Remus erwachte in seinem abgedunkelten Schlafzimmer und ächzte vor
Schmerzen. Alles tat weh. Jeder seiner Knochen, jeder Muskel. Wie es immer
nach seiner Rückverwandlung war. Für einen ewig erscheinenden Moment blieb
er einfach liegen, nackt und schweißgebadet unter der dünnen Decke und
starrte an die Decke. Was war geschehen?
Die Erinnerungen der vergangenen Nacht kamen langsam hoch. Der Trank, der nicht gewirkt hatte. Und dann jener animalische Drang nach Bewegung, nach Jagd. Remus schloss gepeinigt die Augen, um sich zu besinnen. Was hatte er nur getan? Mit Mühe quälte er seine Gedanken an die Stelle, an der er auf dem Weg zur Heulenden Hütte den Schülern aufgelauert hatte. Es waren ein paar Siebtklässler gewesen, die ihren wöchentlichen Ausflug nach Hogsmeade gemacht hatten. Und er, er war ihr Lehrer und hatte versucht, sie zu töten. Die Eltern hatten ganz recht mit den Beschwerdebriefen, die sich nach seinem ersten Jahr an die Schule gerichtet hatten. Er war gefährlich, er war unberechenbar. Eine Bestie.
Von Selbstmitleid übermannt, rollte er sich zur Seite und erstarrte. Neben ihm lag, mit geschlossenen Augen, die Vampirin. Ihr schmaler Brustkorb wurde von keinem Atem gehoben, doch er wusste, dass sie schlief. Es war immerhin helllichter Tag und Sonnenstrahlen fielen durch die geschlossenen Fensterläden wie Gefängnisgitter aus Licht. Abgelenkt von seinem Jammer, betrachtete Remus sie eingehend. So zusammengerollt, ohne Schuhe und Mantel, wirkte sie wie ein einsames Kind. Ihre mächtige Aura war erloschen, sie war einfach sie selbst, eine hübsche, junge Frau mit blasser Hautfarbe. Entgegen besseren Wissens hob er seine Hand und berührte ihre Wange. Die Haut war kühl, aber weich und auf eine andere Weise als die menschliche einladend. Verständlich, dass die Menschen in den Wesen der Nacht nicht nur die Gefahr sahen, sondern auch die Versuchung, die sie darstellten. Sie regte sich und er zuckte zurück, so als habe er sich verbrannt. Mit unheimlicher Langsamkeit öffnete sie die Augen und sie blickten sich an. Remus erwartete, dass ihre unglaubliche Ausstrahlung zurückkehren würde, doch nichts geschah. Es war, als wisse sie, dass er zu schwach war, um sich wehren zu können. Die Situation war absolut surreal. Er lag nackt neben ihr, schutzlos wie nur irgend möglich und fühlte sich warm und beschützt, jetzt, da sie wach war.
"Wie fühlen Sie sich, Professor Lupin?", erkundigte sie sich leise und setzte sich auf. "Ich musste etwas fester zupacken, um sicherzustellen, dass den Kindern nichts passierte."
Remus bewegte vorsichtig seinen Kopf, und tatsächlich schoss ein scharfer Schmerz durch seinen Hals. Das grauenerregende Knacken, als seine Wirbelsäule brach, hallte in seinen Ohren wieder und mit einem Mal war alles wieder da. Das Gefühl ihrer Hände, die unbarmherzig zudrückten, der Geschmack ihres Blutes, seine Krallen, die sich in sie versenkten. Wie kam es, dass er jetzt heil und so gut wie unverletzt in seinen Räumen war? Dass Vampire über erstaunliche Selbstheilungskräfte verfügten, war allgemein bekannt, doch was war mit ihm? So als habe sie seine Gedanken erraten, legte sie ihre Hand auf seinen Nacken und sofort entspannten sich dort seine überanstrengten Muskeln. Der Schmerz verschwand. Verblüfft starrte er sie an.
"Wie -?", brachte er hervor.
