Ai no Hoshi: Destiny's War
Star Henshin V: Preparations
Chapter Sixteen: Tale of a Legend
Irgendwo (Arora)
Es war ein schönes Dilemma, in dem wir uns befanden, und zu allem Überfluß hatte ich keine Ahnung mehr, ob die Situation gut oder schlecht für uns war. Wie schon gesagt, ich haßte Ungewißheiten. Aus dem eigentlich gelungenen Coup zur Auslöschung Kinmokus wurde ein Halbfiasko. Nicht nur war es den beiden Sternschnuppen möglich gewesen die vier Senshi von dem sterbenden Planeten zu schaffen und sich damit wertvolle Hilfe zu sichern, nein, das war gar nicht das größte Problem. Die temporär größere Bedrohung stellte das freigesetzte Chaos dar und zu einem großen Teil war das mein Fehler. Ich hatte keine Ahnung, daß sich die finstere Manifestation der höheren Macht, der wir alle folgten in Wirklichkeit nichts weiter war als ein Ableger, ein unkontrollierbares Geschöpf der Finsternis das nur seinen eigenen Plänen folgte und nicht verstand wie wichtig das Gleichgewicht war. Ein solch unberechenbarer Feind, ehemals Gleichgesinnter, frei in dieser Schicksalslinie. Das könnte alles außer Kontrolle geraten lassen.
Obendrein brachten mir meine Quellen äußerst beunruhigende Nachrichten und diese Nachrichten stellten sicher einen gewaltigen Rückschlag in den Plänen der Kaiserin dar Zwietracht zwischen den Sternschnuppen zu säeen. Eine von ihnen war schwanger und das bestimmt nicht durch Libras Einwirken. Nun mochte dieses Kind keine direkten Faktor in unserem Kampf darstellen, doch kannte ich sehr wohl die Legenden, die sich um Sternschnuppenkinder rankten und die Erfüllung dieser Legenden stellte eine wahre Gefahr für uns dar... sofern man ihnen glauben schenken konnte.
Möge es sein wie es ist. Die Kaiserin war informiert und hatte mir versichert, daß es noch keinen Grund zur Sorge gab und ich mich vorerst um das eigentliche Problem kümmern sollte. Chaos oder besser die Kreatur, die sich anmaßte Chaos zu sein.
Tokyo General (Minako)
Verschlafen blinzelte ich als der aromatische Duft starken Kräutertees meine hypersensitiven Sinne erreichte. Zwar hatte ich keine Ahnung wieviel Schlaf ich bekommen hatte aber es konnten nicht mehr als vier oder fünf Stunden gewesen sein, mit sehr, sehr viel Wohlwollen gerechnet. Dr. Mizuno hatte zwar darauf bestanden, daß ich nach hause ginge und mich ausruhe aber das war natürlich keine akzeptable Option gewesen. Ehe ich meine geliebte Sternschnuppe in diesem Zustand allein in einem Krankenhausbett zurückließ würde die Zeit selber aufhören müssen zu existieren und selbst dann wäre es wahrscheinlich schwer uns zu trennen.
Außerdem war mein Firefly in diesem Zustand anfällig und feindlichen Angriffen ausgeliefert. Eine schwangere Senshi, nicht in der Lage sich selbst zu verteidigen, sicher hatten unsere Feinde schon davon gehört und so hatte ich einige Vorbereitungen getroffen, schnell, vertrauenswürdig und effizient – auch wenn Haruka und Michiru mit mir wohl darüber streiten würden... für ein paar Sekunden.
Es war eine dieser Helfer, die mir gerade eine dampfende Tasse eben erwähnten Kräutertees reichte. Ein Ausdruck ehrlicher Besorgnis war der hübschen pinkhaarigen Frau ins Gesicht geschrieben, als sie mich aufmerksam musterte. Ich gähnte herzhaft und nahm dann einen tiefen Schluck von dem heißen Getränk. Die beruhigende Wirkung floß durch mich hindurch und entspannte mich etwas.
„Irgendwas Neues?" Mein Gegenüber schüttelte leicht den Kopf und ihr Blick wanderte hinüber zu der immer noch schlafenden – jetzt aber wesentlich ruhiger und entspannter als zuvor – Form von Hotaru. Ich folgte ihrem Blick und für einen Moment verharrten wir beide in dieser Position, niemand wußte so recht etwas zu sagen.
„Du weißt, daß deine Tests positiv waren, oder?" wandte die anderen Frau sich wieder an mich, in einem nettgemeinten Versuch ein Gespräch abzufangen und mich etwas abzulenken. Ich nickte schwach. Als Amis Mutter mir die Tests gezeigt hatte, war es eigentlich nur eine Bestätigung für mich gewesen. Tief da drin, durch unser Band wußte ich bereits, daß es unser Kind war. Dieses Gefühl, es war nicht zu leugnen. Durch unsere tiefe Verbindung, wenn ich mich anstrengte, konnte ich die kleine, langsam wachsende Präsenz fühlen und in ihr spiegelten Hotaru und ich uns wieder, einen besseren Beweis gab es nicht.
„Natürlich, Momoko... Es ist immer noch seltsam und ich hab keine Ahnung was passiert ist." Meine Freundin, nicht zu vergessen Pseudoverwandte, lächelte eines ihrer gute Laune-Lächeln, mit dem sie glatt mir und Usagi Konkurrenz machen konnte, man sah gleich wieso wir derselben Linie abstammten. „Ich bin nur heilfroh, daß ihr so schnell gekommen seid. Wir sind alle so beschäftigt aber ich war halt so besorgt und..." Sie stoppte mein Geplapper, indem sie sanft eine Hand auf meine Schulter legte. „Hey, kein Problem. Wofür sind Cousinen denn da?" Ich nickte erneut, diesmal unsagbar dankbar dafür, daß Momoko existierte und wir uns in dieser Welt gefunden hatten.
In diesem Moment war ein leises Klopfen von der Zimmertür zu hören und kurz darauf öffnete diese sich. Irgendwie hatte ich fast erwartet, daß es Hakkou – oder allein an ihrer Aura gemessen eher Libra war – die den Raum betrat. Momoko war definitiv überrascht, daß die stolze Kriegerin so einfach hereingekommen war, wo ihre Freundinnen doch so etwas eigentlich verhindern sollten, ich war nur genervt. Zwar war mir klar, daß diese Konfrontation kommen würde aber hätte ich auch genausogut drauf verzichten können. Jedoch Libra war im Moment die einzige Person, die meine Fragen beantworten konnte.
Momoko leerte ihre Tasse und stand auf, die ganze Zeit ruhten ihre Augen auf dem unerwarteten Besucher. Die beiden jungen Frauen musterten sich lange, jede von ihnen die andere ein- und abschätzend. Schließlich nickte Momoko knapp, ohne dabei den Blickkampf wirklich verloren zu haben – was mich wunderte, denn normalerweise widerstand kaum jemand Libras Blicken – und verließ lautlos den Raum, als ob der Blickwechsel ihr alles gesagt hatte, was nötig war. Gut, im gewissen Sinne war dem auch so.
„Wir müssen reden", begann Libra und ich nickte stumm. Vielleicht würde ich jetzt endlich ein paar Antworten bekommen und vielleicht würde diese neue Entwicklung unseren Streit um Hotaru endlich beilegen. Zwar glaubte ich nicht an Letzteres, denn dazu war mir zu sehr bewußt, daß die andere Kriegerin von denselben Motiven angetrieben wurde wie ich, Liebe und absolute Hingabe. Aber die Fragen, da war ich sicher, konnte sie mir beantworten. Kein lebendes, ungöttliches Wesen, selbst Hotaru und ich nicht, schien mehr über Sternenbündnisse zu wissen als sie. Und dieses Wissen war jetzt von Nöten, mehr als je zuvor.
