Ai no Hoshi: Destiny's War
Star Henshin II: A Day at the Beach
Chapter Five: RevelationsTerra Primera (Arora)
Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich auf dem Thron aus nachtblauem Kristall nieder. Hier war ich alleine und fühlte mich sicher. Sie waren ignorant, alle waren sie ignorant, gerade meine Schwestern. Aber ich konnte nicht verstehen, warum gerade unsere große Kaiserin so blind sein konnte, merkte sie nicht, daß sie die gleichen Fehler machte wie viele Adepten des Chaos zuvor, selbst Apsu, die trotz der Zurückweisung unsererseits über ein großes Potential verfügt hatte, war gescheitert an der Stärke der Sailorsenshi. Diese Schicksalslinie, der Beginn von allem und das Ende von allem, dies war unser Ziel und wenn wir nicht vorsichtig waren, würden wir unterliegen. Oder hatte die Kaiserin bereits einen Plan?
Auf jeden Fall wußte ich jetzt, was uns gegenüberstand und es war schlimmer, als ich vermutet hatte. Nicht nur, daß die Schicksalswächter sich eingemischt und offenbart hatten – das war zu erwarten gewesen –, sondern ebenso waren neue, starke Senshi aus der Zukunft erschienen und stellten eine Gefahr da, dazu kam das die Senshi dieser Zeit anscheinend langsam zu ihrer vollen Kraft gelangten. Doch das Schlimmste war, daß eingetreten war, was wir nach Tandors Versagen und des abrupten Unterbrechens unserer sorgsam geplanten Arbeit befürchtet hatten. Ich würde Bericht erstatten müssen.
„Meine Kaiserin." Mit einer Bewegung meiner Hand erschien ein Bild vor mir in der Luft, das die imposante Figur unserer Führerin zeigte. Ganz in Weiß, Grau und Schwarz gekleidet mit einem Schleier vor dem Gesicht war nicht viel von ihrem Aussehen zu erkennen. Niemand außer mir kannte ihr wahres Gesicht, nicht einmal An'ya oder Nayaru. Trotz der oftmals auftretende Meinungsverschiedenheiten, war ich mir bewußt darüber, daß ich nicht umsonst ihre Vertraute war, weswegen die beiden anderen auch oft eifersüchtig auf mich waren. „Ja, was gibt es, Arora?"
„Ich habe Neuigkeiten. Und ich fürchte keine guten." Die erhabene Frau, man mochte fast Gottheit sagen, nickte stumm. „Ich weiß, ich habe es auch gefühlt. Es ist nur zu offensichtlich, was diese unglaubliche Energie bedeutet." Abwesend mit meinem grauen Haar spielend, dachte ich zurück an die Szene, die ich miterleben durfte, als ich den Erfolg meiner Kreaturen beobachten wollte. „Sie sind stärker als ich gedacht habe. Wir müssen sehr vorsichtig sein."
Ich konnte vage den Ansatz eines Lächeln unter dem verschleierten Gesicht meiner Kaiserin erkennen. „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich versichere dir, ich habe bereits Maßnahmen ergriffen, die das Gleichgewicht der beiden Sternschnuppen erschüttern wird oder zumindest Zweifel sät. Alleine sind sie nichts und wir beiden wissen, daß sie ohne unser Element keine Chance haben die Prophezeiungen zu erfüllen." Natürlich wußte ich das, wir waren Licht, Zwielicht und Schatten. Sie waren nur zwei davon und der Kreis würde bei ihnen nie vervollständigt werden. Dafür hatte ich selber gesorgt. „Ich will hoffen, daß ihr Recht behaltet."
Das Bild verschwand, ohne daß ein weiteres Wort gewechselt wurde. Es blieb mir nichts übrig, als ihr zu vertrauen, doch war ich nicht sicher, ob mir die Maßnahmen meiner Kaiserin gefallen würden. Wie auch immer... Meine Aufgabe hier war noch lange nicht erfüllt und ich hatte selber Vorbereitungen zu treffen, diesmal würde es für die Senshi nicht so einfach werden, selbst mit der Macht der Sterne.
Juuban, Tokyo (Sin)
Niedergelassen um den Wohnzimmertisch – der dafür eigentlich viel zu klein war – mußten Anshar und ich uns wohl die meisten stechenden Blicke gefallen lassen. Doch das war zu erwarten gewesen. Es war ja nicht nur, daß Serenity und Endymion... Ich sollte mich wirklich an ihre Namen wieder gewöhnen, das kam dabei raus, wenn man zuviel mit ihren zukünftigen Ichs und Alteregos aus anderen Linien zu tun hatte... Wie gesagt, es waren ja nicht nur Usagi, Mamoru und Rei, die so ziemlich ratlos waren, Usa und ihre Senshi wußten ja genauso wenig.
„Nun, Sin. Was verschafft uns die Ehre? Ich gehe davon aus, daß das hier kein Freundschaftsbesuch ist, oder?" Usagi sah sich am Tisch um und ergänzte: „Wohl nicht..." Usa unterdrückte ein Kichern und PallaPalla grinste, das lockerte die Stimmung etwas, half aber trotzdem nicht viel. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich ihnen das am Liebsten ersparen aber wir waren nur Wächter, wir konnten keine Kriege gewinnen, das war die Aufgabe der Senshi.
„Nein, ich fürchte dem ist nicht der Fall, Prinzessin." Einen tiefen Atemzug nehmend, suchte ich meinen inneren Ruhepunkt. Die Erinnerungen, die mit den Erzählungen kamen, waren nie schöne. Es war schwer und ich beneidete Pluto für ihre Ausgeglichenheit. „Es ist eine lange Geschichte, wo soll ich beginnen?"
„Wie wäre es mit dem Anfang", schlug Rei etwas mißtrauisch vor, das konnte ich ihr nicht nachtragen, wahrscheinlich hatte nur die Anwesenheit der Neo Senshi dafür gesorgt, daß sie noch einigermaßen höflich war. Beraterin Luna nickte beipflichtend, man konnte aber einen kurzen, warnenden Unterton in dem Blick auffangen, dem sie Rei zuwarf. Diese tat so, als hätte sie nichts gemerkt.
„Am Beginn also, gut. Einiges davon hat mein Bruder der Lady Serenity bereits erklärt. Es war eine Weile, nachdem ihr Apsu besiegt hattet. Parallel gerechnet etwa zu der Zeit, als ihr inmitten der Streiterein mit dem Dead Moon Zirkus stecktet. Wer genau uns ausgesucht hat, das weiß ich nicht. Es gab nie eine Person oder Figur, die wir zuordnen konnten. Doch anscheinend waren die hohen Mächte auf uns aufmerksam geworden und beschlossen, daß wir mit unserer Erfahrung wertvoll wären. Sie machten uns zu Senshi. Aber keine gewöhnlich, eher zu vergleichen mit Sailorpluto vielleicht, nur daß es unsere Aufgabe ist über den Verlauf des Schicksals zu wachen. Seitdem wurden wir ausgebildet, trainiert und erfüllen unsere Aufgabe."
