Disclaimer: Findet ihr im ersten Kapitel.

	Argh. Schreibt ihr mal bitte auf einem Keyboard wenn ihr euch gerade 'ne Metallspitze
aus Versehen unter den Fingernagel (!) gerammt habt. Aua aua aua! =(

	Übrigens widme ich dieses Kapitel Angel (oder Angensblackrose oder wie auch immer...
sie weiß schon, wer gemeint ist.) ... einfach nur so. Weil sie so ziemlich die einzige Person
ist, die mich ermutigt, weiterzuschreiben. *gg*


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	Hang my head,
	Drown my fear,
	Till you all just
	Disappear...	

			- Soundgarden, "Black Hole Sun"



	Kapitel IX - Somebody Someone


	Das erste, was Vivian sah, als sie aufwachte, war der nackte Mann, der neben ihr lag.

	Für einen Moment hatte sie das dringende Bedürfnis, zu schreien und ihm eine Ohrfeige
zu geben, aber dann erkannte sie, wer es war. Die graublonden Haare und das Gesicht waren
nicht zu verwechseln.

	Trotzdem sah sie beiseite und wurde rot. Man starrte schließlich keine nackten Männer
an, auch nicht, wenn sie bewußtlos waren... oder schliefen. Das leise Schnarchen von Lupin 
erinnerte eher an einen tiefen Schlaf.

	Vivian sah sich um und brauchte einen Moment, um zu registrieren, wo sie war.

	Sie schaute erneut auf den Mann und war plötzlich froh darüber, daß neben ihr ein 
nackter Mann anstatt eines hungrigen Wolfes lag. Sie seufzte erleichtert und fuhr sich durch
die weißen Haare.

	Sie fragte sich, wie lange sie wohl geschlafen hatte, und - in erster Linie - warum
sie überhaupt eingeschlafen war. Sie konnte sich mit dem Gedanken, daß sie einfach aus
Müdigkeit eingeschlafen war, nicht so recht anfreunden. Ein Blick an die Wand, auf das Mond-
licht, daß durch das Fenster herein schien, bestätigte ihren Verdacht.

	Wenn sie wirklich eingenickt war, dann nur ganz kurz. Oder sie hatte fast 24 Stunden
geschlafen. Aber sie hatte weder Hunger noch Durst, und hätte sie wirklich 24 Stunden
geschlafen, dann auch nicht auf natürliche Weise.

	Den Mond konnte sie nicht sehen, nur das Licht, was er an die gegenüberliegende Wand
warf, sonst hätte sie überprüfen können, wie lange sie wirklich geschlafen hatte. Ihr Blick
schweifte durch den Raum und endete schließlich wieder bei Lupin, der zusammen gekauert fast
direkt neben ihr lag.

	Sie wurde wieder rot und fing an, sich ihre Robe auszuziehen, mit der sie Lupin 
zudeckte. Die nasse, dreckige Seite natürlich nach oben gewendet. Der Werwolf zog leicht
die Brauen zusammen, murmelte etwas, schlief dann aber weiter. Offensichtlich war er nasse,
kalte Böden gewöhnt.

	Die Alchemistin setzte sich wieder mit dem Rücken an die Wand und zog die Knie zu ihrer
Brust hoch, die sie mit beiden Armen umklammerte und den Kopf auf selbige legte. Sie hörte dem
Tropfen des Wassers zu, das sich in diesem kalten Kerker enorm laut anhörte.

	Pitsch.

	Pitsch.

	Pitsch.

	Tap.

	Pitsch.

	Tap tap.

	Sie horchte auf. Etwas anderes, ein Geräusch wie Fußschritte, mischte sich mit dem
Tropfen des Wassers. Wahrscheinlich war es nur wieder einer von Voldemorts Death Eatern, der
ihnen einen Eimer dreckiges Wasser brachte. Oder ein halb fossilisiertes Brot. Sie verzog
das Gesicht bei dem Gedanken daran.

	Die Schritte wurden wieder leiser. Da war anscheinend nur jemand kurz durch den Keller
gerannt oder so, oder er hatte sich verirrt. Wenigstens verringerte sich damit das Risiko, daß
irgendjemand herunter kommen könnte und sie ausfragen würde. Mit unschönen Mitteln, versteht
sich.