Astralebene... mehr oder weniger (Hotaru)
Der sich drehende Mix aus Farben machte irgendwie keinen rechten Sinn für mich, doch fühlte ich mich auch gleichzeitig seltsam geborgen. Ich war nicht tot oder so etwas, das war mir schon klar. Was genau ich hier tat und wo dieses Hier in der breitgefächerten Astralebene zwischen Leben und Tod war, das konnte ich auch nicht beantworten. Doch immer war man hier für einen Grund und dieser Grund würde sich bald offenbaren.
Wie auf Kommando klärte sich der Nebel um mich herum auf und ein klarer, man konnte fast meinen engelsartiger Klang war zu hören. Es war keine Stimme, nur ein Geräusch, ein konstanter Ton vielmehr, jedoch gleichzeitig auch ähnlich einer Melodie, Engelsgesang vielleicht. Es war schwer zu beschreiben, jedesmal eigentlich, wenn ich hier war. Oh, sicher hier war ich schon oft gewesen, sozusagen mein Fachgebiet. Und meistens, wenn ich nicht aus freien Stücken und vollem intakten Bewußtsein herkam, erinnerte ich mich später nicht mehr daran. Astralregeln...
„Wie ich sehe ist dir das nicht neu." Die Stimme, wenn auch erwartet, erschrak mich in gewisser Weise. Sie hatte einen Unterton von... Vertrautheit aber doch war sie völlig unbekannt. Es war nicht ungewöhnlich, daß Astralführer die Form von Personen oder Wesen annahmen, mit denen man vertraut war, die man kannte und denen man vertraute. Das war eine Maßnahme, um es den Besuchern leichter zu machen. Nicht, daß ich das brauchen würde.
Doch der Führer dieses Mal war mir nicht bekannt und das war, was mich verwunderte, denn irgendwie hatte ich das Gefühl ich müßte sie kennen. Eine Senshi war sie, das konnte ich sagen, doch hatte ich noch nie jemanden wie sie gesehen und ihre Konturen und genauen Farben schienen für mein Auge verschwommen, nicht genau wahrnehmbar. Doch, was ich sehen konnte, berührte etwas tief in mir und ich wußte nicht warum. Sie hatte glänzende karmesinrote Haare (AdA: Ein wenig wie Scarlett/Salvia, nur ein wenig heller) wie eine aufgehende Sonne, die einen neuen Tag einleitete, ihre Augen funkelten mysteriös in einer Mischung aus hellem violettblau. Allein diese Details sagten mir etwas, versuchten mir etwas zu sagen, doch ich wußte noch nicht genau was bis sie es mehr oder weniger aussprach.
„Hab keine Angst, Rhea. Ich stelle nur diejenige da, die gerade erst in dir geboren wird. Dieses Abbild muß nicht einmal unbedingt der Zukunft entsprechen." Zuerst verstand ich nicht, worauf sie hinauswollte. Dann begann sich langsam alles zusammenzusetzen. Meine emotionale Anfälligkeit seit der Nacht vor zwei Tagen, mein offensichtlicher Zusammenbruch, denn anders konnte ich mein Hiersein nicht erklären. Als wir, Minako und ich, an jenem Abend... Liebe machten, da war etwas außergewöhnliches, etwas magisches und übernatürliches um uns herum und in uns drin, das ich nicht greifen, nicht in Worten fassen konnte. Ich hatte eigentlich gedacht, es sei nur der Moment, die aufgestauten Gefühle aber jetzt... Jetzt sah ich auf und erkannte es, erkannte durch den Nebelschleier dieser Dimension die feinen goldvioletten Schmetterlingsflügel am Rücken meiner Führerin und die ineinander vereinten Zeichen von Venus und Saturn auf ihrer Stirn. Ich sah erst jetzt wirklich die Ähnlichkeit und ihre Worte ergaben Sinn. „Du bist... meine Tochter?"
Das junge Mädchen, äußerlich nicht älter als Sechszehn, nickte. Ich fühlte mich plötzlich schwach auf den Beinen und wünschte mir nichts sehnlicher, als daß Minako hier wäre. Doch meine Gefährtin hatte hier keinen Zutritt, zumindest nicht jetzt. „Warum bin ich hier", fragte ich schließlich, mehr um mich selber abzulenken, denn um das Thema zu wechseln. Ich wollte schon gerne Antworten haben, auf all die... offensichtlichen Fragen. „Um zu sehen und zu verstehen, wie immer."
„Uhm... ja, das hab ich mir schon gedacht, äh..." Meine Führerin schenkte mir einen verständnisvollen Blick. „Nenn mich, Dawn, für jetzt. Alle tun das oder... werden es tun. Ist jetzt aber nicht wichtig. Um deine unterschwellige Frage zu beantworten, was genau du sehen und verstehen sollst, das zu zeigen, darum bin ich hier." Geduldig wartend widmete ich der Abbildung meiner zukünftigen Tochter einige kritischerer Blicke. „Wie ist das möglich?" wollte ich schließlich wissen. Es waren keine Erklärungen notwendig, sie wußte, was ich meinte.
„Jene Nacht war, was schon in der Nacht eurer Einheit hätte geschehen sollen." Was aber nicht geschehen war, da wir praktisch keine echte Hochzeitsnacht hatten und die Stimmung und Emotionen waren dann weg, irgendwie verständlich. „Du mußt verstehen, Sternenpartnern oder Gefährten, wie sie oft genannt werden, ist es durchaus möglich Kinder zu bekommen. Zwar ist dies ein seltenes aber mögliches Ereignis. Doch reden wir nicht über mich, denn ich bin sicher deine andere Pseudogefährtin kann dir mehr über die Legenden erzählen, die sich um mich ranken."
„Libra", stellte ich trocken fest. „Bin ich ihretwegen hier?" Dawn nickte erneut. „Zu einem Teil, ja. Sie ist wichtiger, als du dir vorstellen kannst, Rhea. Wichtig für euch und für den Kampf, den ihr führt. Ohne sie, seid ihr verloren. Doch Libra ist nicht sie selbst, ihr Leben basiert auf Erinnerungen, die nicht ihr gehören, es niemals waren. Nur wenn sie sich davon lösen kann, wenn sie diese und damit auch dich gehen läßt, nur dann kann sie werden, was sie eigentlich ist und was eure Feinde sosehr fürchten, daß sie sogar in Betracht zogen sie zu euch zu schicken, damit genau das nicht geschieht."
Dawn hob eine Hand und eine Kugel erschien, Bilder begannen sich darin zu formen. Bilder der Zukunft, von dem was kommen würde. Leid, Schmerz, Verwirrung, so vieles, so undeutlich. „Sieh", dränge Dawn. „Sieh und verstehe euer Schicksal." Und ich sah, sah wie alles zusammenlief, die Linien, die Geheimnisse, alles auf einen Punkt, auf eine letzte Konfrontation, die das Schicksal selbst erschüttern würde. Ich sah die Möglichkeiten, die verschiedenen Ausgänge, vom Frieden bis zur Apokalypse, Libras Part darin, unseren Part.
Schließlich ließ Dawn die Kugel verschwinden und schaute mir tief in die Augen. „Verstehst du nun?" Ich nickte, kam aber nicht daran vorbei mich zu wundern über die plötzliche Offenbarung. Warum das alles? Wieso sollte ich das wissen? Wieso durfte ich das wissen? Dann war es mir klar, ganz simpel eigentlich. „Ich werde mich an nichts davon erinnern, oder?" Dawn sagte nichts aber das brauchte sie auch nicht. „Warum dann das alles? Wo ist der Sinn..."
Plötzlich fühlte ich etwas an mir zerren, eine Kraft, die mich unweigerlich forttragen wollte von diesem Ort. „Du mußt gehen, dein Erwachen ist nah." Ich versuchte mich zu wehren, es gab noch soviel, was ich fragen wollte, doch es brachte ja eh nichts. Ich würde mich nicht erinnern können. Meine tochterpersonifizierende Führerin trat an mich heran und fuhr sanft mit einer Hand über meine Wange. „Du wirst verstehen, wenn die Zeit gekommen ist. Aber um zu verstehen, brauchst du zuerst das Wissen." Dawn grinste schief und es erinnerte mich stark an Minako, kein Wunder. „Laß dem Schicksal seinen eigenen Weg, folge ihm nur."