Rei verengte ihre Augen zu Schlitzen. Sie tauschte einen mißtrauischen Blick mit Usagi aus, die wesentlich ruhiger wirkte, schwieg dann. Es war Mamoru, der sprach. „Und wieso seid ihr nun hier. Ich bin sicher, es gibt da gewisse Regeln." Ich lachte leicht. „Oh ja, mein Prinz. Ganz sicher ist dem der Fall. Doch dies ist eine Ausnahme." Usa biß sich auf die Lippen und jeder am Tisch außer Anshar und mir hatte wohl gerade den gleichen Gedanken. „Und wir wissen alle, was das bedeutet", fuhr ich fort und jeder nickte. „Ihr solltet wissen, daß das Schicksal nicht einfach eine gerade Linie ist. Pluto würde es ähnlich erklären mit der Zeit, denke ich. Es gibt so viele Verzweigungen und Abweichungen, daß ein Wirrwarr aus Linien entsteht, die alle zu einem unabsehbaren Ziel führten, sich hin und wieder kreuzen, manche sind sogar so ähnlich, daß vielleicht einfach nur eine einzelne Blume eine andere Bezeichnung gegeben wurde... Doch diese sind nicht so wichtig, denn es sind mehr oder weniger natürliche, alternative Realitäten. Nein, die wichtigen sind die, die durch das Eingreifen von außen geschaffen wurden. Von einer übergeordneten Macht, einem Springer vielleicht. Springer sind Lebewesen, die von Linie zu Linie springen können, die kommen aber selten vor."
Es herrschte für einen Augenblick schweigen, als jeder die Information verarbeitete, es schien, daß alle den Sinn verstanden hatten. „Anshar sagte, der Fehlschlag von Tandor wäre kein Eingriff, sondern eine Richtigstellung gewesen. Bedeutete das, daß wir wieder auf der richtigen Linie sind?" wollte Usa wissen. Ich ließ Anshar erklären. „Ihr habt sie nie verlassen, da ihr den Zeitpunkt der Änderung übergangen habt und die Gefahr beseitigt wurde. Was die richtige Linie angeht. Man kann nicht sagen, daß es wirklich eine richtige Linie gibt. Wer sagt uns, daß die Zeitlinie, in der wir uns befinden richtig ist? Für uns vielleicht aber wäre sie auch für andere richtig?"
„Klar, Richtig und Falsch sind letztendlich nur Definitionen, die nicht so ohne Weiteres auf etwas Transparentes und nahezu Vierdimensionales wie Zeit oder Schicksal angewandt werden können", half PallaPalla nach und ich nickte beipflichtend. Usagi, Rei und Mamoru starrten die blauhaarige Kriegerin verblüfft an. VesVes grinste und versetzte ihrer Freundin einen spielerischen Klaps. „Mal keine Angst, sie mag Amis und Hotarus Weisheit geerbt haben aber ansonsten ist sie immer noch die alte, meistens zumindest." PallaPalla schnitt eine Grimasse und der ganze Tisch brach erneut in Gelächter aus. Etwas befreiend war es zu mindestens, doch waren Anshar und ich noch nicht fertig.
„Vor ein paar Jahren entdeckten wir schließlich, wer die ganze Veränderungen im Schicksal dieser Welt, sowie auch dem ganzen Universum steuerte, zu einem großen und entscheidenden Teil zumindest. Es war mehr ein Zufallstreffer und letztendlich hatte uns Apsu selbst auf ihre Spur geführt, da sie ein Mitglied dieser Gruppe war. Wir wissen immer noch nicht, wer die mysteriöse Führerin des Reiches ist, das sich darauf versteht das Schicksal gezielt zu manipulieren, doch sie, da sind wir uns sicher, hat drei Handlanger.
Zwei von ihnen repräsentieren Licht und Schatten, beide in einer zerstörerischen Art und Weise. Momentan sind wir sicher, daß sie sich innerhalb von anderen Linien, die sie bereits erobert haben, aufhallte. Über den Aufenthaltsort der Letzten wissen wir nichts."
„Wer ist dieser letzte Handlanger", wollte Usagi wissen, ihr Ton jetzt mehr der einer Anführerin, denn einer Prinzessin. „Ihr Name ist Arora. Sie ist der Inbegriff des Zwielichts, die Inkarnation der perfekten Balance und sie ist durchweg böse. Selbst ihre beiden Mistreiterinnen fürchten sich vor ihr. Arora ist kühl, berechnend und abwartend, kann aber auch aufbrausend, verzehrend und impulsiv sein. Sie ist von allen die Gefährlichste. Und wir vermuten, daß sie sich hier befindet."
Chapter Six: New Home
Küstenbereich (Haruka)
Eine sanfte Brise wehte hier unten an einem Tag, der ansonsten nahezu windstill war. Und das beunruhigte mich. Noch gestern war das Wetter aufgebracht wie schon lange nicht mehr und die langsam eingehenden Nachrichten der anderen Senshi waren auch nicht beruhigend, schon gar nicht das Wiederauftauchen der ehemaligen Opposite Senshi, das uns bestätigte, daß wir einen neuen Feind hatten. Und wieder einmal galt die alte Floskel. Dieser war nicht zu vergleichen mit den Gegnern, die wir zuvor bekämpft hatten. Es war doch immer wieder dasselbe.
Heiteres Lachen brach vor uns aus und ich sah mit einem Lächeln auf. Minako und Hotaru schienen ihren Besuch zu genießen, trotz aller Ungewißheit. Nun... Theoretisch hatten die beiden persönlich ja eigentlich nicht viel zu befürchten, zog man ihre gestrige Demonstration heran. Außerdem, wer wußte schon wie lange wir noch so einigermaßen heiter lachen konnten. Sicherlich würde die Stimmung um einiges fallen, sobald erstmal alle Senshi zusammengefunden hatten und allen das Ausmaß dessen, was auf uns zukam, klar wurde.
„Kawaii!" Minako war außer sich und Hotaru stand ihr da nicht viel nach. Das Haus, das Michiru und ich als erstes ausgesucht hatten, stand auch ganz oben auf unserer Liste. Wir waren sicher den beiden Sternenpartnern würde es gefallen... entzücken war wohl das bessere Wort. Es handelte sich um ein riesiges Strandhaus... Villa eigentlich, um genau zu sein. Im besten Zustand und ausgezeichneter Lage dazu. Es war etwas außerhalb gelegen, jedoch mit guter Anbindung – und was waren schon Entfernungen für Sailorsenshi und obendrein noch Sternenpartner? –, einem recht modernen Stil mit weißem und dunkelbraunem Marmor und das Beste war, im Vergleich zu wesentlich weniger schönen Einrichtungen hier, war das nahezu ein Spottpreis, sicherlich immer noch viel... zu teuer für zwei Schulmädchen aber es könnte hinhauen, immerhin hatte Minako ihre Karriere vor sich, das würde in einiger Zeit sicher auch etwas abwerfen.
