Ai no Hoshi: Destiny's War
Star Henshin VI: Clashing Events
Chapter Nineteen: Dark Clouds – The Calm before the Storm
Tokyo General Hospital (Hotaru)
Tränen waren nah daran frei zu fließen. Der Anblick war einfach zu rührend. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, womit ich diese wunderbare Behandlung verdient hatte. Zurückblickend kamen mir die letzten Wochen immer noch wie ein Traum vor, ein hektischer, chaotischer, oft schmerzvoller Traum aber wenn es einer war, wollte ich doch nie daraus erwachen. Das Gefühl war einfach zu schön und niemand, der es nicht selbst erlebt hatte, würde es je verstehen. Das hier, das war nicht mit Worten zu beschreiben...
Ein strahlendes Lächeln begann sicherlich mittlerweile den Raum selbst zu erhellen, als ich behutsam die Hand, die meine eigene hielt, mit meiner freien bedeckte. Ich blinzelte die Tränen weg und sah hinauf in das Gesicht des einen Geschöpfes, das in meinen Augen, der Beschreibung eines Engels nicht einmal annährend gerecht wurde. Minako war so wunderbar gewesen, die ganze Woche über seit wir uns meiner Schwangerschaft auf eher unschöne Weise bewußt geworden waren. Seit dem ersten Moment, da ich die Augen geöffnet hatte, bis jetzt gab es nur wenige Zeitpunkte, an denen meine Gefährtin meine Seite verlassen hatte. Ich wußte, sie schwänzte die Schule und war eigentlich nur weg, wenn es um wichtige Senshimeetings ging. Auf einem gewissen Level fand ich diese Fürsorge vielleicht unnötig und auch übertrieben aber konnte ich wirklich nicht verleugnen, wie sehr es mich berührte. Sie tat alles, was ich wollte, verzieh mir jeden noch so kleinen Ausbruch oder emotionale Unausgeglichenheit.
„Hey, Firefly. Gut geschlafen?" Ihre blaue Augen waren noch ziemlich schlaftrunken aber sie waren ausschließlich auf mich fixiert. Es hätte Zeiten gegeben, da hätte soviel Aufmerksamkeit mich erröten lassen und ich hätte mich schüchtern zurückgezogen aber das Einzigste, was ich jetzt empfand, war ungeteilte, bedingungslose Liebe in Erwiderung der starken Emotionen, die das andere Mädchen, das an meiner Bettseite saß wie die Tage zuvor, ausgingen.
Als ich das erste Mal von dem Kind in mir erfahren hatte, hatte ich befürchtet, Minako wäre nicht so ganz glücklich mit der Wendung der Ereignisse. Immerhin lag ein ganzes Leben noch vor ihr, der Traum einer großen Karriere – an dem ich selber für eine ganze Weile nun mitgeholfen hatte – und nicht zuletzt waren wir nur Schulmädchen, bald im College vielleicht aber trotzdem. Ich fürchtete, sie wäre noch nicht bereit für die Verantwortung, wollte sie nicht, wollte das Kind vielleicht nicht einmal, egal, was Libra darüber gesagt hatte. Aber dem war nicht so. Nein, Minako war vollkommen überwältigt, aufgeregt und die schiere Perfektion des Wortes Glücklich gewesen. „Ist das nicht wundervoll. Wir werden eine kleine Tochter haben", hatte sie geflüstert, noch bevor ich auch nur eine meiner Befürchtung äußeren konnte. Und der Ausdruck purer Freude in ihren Augen ließ mich nicht daran zweifeln, daß jedes Wort ehrlich und aufrecht war.
„Mmh", machte ich und streckte meine Hand nach ihrem Gesicht aus, um die Strähnen goldblonden Haares, die unordentlich darüber hingen, sanft beiseite zu schieben. „Mit solch einer Perfektion neben mir, wie könnte ich nicht?" Meine Gefährtin antwortete nicht direkt, statt dessen wanderten ihre Blicke einmal über meinen ganzen Körper, nun ja soviel man eben sehen konnten unter der weißen Krankenhausdecke. Aber sie wußte natürlich genau, was darunter war und ich genoß die Aufmerksamkeit. „Absolut atemberaubend." Ich wollte protestieren, ihr sagen wie dumm das klang im Angesicht der Tatsache, daß ich unter normalen Umständen so gut wie im achten Monat schwanger bezeichnet werden würde, physisch betrachtet also weit entfernt von der Bezeichnung „atemberaubend". Doch erstarb jeder Protest noch bevor er meine Lippen überhaupt erreichte, denn diese fanden sich plötzlich ganz anderweitig beschäftigt.
Als der sich hinziehende Kuß nach einiger Zeit endlich endete, flüsterte Minako in mein Ohr, nahe genug das ihr Atem Schauder von Erregung durch meinen Körper jagten: „Aishiteru, und ob nun schwanger oder nicht, es gibt nichts, was mich dazu bringen würde dich unattraktiv zu finden." Kami, seit wann war sie so... aufrichtig direkt? Ich war das gar nicht gewöhnt, denn am Anfang unserer Beziehung war sie immer so zurückhaltend und unsicher. Doch ich kannte Aino Minako von der einjährigen Freundschaft vor der weniger platonischen Beziehung zu gut, um zu wissen, das langsam, jetzt, wo wir unzertrennlich aneinandergebunden waren, ihre wahre Natur langsam begann auch ihren Weg in unsere Beziehung zu finden. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich es gar nicht anders, kein bißchen.
„Kami-sama, Aino-chan, weißt du, was du einer armen, schwangeren Frau antust?" brachte ich hervor, noch ziemlich außer Atem von dem doch mehr als befriedigendem Erwachen. Minako grinste nur schelmisch und fuhr mit einem Finger über mein Gesicht, als ob es irgendeine besondere Kunst darstellte. „Ich kann mir nicht helfen. Es muß der einwöchige Hotaru-Entzug sein", meinte sie offen heraus, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, und gemessen an den Signalen, die ihr ganzer Körper abgab, wußte ich nur zu gut, was genau sie mit dem Entzug meinte.
„Unartige Gedanken haben Wir aber da, hm?" entgegnete ich amüsiert und beantworte Minakos breites Grinsen mit meinem eigenen. „Dem kann ich auch nicht helfen", stellte sie mit ernster Stimme fest und ich mußte unwillkürlich lachen. Ihr teilweiser gespielter Ernst wurde aber schnell von echtem ersetzt. „Glaubst du, das du das schaffst?" Ich verfestigte den Griff um ihre Hand und drückte leicht. „Es wird schon gutgehen." Mir war klar wie sehr sie sich sorgte, wie sehr es ihr gegen den Strich ging, daß ich in diesem Zustand – jedem Moment gebärfähig – an einem solchen Ereignis teilnehmen sollte und sie mußte nicht sehen wie sehr ich selber bezweifelte, ob ich der Belastung standhalten konnte, doch es mußte sein. Die Zeremonie für unsere Prinzessin und ihren Prinzen fiel ungünstig, daran war aber nichts zu machen. Ich hoffte nur alles würde gutgehen, denn ich wußte Minako würde sich niemals verzeihen, wenn nicht.
Juuban, Tokyo (Mamoru)
Es war noch früh am Morgen und die Sonne hatte gerade erst begonnen ihr Gesicht zu zeigen. Im Moment war dieser Tag wie jeder anderer, insbesondere die wohlvertraute Präsenz des schlafenden Mädchens in meinen Armen. Es war noch nicht lange her seit wir angefangen hatten mehr... persönlich zu werden und das auch eher langsam und bedacht. Ich hatte keine Absicht meine Usako zu verängstigen oder ähnliches und bestimmt keine Lust mich mit einem wütenden Tsukino Kenji auseinanderzusetzen. Es war schon schwer genug gewesen, daß Usagis Otousan akzeptierte uns hier zusammenleben zu lassen. Die Apartmentwohnung war eigentlich viel zu klein aber von den eh schon normal langen Besuchszeiten wußten wir, daß es für den Moment reichen würde. Mir war klar, daß vieles, was Tsukino-san äußerte, schlichtweg väterlicher Beschützerinstinkt waren, doch trotzdem kam man nicht drum herum sich ein wenig unbequem zu fühlen, gerade als bereits feststehender Ehemann seiner Tochter...
Ich mußte unwillkürlich schmunzeln, als ich daran zurückdachte wie Usagi praktisch genau das gegen ihren Vater benutzt hatte, um ihre Entscheidung zu mir zu ziehen zu rechtfertigen. Es war ein heftiger aber kurzer Streit, das Usako mit einem unmißverständlichen Zeichen prinzessinnenartiger Endgültigkeit beendet hatte, die Tsukino-san ziemlich sprachlos zurückgelassen hatte, Ikuko hatte versucht ihre eigene Amüsiertheit zu verheimlichen aber Shingo rollte beinah schon auf dem Boden vor Gelächter. Unter dieser deutlichen Vorstellung von Peinlichkeit konnte der Kopf der Tsukino-Familie gar nicht anders als widerwillig seinen Segen zu geben.
Das Schmunzeln verschwand schnell, als ich über den Ernst nachdachte, den dieser Tag so unscheinbar beinhaltete und ich wollte gar nicht herausfinden, was Kenji darüber dachte. Unsere eigene Form, Variation, was auch immer eines Sternenbündnisses. Pluto drückte es als eine Art... Krönungszeremonie aus. Und das Beste daran war, bis gestern hatten wir – die Hauptbeteiligten darin – nichts davon gewußt. Wir hatten gerade noch genug Zeit unseren eigenen Schock zu überwinden und diesen dann an Usagis Familie weiterzureichen. Ich glaube, wir hatten es nur dem Umstand zu verdanken, daß wir selber nicht gerade den besten Eindruck machten, daß Kenji-san nicht auf der Stelle explodierte.
Es war nicht so, daß einer von uns irgend etwas schlechtes an dieser Zeremonie finden würde. In diesem Punkt waren wir uns mit Setsuna einig. Das Band zwischen uns brauchte eigentlich nicht so etwas wie eine Bestätigung, es war schon vor Tausenden von Jahren entstanden und brauchte auch keine Stärkung oder ähnliches. Dieser Akt war eine simple Notwendigkeit, ein wichtige Meilenstein für unsere Vereinigung und insbesondere für unsere Kräfte. Und das war etwas, was wir im Moment stark gebrauchen konnten, um mit den anderen Senshi Schritt zu halten, die alle ihre Starform erreicht hatten und insbesondere um mit unseren Feinden mithalten zu können.
