Ai no Hoshi: Destiny's War

Star Henshin III: Matters of Trust

Chapter Nine: An Intruder?

Ungefähr eine Woche später (Artemis)

Und da dachte man die Situation wäre schon schlimm genug gewesen vor jenem Tag. Ich kam nicht drum herum Mitleid für Minako zu empfinden. Endlich nach all den Mißerfolgen, schlechten Erfahrungen und in die Brüche gegangenen Beziehungen hatte sie endlich jemand gefunden, der sie komplettierte, in jeder Form körperlich, geistig und seelisch. Aber nun drohte auch dieser Jemand ihr zu entschwinden. Zwar glaubte ich nicht, daß Hotaru sie einfach fallenlassen würde, eher war ich sogar ziemlich sicher, daß ihre Entscheidung bereits deutlich und zweifellos zu Minakos Gunsten gefallen war, aber... Man mußte zugeben, sie steckte da in einer üblen Zwickmühle.

Minako saß in der bequemen Couch des mittlerweile recht schmuck und komfortabel eingerichteten Wohnzimmers des Strandhauses. Sie hatte ihren Kopf an Hotarus Schulter gelegt und der Ausdruck in ihren Gesicht war einer von Frustration und Verwirrtheit. „Sie stiehlt mein Leben, verstehst du? Es ist nicht nur, daß sie zur selben Schule geht, nahezu die selben Fächer belegt, sich mit mir um meine Position im Volleyballteam streitet und dabei auch noch gute Chancen hat. Es ist nicht nur, daß sie im Sport nahezu genausogut ist wie ich, anscheinend sogar mehr über die Ausmaße unserer und ihrer Kräfte weiß als wir... Ich habe Angst, daß sie mich aussticht, verstehst du? All das würde mir ja nichts ausmachen aber was ist, wenn ich dich auch noch an sie verliere?"

Die Rede war von keiner geringeren als der in dieser Welt unter dem Namen Sanka Hakkou bekannten Senshi, die Anspruch erhob Hotarus Sternenpartnerin zu sein. Noch zu gut erinnerte ich mich an den Tag, mit dem alles begonnen hatte...

---Rückblick---

Luna und ich waren spät am Kampfort eingetroffen und sahen eigentlich nur noch das Ende, also gerade rechtzeitig, um die beiden Katanas mit unglaublicher Geschwindigkeit und Härte durch das zur lebenden Bombe gewordene Monster schneiden zu sehen. Ich fühlte die Präsenz augenblicklich. Es war wie jedes Mal in der Nähe einer Senshi, doch diesmal war es auch gleichzeitig anders. Etwas war nicht ganz wie es sein sollte, nicht echt aber gleichzeitig doch. Das machte keinen Sinn und auch Luna schien dasselbe zu empfinden.

Dann war sie da, löste sich aus dem Schatten, in dem sie gestanden hatte, wer weiß wie lange. Das zu Zöpfen gebundene Haar, der dunkle Fuku, die beiden Katanaschwerter, die nun an ihrer Seite hingen, die Aura alleine, das alles kam mir seltsam bekannt vor. Doch konnte ich nicht einordnen woher. Dieses Gefühl, das Kribbeln in meinen Nackenhaaren war nur da, wenn es sich um eine Senshi unseres Systems handelte aber es gab keine mehr, oder? Ihre Stimme war klar und hell, von einer Autorität geprägt, die man einem Richter zuschreiben würde, der das letzte Urteil sprach, mit einer Zuversicht und einem Selbstvertrauen, das unbeugsam schien. Jedoch ihre Worte waren es, die wie ein Messer durch alles hindurchschnitten, was wir dachten richtig zu sein. „Endlich habe ich dich wiedergefunden, Rhea, meine Sternschnuppe."

Wie erwartet dauerte das Schweigen nur ein paar Momente, der Blickkontakt zwischen Saturn und der geheimnisvollen Kriegerin, nur einen Atemzug, dann geschah das unweigerliche, was kommen mußte. „Ich denke, da liegt ein Mißverständnis vor." Die Kriegerin schien nicht glücklich mit Venus' Unterbrechung zu sein, die sich zwischen Saturn und sie schob, ihrer Partnerin wortlos auf die Beine helfend. Der Rest der Senshi schwieg, niemand wagte sich in diese private Angelegenheit einzumischen. Ich zuckte etwas zusammen, als ich den Ausdruck in Minakos Augen sah. Zu gut kannte ich ihn und hatte eigentlich geglaubt, ihn nie wiederzusehen. Verdeckt war sie, überlagert von Selbstbewußtsein und innerer Stärke aber sie war da, die Angst...

„Ich weiß nicht, wer du bist, auch wenn ich dir Dank für die Rettung schulde, Saturn oder Rhea, wie du sie nennst, ist meine Sternenpartnerin und niemanden anderes." Ein Funken von Unglauben, der sich schnell in Zorn verwandelte, blitzte in den Augen der Kriegerin auf und sie schritt langsam auf Venus und Saturn zu. Ich schaute Luna an. „Uh oh..."

Venus löste sich von Saturn, auch wenn diese versuchte sie zurückhalten, war sie selber viel zu verwirrt dazu, das konnte man in ihrer ganzen Haltung sehen. Die beiden Senshi stoppten kurz voreinander. Es ging so schnell, daß ich nicht sehen konnte, was genau geschah. Einen Augenblick später lag Venus am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Es war nicht schlimm, das sah ich gleich, doch hatte sie keine Chance gehabt sich zu verteidigen, nicht mit den Strapazen des vorangegangenen Kampfes.

Zumindest brachte das Hotaru aus ihrer Trance und sie huschte sofort an die Seite ihrer Partnerin. Nachdem sie sich versichert hatte, daß Venus nicht wirklichen Schaden davongetragen hatte, sah sie mit einer Mischung aus Verärgerung und Verwirrung zu der unbekannten Kriegerin auf. „Wer bist du?" Die Senshi zuckte zusammen wie unter einer Ohrfeige, ihre selbstsichere Art bröckelte bedenklich. „Erinnerst du dich nicht, Rhea?" Saturn schüttelte den Kopf. „Ich bin es, Libra." Es durchzuckte mich wie ein Blitz und ich vernahm wie Luna nach Luft schnappte. Kurz sah ich mich um und erkannte, daß Pluto einen Gesichtsausdruck trug, von dem ich nicht glaubte, daß sie dazu fähig war, Sin und Anshar sahen sich an und auch Moon schien abwesend in die Ferne zu blicken.

„Libra?" Lunas Stimme überschlug sich förmlich, als der Schock schließlich nachließ. „Das ist unmöglich!" Die Senshi sah auf und schien Luna und mich jetzt erst richtig wahrzunehmen. Ich bemerkte das Aufflackern von Lunas Mondsymbol erst überhaupt nicht. Erst als sie in regenbogenfarbenes Licht getaucht war und langsam begann sich in ihre menschliche Gestalt zu verwandeln, eine Eigenschaft, die erst vor kurzem zurückgekehrt war, die wir aber noch nicht richtig kontrollieren konnten, erst da merkte ich die pulsierende Aura um sie herum, beinah königlich.

Jedoch Libra oder wer auch immer sie war wich nicht zurück, als Luna auf sie zukam. Saturn verfolgte mit wachen Augen die Konfrontation und auch Venus kam langsam wieder zu sich. „Du kannst nicht Libra sein, Libra ist seit Jahrmillionen tot." Die Senshi lächelte. Es war ein kaltes, berechnendes Lächeln. „Oh, Beraterin Luna, es ist schön euch wiederzusehen, doch bin ich enttäuscht, daß sich niemand hier wirklich an mich erinnert." Sie straffte sich und begegnete Lunas Blick ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich bin Sailorlibra, Tocher von Libra und Lupus, Gründer der ersten Linie unserer Art aber anscheinend längst vergessen in dieser Zeit."

Aber natürlich... Das war es, was mir die ganze Zeit zu schaffen gemacht hatte. Libra und Lupus gehörten zu der Gründerlinie der großen Allianz, die einst in unserem Sonnensystem existiert hatte. Doch es gab damals einen Krieg und Lupus und Libra wurden ebenfalls darin getötet, wie alle Sternensenshi der Gründergeneration, so jedenfalls die Überlieferung. Es wurde gemunkelt, daß beide noch vor ihrem Tod eine Tochter geboren haben sollen, jedoch wurde im gleichen Atemzug erwähnt, daß auch dieses Kind es nicht überlebt hatte.

Luna schien das jetzt auch realisiert zu haben und starrte Libra mit einer Mischung aus immer noch existierendem Unglauben und Ehrfurcht an. „Oh, kami..." hauchte sie nur.

---Ende Rückblick---

„Nun übertreib mal nicht", entgegnete Hotaru ihrer frustrierten Partnerin. Es war ihr hoch anzurechnen, daß Saturn zu Venus gehalten hatte, auch wenn ich nicht bezweifeln mochte, daß sie sich wirklich nicht an Libra erinnerte. Doch konnte ich auch Minako verstehen, nur zu gut – und das war mit ein Grund, warum Luna mich gebeten hatte für eine Weile bei den beiden zu bleiben –, außerdem schien Hotaru in der letzten Woche abwesend, als suche sie förmlich nach Erinnerungen, an das, was Libra behauptete zu sein. Zusammen mit der nicht gerade hilfreichen Präsenz Libras in ihrer Nähe, half das der Situation nicht gerade.

