Södele, da ist also das 2.Kapitel... eigentlich gibt's nicht viel zu sagen; bzw. ich weiß, dass ich mit der ganzen Thematik einigen Diskussionsstoff liefere, aber das ist dann wohl etwas zuviel für das Vorwort- lest es, und mailt mir, wenn ihr wollt, was ihr davon denkt. Domo arigato! Yukio (skygoddess@gmx.de)

... nö, meine musikalische Begabung beschränkt sich darauf, dass ich ein bissl auf dem Klavier rumklimpern kann, deswegen habe ich "Crucify my Love" weder geschrieben noch gesungen, das war Yoshiki Hayashi.

Affaire Fâcheuse

II ... If I could only see you one more time... -Only one momentous Kiss-

~Verdammt, ich mache auch alles kaputt! Wie soll es nur weitergehen? Warum kann ich es nicht einfach vergessen? Warum versuche ich etwas zu erreichen, was einfach unmöglich ist?~

Haruka schlug mit der Hand so fest gegen die Wand, dass sie anfing zu bluten, doch sie achtete nicht darauf, wie das Blut in feinen Strömen über ihre Handgelenke floß.

Was war dieser Schmerz schon dem Gegenüber, was sie seit Jahren ertragen musste?

Jeden Tag wartete sie darauf, dass Michiru abends nicht nach Hause kommen würde- zu Recht, so wie sie sie behandelte. Und dabei wusste sie doch genau, dass sich nichts ändern würde, wenn sie Michiru vergrault hätte. Der Schmerz würde bleiben. Einfach mit Michiru Schluss machen, anstatt ihr so weh zu tun? Nein, dass konnte sie nicht. Schließlich liebte sie Michiru noch immer... oder?

Haruka begann bitterlich zu weinen- was wusste sie überhaupt noch?

Es war, als hätte man ihr mit diesem einen Kuss alles genommen, was sie je gewesen war!

Sie hatte ihre Träume aufgegeben und verdiente jetzt ihr Geld mit gelegentlichen Autorennen- zum Glück hatte Michiru einen festen Job ! Sie wünschte sich nichts mehr, als sich das zurück zu holen, was man ihr genommen hatte, was immer das war. Doch es war einfach unmöglich. Genauso unmöglich war es, einfach weiter zu leben... es war, als würde sie im Dunkeln andauernd gegen eine Wand rennen und aus Leibeskräften schreien, doch keiner hörte sie.

Keiner konnte sie hören, denn sie schrie nur in sich hinein, wollte nicht, dass jemand anderes davon wusste. Mehr als einmal kam ihr der Gedanke, ihr unsinniges Leben, das, auch lange Zeit nach den Missionen von ihnen bestimmt war, zu beenden. In diesen Momenten war es Michiru gewesen, die sie davon abgehalten hatte.

Michiru glaubte noch immer an sie!

Bei diesem Gedanke wollte Haruka höhnisch auflachen, aber mehr als ein lautes Schluchzen brachte sie nicht hervor.

Michiru glaubte an sie, obwohl sie nicht mehr an sich selbst glaubte! Wie blauäugig von ihr... Michiru wusste rein gar nichts, so gern sie ihr davon erzählt hätte und somit den Schmerz vielleicht ein wenig gelindert hätte, sie konnte es nicht!

-Rückblende-

~Wer ist das denn schon wieder?~ Haruka stellte den Staubsauger aus, als ihr einfiel, dass Setsuna gerade das Haus verlassen hatte und außer ihr niemand öffnen würde- Michiru war mit Hotaru zum Arzt gegangen, da Michiru Angst hatte, vielleicht doch noch Verletzungen vom letzten Kampf getragen zu haben. Und als sie sich einige widerspenstige Haarsträhnen hinter die Ohren steckte, bemerkte Haruka wieder den pochenden Schmerz in ihrem Kopf, den sie seitdem hatte und wünschte sich, sie wäre auch zum Arzt gegangen- aber wahrscheinlich war es nur eine leichte Gehirnerschütterung, und was hätte sie dem Arzt überhaupt erzählen sollen? 'Ich habe mal eben die Welt gerettet, bin aber gestorben und wieder geboren worden.'