Das war etwas, was gerade ich nahezu notwendig empfand. In den letzten Kämpfen hatte ich mich überhaupt nicht beteiligen können und die letzte Woche seit der Ankündigung von Hotarus Schwangerschaft, die uns alle in schiere Aufregung versetzt hatte, war es ruhig geblieben. Zu ruhig für meinen Geschmack. Ich fühlte mich unruhig und hilflos, unnütz obendrein. Bisher hatte ich immer gedacht zumindest eine gewisse Hilfe zu sein und wenn es nur darum ging den Gegner von den Senshi abzulenken, ihnen Zeit zu verschaffen oder einfach nur meine Usako zu beschützen. Doch das Level, das diese Auseinandersetzung erreichte beunruhigte mich, es beunruhigte mich, weil ich da gewiß nicht mehr mithalten konnte.
Zurück zu Usagi, mir und der Enthüllung. Wie gesagt waren wir nun nicht gerade unglücklich über diesen Akt der Bekanntmachung unserer Liebe und unseres ewigen Bandes aber... Es war der ganze Umstand, diese späte Benachrichtigung, die Usagi ziemlich zu schaffen machte. Sie wußte, genauso gut wie ich, daß es mehr als sinnlos war die Gründe von Wächtern wie Setsuna und den ehemaligen Opposite Senshi anzuzweifeln, denn sie handelten immer nach einem gewissen Schema, mit dem sie vielleicht und wahrscheinlich auch öfter nicht einmal selbst einverstanden waren. Usagi war nicht böse, sie mochte es nur nicht immer im Dunkeln belassen zu werden und sie hatte das mehr als klargemacht. Diesmal konnte Pluto aber nicht viel dafür und aus Erfahrung wußte ich sehr gut wie selten sie ihrer Prinzessin und zukünftigen Königin etwas verschwieg seit Usako begonnen hatte wesentlich mehr ihrer zukünftigen und jetzigen Position entsprechend zu handeln. Und über die vier Schicksalswächter hatte sie nun mal keine echte Befehlsgewalt.
Mit einem Seitenblick auf den Wecker auf der Bettkommode beendete ich meinen wilden Gedankenfluß und beschloß, daß es notwendig wurde meine schlafende Prinzessin aufzuwecken, wenn wir einen guten und frischen Start in den Tag bekommen wollten. Wir mußten zu einer bestimmten Zeit am vereinbarten Ort sein und auch wenn Pluto uns direkt durch Raum und Zeit führen würde, gab es einen gewissen Zeitrahmen. Das Einzigste, was wir wohl alle bereuten war Hotaru mitnehmen zu müssen aber es gab keine andere Möglichkeit... leider. Hoffentlich würde alles gutgehen, ich hoffte es wirklich, inständig.
Tsukinos (Usa)
Man konnte nicht anders, als festzustellen, daß das Haus der Tsukinos, im Moment insbesondere der Frühstückstisch leicht überfüllt war für ein normales Einfamilienhaus. Damals hatte es gerade einmal gereicht Usagi, Shingo, Ikuko-okaasan, Kenji-otousan und mich unterzubringen, dabei gerade noch so Luna als Katze und später Diana. Aber nun schien der Eßtisch förmlich zu platzen, als sich alle zu dieser unmenschlichen Stunde aufgerappelt hatten, denn keiner der drei Tsukinos wollte sich zumindest nicht einem vernünftigen Abschied verweigern.
Luna und Artemis genossen den meisten Freiraum am Tisch, das natürlich größtenteils wegen des Umstandes der Schwangerschaft der mauschen Humanoiden – kami, das hörte sich viel zu hochgestochen an. Der Kristall, den Artemis sich an ein Halsband gehängt hatte, erinnerte mich daran, inwieweit die ganze Situation begann surreal zu werden. Ich hatte keine Ahnung von Galaxias Absichten, wußte auch nicht, wo sie so schnell wieder hinverschwunden war, aber mit kristallklarem Verständnis wußte ich, daß all das weit von dem entfernt war, was ich aus meiner Zukunft kannte. Ich wünschte wirklich, ich hätte einen deutlicheren Blick auf die Veränderung werfen können, doch meine Eile die Zeremonie zu besuchen, hatte mir diese Möglichkeit verweigert. Außerdem war die Zeit zu kurz, um die Erinnerungsveränderung durch den Eingriff einwirken zu lassen, wie ich es gewohnt war. Ich kam mir schmerzlich hilflos und vor allen Dingen unwissend vor, etwas, wo ein Zeitreisender normalerweise gewisse Vorteile hatte.
Mir gegenüber saßen Pallas und Vesta – ganz zu meinem Ungemach, denn so mußte ich die üblichen Neckereien mit ansehen, was hin und wieder doch ziemlich... unschön war. In vielerlei Hinsicht waren die beiden wie Usagi und Rei, doch konnte man den Eindruck nicht loswerden, daß es bei ihnen auf eine wesentlich tiefere Ebene zuging. Oh, sicher, ich wußte sehr gut über Reis versteckte Gefühle, immerhin war ich schon lange kein kleines Kind mehr, aber im Gegensatz zu ihr und meiner Mutter waren meine beiden Senshi nicht wirklich an irgend etwas, geschweige denn irgend jemanden gebunden. Pallas noch immer sehr kindliche Art, die so vollkommen verwirrend war in Anbetracht ihrer Schutzpaten Merkur und Saturn, schien die eher ruhige, hin und wieder recht zynische Vesta oft auf die Palme zu bringen, aber trotzdem gab es nichts, was die beiden auseinanderbringen konnte. Manchmal wunderte ich mich, ob hinter verschlossenen Türen nicht schon längst etwas geschehen war, was, alle Prinzessinnenautorität beiseite, vollkommen ihre eigene Sache war.
Links von mir saß Juno. Im Gegensatz zum Rest der Neo Senshi paßte sie vollkommen in ihre Rolle, zumindest als Kriegerin. Doch bei ihr war das Seltsamste die Balance zwischen einem wilden Kriegergeist, den sie durchaus freisetzen zu vermochte, und der schon fast religiösen Ausgeglichenheit und Ruhe. Trotz Ceres Status und von Venus übergegebenen und trainierten Anführerfähigkeiten war es in Wahrheit eindeutig, daß Juno die Führung der Neo Senshi innehatte, niemand – außer mir – wagte ihre Entscheidungen im Kampf anzuzweifeln.
Ceres hingegen schien eh nicht sehr interessiert an dem Anführerjob, sie begnügte sich lieber mit anderen Dingen wie ihren Blumen und einer eher unerwarteten Kunstleidenschaft in nahezu aller Form und Variation. Es überraschte einen vielleicht, wenn man sie traf, doch Ceres strahlte die perfekte Kombination aus stiller Schönheit und fast schon adliger Manieren und Freundlichkeit aus. Ihr hingen die Männer praktisch noch am letzten Millimeter ihrer Schuhsohle, doch überraschenderweise kratze es sie gar nicht. Für die meiste Zeit spielte sie die leise Ignorantin.
Das Geräusch der Türklingel riß mich aus meinen Gedanken und froh mich nicht mehr länger mit Pallas und Vestas mehr als unsittlichen Tischgehabe abgeben zu müssen, bedeutete ich Ikuko sitzenzubleiben, als ich mich selber erhob und zur Haustür eilte. „Ich geh schon."
Es war nicht so, daß uns wirklich etwas daran lag das normale Frühstück der Tsukinos jeden Tag den Anblick einer Familienfeier zu verleihen, doch die plötzlichen Reisepläne und Vorbereitungen in Bezug auf die Zeremonie, sowie die unerwartete – für mich ziemlich schockierende Schwangerschaft von Hotaru – hatte unsere Pläne einen ruhigen Ort für die Dauer unseres Aufenthalts hier zu finden zurückgeworfen. Geeignete Plätze gab es genug, durch die zahlreichen Kämpfe waren einige relativ große und unter anderen Umständen nicht bezahlbare Häuser leergeblieben und niemand würde sich darum kümmern, wenn wir uns für kurze Zeit bedienten. Die Meisten brauchten aber eine gewisse Zeit der Herrichtung und Zeit war etwas, was trotz der augenscheinlich ruhigen Woche wir nicht hatten.
Die Haustür öffnend, wußte ich schon Sekunden vorher, wen ich zu erwarten hatte. Das anziehende Gefühle von Seelenverwandten hing regelrecht in der Luft, gerade für mich. „Ich grüße dich, Usa." Mehr als genervt zog ich den weißhaarigen Priester in die Wohnung und küßte ihn kurz auf die Wange. Hin und wieder war die unpersönlich respektvolle Art dieses Helios' doch recht verwirrend, um es nett auszudrücken. Ich war einfach an einem mehr einfühlsamen, intimeren Helios gewöhnt und diese kleinen Details erinnerten mich nur daran wie ungewöhnlich unsere Beziehung hier war.
„Kommt doch rein", gestikulierte ich in Richtung Anshar, der etwas unschlüssig noch vor der Türschwelle stand, meinte aber beide. Zu einem gewissen Teil war ich sauer auf ihn, weil er Helios erst hergebracht und dann ständig wieder aus meiner Reichweite entfernt hatte wegen diverser Vorbereitungen. Ich wußte natürlich, daß Anshar nicht gerade komfortabel war, wenn es um Helios' und meine Beziehung ging, doch daran konnte ich nichts ändern und irgendwie hatte ich das dumme Gefühl, daß wir bald ein sehr langes Gespräch haben würden.
In Richtung Wohnzimmer gestikulierend, ergänzte ich: „Zwar kann ich glaub ich keinen Platz mehr anbieten aber wir sind bald fertig, dann können wir." Anshar nickte knapp und Helios war anscheinend nur froh mich zu sehen und für einen Moment war ich gewillt die Unterschiede einfach zu übersehen und so zu tun, als ob ich meinen Verlobten vor mir hatte – was theoretisch gesehen auch stimmte – aber konnte ich mir das nicht erlauben. Nicht heute und eigentlich überhaupt nicht. Weiterzugehen als kleine Gesten der Zuneigung könnte sich nicht nur gefährlich auf die eh schon gestreßte Zeitlinie auswirken, sondern auch unsere eigentliche Beziehung in der Zukunft belasten oder gar zerstören. Und das wollte keiner von uns.