„Was ist nun, wollen wir rein oder wollt ihr ewig hier stehenbleiben?" Die beiden drehten sich entgeistert um. „Aber, Haruka-san, das können wir uns doch nie leisten", stellte Minako fest und Hotaru nickte zustimmend. Ich grinste. „Na, das werden wir ja noch sehen. Außerdem müßt ihr wissen, daß Michiru einen ganz besonderen Einfluß auf unseren Freund den Makler hat." Michiru errötete prompt und ich tänzelte aus ihrer Reichweite, als sie sich revanchieren wollte. „Und dabei bist du immer die Erste, die eifersüchtig wird", murmelte sie.
Gemeinsam betraten wir das Strandhaus/-villa. Drinnen grüßte uns ein fast noch atemberaubender Anblick. Es schien, als ob die Erbauer dieses Hauses Wert auf Kontrast gelegt hatten, denn hier drinnen war alles von nachtblauem Marmor bedeckt, fast ohne Ausnahme. Das schuf irgendwie eine etwas düstere Atmosphäre, konnte aber durchaus auch etwas angenehmes und romantisches ausstrahlen. Die beiden Mädchen waren entzückt, um es milde auszudrücken. „Oh, wow! Das ist ja unglaublich!" ereiferte Minako sich und sah sich mit großen Augen um. Hotaru stand mehr wie paralysiert da. „Und so groß..." Ich mußte lachen und Michiru lächelte. Zugegeben würden die beiden das hier echt kriegen, dann wäre ich wohl auch ein wenig neidisch.
„Haruka-san, Michiru-san! Was für eine Überraschung!" Ein hochgewachsener Mann mit mittellangem, schwarzen Haar, das ihm bis knapp auf die Schultern fiel, kam aus einem der Räume. Er trug einen Anzug, wirkte jedoch recht locker dafür. „Womit verdiene ich diese ungemeine Ehre? Seid ihr an meinem kleinen Prachtstück interessiert?" Michiru schüttelte den Kopf und deutete mit einer weiteren Bewegung auf die nun beide wildumherlaufenden Minako und Hotaru. „Nicht direkt, Steven." Steven war ein internationaler Makler, den wir auf einen unserer Reisen kennengelernt hatten und der seit längerem auch hier in Japan Geschäfte machte. Von ihm hatten wir auch unser jetziges Anwesen.
Er schaute kurz in die Richtung der beiden ausgelassenen Mädchen und nickte verstehend. „Ah! Ihre uhm... Schwestern?" Wir lachten beide. „Fast", entgegnete Michiru. „Im übertragenen Sinne vielleicht. Auf jeden Fall sind die zwei frischvermählt und suchen nun ein Haus, daß sie nicht gleich voll bezahlen müssen. Sie wissen doch, was ich meine, oder Steven?" Der versierte Makler widerstand Michirus zuckersüßen Lächeln ganze drei Sekunden...
Etwas später (Minako)
So etwas nannte ich Paradies. Wir konnten uns echt als Glückspilze bezeichnen, solch einen Treffer gelandet zu haben oder vielleicht sollten wir uns als Glückspilze bezeichnen, weil wir Haruka und Michiru kannten? Steven – der Makler – hatte wirklich nicht lange standgehalten unter Michirus unbestreitbarem Charme und als er erfahren hatte, daß ich im Künstlerbuisness tätig war und die beiden älteren Frauen mir gleich gute Referenzen gaben, da schien er weniger besorgt, daß er sein Geld auch wirklich bekommen würde. Das sollte man nicht falsch verstehen, das Haus war natürlich schweineteuer, gar keine Frage. Aber etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Doch Hotaru und ich hatten uns beide augenblicklich in das Haus verliebt. Abgelegen, idyllisch, sehr geräumig und das Beste war... Ein eigener Privatstrand!
Und diesen nutzten wir auch gerade, um uns ein bißchen zu entspannen. Es hatte praktisch ganze fünf Minuten gedauert bis wir den Vertrag in Händen hielten und ihn unterzeichnet hatten. Es gab da noch einige rechtliche Sachen und Steven wollte auch nochmal mit meinen Eltern sprechen, da Haruka und Michiru ja schon für Hotaru da waren, aber auf jeden Fall zeigte mir die schnelle Abwicklung, daß der Mann seinen Job anscheinend verstand. Danach hatten wir uns noch eine Weile unterhalten und waren einige Sachen durchgegangen. Es stellte sich heraus, daß das Grundstück noch einiges mehr hergab und hergeben konnte.
Hotaru kicherte leise. Wir lagen auf einer Strandmatte und sonnten uns, der heftige Regen von gestern schien sich vollkommen verzogen zu haben. Es war zwar nicht mehr ganz so warm aber immer noch sehr angenehm, gerade richtig eigentlich. Im Moment schien das Wetter oft umzuschwingen und ich wollte gar nicht wissen, in welchem Zusammenhang das mit der drohenden Gefahr stand. Ich sah fragend zu meinem Sternenpartner hinunter. Sie hatte ihren Kopf auf meinen Bauch gelegt und döste vor sich hin.
„Ich dachte nur gerade daran, daß Usagi und die anderen, wenn sie das Haus gesehen haben, wohl sofort auch einziehen wollen." Das konnte ich mir nur zu lebhaft vorstellen und ich hatte schon einen neuen Film in meine Kamera eingelegt, um bereit zu sein, wenn der Rest heute gegen Nachmittag zu einem Senshimeeting kamen. „Genug Platz hätten wir ja", bemerkte ich mit einem humoristischen Unterton. Natürlich meinte ich das nicht Ernst, denn schließlich sollte das unser Haus werden. „Aber auf jedem Fall dürften wir Rei für eine längere Zeit wohl ablösen, was unsere Treffen angeht." Hotaru lächelte und ich fuhr ihr leicht durch die schwarzen Haare, die sich in den letzten Wochen etwas über die Schultern hatte wachsen lassen. Es stand ihr irgendwie ganz gut. „Sie wird sich sicher nicht beschweren."
Für eine Weile saßen wir einfach nur da und genossen die gegenseitige Nähe. Physisch sowie psychisch. Trotz aller Hindernisse und Steine auf dem Weg hatten wir es gestern doch noch nach hause geschafft und die Erinnerungen an die Nacht erzeugten immer noch ein Prickeln an meinem ganzen Körper. Es war nicht das erste Mal aber gestern war ganz sicher eine einzigartige Erfahrung gewesen. Ich wußte mit Sicherheit, daß mein Firefly dasselbe empfand und wahrscheinlich auch gerade daran dachte.
