Gefahr im Wald

Nachdem sie vier Tage lang durch baumlose aber blumenübersäte Landschaft liefen, kamen sie wieder mal an einem Menschendorf vorbei. Es musste ein sehr düsteres Dorf sein: Das sah man schon irgendwie an den Wachen an. Gleich neben den Mauern, die das Dorf umranden, war ein grosser Wald in den sie nun mussten.

"Können wir da nicht einfach durchs Dorf gehen? Ich spüre grosse Gefahr im Wald! Wir werden ganz sicher nicht zusammen bleiben! Die Ringgemeinschaft wird sich auflösen!" "Und wenn schon, Legolas", antwortete Gandalf. "Wir waren schon viel zu lange unter freiem Himmel. Gefahr hin oder her. Wir müssen dadurch. Es gibt keinen anderen Weg, ausser du willst dich diesen Menschen dort hingeben..." Legolas musste nachgeben und folgte den Gefährten etwas 'von wegen durchkommen!' brummend hinterher.

Kaum hatten sie den Wald betreten, sagte auch Aragorn, dass hier etwas nicht stimmte. "Legolas! Wo willst du hin?", fragte er, als der Elb still schweigend und umsehend ein Stück vorausging. Die anderen Gefährten versuchten ihn zurückzurufen, aber er beachtete sie nicht. Plötzlich blieb er stehen. Wie erstarrt, aber mit dem puren Entsetzen im Gesicht, blickte er einen Hang hinauf und legte einen Pfeil halb locker, halb gespannt auf die Bogensehne.

Dann rannte er los bis unter einen dicken Baumstumpf und winkte die anderen nach oben zu sich. Dort mussten sie sich so verstecken, dass man sie von oben her nicht sah. Legolas spannte nun den Bogen ganz und richtete ich nach oben. Ein Schuss! Knapp neben Boromir vorbei, der gerade Legolas' Ziel suchte, fiel ein Ork: Mit einem Pfeil im Rücken!

"Orks sind nie alleine unterwegs.", lehrte Aragorn die anderen flüsternd. "Sie streifen nur in Heeren in der Landschaft umher! Flieht!!!" "Gut! Aber wir müssen zusammenbleiben. Klar?", erwiderte Legolas, doch zu spät. In voller Panik purzelten die Hobbits den Hang runter, Gimli hinterher, Boromir, stürzte sich Hals über Kopf in einen Graben, Aragorn und Gandalf gingen zusammen mit Legolas bis ganz nach oben. Doch als Gandalf diese Horde sah, rannte auch er mit den anderen beiden im Schlepptau den Weg runter zum Waldrand und weiter ins Dorf hinein, ohne die Wachen zu beachten, die zu spät reagierten, um den Weg zu versperren.

"Wir können die anderen Gefährten doch nicht einfach im Wald lassen! Gandalf!! Ich habe es dir gesagt!!!", schrie Legolas und ging gleich wieder zum Dorf raus. Aragorn folgte ihm und wollte ihn mit Worten wie "Komm zurück, dann können wir alles genau besprechen" aufhalten, doch Legolas hatte nur im Kopf, den anderen irgendwie zu helfen.

Der Elb stolperte über eine grössere Wurzel und Aragorn holte ein. Doch Legolas war zu schnell wieder aufgestanden und im Affentempo weggerast. Da kam das Unerwartete: Legolas hat die ganze Zeit nur daran gedacht, wie viele Orks das sein könnten und hat so eine andere, eigentlich noch grössere Gefahr, vor allem für den Ringträger, übersehen: Alle neun Nazgûl kamen den andern Hang, also da wo die Orks nicht sind, runtergeritten.

Legolas sprang zur Seite um von den Hufen der schwarzen Pferde nicht zertrampelt zu werden. Nach einer ewig langen Hetzjagd durch den riesengrossen Wald, fand er auf wundersame Weise ein Feuer: Wahrscheinlich ein Lagerfeuer, der Pfadfindergruppe, die zu dieser Zeit grad im Wald sind... Er nahm eine grobe Holkeule und hielt sie ins Feuer, bis sie endlich richtig brannte und nicht nur rauchte. Erneut fing er einen Spurt an (geht dem nie die Puste aus?) und sah die Ringgeister im Kreise um etwas Kleines stehen. Er wusste sofort, dass die Geister vom Ring magnetisch angezogen werden und dass dieses kleine Ding Frodo sein musste.

Er zögerte nicht lange und zündete den ersten Reiter, den er vorfand an. Die anderen sind dann selbst geflohen vor Panik. Frodo zuckte richtig vor Angst. Legolas half ihm auf die Beine. "Frodo, wahrscheinlich sind wir die Einzigen, die noch übrig sind um das wichtige Geschäft zu ende zu bringen. Wo sich die anderen Aufhalten, weiss ich nicht. Hoffentlich entkamen sie den Orks wohlbehalten." "Wieso denkst du so, Legolas?" "Weil ich es spüre, Frodo. Horch mal deinem Herzen und hör zu, was es dir sagt." Eine Weile blieb es still.

"Ach nee. Wahrscheinlich hast du Recht. Aber um die anderen vor den Orks zu schützen, müssen halt wir beide dafür sorgen, dass unser Geschäft ordentlich erledigt wird. Bin ich froh, einen Elben an meiner Seite zu haben. Weißt du, wenn ich ehrlich bin wäre mir Gandalf zwar lieber gewesen, aber auch mit dir komme..." "Sei mal still und Horch!" "Wieder meinem Herz?" "Nein, der Natur." Wieder stille. Nur gute Ohren hörten ein leises Knacken von Ästen.