Dann hätte dieser die Kopfschmerzen als Geisteskrankheit gewertet und sie wegen Schizophrenie in die Anstalt gesteckt...

Kaum hatte sie die Tür einen Spalt weit geöffnet, wollte sie sie ganz schnell wieder zuschlagen- Seiya, nein, Sailor Star Fighter stand vor der Tür.

~Was will der denn?~ Fighter aber hatte vorsorglich den Fuß in die Spalte der Tür gesteckt. " Komm, lass mich rein!" " Suchst du Streit oder was? Michiru ist nicht da, du kannst wieder abziehen." Ihr Gegenüber stieß einen Seufzer aus. "Ich will auch nicht zu Michiru."

Haruka zuckte mit den Schultern und ließ sie herein. Fighter blickte sich im Haus um. "Schicke Bude... aber ein bisschen unordentlich, oder?"

Die Blonde verdrehte die Augen, als Fighter sich auf dem Sofa niederließ. "Wir waren ja auch seit Tagen nicht hier! Und woher kennst du eigentlich unsere Adresse?"

Die Schwarzhaarige überlegte mit einem ernsten Blick, was sie sagen sollte, wie sie normal mit Haruka reden könnte...

Haruka behielt sie im Auge, als sie den Staubsauger in den Abstellraum stellte. Fighter bückte sich nach vorn und presste die Hand vor die Stirn, und Harukas Augen blieben unweigerlich an ihren Brüsten hängen, die durch das knappe Kostüm mehr betont als verhüllt wurden. ~ Eigentlich hat sie ja eine richtig scharfe Figur~

Sie schreckte auf- das war immer noch Seiya, der Perversling, der sich noch an jedes Mädchen herangemacht hatte! Plötzlich sahen sie zwei eisblaue Augen geradewegs an, und Haruka war sich sicher, rot zu werden, weil man sie ertappt hatte. Doch Fighter starrte sie mit einer ernsten Miene an.

"Michiru hat mir ihre Visitenkarte gegeben, schon vergessen? Hör mir doch ein einziges Mal zu, Haruka. Ich bin nicht gekommen, weil ich Ärger will, und auch ganz bestimmt nicht, um mich an deine Süße ran zu machen. Heute Abend werden wir, das heißt Healer, Maker, die Prinzessin und ich wieder nach Kinmoku zurückkehren, und vorher möchte ich einmal in Ruhe mit dir reden, wenn das möglich ist. Oder hast du wirklich nicht mehr drauf, als dich zu prügeln?"

Die Provokation saß. Haruka versuchte, freundlich zu sein: "Okay. Willst du was trinken?"



Sie würde stottern, Fighter wusste es ganz genau. "Ja, gerne. Habt ihr Coke?"

Behutsam sprach sie die so banalen Worte aus, spürte den Klang der Worte, als wären sie nicht ihren Stimmbändern entsprungen - das würde die Blonde wieder als Arroganz oder Gott-weiß-was auffassen. Woher sollte sie schon wissen, was Haruka so dachte? Als sie in Richtung Küche verschwand, atmete Fighter erleichtert auf- sie hatte noch Zeit, alles zu überdenken.

Am liebsten wäre sie gegangen, ohne etwas zu sagen. Am besten wäre es gewesen, sie selbst hätte nie auch nur darüber nachgedacht. Doch sie konnte sich nicht ewig hinter einer Fassade verstecken. Diese Fassade, durch die man sie hier kannte, hieß Seiya. Er mochte nach außen ja selbstsicher, vielleicht auch narzistisch wirken, doch in Wirklichkeit war er nie etwas davon gewesen. Seiya war ein Mittel zum Zweck gewesen, eine Rolle, in die sie geschlüpft war und die ihr in vielen Situationen die letzte Rettung gewesen war, sie aber andererseits eingesperrt hatte. Fighter hatte verdrängt, wer sie wirklich war und was sie fühlte.