Ein paar Möwen kreisten über unseren Köpfen und das sanfte Rauschen der Wellen wirkte beruhigend. Für einen Moment schloß ich die Augen und öffnete mich vollkommen. Diese Empfindung war nicht zu beschreiben und ich wollte es auch gar nicht erst versuchen und so gab ich mich einfach nur dem unsagbarem Gefühl der Liebe und des bedingungslosen Vertrauens hin, das unser Zentrum war.
Wenn ich so zurückblickte, wunderte ich mich wie alles so schnell hatte gehen können. Vor ein paar Wochen noch waren wir nur gute Freunde und dann hatte eine Situation, ein Moment alles geändert. War das Schicksal? War das Vorherbestimmung? Oder taten wir etwas, was nicht sein sollte? Immerhin hatte Usa mit ihrem Eingreifen die Zukunft massiv verändert, oder nicht? Das hatte sie doch die ganze Zeit befürchtet und deswegen kein Wort gesagt. Diese neuen Feinde, hatten wir sie angezogen?
„Mach dir nicht so viele Sorgen, Aino-chan. Die anderen sind auch noch da, nicht zu vergessen Sin und ihre Freunde." Eine sanfte Berührung – emotional, nicht physisch – und ich merkte wie ich mich etwas entspannte. Wir hatten wirklich schon genug durchgestanden, zusammen. Und diesmal würde es nicht anders sein. Gemeinsam und mit unserer neugefundenen Stärke würden wir es überstehen, was auch immer da kommen mochte. Zumindest würde uns beide keiner trennen können, niemals.
„Die anderen kommen", meinte Hotaru plötzlich. Ich griff hinaus mit meinen verstärkten Sinnen und fühlte gleich mehrere vertraute Präsenzen. Es war leicht sie nach all den Jahren auseinanderzuhalten. Doch da waren noch mehr als nur die Senshi und ich meinte nicht Sin und ihre Freunde. „Ist das...?" Ich ließ die Frage in der Luft hängen und sah zu Hotaru hoch, die sich aufgesetzt hatte, einen konzentrierten Blick auf ihrem Gesicht. Schließlich nickte sie. „Hai, definitiv Usa." Die Auren der anderen Vier konnte ich mir augenblicklich selbst zusammenreimen.
Ich setzte mich ebenfalls auf, gab Hotaru einen kurzen aber verlangenden Kuß und dann standen wir gemeinsam auf. Sie würden in einer Viertelstunde hier sein, genug Zeit zum Vorbereiten.
(Usagi)
Ich würde ja äußern, daß ich beeindruckt war, wenn sich meine Stimme nicht vor Staunen in die Weiten des Universums geflüchtet hätte. Die Aussicht war grandios, die Lage klasse und das Haus... nein, das ganze Grundstück einfach nur perfekt. Ami hatte vollkommen untypisch keinen Kommentar über Stile und sonstiges auf Lager und war genauso still wie ich. Rei und Makoto glotzten nur wie verrückt und Haruka und Michiru tauschten wissende Blicke aus, Setsuna war wie immer stoisch ruhig. Ich sah zu Mamoru hoch und hob fragend eine Augenbraue. „Warum können wir uns sowas eigentlich nicht leisten?" Rei schnaubte. „Du bist noch nicht mal zufrieden damit in der Zukunft in einem Palast zu leben?" Ich schnitt eine Grimasse und die Gruppe lachte leicht. Es war schließlich die kleine PallaPalla, die das Wort ergriff. „Sollen wir reingehen?" Diese Frage war eher überflüssig.
Ganz oben auf der kleinen Klippe angekommen, auf der das Strandhaus – die Villa wohl eher – lag, begrüßte uns Minako bereits an der Tür. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie wußte, daß wir kommen würden. Natürlich wußte sie aber ich wußte halt nur nicht bis zu welchem Extrem sich das ausdehnte. Alles war mir schließlich auch nicht über Sternenpartner bekannt. Wahrscheinlich konnten die beiden Mädchen es nicht mal selbst richtig beschreiben.
„Kommt doch rein. Hotaru macht uns gerade ein wenig Tee und ein paar Plätzchen haben wir auch, leider noch nichts Großes, schließlich sind wir ja gerade erst eingezogen." Bisher wußte ich noch nicht, daß man überhaupt so schnell ein Haus kaufen und einziehen konnte. JunJun murmelte ebenfalls etwas über diese Tatsache, ließ es aber nicht laut heraus – auch wenn ich sicher war, Minako hatte es gehört.
Wir betraten das Haus und gefroren an Ort und Stelle, sobald wir die Empfangshalle betreten hatten. Ich wußte nicht recht, wo sich meine Kinnlade in diesem Moment befand, würde mich aber nicht wundern, wenn sie auf der anderen Seite der Erde wieder zum Vorschein kam. Nicht einmal Haruka und Michiru selbst hatten so etwas... EINZIGARTIGES! Gab es noch so etwas? Wo konnte ich unterschreiben? Wieviel wollten die beiden für diese Traumvilla?
Das Klicken einer Kamera brachte mich wieder in die Realität und ich sah Minako mit eben einer solchen dastehen und mich unschuldig anlächeln. Meine Temperament gewann mal wieder die Oberhand und ich schenkte ihr einen messerscharfen Blick, den sie lächelnd ignorierte. Die anderen sahen sich auch sehr interessiert um, doch schien sie alles weniger zu überraschen, vielleicht hätte ich wirklich sowas ähnliches erwarten sollen. Kami-sama, die beiden hatten es echt gut. Aber den Vertrag wollte ich wirklich gerne mal sehen.
Minako führte uns ins Wohnzimmer, wo Hotaru bereits wartete und ein paar Teetassen und etwas Gebäck auf den langen Tisch gestellt hatte und ihre Partnerin forderte uns auf sich zu setzen. Es stellte sich heraus, daß sogar noch Platz um den Tisch übrigblieb, nachdem wir uns alle gesetzt hatten. Und immerhin waren wir zusammen Siebzehn, mit Sin und Anshar, deren Senshi sich woanders rumtrieben.
„Ich würde sagen, jetzt hast du es wirklich geschafft", meinte Rei sarkastisch an Minako gewandt und alle lachten. Es lockerte die angespannte Stimmung etwas, die sich auf die Gruppe gelegt hatte. Niemand wollte eigentlich so recht an eine weitere Krise denken. Es war über ein Jahr ruhig geblieben und wir hatten alle gedacht, daß wir es endlich überstanden hatten und bis Kristall Tokyo ruhig leben konnten. Dann kam Tandor und alles begann wieder von Neuem.
Sin und Anshar begannen damit ihre Geschichte auch für die anderen zu erzählen und dann diskutierten wir darüber, was wohl zu machen war. Auf jeden Fall waren wir uns einig darüber, daß wir nicht drum herum kamen den Feind direkt zu konfrontieren und das hieß, so wagemutig das auch erschien, direkt in einige dieser anderen Schicksalslinien vorzudringen. Doch das würde noch etwas dauern und die beiden Schicksalssenshi hatten davor gewarnt mit solch einer Mission zu beginnen, bevor wir nicht alle über unsere volle Macht verfügten, sowie Mako jetzt.