Dann wurde alles um mich herum Weiß und das Nächste, was ich sah war Minakos besorgtes, fürsorgliches und liebevolles Gesicht. Ich hatte das Gefühl der Traum, den ich hatte war irgendwie wichtig aber... Ich konnte mich nicht mehr dran erinnern.
Tokyo General (Libra)
Eine langwährende Stille lag, noch lange nachdem Venus' Freundin den Raum verlassen hatte, über diesem. Vorsichtig trat ich an Rheas Krankenhausbett und sah auf sie hinunter. Es gab so vieles, das ich sagen oder tun wollte, doch im Moment wäre wahrscheinlich jede zu voreilige Geste provokativ gewesen und ich hatte keine Lust eine wütende Sternschnuppenmutter am Hals zu haben... Es war eine Schande und ein Wunder zugleich, doch wünschte ich inständig die Rollen wären andersherum. Denn ich befürchtete, daß diese neuen Umständen unser Schicksal, Rheas und meins, für immer besiegeln würden.
Seufzend strich ich meiner Sternschnuppe mit einer Hand über die Wange und drehte mich dann zu Venus um, die das Ganze wachsam verfolgte aber keine Anstalten machte etwas zu sagen oder tun, wenigstens etwas. „Ich sehe, du hast bereits Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Das ist auch angebracht, wenn ich auch gestehen muß, daß ich kein Problem hatte an ihnen vorbeizukommen." Venus nickte und bedachte mich mit einem abschätzenden Blick. „Wer war die Kleine, Verwandtschaft?"
„In gewissem Sinne meine Cousine. Sie ist ein Halbengel geboren in dieser Zeit." Ah, dachte mir doch, daß die Aura mir bekannt vorkam. Also hatte die gute Celeste doch noch Nachfahren. Zwar interessierte es mich wie es sie in diese Welt verschlagen hatte aber abgesehen davon, daß ich mir selber noch nicht über mein eigenes Hiersein im Klaren war, gab es jetzt Wichtigeres.
Mit einem kurzen Blick auf die schlafende Form Rheas begann ich die Aufklärung, die die andere Kriegerin von mir offensichtlich erwartete, es war ja nicht so, als ob ich eine Wahl hätte. „Wann?" Venus war verwirrt und wußte nicht genau, was ich meinte. Ich seufzte und formulierte deutlicher: „Wann ist es passiert?" Sie zuckte mit den Schultern und mutmaßte: „Ausgehend davon, daß wir vermuten ein Tag ihrer Schwangerschaft entspricht einem vollen Monat, würde ich sagen der Tag, an dem Ami ihre vollen Kräfte erhalten hat. Wir waren allein und Hotaru und ich hatten ein... klärendes Gespräch." Das paßte. Höchstwahrscheinlich war die Atmosphäre genug aufgeheizt, mit alldem, was passiert war. Vielleicht war ich sogar ein wenig mit Schuld an dieser Entwicklung, da ich Rhea offensichtlich zu sehr bedrängt hatte. „Wie ist das möglich, Libra? Erklär es mir."
Ich seufzte erneut und trat ans Fenster. Die Verwirrung und leichte Verzweiflung in Venus' Stimme war mehr als deutlich, durchaus verständlich. Sie nannte mich sonst nur sehr selten Libra und das bewies, wie ernst es ihr doch war. „Du mußt wissen, Schwangerschaften unter Sternschnuppen sind möglich aber so selten, daß sie von vielen als Mythos bezeichnet werden. Das Kind, unter normalen Umständen immer weiblich – ich denke das kannst du dir selbst ausrechnen – entsteht stets durch Magie. Anstatt des notwendigen Samens zur Reproduktion mischt sich die Energie der beiden Krieger zusammen und ersetzt größtenteils diese Komponenten. Ich bin keine Biologin – da müßtest du deine Großmutter Virgo fragen, wenn sie noch leben würde, aber so in etwa funktioniert es. Hast du es denn nicht gefühlt?"
Venus schwieg für einen Moment. „Da war eine merkwürdige Energie um uns herum aber... Ich dachte, es wäre nur wegen des Moments." Ich schüttelte den Kopf und sah hinauf in den Morgenhimmel dieser Welt. Es war zu erwarten, daß sie nicht wußten, was sie da taten. Die Erfolgsquote war ja auch wie gesagt so niedrig, daß viele Sternenpaare selbst in meiner Zeit keine Ahnung hatten, daß es überhaupt möglich war. Doch die Umstände, der Zeitpunkt, die vielen zusammenfallenden Faktoren, es konnte nur einen Grund geben.
„Es gab einmal eine Legende in meiner Zeit. Diese besagte, daß irgendwann in ferner Zukunft, inmitten eines Kampfes um das Schicksal selbst, ein Funke der Hoffnung geboren werden soll. Ein Kind, Ergebnis der Liebe zweier durch Schicksal und Vorsehung gebeutelter und doch zusammengeführter Kriegerinnen, vereint im Heiligsten aller Bunde. Dieses Kind, einmal geboren, wenn auch nicht direkt verwickelt in diesen monumentalen Krieg würde ein Zeichen sein, ein Zeichen dafür, daß die Ordnung letztlich triumphieren würde und das Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Diesem Kind wurde eine große Zukunft vorhergesagt... doch dies ist jetzt nicht von größerer Bedeutung."
Als ich mich umdrehte, sah ich wie sehr Venus das Gehörte beeindruckt hatte und in ihren Augen spiegelte sich ungläubiges Verstehen (AdA: Hä?) wieder. Meine nächste Worten waren mehr geflüstert, denn gesprochen. „Ich glaube, nein, ich bin sicher, daß meine Rhea dieses Kind in sich trägt... Euer Kind." Ohne ein weiteres Wort ging ich an der geschockten Venus vorbei, drehte mich aber noch einmal zu ihr um, als ich mich anschickte das Zimmer zu verlassen. „Für die Dauer ihrer Schwangerschaft werde ich keine Versuche unternehmen das Herz meiner Geliebten zurückzugewinnen, das gebietet mir meine Ehre. Aber Schicksalskind oder nicht, du verstehst sicher, daß ich sie nicht aufgeben kann und werde." Venus nickte schwach und ich schlüpfte aus dem Raum. Nicht länger in der Lage den Schmerz zu ertragen, der auf meiner Seele lastete. Tief da drinnen wußte ich, daß ich den Kampf verloren hatte, doch wollte ich es noch nicht recht wahrhaben. Eine innere Stimme flüsterte mir immer wieder zu, daß ich mir niemals vergeben würde meine Rhea gehenzulassen und damit nur uns beide unglücklich machte. Ich konnte dem nicht widersprechen. Der Drang war einfach zu stark, denn sie war das Einzigste, was mir geblieben war.
Doch für den Moment... würde ich alles tun, um dieses Kind zu schützen, Gewissenskonflikte hin oder her.
Chapter Seventeen: A Visit to the Past
Außenbereiche von Tokyo (Taiki)
Warum ich hier war, das wußte ich immer noch nicht, als ich mich der großen Villa näherte. Die Aufforderung von Setsuna war mehr als vage gewesen und als physikbegabter Mensch mochte ich keine vagen Andeutungen. Doch konnte ich damit umgehen, immerhin war ich solche Dinge von Yaten hin und wieder gewohnt, wenn sie auch mehr direkt war in ihren Äußerungen. Nun, zumindest war sie an keine Art von Wächter-Eid gebunden. Die anderen Senshi hatten uns schon gewarnt, daß man von Setsuna meist nie genau zu hören bekam, was man eigentlich wissen wollte.