Chapter Twenty: To Cross the River
Taschendimension von Venus, Engelsreich (Celeste)
Die Morgensonne war warm und beruhigend. Es lag eine gewisse Ironie darin, daß die Tagesspanne hier mehr oder weniger an Tokyo auf der Erde angeglichen war. Ich vermißte die Atmosphäre der Stadt. Nach über zehn Jahren, die sich hier viel, viel länger hinstreckten, im Engelsreich zog es die behutsam entwickelte menschliche Seite von mir förmlich zu meiner irdischen Familie. Gerade jetzt, in diesen hektischen Zeiten wollte ich nichts weiter als meiner Momoko zu helfen. Sie schob ihre eigene Müdigkeit und den Streß beiseite, um ihrer Cousine zu helfen und ich spürte förmlich, daß sie einmal ein wenig Ablenkung brauchte.
„Es wird langsam Zeit, sie machen sich gerade auf den Weg." Meine Schwester trat neben mich, meine eigene Sorge spielte sich deutlich in ihrem Gesicht wieder. Ich kannte sie zu gut, um nicht durch ihre öffentliche Maske sehen zu können. Seit der Schwangerschaft der Gefährtin ihrer Tochter hatte Aphrodite glaube ich nichts weiter gewollt, als selber zur Erde zu reisen. Wir wußten beide, wie wesentlich besser Saturns Situation hier im Engelsreich gehandhabt werden könnte, doch war es einfach nicht unser Platz einzugreifen, jedenfalls noch nicht. Beide, sowohl Venus als auch Saturn wurden auf der Erde benötigt für diese Zeremonie.
Doch das hieß nicht, daß wir untätig zusehen würden, da hatten wir unsere eigenen Vorstellungen von augenblicklicher Hilfe und von dem, was Momoko mir erzählt hatte, würde es nicht mehr lange dauern. Um ehrlich zu sein, befürchtete ich dasselbe wie Pluto, Anshar und die Schicksalswächter. Nämlich, daß die Geburt des Sternenkindes direkt mit der Zeremonie zusammenfallen würde, was ein schieres Desaster heraufbeschwören könnte.
„Ja, du hast recht. Ich werde mich gleich auf den Weg machen und alle nötigen Vorbereitungen treffen." Aphrodite berührte sanft meine Schulter und ich wußte augenblicklich wie sehr sie sich wünschte selbst mitzukommen. „Bring sie sicher zurück." Ich nickte nur ernst und aufrichtig. Nichts anderes lag in meinem Interesse.
In der Nähe Cornwalls, Südengland (Moon)
Englische Luft... pff. Neblig, feucht und ungemütlich. So wie ich sie überhaupt nicht mochte. Ich hatte keine Ahnung, wie es Minako hier seinerzeit solange ausgehalten hatte aber war ich sicher, es war nicht wegen des Wetters. Hier an dem weitläufigen See, an dem wir uns befanden, war es noch schlimmer, doch war uns natürlich allen bewußt, daß die Nebel hier einen weitaus mystischeren, verschleierten Grund hatten, ansonsten wäre dieses Wetterphänomen wohl selbst für die britischen Inseln nicht normal.
Der Abschied war kurz gewesen, immerhin würden wir unter den schlechtesten Umständen nicht länger als ein paar Tage aus der Stadt sein. Trotzdem konnte ich mir vorstellen das Okaa-san und Otou-san am liebsten mitgekommen wären. Es passierte ja nun nicht jeden Tag, daß die älteste Tochter auf ewig an ihren Geliebten gebunden wurde...
Mars schauderte etwas unter der mystischen Ausstrahlung, die uns alle schier zu erschlagen drohte. Wir wußten, wohin uns diese Reise führen würde und ich konnte nicht mehr aufgeregt sein. Der Ort war eine Legende, ein Mysterium, an dessen Existenz niemand wirklich glaubte. Doch meine Erinnerungen an das Silberjahrtausend sagten mir anderes. Zwei lange, altertümliche Ruderboote standen am Rand des Sees, als ob sie nur auf uns gewartet hatten. Die Heiligkeit des Bodens, den wir zu betreten gedachten, erlaubte nur einige wenige. Die vier Starlights waren in Tokyo geblieben, genauso wie die Schicksalswächter, exklusive Sin und Anshar und so schafften wir es gerade so uns auf die zwei Boote gleichmäßig zu verteilen.
Als wir langsam durch den dichten Nebel fuhren, schweiften meine Gedanken ab zu der Zeremonie, die vor uns lag. Äußerlich mochte ich den Eindruck erwecken nicht ganz glücklich mit der jähen Überrumplung zu sein – wozu ich auch jedes Recht hatte – aber innerlich sprang ich förmlich vor Freude. Für Mamoru und mich würde es ein großes Ereignis werden, ein weiterer Schritt in unserem gemeinsamen Schicksal und in Anbetracht dessen, daß wir um genau jenes momentan kämpften, gewann dieser Schritt noch an Bedeutung. Ich platzte fast vor Aufregung und ungeduldiger Erwartung. Wenn das Erlebnis nur annähernd so war wie bei Minako und Hotaru... Ich beendete den Gedanken nicht, sondern schaute einfach nur zu Mamoru hoch und lächelte. Er erwiderte die Geste, genau wissend, was durch meinen Kopf ging.
Mittlerweile hatten wir Glastonbury passiert. Das alte christliche Kloster stand schon ewig hier und war eine ständige Erinnerung an die Legende, die sich um den See rankte. Die Nebel wurden dichter hier und es wurde langsam Zeit. Einige Male war ich im Silberjahrtausend hier gewesen, meist zu offiziellen Zeremonien und Ritualen aber noch nie hatte ich selber getan, was ich jetzt tun mußte. Sicherlich könnten Mamoru und einige andere Anwesende dies genauso, doch es war einfach eine Frage der Ehre, daß ich diesen Akt selbst durchführte.
Meine Augen schließend hob ich die Hände und konzentrierte mich. Die Nebel waren nichts weiter als eine Illusion, ein Pfad, der richtig beschritten den Weg in eine ganz andere Welt wies. Der Pfad zu einem Ort längst vergessen und als Mythos abgestempelt seit der gänzlichen Abgrenzung aus der neuen Welt vor langer, langer Zeit. Ich fühlte den Ginsuishou auf meine geistigen Bemühung reagieren. Macht durchströmte mich und dann schlug ich jäh die Augen auf.
Die Luft schien förmlich zu flimmern und unheimliches, wetterleuchtenähnliches Licht erhellte die neblige Gegend in ein mattes Grün. Mitten in diesem schaurigen Naturschauspiel bildete sich langsam das Astralabbild einer jungen Frau, die jeder, der die Geschichte dieses Ortes studiert hatte, auf Anhieb erkennen würde, auch wenn es nicht mehr als ein dünnes Flimmern in der Luft war.
Ich schnappte unwillkürlich nach Luft, diese Begegnung hatte ich definitiv nicht erwartet. Die Lady Morgaine, auch bekannt als Morgan Le Fay, die letzte Priesterin Avalons, die ausgeschlossen blieb, als die Nebel ihr die Durchfahrt verweigerten. Sie selber hatte unmittelbar mit zum Untergang der heiligen Insel beigetragen, obwohl sie mehr eine Spielfigur in einem größeren Spiel gewesen war.
„Seid gegrüßt, Reisende. Was ist so ein wichtiges Begehr an diesem heiligen Ort, das Euch die Erlaubnis erteilt werden solle diesen Pfad zu passieren?" Innerhalb einer Sekunde und dem Aufblitzen des Ginsuishous stand ich als Prinzessin Serenity dort und begegnete dem Blick des Geistes mit Überzeugung und Ernst. Sie wußte, wer wir waren, auch wenn sie zu dieser Zeit nie gelebt hatte. Das alles war Teil ihrer Ausbildung gewesen, es mußte einfach. „Wir kommen einen heiligen Bund königlichen Grundes zu schließen. Außerdem suchen wir Unterschlupf und Versorgung für ein noch ungeborenes Sternenkind." Morgaine musterte uns für eine Weile, ihre Blicke blieben am längsten an Mamoru, mir und den beiden Sternengefährten hängen. Schließlich nickte sie. „Die Passage sei Euch gestattet."
Wie von Geisterhand begannen die Nebel sich rapide schnell aufzulösen und gaben den Blick auf eine Insel frei, die über die Jahrtausende nichts von ihrer Schönheit verloren zu haben schienen. Wir waren an unserem Ziel angekommen. Avalon, die heilige Insel.
Viele kleine Wälder überzogen die doch recht gewaltige Insel, dafür daß sie für den Rest der Welt unverborgen blieb und theoretisch sowie praktisch nicht existent war, wenn einem der Zugang nicht gewehrt wurde Auf der Spitze des höchsten Berges konnte man einen Steinkreis erkennen, wenn man seine Augen ganz stark anstrengte. Der Ort, der uns zur Zeremonie dienen würde.
Ich sah zu Pluto hinüber, die doch aussah als wäre sie leicht bewegt. Irgendwie war es schon ironisch, daß sie und Maker in die Vergangenheit nach Atlantis gereist waren, um zu bestimmen, daß wir genau hierhin mußten. Ein leises Wimpern ließ meine Augen zu den beiden Sternenpartnern schweifen. Venus war sehr bemüht eine zitternde Saturn zu stabilisieren. Sie schien einige Schwierigkeiten zu haben und das war auch den anderen bewußt, insbesondere Libra, die zwar mit kühlem Blick geradeaus starrte aber anscheinend immer ein beunruhigtes Auge auf das Paar warf. Sie litt, da bestand gar keine Frage, und ich haßte mich dafür sie mitnehmen zu müssen. Wäre Venus nicht mit all ihrer bedingungslosen Unterstützung und Aufopferung... Hotaru hätte diese Schnellschwangerschaft nie bis hierhin durchgestanden.
„Das dieser Ort wirklich noch existiert", murmelte Mars. „Ich kann mich noch gut daran erinnern. Zwar war ich nur einmal zu meiner Weihe als Senshi hier aber so etwas vergißt man nicht." Jupiter und Merkur, die direkt neben ihr standen, nickten stumm. Wir alle kannten Avalon... das alte Avalon. Die Erinnerungen kamen mehr und mehr mit der Erweckung der vollendeten Form all meiner Senshi und ich hatte schon immer eine sehr gute, spätestens seit dem Kampf mit Galaxia waren sie fast vollkommen wiederhergestellt.