Chapter Seven: Star Power – Outers Strike
Am Strand (Michiru)
Nach einigen endlos langen Diskussion über das wie, wann und wo wir auf diese Bedrohung reagieren sollten, ohne daß wir zu einem Ergebnis kamen, da hatte Usagi dem Ganzen schließlich einen Riegel vorgeschoben und angeordnet wir sollten mal für eins, zwei Stunden frische Luft schnappen gehen und unsere Gedanken ordnen. Der letzte Punkt, den Makoto eingeworfen hatte, hatte uns alle etwas aneinandergebracht. Starlights... Sicher, klar. Durch die ganze Galaxiasache hatte ihr Schicksal schon ziemlich mit unserem verbunden aber trotzdem konnten sich einige davon nicht mit dem Gedanken anfreunden, sie von dem Ganzen zumindest zu unterrichten, wobei ich im Gegensatz zu Haruka wenigsten die Notwendigkeit darin sah. Eine Warnung wäre zumindest fair. Überraschenderweise hatte auch Minako dagegen argumentiert, was vielleicht ein klein wenig mit Yaten zusammenhing, vermutete ich, Hotaru hatte sich weise zurückgehalten.
Nun schlenderten Haruka und ich Seite an Seite den kleinen Privatstrand herunter. Haruka war immer noch etwas grummelig über die Sache aber tief da drin, das wußte ich, war er bei weitem nicht mehr so mißtrauisch gegenüber den drei Starsenshi wie noch zu Beginn. Sie hatten sich und ihre freigewählte Loyalität zu unserer Prinzessin bewiesen und das war etwas, was selbst bei Haruka – oder sollte ich sagen, gerade bei Haruka – auf höchste Anerkennung stieß, so sehr sie es auch verneinen mochte.
„Komm schon, du bist nicht wirklich böse, ne?" Haruka schüttelte den Kopf widerstrebend. „Würde es etwas bringen, wenn ich doch sagen würde?" Ich lächelte nur. Gute, alte Haruka, immer noch dieselbe und das war gut so. Über die letzten Wochen hatte sie tatsächlich so etwas wie eine Vatereinstellung gewonnen, gerade wenn es um Hotaru und Minako ging, vielleicht erinnerten sie sie an uns beide. Übrigens, was die beiden anging, sie waren mehr als erfreut gewesen, daß der geglaubte Eingriff eigentlich nur eine Richtigstellung war und somit ihr Bündnis nun auch im Verlauf des Schicksals seinen festen Platz hatte, ohne irgendwelche Zweifel.
Die frische Meeresluft half mir meine Gedanken zu reinigen. Ohne es zu merken, war ich stehengeblieben, Haruka hatte einen Arm um meine Schultern gelegt und wir beobachteten gemeinsam das Meer und die schon tief am Horizont stehende Sonne. Diese Momente waren immer etwas besonderes, rar nicht unbedingt, da das letzte Jahr wie gesagt recht friedlich abgelaufen war, jedoch immer noch besonders. Jeder einzelne von ihnen. Ich bereute nichts von alldem, was geschehen war, solange ich nur Haruka hatte, wir...
Ein plötzliches Echo, ein leichtes Anschwellen und Tosen der Wellen, wie ein rasendschnellaufziehender Hurricane, das war das Einzige, was mich warnte. Instinktiv stieß ich Haruka zu Boden und landete kurz danach auf meiner Partnerin, wir entgingen nur knapp einer Ladung aus negativer Energie. Mich schnell zur Seite rollend, meinen Henshinkristall bereits gezückt, entdeckte ich den Ursprung der Gefahr.
Das Viech war nicht gerade das, was man als ausgangsfähig bezeichnen konnte, weit davon entfernt. Ein graues, blubberndes Ding, das unzählige Tentakel an seinem unförmige Rumpf besaß, die wild hin- und herschwangen. Die Augen stachen wie zwei Speere in einem unheimlichen Grünviolett in unsere Richtung.
„URANUS CRYSTAL POWER, MAKE UP!"
„NEPTUNE CRYSTAL POWER, MAKE UP!"
Nichts.
Wir warfen uns einen langen, vielsagenden Blick zu. Seit Makoto von ihrem Erlebnis berichtet hat, war uns klargewesen, daß das wahrscheinlich in den kommenden Tag bald auf uns alle zukommen würde. Powerups kamen immer im Kollektiv und meistens stets in kurzer Abfolge... nicht, daß wir sie nicht gebrauchen konnten.
Das Monster schien sich sicher zu fühlen und kam näher. Ich griff nach Harukas Hand. Irgendwas mußten wir tun. Vielleicht waren wir keine offiziellen Sternenpartner wie Minako und Hotaru aber vielleicht konnten wir über unsere gemeinsamen Gefühle etwas erreichen, den Vorgang beschleunigen. Ich spürte Harukas Frustration und versuchte sie zu lindern, während ich meine eigene unterdrückte.
„SOUL CLASH!"
„FIRE CRESCENDO!"
Ein lauter Donnerschlag, begleitet von dem hellen Aufblitzen von plötzlichem Feuer und Blitzen, ließen das Monster zurücktaumeln, mehr überrascht, denn wirklich verletzt. Kurz darauf erschienen auch schon Starmoon und ihre Senshigarde, Sailormoon, Tuxedo Kamen, Merkur, Mars und Jupiter ließen nicht lange auf sich warten.
Der Kampf begann und das Wesen schien nicht im Geringsten vor den Angriffen von Mars und Merkur zurückzuschrecken, das Sailorquartett richtete einigen Schaden an. Aber selbst Pluto, die sich kurz darauf ins Geschehen einmischte, erschien machtlos – was ein sehr seltener Umstand war. Nur Jupiter war in der Lage neben den vier zukünftigen Senshi noch Schaden anzurichten. Sie kämpfte mit einer Intensität und Hingabe, die schier beeindruckend war.
Ein kaum wahrnehmbares Kribbeln machte mich auf die sich zu verändern beginnende Energie aufmerksam, die sich um unsere vereinten Hände gebildet hatte. Ich fühlte eine Stimme tief in mir, ein Flüstern meines innersten Ichs. Die Worte waren nicht relevant, ich erahnte ihre Bedeutung schon, bevor sie erklangen.
Mit einem signifikanten Leuchten veränderten sich unsere Stäbe zu sternförmigen Broschen, neue Energie durchflutete uns. Erneut sahen wir uns kurz an, nickten uns dann zu und wandten uns, unsere neuen Henshinbroschen erhebend, wieder dem Kampfgeschehen zu.
„URANUS COSMIC POWER..."
„NEPTUNE COSMIC POWER..."
„MAKE UP!"