Mir persönlich würde es schon reichen, wenn sie mir sagte, wo ich schnellstens eine Wohnung herbekam. Seiya und Kakyuu hatten etwas Kleines nicht weit vom Stadtzentrum entfernt gefunden, jedoch fühlte ich mich allein zwischen den beiden fehl am Platze, und Yaten schien sich fürs Erste bei Rei im Tempel einquartiert zu haben. Also schlug ich mich im Moment mit unbequemen Hotelbetten herum. Einige der Senshi hatten angeboten mir vorerst Unterschlupf zu gewähren, doch war ich eigentlich jemand, der auf seinen eigenen zwei Beinen stehen wollte. Zwar hatten wir in Betracht gezogen unsere Karriere hier wieder aufzunehmen und auch schon einige Gespräche geführt. Jedoch wollten wir diesmal auch wirklich sein, wer wir wirklich waren, und das würde Komplikationen mit sich bringen. Komplikationen, die sicher nicht zur Entspannung der Situation beitragen würden.
„Konnichi wa, Taiki-san." Ich zuckte zusammen. Setsuna hatte die Tür geöffnet bevor ich überhaupt Gelegenheit dazu hatte anzuklopfen. Sie fing meinen verblüfften Gesichtsausdruck auf und lächelte geheimnisvoll. „Oh, gomen nasei. Ich hatte nicht vor dich zu erschrecken. Aber es ist gut, daß du so schnell gekommen bist, denn ich brauche deine Hilfe bei einigen Besorgungen. Wir haben nicht viel Zeit, also erkläre ich dir alles unterwegs, okay?" ging die ältere Frau von Entschuldigung zu Arbeit über. Total baff stand ich da und konnte nur schwach nicken. Und ohne weitere Vorwarnung erfaßte uns ein helles Licht und kurz darauf fanden wir uns an einem vollkommen nebligen Ort wieder.
„Wa... Wo sind wir?" Es kam selten vor, daß mich etwas so aus der Ruhe brachte, doch manche Dinge mit denen die Senshi dieses Sonnensysteme zu tun hatten und in Kontakt standen waren mir immer noch fremd und ein wenig unheimlich. Zwar war mir klar, daß meine Berufung als Sailorsenshis etwas mystisches mit sich brachte, jedoch die Ausmaße, die einem hier anscheinend regelmäßig begegneten, waren unglaublich. Und eines davon war dieser Ort, den Sailorpluto – wir hatten uns verwandelt – ohne großes Trara als Tor von Raum und Zeit bezeichnete, der Ort ihrer fast ewigen Wache.
„Worum geht es bei diesen Besorgungen?" wollte ich wissen. „Und warum bin gerade ich hier?" Pluto verharrte kurz, drehte sich aber nicht um, als sie mir antwortete. „Es geht um Dinge für die Zeremonie unserer Prinzessin und unseren Prinzens." So viele hatte ich mir schon vorstellen können. Immerhin war ich auch zu einem kleinen Teil in den Vorbereitungen verwickelt gewesen, die Rei und meine Gefährten getroffen hatten. Eine wichtige Zeremonie würde das werden, soviel war mir klar durch mein breitgefächertes Wissen über die verschiedene Bräuche dieser Art, auch wenn Yaten mehr in genau diesem Bereich bewandert war. „Und zu der Frage, warum gerade du, Maker. Da gibt es mehrere Gründe. Ich nehme nicht gerne andere Personen auf Zeitreisen mit, doch ich brauche jemanden, der Kalkulationen anstellen kann, die wichtig für die Zeremonie sind. Es geht um solche Dinge wie Ort, Zeit und Umstände. Ich könnte das auch, doch ist es mir nicht möglich dies alleine zu tun. Außerdem bist du im Moment mehr ein objektiver Faktor, denn jede der anderen wäre zu sehr fasziniert von dem Ort, den wir aufsuchen... Gerade Ami."
Das war alles, was sie sagte, und ich mußte feststellen, daß die anderen nicht übertrieben hatten in Plutos knappen Antworten. Es schien, als ob ich wohl selber herausfinden mußte, wohin mich dieser kleine Trip führen würde. Also beobachte ich einfach nur wie Sailorpluto das große Tor mit ihrem schlüsselähnlichen Talisman öffnete und helles Licht herausströmte. Nun, das würde sicherlich eine interessante Erfahrung werden. Zeitreisen, ein neuer Aspekt zu dem so gar nicht normalen Leben einer Sailorsenshi. Trotzdem konnte ich nicht widerstehen zu fragen, obwohl ich nicht wirklich eine Antwort erwartete. „Wohin gehen wir?"
Pluto griff nach meiner Hand, sie hatte bereits erklärt wie wichtig es war im Kontinuum auf keinen Fall getrennt zu werden. Wieder umspielte dieses geheimnisvolle Lächeln ihre Lippen. „Nach Atlantis."
Anno 1213, Atlantis (Pluto)
Von dem Moment an, an dem Starmaker und ich den heiligen Boden der mythischen Stadt berührten, spürte ich etwas seltsames. Etwas war bei diesem Sprung nicht ganz richtig verlaufen. Für den Bruchteil einer Sekunde war mir so, als hätte ich eine dunkle Präsenz gespürt, die sich an unsere Spur gehängt hätte. Doch allein das war widersinnig, denn das Kontinuum hinterließ keine Spuren, welcher Art auch immer.
Makers Stimme brachte mich wieder zurück in die Realität. „Ich habe einiges gelesen aber das hier sieht nicht so aus wie ich mir Atlantis vorgestellt habe." Die hochgewachsene Kriegerin sah sich interessiert und aufmerksam um. Eine Mischung aus verschiedenster Technik verliehen der Stadt ihren Hauch. Atlantis selbst, soviel konnte man erkennen, war eine auf einer gewaltigen Plattform, leicht über dem Wasser des atlantischen Ozeans gebaute Stadt, eingeschlossen von einer Kuppel, die nicht nur zur Tarnung, sondern auch zur Erhaltung der normalen Umweltbedingungen in jeder Umgebung diente. Überall liefen Menschen herum und Beförderungsmittel, vom simplen Lastesel bis hin zur modernsten Technik des 30. Jahrhunderts, waren zu erkennen.
„Atlantis ist eine der drei großen heiligen Städte zu Zeiten des goldenen Königreichs im Silberjahrtausend gewesen. Die anderen beiden waren Avalon und Elysion, daneben existierte natürlich noch der königliche Sitz am Nordpol. Aber Atlantis stellte mit Avalon und Elysion ein Dreieck des Schutzes dar und Atlantis ist die einzige Stadt, die noch eine gewisse Zeitlang in der normalen Welt überlebt hat nach dem Niedergang des Silberjahrtausends."
Ich führte Maker durch die Stadt und erklärte einige Dinge und Zusammenhänge, die ich für ungefährlich zu wissen erachtete. Mich selber beeindruckte die Stadt nicht mehr wirklich, ich war schon öfters hiergewesen und mittlerweile unter den Ältesten hier ein bekanntes Gesicht, was sicherlich in der jetzigen Situation von Vorteil war. Wenige Minuten später erreichten wir die heiligen Hallen des Hohen Rates und trugen unser Anliegen vor, so wie es Brauch war unter unsereiner. Wie erwartet gab es keine gewichtigen Komplikation und wir würden bis zur Nacht bleiben können, denn erst dann war es möglich die notwendigen Berechnungen anzustellen.
Das bedeutete natürlich auch, daß gut ein halber Tag noch vor uns lag bis dahin. Während Taiki darauf bestand sich etwas umzusehen – wie ich erwartet hatte –, zog ich mich in einen abgelegenen Bereich des Ratsgebäudes zurück, der ausschließlich zur Meditation diente. Ich kam oft hierher, um den Chaos Herr zu werden, das mich in jedem Augenblick meines langen Lebens belastete. Niemand, nicht einmal Hotaru konnte sich wirklich vorstellen wie es war. Während ihre Wache damals nur einsam und eintönig gewesen war, war die Aufgabe einer Wächterin der Zeit alles andere als ein Zuckerschlecken. In vielerlei Hinsicht war ich direkt mit dem Zeitstrom verbunden und wenn ich nicht ständig die Kontrolle behielt und meiner Sicht selbst Grenzen setzte, konnte es schnell passieren, daß man verrückt wurde und ich untertrieb bestimmt nicht. Es war schwer zu beschreiben und mit Worten schon gar nicht, doch das Chaos in meinem Bewußtsein war schwer unter Kontrolle zu halten.