	Lupin neben ihr murrte, drehte den Kopf zur anderen Seite, schnaufte kurz und schlief
weiter. Offensichtlich war die ganze Sache hier noch anstrengender für ihn gewesen als für
Vivian, die sich mittlerweile damit abgefunden hatte, daß sie hier wohl nicht mehr lebend 
rauskommen würde.

	Wieder schweiften ihre Gedanken zu ihrem Nickerchen, und wieso sie nicht mittlerweile
zwischen den Zähnen eines Wolfes hing. Die Vollmondphase dürfte noch gar nicht vorbei sein,
und der Lychanthropietrank hielt nur für eine halbe Nacht. Normalerweise, jedenfalls.

	Vielleicht hatte Lupin es durch Willenskraft geschafft, nicht den Verstand zu 
verlieren. Solche Fälle waren bekannt, wenngleich ihr Ruf auch eher Märchen glich. Aber im
Moment schloß Vivian nichts mehr aus. Vor ein paar Stunden hatte sie selbst Voldemort noch
für ein böses Märchen gehalten.

	Sie mußte schmunzeln. Wenngleich sie sich in einer, auf Deutsch gesagt, beschissenen
Situation befand, mußte sie schmunzeln. Sie hatte sich als Kind immer ein Abenteuer gewünscht,
aber daß es mal so enden würde - und daß es mit einem Abenteuer so schnell gehen konnte -
hätte sie sich nie erträumen lassen.

	Und mittlerweile wünschte sie sich auch, daß das alles nie passiert wäre.

	Tap tap.

	Tap tap tap.

	Sie stellte ihre Atmung ein, um zu lauschen. Da war es schon wieder, das Fußgetrappel.
Ob derjenige, der es verursachte, auf dem Weg zu ihrer Zelle war? Oder ob es nur eine Ratte
war, deren Geräusche hier unten einen guten Resonanzboden hatten? Sie zuckte mit den Schultern.
Früher oder später würde sie es erfahren. Spätestens wenn jemand vor ihrer Zelltür stand.

	Die Schritte wurden lauter, und schließlich kam, ganz wie sie es vermutet hatte, ein
relativ junger Death Eater mit roten Haaren und einem breiten Grinsen direkt vor ihre Zelltür
gelaufen. Er war ein wenig außer Atem, anscheinend hatte er sich verlaufen. Vivian konnte sich
gerade noch so ein Grinsen verkneifen.

	"Heh..." fing er an, holte Luft, und fuhr fort. "Ich soll euch beide mitnehmen."

	Vivian mußte nun doch grinsen. "Du kleiner Wicht?"

	Das Grinsen wich aus dem Gesicht des Jungen. "Paß auf, was du sagst..." sagte er, als
er unter seinen Umhang griff und seinen Zauberstab zog und ihn auf sie richtete. Er öffnete
gerade den Mund, um einen Spruch zu wirken, und Vivian ging gerade in die Hocke, um zur
Seite zu springen, als eine heisere, laute Stimme durch die Gänge hallte.

	"Avada Kedavra!"

	Der Junge mit den roten Haaren hatte gerade noch Zeit, die Augen aufzureißen und zur 
Seite zu schauen, bevor der grüne Blitz ihn direkt an der Brust traf und von den Füßen riß. Er
wurde brutal gegen die Wand geschleudert, ein nasses Knacken war zu hören, bevor er vorne
überkippte und tot auf dem Boden liegenblieb. An der Wand war ein großer, dunkelroter Blut-
fleck zu sehen.

	Vivians Ohren klingelten von dem ohrenbetäubenden Donner nach dem Blitz, und auch Lupin
saß neben ihr, aufrecht, und starrte sie mit großen, fragenden Augen an. Der Umhang rutschte 
ihm langsam von der Schulter, aber das störte ihn nicht. Er stand auf und ließ ihn komplett
fallen. Er merkte anscheinend gar nicht, daß er nackt war. Oder es störte ihn nicht.