Hinter dem toughen Bandleader verbarg sich eine Kriegerin, die alles für ihren Planeten und ihre Prinzessin tun würde;eine Kriegerin, die um jeden Preis stark sein musste und keine persönlichen Gefühle wie Freundschaft oder gar Liebe- Fighter spürte, wie ihre Hände vor Nervosität feucht wurden- zulassen durfte. Das sich dahinter eine junge, selbstbewusste aber auch äußerst sensible Frau verbarg, das wussten nur ihre Schwestern, die genauso litten wie sie.

Und doch wusste Fighter, dass ihre Schwestern sich noch eine gewisse Distanz zu diesem blauen Planeten und ihren Bewohnern gewahrt hatten. Für sie war es jetzt zu spät, sie musste diese Sache durchziehen, auch wenn sie genau wusste, dass es tiefe Wunden reißen würde...

So weit, so gut. Sie hatte es geschafft, dass Haruka sie nicht behandelte wie jemanden, der jeden Moment das Haus plündern wollte. Aber der wirklich schwere Teil stand Fighter noch bevor. Als die Blonde sich mit 2 Dosen Bier in der Hand auf der Couch niederließ, blickte Fighter auf.

Haruka lächelte, als sie ihr die Dose zuwarf.

" Tut mir wirklich leid, zum Einkaufen sind wir auch noch nicht gekommen. Denk' nicht, wir sind Alkis oder so, es ist wirklich nichts anderes mehr da..."

Sie winkte mit der Hand ab und Haruka unterbrach ihren Redeschwall. Es war ihr sichtlich peinlich, dem Gast nichts anderes anbieten zu können. Aber Fighter öffnete die Dose. Es war immerhin besser, als mit einem ausgetrockneten Mund zu sprechen.

Die Kriegerinnen auf der Erde waren alle noch sehr naiv gewesen und ließen auch ihren Gefühlsausbrüchen während eines Kampfes freien Lauf. Die Outers waren in dieser Hinsicht zurückhaltender, und eine war Fighter so ähnlich gewesen, dass sie sie anfangs gemieden hatte.

Uranus war zweifellos eine der stärksten Senshi dieses Sonnensystems- doch das war es nicht, das Fighter störte, auch wenn sie sich immer wieder in ihre Mission einmischten. Sie war unnahbar, und sie schien Fighter zu hassen. Und als sie erfuhr, wer Sailor Uranus war, wurde ihr einiges klar.

Seiya hatte Fighter gegenüber immer einen gewissen Vorteil, beruhend auf einer Gemeinsamkeit gehabt. Die Sache war so: Seiya stand, wie jeder anständiger Sänger, den die Mädchen anhimmelten, auf Frauen- Fighter auch.

Es hatte ihr Gefallen, die Gelegenheit in der Garderobe zu nutzen, um mit Michiru zu flirten, vielleicht auch mehr- woher hätte sie wissen sollen, dass Michiru sie um den Finger gewickelt und ihr verschwiegen hatte, dass sie in einer festen Beziehung lebte? Und woher sollte sie wissen sollen, dass ihre Partnerin Haruka und diese auch Sailor Uranus war?

Vom ersten Moment an hatte sie versucht, sich mit ihr anzufreunden, doch was Michiru anging, verstand diese keinen Spass. Jeder Versuch, mit ihr zu reden und sich für die dumme Situation in der Umkleide zu entschuldigen, endete darin, dass die Blonde sie total missverstand und mindestens schwer beleidigte, wenn nicht Prügel androhte. So glaubte Seiya eine Weile, Haruka sei wirklich so oberflächlich und abgestumpft, wie sie auf den ersten Blick wirkte.