„Ich soll nicht übertreiben?" Hotaru zuckte etwas zusammen bei Minakos scharfen Ton. Diese war aufgesprungen und funkelte ihre Geliebte für einen Augenblick lang an, bevor der aufflackernde Zorn wieder abebbte und jene Ungewißheit zurückließ, die schon die ganze Woche da war. „Was glaubst du denn, wie ich mich fühle, hm? Ich hatte gedacht unser Bund wäre für ewig und plötzlich taucht jemand anderes auf, die behauptet dasselbe. Ich bin verwirrt und weiß nicht mehr, was ich denken soll."

„Aino-chan, ich..." Hotaru kam nicht dazu etwas zu sagen, denn Minako unterbrach sie schroff. „Bin ich das immer noch? Das, was du mich nennst? Oder ist es nur noch eine leere Phrase geworden?" Sie stoppte kurz, als sie den kurzen Ausdruck von Schmerz in Hotarus Augen auffing – oder spürte, da war ich mir nicht sicher. Ihre Stimme wurde etwas sanfter. „Gomen, Hotaru... Ich habe es nicht so gemeint..." Abrupt drehte sie sich um und verließ den Raum. „Ich geh schlafen."

Überrumpelt saß Hotaru da und starrte Minako nach. Das war das, was ich befürchtet hatte und was ich meinem Schützling ersparen wollte. Deswegen, deswegen hatte ich ihre Beziehung zu Hotaru ohne Fragen gebilligt, denn ich wußte, sie konnte ihr geben, was sie brauchte... So dachte ich zumindest. Doch nun war es wieder so ungewiß und Minako mußte erneut fürchten eine Liebe zu verlieren. Ich wußte nicht, ob sie das noch einmal durchstehen würde. Nicht nach einem Sternenbündnis.

Eine Minute lang saß Hotaru nur so da, dann sprang sie schließlich auf und sprintete ihrer Sternenpartnerin hinterher. Ich seufzte nur...

(Hakkou)

Wie konnte sie nur? Wie konnte sie sich nur anmaßen meiner ebenbürtig zu sein. Mir, einer Sailorsenshi der ersten Stunde, der Tochter Lupus und Libras. Sei sie nun Venus, Tochter von Aphrodite. Enkelin der Virgo... Aber wie auch immer. Das erste Recht lag bei mir. Bisher war ich mir sicher gewesen – so wie sie wahrscheinlich auch –, daß ein Sternenbündnis nur einmal möglich war. Immerhin war es ein Bund für die Ewigkeit, eine Verbindung der Seelen. Nur warum, warum fragte ich mich immer wieder, fühlte ich keine Verbindung zu meiner Sternschnuppe so wie ich es gewohnt war? Warum schmerzte ihr Betrug nicht? Seit ich in dieser Zeit erwacht und meine Suche begonnen hatte, in der Gewißheit, daß unser Band uns immer zueinander führen würde, war alles so vage. So recht konnte ich mich gar nicht erinnern, wie ich hergekommen war. Das Letzte, was mein Gedächtnis noch an Erinnerungen besaß war der brennende Palast unseres Muttersterns, wie ich durch die Gänge rannte, mit der schrecklichen Gewißheit, daß meine Eltern, Freunde und alle, die ich lieb hatte, tot waren. Und nun wollte ich nur weg von dort. Das war ich ihnen schuldig, nicht nur meiner Sternschnuppe, die auf Saturn auf mich warten würde, sondern auch meiner Familie und meiner Aufgabe. Ich war die letzte Nachfahren der ersten Generation. Dann war da plötzlich dieser unerträgliche Schmerz und das verhüllte Gesicht einer Person, weiblich schätzte ich. Danach Dunkelheit.

Das Nächste, was ich wußte, war wie ich am Strand von Tokyo Bay stand, eine neue Identität, eine menschliche Reinkarnation auf dem Planeten Terra oder Chykuu wie er von den Einwohnern des Landes genannt wurde. Ich erinnerte mich ein Leben gelebt zu haben bis zu diesem Zeitpunkt, doch wußte ich nicht, was davon echt und was nur Traum war. Auch als ich herausfand, daß alles echt schien... Ich war mir nicht sicher, ob es das wirklich war.

Doch bei einem war ich mir sicher, sogar sehr sicher. Prinzessin Rhea hatte ebenfalls überlebt, zusammen mit ihr und Pluto waren wir die Letzten der Generation. Und ich wußte, daß Sailorsaturn oder Tomoe Hotaru wie sie in dieser Welt hieß – oder war das jetzt Aino Hotaru? – meine Sternschnuppe war... und offensichtlich auch Sailorvenus'. Wie bei allen Sternen das auch möglich war.

Zumindest hatte ich Rhea schon einmal zum Nachdenken gebracht. So leicht würde ich nicht nachgeben. Möge Venus' Anspruch frisch und nicht zu unterschätzen sein, sicherlich geschehen in dem Unwissen beider, so war meiner doch älter und die Bestätigung mächtiger. Wir erhielten unseren Segen von der ersten Generation selber, zählte das denn nichts? Morgen würde ich Rhea nach der Schule dazu bringen mit mir zu reden, alleine und ohne die konstante Präsenz Venus', die wie ein Adler über uns schwebte, jedesmal, wenn ich in ihrer Nähe war. Sie mußte zumindest erfahren, bevor sie entscheiden konnte. Sie mußte sich erinnern, um beurteilen zu können – und das konnte ich einrichten.

Ein schrilles Geräusch riß mich aus meinen Gedanken und ich realisierte einige Momente später, daß es sich um die Türklingel meines kleinen Apartments handelte. Unterentwickelte Menschen... Ich konnte nur hoffen, daß neue Silver Millennium würde schnell kommen, sonst drohte ich in dieser primitiven Welt noch verrückt zu werden. Mürrisch und nicht froh über die Unterbrechung öffnete ich die Tür, gewillt jeden Besucher schnell loszuwerden. Halb erwartete ich Venus auf der anderen Seite, doch als ich die Tür öffnete, war es nur die pinkhaarige Kriegerin, die ebenfalls am Kampf teilgenommen hatte. Lady Usagi Serenity, zukünftige Tochter von Serenity und Endymion und somit die erste Senshi der vierten Generation. Natürlich verstand ich das mein Königreich tot war, mein Anspruch nur gering und so übernahm meine Erziehung meine Handlung. Ich deutete eine leichte Verbeugung an und bedeutete ihr einzutreten. „Wie kann ich euch helfen, Prinzessin?"

Lady Serenity sah sich kurz um, bevor ihre Augen auf mir lasteten. Es war jener Blick, den ich nur zu gut kannte. Er erinnerte mich an die erste Serenity... Wir waren gute Freunde gewesen, sehr gute. Sie ging hinüber zu einem Tisch im Hauptzimmer und setzte sich auf einen Stuhl, ihre Augen ließen nie von mir ab, ich folgte ihr.

„Hakkou", begann sie, doch wagte ich dieses eine Mal sie zu unterbrechen. „Libra. Ich verbinde nicht viel mit dem Namen meines irdischen Selbst." Serenity nickte. „Also Libra... Findest du es nicht interessant, daß du gerade selbst auftauchst und erwachst?" Diese Frage brachte mich aus dem Konzept. Ich verstand, daß die Lady Serenity eine gute Freundin Rheas in dieser Zeit war, also kam ihr Besuch nicht überraschend. Ehrlich gesagt hatte ich schon früher mit ihr gerechnet. „Was genau meint Ihr?"

„Usa... Ich fühle mich nicht sehr wie eine Prinzessin hier." Diesmal war es an mir zu nicken. Mir war ähnlich zumute, nur hatte sie noch eine Königreich in der Zukunft, daß auf sie wartete. „Nun, meine Frage war eigentlich simpel. Gerade jetzt, wo dieser Schicksalsriß so abrupt behoben wurde und damit die Pläne unserer Feinde sicherlich verändert und in Gefahr gebracht haben, tauchst du auf. Eine Senshi, die behauptet Hotarus Sternenpartnerin zu sein, das bringt Zwietracht zwischen den frischen Sternenpartnern und ihre Kräfte sind geschwächt. Ein interessanter Zufall, nicht wahr?"

