faust zu spüren bekam. Die Gelegenheit, sie bei ihrem Fluglehrer verpfeifen zu können, musste für ihn der krönende Höhepunkt des Fests seins.

„Gradwin! Bleib hier, du dreckiger ..."

Doch der kleine Toydarianer war mit einem Mal sehr flink. Geschickt ließ er sich von der Schiffsrampe fallen, flatterte hastig durch den Raum und hatte schon nach wenigen Augenblicken den Ausgang des Hangars erreicht. Obi-Wan fluchte. Dieser miese kleine Schnüffler würde alles zerstören, all das Glück, das ihm vom ersten Tage seiner Ausbildung bis zum heutigen Tag, und insbesondere dem heutigen Tag, widerfahren war. Er wollte ihm unverzüglich nachstürmen, doch Thila hielt ihn zurück. „Was ist?", zischte er sie wütend an.

Thila hob beschwichtigend die Hand. „Obi-Wan, beruhige dich doch."

„Ich soll mich beruhigen? Gradwin wird geradewegs zu Fawcett laufen und ihm alles brühwarm berichten. Das was er gesehen hat, sollte ausreichen ... verflucht, er hat doch nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet!"

„Ich denke nicht, dass sie ihm glauben werden", sagte Thila leise.

„Du denkst nicht ...?"

„Ach, ich habe keine Ahnung! Aber auf alle Fälle sollten wir schleunigst von hier verschwinden." Nervös fuhr sich die blonde Frau mit der Zunge über die Lippen. Obi-Wan nickte. Minuten später waren sie angezogen und hatten schon fast den Ausgang erreicht, als Thila noch einmal stehen blieb. „Eins noch, Obi-Wan. Was auch passieren wird, du sollst wissen, dass ich nichts bereue. Absolut nichts. Die Zeit mit dir war wunderbar, und ich möchte sie auf keinen Fall missen. Ich liebe dich, Obi-Wan. Und das ist alles, was zählt."

oOo

„Woran denkst du?", fragte Sabé leise. Ihre braunen Augen musterten den Jedi, der auf einmal sehr in sich gekehrt schien. Auf ihr Geständnis hin hatte er lange geschwiegen, so als hätten ihre Worte ihn zum Nachdenken veranlasst, und Sabé wollte sich hüten, ihn dabei zu stören. Unsicher lächelte sie zu ihm hinüber und wartete auf die Antwort.

„Nun ja", erwiderte Obi-Wan schließlich zögernd. „Ich dachte gerade an eine Frau ..." Ihr Lächeln verblasste.

Obi-Wan blickte hoch, erkannte ihren Gesichtsausdruck und musste lachen. „Nein, nein, es ist nicht so wie du denkst. Ich traf sie vor zehn Jahren als Schüler, im Rahmen meiner Ausbildung auf Alderaan. Aber durch dich fühle ich mich wieder in diese Zeit zurückversetzt ... du rufst Gefühle in mir wach, die ich längst vergessen zu haben glaubte."

Erleichtert atmete Sabé auf. Einen Moment lang hatte sie tatsächlich befürchtet, es gäbe noch eine weitere Frau in seinem Leben, doch allem Anschein nach war dem schon seit langer Zeit nicht mehr so. „Ich hatte befürchtet ...", gestand sie verlegen, „dass deine Bewunderung mir gegenüber nur daher rührte, dass du mich für die Königin hieltest. Wenn ich mich dir als einfache Zofe offenbart hätte ... ich hatte geglaubt, du wärst enttäuscht gewesen."

Der Jedi schüttelte lächelnd den Kopf. Zärtlich griff er nach ihrer Hand und spielte mit ihren Fingern.

„Ich hätte wissen sollen, dass du keine königliche Hoheit bist", erwiderte er währenddessen nachdenklich. „An dir ist nichts überheblich, nichts kalt und herrschend. Nichts ... hoheitlich."

