Cathèrine
.Disclaimer: Alle Charaktere aus „Das Phantom der Oper" gehören Gaston Leroux.
Alle Charaktere die Susan Kay erfunden hat, gehören ihr.
Cathèrine und alle von mir eingebrachten Figuren sowie die folgende Geschichte gehören mir.
Ich verdiene hiermit kein Geld, ich mache es umsonst J.
Anmerkung: Ich beziehe mich hier auf die Geschichte aus Leroux's Buch, es kommen aber auch
Charaktere aus Susan Kay's Buch vor.
Erstes Kapitel
Ein kleines Mädchen
Vicomtesse Christine de Chagny stieg mit einem freundlichen Lächeln aus der Kutsche. Sofort eilte ihr ein
livrierter Bediensteter entgegen.
"Willkommen daheim, Madame. Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise," begrüßte er sie.
„Danke, Jean, ich kann nicht klagen," antwortete sie.
Sie streckte sich mit einem Seufzer. Sie war froh, daß das Engagement an der Mailänder Scala endlich
vorbei war. Fünf lange Monate hatte sie in Italien verbracht, weit fort von ihrem treuergebenen Ehegatten und
ihrer heiß und innig geliebten Tochter.
Christine's Blick strich über das vornehme Chateau, das etwas außerhalb von Paris lag. Es war ein herrliches
Leben hier ohne Schatten oder Alpträume.
Ein weitläufiger Park voller prächtiger Blumenbeete und stolzer, alter Bäume umgab das Gebäude von allen
Seiten. Der Zufahrtsweg zum Hause war mit weißem Kies bedeckt, der unter Schuhen und Rädern knirschte.
Doch nun konzentrierte sich Christine's ganze Aufmerksamkeit auf den Mann, der so schnell wie es ihm
möglich war, auf sie zulief.
„Christine, Liebste, herzlich willkommen daheim!" sagte er außer Atem zu seiner Ehefrau.
„Raoul! Oh, ich habe dich so vermisst!"
Sie umarmte ihn und erkannte dabei, daß er in den letzten Monaten wieder zugenommen hatte.
Er würde wohl bald einen stattlichen Bauch mit sich herumtragen, sollte er sich bei Tische nicht sehr zügeln.
„Wo ist Cathèrine?" erkundigte sie sich, nachdem er die Umarmung etwas gelockert hatte.
„Sie spielt hinten im Garten."
In diesem Moment rannte eine kleine Gestalt um die Hausecke, die laut „Mama!" schrie.
„Cathèrine!" rief Christine glücklich aus. Sie kniete sich auf den Kiesboden und streckte ihre Arme aus.
Cathèrine flog nur so hinein.
„Mama! Endlich bist du wieder da!" jubelte das achtjährige Mädchen. Es schlang beide Arme um den Hals
seiner Mutter.
Cathèrine de Chagny hatte dicke dunkelbraune Haare, aber im Gegensatz zu ihrer Mutter war es gewellt und
nicht gelockt. Eine große hellblaue Schleife hielt die seitlichen Haare aus ihrem Gesicht. Heute trug sie ein
dunkelblaues Kleid mit Rüschen an den Armen und an der Brustpartie.
Ihre Augen waren dunkelbraun und wurde sie wütend so verfärbten sie sich zu tiefstem nachtschwarz.
Sie war klein, zierlich und kräftig für ihr Alter. Ihr Lächeln war wie ein Sonnenstrahl und schon jetzt konnte sie
wunderschön singen.
Um es kurz zu machen, sie war der Liebling des ganzen Hauses.
Mit ihrer Tochter auf den Armen betrat Christine ihr Heim. Trotz oder gerade wegen ihrer langen Reisen zu
den entferntesten Plätzen dieser Erde, gab es für sie nichts schöneres als wieder daheim in Frankreich zu sein.
Sie setzte Cathèrine in der großen Eingangshalle ab.
„Fährst du bald wieder weg, Mama?" fragte sie.
„Nein, ich werde zwei Monate hier bleiben. Erst dann muß ich wieder fort."
„Wohin?" bohrte die Kleine nach.
„Nach London," antwortete Christine.
„Nimmst du mich diesmal mit?" bettelte das Mädchen.
„Dafür bist du doch noch zu klein," lachte Raoul. „Und jetzt zieh dich um, es gibt bald Abendessen."
Cathèrine nickte traurig, dann lief sie die große Treppe hinauf, den Gang entlang und in ihr Zimmer.