„Im Gegensatz zu Atlantis, das fast nahezu abgeschottet zum Rest der Welt existierte, konnte sich Avalon noch lange nach dem Fall des Silberjahrtausend halten und die alte Zeit prägen. Viele hielten es für einen Fluch, für den Wandel der Zeit, die Ereignisse zum Ende der Herrschaft Vivians aber das war nur die halbe Wahrheit für das Verschwinden der Welt", erklärte Pluto ruhig. „Mit dem Fall des Silberjahrtausends und dem Beginn eines neuen Zyklus durch Saturn veränderte sich das magische Feld, das verhinderte, daß jeder beliebig die Insel betreten konnte, in die Nebel, die jetzt vorherrschen. Die Nebel sind ein Anzeichen dafür, daß Avalon nur noch zwischen den Dimensionen existierte, ein Schatten in dieser Welt wie Dead Moon es zu unserem Königreich war. Als die Nebel Morgaine die Zufahrt verwiesen, war es für normale Menschen, selbst Hohepriesterinnen Avalons nicht mehr möglich die Grenze in diese Zwischendimension zu überschreiten."
Wir schwiegen alle daraufhin und warteten darauf, daß wir die Insel erreichten. Es paßte alles zusammen. Ort und Zeit wurden in Atlantis bestimmt, der Ort selbst war Avalon, der Priester Elysions war hier, um der Zeremonie beizuwohnen und der Prinz der Erde selbst würde heute gebunden werden. Es paßte alles zusammen...
(Momoko)
Bereit für alles streifte ich durch die relativ ruhigen Straßen, es war Wochenende und ziemlich leer. Das gefiel mir nicht, es gefiel mir überhaupt nicht. Eine Menge gefiel mir nicht. Hotaru war weg und mit ihr Minako sowie die anderen Senshi. Sie sagte zwar, daß wir als Engel wahrscheinlich durchkommen würden aber irgend jemand mußte ja die Stadt im Auge behalten. Die ganze Woche, der ganze lange Wachdienst... und es war fast ÜBERHAUPT NICHTS passiert – mal abgesehen von dem Aufeinandertreffen der zwei Senshi mit Chaos in der Vergangenheit. Und jetzt waren wir auf Tokyos Straßen, Yuri, Hinagiku, Scarlett, ich, die Starlights samt Prinzessin und die vier Schicksalswächter von denen man nie wußte, was sie eigentlich gerade taten... und es war menschenleer! Na ja, nicht ganz aber für Tokyo kam das dem Begriff schon ziemlich gleich.
„Die Ruhe vor dem Sturm." Ich zuckte zusammen und fuhr kampfbereit herum, nur um eine ältere Frau – immer noch in der Blüte ihrer Jugend bedachte man ihr Alter – aus dem Schatten einer Gasse treten zu sehen. „Okaa-san?" Erstaunt schüttelte ich ungläubig den Kopf und doch betrogen mich meine Augen nicht. Vor mir stand leibhaftig der Engel Celeste, Schwester von König Aphrodite, aber in dieser Welt besser bekannt als Hanaski Sakura. Ich hatte sie ewig nicht mehr gesehen. „Okaa-san..." wiederholte ich leise und huschte in ihre Arme.
Für eine Weile standen wir so da und keine von uns wollte loslassen. Schließlich hielt meine Mutter mich auf Armlänge und lächelte warm, doch es war ein trauriger Unterton darin. Ich kannte es zu gut, dieses Lächelns. Es war das Lächeln eines Kriegers, der einen anderen aufsuchte nicht nur, um einen Freundschaftsbesuch abzustatten. Ich hatte jeden Tag damit zu tun, mir war das zu gut bekannt.
„Wir haben nicht viel Zeit. Es beginnt und ich fürchte sie sind nicht bereit dafür, noch nicht." Verwirrt blickte ich in ihre Augen und versuchte darin zu lesen, was ihre Worte bedeuteten. „Die Geburt, es ist nicht mehr lange", erklärte meine Mutter und plötzlich verstand ich. Hotaru, das Kind... „Wo sie sind, ist es besser... Aber nicht gut genug. Wir können ihr helfen aber dafür müssen wir uns beeilen. Alleine." Ich nickte und zückte meinen Verwandlungsspiegel.
„WEDDING BEAUTIFUL FLOWER! WEDDING CHANGE OIRONAOSHI! ANGEL AMOUR PEACH!"
Dann ergriff ich die Hand meiner Mutter und wir waren verschwunden.
Chapter Twenty-one: Holy Island of Avalon
Avalon (Venus)
Sorge begann gar nicht zu beschreiben wie ich mich fühlte. Bis wir den See erreicht hatten war alles einigermaßen gutgegangen und Hotaru hatte kaum Schmerzen gezeigt. Ich wußte sie versteckte einige ihrer Emotionen, ich fühlte es, aber es ging gerade so. Doch nun schien nichts mehr einen Effekt auf sie zu haben, was einen beruhigenden Einfluß haben könnte. Ihre Kräfte waren aufgebraucht, fast, allein der kleine Rest war noch da, den sie für die Zeremonie zurückhielt. Jedoch fürchtete ich, daß sie nicht mal in der Lage war die notwendige Konzentration aufzubringen. Ihr Atem war flach und kam in kleinen, schnellen Abständen. Ich sah nicht wie sie bis heute Abend durchhalten sollte. Der Zeitpunkt für die Geburt war noch nicht, noch nicht ganz aber es zehrte an ihrem Körper.
Einen sanften Kuß auf ihre Stirn plazierend sah ich auf und bemerkte, daß Libra meine Sorge teilte. Ich konnte sie verstehen, besser als je zuvor vielleicht. Sie war wie ein Schatten gewesen in der letzten Woche, niemals wirklich außer Sichtweite und immer da, wenn gebraucht. Es berührte mich in gewisser Weise wieviel sie bereit war zu opfern, auch wenn ich wußte, daß es nicht für uns oder unser Kind war, sondern alleine für Hotaru, ihre Rhea... Auch das konnte ich ihr nicht verdenken.
Libra hatte ihre Augen plötzlich geschlossen und schien irgendwo weit weg zu sein. „Die Sterne... sind in Aufruhr... Opfer... Ich kann sehen... schmerzvolle Entscheidung an diesem Tag... Kein Zögern... Unglück..." Sie schüttelte ihren Kopf und kniete sich nieder. Eine Hand legte sie auf Saturns Stirn und seufzte. „Sie wird es überstehen, glaub ich... Aber es wird schwierig werden." Ein schwaches Mitternachtsblau hüllte ihre Hand ein. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich das nicht erlaubt, doch ich wußte, ich brauchte meine Energie für die Zeremonie. Libra zog ihre Hand zurück und stand auf, kurz darauf begannen Saturns Augenlider langsam aufzuflattern. „Hey", meinte ich und sie lächelte schwach, wahrscheinlich zu müde, um zu antworten.
„Wir sind da." Ich sah erneut auf und auch Saturn drehte ihren Kopf in Richtung der Insel vor uns. Das Boot von Moons Gruppe hatte bereits angelegt und Usa brachte gerade unseres an Land. „Avalon", hauchte Hotaru, eingefangen von dem Anblick zum ersten Mal mit einigermaßen klarem Blick. Ich half ihr auf, sie schwankte zwar zuerst etwas, schaffte es dann aber fest zu stehen. Meine Flügel zuckten leicht unter der unbewußten Belastung, als ich Saturn anhob und sie an Land wieder absetzte.
So konzentriert auf meine Gefährtin bemerkte ich die Präsenz gar nicht, trotz der regelrecht fluoreszierenden Aura. Erst als die junge Frau, nicht viel älter als wir, fast direkt vor uns stand. Sie hatte langes, dunkelbraunes Haar und einer beeindruckend natürlichen Schönheit. Das Unglaubliche an ihr war die deutliche Ähnlichkeit zu dem Geist auf dem See und als ich in ihre Augen sah, da wußte ich es plötzlich. Sie WAR Morgan Le Fay.
„Seid gegrüßt, Reisende", sprach sie mit der gleichen Stimme und dem gleichen Ausdruck wie die Morgaine von vorhin. „Wie... was... Ich verstehe nicht", äußerte sich Luna verwirrt, im Gegensatz zu Hotaru hatte sie keine Probleme in ihrem frühen Stadium der Schwangerschaft herumzureisen. „Das da draußen war eindeutig Morgaine aber ihr seid..."
„Morgaine Le Fay. Ja, ich dachte mir schon, daß ihr mein Alterego, meiner Astralform, bereits begegnet seid. Es ist eine lange Geschichte aber, um es für den Moment kurz zu machen, ich bin die Wiedergeburt von Morgan Le Fay, Priester Morgaine und letzte Überlende der alten Zeit." Sie deutete eine Verbeugung vor Serenity an. „Es ehrt mich, Euch endlich einmal zu treffen. Gerade unter diesen Umständen. Pluto deutete schon an, daß Ihr bald kommen würdet, als sie den Gral holte." Morgaine nickte Pluto zu, die ruhig im Hintergrund stand. „Folgt mir bitte."
Die Priesterin führte uns einen Hügel hinauf zu einem alten Tempel, fast wie ein Kloster irgendwie. „Was ihr da draußen gesehen habt, war der Teil von Morgaine, der mit den Nebeln verschmolzen ist, als sie versuchte die alten Pfade zu beschreiten, um zurück nach Avalon zu gelangen. Ihr müßt wissen, als Morgaine... ich die Scheide Excalibur für Artus geschaffen habe, habe ich ein wenig meines Geistes und meiner Seele hineingesteckt. Scheide und Schwert sind über die Jahre irgendwie zusammengewachsen und so waren Excalibur und ich aneinandergebunden. Als ich das Schwert in den Nebel warf, wirkte es wie ein Schlüssel. Nur anstatt zu öffnen verschloß es und das Fragment meiner selbst, das von der Scheide auf Excalibur übergegangen war, verschmolz mit dem Nebel. Anstatt eines Opfers, war es..."
„... als ob sie ihre eigene Herkunft verleugneten und wegwarfen, denn das Schwert hielt den Teil von ihnen, der sie an Avalon band. Jaja, die Geschichte kennen wir alle, alles schon mal gehört und... Au! Hey!" Vesta hatte Pallas mit dem Ellbogen in die Seite gestoßen. „Warum verrätst du nicht gleich die ganze Geschichte von Kristall Tokyo, Pluto wäre sicher erfreut darüber." Ceres schüttelte leicht den Kopf, während die beiden Neo Senshi weiter stritten, ganz in alter Usagi/Rei-Manier, Juno rümpfte die Nase und Starmoon sowie Diana sahen simultan zu Boden und seufzten.