(Hotaru)
Unsagbar erleichtert. So fühlte ich mich im Moment. Es war mir klar gewesen, daß Usa unheimlich mit der Entscheidung zu ihrem Eingreifen gerungen haben mußte und der Umstand, daß sie vielleicht einen großen Fehler gemacht hatte, selbst wenn dieser moralisch gesehen noch so in Ordnung war, und dieser Gedanke, diese Schuld mußte an ihr genagt haben. Ich wollte meine erste und immer noch beste Freundin nicht so sehen. Alles, was ich wollte war noch ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen und die Gewißheit zu haben, daß wir uns in der Zukunft irgendwann wiedersahen. Diese Gewißheit hatte ich jetzt.
Gerade schaute ich aus einem der obersten Fenster und betrachtete den Strand und das sanfte Meer unter uns. Zwei starke Arme schlangen sich von hinten um meine Hüften und ich lehnte mich etwas zurück, die angenehme Wärme genießend, die jeden Teil meiner Selbst durchflutete.
„Schöne Gedanken?" Ich lächelte. Eigentlich war es nicht nötig etwas zu sagen, sie wußte eh, was ich dachte. Es war nur eine höfliche Geste. „Befriedigende Gedanken." Ich spürte sie grinsen und ihre Finger meinen Nacken entlang gleiten. „Da hab ich noch ein paar ganze andere..." hauchte sie in mein rechtes Ohr und ich zitterte leicht erregt. Gedanken an die letzte Nacht kamen zurück, SEHR befriedigende Gedanken. Hey, ich war auch nur ein verliebtes, dazu frischvermähltes, junges Mädchen, oder?
So verführerisch dieser Gedanke auch war, empfand ich ihn nicht als gute Idee. Zumindest nicht gerade jetzt. Zwar waren die anderen gerade draußen und genossen die Spätsommersonne – was ihnen gewiß nicht zu verdenken war – aber fand ich das jetzt einfach nicht angemessen, so schade ich es auch fand...
„Wir sollten nicht jetzt..." begann ich, wurde aber von einem lauten Donnerschlag unterbrochen. Von meiner Position aus, sah ich wie das Meer sich in der Ferne zu kräuseln begann. Mein Blick schweifte über den unter uns liegenden Strand und die unverkennbare Lichteffekte eines nahen Kampfes waren schnell entdeckt. Gleichzeitig spürte ich eine abnormale und enorme, dunkle Kraft, noch stärker als das, was wir gestern bekämpft hatten. Es war keine vertraute Aura, also nicht schon wieder eine Änderung im Verlauf des Schicksals.
Das alles hatte ich innerhalb eines Moments aufgenommen. Minako hatte sich mittlerweile von mir gelöst und ich drehte mich zu ihr um. Unsere Senshikräften erwachten, als unsere Hände sich berührten, und in stummer Übereinstimmung waren wir verschwunden. Wir wurden gebraucht.
(Starmoon)
Es brauchte jedes Geschick, daß ich in den Jahren Training und den wenigen Ernstfällen erlernt hatte. Pallas, Vesta, Juno, Ceres und ich fungierten als Einheit, während die anderen Senshi etwas desorientiert wirkten, durch das Sternenbündnis von Minako und Hotaru schienen die alte Paarungen gerade bei den Inner Senshi etwas durcheinandergewürfelt. Erschwerend dazu kam, daß weder Jupiter, noch wir Fünf viel gegen dieses Ding ausrichten konnten. Das Monster steckte mehr ein, als Nehelenia... Und teilte dabei auch noch genauso brutal und rücksichtslos aus. Merkur und Mars hatten sich bereits einige Schrammen und Kratzer eingefangen und auch Jupiter, die immer wieder in den Nahkampf ging – was ich persönlich für lebensmüde hielt – sah nicht besser aus. Das Problem war, daß weder Usagi noch ich die Zeit und Ruhe hatten irgend etwas Größeres aufzubauen und für einen konzentrierten Teamangriff hatten wir schon gar keine Zeit.
„TIME WAVE!" Das dämonische Etwas kreischte einen ohrenbetäubenden Laut, als die purpurrote, wellenartige Energie drohte es auseinanderzureißen. Erstaunt sah ich mich um und bemerkte, daß der Angriff von Anshar gekommen war. Sin streckte eine Hand zum Himmel und ein Strahl puren weißen Lichts schoß hinab, sie konzentrierte diesen und lenkte ihn genau auf das Monster weiter, doch dieses war erstaunlicherweise schon wieder fit und das Problem war, daß es sich trotz seiner Masse so unglaublich schnell bewegte.
„HEAVEN'S CRY!"
„OCEAN'S ROAR!"
Zwei diskusartige, rotierende Scheiben in Gold und Aquamarinblau zischten durch die Luft und schlugen links und rechts in das Wesen ein. Ein weiterer schmerzvoller Schrei hallte über den Strand und eine heftige Explosionswelle folgte der Energieentladung. Mit einem kurzen Blick nahm ich zur Kenntnis, daß Uranus und Neptun in den Kampf eingegriffen hatten. Die Attacken waren für mich nicht neu, ich hatte sie schon mehrmals in der Zukunft gesehen. Doch ich spürte, daß der Youma oder was auch immer es war noch lebte... und sehr wütend war.
Und kaum hatte ich das zuende gedacht schoß das Etwas auch schon aus der Staubwolke hinaus. Wir stoben alle auseinander, dabei bekam es mit seinen Tentakeln aber Jupiter, Pallas und Ceres zu fassen, was einigen verheerenden Schaden anrichtete und alle drei für den Moment kampfunfähig machte. Fluchend und erregt über die Tat sprangen Vesta und Juno vor, Elemente zuckten bedrohlich um sie herum. Das Monster war vorbereitet. Eine ganze Ansammlung der gefährlichen Tentakel schoß vor, erwischte Vesta und zwang Juno zum Zurückweichen.
„FIRE SPIN!" Eine Feuersäule legte sich um den Youma, sie kam von Mars und das wunderte mich, da sie ja noch gar nicht ihre nächste Stufe erreicht hatte. Jedoch war der Angriff auch dementsprechend schwach und diente nur dazu meinen beiden Senshi Zeit zu geben aus dem Gefahrenbereich zu entkommen. Heulend mehr vor Verwirrung, denn vor Schmerz befreite das Wesen sich wieder und ging erneut zum Angriff über.
Es waren eigentlich nur zwei klitzekleine Sterne – oder sollte ich besser Sternschnuppen sagen – in Orange und Violett, die von gegenüberliegenden Seiten in das Monster einschlugen aber es kreierte einen Effekt, den wahrscheinlich nicht mal Uranus, Neptun und Jupiters Attacken zusammen erreicht hätten. Sand und Staub wirbelte auf und ich mußte mir die Augen abschirmen. Durch das ganze Treiben konnte man schemenhaft zwei Figuren erkennen, die selbst so noch unverkennbar waren. Venus und Saturn hatten in den Kampf eingegriffen.
