Disclaimer - findet ihr im ersten Kapitel
Nach reichlicher Überlegung (eigentlich war es eher ein "Das sieht ja scheiße aus ohne Namen.") habe
ich mich nun doch dazu entschieden, meinen Kapiteln Namen zu geben. Das habe ich bis jetzt immer getan,
warum sollte ich nun damit aufhören? Außerdem ist's irgendwie stylischer. *g*
u_u Außerdem habe ich mittlerweile ein paar logische Fehler in den ersten Kapiteln ausgemerzt.
BTW, das Lupin/Snape wird später noch erklärt. So in Kapitel 30 oder so. *gg*
----------------------------------------------------------------------------
Kapitel III - Snow White and Scarlet
War das Erde, die er da unter seinen Fingerspitzen spürte? Seine Finger waren vollkommen taub, er
konnte nur fühlen, daß sich dort etwas befand. Und daß es ein recht solider Untergrund war. Außerdem brannte
seine linke Wange, fühlte sich im gleichen Moment jedoch genau so taub wie seine Finger an. Irgendjemand
strich ihm über den Rücken, das spürte er. Seine Lippen konnte er auf einer Seite auch noch fühlen, nur auf der
Linken nicht mehr. Dort waren sie genau so taub wie seine Wange. Und seine linke Schläfe pochte extrem
unangenehm.
Langsam hob sich der Nebel von seinen Gedanken und er begriff langsam, daß er wohl auf dem Boden
liegen mußte. Mit dem Bauch nach unten, auf der linken Wange.Und er spürte weder seine Brust noch die Ober-
seite seiner Beine. Geschweige denn seine Arme und Hände.
Ganz langsam versuchte er, sein rechtes Auge zu öffnen, aber es schien ihm nicht zu
gelingen. Alles war immer noch schwarz. Er blinzelte. Nein, das waren seine Haare, die vor seinen Augen hingen.
Vorsichtig hob er einen komplett tauben Arm vom Boden und versuchte, sein Gesicht zu erreichen. Dank
mangelnder Koordination und überhaupt keinem Gefühl in dem Arm schlug er sich damit selbst ins Gesicht, was
er aber gar nicht mitbekam. Ungeschickt schob er sich die Haarsträhnen, von denen einige gefroren waren, aus
dem gesicht.
Vor ihm war, soweit er das durch das Mondlicht sehen konnte, alles weiß. Und das war keine Hand, die
ihm über den Rücken strich, das war der Wind. Und irgendetwas rieselte vom Himmel. Schnee, womöglich. Ja,
jetzt merkte er auch erst, daß er kein Gefühl mehr in Armen und Beinen hatte, weil er im Schnee lag, und das
wohl schon eine ganze Weile.
Stöhnend drückte er sich mit der immer noch tauben Hand vom Boden ab um wenigstens sein Gesicht
ein wenig zu wärmen. Irgendetwas in der gefühllosen Hand knackte unschön, aber er spürte nicht mehr als einen
kleinen Stich. Ebenso vorsichtig nahm er den anderen Arm zu Hilfe und versuchte nun auch seine Beine zu
bewegen. Er hoffte, daß sie noch nicht abgefroren waren.
Mit einem letzten Schubs schaffte er es, sich aufzusetzen. Erst jetzt merkte er, daß er seine Kapuze
noch auf dem Kopf hatte. Mit der erfrorenen Hand, deren Finger er nicht mal mehr bewegen konnte, streifte er
sie sich von den gefrorenen Haaren und sah sich um.
Um ihn herum war nichts als Schnee. Soweit er sehen konnte - und er konnte im Dunkeln recht gut
sehen - kein Hügel, kein Baum, kein Felsen, einfach nur flaches Land. Wie er hierher gekommen war, wußte
er nicht, er wußte ja nicht mal, wo er sich befand. Oder was mit ihm geschehen war.
Mit trockenem Mund blickte er auf linke seine Hand. Sie glich eher einer grotesken Klaue - hellblau, die
Finger wie vor Schmerzen gekrümmt, im fahlen Mondlicht schwarz schimmerndes Blut klebte an den Fingern.