Ich preßte die Lippen zusammen, ihre Argumentation machte Sinn. Jedoch glaubte ich nicht, daß der Feind der Senshi hier dazu fähig war so massiv in das Schicksal einzugreifen und jemanden aus einer anderen Zeit herzuholen, oder? Solch ein Unterfangen müßte den Wächtern doch aufgefallen sein. „Prin... Lady Usa, auch wenn ich den Sinn in Eurem Argument sehe, bleiben meine Erinnerung und meine Gefühle. Gefühle verwirren manchmal, doch sie betrügen nie, das wißt ihr selber. Ich weiß nur, daß Rhea meine Sternschnuppe ist und ich sie nicht einfach aufgeben kann und werde." Lady Serenity erhob sich wieder und schickte sich an zu gehen. „Das bezweifle ich auch nicht, Libra. Doch sei dir darüber im klaren, was ein Streit unter uns für Auswirkungen haben könnte. Versteh das nicht falsch aber ich habe sehr viel riskiert für Minako und Hotaru, dementsprechend schwierig ist es für mich und für viele von uns dir unser Vertrauen zu schenken. Überlege dir also gut, was du tust." Damit schlüpfte sie ohne weitere Wort aus der Wohnung und ließ mich allein zurück.

Für ein paar Momente stand ich da, dann beschloß ich zu meditieren. Mein Geist brauchte Ruhe und vor allen Dingen Klarheit, Lady Serenity hatte zu viele Fragen aufgeworfen.

Chapter Ten: Frustration

Schicksalstor (Nabu)

Ein wenig erleichtert war ich schon, als wir durch das Tor traten, hinaus aus dieser Hölle, welche diese Welt geworden war. Die Handschrift war deutlich und blutig. Soweit wir feststellen konnten war keine Senshi mehr am Leben, nur noch ein paar Widerständler, die sich gegen An'yas Herrschaft wehrten, doch sie würden bald fallen, wenn sie keine Hilfe bekamen.

„Ugh, nicht wirklich angenehm", stellte Ishtar überflüssigerweise fest. Wir waren alle etwas geschockt von dem Ausmaß an Einfluß, den die Schwesternschaft bereits über die einzelnen Linien ausübte. Die Zeit der Konfrontation war nahe und unausweichlich. „Ich schätze mal, das war ein eindeutiger Kandidat für ein Primärziel", stellte Nergal trocken fest, doch ihre Augen blitzen leicht auf dabei. So spirituell veranlagt wie sie durch ihre Verbindung zum Planeten Mars war fühlte sie natürlich deutlich das Leid dieser Welt.

Anshar sah zurück auf das Tor und nickte abwesend. „Ja, sobald die übrigen Senshi ihre volle Kraft erlangt haben, können wir einen Gegenschlag wagen. Bis dahin müssen wir abwarten." Es war eigentlich schon beschlossene Sache, wen wir in dieses Krisengebiet schicken würden, trotzdem mußten wir auf die anderen Senshi warten, denn ansonsten wären sie schutzlos gegenüber den Angriffen unserer Feinde. „Merkur ist die Nächste, oder?" Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage. „Ja", bestätigte Sin, nahm die Hand ihres Bruders und begann langsam den langen Flur hinunterzugehen, der zurück zum Primerator führte, wir folgten. „Die anderen beiden werden auch bald folgen und dann sind nur noch der Prinz und die Prinzessin übrig. Nach der Krönung können wir loslegen."

„Libra", fragte Marduk beunruhigt und Ishtar schaute nicht glücklich drein. Sin schüttelte traurig den Kopf und Anshar antwortete für ihre Schwester, wie sie es oft taten. „Es gibt keinen Hinweis darauf, woher sie stammt. Doch können wir mit Sicherheit sagen, daß Sailorlibra, wenn sie hier existiert haben sollte, sicherlich ihre ersten Lebensminuten nicht überlebt hatte." Na toll, die Sache wurde immer komplizierter... Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, daß die beiden Geschwister etwas verbargen, als ob sie genau wußten, wer Libra war.

Juuban High (Minako)

Mit einem frustrierten Seufzer schloß ich meine Sporttasche und schwang sie mir über die Schulter. Ein weiterer Tag Schule, ein weiterer Tag lebende Hölle namens Sanka Hakkou... Das freche Ding konnte es einfach nicht lassen mich aufzuziehen und gleichzeitig Hotaru hinterher zu hängen. Okay, mein Ausbruch gestern Abend war nicht gerade der Schlauste gewesen, jedoch konnten mein Firefly und ich nie lange wütend auf einander sein. Ich denke einmal, sie verstand schon, wie es mir ging. Schließlich war es genauso schwierig für sie, wenn nicht noch mehr...

„Aber du mußt zugeben, sie spielt gut." Ich funkelte meine Teamkameradin Meika kurz an, gab mich dann aber geschlagen. „Damit hätte ich ja auch gar kein Problem, Konkurrenz fördert nur die eigene Leistung aber leider kann sie es ja nicht lassen ihre schmierigen Finger von meiner Freundin zu lassen." Meika legte ihren Kopf schief. „Ich dachte ihr seid jetzt verheiratet, oder so etwas?" Meika war eine der wenigen, die unsere Beziehung mit einem Schulterzucken akzeptiert hatten, dementsprechend fiel es mir auch einfacher mit ihr darüber zu reden. „Das schon aber... Es scheint, daß sie es auch ist." Meika ließ beinah ihre eigene Tasche fallen und sah mich an, als ob ich verrückt geworden wäre. „Schau nicht so, ich weiß selber nicht wie es möglich ist. Frag lieber nicht nach Details..." Mit einem Blick auf meine Uhr, meinte ich. „Gut, ich sollte mein Glühwürmchen langsam suchen gehen, bevor Hakkou noch auf irgendwelche dummen Gedanken kommt."

Nachdem ich mich verabschiedet hatte, schlenderte ich über den Hof zu unserer verabredeten Stelle. Mir war klar, daß ich mich wie ein Zicke verhielt und jedes Maß an Vertrauen vermissen ließ, demo... Hakkou oder Libra oder wie auch immer raubte mir den letzten Nerv. Dazu kam, daß meine Erfahrungen mit Jungs und Liebe allgemein nie die besten gewesen sein. Ich hatte schon genug Menschen an andere verloren, von denen ich geglaubt hatte, daß sie meine Gefühle erwiderten. Das war auch ein Grund dafür gewesen, daß ich Hotarus und meine Beziehung so langsam angehen wollte, nicht wie in dieses Mordstempo, das die letzten Wochen seitdem wir es öffentlich gemacht hatten, bestimmt hatte.

Man sagte, man sollte alles aus der Vergangenheit hinter sich lassen und seinem Partner offenbaren bevor man heiratete oder es würde irgendwann auf einen zurückfallen. Das Ganze war nur etwas schwierig mit zwei Leben, die da reinzählten, wobei man von einem nicht mal alles wußte. Zwar hatte ich gedacht, daß ein Sternenbündnis sich über diese Zweifel hinwegsetzen würde, doch dem war wohl auch nicht so.

Trotzdem Hotaru hatte es sicher auch nicht einfach, immerhin war es sie die genau dazwischen stand und die Entscheidung treffen mußte. Und ich hatte ihr Vertrauen mit Füßen getreten, indem ich die eifersüchtige, genervte Freundin spielte... „Klasse, Aino, sehr geschickt." Ima, es war Wochenende, die Zeit würde ich nutzen das Ganze mit Hotaru auszudiskutieren und...

Gerade in diesem Moment kam ich um die Ecke und erblickte Hotaru in ein Gespräch mit Hakkou verwickelt. Vergessen all die Gedanken von eben, fühlte ich meinen Zorn aufsteigen, zwang mich aber ihn zu unterdrücken und schlüpfte hinter die Mauer, neugierig, worum es ging und wieweit Hakkou gehen würde... Vor allen Dingen auch, was Hotaru tun würde.

„Du willst mir also tatsächlich wahrmachen du erinnerst dich an nichts mehr?" Hotaru schüttelte den Kopf... traurig. „Gomen nasei, Hakkou-san, ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll. Das Einzigste, was ich weiß, ist, daß diese ganze Situation nur Minako schadet. Du weißt, ich spüre es." Ihre Worte taten mir gut und gleichzeitig fühlte ich mich wieder schuldig an ihr gezweifelt zu haben. Hakkou war mittlerweile ziemlich frustriert und wedelte mit ihrer Hand vor Hotarus Gesicht. „Und was ist das? Glaubst du, mir tut es nicht weh?" Sie deutete auf den Ring an ihrem Finger, auf dem deutlich – zumindest für mich das Saturnsymbol vereint mit ihrem eigenen zu sehen war. Ich ballte mein Faust, verhielt mich aber ruhig.

„Natürlich, ich weiß... Demo..." Hotaru suchte nach den Worten. „Es ist schwer für mich. Da ist eine Art Verbindung, die ich fühle aber meine Empfindungen, ich kann mich nicht daran erinnern dich jemals geliebt zu haben." Sie klang fast traurig und das sandte eine neue Welle von Zweifeln durch mein Inneres. Hotaru zuckte zusammen. Kuso, hin und wieder war dieser mentale Link hinderlich. Hakkou schien es nicht bemerkt zu haben oder ignorierte es. „Ich kann dir helfen dich zu erinnern."