	Er ging zu der Zelltür und betrachtete die Leiche, die dort jetzt lag, gerade als eine
in Schwarz gehüllte Gestalt in Sicht kam. Sofort ging Lupin in die Knie, in Angriffsposition
und knurrte.

	Die schwarze Gestalt war total außer Puste, das konnte man deutlich unter der schwarzen
Kapuze hervorhören. Sie atmete, als hätte sie eine böse Erkältung, und verschluckte sich beim
Anblick von Lupin, der nackt wie ein Berserker in der Zelle stand und Vivian, die immer noch
an ihrem Platz saß, und nicht so recht wußte, was sie tun sollte, fast.

	"Störe ich, oder so?" fragte Snape, als er sich die Kapuze vom Kopf nahm.

	Wäre Vivian nicht schon in totalem Schock gewesen, dann hätte sie sich jetzt wohl
erschreckt. Snape war vollkommen blass, hatte mehrere Platzwunden am Kopf, das dunkle,
mittlerweile getrocknete Blut bildete einen krassen Kontrast zu seiner blassen Haut. Schnitte
übersähten sein Gesicht und, soweit Vivian das sehen konnte, auch seinen Hals.

	Lupin schien es nicht anders zu gehen. Er blieb für einen Moment in seiner Angriffs-
position stehen, runzelte die Stirn und stellte sich aufrecht hin. Einen Augenblick lang
wurde die Stille nur von Snapes röchelnden Atemzügen durchdrungen, bevor Lupin das Wort 
ergriff.

	"Du siehst beschissen aus." sagte er trocken, grinste aber gleich daraufhin.

	"Und du stehst nackt vor einer jungen Frau. Jetzt frag' dich mal, was schlimmer ist."
erwiederte Snape genau so trocken.

	Lupin sah an sich hinab und wurde rot. Er murmelte ein "Entschuldigung", als er
rückwärts zu der Stelle ging, an der er Vivians Umhang hatte liegen lassen und ihn sich um die
Hüfte band. Er suchte schnell nach einer Ausrede.

	"Als Wolf trägt man auch nichts." murmelte er, ziemlich unsicher. "Da vergißt man das
Anziehen dann schon mal, wenn man wieder 'n Mensch ist."

	Snape zog eine Augenbraue hoch, wurde aber kurz darauf wieder toternst. "Zur Seite."
sagte er, bevor er seinen Stab auf die Tür richtete. Lupin hatte gerade noch Zeit, sich 
umzudrehen und sich die Hände zum Schutz über den Kopf zu halten, als die Zellentür mit
einem lauten Knall aufgesprengt wurde.

	Jetzt war auch Vivian wieder fähig, zu handeln. Sie sprang auf und rannte direkt an
Lupin vorbei aus der Zelle, sie stoppte nicht mal bei Snape, um ihm zu Danken oder Ähnliches.
Snape hatte so etwas anscheinend auch gar nicht erwartet. Er drehte sich um, winkte kurz,
und rannte in Richtung einer Treppe davon.

	Vivian rannte ihm hinterher, dicht gefolgt von Lupin, der immer noch mit Vivians Robe
kämpfte, die nicht so recht um seine Hüfte halten wollte. Schließlich machte er mit einem
Grummeln einfach einen Knoten in die beiden äußeren Zipfel und zog ihn fest.

	Nach einer Weile kamen sie in einer großen, breiten Halle an, an deren Ende nur eine 
Tür war. Der zweite Ausgang war die Treppe, von der sie gerade kamen. Snape schlich sich
vorsichtig in die Halle hinein und zog, für alle Fälle, seine Kapuze wieder über den Kopf.
Vivian wußte nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte, und ging einfach ganz dicht hinter
Lupin her, der sich an der Wand des Raumes entlang tastete.

	Die Alchemistin konnte sehen, wie Snape einen Blick nach oben durch die Fenster warf,
die Augenbrauen zusammen zog und einen Blick, den sie nicht deuten konnte, auf Lupin warf.

	"Wenn wir hier raus sind, spendiere ich 'ne Flasche Rotwein." bemerkte Snape. Sein 
Blick hatte sich schon wieder von Lupin gelöst, aber er hatte einen merkwürdigen Unterton in
der Stimme. "Aber keinen Mouton de Rothschild. Du weißt ja, Lupin, den hasse ich."