„Sie müssen nicht unbedingt wissen wieviel der alten Welt wiederhergestellt wurde, sonst könnte es vielleicht nie eintreten und da denke man, daß du Teile von Merkur und Saturnenergie in dir trägst." Pallas streckte ihrer Freundin die Zunge raus und konterte mit einigen scharfen Kommentaren ihrerseits, auf die ich schon gar nicht mehr hörte. Statt dessen schaute ich besorgt in Saturns Gesicht und merkte wie sehr sie sich bemühte einen ruhigen Gesichtsausdruck zustande zu bringen, doch innerlich ging ihr das Gekeife der beiden jungen Senshi auf die Nerven, da konnte sie mir nichts vormachen.
Morgaine stand relativ unberührt da, während die anderen nicht recht wußten, was sie tun sollten. Jeder von uns hatte solche Streitereien oft genug zwischen zwei bestimmten Personen unserer Gruppe erlebt und wir wußten alle besser als einzugreifen... Jedoch im Moment war mir das vollkommen egal. Gerade wollte ich den Streit der beiden Mädchen rüde beenden, da kam mir Libra zuvor, an der Hotarus Zustand nicht unbemerkt vorbeigegangen war und die im Gegensatz zu uns nie das Vergnügen hatte sich mit einem Streit zwischen Usagi und Rei abzugeben. „RUHE JETZT!"
Beide gefroren an Ort und Stelle unter dem stechend kaltem Blick der älteren Senshi. Diese Augen konnten einem eiskalte Schauer über den Rücken jagen, die sogar noch Frostbeulen zurückließen und sie verfehlten ihren Effekt nicht, als sowohl Pallas als auch Vesta hart schluckten und beschämt zu Boden schauten. Es bedurfte keiner Worte, denn Libras Augen und ein Blick in unsere Richtung sagte ihnen alles... Autsch, das würde bestimmt ein Donnerwetter von Usa nachher geben.
Libra wandte sich ab und trat an unsere Seite, Saturn mit einem langen, besorgten Blick bedenken. Die kleine Kraftspende schien schon wieder nachzulassen. Ich formte ein stummes „Arigato" mit meinen Lippen und sie nickte nur knapp.
Morgaine schien Saturns Zustand das erste Mal zu bemerken und runzelte konzentriert ihre Stirn. Ich fühlte wie sie nach irgend etwas suchte, tat aber nichts. Immerhin war das hier Morgaine Le Fay, die wahrscheinlich einzige, wirklich bekannte Priesterin Avalons. Schließlich nickte sie ernst. „Kommt mit. Ich denke, ich kann ihr etwas geben, was etwas helfen wird."
Irgendwo (Arora)
Kuso, wie die Einwohner Japans zu fluchen pflegten. Eine ganze Woche jagte ich nun schon hinter Chaos her oder zumindest dem Teil, der lebendiger geworden war als je geplant und jetzt unsere Pläne eher behinderte als voranbrachte. Das kam alles wirklich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Krönungszeremonie war heute, ich kannte die Zeichen, den Zeitpunkt, den Ort, es war nicht schwer mit meinen Mitteln und Kräften aber Chaos drohte alles zu zerstören. Es verstand nicht, daß diese Zeremonie wichtig war für das Große Ganze und die Kaiserin nicht die Absicht hatte sie zu verhindern. Und jetzt fühlte ich Chaos genau dort, wo ich gedacht hätte, daß es niemals hinkommen könnte. Erst hatte ich es aus Atlantis und der Vergangenheit gejagt und verbannt, dann war es mir erneut durch die Finger geschlüpft und jetzt... Jetzt war es genau da, wo die Senshi gerade waren, höchstwahrscheinlich mit ihnen durchgeschlüpft. Und ich hatte keine Möglichkeit einfach so zu folgen.
Seufzend erhob ich mich und schloß die Augen, den nahesten Punkt anvisierend, der möglich war ohne auf die Barriere zu stoßen. Es ging nicht anders, ich mußte einen Kompromiß schließen und darauf hoffen, daß mir vertraut wurde... Vertrauen von Dienern der Ordnung – ja, klar. Doch, was hatte ich zu verlieren, was hatten sie zu verlieren? Wir beide sehr viel und darauf vertraute ich. Die Kreatur, die sich Chaos nannte, trieb schon zu lange ihr Unwesen. Für die hohen Mächte sollte es eigentlich unmöglich sein ihren Ursprungsort zu verlassen. Als Galaxia zum Kessel ging, während der Sailorkriege, um Chaos zu bannen, beging sie einen schrecklichen Fehler. Da sie selbst in einen Ursprungsort eingedrungen war, konnte Das Chaos ihre Seele infiltrieren und besetzen. Es spaltete einen Teil von sich ab und dieser kleine Teil wuchs mit der Zeit und nahm die stolze Senshi mehr und mehr in Besitz. Leider begann dieser Teil langsam einen Eigendrang zu entwickeln, der schädlich war und nur, weil es immer noch im Sinne seines Ursprungs handelte, war es tolerabel. Doch die Mondprinzessin bannte den Chaosgeist aus Galaxia heraus, was nicht so schlimm wäre, denn dadurch war es körper-, nutz- und machtlos. Dann jedoch – und das war zu einem Teil mein Fehler – wurde Galaxias Schicksal verändert und sie und der Chaosgeist wurden wieder eins. Durch die Zerstörung Kinmokus wurde der Geist zu mächtig und nachdem Libra ihn vollständig aus Galaxia gelöst hatte, war es ihm ohne weiteres möglich eine eigene Form anzunehmen.
Ich schauderte etwas unter der Atmosphäre des heiligen Bodens, den die Insel darstellte. Zwar war ich soweit entfernt von Glastonbury gelandet wie möglich aber es war trotzdem kaum zu ertragen... Es würde noch schlimmer werden, wenn ich erst einmal auf Avalon war. Wenn... Eine Person näherte sich, ich spürte ein starke Aura, magisch... Ja, eindeutig, sie war es. Das bedeutete die Senshi waren bereits hier und untergebracht. Nun, damit hatte ich nichts zu tun, zumindest für den Moment nicht.
Morgaine La Fey trat aus dem Nebel heraus und blieb mehrere Meter entfernt stehen. Kluges Mädchen. Nach einer Periode des Schweigens, sprach sie schließlich: „Ich hörte, du verlangst Einlaß in die heiligen Sphären meiner Heimat, zu einer Zeit wie dieser? Wieso glaubst du, ich würde deinem Wunsch nachkommen, selbst wenn deine Feinde nicht unter meinem Schutz wären, Kind des Chaos?" Ich zeigte keine Reaktion und ich glaubte auch nicht, daß sie eine erwartete. „Es gibt einen Fehler, den ich korrigieren muß. Ich bin verantwortlich und dieser Fehler könnte auch die Pläne Eurer Schützlinge beeinflussen. Die Zeremonie wird unbehelligt bleiben, ebenso die Geburt. Alles, worum ich bitte, ist Zutritt, um den fehlgeleiteten Geist zu fangen, den ich selber hergetrieben habe."
Die Priesterin erwiderte meinen ausdruckslosen Blick und nickte schließlich. Eine Hand ausstreckend hielt sie ein kleines fünfeckiges Objekt, eine Scheibe oder ähnliches in der Hand. Es war eine stille Aufforderung und dieses Mal war es an mir einzuwilligen. Ein Kompromiß, mehr wollte ich nicht. Als ich das Objekt berührte, leuchtete es kurz Weiß auf und ich schloß die Augen, unwillkürlich zusammenzuckend unter der Aura von Licht, reinem Licht der Ordnung – sonst würde es mich ja nicht stören. Als es abebbte, war die Form des Objektes in meiner linken Handfläche magisch eingraviert.
„Ihr geht hinein, erledigt, wofür Ihr um Einlaß gebeten habt, und geht wieder. Jede Abweichung davon und Ihr wißt, was geschieht." Ich nickte nur und folgte Morgaine wie sie die Nebel kurz teilte und hindurchging. „Natürlich."
(Saturn)
Die Flüssigkeit begann erneut zu wirken und eine angenehme Wärme füllte meinen Körper. Für einen Augenblick schloß ich die Augen und versuchte mich trotz des phänomenalen Geschmacks zu entspannen. Zumindest half es und das war schon mal ein großes Plus. Trotzdem konnte ich ein leichtes Schaudern nicht verkneifen, das Gebräu war einfach zu... ungenießbar.
„Daijobu, Firefly?" Ich sah auf und entgegnete meiner Gefährtin in gespieltem Ernst mit genug Sarkasmus darin, daß es genügte, um meinen Punkt klarzumachen. „Was denkst du wohl? Ich laufe in einem Zustand von acht bis neunmonatiger Schwangerschaft herum, als wäre es nichts, für die letzten Stunden schlucke ich eine Mischung aus Heilkräutern und Eidechsenhaut – wobei ich gar nicht wissen will, was da noch drin ist – aber ansonsten... Ja, ich denke es geht mir gut. Wieso fragst du?" Venus biß sich leicht auf die Lippe und wandte den Kopf ab. „Gomen..."
Seufzend berührte ich ihre Wange und drehte sie wieder zu mir, um ihr einen längeren Kuß zu geben. „Ich auch... Es ist nur alles so... frustrierend. Alles, was ich möchte, ist mein... unser Baby in den Armen halten und gerade jetzt ist alles so unklar." Sie zog mich in eine sanfte Umarmung und ich genoß für einen Moment das Gefühl an ihrer Brust zu lehnen, ihre Stärke machte mir Mut. „Ich weiß, wir haben's ja bald hinter uns", murmelte Venus in mein Haar.
Just in diesem Moment trat Morgaine in den Raum und gemessen an dem tiefen Stand der Sonne wußte ich, was es bedeutete. Sie stoppte kurz und verweilte an der Tür für einen Moment, ihr Gesichtsausdruck aufrichtig schuldig darüber den Moment unterbrechen zu müssen. Schließlich räusperte sie sich, gerade als ich mich widerwillig aus Venus' Armen wand. Diese sah sich ebenfalls um und fing Morgaines Blick auf. „Es ist Zeit. Die andern warten schon."
Mit etwas Mühe und Hilfe meiner Gefährtin stand ich auf, das Gebräu half gegen die Schmerzen aber nicht gegen die physische Schwäche, es war anstrengend, das konnte ich nicht leugnen. Gemeinsam verließen wir unsere Unterkunft und den Tempelbereich, um den langen Weg zum Gipfel des hohen Berges zu besteigen. Hinauf zu dem heiligen Steinkreis, der als Grund für die Zeremonie gedacht war. Ich schluckte etwas angesichts der Höhe und wünschte inständig genug Kraft zu haben meine Flügel zu benutzen, setzte aber schließlich einen entschlossenen Gesichtsaufdruck auf und wir begann den Aufstieg.