Es war zu dem Zeitpunkt als mein Zorn überschwappte, denn die beiden waren sich ziemlich nah und ich war mir nicht sicher, ob Hotaru genug Mut aufbringen konnte und wollte sich zu wehren. Mit drei schnellen Schritten war ich zwischen den beiden und bevor sie sich versah hatte ich Hakkou gegen die Mauer gedrückt. „Nur über meine Leiche, klar?" Hakkou schien kein bißchen beeindruckt, als sie mich wegstieß. „Reiz mich lieber nicht, oh mächtige Venus." Ich fühlte meine Aura aufflammen und war bereit ihr eine kräftige Abreibung zu verpassen, als...

„HÖRT AUF!" Hotarus Stimme schnitt messerscharf durch die Luft und wir zuckten beide zusammen. Ich realisierte, was ich beinah getan hatte und murmelte eine Entschuldigung. Usagi wäre nicht glücklich, wenn sie davon wüßte. Meine Partnerin trat zwischen uns und funkelte uns beide an. „Ich hab genug von einer Zankerei. Es wird Zeit, daß hier eine Entscheidung fällt und dafür brauche ich ein klares Bild. Du sagtest, du könntest mir helfen mich zu erinnern", wandte sie sich an Hakkou und ich mußte mich hart beherrschen nicht noch einmal die Kontrolle zu verlieren. Hakkou lächelte selbstbewußt. Am Liebsten hätte ich ihr ihr verdammtes Grinsen sonstwohin... Nein, Minako, denk nicht mal dran. „Sicher. Alles, was ich brauche, sind ein paar Minuten alleine mit dir, ohne den alles überwachenden Adler über unseren Köpfen."

Hotaru ignorierte den Kommentar und drehte sich zu mir um. Ich kannte diesen Blick und ich wußte gleich, daß ich verloren hatte. Sie fragte mich um Erlaubnis... Kuso, am liebsten hätte ich nein gesagt, hätte sie mir geschnappt und wäre mit ihr verschwunden. Statt dessen rümpfte ich nur die Nase, wütend auf mich selber, daß ich meiner Sternschnuppe einfach keinen Wunsch abschlagen konnte und wütend darüber, daß sie das auch ausnutzte. „Wie ihr meint. Aber wenn du sie zu irgendwas zwingst, Libra... Dann glaube nicht, daß dich deine ach so hochgelobte Erbschaft beschützt."

Mit diesen Worten drehte ich mich um, ignorierte Hotarus bittenden Blick und stapfte davon. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.

Mizunos (Ami)

Frustriert (AdA: Irgendwie scheinen eine Menge Leute heute frustriert zu sein...) schaltete ich meinen Computer ab und lehnte mich in meinem komfortablen Schreibtischstuhl zurück, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Das führte mich zu nichts. Stunden, Tage hatte ich jetzt schon vor dem Bildschirm gehockt, war alle Dateien, Aufzeichnungen und noch soweit hergeholtes Material aus den Tagen des frühen Silberjahrtausends durchgegangen, das in meinem Minicomputer und den Archiven der Zentrale gespeichert war und es machte immer noch alles keinen Sinn. Sailorlibra meinte ich.

Da waren Aufzeichnungen und Hinweise, daß Libra tatsächlich schwanger gewesen sein soll, vor dem Fall der ersten Generation. Erinnerungen hatte ich keine daran, da ich zu dem Zeitpunkt noch lange nicht gelebt hatte, also konnte ich mich nur auf Informationen stützen und die gaben nicht viel her. Es gab nichts, was Libras Identität bestätigen oder widerlegen konnte und solange dem so war konnten wir nur glauben, was sie vorgab zu sein, denn ihre Aura und Kräfte zeigten deutlich, was sie war. Doch laut diesen Aufzeichnung war eine Sailorlibra nie unter den Senshi der zweiten Generation vorhanden... Es gab eigentlich auch keine direkten Nachfahren der Gründer. Ihre Kinder, unsere Mütter oder Väter, waren zumeist Könige und Herrscher, genauso wie Serenity. Die ersten planetaren Senshi waren wir, die ersten einer neuen Generation. So dachten wir zumindest...

Dann war da noch die Sache mit dem doppelten Sternenbündnis. Bereits vor der Zeremonie war ich alle Dokumente und Überlieferungen durchgegangen, die ich finden konnte, und nun hatte ich es erneut getan, noch wesentlich gründlicher. Trotzdem bestätigte sich nur, was wir bereits wußten, theoretisch sollte es nicht möglich sein zwei Bündnisse zu schließen, andererseits gab es noch keinen praktischen Beweis dafür, wer würde das auch freiwillig tun wollen?

Das einzig Gute daran war, daß sich unser Feind vorerst ruhig verhalten hatte. Obwohl das natürlich auch nicht wirklich als gutes Zeichen gesehen werden konnte. Wenn Libra wirklich in irgendeiner Verbindung mit ihnen stand, was ich bezweifelte aber nicht ausschloß, dann war es taktisch klug die Situation zwischen ihr, Venus und Saturn eskalieren zu lassen. Ich konnte nur hoffen, daß die Drei bald einen Konsens fanden... Was ich jedoch bezweifelte.

Die Türklingel riß mich aus meinen Gedanken und ich zwang mich schwach aufzustehen. Das Ganze harte Suchen hatte mich ausgelaugt. Hin und wieder sollte ich wirklich etwas Sport treiben, wie Mako-chan mir empfohlen hatte, sie sagte ich arbeitete definitiv zuviel. Aber wer sollte die Arbeit sonst machen?

Ich öffnete die Tür und kam gar nicht dazu etwas zu sagen, als ein blondes Etwas an mir vorbeistob, direkt in mein Zimmer, eine Sporttasche auf mein Bett fallenließ und dann selber kurz darauf folgte. Eigentlich brauchte ich gar nicht genau hinzusehen, um zu wissen, daß es Minako war. Das wievielte Mal in dieser Woche konnte ich nicht sagen. Ich hatte den Fehler gemacht zu versuchen zwischen einer der ersten Konfrontationen zwischen Minako und Hakkou zu vermitteln, seitdem schien sie mich als ihr persönliches Kissen zu sehen, an dem sie sich ausheulen konnte... Na ja, so ähnlich. Super, gerade was ich jetzt brauche, dachte ich und ging langsam zurück zu meinem Stuhl und setzte mich.

Für ein paar Minuten saßen wir nur so da. Unter anderen Umständen hätte ich Minakos Verhalten als komisch empfunden, doch das war gewiß im Moment nicht angemessen. „Ima... Womit kann ich dir diesmal helfen." Ok, nicht der beste Anfang. Ich verfluchte mich innerlich, als meine Freundin ihren Kopf abwandte und ins Leere starrte. Seufzend stützte ich meinen Kopf auf meine Hände. Es war ja nun bei weitem nicht das erste Mal. Und ich wußte genau, wie ich sie zum reden bringen konnte. Zwar war das nicht sehr nett und eigentlich gar nicht meine Art aber es funktionierte, immer. „Ich sehe, du hast mal wieder überreagiert und traust dich nicht Hotaru unter die Augen zu treten." Wie auf Kommando schoß ihr Kopf herum und ich fiel fast vom Stuhl von der Intensität ihres Blickes, damit hatte ich nicht gerechnet. „Warum glaubt hier jeder ich würde überreagieren? Sie stiehlt mein Leben, sie ist sogar drauf und dran meine Karriere zu stehlen und nun verliere ich sogar noch Hotaru an sie!" Ihre Stimme war nahe daran sich zu überschlagen und für ein paar Momente wußte ich nicht, was ich sagen sollte, versuchte es dann etwas sanfter und hoffte damit zu ihr durchzudringen. „Niemand nimmt dir Hotaru weg aber du mußt auch verstehen, wie sie sich fühlt..."

„Das weiß ich doch!" unterbrach Minako mich frustriert (AdA: Ist ja schlimm heute...) und verzweifelt. „Aber ich bin verwirrt und weiß nicht, was ich denken soll und das jetzt, wo ich dachte das hinter mir zu haben. Weißt du wie das ist, Ami-chan..." Sie stoppte kurz, schaute mir in die Augen und senkte diese dann, realisierend, was sie gesagt hatte. „Ja, natürlich weißt du das."

Oh ja, der andere Punkt, der in den letzten Tagen hin und wieder gefallen war, der eher mich betraf. Eigentlich hatte ich mich Minako nur anvertraut, um sie ein wenig abzulenken, denn wußte ich nur zu gut, daß sie normalerweise sich mit Eifer auf mein Problem stürzen würde... normalerweise. „Aber das hier ist nicht wegen dir und... Nun, du weißt schon. Wir haben etwas und ich dachte, ich könnte ihr vertrauen und gerade jetzt meint sie doch unbedingt mit dieser – Ich sage jetzt lieber nichts falsches – zu verschwinden, um zu reden. Alte Erinnerungen auffrischen und so was. Und natürlich muß sie solange betteln, bis ich auch noch einwillige."

Oh, kami. Ich glaube, ich bekam langsam massive Kopfschmerzen. Irgendwie war das echt nicht mein Tag. Die beiden waren eine Woche vermählt und hatten schon ihre erste Krise und was für eine. So sehr ich Minakos Frustration (argh) auch verstand, war mir auf der anderen Seite auch klar, daß sie überreagierte, möglicherweise angestachelt durch frühere Erlebnisse.