Und so saß ich hier, in tiefer Meditation versunken, und konzentrierte mich auf die letzten Entwicklungen und die möglichen Ausgänge dieser Krise. Die Ereignisse hatten sich in den letzten Wochen überschlagen. Begonnen hatte alles, als Minako und Hotaru zusammengekommen waren. Das war wie eine Initialzündung gewesen und plötzlich hatte alles, was ich gedacht richtig zu sein, sich zu verändern begonnen und gipfelte schließlich in der Zerstörung Kinmokus und allem, was damit zusammenhing.
Alle Senshi hatten mittlerweile ihre vollendete Form erreicht, bis auf mich selbst, doch darüber sorgte ich mich nicht besonders, denn die Schemen waren mir vertraut und ich wußte es besser, als dem Verlauf der Dinge nicht zu trauen. Außerdem konnte ich eh nicht in meine eigene Zukunft sehen, so sehr ich es manchmal auch wünschte.
Der letzte Schock war sicherlich Hotarus Schwangerschaft. Viel wußte ich nicht, doch auch mir war bekannt, was Libra sicherlich sehr genau wußte und wie dieser Umstand unsere Situation verändern konnte. Ein wenig sorgte ich mich um die jüngere Senshi. Es würde nicht lange dauern bis unsere Feinde davon erfuhren, vielleicht hatten sie es sogar schon, und das machte Saturn zu einem Hauptziel, wobei sie sich nicht einmal selber verteidigen konnte. Dazu kam noch, daß wenn meine Vorberechnungen nicht ganz falsch waren die Geburt des Kindes möglicherweise mit der Zeremonie zusammenfallen könnte... Und keines von beiden konnte und durfte aufgeschoben werden.
Ich seufzte tief und bemerkte, daß die Sonne bereits den Horizont erreicht haben mußte, es wurde langsam Zeit, wenn wir den richtigen Zeitpunkt abpassen wollten, und es gab diese Chance nur einmal in tausend Jahren. Entweder jetzt oder gar nicht. Also erhob ich mich und traf mich mit Maker vor dem Ratsgebäude wie vereinbart. Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zu einem abgelegenen Ort an den Stadtgrenzen Atlantis' und damit am Rande der Plattform. Der Platz beherbergte einen Steinkreis, auf dem Boden war ein unförmiges Muster eingraviert.
„Was ist das hier?" Ich trat in den Kreis und Maker folgte. Sie zuckte kurz zusammen, als das mir vertraute prickelnde Gefühl über ihren Körper wusch. „Ein Ort der Prophezeiungen. Von hier aus, zu ganz bestimmten Zeiten, ist es möglich Sterne und Sternenkombinationen zu sehen, die ansonsten von der Erde aus nicht sichtbar wären. Doch um dies zu tun, muß ich eine Art Vakuum schaffen, damit wir ungestört sind von allen äußeren Einflüssen. Dementsprechend werde ich selber die notwendigen Berechnungen nicht anstellen können."
„Weswegen ich hier bin", beendete Maker. Ich nickte und erklärte ihr dann, was sie zu tun hatte. Wie erwartet begriff sie schnell und ich hatte auch keine Zweifel daran, daß sie es schaffen würde. Vielleicht wäre es mit Merkur und ihrer Ausrüstung schneller gegangen, doch die Umstände verlangten nun mal nach dieser Lösung.
Mich entspannend schloß ich die Augen und konzentrierte mich, tauchte ein in den Strom und ließ die Macht mich leiten (AdA: Nein, das war jetzt keine Anspielung auf Star Wars). Ehrlich gesagt wäre es mir lieber gewesen, ich hätte das in Avalon machen können. Die Magie des Ortes war stärker, heiliger und somit besser zu beeinflussen. Doch das letzte Mal, als die Sternenkombinationen, die wir brauchten, von Avalon aus sichtbar gemacht werden konnte, war ich selber da gewesen und es war mir nicht erlaubt zweimal zur selben Zeit am selben Ort zu sein.
Plötzlich fühlte ich eine starke negative Energie außerhalb der Blase, die ich um uns herum kreiert hatte, etwas außerhalb, in Atlantis, etwas vertrautes, furchteinflößendes. Und dann war es da, ganz plötzlich. Ein stechender Schmerz schoß durch mich hindurch und ich hatte Mühe die raumbiegende Blase aufrechtzuerhalten. Noch immer konnte ich nicht feststellen, woher ich die Energie kannte, doch sie war mächtig, zu mächtig für mich. Wenn ich nicht inmitten meines Elements gewesen wäre, ich hätte keine Chance gehabt, aber so biß ich nur die Zähne zusammen und fuhr fort. Es mußte beendet werden, es gab keine zweite Chance, kein Wiederholen, wenn ich nachgab bevor Maker ihre Berechnungen beendet hatte, würde alles in sich zusammenfallen. Ich war es denen schuldig, die ich wertschätze, denen ich so oft beigestanden hatte, obwohl es meine Aufgabe eigentlich gar nicht erlaubte. Ich war eine von ihnen geworden und würde sie jetzt nicht enttäuschen.
Ein plötzlicher Ausbruch von Kraft durchströmte mich und ohne zu zögern griff ich danach... stoppte aber kurz bevor ich es vollkommen annahm. Da war eine Stimme, meine Stimme... Nein, die Stimme meines Wächters, meines Alteregos. *Ist das, was du willst?* Es war eine simple Frage, die soviel meinte, doch ich verstand es alles und zögerte nicht. Mein ganzes Leben war einsam gewesen, zum ersten Mal hatte ich nun so etwas wie Familie und Heimat, Begriffe, die nicht nur leer für mich waren, die etwas bedeuten. Ich wußte, wenn ich noch einen Schritt weiterging würde nichts mehr sein wie es war, vielleicht würde ich auch meine Berufung damit verleugnen, doch im gleichen Moment wußte ich, es war für das Große Ganze, daß ich tatsächlich gebraucht wurde.
„PLUTO COSMIC POWER; MAKE UP!" Und mit einem lauten Knall barst die Blase, doch wußte ich, daß es vollbracht war, ein Blick zu Maker bestätigte mir das, als sie mir zunickte. Dann jedoch verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck, als sie an mir vorbeistarrte. Ich fuhr herum und Chaos erfaßte mich im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stadt war ein Schaubild der Zerstörung, nicht bis hin zu dem Punkt des unmöglichen Wiederaufbaus aber schlimm genug. Gebäude brannten, Menschen rannten durcheinander und Soldaten sowie jede Menge Kampfmaschinen aller Art waren unterwegs. Und über all dem schwebte eine dunkle Figur mit schwarzen Fledermausflügeln und einer nur noch vagen Ähnlichkeit an Galaxia.
Schnell brachte ich meinen Stab in Position, als sich eine Lanze aus schwarzer Energie ihren Weg in unsere Richtung suchte. „SPACE BARRIER!" Die selbe Technik benutzend, mit der ich eben noch die Blase aufrechtgehalten hatte, ließ ich Chaos' Angriff abprallen und ging augenblicklich zum Angriff über. „PLUTO COSMIC FLARE!" Ein brennendheißer, extremheller Lichtblitz sprang aus dem Garnet Orb und umhüllte Chaos. Jedoch, als sich die Sicht wieder normalisierte, stand der Ursprung allen Übels immer noch da, ungerührt und definitiv amüsiert.
„Für was hältst du dich, Wächterin. Neue Kraft oder nicht, du weißt, du besitzt nicht die Fähigkeit mir zu schaden." Chaos' Stimme war jetzt weniger weiblich, schwer zu identifizieren eigentlich. Es war merkwürdig, denn anscheinend hatte es keinen neuen Körper angenommen aber besaß trotzdem eine semimenschliche Form.