Auf halbem Wege gesellten sich die vier Neo Senshi hinzu. Ich war etwas überrascht sie nicht in Usas Nähe zu sehen aber anscheinend war sie schon oben mit den anderen Senshi. Ich stolperte leicht über eine Stufe und stoppte für einen Moment, um meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Venus drückte meine Hand und die kleine Gruppe wartete geduldig. Verwirrt blinzelte ich als Pallas meine andere Hand nahm und zu mir aufschaute. Ich kannte den Blick in ihren Augen und wußte augenblicklich, worauf das hinauslaufen würde. „Wegen vorhin, Saturn-san, ich..." Meine Gefühle und Gedanken sammelnd brachte ich ein sanftes Lächeln zustande. „Ist schon in Ordnung. Mach dir um mich mal keine großen Sorgen." Sie ließ ihre Augen wanderten gen Boden. „Ich wünschte, ich könnte helfen demo..."
„Ihre Saturnkräfte sind ziemlich geschwunden seit... seit wir hier sind", fuhr Vesta für sie fort mit einem besorgten Blick in Richtung ihrer Freundin. Aufgrund des breitgefächerte Wissen, das ein Sternenbündnis mit sich brachte, brauchte ich nur einige Momente, um den Zusammenhang herzustellen. Aber es wäre auch so einfach gewesen. „Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich in eurer Zukunft ja erst gar nicht existiert habe und die Veränderung noch frisch sind. Usa hat mir einmal gesagt der Teil meiner Kraft in dir ist essentiell, praktisch, als ob die Energie Saturn vollends getragen hast, nur leicht runtergestuft. Nun, da die Linie wieder richtig gestellt ist, gibt es keine Essenz, die dafür genommen werden kann, da ich ja immer noch existiere."
„Soviel haben wir uns auch schon gedacht", stellte Juno fest und Ceres nickte stumm. Venus und ich sahen uns kurz an und ich entgegnete: „Wenn das vorbei ist, all das, dann kann ich dir vielleicht helfen. Aber jetzt haben wir erstmal eine Zeremonie durchzuziehen." Ich löste mich aus Pallas Griff und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie sah auf mit weiten Augen, fast wie ein kleines, ängstliches Kind. Offensichtlich schien der kleine Zwischenfall von heute Morgen sie mehr beschäftigt zu haben als mich. „Keine traurigen Gesichter mehr, ne?" Pallas lächelte leicht und nickte. Dann gingen wir weiter.
Den Rest des Weges verbrachten wir schweigend, nur Venus flüsterte hin und wieder leise Worte von Liebe und Fürsorge in mein Ohr oder durch unseren mentalen Link, die in mir ein ungeahntes Feuer entzündeten. Als Minako gesagt hatte sie sei auf Hotaru-Entzug... Nun, dann war ich definitiv auf Minako-Entzug. Es erschreckte mich etwas, das unsere Beziehung einen solch großen Sprung gemacht hatte, daß niemand mehr ohne den anderen leben konnte. Gut, darum ging es bei dem ganzen Sternenbündnis aber seit DER Nacht fühlte sich alles so anders, so stärker, als ob wir plötzlich einen Riesensprung vorwärts gemacht hätten, ohne uns wirklich darum zu kümmern, was dazwischenlag. Ich hatte das Gefühl, als war das etwas, was schon lange vorher hätte geschehen sollen.
Jene Nacht war, was schon in der Nacht eurer Einheit hätte geschehen sollen. Nani? Woher war der Gedanke gekommen? Es hörte sich nicht an wie mein eigener, mehr wie eine Erinnerung, die längst vergessen war, ein Bild... Eine Person... Mädchen... Ein Sonnenaufgang, der Name... Ich schüttelte den Kopf, es war weg. Merkwürdig. Für einen Moment hätte ich schwören können, das Bewußtsein des kleinen Lebens in mir zu spüren, zu mir zu sprechen, zu flüstern, doch der Augenblick war vorbei und ich hatte nicht verstanden, glaubte ich zumindest...
„Firefly?" Ich sah ruckartig auf und merkte, daß wir bereits am Ende der Stufen angekommen waren. Venus bedachte mich mit einem weiteren besorgten Blick, doch ich starrte nur für einen Moment stur geradeaus ins Leere, bevor ich schließlich antwortete. „Geht schon, es war nur... Ich dachte, ich hätte... eine Vision... Es ist weg." Sie schob ein Paar Haarsträhnen beiseite, die mir ins Gesicht gefallen war und lächelte ermutigend. „Ima, du wirst dich schon erinnern, wenn es wirklich wichtig ist. Laß uns jetzt tun, wofür wir hier sind." Zurücklächelnd gab ich ihr einen schnellen Kuß und gemeinsam schritten wir die letzten Stufen hinauf.
Chapter Twenty-two: Star Power – Royal Union
(Sin)
Die Spannung stieg dramatisch im selben Moment als die beiden Sternschnuppen zusammen mit den Neo Senshi und Morgaine den Kreis betraten. Ein unbestimmtes Gefühl von bevorstehendem Desaster... nein, Chaos befiel mich. Etwas stimmte hier nicht, etwas lauerte in den Schatten der angehenden Nacht, etwas, das alles zerstören konnte. Doch insbesondere spürte ich wie schwach Saturn war und das könnte vielleicht sogar das größere Problem werden. Zwei notwendige Ereignisse, zwei prophezeite Meilenstein im Verlauf des Schicksal, essentiell waren sie beide, doch letztendlich schien es oft so, als ob nur das eine wirklich eintrat, nämlich die Zeremonie. Aber ich wollte nicht, ich... wir hatten uns geschworen, daß hier alles richtig laufen würde, was auch immer es kosten möge. Das war unser Schicksal, unsere Vorherbestimmung, der Pfad, dem wir folgen müssen.
„Wir haben uns hier versammelt, um zur bestimmten Zeit und Ort die Verbindung zwischen Erde und Mond offiziell zu bestätigen", begann Morgaine von ihrem Platz am Rande des Steinkreises auf einem kleinen altarähnlichem Gebilde, vor ihr standen Serenity und Endymion. „Im Gegensatz zu einem normalen Sternenbündnis ist dieses hier eines von zukünftigen Herrschern, ein Bestätigung ihrer Reife und ihres Anspruchs. Von jeher waren die Kristalle der Reiche getrennt und agierten getrennt voneinander, doch waren ihre Wesen, ihre Seelen immer verbunden, bestimmt eines Tages zueinanderzufinden. Während der Silberkristall immer an die Planeten dieses Sonnensystems gebunden war und jetzt mehr denn je ist, ist der Goldkristall, der Kristall der Erde, stets an die Reiche seines Planeten gebunden. An die heiligen Fokuspunkte seiner Erschaffung Elysion, Avalon, Atlantis und das Reich der Erde selbst."
Die Priesterin gestikulierte zu Helios und dieser trat vor, der Goldkristall pulsierte in seiner Hand, und beide wandten sich Endymion zu. Die anderen Senshi hatten mittlerweile einen Kreis gebildet. Merkur, Mars, Jupiter, Uranus, Neptun, Pluto, Venus und Saturn, genauso wie Starmoon. Die Neo Senshi, Libra, Luna und Artemis warteten draußen, da sie keinen direkten Part in diesem Ereignis spielten, bereit jede Einmischung abzuwehren. Anshar und ich hielten uns etwas im Hintergrund, doch wir beide wußten, daß wir nicht nur hier waren, um zuzuschauen.
„Während die Senshi hier sind, um diesen Vereinigung mit ihren Kräften zu bestätigen und zu speisen, so hat jedes der Reiche eine besondere Bedeutung darin. Elysion, das Herz, stellt den Kristall, den es schon so lange behütet hat bis der Zeitpunkt reif war. Getrennt von seinem Träger blieb nur das Fragment eines Sternenkristalls zurück, zwar echt und immer noch mit der Kraft eines Planeten, doch ohne die außergewöhnlichen Macht, die der Goldkristall bietet. Das Reich selber würde den Träger stellen, den Prinzen zur Prinzessin, Erde zum Mond. Ihr seid nun reif genug, Endymion, Prinz der Erde, rechtmäßiger Träger des Goldkristalls."
Helios streckte die Hand mit dem Kristall auf und Endymion berührte den dargeboten Stein vorsichtig. Augenblicklich blitze der Kristall auf und als das goldene Licht abebbte war er verschwunden. Etwas verwirrt zuerst sah Endymion hinunter auf seine leere Hand aber Serenity schien verstanden zu haben und übernahm die Initiative, in dem sie den Ginsuishou herbeirief und vor sich schweben ließ. Endymion folgte ihrem Beispiel und schaffte es bald dessen Gegenstück zu formen. Die beiden Kristalle reagierten aufeinander und schwebten etwas in die Luft über ihre beiden Träger. Diese drehten sich wieder zu Morgaine um.
„Als Priesterin und Leiterin dieser Zeremonie erfülle ich Avalons Part bereits. Es fehlt nur noch eines, denn ohne Atlantis Zustimmung kann euch kein Segen erteilt werden. Nur leider... existiert dieses Reich nicht mehr und so..." Das war unser Zeichen, sozusagen. Niemand wußte es, ich war sicher Morgaine würde einfach darauf zählen, daß es wohl auch so funktionieren würde, WEIL Atlantis nicht mehr existierte aber dem war nicht ganz so. Deswegen waren wir hier.
„In diesem Falle bieten wir unsere Dienste als Paten und als Vertreter Atlantis an." Gemeinsam traten Anshar und ich in den Kreis. Ich postierte mich neben Endymion, während Anshar sich an Serenitys Seite begab. Alle Anwesenden sahen uns überrascht an und auch Morgaines Blick forderte eine Erklärung und ich war bereit eine zu geben. „Atlantis ist nicht verloren, nur... unerreichbar. Wie Sailorpallas schon so unbeholfen andeutete..." Die Angesprochene errötete und Vesta grinste. „... sind die alten Reiche in der Zukunft wieder vereint unter der Herrschaft des neuen Königreichs. Mein Bruder und ich stammen aus Atlantis. Wir sind keine hochgestellten Persönlichkeiten oder bekleiden eine besondere Position. Doch durch unseren neuen Status sollte uns genug Entscheidungsgewalt zustehen." Morgaine nickte verstehend und zustimmend und wandte sich dann kurz an Serenity und Endymion. „Akzeptiert ihr diese zwei als eure Paten?"
