Vorbemerkung: Ich habe den Film gesehen. Ich kann ihn auswendig. Ich habe das Buch gelesen. Ich kann es auswendig. Dies ist Fanfiction, ich erlaube mir die Freiheit, es so darzustellen, wie es in meinem Herzen lebt...

Das Übliche. Tolkien gehören alle Rechte und mir gehört die Phantasie!



++++++++



4. Schicksal erfüllt sich

"Boromir, NEIN!"

Aragorn lehnte sich über den Sohn des Statthalters von Gondor, der kaum Atem schöpfen konnte. Drei Pfeile staken in seiner Brust, das Gesicht erbleichte, Aragorn bettete Boromir in seinen Armen.

"Es waren zu viele, ich habe getan, was ich konnte, um euch zu schützen... sie haben Merry und Pippin... rettet sie... geht weiter und vernichtet den Ring..." Boromir rang nach Luft. Aragorns Augen füllten sich mit Tränen. "Geh nicht von uns... geh nicht von mir!" flüsterte er.

Aragorn hörte hinter sich Laub rascheln, er drehte sich kurz um und sah Legolas, mit einem Blick, der ihn zu Stein rührte. Unendliche Traurigkeit, unendliche Hilflosigkeit. Tränen erstarrt zu Eis, bereits in der Seele tot geboren. Genug Trauer, zu sterben. Aragorn sah es... doch er musste nun dem Sterbenden in den Hafen der Ewigkeit helfen... Er wandte sich wieder zu Boromir.

"Du hast gut gekämpft, Boromir... du bist in Ehre... du meinem Herzen Lieber..." Aragorn beugte sich herunter und küsste Boromirs Stirn, dann seine Lippen. "Mein König... mein Bruder... mein Freund...." dann schwieg Boromir, seine Augen schlossen sich.

Aragorn fühlte bittere Schwärze in sich aufsteigen, er konnte nicht gegen die Tränen ankämpfen, die sich nun ihre Bahn brachen. Er legte seinen Kopf an Boromirs Schulter und akzeptierte das Unaussprechliche. Boromir war tot. Nichts konnte ihn retten, nichts konnte ihn wieder zurückbringen, es blieb einzig und allein, ihm ein würdiges Begräbnis zu bereiten...

Legolas fühlte sich zerbrechen. Wie vergeblich war sein Opfer gewesen. Wie unsinnig das, was Galdriel ihm sagte... wie wahr jenes, was er im Spiegel sah. Er wusste nicht, was dem vorausging... ob es Frodos Gegenwehr war, ob es Boromirs Begehren für den Ring war, aber das Ergebnis war das Gleiche: Boromir war tot. Nur trauerte Aragorn viel tiefer, als er es ohne sein sinnloses Opfer getan hätte, das die beiden Männer tief miteinander verbunden hatte. Der Elb unterdrückte dunkle Gedanken, die er nach Lothlorien schicken wollte. Das Schicksal ließ sich eben doch nicht beeinflussen. Er hätte auf sein Herz hören sollen. Aragorns stille Tränen zerrissen sein Herz, doch er konnte nichts tun, um ihn zu trösten. Schweigend ging Legolas in den Wald. Dort ließ er seiner Trauer freien Lauf, nur seine Freunde, die Bäume, waren Zeugen seiner Verzweiflung. Er hatte Boromir verloren... den er retten wollte... er hatte Aragorn verloren, den er liebte, und er hatte sich selbst verloren. Was Legolas nicht wusste, war, dass es einen Zeugen seiner Trauer gab. Einen Zeugen, der lieber vom Erdboden verschluckt worden wäre als diese Qual zu erleben. Einen Zeugen, der still ausharrte, weil er sich nicht bemerkbar machen wollte... nicht, weil er dies miterleben wollte, sondern weil er es nicht stören wollte.

Sie entschieden sich dafür, Boromir in eines der Boote zu legen, mit denen sie Lothlorien verlassen hatten. Aragorn drückte ihm sein Schwert in die Hand und gab ihm das Horn von Gondor an die Seite, bevor er den Fluss bat, die sterblichen Überreste des Mannes zu bergen, den er in den Tagen zuvor so liebgewonnen hatte. Legolas sah mit versteinerter Miene zu, wie das Boot den Fluss herabschwamm, und wie es verschwand.

Dann fiel ihm auf, dass Sam und Frodo fehlten.

"Aragorn, wo sind Sam und Frodo?" fragte er, ausspähend. Dann nahm er sie wahr. "Sie sind am anderen Ufer, lass uns schnell aufbrechen und ihnen folgen, sie brauchen unseren Schutz!"

Aragorn schüttelte nur stumm den Kopf. "Lass sie gehen, Legolas... sie müssen nun alleine weiter... wir werden sie wiedersehen... aber nun... - ", Aragorn hob sein Kinn energisch und unterdrückte jeden Schmerz, der ihm immer noch die Kehle zuzuschnüren schien - "lasst uns Orks jagen!"

Gimli warf Legolas einen Blick zu und zwinkerte den Elb an, der zunächst stutzte, dann aber zurücklächelte. Aragorn schulterte sein leichtes Gepäck. "Lasst alles zurück, was wir nicht brauchen."