Am Ende hatten sie über Galaxia gesiegt, wozu auch die Outers einen großen Teil beigetragen hatten. Und Fighter war klar geworden , dass auch Haruka ihr wahres Ich nur hinter einer Fassade versteckte- doch im Gegensatz zu Fighter war es ihre freie Wahl gewesen. Natürlich, als Senshi musste man tapfer und stark sein, doch bedeutete dies wirklich, dass man zwangsläufig auch im Privatleben seine Gefühle verstecken musste?

Und das war es, was sie an Haruka faszinierte. Je mehr sie sich bemühte, cool und beherrscht zu wirken, desto heftiger vielen ihre Gefühlsausbrüche aus. Dieses Glitzern in den Augen, immer, wenn sie glaubte, Seiya würde sich ernsthaft für Michiru oder Usagi interessieren, wenn es galt, ihre Geliebte und ihre Prinzessin zu beschützen. Auch, als sie sich mit Uranus geprügelt hatte, lag dieses geheimnisvolle Funkeln in ihren Augen, in ihren Bewegungen, in allem, was sie war.

Augen, die in die Welt blickten, als wäre alles und jeder ihr Feind, einerseits so voller Ignoranz und Kälte, doch auf der anderen Seite voller Kraft, voller Leidenschaft und heftiger Gefühle, die Fighter nicht im Stande war, zu deuten. Und immer wieder, seitdem sie sich das letzte Mal geprügelt hatten, immer wieder war all dies in ihrem Kopf, sie konnte es nicht vergessen- diese Augen, diese geschmeidigen Bewegungen, auch wenn es galt, sie damit zu verletzen, die Entschlossenheit, sich selbst für die aufzugeben, die sie liebte, diese wilde Schönheit...

"Seiya?" Fighter erschrak, als sie in die tiefblauen Augen ihres Gegenübers blickte- fast hätte sie vergessen, wo sie war... "Bitte, nenn' mich nicht so. Ich bin nicht, was du denkst..."

"Ach nein? Bist du doch ein bösartiges Alien oder wie?" Fighter seufzte- solch ein Humor hatte ihr jetzt wirklich noch gefehlt. Als würde Haruka es riechen und sie absichtlich versuchen, einzuschüchtern.

Tatsächlich aber war Haruka ein wenig verwirrt. Wozu besuchte sie Seiya? Und warum wollte er mit ihr reden? Hatte es nicht schon genug Ärger gegeben, genug Streit mit Michiru wegen diesem Rüpel? Sie hatte wenig Lust, jetzt wieder alte Wunden aufzureißen; eigentlich war sie froh gewesen, dass Starlight nicht mehr lange bleiben würde. Und jetzt saß er hier... Haruka ertappte sich dabei, Fighter immer noch mit "er" zu titulieren, auch wenn ihr gegenüber eine reife, eigentlich ziemlich attraktive junge Frau saß. Ziemlich attraktiv? War ihr der Alkohol etwa so schnell zu Kopfe gestiegen? Haruka fuhr sich verlegen mit der Hand durch das kurze Haar und verschränkte die Arme.

"Also, was willst du von mir?" Fighter begann zu zittern. " Ich wollte einige Dinge klarstellen. Heute Abend reisen wir heim, und es gibt da ein paar Sachen, die ich nicht einfach vergessen und im Raum stehen lassen kann." Haruka wurde mulmig zumute. Was hatte Fighter schon mit ihr zu besprechen? "Ich glaube nicht, dass wir ein Gesprächsthema haben..."

"Ich glaube viel eher, dass du Angst vor dem Gesprächsthema hast!" Fighters Blick traf ihre Augen wie ein Blitz und ließ sie leicht zusammenzucken.