„Hör zu, Minako-chan. In jeder Beziehung kriselt es mal. Sag mir eines, ganz ehrlich. Vertraust du, Hotaru." Die Antwort kam schnell und war simpel. „Natürlich." Ich sah ihr in die Augen und wartete. Die Erkenntnis setzte kurz danach ein und ich wußte, daß ich gewonnen hatte. Ich sollte dafür auf der Stelle mein Diplom in Psychologie bekommen, denn so etwas nach einem harten Tag Arbeit...

Minako stöhnte. „Ich war eine ganz schöne Zicke, oder? Anstatt hier rumzusitzen und über mich kleines, ach so trauriges Etwas zu weinen, sollte ich lieber dafür sorgen, daß Hotaru noch weiß, wen sie lieben soll." Das alte Minako-Lächeln war wieder da und ein neuer Ausdruck von Selbstvertrauen glitzerte in ihren Augen. Augenblicklich empfand ich ein wenig Mitleid für Libra.

Ich dachte etwas zu hören, doch tat es als Einbildung meines überstrapazierten Bewußtseins ab. Jedoch Minako sprang bereits auf. Ich wagte nicht ihre verschärften Sinne anzuzweifeln. Mein Henshinkristall bereits in der Hand, folgte ich ihr aus der Wohnung und rannte die Stufen hinunter. Was uns draußen erwartete, reichte nahezu aus, um mich vollkommen verrückt werden zu lassen. Da war ein weiteres dieser Monster, ähnlich dem von vor einer Woche und es war dabei unschuldige Passanten anzugreifen, darunter auch meine Mutter. „Okaa-san!" Ich sprintete los, noch bevor Minako mich stoppen konnte, schupste meine Mutter aus dem Weg eines Tentakels und entkam nur selber mit knapper Not.

Mich aufrichtend fixierte ich das Monster mit kühlen Augen. Es wurde Zeit, daß ich meinen Frust an irgendwas ausließ. „MERCURY CRYSTAL POWER, MAKE UP!" Ich wartete einige Momente. Es passierte gar nichts. Mit einem FRUSTRIERTEN Stöhnen, murmelte ich: „Das ist einfach nicht mein Tag."

Chapter Eleven: Are These Real? Memories Long Forgotten

Privatstrand von Minako und Hotarus Grundstück (Hotaru)

Für eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her, entlang der Meeresküste. Die Zeit nutzte ich, um Hakkou oder Libra, wie sie einfach nur in unserer Gegenwart genannt werden wollte – was Minako natürlich provokativ nicht tat –, etwas näher zu betrachten. Sicher dazu hatte ich genug Zeit gehabt in der letzten Woche aber nie die Ruhe, da ich fürchtete jeder zu lange Blick würde Minakos Eifersucht noch mehr steigern und das wollte ich nicht. Libra hatte eine gute athletische Figur, in der man deutlich Anzeichen harten Senshitrainings wiederfand, sie war ungefähr genauso groß wie Minako. Die Zöpfe ihres kobaltblauen Haares waren nicht wie beim Serenitystil an der Seite angebracht, sondern mit kleinen Bändern zusammengebunden und hingen hinter ihrem Rücken, wobei ich sie zuletzt hin und wieder auch nur mit einem Zopf gesehen hatte. Alles in allem konnte man sagen, daß sie attraktiv war, allen Maßstäben nach, die man anlegen konnte. Jedoch hieß das nicht, daß ich sie attraktiv fand... zumindest jetzt nicht.

Wir stoppten gleichzeitig, als wir uns etwas im Schatten der Klippen befanden. „Ima..." begann ich und brach ab, irgendwie fühlte ich mich nicht mehr ganz so sicher wie vorhin. Um ehrlich zu sein, war mir nicht wohl zumute, weil ich Minako vorhin mehr oder weniger rüde behandelt hatte. Das sah mir eigentlich gar nicht ähnlich und es ängstigte mich etwas. Hatte Libra etwa einen Einfluß auf meine Senshipersönlichkeit, den ich nicht kannte.

„Warum gibst du dich mit ihr ab?" Die initiative Frage brachte mich aus der Fassung, da ich sie nicht so früh erwartet hatte. Natürlich konnte ich verstehen, wie sich Libra fühlen mußte, trotzdem schockte mich ihr Ton etwas. Ich schauderte etwas, als ich ihre silberblauen Augen wie Eisspeere durch meine hindurchbohren fühlte. „Bei allen, was uns heilig ist, sie könnte unsere Tochter sein, mehr wie ein Baby im Vergleich zu uns. Was kann sie dir schon geben?" Ich wollte etwas antworten, doch versagte meine Stimme. Es schien, als ob sie tatsächlich glaubte über den anderen Senshi zu stehen. Es ängstigte mich etwas, rief aber gleichzeitig Emotionen in mir hervor, die ich nicht dachte zu besitzen. Da war ein Verlangen, das nahezu nicht zu kontrollieren waren. Nicht so sehr ein Verlangen nach Libra, wie man meinen mochte, sondern nachdem was sie sagte. Macht, Dominanz...

Ich realisierte eher dumpf, daß Libra mich gegen die Wand der Klippe gedrängt hatte, ihre Stimme war ein Flüstern, mehr ein Hauchen. „Du weißt das es stimmt, Rhea. Wir stehen über ihnen. Wir sind dazu geboren die Dinge unter Kontrolle zu halten." Ich erschauderte erneut, ihr Gesicht war meinem bedrohlich nah. „Du weißt, wir gehören zusammen." Mit diesen letzten Worten, bevor sich auch nur der Ansatz eines Protestes auf meinen Lippen formen konnte, preßte Libra die ihrigen gegen meine und es war, als ob ein Hochgeschwindigkeitszug im Höchsttempo durch meinen Kopf raste. Eine Serie von Erinnerungen, die im selben Maße real und doch unwirklich erschienen, explodierten wie eine prallgefüllte Flasche in meinem Geist.

Ich konnte Bilder sehen, Erinnerungen an eine alte Zeit, längst vergessen, an eine Zeit voller Frieden, vor meiner Berufung, bevor ich Sailorsaturn wurde, Kriegerin des Todes und der Wiedergeburt. Eine unbefreite Zeit war es gewesen, ohne Sorgen, ohne Krieg, denn die von den Sternen erwählten, die unsere Eltern waren, sorgten für Frieden. Überall im ganzen Kosmos blühten Königreiche, so wie hier das Silberjahrtausend.

Und dann waren da die Bilder von mir und dem Mädchen – Libra –, an die ich mich beim besten Willen nicht aus eigener Kraft erinnern konnte, sie waren mehr aufgezwungen, nicht eine Reaktion auf den Erinnerungsschock. Es schien, daß wir glücklich waren und Libra wirkte auch nicht so hart und unzugänglich wie heute, zumindest nicht, wenn wir zusammen waren. Es gab wohl auch keinen Grund dazu.

Ich spürte, wie die Erinnerungen mich in eine Art Trance zogen und ich mich nicht mehr darum kümmerte, ob sie nun echt waren oder nicht. Nahezu augenblicklich schoß ein scharfer Schmerz durch meinen Geist... Nein, durch meine Seele korrigierte ich mich. Da war das Aufblitzen eines Bildes und ich brauchte einige Momente, um zu realisieren, daß es Minako war, gebrochen und mit einem leeren Ausdruck in den Augen, der das Band unserer Seelen mit vielen kleinen Wunden belastete. Mein Realitätsbewußtsein machte sich endlich wieder bemerkbar und ich brach endlich aus meiner Trance heraus. Libra von mir wegdrückend, bedachte ich diese mit einem Blick, der soviel sagte wie: War das wirklich nötig?

Jedoch überraschte mein Gegenüber mich, sie schien nicht verletzt über meine Zurückweisung, jedenfalls nicht so wie ich erwartet hatte. „Warum?" Der Ton in ihrer Stimme war trocken und bitter. „Warum kann ich nicht fühlen, was uns verbindet? Warum kann ich es nicht wieder herstellen?" Sie sah zu mir auf und ich fühlte augenblicklich eine kleine, kaum wahrnehmbare Welle von Schuld über mich schwappen, ignorierte das Gefühl aber, schließlich hatte sie angefangen. „Es ist, weil du nicht mehr unseren Ring trägst, oder? Nur noch ihren..."

Sie kam erneut einen Schritt näher. „Rhea, bitte, ich..." Dieses Mal ließ ich sie nicht weiter, war aber selber überrascht von der Heftigkeit meiner Reaktion. Libra taumelte zurück unter den Auswirkungen meiner schallenden Ohrfeige. Zorn bebte in mir, als ich langsam ihre Worte von vorhin realisierte. „Ich weiß nicht, wer du bist." Das allein schien Libra härter zu treffen, als meine Ohrfeige. Gut, zumindest hatte ich ihre Aufmerksamkeit. „Vielleicht ist, was du mir gezeigt hast Realität gewesen, vielleicht nicht. Aber jetzt und ich plane es dabei zu belassen, liebe ich Minako mehr als alles. Wie kommst du dazu so einfach über uns zu urteilen. Weißt du, wie es wirklich ist zu kämpfen? Alles, was du kennst, sind kurze Erfahrungen? Hast du jemals eine echte Schlacht gefochten? Wenn ja, dann wüßtest du wie es ist. Wir haben Hunderte davon hinter uns und Venus war immer mittendrin. Sie ist verantwortungsbewußt, eine gute Kämpferin UND Anführerin. Ich denke, sie verdient ein wenig mehr Respekt..."