Ich umklammerte meinen Stab fester und Maker fiel in eine Kampfpose an meiner Seite. Wir hatten keine Chance, das wußten wir aber das hieß nicht, daß wir aufgeben würde, eine große Wahl gab es eh nicht. Doch letztendlich mußten wir uns gar nicht bemühen, denn ohne Vorwarnung schlugen zwei Blitze aus zwielichtfarbener Energie in Chaos ein. Mit geschockter Faszination verfolgten wir wie aus dem Nichts eine junge Frau auftauchte, die den Beschreibungen der anderen nach zu urteilen, ohne Zweifel die Schamanin Arora sein mußte. Der Kampf dauerte ganze fünf SEKUNDEN, dann hatte Arora Chaos zu fassen bekommen und beide verschwanden.
Ich blinzelte, definitiv überrascht. Das hatte ich nicht erwartet. Maker und ich sahen uns an und sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Nun, das war... merkwürdig."
Chapter Eighteen: Meetings
Elysion (Anshar)
Es war nicht schwer den Weg zu finden, die Barriere zu durchdringen. Es gab keinen Ort, nicht einmal die bestgeschütztesten Verstecke unserer Feinde, die uns mit unserer neuen Macht verschlossen blieben. Und so war es einfach für mich den Weg durch die Irrwege der Traumebene zu finden. Es war das erste Mal, daß ich hier eindrang. Natürlich war mir bewußt, was für ein heiliges Reich ich betrat, als meine Füße das erste Mal den Boden Elysions berührten. Das wahre Zentrum dieser Welt, der Ort des Gleichgewichts und die Quelle der Macht des Prinzen. Und auch die Heimat des einsamen Priesters und in naher Zukunft Königs, der das Herz der Lady Serenity erobert hatte, nur Monate nach unserer ersten Begegnung, einer Begegnung, die das Schicksal uns nicht gegönnt hatte. Ich hatte zurücktreten müssen, schweren Herzens mit ansehen wie die, die ich so wertschätze sich in die Arme eines anderen begab und ich hatte nichts tun können, gar nichts.
Ich schloß die Augen und ließ die heilige Atmosphäre dieses Landes für einen Moment über mich waschen bevor ich meinen Weg hinauf zu dem beeindruckenden, nicht pompösen, sondern mit genau der richtigen Mischung aus Würde, Einfluß und Stärke erbauten Tempel fortsetzte. Weißer Marmor grüßte mich, verziert überall mit den golden Insignien des Planeten, dem Elysion sein Herz war. Auch jetzt noch, in diesen Zeiten, wo die Menschen diese Wahrheit längst vergessen hatten, das alte Reich nicht einmal mehr in den Überlieferungen gelehrt wurde, denn es war in einem Zyklus, an den sich niemand außer den Menschen mehr erinnerte, die aus dieser Zeit wiedergeboren wurden.
Und dann war er da, in dem Moment, in dem ich den Bereich vor dem Tempeleingang betrat, trat er hinaus. Das weiße Haar mit dem Unterton von Blau glitzerte leicht in der hochstehenden Sonne Elysions, einem Spiegelbild derer an der Oberfläche. Das Horn auf seiner Stirn strahlte wie der Kristall, den er bewachte. Die Priesterrobe ehrwürdig und rein. Noch vor Jahren, bevor ich meine Ausbildung zum Wächter begann, da hätte ich nichts mehr in ihm gesehen, als mein genaues Gegenteil. Jetzt sah ich nur mein Spiegelbild. Ein Spiegelbild, dem mehr Glück versprochen war als mir. Und das schmerzte, es schmerzte tief.
„Seid willkommen in Elysion, dem Herzen der Erde, wie kann ich Euch dienen." Er... erkannte mich nicht. Wie auch, wir waren uns noch nie in Person begegnet und ich bezweifelt, daß zu dieser Zeit die Lady Serenity bereits Gelegenheit hatte von mir zu berichten. Ich verbeugte mich leicht, nicht zu unterwürfig, wir waren einander gleichgestellt... noch. „Auch ich komme mit Grüßen und natürlich einem Anliegen, weiser Hüter dieses Ortes. Ihr mögt mich nicht kennen, doch glaube ich verbindet uns eines." Er unterbrach mich noch bevor ich die Gelegenheit hatte meinen Namen zu nennen. „Durch die Jungfrau, geboren unter dem Zeichen des Mondes. Ja, ich kenne Euch, Anshar, Wächter des Schicksals." Und da wußte ich, daß er es die ganze Zeit gewußt hatte. Die ganze Zeit.
Er wandte sich um und ging zurück in den Tempel und ich folgte der stummen Aufforderung bis wir einen großen Saal erreichten, in dessen Mitte ein Altar stand. Ein Edelstein ruhte in seiner Mitte, Golden und funkelnd wie die Blüte der Erde, die er repräsentierte. Helios ging hinüber und stellte sich auf die eine Seite des Altars, bedeutete mir dann ihm gegenüberzutreten. „Natürlich weiß ich auch, warum Ihr hier seid. Auch wenn mich der Zeitpunkt etwas überrascht."
„Der Zeitpunkt ist so, wie er sein sollte. Diese Zeremonie hätte schon vor langer Zeit stattfinden sollen, zu viele Änderungen sind bereits geschehen, die von dem eigentlichen Zustand abweichen. Die Zeit ist jetzt und nur jetzt."
Helios betrachtete mich für eine Weile, bevor er nickte. Ich wußte, wir zögerten das Unvermeidliche nur heraus, die Konfrontation, die ich nie hatte führen wollen aber doch führen mußte. Die eine Schlacht, die ich nie gewinnen konnte, was auch immer das Resultat sein würde. Er hatte ihr Herz und nichts würde jemals etwas daran ändern. „Warum seid Ihr hier", fragte ich die eine Frage, die mir die ganze Zeit auf der Seele lastete, deren Antwort so offensichtlich war, die ich aber nicht erkennen wollte, nicht akzeptieren wollte und doch konnte es keine andere sein, die schließlich aus seinem Mund kommen würde. „Warum seid Ihr hier, wenn Eure Lady in dieser Zeit weilt und mehr denn je Eure Nähe ersehnt?" wiederholte ich.
„Weil ich muß. Aus demselben Grund, aus dem ihr zurückstehen mußtet, als das Schicksal, dem ihr Treue geschworen habt, seinem Lauf nahm. Aus dem selben Grund, aus dem große spirituelle Führer nur diejenigen waren, die ihre Arbeit ganz der Aufgabe hingaben, die ihnen anvertraut waren. Ich habe das Glück einmal davon entbunden zu werden aber bis dahin muß ich diese Bürde tragen." Helios hob eine Hand und der Goldkristall flammte auf, formte Bilder aus längst vergessenen Zeiten, aus einer Zeit, in der das Goldene Königreich der Erde Wohlstand und Frieden brachte. „Elysion ist der letzte innere Schutz der Erde, das letzte Überbleisen eines Vierecks der Kraft und des Friedens. Das Reich war der Körper, Atlantis war der Verstand, Avalon war die Seele und Elysion war das Herz des Planeten." Der Priester machte eine weitausholende Bewegung. „Das ist das Einzige, was übriggeblieben ist und bis zu dem Tag, an dem ein neues Königreich geboren wird, bestehend aus innerem und äußerem Schutz, erst dann kann ich ruhen und zu der gehen, die mir versprochen ist." Und ich wußte sehr wohl, daß seine Worte nicht mehr und nicht weniger als Wahrheit beinhalteten.
(Helios)
Bis hierhin war mein Tag ruhig gewesen, so wie all die anderen Tage zuvor in Elysion seit das Land unerreichbar wurde, umschlossen von der Traumebene und darauf wartend, daß sein Glanz sich wieder erheben würde. Es war ein einsames Leben aber eines das ich führen mußte und wollte, denn es war das Leben, wozu ich geboren wurde. Und letztendlich wußte ich ja auch, daß dieses Leben irgendwann fruchtbar sein würde. Mit der liebreizenden Jungfrau – wie ich sie immer noch gern adressierte – an meiner Seite in der Zukunft diesen Planeten einmal selbst zu regieren, den ich so lange mit meinen Gebeten und meiner Arbeit beschützt hatte, das war eine Belohnung, die all die Einsamkeit erträglich machte. Beschweren konnte ich mich gewiß nicht.