Sie hatte keine Angst. Plötzlich sah sie vor ihrem inneren Augen Michiru, wie sie sie stichelnd anlächelte: "Natürlich, du hast ja nie Angst..."- Wovor sollte Haruka Angst haben? Als könnte man mit diesem Typ eine anständige Konversation führen... war das ihr Fehler? Der "Typ" ?! Michiru hatte sich immer gewünscht, dass sie mit Seiya klarkommen würde. Also, das war die letzte Möglichkeit. Haruka nahm sich vor, es zu versuchen und ruhig zu bleiben, um des lieben Friedens Willen.

" Kommt darauf an, welches Thema dir gerade vorschwebt."

Fighter zögerte, doch es gab ohnehin kein zurück mehr. Jetzt musste sie reden oder das "Gespräch" würde auf die selbe Weise enden wie alle anderen, die sie bisher mit der Blonden geführt hatte.

"Du weißt, wie das mit Seiya ist?" Haruka zog fragend eine Augenbraue hoch. Fighter spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Und dann sprudelte es aus ihr raus, alles, was sie ihr sagen wollte, und auch vieles, was sie gar nicht sagen wollte, was sie sich bisher Nichtmal selbst eingestanden hatte.

"Ich möchte nicht, dass du mich so in Erinnerung behältst, Haruka. 'Seiya', das war eine Puppe, ein Mittel zum Zweck. Du musst mir glauben, ich bin nicht so, das war nur eine Fassade... Ich bin kein Typ, der jedem Rock hinterherläuft. Ja okay, ich flirte wirklich gern, und als Seiya hat mich keiner erkannt, also habe ich mich viel mehr getraut, als ich mir sonst auch nur erträumt hätte. Dass du Probleme mit Männern hast, weiß ich mittlerweile auch- und eigentlich geht es mir da genauso- verdammt, ich bin ein Mädchen und kein Teenieschwarm! Und das mit Michiru... bitte, du musst mir glauben, das war nicht das, wonach es aussah. Ich mag sie wirklich, und du kannst dich wirklich glücklich schätzen, mit ihr zusammen zu sein. So ein Mädchen gibt es nicht zweimal..." Fighter begann zu schluchzen und wischte sich hektisch die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht.

Haruka rückte ein Stück näher zu ihr und hielt ihr ein Taschentuch hin. Als sie bemerkte, dass ihr Gegenüber dies nicht realisierte, wischte sie mit dem Tuch sanft über Fighters Gesicht. Diese sah sie darauf verdutzt an. An den Stellen, an denen Haruka ihr Gesicht berührt hatte, schien ihre Haut zu brennen. Sie wurde rot und nahm ihr das Tuch aus der Hand. "Danke..." "Jetzt fang' mal nicht an, zu hyperventilieren. Ich beiße dich schon nicht..."

Durch Fighters Gefühlsausbruch fühlte Haruka sich wieder sicherer und im Stande, herum zu witzeln. Sie wunderte sich selbst, warum sie sich plötzlich neben Fighter gesetzt hatte. Vielleicht aus Mitleid, vielleicht auch, weil sie kein Mädchen weinen sehen konnte. Aber Fighter hatte Recht- im Prinzip war sie eine Frau, auch wenn sie die Zeit auf der Erde in einem Männerkörper verbracht und sich dementsprechend verhalten hatte. Haruka sah an sich selbst herunter. Sie trug ein schwarzes Hemd und eine weite, dunkelblaue Jeans, die jede Rundung verhüllten und ihr einen androgynen Touch verliehen. Nicht, dass sie besonders ausgeprägte weibliche Attribute hatte- durch den Leistungssport war ihre Figur ohnehin knabenhaft genug, die Hüften schmal und die Brust relativ flach geblieben. Hatte sie wirklich das Recht, andere nach ihrem Aussehen zu beurteilen?! Hatte nicht auch Fighter eine Chance verdient, als das gesehen zu werden, was sie in ihrem Innersten war?

