Doch nichts Furchtbares geschah, nicht in dieser Woche und auch nicht in
den nächsten. Die Vampire ließen sich hin und wieder in der Nähe des
Schlosses blicken, doch sie griffen niemanden an. Den einzigen Zwischenfall
hatte es in Hogsmeade gegeben, als zwei von ihnen die "Drei Besen" betreten
und Blut verlangt hatten. Nach einem kurzen Durcheinander wurde allerdings
klar, dass sie niemanden aussaugen, sondern einfach nur einen Drink wollten
und sich das falsche Etablissement ausgesucht hatten.
Remus machte sich weiterhin Gedanken, aber auch Dumbledore, der für einige Tage nach London geflogen war, um Verbündete zu treffen, hatte in der Lehrerkonferenz Entwarnung gegeben. Tatsächlich hatte Remus die seltsame Präsenz der Vampirin nicht mehr im Schloss wahrgenommen, doch das musste noch nicht heißen, dass sie nicht dort gewesen war. Snape blockte sämtliche Fragen, die sie betrafen, ab, und informierte Remus auf blasierte Art und Weise darüber, dass ihn die Sache nichts angehe und dass keinerlei Gefahr bestehe. Das war das letzte Wort des Meisters der Zaubertränke in dieser Angelegenheit und es schien, als würde es sich bewahrheiten.
Doch auch das letzte Wort in Sachen des Wolfsbann-Trankes war noch nicht gesprochen, das war Remus sehr wohl bewusst, als er an einem lauen Abend rastlos in seinem Wohnzimmer auf und ab lief. Auf seinem überladenen Schreibtisch stand die Flasche, um deren Inhalt sich seine Gedanken drehten. Snape hatte sich mit der Herstellung des Trankes bis zur letzten Sekunde Zeit gelassen und ihn erst vor wenigen Minuten persönlich vorbeigebracht. Das stumme Kräftemessen zwischen ihnen war einmal mehr unvermeidlich gewesen, und obwohl sich Remus um Höflichkeit bemüht hatte, hatte er Snape letztendlich rausgeworfen, nachdem ihn dieser noch einmal darauf hingewiesen hatte, dass er von ihm abhing. Es musste eine Lösung geben. Er musste das Rezept haben. Und er würde sich verdammt noch mal dafür nicht an Dumbledore wenden.
Sein ganzer Körper tat weh und wenn er aus dem Fenster in die leuchtenden Rottöne des Sonnenunterganges blickte, dann verstärkte sich das Reißen unter seiner Haut und seine Finger krümmten sich instinktiv. Der Druck in seinem Kiefer nahm von Minute zu Minute zu. Es würde nicht mehr lang dauern, dann stand der bleiche Mond am Himmel. Es war die Nacht vor Vollmond, in der er, wie in den beiden folgenden Nächten, zum Wolf werden würde. Er beendete sein Herumirren, griff nach der Flasche und stürzte den Trank hinunter. Der Geschmack war wie immer bitter und ein wenig säuerlich. In einem Anfall von Wut schmetterte er das leere Gefäß gegen die nächste Wand, wo es klirrend zerschellte. Schwer atmend blieb er stehen und starrte sein Werk an. Er ließ sich doch sonst nicht so gehen. Konnte es möglich sein - nein, er verwarf den Gedanken.
Vielleicht würde ihm einen Runde über die Hügel und durch den Wald gut tun. Seit er seine Verwandlung kontrollieren konnte und bei klarem Verstand blieb, zog er es normalerweise vor, in seinen Räumen zu bleiben, damit ihm die Blamage erspart blieb, dass man ihn draußen nach der Rückverwandlung fand, völlig entkräftet, so wie es meistens war. Doch am heutigen Tag lockte ihn die Weite der Ländereien von Hogwarts auf seltsame Weise.