Meine Tirade konnte ich nicht mehr ganz beenden, als ein weiterer scharfer Schmerz durch das Band schoß, das unsere Seelen aneinander band und ich wußte augenblicklich, was im Gange war. Immer noch wie paralysiert von meinem Ausbruch starrte Libra mich an und brachte trotzdem noch ein „Was?" zustande. Anstatt zu antworten, schloß ich kurz meine Augen und verwandelte mich. „Sie ist in Gefahr." Damit drehte ich mich und schickte mich an aufzubrechen. Jedoch faßte Libra mich am Arm.

Sie kam nicht dazu zu sagen, was auch immer sie sagen wollte, als ich herumwirbelte und sie mit aufblitzenden Augen anfunkelte. „Wenn du die bist, die du vorgibst zu sein, hast du doch sicher nicht unseren Ehrenkodex vergessen, oder? Eine Senshi ist in Not und ich denke du weißt, was du tun mußt." Libra senkte den Kopf. „Meine Ehre und mein Schwur befiehlt mir jeder Senshi in Not zu helfen", murmelte sie, während ihre eigenes Alterego ihre menschliche Persönlichkeit ersetzte. Ich nickte zufrieden und kurz darauf waren wir verschwunden.

Zurück im Juuban Viertel (Venus)

Ich sprang in die Luft, geschickt den Tentakeln ausweichend, die nach mir langten, und suchte eine Öffnung. Da ich keine fand und mir die Tentakel des Dings bedrohlich nahekamen, kreierte ich blitzschnell eine Energiesphäre und nutzte die Rückstoßwirkung addiert mit meinen Flügeln, um schließlich einige Meter außer Reichweite auf dem Boden zu landen.

Ich hörte Ami hinter mir einige Kommandos geben, die zwar schön und nett waren aber im Moment wirklich schwer auszuführen, insbesondere alleine. Das Ding war nicht so stark wie das Letzte und sicherlich keine Zeitbombe, doch steckte es eine Menge weg... und teilte auch ganz schön aus. Es würde helfen, wenn ich Merkur wenigstens als Rückendeckung hätte aber obwohl sie ihre Mutter erstmal in Sicherheit gebracht hatte und dann zurückgekommen war, um mir weit außer Reichweite des Dings Hilfestellung zu geben, schien sich noch nichts getan zu haben, was ihre Kräfte anging.

Ich seufzte und sprang wieder nach vorne, mit dem erneuten Versuch ein paar Treffer zu landen. Es war Merkurs Part und ihre neuen Kräfte würden sich offenbaren, wenn notwendig. Nur war das Problem, dachte ich, als ich einem weiteren Angriff auswich, einen L&B Shock (AdA: Gomen, bin zu faul die Attacke ständig auszuschreiben) genau ins Zentrum schmetterte – mit wenig sichtbarem Erfolg –, das Problem war, daß ich es im Moment als sehr notwendig empfand. Wo zum Kami war der Rest?

Ein scharfer Schmerz stach plötzlich durch mein Bewußtsein und ich konnte mir vorstellen, wo der Ursprung lag, war mir aber nicht sicher, ob ich es wirklich so genau wissen wollte. Darüber nachdenken konnte ich auch nicht, als das Monster meine Unkonzentriertheit nutzte und mich hart in einen Laternenmast schmetterte. Es schmerzte eigentlich nicht wirklich aber das Wesen nutzte den Vorteil und... huschte an mir vorbei. Geschockt stellte ich fest, daß es sich genau in Amis Richtung bewegt, mehr als bereit, um...

„JUPITER..." Ein lautes Brüllen erschütterte die Luft, als eine massive Kaskade aus Blitzen in der Form ein Tigers förmlich durch die Luft auf ihr Opfer zusprang. „TIGER FURY!" Das Monster stöhnte vor Schmerz und zuckte zurück. Als der Staub sich verzog, stand Jupiter da und funkelte die Ausgeburt des Häßlichen böse an. Ami noch ein wenig geschockt, schüttelte nur den Kopf. „Das wievielte Mal ist das jetzt schon seit dieser ganze Mist begonnen hat?" Jupiter grinste. „Das Dritte, glaube ich... Aber keine Angst, es gibt noch genug Möglichkeiten, es mir zurückzuzahlen."

Während des kurzen Wortwechsels, entschied ich die Gelegenheit zu nutzen. Das Monster mit einem wahren Hagelschauer aus Crescent Beams eindeckend, ließ ich mein Schwert in meinen Händen formen und begann ein paar der Tentakel abzuhacken, bevor diese versuchten mich wieder zu ergreifen. Kaum war ich erneut außer Reichweite geflattert, kamen zwei kleine, fast übersehbare, morgensternähnliche Objekte aus violetter und eisblauer Energie aus verschiedene Richtungen in das Monster geflogen, gefolgt von einer kleinen Explosion. Momente später gesellten Saturn und Libra rechts und links zu mir.

Ein kurzer Augenkontakt mit Saturn reichte mir, um zu wissen, was geschehen war. Ich schaute zu Libra, eine stumme Herausforderung in unserer beider Blicke. „Waffenstillstand?" Libra nickte nur und schaute geradeaus, wo der Rauch sich langsam legte und das Monster wütend grollte, bereit jeden Moment anzugreifen. „Was ist mit Ami", fragte Saturn mit einem Blick zurück. „Sie ist in ihrer Phase", sagte ich nur. Beide Senshi nickten verstehend. Erneut sah ich beide kurz an. „Machen wir's platt." Saturn lächelte, Libra rümpfte die Nase, folgte aber trotzdem.

(Ami)

Ich fühlte mich hilflos. Zugegeben ich war noch nie der Typ gewesen, der sich freudig in jeden Kampf stürzte aber trotzdem war es schon anders, wenn man noch nicht mal die Möglichkeit dazu hatte. Nicht, daß ich Venus, Saturn und Libra nichts zutraute.

„Daijobu ne?" Jupiter bedachte mich mit einem besorgten Blick und ich schätzte ich schaffte es erst jetzt meinen Schock abzuschütteln. Ein paar Sekunden zuvor hatte ich noch gedacht, daß das jetzt wohl das Ende war. „Uh... hai. Daijobu", entgegnete ich. Eine merkwürdige Stille legte sich zwischen uns. Seit jenem Tag, an dem alles begonnen und Mako ihre vollendete Senshiform erhalten hatte, hatte sich etwas geändert bei uns. Ganz beschreiben konnte ich es nicht. Bisher war Makoto immer wie eine ältere Schwester oder so gewesen, für alle eigentlich aber ganz besonders für mich. Doch etwas war anders seitdem und ich hatte so eine vage Ahnung warum. Das war eigentlich, worüber ich mit Minako kurz gesprochen hatte.

„Uh..." brach ich das Schweigen, meine Stimme leicht quiekend. „Warum gehst du nicht und hilfst den anderen? Ich sagte doch, ich bin in Ordnung." Jupiter schaute kurz in die Richtung, in der die drei Senshi in einen Kampf mit dem Monster verwickelt waren, wobei man bei weitem nicht ausmachen konnte, wer nun wer war und was tat. „Oh", machte ich nur und war still. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte irgendwas über perfekte Gelegenheiten, doch ich ignorierte sie für jetzt.

Jupiter wandte sich von dem Kampf ab und wieder mir zu. „Also... Ich schätzte mal, du stehst hier auch nicht so aus Spaß." Ich schüttelte den Kopf, deutete mit einer Kopfbewegung nur auf meinen inaktiven Henshinkristall. Diesmal war es Jupiter mit dem vielsagenden „oh". Ugh, irgendwas sollte ich sagen und zwar schleunigst oder... Meine Gedanken wurden unterbrochen von einem lauten Ultraschallknall. Ich sah die drei Senshi zurücktaumeln und meinte Venus irgendwas darüber rufen zu hören, daß diese Dinger scheinbar immer stärker wurden. Ich fummelte unruhig an meinem Kommunikator herum aber es schien, daß ich immer noch kein Signal raus bekam... warum auch immer.

Das Monster ließ einige recht gefährlich aussehende Strahlen frei. Während die meisten für Venus, Saturn und Libra gedacht waren, die weniger Probleme damit hatten, kam auch einer in unsere Richtung. Bevor ich reagieren konnte, schubste Jupiter mich aus dem Weg und versuchte selbst noch unter durchzutauchen. Der Strahl streifte sie knapp, hatte aber solch eine Wucht, daß sie quer über die Straße gegen eine Häuserwand flog.