Und doch realisierte ich, nun da der Jüngling vor mir stand, dessen Herz auch ganz meiner tapferen Prinzessin gehörte, daß bis dahin immer noch viel passieren konnte, gerade mit der bevorstehenden Krise. Um so mehr zweifelte ich an meinen eigenen Worten der Wahrheit und wunderte mich, ob ich wirklich in der Lage war zuzuschauen, wenn Usa sich in solch große Gefahr begab und dazu möglicherweise mit Anshar an ihrer Seite...
Trotzdem... Ich fühlte da etwas im Geiste des jungen Wächters, neben all der unterdrückten Eifersucht und den anderen kontroversen Gefühle, da war... Verwirrung. „Aber es ist nicht wirklich die Prinzessin, der deine Gedanken allein gelten." Anshar zuckte ertappt zusammen. Er sah kurz zu Boden und schien seine Gedanken zu ordnen, bevor er wesentlich gefaßter wieder zu mir aufsah. „Es ist... nur ein Traum, den ich hin und wieder habe, er ist undeutlich und hat vielleicht gar nicht einmal etwas zu bedeuten..." Ich hob eine Hand und brachte ihn zum schweigen. „Laßt uns doch nachsehen, wenn Ihr einverstanden seid." Anshar zögerte für einen Moment, nickte dann aber schließlich, seine eigene Neugier geweckt.
Ich hielt meine Hand über den pulsierenden Goldkristall und dieser begann mit Energie zu strahlen, als ich meine begrenzte Macht über den Kristall nutzte. Nicht umsonst war der Erdenkristall seit so langer Zeit als der Stein der Träume bekannt. Ein Mittel, um in die Träume der Menschen zu schauen und über sie zu wachen. Jetzt würde er für einen anderen Zweck dienen. Ich wußte selber nicht, warum ich dem Jungen half, immerhin war er in gewisser Weise immer noch mein Rivale. Es war vielleicht dieser Umstand aber nicht nur dieser Umstand alleine, der mich helfen ließ. Immerhin, was hatte ich schon zu verlieren, wenn ich den jungen Wächter in eine andere Richtung drehte, hin zu seiner eigenen Bestimmung?
Die Bilder, die nur ich sehen konnte, waren keineswegs verschleiert, sondern klar und deutlich durch die Kraft des Goldkristalls, doch wünschte ich fast, dem wäre nicht so. Ich sah Teile des Dramas, das sich bald abspielen würde, wenn die Senshi erstmal in die anderen Welten aufbrachen und es schmerzte sehr zu sehen, was sie alle – auch Usa – ertragen mußten. Und dann war die Person, die Anshar in seinen Träumen verfolgte, der ganze Traum war um sie zentriert und ich sah auch genau, wer und was sie war. Es ließ mich schaudern.
Abrupt beendete ich den Vorgang und sah ruckartig auf. Anshar schien sich zu bemühen nicht zurückzustolpern, als er meinen Blick erwiderte. „Nani?" Einige Momente debattierte ich, ob ich die Informationen teilen sollte. Sicher er war ein Wächter des Schicksals selber und als solcher ähnlichen Schweigepflichten unterworfen wie Sailorpluto aber zögerte ich die Informationen herauszugeben, nach denen er wirklich gefragt hatte. „Euer Kampf in der anderen Linie wird schwer werden", entgegnete ich schließlich simpel.
Anshar starrte mich für einige Sekunden an. „Seid Ihr sicher, daß Ihr den richtigen Traum gesehen habt?" Ich nickte ernst. „Oh, ganz sicher. Nur glaube ich, daß es nicht von Vorteil wäre Informationen über das Mädchen preiszugeben. Es wäre ein zu großer Eingriff in den Verlauf der Dinge und ich bin sicher, ihr versteht dies sehr gut." Der junge Wächter nickte schwach. Er hatte meinen Gesichtsausdruck gesehen und das beunruhigte ihn, doch zum Glück preßte er nicht weiter, wissend wie wenig ich sagen durfte.
Sich umdrehend schickte er sich an zu gehen. „Kommt, die Zeit ist nahe." Ich nahm den Goldkristall von seinem Platz und folgte Anshar, mich wundernd, was die Zukunft wohl noch für Überraschungen bereithielt und ob die Zukunft von Usa und mir wirklich schon vorbestimmt war.
Juuban, Tokyo (Luna)
Man nenne mich paranoid, doch ich war krank vor Sorge und wütend über meine Unfähigkeit zu helfen. Doch... wer wäre es nicht? Schwanger, verhätschelt von der irdischen Familie deines Schützlings, einer Mondprinzessin, während um dich herum alles zusammenfällt. Kami, ich wurde langsam sarkastisch und dabei dachte ich wäre ich der Ruhepol unter Artemis und mir. Tja, was Schwangerschaft einem antun konnte. Ich war mir nicht sicher, ob der Fakt, daß ich diese in Menschenform austragen mußte angenehmer war oder nicht.
Zurück zu meiner Sorge. Natürlich hatte ich schon mitbekommen, was geschehen war, ist ja auch nicht schwer, wenn das Erste, womit Artemis herausplatzte, als er in den Raum kam, der Umstand von Hotaru-chans Schwangerschaft ist. Auf der einen Seite beneidete ich Hotaru, daß ihre Schwangerschaft nur eine Woche dauerte demo... bemitleiden tat ich sie um so mehr. Die Vorstellung all das komprimiert in einer so kurzen Zeit ertragen zu müssen, es war sicherlich sehr schmerzhaft und sicherlich keine Erfahrung, die ich selber machen wollte. Da war ich noch glücklich über mein nur halbmenschliches – meinte ich zumindest – Kind.
Bevor ich mich meinen Sorgen weiter hingeben konnte, unterbrach ein sanftes Klopfen an der Tür meinen Gedankenstrom. Artemis war oben und hatte es sicher nicht gehört. Ich wußte, er wäre wieder überbesorgt, wenn er wüßte, daß ich kurz nach einem weiteren Check im Krankenhaus schon wieder durch die Wohnung lief, doch mußte ich mich unbedingt mal bewegen. Das Rumsitzen machte mich wahnsinnig, wenn soviel um uns herum vorging. Außerdem hatte ich das merkwürdige Gefühl, als ob ich der Person draußen einfach gegenübertreten mußte... Woah, krieg dich wieder ein, Mädchen. Sonst wirst du noch verrückt bevor der Tag vorbei ist!
Ich öffnete die Tür und blickte direkt einem jungen Mädchen entgegen. Nicht viel älter als wir, vielleicht gerade einmal volljährig, mit langen orangegoldenen Haaren, die ihr weit und fließend bis weit über die Schulter fielen. Die Aura jedoch, die sie umgab, ließ mich erstarren, da war etwas machtvolles, altes. Und dann, dann sah ich das Symbol für den Bruchteil einer Sekunde auf ihrer Stirn aufblitzen und wußte plötzlich, wer sie war.
„Seid gegrüßt, Lady Luna. Entschuldigt dieses plötzliche Eindringen, doch ich komme in einer wichtigen Mission." Galaxia oder die menschliche Form, die Galaxia angenommen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie noch nicht gesehen seitdem Libra gestern das Chaos erneut aus ihrem Körper gebannt hatte, und obwohl ich ganz genau wußte, daß sie sich aus eigener Kraft nicht dagegen hatte wehren können, wurde mir mulmig zumute, als ich sie so sah.
„Was... Was verschafft mir die Ehre", brachte ich schließlich mit der besten formellen Stimme heraus, die ich zustandebrachte. Ihre rechte Hand ausstreckend schloß Galaxia kurz die Augen und ein kleiner funkelnder Kristall in einen dunklem Blauviolett, fast schon Schwarz, erschien über ihrer Handfläche. Ich schnappte nach Luft, als ich die Macht spürte, die von ihm ausging, und realisierte, um was genau es sich handelte.