Er erreichte den Rand des Waldes, als der Mond über den Bergen erschien und beeilte sich, mit den Schatten zu verschmelzen. Fast unmittelbar spürte er, wie die Verwandlung begann. Seine Beine schrumpften unter großen Schmerzen, seine Rücken bog sich, so dass er seine Arme zum Boden ausstrecken musste, um Halt zu finden. Er spürte, wie ihm Klauen aus Fingern und Zehen wuchsen, Haare in Büscheln aus seiner Haut schossen, sich seine Kleidung dehnte und zerriss. In seinem Mund schossen seine Zähne zu Fängen empor. Irgendwann in diesem Prozess, der ihm so vertraut war, wie er ihm als Teil seines Lebens nur sein konnte, begriff er, dass etwas falsch lief. Er fühlte, wie die Aggression in ihm immer weiter wuchs, sich nicht bezähmen ließ. Sein letzter klarer Gedanken, den er fassen konnte, bevor ihm das menschliche Denken abhanden kam, war, dass der Trank nicht gewirkt hatte.
Dann war da nur noch Gier. Vorbeifliegende Schatten, lockerer Waldboden, der unter seinen Pfoten aufspritzte, der Geruch von tausend anderen Tieren und Pflanzen. Er verharrte hier und da, nahm die Witterung auf, lauschte, wie sich leise Pfoten davonstahlen, weil sie ihn fürchteten. Triumph wallte in ihm auf. Weiter, er musste immer weiter. Nicht mehr hier bleiben, die Nähe der Menschen suchen. Er konnte sie förmlich wittern, wie sie in ihrem Dorf beisammen saßen, lachten. Er konnte riechen, wie sie schwitzten und fast schmeckte er schon Blut in seinem Rachen. Die Lichter des Dorfes tauchten auf, zogen ihn an, das Ziel seines Strebens.
Dann war er dort. Zunächst verbarg er sich in den Schatten der Häuser, nahm die Witterung auf. Eine Gruppe von Jugendlichen zog an ihm vorbei und für einen Moment blitzte in seinem Schädel der Gedanken auf, dass er sie nicht verletzen durfte. Doch dieses Hirngespinst verschwand wieder, wurde durch Durst ersetzt, dem Durst nach Leben und Jagen. Auf leisen Pfoten schlich er näher an die Gruppe heran, die ortsauswärts strebte und dann einen einsamen Pfad betrat. Ein vertrauter Weg für ihn, der zur Heulenden Hütte. Er folgte ihnen mit einigem Abstand, und sie schienen ihn auch nicht zu bemerken. Ahnungslose Kinder. Hilflos. Auf der Suche nach dem Nervenkitzel. Er knurrte, seine Lefzen hoben sich, als er die Jugendlichen schließlich überholte und sich dann auf die Lauer legte, um auf sie zu warten. Seine Pfoten machten kein Geräusch, doch er meinte, dass sein keuchender Atem ihn verraten konnte. Hinter einem großen Busch verharrte er. Sein Körper spannte sich, als er sich zum Sprung bereit machte. Dann schoss er los.
Als er in der Luft war, prallte etwas mit voller Wucht gegen ihn und riss ihn zu Boden. Die Schüler schrieen etwas, das er nicht verstand und liefen davon. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und es dauerte einen Moment, bis er sich erholt hatte. Knurrend rappelte er sich auf und erkannte dann im Licht des Mondes, wer ihn angegriffen hatte. Es war die Vampirin. Er war überrascht, und der Funken menschlicher Wiedererkennung flammte in ihm auf. Doch dann erkannte er, dass in diesem Moment nur zählte, dass sie sein Gegner war. Fauchend sprang er erneut los und sie konnte nicht rechtzeitig ausweichen, als er sie umriss und sich in ihre Hüfte verbiss. Blut floss in sein Maul, benetzte seine Zunge, doch es war nicht süß und warm wie das Blut von Menschen, sondern kühl und samtig. Die Vampirin schrie auf, doch dann riss sie sich los und mit einer Kraft, die ihn erstaunte, schloß sie die Hände um seinen Hals. Sie wälzten sich im Staub des Weges, in einer todbringenden Umklammerung. Er schlug seine Klauen in ihren Körper und sie selbst drückte ihm mit unglaublicher Kraft den Rachen zu. Sekunden dehnten sich zu Minuten, der Geruch nach Blut und Angst, das Gefühl des Kampfes machten ihn rasend. Etwas in seinem Nacken knackte unheilverkündend und er spürte, wie sein Körper schlaff wurde. Dann wurde die Welt schwarz.