Er versuchte sich schmerzhaft zu erinnern, was passiert war. Aber seine Kopfschmerzen wurden so
stark, daß er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein merkte er, daß das
wohl an irgendeiner Art von Erinnerungsblockade liegen mußte. Aber er hatte im Moment andere Sorgen.
Die Körperteile, die noch nicht taub gefroren waren, fingen an, extrem kalt zu werden. Sein Atem stieg
in dichten, weißen Wolken auf und langsam fing seine Lunge an, zu schmerzen. Jeder Atemzug tat jetzt weh,
dafür kehrte das Gefühl in seinen Beinen zurück.
Jetzt waren seine Beine nicht mehr taub.
Jetzt fühlten sie sich an, als würden sie ganz langsam verbrennen.
Seine rechte Hand konnte er auch wieder bewegen - nun, bewegen nicht wirklich, aber sie war nicht
so verkrampft wie die linke Hand, die Finger waren eher gerade. Er nahm ein wenig Schnee vom Boden und rieb
ihn sich mit dieser Hand ins Gesicht, weil ihm im Moment nichts besseres einfiel.
Für einen Formwechsel hatte er im Moment zu wenig Kraft, und was nützte ihm ein Rabe, dessen Flügel
leblos an der Seite hingen? Bibbernd steckte er seine Hände unter die Arme, um sie ein wenig aufzutauen. Wenn
er erstmal wieder greifen konnte und vor allem seinen Zauberstab halten konnte, würde alles schon ganz anders
aussehen.
Wenn er bis dahin nicht erfroren war.
Mit großer Mühe stellte er sich auf seine brennenden Beine, durch deren Adern sein Herz mittlerweile
wieder Blut pumpte, so daß sie sich anfühlten, als würden sie jeden Augenblick zerplatzen. Der stechende Kopf-
schmerz nahm mit jeder ruckartigen Bewegung zu, und als Snape endlich auf den Beinen war, überkam ihn eine
Welle von Schwindel und er kippte geradewegs wieder zurück in den Schnee.
Auf dem Rücken liegend starrte er in den Himmel und war im gleichen Moment dankbar für die Kälte
des Schnees, die seinem Kopf wenigstens ein wenig half. In seinem rechten Ellbogen fing es langsam wieder an,
zu kribbeln - ein sicheres Zeichen dafür, daß der Arm noch nicht abgefroren war.
Nach einer Weile, in der der Rücken des Alchemisten langsam anfing, einzufrieren, waren seine Arme
und seine Hände so weit aufgetaut, daß er es wagte, nach seinem Zauberstab zu greifen.
Das Problem war, daß seine Hände ins Leere griffen.
Verwundert fühlte er seine Robe von außen ab, aber sein Zauberstab war nirgends zu erfühlen. (ARGH!
Nein! Nicht, was ihr denkt! -_-; Eigentlich denke ich das ja gerade, aber... naja. -_-;;; Anyway.) Verwirrt stand er
auf und suchte den Schnee um sich herum nach seiner Waffe ab, aber auch da war nichts zu fühlen.
Jetzt fiel ihm auch auf, daß keinerlei Spuren im Schnee waren. Weder menschliche Fußabdrücke noch
die Spuren von irgendwelchen Tieren. Entweder lag er hier schon so lange, wie der Schnee gebraucht hatte, um
besagte Spuren zu verdecken oder er war auf einem anderen Weg hierher gekommen.
Auch jetzt, als er stand, konnte er bis zum Horizont nur Schnee sehen. Eine Idee formte sich in seinem
Kopf. Langsam kniete er sich wieder hin und fing an, mit seinen jetzt blutenden Händen im Schnee zu graben, bis
er auf den Boden stieß.
Viel konnte er nicht erkennen, nur daß der Boden steinhart war. Oder eher eishart. Er befand sich
ganz offensichtlich auf einem See, dessen Oberfläche gefroren und mit Schnee bedeckt war. Sicher war er sich
aber nicht, bei diesem Licht und mit fürchterlich kribbelnden Fingern konnte er nicht sehr viel erkennen.
Ein guter und geübter Magus braucht keinen Leiter, um Magie zu wirken, hieß es mal. Natürlich war es
mit einem entsprechenden Gegenstand, wie einem Zauberstab, einfacher, die thaumaturgischen Fäden zu finden
und zu nutzen, aber es ging sicher auch ohne.