Bei Haruka war diese Person, die sie als das gesehen hatte, was sie war, immer Michiru gewesen. Michiru, die ihr erst gezeigt hatte, dass auch sie eine ruhige, gefühlvolle und durchaus romantische Seite hatte. Michiru hatte sie aus ihrer Isolation gerissen und ihr bewiesen, dass es wert war, zu leben. Michiru, die sie immer bedingungslos geliebt hatte und die, abgesehen von den Missionen, zu Harukas Lebensinhalt geworden war. Und deswegen konnte sie es nicht ertragen, wenn jemand versuchte, ihr Michiru wegzunehmen...

"Also für mich sah die Sache in der Garderobe damals aber sehr eindeutig aus..." Fighter schluckte. "Ich habe aber nicht angefangen... jedenfalls..."

Sie stotterte, sie hatte doch gewusst, dass sie stottern würde... "Ich habe nur ein bisschen geflirtet, es war Michirus Idee, mit dem Kleid... aber es ist doch nichts passiert, ich würde sowas nie machen, weil..." "Weil was?"

Haruka hatte sich genau vor sie gesetzt und sah ihr nun fest in die Augen. Sie konnte es nicht aussprechen, es ging nicht... Sie hatte keine Wahl, sie musste es tun, mehr als totgeschlagen werden konnte sie ohnehin nicht, und das war es wert, schon allein, weil sie sich dafür umbringen würde, wenn sie die Gelegenheit jetzt nicht nutzen würde. Fighter erwiderte ihren Blick und blickte dann auf Harukas Hände. Lange, schlanke Pianistenfinger voller Eleganz- auch wenn sie sie bisher nur geschlagen hatten, sie wusste, dass diese Hände zu mehr fähig waren. Und dann legte sie eine Hand an Harukas Kinn und zog sie an sich.

Haruka wusste nicht, wie ihr geschah - sie wollte sich wehren, als Fighters Lippen ihre berührten, doch sie konnte nicht- sie fragte sich, was sie tat, wollte es nicht, doch gleichzeitig fühlte es sich so gut an... sie wusste nicht mehr, was sie denken, was sie fühlen sollte. Sie wusste doch, dass es falsch war, doch wie konnte etwas, dass sich so richtig anfühlte, falsch sein? Für einen Moment vergaß die Windkriegerin, wer und wo sie war und schob ihre Zunge sanft in den Mund ihres Gegenübers.

Fighters Herz schlug bis zum Hals- Haruka erwiderte ihren Kuss! Sie schloss die Augen,spürte, wie die Tränen, die über ihre Wangen rollten, behutsam weggewischt wurden und wie die Blonde ihr über den Rücken strich. Fighter wusste nicht, was werden sollte, sie wollte es auch nicht wissen... aber sie war bei ihr, hier und jetzt... ihre zitternde Hand rutschte von Harukas Hals über ihre Arme bis zur Hüfte und unter ihr Hemd...

"Haruka-papa!!!"

Schlagartig öffneten beide ihre Augen und Fighter wurde unsanft von Haruka weggestoßen. Orientierungslos landete sie auf dem Boden, rappelte sich auf und rannte schluchzend und tränenüberströmt aus dem Haus.

Haruka wischte sich mit den Händen über die Augen, als hätte man sie aus einem Traum aufgeweckt. Noch immer spürte sie die Wärme der andere Kriegerin, ihre Hand an ihrem BH... wozu hätte dieser Kuss geführt, wären sie nicht unterbrochen worden? Vor dem Haus hörte sie Michirus Stimme: "Autsch, nicht so stürmisch..."

Plötzlich stand Hotaru vor ihr. "Haruuuukaaaa! Träumst du oder was? Michiru hat gesagt, du sollst mal raus kommen und dir das Auto angucken..." "Ich komme ja sofort..." "Sag mal, ist das nicht ein bisschen kalt?" Kalt? Haruka war noch immer heiß. Als Hotaru an ihrem Hemd zupfte, bemerkte sie, was die Kleine meinte. Hektisch knöpfte sie ihr Hemd wieder zu und ging vor die Tür, wo Michiru gerade ihr Knie betastete. Das Sonnenlicht ließ alles um Haruka herum unwirklich erscheinen- war sie vielleicht wirklich in einem Traum gefangen?