Die Auswirkungen des Einschlags verzogen sich langsam und wir staunten nicht schlecht. Das Monster stand immer noch da. Zwar leicht angeschlagen aber immer noch ziemlich fit und dessen Zorn noch mehr angefacht. Nicht einen Moment länger wartend sandte es Wellen aus negativer Energie aus, die wirklich an die einer Entität erinnerten aber soweit ich das einschätzen konnte, war das nichts weiter als ein Handlanger.
Die beiden Sternschnuppen erschufen Schilde so stark, daß sie spielend mit den ankommenden Angriffen fertig wurden. Mulmig sah ich mich um. Es standen nur noch Juno, Sin, Anshar, Merkur, die an Jupiters Seite kniete, Mars, die drei Outers, Sin, Anshar, sowie Moon, Tuxedo Mask, der mehr oder weniger machtlos war, und ich. Mars war schon ziemlich ausgelaugt und ich bezweifelte, daß Moon und ich etwas tun konnten, solange sich nicht die Chance bot und im Moment schien diese weit entfernt.
Mit beinah nicht mehr zu erkennenden Bewegungen stürzten sich die zwei Sternschnuppen in den Kampf. Es war kaum noch zu erkennen, wer was wann tat oder wie. Nur mein geschultes Auge ließ mich ihre Aktionen auseinanderhalten. Venus griff zuerst an, mit einer Mischung aus einer goldenen Energiesichel, die sie als Energieladung vorausschickte und ihrem Kettenschwert. Der einzige Erfolg, den sie hatte, war einige der Tentakel abzutrennen. Saturn arbeitete etwas systematischer, schnitt links und rechts mit ihrer Sense und bombardierte den massigen Körper des Youmas dann mit karoartigen Energieladungen. Beide flogen rückwärts, als das Viech nach ihnen ausholte und kamen einige Meter entfernt zum Landen. Das Ganze hatte gute fünf Sekunden gedauert...
Chapter Eight: Unexpected Help – Destiny Intervened
Innenstadt, Tokyo (Ishtar)
Es war nicht schwer sich wieder in Tokyo zurechtzufinden. Die grundlegende Struktur hatte sich kaum verändert, hier und dort ein paar neue Geschäfte, vielleicht noch ein wenig mehr Verkehr – nicht, daß das wirklich noch etwas ausmachen würde. Nabu, Nergal, Marduk und ich hatten uns dazu entschieden uns etwas in der Stadt umzusehen, nachdem wir unsere Arbeit erledigt hatten. Immerhin war es möglich, wenn auch unwahrscheinlich, daß wir auf mögliche versteckte Unterschlüpfe unserer Feinde trafen. Wenn Sin und Anshar mit ihrer Vermutung recht hatten und Arora sich tatsächlich persönlich um diese Linie kümmerte, dann konnten wir uns auf einiges gefaßt machen.
Wir waren schon einige Male zuvor heftig mit den drei Schwestern zusammengeraten und echte Siege waren nie zu erringen gewesen, schon gar nicht gegen die Schamanin des Zwielichts. Sie waren so mächtig, daß selbst Venus und Saturn alleine wenig gegen sie ausrichten konnten, wir brauchten so viel Stärke wie möglich, vor allen Dingen qualitativ.
Ein Trio sich fröhlich miteinander unterhaltender Mädchen lief an uns vorbei, gefolgt von einem etwas älteren. Ich stutzte für einen Moment. Ihre Auren waren stark. Nicht so stark wie die einer durchschnittlichen Senshi aber trotzdem stark, vor allen Dingen meiner und Venus' sehr ähnlich. Leicht den Kopf schüttelnd ging ich weiter. Ihre Zeit würde noch kommen aber nicht jetzt.
Dann traf es mich und meine Gefährten zuckten ebenfalls simultan zusammen. Eine große Bedrohung des Schicksals dieser Welt und das konnte nur eins bedeuten, die Senshi waren in Gefahr. Für einige Momente standen wir wie angewurzelt da, schließlich brach Nabu das Schweigen. „Worauf wartet ihr noch! Wir sollten uns beeilen, sie brauchen un..." So schnell wie es gekommen war, war das Gefühl wieder weg.
Verwirrt sahen Nabu, Marduk, Nergal und ich uns an. Etwas war da noch, etwas Neues, ein noch viel größerer, wenn auch wesentlich subtilerer Riß im Schicksalsgewebe und nahezu gleichzeitig fühlte ich einen inneren Aufruhr von Venus, den ich nur in einer Art und Weise interpretieren konnte. Jedoch das war unmöglich. Selbst Arora war nicht dazu in der Lage, geschweige denn würde es wagen. Das konnte nicht sein und doch... Doch schien es die Wahrheit.
Strand (Saturn)
Auf diesem Niveau zu kämpfen war berauschend und beängstigend zugleich. Es vermittelt einem ein Gefühl von Stärke und Schnelligkeit, außerhalb erfaßbarer Grenzen, doch im selben Moment wurde einem auch bewußt, was man alles anrichten konnte und wie sehr man sich unter Kontrolle haben mußte. Ich war das gewöhnt aber nicht ständig und auf so einem normalen Level.
*Es ist aufgepowert wie ein Mehlsack, angefüllt mit schwarzer Energie* stellte Venus fest und ich meinte sie mental kichern zu hören. *Ein Wunder, daß es noch nicht geplatzt ist.* Ich behielt meine ruhige Fassung bei. *Was dann passiert, möchte ich gar nicht wissen. Fertig?* Venus nickte und erneut begaben wir uns ins Getümmel. Der Youma war rasend vor ungezügelter Wut, unser größter Vorteil war wohl, daß es tatsächlich nur ein niederer Dämon war, ein hohes Maß an Intelligenz vermissen lassend.
Diesmal ging Venus in den direkten Nahkampf, nutze ihre Schnelligkeit und Schlagkraft, während ich die Tentakel des Monsters bearbeitete und ihr damit Deckung gab. Ein Serie von Schlägen und Tritten schloß sie mit einem Spinkick gegen den Hals des Youmas ab, beschrieb dann einen Aufwärtshaken, wich einer lauen Briese negativer Energie aus und schmetterte einen Love and Beauty Schock direkt in das Gesicht des Monsters.
Darauf hatte ich gewartet. Meine Sense im Kreis drehend erhob ich diese über den Kopf und es sah aus, als hätte ich ein Lasso in der Hand oder so. Wie ein Bumerang warf ich meine Sichel und kontrollierte ihre Flugbahn mit einigen Handbewegungen. Diese Aktion versetzte mich in der Lage nahezu alle übrigen Tentakel abzutrennen, von denen ich schon gemerkt hatte, daß sie dem Youma als Sinnesverlängerung und Optimierung dienten.