Sie lächelte ihn an. Gedankenverloren wanderte Obi-Wans Blick aus dem verschlossenen Fenster auf die sandige Ebene Tatooines hinaus. Just in diesem Augenblick ging eine der Zwillingssonnen an ihrem Horizont auf; leuchtende Strahlen ergossen sich über die weite Ebene, glitzerten in ihrem Sand und schienen mitten in sein Herz hinein. Die Nächte waren auf Tatooine nur sehr kurz, zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang lagen jeweils nur ein paar Stunden. Obi-Wan spürte ihre Wärme am ganzen Körper, und überwältigt musste er die Augen schließen. Auf einmal hatte der Planet nichts Einsames und Trostloses mehr an sich. Obi-Wan fühlte sich so warm und erfüllt, als trüge er selbst eine der beiden Sonnen in sich; und die Vorstellung, von diesem Planeten fortfliegen zu müssen, schien plötzlich vollkommen undenkbar und bedauernswert.

„Irgendwann werde ich zurückkommen und mich auf diesem Planet niederlassen!", hörte er sich sagen.

Sabé blickte ihn verständnislos an und musste kichern. „Du bist verrückt, Jedi", stellte sie fest.

„Ja, vielleicht." Obi-Wan öffnete die Augen und wandte sich zu ihr um. „Aber sag mir, ist es wirklich verrückt, seinen Gefühlen zu folgen? Noch dazu, wenn sie so stark und erfüllend sind wie diese ... Nein, Sabé. Ich bin der Ansicht, dass alles, was diesen Gefühlen keinen Platz lassen würde, durch und durch falsch wäre."

Noch immer hielt er ihre Hand, und Sabé gefiel seine Berührung. Bei seinen Worten wurde ihr warm ums Herz. Sie öffnete den Mund, um seiner Entscheidung zuzustimmen, doch ein plötzlicher Gedanke ließ sie stocken.

„Bei unserer Unterhaltung im Cockpit vorhin ... da sagtest du, einem Jedi seien jegliche Gefühle untersagt. Ein Jedi dürfe weder Furcht, noch Hass, noch Liebe kennen ... Es hat mich sehr getroffen, erinnerst du dich? Ich möchte dich auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen, Obi-Wan. Wenn dir die Entscheidung des Rats wichtiger ist, als deine Gefühle, dann kann ich das verstehen."

Der junge Padawan zögerte kurz – es stimmte, dies waren seine Worte gewesen. Doch dann dachte er an Thila, und die Erinnerung an die glücklichen Stunden mit ihr überkam ihn. Er schüttelte den Kopf. Vorsichtig nahm er Sabès Gesicht in die Hände und blickte tief in ihre braunen Augen.

„Der Rat braucht nichts davon zu wissen", sagte er langsam. „Ich weiß, dass du mich nicht verraten wirst; und wenn du morgen früh erwachst, werde ich oben im Cockpit sein und nichts wird mehr von dieser Nacht übrig bleiben als unsere Erinnerung daran. Doch unsere Erinnerung wird uns niemand mehr nehmen können. Ich liebe dich, Sabè, und das ist alles, was zählt."

Sabé blickte ihn lange an. Schließlich stand sie schweigend auf und verriegelte die Tür von innen. Als sie wieder zum Bett trat und sich auf seinem Schoß niederließ, spürte Obi-Wan erneut dass längst vergessene Gefühl von Glück und Wärme in seinem Innern. Sie duftete nach Rosen. Wie im Traum legte er dem Arm um ihre Hüfte und drückte den weichen Stoff des Gewands fest an ihren Körper.

Sabé beugte sich zu ihm herunter, ihr blasses Gesicht reflektierte die hereinfallenden Sonnenstrahlen. Sie lächelte.

„Ich liebe dich auch, Obi-Wan", flüsterte sie, ehe die beiden in einem innigen, leidenschaftlichen Kuss miteinander verschmolzen.