„Wir akzeptieren", entgegnete die Angesprochenen gemeinsam. „So sei es denn."
(Endymion)
Das Gefühl war einzigartig. Faszinierend, verzaubernd, durchdringend, stärkend, machtvoll, sanft, gelassen, rein... Soviel auf einmal. Der kurze Moment, als ich den Goldkristall in meinem Körper spürte... Usako hatte einmal gesagt, die echten Sternenkristalle, die Sailorkristalle in uns wären wie ein kleiner Stern. Vielleicht traf es dieser Satz noch am besten, beschrieb aber auch nur annährend wie sich das Gefühl einer pulsierenden Lebensblume – ja, das war auch ganz gut – in dir anfühlte, gerade das erste Mal. Gut, ich war schon einigermaßen vorbereitet, denn in den letzten zwei Jahren hatte Helios mich oft in Träumen aufgesucht, mich nach Elysion geführt und dort den Umgang mit meiner gegebenen Macht gelehrt. Die Realität jedoch war schon etwas anderes.
Mittlerweile war Morgaine – wenn ich das meinen Geschichtslehrern erzählte, würden die verrückt werden – fortgefahren und Serenity und ich hatten bereits unsere Bestätigung gegeben, daß wir uns über alle Konsequenzen bewußt waren. Es war seltsam – und ich spürte, daß Serenity genauso dachte –, denn vor nicht einmal zwei Wochen noch, standen wir selber da, wo die avalonische Priesterin jetzt stand, zum Anlaß von Venus und Saturns Sternenbündnis. Doch gleichzeitig war es irgendwie anders. Niemand brauchte die besondere Bedeutung und Handhabung von dem hier zu erklären. Wir beide wußten, daß der Tag irgendwann kommen würde, in unserem Unterbewußtsein war es uns immer klar gewesen seit wir in der Zukunft gewesen waren.
Gerade wollte Morgaine mit dem Austausch der Ringe beginnen, da spürte ich eine abnormale, negative Energie, eine sehr hohe Energie. Selber hatte ich dieses Muster noch nie in vollendeter Form und Entfaltung gesehen aber an der Reaktion, der anderen Senshi, die alle fast simultan herumwirbelte, brauchte ich keinen Blick auf die Figur weit über uns in der Luft mit ihren schwarzen Fledermausflügeln zu werfen, um zu wissen, wem das Muster gehörte. Chaos...
Ich konnte mir nicht vorstellen wie es hier hereingekommen war, außer daß es vielleicht mit uns durchgeschlüpft wäre. Aber niemand, niemand hatte etwas bemerkt. Wie konnte die Inkarnation des Bösen selber erst in der Vergangenheit in Atlantis auftauchen und dann auch noch hier... Das überstieg meine Vorstellungskraft und ich fürchtete, wir hatten ein Riesenproblem.
„Na, na, wen haben wir denn da? Ich fürchte... ARGH!" Ein Energieblitz aus zwielichtfarbener Energie hatte sich frontal durch die linke Schulter von Chaos gebohrt. Alle Augen wanden sich auf die Figur am Rande der Steintreppe, nur knapp außerhalb des eigentlichen Kreises. Gemessen an der Reaktion der beiden Sternschnuppen, Plutos sowie unserer beiden Paten erlaubte auch dies nur einen Schluß. Langsam begann das Ganze außer Kontrolle zu geraten. Was mich nur verwirrte war, daß die Frau, offensichtlich Arora, keine Anstalten machte uns zu stören. Im Gegenteil mit einer brachialen Geschwindigkeit stürzte sie sich auf die Verkörperung Chaos' und begann es methodisch von uns wegzulocken.
Libra und die vier Neo Senshi waren drauf und dran die Verfolgung aufzunehmen aber Morgaine hinderte uns überraschenderweise daran. „Laßt sie gehen. Sie ist nur hier, um es zu jagen. Sollte sie etwas anderes wagen wird der temporäre Schlüssel, den sie trägt, sie zerstören." Die Frage, warum eine Adeptin des Chaos ihren eigenen Meister jagte, lag mir förmlich auf der Zunge, doch ich schluckte sie herunter und wandte mich Serenity zu. Ein goldener Ring formte sich über meiner Handfläche und ich reichte ihn vorrübergehend an Sin weiter. Es war Zeit.
(Venus)
Die Zeremonie schritt nach der kurzen Unterbrechung ohne weitere Zwischenfälle voran, zumindest für eine kurze Weile. Serenity und Endymion tauschten ihre Schwüre aus und ich konnte nicht anders, als zurückdenken an den Tag, an dem wir selber da gestanden hatten, Hotaru und ich, es löste so viele gute Erinnerungen aus, Erinnerungen, die immer noch sehr frisch waren und wohl nie vergessen werden würden. Nein, nicht wohl, bestimmt nicht. Die Liebe, Hingabe und Vertrauen in Serenitys Augen bei der offiziellen Bekanntmachung ihrer Liebe, die Fürsorge und die Aufopferungsbereitschaft für seine geliebte Prinzessin von Endymion. Das alles, es zehrte an meinen eigenen Gefühlen und hielt mir ständig wieder vor Augen wie unendlich glücklich ich mich doch schätzen konnte, Hotaru an meiner Seite zu haben, für immer. Weder Libra, noch jemand anderes würde etwas daran ändern können, wenn es notwendig war, würde ich alles dafür tun, was notwendig war. Nichts in der Welt würde mich dazu bringen das Glück, das wir hatten, wieder herzugeben. Nicht nach allen, was wir durchgemacht hatten, um es zu erlangen.
So tief in Gedanken bekam ich gar nicht richtig mit wie die Zeremonie langsam voranschritt. Serenity und Endymion teilten gerade einen tiefen Kuß und man konnte die Emotionen förmlich durch die Luft fliegen sehen. Ich fragte mich unwillkürlich, ob Hotaru und ich wohl auch so gewirkt hatten. Der Gral schwebte – SCHWEBTE – vor ihnen in der Luft und praktisch gesehen war das der Abschluß jedes Sternenbündnisses, doch Morgaine machte keine Anstalten die letzten Worte zu sprechen. Noch war es nicht ganz vorbei und was jetzt kommen würde, das machte mir am meisten Angst, denn ich fürchtete, daß Hotaru es nicht durchstehen würde. Sie war jetzt schon am Rande des Zusammenbruchs und ich spürte, daß das Kind auf dem Weg war. Nur noch eine Frage von Minuten eigentlich.
Der Gral schwebte höher in die Luft, bis er schließlich über dem baldigen Königspaar genau zwischen ihnen stoppte. Ginsuishou, Kinsuishou und Kelch formten jetzt ein mit dem Gral als Spitze nach unten ausgerichtetes Dreieck. Ich fühlte den Ruf förmlich und schloß die Augen kurz, um meine eigene Kraft zu sammeln. Das Prinzessinnenkleid ersetzte unsere Fukus und die Kristalle unserer Planeten lösten sich aus unseren Körpern. Es war das erste Mal, daß so etwas passierte... Das erste Mal, daß wir unsere Sailorkristalle in der Hand hielten. Ich starrte etwas auf meinen, denn es war deutlich, daß das nicht das war, was Galaxia eins in der Hand gehalten hatte. Der kleine, orange Kristall sah nun fast aus wie der Ginsuishou, eine Blume in voller Blüte, jedoch in gewisser Hinsicht mehr an einen kleinen Stern erinnernd, mit einigen winzigen Facetten von Violett. Saturns Kristall glich dem meinigen, nur in Violett und mit Facetten von Orange. Anscheinend ein Nebeneffekt des Bündnisses.
Der Wind wehte plötzlich stärker, ich konnte die See förmlich rauher werden hören, die Erde bewegte sich und die kleinen Fackeln am Rande des Kreises schossen in die Höhe. Ein kleiner Schmetterling, nicht so groß wie ein normaler Lichtschmetterling löste sich aus dem Kristall einer jeden von uns, ohne irgend etwas zu tun. Sie flatterten für einen Moment auf der Stelle, dann blitze das Planetensymbol einer jeden von uns auf und die Schmetterlinge wurden zu kontrollierten Lichtstrahlen aus Planetenenergie, die direkt auf den Gral zuflogen, sich etwas bogen und dann genau in den geöffneten Kelch hineinströmten.
Es war in diesem Moment, ich hatte es kommen gefühlt und ich wußte, daß, wenn ich nicht schnell etwas tat, das Ganze in einem Desaster enden könnte. Ich kannte Hotaru zu gut, sie würde sich willentlich zu weit pushen, nur, um ihre Pflicht zu erfüllen, doch nicht mit mir. In dem Moment, als der feste Energietransfer begann, drohte sie beinah zusammenzubrechen. Sie fing sich schnell wieder aber ich hatte es gesehen und gefühlt. Ein tiefer Schmerz schoß durch unser Band, Saturn begann abzublocken, doch der kurze Eindruck reichte mir.
In jeder anderen Situation wäre ich wahrscheinlich lieber gestorben als zu tun, was ich gedachte zu tun. Jedoch blieb mir nun keine Wahl. Die Zeremonie, jetzt unterbrochen, würde Serenity und Endymions und damit unser aller Schicksal für immer verändern. Aber wenn Saturn jetzt nicht ging, wäre nicht nur das Kind verloren, sondern auch sie und damit ich selbst... Es ging nicht anderes. Es schmerzte aber es ging nicht anders. *Libra, bring Hotaru hier weg, es ist soweit, los!* Ich warf einen Blick über die Schulter. Die stoisch ruhige Senshi blickte mich überrascht an. *Keine Zeit jetzt für Diskussionen. Das Baby kommt, ich spürte es. Ich kann Saturns Energie leiten, jetzt, wo sie einmal raus ist, du nicht. Los jetzt, wir haben keine Zeit zum diskutieren!* Für einen Moment starrte Libra mir tief in die Augen und nickte dann.