„Luna!" Ich war froh, daß Artemis anscheinend gerade nach unten gekommen war und mich abstützte, denn in diesem Moment kämpfte ich wahrlich um mein Gleichgewicht. Nachdem er sich versichert hatte, daß mir nichts geschehen war, wandte er seinen Blick unserem Besucher zu. Sein Ausdruck wechselte von Schock zu ungläubig. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Oh nein, das könnt ihr nicht machen, nicht jetzt... Sie ist schwanger, um Himmels Willen", ereiferte sich Artemis, als er innerhalb einiger Momente dieselbe Schlußfolgerung zog wie ich zuvor.
Galaxia lächelte wehmütig. „Mir ist das sehr wohl bewußt. Und glaubt mir, wenn es einen anderen Weg geben würde... Aber Ihr, Lady Luna, seit die einzige, noch lebende Person von adligem Blute, die Mau erhalten geblieben ist. Es ist meine Pflicht euch das letzte Vermächtnis ihrer Sailorsenshi zu überreichen."
„Aber sie..." setzte Artemis wieder an, doch ich unterbrach ihn sanft aber bestimmt. „Artemis, du weißt, daß wir keine Wahl haben." Doch Artemis' Sturheit und Sorge um mich würde nicht so leicht zu überwinden sein, das konnte ich jetzt schon sehen. In jeder anderen Situation hätte ich freudig zugegriffen und jeden Einwand beiseite schieben können, doch jetzt... Jetzt war ich mir selber nicht mal sicher.
„Darf ich einen Vorschlag machen?" Wir sahen simultan wieder zu Galaxia, die die ganze Zeit über ruhig gewartet hatte. Erstaunt stellte ich fest, daß sie seit sie hier angekommen war noch gar nicht von mir reingebeten wurde... und sich nicht einmal beschwerte. Betrübt realisierte ich wieviel Schuldgefühle wohl an ihr nagen mußten. Als keiner von uns antwortete, nahm sie das anscheinend als ein Zeichen der Zustimmung und fuhr fort. „Natürlich ist mir die Situation bewußt und normalerweise würde ich auch warten bis der Kristall seine Kriegerin selbst wiederherstellt, jedoch... Die Umstände des Todes von Sailormau lassen bezweifeln, ob das überhaupt noch möglich ist, und ihr, ihr braucht jede Hilfe und Kraftquelle, die ihr bekommen könnt. Ich bin sicher, es wäre im Sinne der anderen Kriegerinnen gewesen. Die Möglichkeit, die euch aber bieten kann, ist, daß jemand anders, der würdig genug ist die Macht dieses Sternenkristalls für den Moment an sich nimmt aber nur mit der ausdrücklichen Erklärung, daß diese später auf die Lady Luna übertragen wird."
Es sah ihm ähnlich, dieser spontane Entschluß, diese Selbstsicherheit, ohne nachzudenken zu handeln. Aber es berührte mich auch tief. Andererseits... was für eine Wahl hatten wir schon? „Ich mach es dann." Ich wollte zu einem Protest meinerseits ansetzen, verstummte aber, als ich den entschlossenen, unbeugsamen Ausdruck in seinen Augen sah. „Auch ich trage immer noch das Blut Maus in mir."
Galaxia ließ den Sternenkristall von ihrer Handfläche zu Artemis fliegen. Er blitzte einmal kurz auf, als Artemis den Kristall berührte. Eine gewaltige Energiewelle ging von ihm aus, nicht verletzend, sondern eher wärmend, dann flammte das Zeichen unseres Muttersterns auf seiner Stirn auf und damit war es vollzogen. „So sei es denn, Lord Artemis, für die Zeit der Schwangerschaft Eurer Gefährtin, wird euch Mau seine Kraft zur Verfügung stellen, nutzt sie weise." Mit diesen Worten drehte Galaxia sich um und war verschwunden bevor wir einmal blinzeln konnten.
TBC in Teil 6
Die Zeremonie rückt näher, genauso wie die Geburt des Sternenkindes. Können die Senshi und ihre Gefährten beide Ereignisse unter einen Hut bringen? Drohen sie sich zu überlagern und alles in Gefahr zu bringen? Wenn Hotaru sich zwischen ihrem Kind und ihrem Pflicht entscheiden müßte und eigentlich doch gar keine Wahl hat, was wird dann geschehen? All diese Fragen werden beantwortet in Teil 6 von Ai no Hoshi: Destiny's War
Anmerkungen des Autors
Hier ist nun also auch Teil 5. Ganz zufrieden wie mit den Letzten bin ich nicht, eigentlich nur mit dem ersten Kapitel. Probleme hatte ich mit dem Setsuna/Taiki-Abschnitt, der ist mir glaub ich auch nicht so recht gelungen, wobei der Anshar/Helios-Teil wieder etwas besser war. Also, ohne lange Vorreden zu den Erklärungen.
Für alle, die meine Erklärungen am Ende von Shadows of Destiny schon wieder vergessen haben. Kurze Erklärungen der Verwandtschaftsverhältnisse zwischen BSSM und Wedding Peach. Venus ist Aphrodites Tochter, wiedergeboren in dieser Zeit wie wir wissen. Momoko/Peach ist die Tochter von Celeste, Aphrodites Schwester, was sie und Minako theoretisch zu Cousinen macht aber Momoko/Peach wurde ja erst in dieser Zeit geboren... Daher der Pseudozusatz. Verstanden? Gut.
Die Sache mit der Vertrautheit eines Astralführers habe ich etwas abgeändert und angepaßt aus „Searching for the Strength", einem der späteren Teile eines AU Buffy/Willow-Shippers (www.chimerabloom.com). Wirklich gutes Werk auch die Parallelfic zum echten Universum. Aber nur lesen, wenn ihr kein Problem mit Buffy/Willow-Shippern habt und euch auch mit einigen anderen relativ merkwürdigen Paarungen abgeben könnt. Ist aber wie gesagt sehr gut geschrieben.
Für die, die es etwas wunderte, daß ich Chaos hier so eine untergeordnete Rolle zuordne, in Aroras Part am Anfang habe ich schon ein wenig erklärt und mehr wird auch folgen. Fakt ist hier eigentlich nur und das habt ihr sicher auch schon gemerkt, Chaos ist hier nicht gleich Dem Chaos, also der übermächtigen Macht, die der Ordnung gegenübersteht. Denn für mich ist das eigentlich schwachsinnig. Ordnung und Chaos sind die zwei beherrschenden und rivalisierenden Kräfte im Universum und so etwas wie eine lebende Manifestation des einen oder anderen kann es eigentlich nicht wirklich geben, nicht einmal eine Entität oder ähnliches. Denn, wenn dem so ist, müßte es nicht auch eine Manifestation der Ordnung geben?
Da ich eigentlich keine vernünftige Literatur zu Atlantis habe, hat diese kurze Beschreibung eigentlich nur wenig mit der eigentlichen Legende zu tun, nur falls jemals fragt.
Die Anshar-Szene habe ich mehr oder weniger parallel zum zweiten Teil von „Nebel von Avalon" geschrieben und da mich der Film von der Stimmung her so inspiriert hat, mag es den Eindruck haben, daß die Szene etwas hervorsteht. Die Sache mit Körper, Verstand, Seele und Herz der Erde ist eigentlich mehr zufällig entstanden und auch etwas aus der Inspiration des Filmes. Aber denke ich, daß das eine Theorie ist, die vielleicht sogar Zukunft hat.
Das Erdenkönigreich am Nordpol existiert übrigens wirklich, wenn man sich an Another Story anlehnt, was wir hier ja im großen Umfang tun.
Helios nennt Chibiusa im Manga am Anfang immer Jungfrau.
Die Sache mit dem Kristall von Mau war wie so vieles in diesem Kapitel ebenfalls ein Querverweis zum Manga. Die Kristalle, die die Animates dort trugen waren Sailorkristalle von anderen Kriegern, die Galaxia ihnen gegeben hat. Aber das wissen die Meisten von euch ja wahrscheinlich eh schon.
Tja, das war's eigentlich auch. Ich hoffe es hat euch trotz meiner Zweifel gefallen.
Ja ne, euer
Matthias