Der letzte Damm in mir brach. Ich war sicher meine Augen blitzten auf, als ob sie aus purem Eis wären, ich spürte es sogar. Ein Wispern tief in mir drinnen wurde langsam lauter und ich erkannte die bekannte Stimme. Im Gegensatz zu den anderen, war ich meinem Alterego schon während des Erhaltens meiner Superform begegnet und war nicht überrascht über die Stimme. Meinen Zorn auf das Monster konzentrierend fühlte ich wie der Henshinkristall in meiner Hand langsam seine Form veränderte und zu einer sternförmigen Brosche wurde. Mit einem letzten Blick in Richtung Jupiter, die sich einen Arm schmerzverzerrt hielt und zu mir rüberstarrte, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Monster zu. Makoto hatte mich oft genug gerettet und ich wußte, daß ihre Starpower nur gekommen war, weil ich in Gefahr war. Es war Zeit das Ganze einmal umzudrehen, außerdem hatte ich eh einen beschissenen Tag.

„MERCURY COSMIC POWER, MAKE UP!" rief ich und ich glaubte meine Stimme mußte im Moment den Effekt eines Blizzards haben. Eisblaue Energie umhüllte mich und der neue, nur leicht veränderte Fuku begann sich um mich herum zu bilden. Die Kraft, die mich auf einmal durchströmte, war überwältigend. Noch nie hatte ich soviel Energie in mir gespürt.

Das Monster schreckte zurück und die drei Shooting Stars, die sich ihm schon wieder stellen wollten, sprangen instinktiv aus dem Weg. „Weißt du was, du häßliche Mißgeburt", schmetterte ich dem Wesen entgegen, alle aufgestaute Frustration in die Worte legend und damit meinen Energielevel nur noch höher schraubend. „Ich hatte einen ganz beschissenen Tag. Erst versuche ich verzweifelt und erfolglos etwas zu finden, womit ich ein emotionales Problem meiner Freunde lösen kann, dann muß ich Psychiaterin für eine von ihnen spielen, dann greifst du meine Mutter an und obendrauf verletzt du auch noch meine beste Freundin!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, obwohl das Ding sicherlich nicht fähig war eine zu artikulieren, brachte ich meine Hände über den Kopf, eisblaue Energie tanzte bereits um sie herum und begann die Luft zu gefrieren. „MERCURY..." Ein regelrechter Schneesturm brach los und drehte sich um meinen Körper, als ich meine Hände vor der Brust zusammenbrachte und dann in einer schnellen Bewegung ausstreckte. „BLIZZARD RAGE!" Selber ein wenig überrascht über die Heftigkeit, mit der die Attacke über dem Monster hereinbrach taumelte ich ein paar Schritte rückwärts und verfolgte staunend wie das Monster mit Schneemassen bombardiert wurde. Bald war es vollkommen eingefroren.

Venus, Saturn und Libra reagierte intuitiv und waren bereits in der Luft bevor ich auch nur einen weiteren Atemzug nehmen konnte.

„JUSTICE SLICE!"

„HOLY BLADE!"

„LASTING SILENCE!"

Drei extrem mächtige Energieladungen lösten sich aus entweder Schwert, bzw. Sense oder waren einfach nur Libras Katanas selbst und schnitten durch das Monster, gefolgt von einer weiteren Explosion, diesmal deutlich vom Ende des Wesens zeugend.

Während Venus und Saturn zusammen landeten, kam Libra etwas abseits herunter. Venus und Libra starrten für eine Weile einander an und ich beobachtete wie Saturn nicht einmal wagte etwas zu sagen. Schließlich drehte Libra sich um und begann davonzugehen. „Diese Runde geht an dich, Venus. Aber noch gebe ich nicht auf." Kurz darauf schlug sie mit ihren Flügeln und hob ab, nur um kurz darauf vollkommen zu verschwinden. Saturn nahm Venus' Hand und diese lächelte verlegen, bevor die beiden gemeinsamen verschwanden.

„Toll... Laßt mich hier allein zurück in dem ganzen Chaos." Ich seufzte. Nun zumindest schien das Problem für den Moment behoben oder zumindest aufgeschoben. Ich ging hinüber zu Jupiter und half ihr auf. Ihr Arm sah aus, als ob er ein paar Bandagen brauchte, also fragte ich lieber gar nicht erst, ob sie in Ordnung war.

Jupiter hingegen grinste leicht, obwohl es zum Teil eher schmerzverzerrt war. „Mußt du immer gleich so übertreiben?" Ich errötete leicht, Jupiter grinste nur, stöhnte dann schmerzvoll und ich schubste sie in Richtung meiner Wohnung, Mutter sollte sich das mal ansehen.

Chapter Twelve: Emotions

(Anshar)

Sin und ich beobachtete die Szene unter uns mit wachen Augen. Merkur half Jupiter gerade auf und beide verließen das Schlachtfeld. Einige Schaulustige wagten sich aus ihren Verstecken. Zwar wußte ich nicht, ob sie etwas wichtiges gesehen hatten aber Vorsicht war besser. Ich machte eine Handbewegung und ein kaum sichtbarer, feiner, purpurner Staub senkte sich über die Szene, mit der anderen Hand vollführte ich eine ähnliche Geste und von dem durch den Kampf angerichteten Chaos war nichts mehr zu sehen. „So beginnt es also."

Meine Schwester nickte nur und schaute mit abwesendem Blick auf das nun wieder normale Treiben unter uns. „Der erste Schritt zu ihrem ineinandergeflochtenen Schicksal."

„Sie spielt ein gefährliches Spiel. Es bleibt abzuwarten für wen." Ich stand auf und Sin folgte. Wir nahmen uns bei der Hand und verschwanden.

(Arora)

Die Sterne waren schön hier draußen, abgeschieden und alleine. Sie beruhigten mich, ein wenig zumindest. Eine Ironie, wenn man bedachte, daß diese kleinen, hellen Funken die Quelle unserer größten Feinde waren, ein Produkt des Lebens und der Ordnung. Ein weiteres meiner Geschöpfe war gefallen, doch das war zu erwarten gewesen. Es war eh nur ein weiterer Test ihrer Stärke.

Mein Blick fiel auf das Sternbild der Waage und meine Stimmung senkte sich rapide. Was hatte sie sich dabei gedacht? Gerade Libra, nach alldem, was es uns gekostet hatte. So sehr ich auf der einen Seite den Sinn sehen konnte, fehlte mir doch das Verständnis für dieses unnötige Risiko. Ohne ihr Eingreifen wären die Senshi erledigt oder zumindest schwer geschädigt worden... Ich wußte, die Kaiserin betrachtete den Rest nur als Fliegen, Ungeziefer, daß nicht wichtig war, sie interessierten nur die beiden Sternschnuppen und wie sie ihre Harmonie stören konnte. Doch ich empfand es als gefährlich. Alle nacheinander wurden langsam stärker und ich fürchtete, daß die Situation uns zu sehr außer Kontrolle geriet, und was war, wenn die kleine Waage plötzlich außer Kontrolle geriet? Ich mochte keine Ungewißheiten. Ich stellte gerne welche auf, für meine Gegner, aber ich mochte es nicht selber verwirrt zu sein.

Die Gedanken beiseite schiebend, stand ich auf. Es gab vorerst Wichtigeres zu tun. Ich hatte einen neuen Auftrag und ich war sicher, daß das die Senshi erschüttern würde und sie außerdem möglicher Unterstützung beraubte. Ein weiterer wertloser Planet in unserer Sammlung...

Strandhaus (Hotaru)

Die letzte Kerze flackerte auf und ich legte das Streichholz beiseite. Sicher, ich hätte es mir einfacher machen können aber manchmal war es schön einfach mal wieder Dinge wie ein normaler Mensch zu tun. Das Licht, das den Wohnraum erfüllte, kam allein von den bestimmt hundert Kerzen und einigen meiner Lieblingslampen. Niemand würde uns heute Nacht stören. Keine böse Macht, kein eifersüchtiger Exliebhaber oder was auch immer. Nichts würde diese Mauern betreten können, solange ich es nicht wollte.

Wenn mir eines bewußt geworden war, dann die eine Tatsache. Das ganze Schlamassel, es war nicht nur Minako, die für ihre Eifersucht zu beschuldigen war, sondern auch ich hatte mich mies genommen. Mich zurückgezogen in meiner eigenen Verwirrung und Misere. Dabei hatte ich nicht gemerkt, wie sehr es sie verletzte und wie sehr es uns weiter auseinander zerrte. Beinah wäre es heute tödlich ausgegangen... Aber mit dem war jetzt Schluß, ich hatte etwas zurückzuzahlen.

Für ein paar Stunden hatte ich Minako weggeschickt, um Usagi und dem Rest über den Kampf zu berichten, nachdem ich ihr wiederholt versichert hatte, nirgendwohin zu gehen und das wir reden würden, wenn sie wiederkäme. Zwar hatte meine Sterneschnuppe sich ein wenig geziert aber konnte mir letztendlich doch wieder mal keine Bitte abschlagen. Ich lächelte.