Remus machte sich weiterhin Gedanken, aber auch Dumbledore, der für einige Tage nach London geflogen war, um Verbündete zu treffen, hatte in der Lehrerkonferenz Entwarnung gegeben. Tatsächlich hatte Remus die seltsame Präsenz der Vampirin nicht mehr im Schloss wahrgenommen, doch das musste noch nicht heißen, dass sie nicht dort gewesen war. Snape blockte sämtliche Fragen, die sie betrafen, ab, und informierte Remus auf blasierte Art und Weise darüber, dass ihn die Sache nichts angehe und dass keinerlei Gefahr bestehe. Das war das letzte Wort des Meisters der Zaubertränke in dieser Angelegenheit und es schien, als würde es sich bewahrheiten.
Doch auch das letzte Wort in Sachen des Wolfsbann-Trankes war noch nicht gesprochen, das war Remus sehr wohl bewusst, als er an einem lauen Abend rastlos in seinem Wohnzimmer auf und ab lief. Auf seinem überladenen Schreibtisch stand die Flasche, um deren Inhalt sich seine Gedanken drehten. Snape hatte sich mit der Herstellung des Trankes bis zur letzten Sekunde Zeit gelassen und ihn erst vor wenigen Minuten persönlich vorbeigebracht. Das stumme Kräftemessen zwischen ihnen war einmal mehr unvermeidlich gewesen, und obwohl sich Remus um Höflichkeit bemüht hatte, hatte er Snape letztendlich rausgeworfen, nachdem ihn dieser noch einmal darauf hingewiesen hatte, dass er von ihm abhing. Es musste eine Lösung geben. Er musste das Rezept haben. Und er würde sich verdammt noch mal dafür nicht an Dumbledore wenden.
Sein ganzer Körper tat weh und wenn er aus dem Fenster in die leuchtenden Rottöne des Sonnenunterganges blickte, dann verstärkte sich das Reißen unter seiner Haut und seine Finger krümmten sich instinktiv. Der Druck in seinem Kiefer nahm von Minute zu Minute zu. Es würde nicht mehr lang dauern, dann stand der bleiche Mond am Himmel. Es war die Nacht vor Vollmond, in der er, wie in den beiden folgenden Nächten, zum Wolf werden würde. Er beendete sein Herumirren, griff nach der Flasche und stürzte den Trank hinunter. Der Geschmack war wie immer bitter und ein wenig säuerlich. In einem Anfall von Wut schmetterte er das leere Gefäß gegen die nächste Wand, wo es klirrend zerschellte. Schwer atmend blieb er stehen und starrte sein Werk an. Er ließ sich doch sonst nicht so gehen. Konnte es möglich sein - nein, er verwarf den Gedanken.
Vielleicht würde ihm einen Runde über die Hügel und durch den Wald gut tun. Seit er seine Verwandlung kontrollieren konnte und bei klarem Verstand blieb, zog er es normalerweise vor, in seinen Räumen zu bleiben, damit ihm die Blamage erspart blieb, dass man ihn draußen nach der Rückverwandlung fand, völlig entkräftet, so wie es meistens war. Doch am heutigen Tag lockte ihn die Weite der Ländereien von Hogwarts auf seltsame Weise.
Er erreichte den Rand des Waldes, als der Mond über den Bergen erschien und beeilte sich, mit den Schatten zu verschmelzen. Fast unmittelbar spürte er, wie die Verwandlung begann. Seine Beine schrumpften unter großen Schmerzen, seine Rücken bog sich, so dass er seine Arme zum Boden ausstrecken musste, um Halt zu finden. Er spürte, wie ihm Klauen aus Fingern und Zehen wuchsen, Haare in Büscheln aus seiner Haut schossen, sich seine Kleidung dehnte und zerriss. In seinem Mund schossen seine Zähne zu Fängen empor. Irgendwann in diesem Prozess, der ihm so vertraut war, wie er ihm als Teil seines Lebens nur sein konnte, begriff er, dass etwas falsch lief. Er fühlte, wie die Aggression in ihm immer weiter wuchs, sich nicht bezähmen ließ. Sein letzter klarer Gedanken, den er fassen konnte, bevor ihm das menschliche Denken abhanden kam, war, dass der Trank nicht gewirkt hatte.