	Vivian runzelte die Stirn und war gerade drauf und dran, zu bemerken, daß das doch bis
vor ein paar Tagen noch sein Lieblingswein war, als sie kapierte. Sie schwieg und wartete
mindestens genau so gespannt auf Lupins Antwort.

	"Ja, ich weiß." antwortete Lupin, ohne einen Blick zu Snape zu werfen.

	Mit einer einzigen, flüssigen Bewegung hatte Snape seinen Zauberstab auf Lupin 
gerichtet und schoß, ohne nachzudenken, einen Todesfluch auf ihn. Der weißgrüne Blitz bahnte
sich seinen Weg durch den Raum, um ein Haar an Vivian vorbei und auf Lupin zu.

	Dieser richtete sich zu seiner vollen Größe auf, drehte sich in Richtung des Blitzes,
breitete die Arme aus und lachte. Und dann traf ihn der Blitz.

	Oder eher, der Blitz ging durch ihn durch, weil sich im gleichen Moment die Gestalt
Lupins in eine dunkle Rauchwolke auflöste, die sich schnell im Raum verlor.

	Vivian stand da, mit offenem Mund, und starrte auf die verrußte Stelle, an der der
tödliche Blitz die Wand getroffen hatte. Ihr Umhang, den der vermeidliche Lupin bis eben noch
getragen hatte, lag in einem Bündel am Boden.

	Ihr fragender Blick glitt von der Wand zu Snape, der guckte, als wäre gerade jemand
gestorben.

	"Spiegelbild." murmelte Snape, bevor er seinen Zauberstab wieder in seinen Ärmel 
steckte und weiter Richtung Tür marschierte.

	"M-moment mal!" brachte Vivian schließlich hervor. "Du meinst, das war.. das war so 
eine Art Klon?!"

	Snape nickte, ohne sich umzudrehen oder anzuhalten.

	"Aber--" Ein Gedanke traf sie in diesem Augenblick, den sie lieber verdrängt hätte.
Woher sollte sie wissen, ob dieser Snape nicht auch ein Spiegelbild war? Woher sollte sie
wissen, ob er sich nicht jeden Augenblick umdrehte und ihr einen Todesfluch auf den Hals
hetzte.

	Sie blieb stehen und zog die Brauen zusammen. Snape blieb nach einer Weile, als sie 
nicht hinterher kam, auch stehen, drehte sich um und seufzte entnervt.

	"Was ist?!" wollte er wissen.

	"Ich..." Sie deutete auf ihren Umhang, der etwas weiter weg immer noch auf dem Boden
lag. "Wenn du auch... also, ich meine..."

	Snape nahm sich die Kapuze vom Kopf. "Du willst wissen, ob ich auch ein Spiegelbild
bin, habe ich Recht?"

	Vivian nickte stumm. Irgend etwas sagte ihr, daß hier etwas ganz, ganz faul war. Sie
ging, ohne es selbst zu registrieren, in Abwehrhaltung.

	Snape mußte leicht lachen. "Hör mal, wenn ich einer wäre, hätte ich dann eben mein
Co-Spiegelbild umgebracht? Oder hätte ich dich aus der Zelle befreit? Nein, oder? Ich hätte
dich eigentlich gleich umgebracht, während du nicht weglaufen kannst."

	Vivian nickte leicht und entspannte sich ein wenig. Wo er Recht hatte, hatte er
Recht.

	Aber, meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf, wieso hat er seinen Zauberstab
und wieso lag ein Spiegelbild in deiner Zelle?

	"Aber soll ich dir was sagen?" fuhr Snape fort, als er sich vollends zu ihr umdrehte,
die Tür hinter sich gar nicht mehr beachtete.

	"Was denn?" Vivians Magen fühlte sich an, als hätte dort gerade ein Laster 3 Tonnen
Steine abgeladen.

	"Du hast Recht."

	Und nur dank ihrer Abwehrhaltung konnte Vivian dem grünen Blitz aus dem Weg springen,
der auf sie angelegt war.