In diesem Moment hörte ich die Haustür sich öffnen und wieder ins Schloß fallen. Geduldig wartend, waren bald darauf näherkommende Schritte zu vernehmen. „Taru-koi, bist du da? Warum hast du das Haus abgeschirmt, ich konnte nicht mal..." Minako kam in den Raum und stoppte abrupt, im wahrsten Sinne des Wortes betäubt vor Staunen. Ohne Hast ging ich zu ihr herüber, der weiche Stoffe meines blaßvioletten Kleides rutschte leicht über den Boden. Ich bemerkte wie Minakos Augen wie ein Magnet zu mir hinüberwanderten und sie leicht nach Luft schnappte, zu überrascht, um ein vernünftiges Wort zu artikulieren.

Ich schnippte kurz mit den Fingern und eine sanfte Musik begann zu spielen. Unser Lied. „Darf ich um den Tanz bitten?" Sie war immer noch zu geschockt, um zu antworten, nahm statt dessen nur meine Hand und ließ mich diesmal führen. Leise und beruhigend begannen die ersten Noten an unsere Ohren zu dringen und wir verschmolzen mit der Musik, als sie uns hinwegtrug, zu einem Ort, der keine Zeit und kein Leid kannte.

Hold, hold me for a while
I know this won't last forever
So hold, hold me tonight
Before the morning takes you away

Hold, hold me for a while
I know this won't last forever
So hold, hold me tonight
Before the morning takes you away

Badend in der beruhigenden Musik unseres Liedes brachte ich es schließlich fertig zu sagen, was ich sagen wollte. „Ich war nicht gerade eine gute Ehefrau in den letzten Tagen", begann ich und stoppte einen Einwand bevor er über ihre Lippen kommen konnte mit einem kurzen Kuß auf die Lippen. „Und dafür will ich mich entschuldigen. Wir hätten mehr darüber reden müssen... Überhaupt darüber reden müssen. Ich hab mich zurückgezogen und dabei vollkommen übersehen wie sehr du selber littst. Daher sollst du wissen, daß egal, was damals einmal war, was Libra und mich einmal verbunden hat, ich habe einen Schwur gegeben", fuhr ich fort, stoppte kurz, nahm ihre Hand und küßte den Ring an ihrem Finger, das Symbol unserer Einigkeit, „und ich werde ihn ganz sicher nicht brechen."

What's that sparkle in your eyes?
Is it tears that I see?
Oh tomorrow you are gone
So tomorrow I'm alone
Short moments of time
We have left to share our love

Minako lächelte, ein paar Tränen konnte ich in ihren Augen sehen und hob eine Hand, um sie wegzuwischen. Wir hatten wieder begonnen zu tanzen, die Melodie des Chorus hüllte uns in eine sichere Decke, angefüllt mit der Wärme unserer gegenseitigen Gefühle. Für den Moment war alle Verwirrung, alle Sorge vergessen und ich wußte wieder, warum wir jetzt waren, wo wir waren.

Hold, hold me for a while
I know this won't last forever
So hold, hold me tonight
Before the morning takes you away

„Und ich habe mich wie eine Zicke aufgeführt, obwohl ich genau wußte, wie verwirrt du warst. Wir hatten schon soviel durchgemacht aber all die Zeit habe ich wohl gedacht, daß ich es normalerweise wäre, die irgendwelche Exlover anzieht." Sie grinste leicht und ich erwiderte die Geste. „Ich schätze, zu sehen, wie sich jemand an dich ranmacht... Das hat mich an die vielen Male erinnert, als..." Bevor sie den Satz beenden konnte, legte ich einen Finger auf ihre Lippen und flüsterte: „Shh, ich weiß. Wir haben uns beide nicht gerade toll benommen, denke ich. Ich weiß immer noch, was mit Libra ist, ob das, was sie mir gezeigt hat, stimmt oder nicht, doch ich weiß, daß ich dich liebe, Aino-chan. Jetzt und für immer und das ist es, was wirklich zählt."

We're in eachothers arms
Soon we're miles apart
Can you imagine how I'll miss,
Your touch and your kiss?
Short moments of time
We have left to share our love

Meine blonde Partnerin spielte mit einer Haarsträhne und sah mir tief in die Augen. Die Emotionen in ihren eigenen drohten mich förmlich zu erschlagen, so voller Hingabe und Liebe waren sie, daß sie eigentlich gar nichts sagen brauchte. „Ich liebe dich auch. Firefly. Ohne dich, wäre ich wahrscheinlich nie glücklich geworden und hätte es wohl gar nicht erst gewollt." Sie lehnte sich vor und zog mich enger an sich, bevor sie einen Kuß von meinen Lippen stahl, der schnell tiefer und intensiver wurde.

Hold, hold me for a while
I know this won't last forever
So hold, hold me tonight
Before the morning takes you away

Als wir uns endlich lösten, stellte ich fest, daß wir wieder aufgehört hatten zu tanzen. Ich sah auf und sah die Leidenschaft, die ich im Moment empfand tausendfach in Minakos Augen widerspiegeln. Es war eine stille Kommunikation, die keiner Worte, nicht einmal Gedanken bedurfte. Ohne ein weiteres Wort hob Minako mich hoch und ich schlang meine Arme um ihren Hals.

Hold, hold me now,
From dusk to dawn all night long
Save, save me now,
A short moment of time

Während der letzte Refrain durch den nun leeren Raum drang, waren Minako und ich bereits äußerst beschäftigt, und als auch die letzte Note verhallte, wehte ein sanfter Luftzug durch den Raum und löschte Kerzen und Lampen wie von Geisterhand.

Hold, hold me for a while
I know this won't last forever
So hold, hold me tonight
Before the morning takes you away... takes you away

(Artemis)

Ich verfolgte wie Minako Hotaru die Stufen hoch trug und hockte noch eine ganze Weile in der Dunkelheit und Stille des Raumes, bis ich schließlich lautlos aus dem Haus schlüpfte. Vorerst würde ich hier nicht mehr gebraucht werden und das war auch ganz gut so. Ich hatte Luna eh schon zu lange alleingelassen und immerhin war sie mittlerweile schon einen Monat schwanger... Wovon nur Usagi, Mamoru und Usa wußten.

Noch ein letztes Mal drehte ich mich auf und sah auf zu einem der Fenster. Ein unnatürliches Licht in Orangegold und Purpurviolett schien aus dem Schlafzimmer der beiden Sternschnuppen zu dringen. Ich war sicher, sie waren sich nicht bewußt darüber, was vor sich ging, aber ich schon. Nun, vielleicht würden die Konsequenzen dieser Nacht endlich klare Verhältnisse zwischen ihnen und Libra schaffen.

TBC

Beim nächsten Mal machen wir einen Abstecher nach Kinmoku. Wie wird Yaten auf die neue Beziehung zwischen Minako und Hotaru reagieren und kann Rei ihr/ihm vielleicht helfen? Arora und die Senshi treffen das erste Mal kurz aufeinander und das Schicksal einer Welt wird für immer besiegelt.

Anmerkungen des Autors

Ok, mal wieder ein Kapitel recht schnell fertig gekriegt (obwohl ich zugegebener Maßen etwas faul war aber hey, es ist Weihnachten!).

Nun gut, dann wollen wir mal. Bis ich dieses Kapitel schrieb hatte ich immer noch keine Ahnung, wie ich die mysteriöse Senshi nennen sollte und was für einen detaillierten Hintergrund ich ihr geben sollte. Libra war eigentlich eher eine Notlösung, gefällt mir jetzt aber doch recht hervorragend. Warum Libra und nicht irgendein anderes Sternzeichen? Eine Antwort auf diese Frage werdet ihr erst ganz am Ende bekommen aber vielleicht haben einige von euch schon ein paar Hinweise aufgegriffen. Die anderen waren größtenteils wegen ihre Senshibedeutung und da habe ich mich schlichtweg am Zodiac-Profil (Janielle's Sailormoon Zodiac) bedient, gomen. Einige Ähnlichkeiten mögen auftreten aber seid versichert, daß ich mir wirklich nur noch mal kurz das Profil durchgeschaut habe, die Fic habe ich schon länger nicht mehr gelesen. Aber meine Vorstellung paßte einfach hervorragend mit dem überein. Hat eigentlich echt keinen tiefgehenderen Zusammenhang dazu... Gut, ich rede Müll. Halt jetzt meine Klappe.

Uh, was Luna und schwanger angeht. Mal wieder einer meiner wunderschönen Spontanitätsanfälle, mit denen ich mich jetzt natürlich auch noch rumschlagen muß, weil ich es zu dem Zeitpunkt so verdammt passend fand... Okay, okay, kann der Story ja nur gut tun, oder?

Ich weiß, daß dieser Teil sehr auf einen kleinen Personenkreis (größtenteils das „Sternschnuppen-Dreieck", Ami und Artemis) beschränkt war, doch die Gründe dafür sollten wohl auf der Hand liegen. Immerhin ist das hier immer noch ANH.

Mehr hab ich auch nicht zu sagen.

Ja ne, euer

Matthias