Dann war da nur noch Gier. Vorbeifliegende Schatten, lockerer Waldboden, der unter seinen Pfoten aufspritzte, der Geruch von tausend anderen Tieren und Pflanzen. Er verharrte hier und da, nahm die Witterung auf, lauschte, wie sich leise Pfoten davonstahlen, weil sie ihn fürchteten. Triumph wallte in ihm auf. Weiter, er musste immer weiter. Nicht mehr hier bleiben, die Nähe der Menschen suchen. Er konnte sie förmlich wittern, wie sie in ihrem Dorf beisammen saßen, lachten. Er konnte riechen, wie sie schwitzten und fast schmeckte er schon Blut in seinem Rachen. Die Lichter des Dorfes tauchten auf, zogen ihn an, das Ziel seines Strebens.
Dann war er dort. Zunächst verbarg er sich in den Schatten der Häuser, nahm die Witterung auf. Eine Gruppe von Jugendlichen zog an ihm vorbei und für einen Moment blitzte in seinem Schädel der Gedanken auf, dass er sie nicht verletzen durfte. Doch dieses Hirngespinst verschwand wieder, wurde durch Durst ersetzt, dem Durst nach Leben und Jagen. Auf leisen Pfoten schlich er näher an die Gruppe heran, die ortsauswärts strebte und dann einen einsamen Pfad betrat. Ein vertrauter Weg für ihn, der zur Heulenden Hütte. Er folgte ihnen mit einigem Abstand, und sie schienen ihn auch nicht zu bemerken. Ahnungslose Kinder. Hilflos. Auf der Suche nach dem Nervenkitzel. Er knurrte, seine Lefzen hoben sich, als er die Jugendlichen schließlich überholte und sich dann auf die Lauer legte, um auf sie zu warten. Seine Pfoten machten kein Geräusch, doch er meinte, dass sein keuchender Atem ihn verraten konnte. Hinter einem großen Busch verharrte er. Sein Körper spannte sich, als er sich zum Sprung bereit machte. Dann schoss er los.
Als er in der Luft war, prallte etwas mit voller Wucht gegen ihn und riss ihn zu Boden. Die Schüler schrieen etwas, das er nicht verstand und liefen davon. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und es dauerte einen Moment, bis er sich erholt hatte. Knurrend rappelte er sich auf und erkannte dann im Licht des Mondes, wer ihn angegriffen hatte. Es war die Vampirin. Er war überrascht, und der Funken menschlicher Wiedererkennung flammte in ihm auf. Doch dann erkannte er, dass in diesem Moment nur zählte, dass sie sein Gegner war. Fauchend sprang er erneut los und sie konnte nicht rechtzeitig ausweichen, als er sie umriss und sich in ihre Hüfte verbiss. Blut floss in sein Maul, benetzte seine Zunge, doch es war nicht süß und warm wie das Blut von Menschen, sondern kühl und samtig. Die Vampirin schrie auf, doch dann riss sie sich los und mit einer Kraft, die ihn erstaunte, schloß sie die Hände um seinen Hals. Sie wälzten sich im Staub des Weges, in einer todbringenden Umklammerung. Er schlug seine Klauen in ihren Körper und sie selbst drückte ihm mit unglaublicher Kraft den Rachen zu. Sekunden dehnten sich zu Minuten, der Geruch nach Blut und Angst, das Gefühl des Kampfes machten ihn rasend. Etwas in seinem Nacken knackte unheilverkündend und er spürte, wie sein Körper schlaff wurde. Dann wurde die Welt schwarz.