Mit wenigen Schritten war sie bei Saturn und zerrte sie aus dem Kreis. Der ganze Ort wackelte gewaltig, als der heilige Kreis für einen Bruchteil gestört wurde. Ein feiner regenbogenfarbener Film hatte sich auf der Spitze des Grals gebildet und fluktuierte jetzt wild, als der Prozeß, ihn in einen stabilen Strahl zu formen unterbrochen wurde. Ich wollte zurückschauen, sicherstellen, daß mit Hotaru alles in Ordnung war, selber gehen, nicht Libra mit Saturn... Aber ich durfte nicht. Das war eine der schwersten Entscheidungen bisher. Die Entscheidung zwischen meiner Pflicht als Senshi und meiner Pflicht als werdende Mutter. Und es gab nur eine richtige Lösung, ich hoffte nur, daß Hotaru es verstehen würde.
Augenblicklich tastete ich entlang des Bandes, das unsere Seelen verband, und zog den kleinen Rest Saturnenergie zu mir. Pallas sprang augenblicklich an Saturns Platz, als ob sie nur die ganze Zeit darauf gewartet hatte, und addierte ihr eigenes bißchen Planetenkraft, das ihr von Saturn noch übriggeblieben war. Ich fühlte wie Ceres hinter mich trat und meinen eigenen Energiefluß stabilisierte, während ich beschäftigt war, den meiner Gefährtin unter Kontrolle zu bekommen.
Der Regenbogenfilm wabberte, zitterte, verzerrte und langsam, ganz langsam wurde er zu einem geraden Strahl, der bis zwischen die beiden Kristalle reichte. Dann kapselte sich eine Verbindung links und eine rechts ab, eine stabile Brücke zwischen Ginsuishou und Kinsuishou schaffend. Serenitys Kristall sandte eine kleine silberne Blase aus, während eine goldene Flamme aus Endymions kam. Beide trafen sich in der Mitte mit der weißen Kugel, die über unsere Verbindung aufgestiegen war und es gab einen hellen Blitz, als zwei weiße Kugeln mit Schattierungen von Gold und Silber wieder zu den beiden Kristallen zurückschossen und Prinz und Prinzessin in einem hellen Licht badeten.
Als alles vorbei war, waren die Kristalle verschwunden, zurückgekehrt zu ihren Besitzern, der Gral stand vor Morgaine und was ich sah, hätte mir den Atem geraubt, wenn dieser nicht eh schon in kurzen, harten Zügen kommen würde von der Belastung durch die doppelte Energietransferierung. Wo eben noch Prinzessin Serenity und Prinz Endymion standen, da sah ich jetzt niemand anderes, als König und König, die exakten Abbilder des Herrscherpaares, das wir im 30. Jahrhundert gesehen hatten.
„Zwei Sternschnuppen fallen, ein neuer Stern hat sich erhoben. Euer Bund wurde bestätigt. So sollt ihr für immer strahlen am Firmament der Sterne und eure Liebe solle selbst jene erleuchten, die in tiefer Dunkelheit verborgen leben. Nehmt meinen Segen, ich ernenne euch hiermit zu König und Königin. Noch ist euer Wert dem normalen Auge verbogen, doch wenn die Zeit gekommen ist, werden sie wissen und ihr werdet akzeptiert werden." Das war das letzte, was ich hörte, bevor mir alles Schwarz vor Augen wurde und ich in dankbare Ohnmacht fiel mit den Gedanken nur auf eine Person konzentriert... Hotaru.
(Libra)
Meine Flügel schlugen hart und fest gegen den stetigen Wind. Die Elemente waren im Aufruhr, wild und ungezähmt, angetrieben von der Heiligkeit auf dem Gipfel des Berges, den ich versuchte hinter mir zu lassen. Das jahrelange Training zahlte sich aus und so hatte ich keine Probleme den Körper in meinen Armen zu tragen. Diese Aktion, diese eine, absolut opferbereite, selbstlose Bitte hatte einen noch gewaltigeren Respekt vor meiner Rivalin in mir geweckt. Sie war eine Kriegerin durch und durch. Aber im gleichen Maße dachte sie immer an das Beste für ihre Gefährtin. Und sie schaffte es beides im Einklang zu behalten.
In gleicher Maße löste die Form Saturns, beschützend und nah an mich gedrückt, aber auch einen Sturm von Gefühlen aus, den niemand wirklich begreifen konnte. Niemand wirklich begreifen würde. Denn soweit ich das sah, war ich die einzigste Sternschnuppe ohne verbundene Partnerin, denn die war mit einer anderen verbunden... Sie so nahe zu haben, in den Armen zu halten, es weckte Erinnerungen, Erinnerungen, die ich verzweifelt versuchte zu unterdrücken, denn sie taten nichts als mich langsamer zu machen. Sie brachten mich zum Nachdenken, doch ich durfte nicht nachdenken. Venus vertraute mir, mir unter allen Personen, sie vertraute mir das Wertvollste an, was sie hatte, und meine Ehre sträubte sich vehement dagegen auch nur den kleinsten Vorteil aus der Situation zu ziehen.
Rhea machte es mir nicht leichter, als sie sich weiter in meine Arme kuschelte und einen Welle von Verlangen und Leidenschaft durch meinen Körper jagte. Ich sah hinunter und seufzte. Das arme Mädchen war in einer Art Delirium. Wahrscheinlich dachte sie sogar, ich sei Venus. Sie hatte ihre Reserven fast vollkommen aufgebraucht, ihre Grenzen überschritten. Aber sie war schon immer so gewesen, auch damals. Pflicht zuerst, persönliches Wohlbefinden ganz am Ende. Wahrscheinlich merkte sie in ihrem Zustand gar nicht mal, daß ich es war. Hätte ich sie nicht gewaltsam aus dem Kreis gezogen, wir hätten sie wahrscheinlich nicht einmal willentlich dazu bringen können. Diese Trance mußte schon eine Weile angehalten haben, da ich mich doch schon gewundert hatte, warum sie keinen Widerstand äußerte, während Venus und meinem Gedankengespräch. Unter normalen Umständen hätte sie es mitbekommen müssen.
Endlich hatte ich eine gute Windströmung gefunden und huschte mit mehr Geschwindigkeit nach unten auf den Tempel zu. Eine Gruppe Priesterinnen stand unten und sah zu uns hinauf. Nur einige Zeit später legte ich eine mehr oder weniger sanfte Landung hin und nickte den Frauen zu. Sie schienen zu verstehen, offensichtlich vertraut mit der Situation und eilten in den Tempel, ich folgte mit Rhea immer noch in den Armen nur knapp hinter ihnen. Ihre Atmung wurde flacher und Sorge begann nicht zu beschreiben, was ich im Moment empfand. Hoffentlich stand sie das durch.
Wir legten Rhea auf ein vorbereitetes Bett und die Priesterinnen waren schon drauf und dran zu tun, was getan werden mußte. Ohne nachzudenken huschte ich an Rheas Seite. Es war Teil der Ausbildung, die ich genossen hatte. Zwar wußte ich nicht viel aber genug über Sternenkinder, um zu wissen wie vorsichtig und exakt die Geburt durchgeführt werden mußte. Viele Mütter BRAUCHTEN dabei ihre Partnerin als Unterstützung, ich hoffte nur, daß ich diesen Part irgendwie übernehmen konnte...
Jedoch stellte sich heraus, daß ich mir keine Gedanken mehr darüber machen müßte. Wir kamen nie dazu anzufangen, als wie aus dem Nichts plötzlich ein helles Licht den Raum erhellte und die menschlichen Umrisse einer Frau sich bildeten und ich erkannte sie auf Anhieb. „Celeste?" Kein Zweifel, Virgos jüngere Tochter. Was tat sie hier? Was hatte das zu bedeuten? Wieso...?
Celeste lächelte warm und gütig. Ihre Augen fanden Rheas Form auf dem Bett und tiefer Furchen von Sorge krochen in ihr Gesicht. Ohne eine Erklärung abzugeben, ohne ein Wort zu sagen, trat sie vor, die Priesterinnen fielen zurück und Celeste hob die nun zitternde Form meiner Gefährtin aus dem Bett. Ich war drauf und dran auf die andere Seite zu springen, meine Beschützerinstinkte brannten förmlich aber ich kam nie dazu.
„Die Gefährtin meiner Nichte ist bei uns besser aufgehoben. Wir wissen, was wir tun. Sie und das Kind sind in guten Händen... und du weißt es." Celeste sah mir tief in die Augen, ohne jede Furcht oder Besorgnis angesichts einer äußerst angespannten Sternschnuppe ihr gegenüber. Langsam jedoch entspannte ich mich und nickte ergeben. Ohne ein weiteres Wort war Celeste wieder verschwunden und mit ihr meine Sternschnuppe... Allein im Reich ihrer jetzigen Gefährtin, mehr oder weniger unerreichbar für mich.
TBC in Teil 7
Ein Trip ins Engelsreich, eine Geburt, eine Baby und vieles mehr. Die Senshi erhalten Geschenke, Venus etwas ganz besonderes, Reis Geständnis.... Nicht verpassen.
Anmerkungen des Autors
Als ich das begann wußte ich, daß dieses Kapitel lang werden würde, als ich mich spontan zu dem Avalon-Teil entschloß wußte ich, daß es noch viel länger werden würde... Und nun ja, letztendlich ist dem dann auch so geworden.
Vieles in diesem Teil spricht wohl für sich selbst. Doch werden viele sich wahrscheinlich über die plötzliche Einstreuung Avalons in die Geschichte wundern. Alles, was die heilige Insel angeht, bezieht sich grundlegend auf den erst kürzlich ausgestrahlten Film und einige Dinge aus dem Buch, die ich von Basti erfahren habe. Selber habe ich das Buch (noch) nicht gelesen, also verzeiht mir, wenn einige Widersprüchlichkeiten drin sind. Das Avalon hier ist ein Mix aus „Die Nebel von Avalon" und einigen meiner eigenen Gedanken, gerade in Bezug auf das Silberjahrtausend und als Teil der vier heiligen Erdreiche.
Die Zeremonie für Serenity und Endymion war eine Mischung aus Manga (Ende Super S), Sternenbündnis und einigen, eigenen Zusätzen. Ich habe es extra so gemacht die Zeremonie selbst größtenteils aus anderem Blickwinkel zu betrachten. Aus dem simplen Grund die Länge etwas zu reduzieren. Wenn ich nach gut neun bis zehn Seiten auch noch ein volles Sternenbündnis mit allen Emotionen und Gefühlen geschrieben hätte, wäre ich eine Woche später wohl noch nicht fertig gewesen. So wie es ist, bin ich eigentlich auch zufrieden damit.
Das war's dann eigentlich, wie gesagt vieles spricht für sich selbst und vieles wird auch noch im nächsten Teil näher erläutert.
Ja ne, euer
Matthias