"So ein Spinner, rennt mich einfach um...oh hallo Ruka..." Michiru trug ein knappes Top, darüber einen schwarzen Mantel und einen kurzen, karierten Rock. Ihr rechtes Knie blutete und sie suchte verzweifelt nach etwas, womit sie die Blutung stillen konnte. Haruka hielt ihr das Taschentuch hin, mit dem sie Fighter zuvor die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte. Michiru gab ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte dankbar.

" Ich dachte, ihr kommt gerade vom Arzt, warum blutest du dann?" Michiru sah sie ernst an. "Hast du wieder Streit mit Seiya gehabt? Jedenfalls ist er, oder sie, gerade aus dem Haus gestürmt wie ein Irrer und hat mich dabei über den Haufen gerannt. So klein bin ich auch wieder nicht, dass man mich übersehen kann. Und zum Grüßen war er sich auch zu fein, und überhaupt, im Sailorfuku durch die Stadt zu rennen ist doch ein wenig auffällig, oder?! Kuso, mein Knie, jetzt kann ich erstmal keine kurzen Röcke tragen!"

Hotaru grinste ihre Ziehmutter an.

"Du sagst mir immer, ich soll nicht fluchen! Dass das Knie weh tut, ist dir wohl total egal, wie?"

Haruka wollte lachen, doch sie brachte es nicht fertig.

Da war sie also wieder, die Realität. Familie, Freunde... sie fragte sich, ob sie das überhaupt alles wollte, ob sie jetzt noch so leben konnte. Michiru legte ihre Hand um ihre Hüfte, doch Haruka fühlte sich dabei unwohl. Würde es jemals wieder werden wie früher?

"Hätten wir dich nicht besser auch mitnehmen sollen? Du siehst aus, als hättest du Fieber..." "Nein nein, ist schon in Ordnung. Was hast du wieder mit meinem Wagen angestellt, Michi?"

"Gar nichts, aber der Motor macht so ein komisches Geräusch..."

-Ende Rückblende-

Von diesem Tag an hatte Haruka begonnen, alles in ihrem Leben in Frage zu stellen.

War es richtig, was sie getan hatte? Was für Vorteile hatte es, wenn sie so und so handelte, welche Nachteile?

Dieser eine verdammte Kuss hatte ihr Leben verändert. Und das Schlimmste war, dass Haruka nicht mehr wusste, wie sie sich Michiru gegenüber zu verhalten hatte. Sie wollte ihr von der ganzen Sache erzählen, doch was hätte das gebracht?

*Swing the heartache

Feel it inside out

When the wind cries

I'll say goodbye

Tried to learn, tried to find

To reach out for eternity

Where's the answer

* Is this forever

Starlight war Vergangenheit für alle, auch für Michiru. Doch Haruka wünschte sich nichts sehnlicher, als sie noch einmal zu sehen und all das nachzuholen, was sie damals verpasst hatte.

Natürlich wusste sie, dass sie Luftschlösser baute. Sie hatte Michiru und eigentlich war es auch nicht so, dass sie Fighter liebte. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte, sie wusste nicht, was sie fühlen sollte- sie wollte niemanden verletzen, wodurch sie sich selbst am meisten verletzte.

Hätte sie es Michiru damals direkt gesagt, hätte sie es akzeptiert, schließlich hatten sie nach dem Sieg gegen Galaxia ohnehin ein neues Leben begonnen- und hätte sie es Michiru direkt gesagt und nicht versucht, es zu verdrängen, wäre dieses Leben auch ganz anders ausgefallen, als es nun war... Alles, was sie wollte, war eine Antwort, warum Fighter sie geküsst hatte, warum sie plötzlich ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte- Haruka wollte wissen, warum sie Fighter nicht vergessen konnte, was aus ihr geworden war.

Sie wollte endlich wieder wissen, wer sie war...

END Chapter II