Snape stand auf und streckte beide Hände vor sich in die Luft, als würde er eine unsichtbare Säule
umgreifen. Und tatsächlich gelang es ihm, eine "Säule" von Luft zu greifen, als wäre es solides Material. Für einen
Moment war er überrascht über sich selbst.
Er schmetterte die Säule mit aller Kraft auf die Oberfläche. Die Luft um seine Hände herum fing an zu
flimmern, als das entstandene Vakuum sich wieder mit Luft füllte und die Reibung von Luft an Luft eine gewisse
Hitze verursachte. Die Luft rammte das Eis unter sich förmlich weg, Splitter und größere Eisbrocken flogen nach
oben, gefolgt von Eiswasser. Ein lautes, dumpfes Knarzen ging durch die gesamte Oberfläche und Snape konnte
spüren, wie sich Risse unter seinen Füßen entlang bahnten, als auch schon das erste Teil unter ihm wegbrach.
Fast panisch trat er einen Schritt nach hinten und fühlte auch schon das nächste Stück unter sich
wegbrechen. Mit einem Sprung rettete er sich von der recht großen, sinkenden Eisscholle und kam rutschend
zum Stehen. Hinter ihm fing das Eis im gleichen Moment jedoch auch an zu knacken und zu brechen.
Er verfluchte sich selbst für diese idiotische Idee, setzte zum Sprung an und machte eine halbe
Rückwärtsrolle nach hinten. Fast gleichzeitig mit seinem Absprung begannen Federn über seinem ganzen Körper
zu sprießen und, zu schnell für ein normales menschliches Auge, hatte sich der Alchemist in einen Raben
verwandelt.
Der Rabe drehte seinen Kopf leicht zur Seite, als er nach unten sah. Dort, wo er eben noch gestanden
hatte, war nun nichts mehr als scharfe Eiskanten und Wasser. Seine Flügel schmerzten beträchtlich, als er auf
der Stelle flog und er wußte, daß das beim vorwärts Fliegen nicht gerade besser werden würde.
Selbst unter seinem dichten Federkleid war ihm noch kalt, was vielleicht daran lag, daß das Federkleid,
wie sein Robe, durchnässt war. Nicht so sehr, daß er nicht mehr fliegen konnte, aber es würde sicher bald
frieren. Und mit einem Eismantel konnte man schlecht fliegen.
Mit einem abwertenden Krächzen hob sich der Rabe weiter in die Lüfte mit einem Blick nach oben.
Einen Moment lang orientierte er sich an den Sternbildern, flog dann in Richtung Süden los. Weit weg von
Hogwarts konnte er nicht sein laut der Sterne, Cassiopeia, Pollux und Orion waren noch an ihrem Platz.
(Verklagt mich nicht, wenn das mit den Sternbildern nicht stimmt, ich persönlich weiß ja nicht mal, wo
der Polarstern liegt. *g*)
Lediglich der Mond schien etwas kleiner, als er bei seinem Abflug war - dabei war er doch zunehmend.
Snape registrierte das als "sehr merkwürdig", machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber. Vielleicht hatte
er einfach nur ein schlechtes Gedächtnis, was allerdings sehr untypisch für ihn wäre.
An den Schnee konnte er sich auch nicht erinnern, vielleicht hatte es ja über Nacht geschneit. Das war
schließlich schon öfter passiert.
----------------------------------------------------------------------------
Mit einem Seufzer streckte Vivian sich. Ihre Augen folgten den letzten paar Drittklässlern, die gerade
aus dem Klassenraum in den Keller zurück wanderten. Nicht ein einziger Kessel war heute in die Luft geflogen,
nicht mal der kleine Longbottom hatte heute Morgen etwas falsch gemacht.
Ihre weißen Haare und ihre roten Augen hatten den Schülern zwar erst einen Schrecken eingejagt,
aber als selbst Lupin und Hagrid ihnen versichert hatten, daß es sich hierbei um einen Menschen und keine
andere Kreatur handelte, waren auch sie zufrieden und bald hatte sich jeder an den weiblichen Albino im
Kollegium gewöhnt.