‚Mama fährt weg und läßt mich wieder allein hier. Ich mag das nicht,' dachte sie.
Ihr Zimmer lag nur drei Türen von der Zimmerflucht ihrer Eltern entfernt. Es war zwar klein, aber Cathèrine
gefiel es hier zu wohnen. Sie war nah an ihren Eltern, nah am Dienstboten - Trakt, nahe am Garten.
Das Leben war wunderschön für sie..... mit einer Ausnahme: Sie haßte es, wenn ihre Mutter fort war.
Cathèrine liebte und verehrte ihre Mutter. Für sie gab es niemanden, der besser sang oder schöner war.
Aber manchmal fühlte sie sich unendlich fern von ihr als gehöre sie nicht wirklich in ihre Welt.
°°°
Vier Tage später klopfte Christine an Cathèrine's Zimmertür.
„Bist du fertig, mein Schatz?"
Christine hatte eine Verabredung zum Tee mit Madame de Belle und hatte versprochen,
Cathèrine mitzubringen.
„Ja, Mama!" rief das Mädchen und öffnete die Tür.
„Du siehst heute besonders hübsch aus, Mama," sagte es.
Christine lächelte über das Kompliment ihrer Tochter.
„Du auch," erwiderte sie.
Madame de Belle's Anwesen lag mitten in der Pariser Innenstadt. Vom Chateau aus dauerte eine
Kutschfahrt dorthin ungefähr eine halbe Stunde.
Madame de Belle erwartete sie bereits und als die Kutsche vorfuhr, kam sie aus dem Haus.
„Meine liebe Christine," trällerte sie zur Begrüßung, "Sie sehen phantastisch aus."
Christine wurde von der älteren Dame mit Beschlag belegt und mit einem Wortschwall überhäuft.
Keine der beiden Frauen schenkte Cathèrine in diesem Moment Beachtung.
Baptiste Milè hob den Blick von seiner Zeitung als die Kutsche ankam. Er stieß sich von der Hauswand ab,
an der er gelehnt hatte und spie ein Stück Kautabak in den Rinnstein.
Dann schleuderte er die verdreckte Zeitung auf den Boden und der Wind riß die Blätter auseinander.
Baptiste stand den beiden Damen und dem kleinen Mädchen genau gegenüber.
Sein ganzes Leben war er ein Verlierer gewesen. Schon sein Vater hatte immer gesagt aus ihm würde
nichts werden, niemand würde sich an ihn erinnern, wenn er stürbe.
Er war hier, um das zu ändern.
Durch Zufall hatte er erfahren, daß die berühmte Primadonna Christine de Chagny heute bei Madame de
Belle zu Gast sein würde.
Zum ersten Mal hatte er sich beglückwünscht, daß er mit Annie, der Kammerzofe der de Belle, ein Verhältnis
angefangen hatte.
Er steckte eine Hand in die Jackentasche und umklammerte den Griff des Messers.
Er hatte es extra schleifen lassen.
Eine Mietdroschke raste vorbei.
Langsam überquerte Baptiste die Straße, die Frauen immer im Auge behaltend.
Beinahe hätte er vor Enttäuschung aufgeschrieen als die de Belle Christine mit sich zog.
Die Kutsche der Chagnys setzte sich in Bewegung. Der Kutscher hatte die Anweisung bekommen, in zwei
Stunden zurückzukehren.
Ganz allein stand das kleine Mädchen auf der Straße. Ihre Mutter hatte es einfach vergessen.
‚Nun, die Kleine tut's auch. Ist ja auch eine de Chagny,' dachte sich Baptiste.
Blitzschnell sprang er hinter das Mädchen und preßte eine Hand auf seinen Mund.
Cathèrine erschrak fürchterlich als sich eine Hand über ihren Mund legte. Sie versuchte zu schreien,
aber alles was sie herausbrachte, war ein leises Schluchzen.
Der Mann zog sie schnell über die Straße in eine Seitengasse.
Cathèrine trat und schlug um sich, aber gegen einen ausgewachsenen Mann war sie chancenlos.
Etwas sagte ihr, daß ihr Leben sich von nun an verändern würde.
Entsetzt starrte sie auf die Klinge, die in ihren Blickwinkel kam. Noch einmal versuchte sie, sich mit
Schlägen zu befreien.
„Halt still!" zischte der Mann. Als sie nicht gehorchte, schlug er sie mit einer Faut nieder.
Dann machte er sich an sein Vorhaben. Niemand würde ihn danach je vergessen.....
by Felicia 2001