Das Wesen kreischte erneut, diesmal wirklich aufgrund des erlittenen Schmerzes. Venus und ich flogen simultan auf die beiden gegenüberliegenden Seite zwischen denen sich unser Feind befand und bündelten unsere Energie. Schmalen Linien aus Energie begannen sich in einem komplizierten Muster vor meiner Brust zu formen, gleiches geschah drüben bei Venus. Ein schmales Geflecht aus Linien spaltete sich ab und traf sich genau in der Mitte über dem Dämon, vermischte sich und zog sich wieder zurück. Den Angriff abschließend, zog ich meine Hände weiter auseinander und das Energienetz begann sich zu drehen, bis nicht mehr zu erkennen war, daß es tatsächlich eines war. Ein kurzes Gefühl, nur eine Nanosekunde vielleicht, sagte mir, daß der Zeitpunkt genau richtig war und Venus und ich jetzt vollkommen im Einklang waren.
„SHOOTING STAR DOUBLE SOULFLASH!" Zwei kometenartige Kugeln, eine mehr mit Orangegold, die andere mehr Violett, wobei beide Farben in ihnen zu erkennen waren, rasten auf das Monster zu und kollidierten mit einem ohrenbetäubenden Knall. Rufen war unmöglich, also nutzte ich kurzerhand den telepathischen Weg. Denn obwohl das eine unserer stärksten Attacke war, bezweifelte ich irgendwie, daß es gereicht hatte. *Moon, Starmoon, los jetzt, ich glaube nicht, daß das gereicht hat!*
Mutter und Tochter zögerten nicht lange. Schon länger mußten sie auf eine Chance gewartet haben. Beide ihre Zepter bereits in der Hand begannen sie sofort mit ihren eigenen Angriffen.
„SILVER MOON CRYSTAL POWER KISS!"
„STARLIGHT UNITY CARESSING TOUCH!"
Die Rufe mischten sich ineinander genauso wie die blenden hellen Lichtladungen. Mit ähnlicher Intensität wie unser Angriff jagten sie voll ins Zentrum des tobenden Mahlstroms aus Energie und kreierte eine wahre Kettenreaktion. Innerlich erschauderte ich etwas bei dem Gedanken, daß wir das Grundstück gerade erst gekauft, nicht einmal abbezahlt hatten und es schon verwüsteten...
Der Energiesturm hielt einige Sekunden an und blendete meine und Venus' nun überempfindliche Sinne. Es war unmöglich irgendwas auszumachen, doch bezweifelte ich stark, daß irgend jemand, von Youma bis Entität das überlebt haben konnte. Vesta stieß einen Siegesschrei aus, röchelte aber gleich danach, da ihre Verletzung ihr immer noch zu schaffen machte. Ich atmete schwer. Der kombinierte Angriff hatte uns einiges an Energie abgefordert und ich war nicht sicher, wie lange ich noch durchhalten würde, dementsprechend galt ähnliches für Venus.
Ein eisiges Gefühl erfaßte mich, als ein tiefes Grollen plötzlich zu hören war. Das Energiegewitter zog langsam ab und zu meinem Entsetzen, zu unser aller Entsetzen, brach das Monster aus dem Licht heraus, schon ziemlich versengt an einigen Stellen aber immer noch putzmunter, leider. „Ja, das kann doch nicht..." begann Pallas ungläubig, verstummte aber. Der Youma stürzte mit brachialer Geschwindigkeit wie eine Bombe zu Boden. Ich nahm starke Energiefluktuationen wahr und kurz darauf erkannte ich, was vor sich ging. Venus anscheinend auch. „Shimatte, alles runter! Das Ding fliegt uns gleich um die Ohren!"
Alle schreckten auseinander und versuchten Deckung zu finden, doch wußte ich bereits, daß es zu spät war. Innerlich und äußerlich machte ich mich auf den Aufprall gefaßt. Es wäre ein Wunder, wenn wir das alle überleben würden und selbst wenn, würden wir erhebliche Schäden davontragen. Von Anfang an war dieser Youma nur dazu dagewesen uns zusammenzutreiben und dann alle zu vernichten. Jemand hatte sich große Mühe damit gemacht und schien auch kein Problem damit zu haben seine Kreation für unsere Vernichtung zu opfern. Leider hatten wir das erst zu spät erkannt.
„JUSTICE SLICE!" Das kurze Aufblitzen war das Einzige, was das Monster und davon abgesehen wohl nur Venus und mich vorwarnte. Den einen Moment war der Youma noch unversehrt auf dem Weg zu unserer Vernichtung, dann schnitten zwei messerscharfe Klingen durch ihn hindurch, kreierten eine Art Kettenreaktion und schienen ihn förmlich von innen heraus explodieren zu lassen.
Stille kehrte ein. Bis auf das Wehen des Windes und das abebbende Rauschen des Meeres war kein Laut zu hören. Alle atmeten schwer und vor allen Dingen erstmal tief durch. Immerhin waren wir nur knapp dem wohl sicheren Tod entkommen. Die Einzigen außer mir und Venus, die wirklich in die Richtung starrten, aus welcher der Angriff gekommen war, waren Sin und Anshar, beide einen unlesbaren Ausdruck im Gesicht.
Schließlich löste sich eine Person aus dem Schatten der Klippen und trat ins Licht. Ein eternalähnlicher, schwarzblauer Sailorfuku betonte die athletische, muskulöse Figur. Zu zwei festen Zöpfen zusammengebundene, kobaltblauschwarze Haare fielen ihr lang bis zur Hüfte hinunter. Ein bekanntes Gefühl durchzuckte mich, etwas Vertrautes über diese Senshi... Dann sah ich die feinen, fast nicht sichtbaren Schmetterlingsflügel, leicht im Wind flatternd. Für den Bruchteil einer Sekunde erfaßten ihre silberblauen Augen die meinigen und ein Stromschlag schien durch meinen Körper zu jagen, doch die Empfindung erschien irgendwie unwirklich, nicht ganz richtig und gleichzeitig doch.
Es waren aber ihre Worte, sanft und flüsternd wie der Wind, die mir den echten Schock versetzten. Simpel und einfach aber doch so kompliziert. „Endlich habe ich dich wiedergefunden, Rhea, meine Sternschnuppe."
TBC
Nächstes Mal: Wer ist diese mysteriöse Senshi, die behauptet ebenfalls Saturns Sternenpartnerin zu sein? In welcher Weise wird das Minako und Hotarus frische Vermählung beeinflussen? Wird es die beiden näher zusammenbringen oder gar anders herum?
Ami versucht zu vermitteln und versteht dabei die Welt nicht mehr...
Anmerkungen des AutorsWowie, was für ein Ende/Cliffhanger. Das war ein bißchen gemein, ich weiß, aber ihr müßt zugeben, das ist mir diesmal wirklich gelungen (hoffe ich doch).
Es gibt eigentlich echt nichts anzumerken, vielleicht fällt mir ja noch was beim Überarbeiten auf, mal sehen. Ansonsten geduldet euch auf das nächste Kapitel.
Ja ne, euer
Matthias