Einige machten zwar Witze darüber, daß sie ja noch blasser als Snape sei und daß das wohl bei
Alchemisten so üblich ist, aber so etwas überhörte sie meistens.
Aber irgendwie war es nicht richtig, die Alchemiekurse eines Professors zu übernehmen, wenn man
Alchemie nur aus seiner früheren Schulzeit und von der Universität kannte. Dumbledore war es leider nicht
gelungen, einen anderen Alchemisten in so kurzer Zeit aufzutreiben, und so mußte die Referendarin eben
einspringen.
Es war nicht leicht, mit dem Wissen, was man lediglich aus Büchern hatte, zu lehren. In der Praxis war
doch immer etwas anders, als es auf den Seiten dieser Bücher stand. So wurde zum Beispiel nicht beschrieben,
wie man sich hinter einen Tisch werfen sollte, wenn ein Kessel explodierte, oder was man tat, wenn ein Schüler
sich aus Versehen mit Chamaeleon-Trank überschüttet und man ihn nicht wieder findet.
Gut vier Wochen waren nun schon vergangen, seitdem der eigentliche Lehrer dieses Fachs -
Professor Severus Snape - verschwunden war. Vivian hätte ihn zu gerne einmal kennen gelernt, sie hatte so viel
über ihn gehört. Ein großer, hagerer Mann mit langen, schwarzen Haaren und einem Herz aus Stein, so
beschrieben ihn seine Kollegen immer. Aber so richtig konnte Vivian sich das nicht vorstellen, es konnte keinen
Menschen ganz ohne Gefühle geben.
Dumbledore hatte wohl auch keinen neuen Lehrer eingestellt, weil er immer noch auf Snapes Rückkehr
hoffte. Offensichtlich wußte er mehr, als er zugab. Jedes Mal, wenn Vivian oder andere Kollegen ihn fragten,
wohin Snape denn eigentlich gegangen ist, antwortete Dumbledore (wahrheitsgemäß), daß er es nicht wüßte.
Aber trotzdem hoffte er auf dessen Wiederkehr. Merkwürdig.
Die Schüler allerdings schienen mit ihrer neuen "Lehrerin" mehr als zufrieden zu sein. Hier und da hatte
Vivian in der großen Halle oder in den Fluren ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt, die allesamt nicht sehr
freundlich dem Alchemisten gegenüber waren. "Hoffentlich ist der ersoffen oder so!" oder "Der soll bloß weg
bleiben." waren einige von ihnen.
Was Vivian jedoch am meisten überrascht hatte, war, daß selbst das Kollegium keine sehr hohe
Meinung von Snape hatte. Niemand außer Dumbledore und Lupin kümmerte es, wo er war oder ob er überhaupt
zurück kommen würde. Zuerst stufte Vivian dies als sehr asoziales Verhalten ein, aber mehrere der Lehrer
versicherten ihr, daß nicht sie es waren, die sich asozial verhielten.
Lupin war mittlerweile kein Rätsel mehr für die Magierin. Nach zwei Tagen kamen er und Dumbledore
zu ihr, mit einem Rezept, was sie noch nie zuvor gesehen hatte. Einen Trank der Lychanthropie, oder eher ein
Trank der die Lychanthropie eindämmen sollte. Auf die Frage, für wen der denn sei, hatte Lupin geantwortet,
als wäre es eine Dose Cola, die er gerade bestellt hätte.
Vivians Gedanken schweiften wieder zu Snape, als sie ihre Unterlagen und Utensilien vom Tisch
sammelte und sich auf dem Weg nach Draußen machte. So ein Arschloch, wie alle ständig sagten, konnte er
eigentlich gar nicht sein. Sie hätte den "Griesgram" zu gerne selbst kennen gelernt, aber Dumbledore hatte
angekündigt, daß übernächste Woche ein neuer Alchemist Snapes Posten übernehmen würde.
Anscheinend hatte er die Hoffnung nun doch aufgegeben.
Vivan hatte gerade die Tür aufgemacht, als sie Lupin grinsend vor sich stehen sah. Sie sah etwas
überrascht aus, grinste dann aber auch.
"Lust auf einen Spaziergang?" fragte Lupin wie ein Junge, der gerade das erste Mal ein Mädchen auf
einen Schulball eingeladen hatte.