Sie winkte ab, wirkte für einen Moment erschöpft, so als habe sie ihre Fähigkeit, ihn zu heilen, einen Teil ihrer eigenen Kraft gekostet. Schweigend saß Remus da und starrte sie an. Sie hatte die Kinder gerettet und verhindert, dass er einen unverzeihlichen Fehler beging. Und sie war bei ihm geblieben. Teile eines Puzzles, die nicht recht zusammenpassend wollten.
"Professor Dumbledore weiß, dass ich hier bin. Er schien geahnt zu haben, dass etwas geschehen sein musste und erwartete mich am Tor, als ich Sie zum Schloss brachte. Ich kann nur eintreten, wenn ich von einem Magier begleitet werde, der die Schutzzauber für mich fallen lässt. Da der Morgen graute, bot er mir an, hierzubleiben und mich um Sie zu kümmern."
"Ein Hoch auf Albus Glauben an die Menschheit!", meinte Remus trocken. "Er scheint Ihnen zu trauen."
"Tun Sie das etwa nicht, Professor?" Sie lächelte kurz und irgendwie schmerzlich. "Ich hatte den Eindruck."
"Es ist ziemlich beruhigend, dass Ihnen mein Blut nicht schmeckt. Das ist alles, was mich für Sie einnimmt." Als sie spöttisch eine Augenbraue hob, beeilter er sich, hinzuzusetzen: "Nein, das ist nicht alles. Was Sie für mich getan haben-."
"Überschlagen Sie sich bitte nicht vor Dankbarkeit."
Er hätte nie gedacht, dass Vampire Sinn für Humor haben konnten. Aber sie bildete ja in vielem eine Ausnahme. Abwehrend hob er die Hände.
"Um Vergebung, Mylady. Ich bin nicht in der Stimmung, um mich mit Ihnen zu schlagen. Jeder Teil meines Körpers tut weh. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich würde gern noch etwas schlafen."
Sie stutzte und ließ sich dann mit einem sehr menschlichen Seufzer zurück in ihr Kissen fallen.
"Es stört Sie nicht, wenn ich bleibe." Das war eher verwunderte Feststellung als eine Frage.
"Nein", antwortet Remus. "Ich war zwar noch nie mit einem Vampir im Bett, aber bislang ist es ganz nett."
Einen Moment blieb es ruhig. Remus entspannte sich und schloss die Augen. Ihre Hand schob sich über die seine und der Rest seiner Schmerzen floss aus ihm heraus wie Wasser aus einem lecken Schlauch. Es blieb eine zähe Mattigkeit, die ihn letztendlich überwältigte und ins Reich des Schlafes zog.
Die Erinnerungen der vergangenen Nacht kamen langsam hoch. Der Trank, der nicht gewirkt hatte. Und dann jener animalische Drang nach Bewegung, nach Jagd. Remus schloss gepeinigt die Augen, um sich zu besinnen. Was hatte er nur getan? Mit Mühe quälte er seine Gedanken an die Stelle, an der er auf dem Weg zur Heulenden Hütte den Schülern aufgelauert hatte. Es waren ein paar Siebtklässler gewesen, die ihren wöchentlichen Ausflug nach Hogsmeade gemacht hatten. Und er, er war ihr Lehrer und hatte versucht, sie zu töten. Die Eltern hatten ganz recht mit den Beschwerdebriefen, die sich nach seinem ersten Jahr an die Schule gerichtet hatten. Er war gefährlich, er war unberechenbar. Eine Bestie.
Von Selbstmitleid übermannt, rollte er sich zur Seite und erstarrte. Neben ihm lag, mit geschlossenen Augen, die Vampirin. Ihr schmaler Brustkorb wurde von keinem Atem gehoben, doch er wusste, dass sie schlief. Es war immerhin helllichter Tag und Sonnenstrahlen fielen durch die geschlossenen Fensterläden wie Gefängnisgitter aus Licht. Abgelenkt von seinem Jammer, betrachtete Remus sie eingehend. So zusammengerollt, ohne Schuhe und Mantel, wirkte sie wie ein einsames Kind. Ihre mächtige Aura war erloschen, sie war einfach sie selbst, eine hübsche, junge Frau mit blasser Hautfarbe. Entgegen besseren Wissens hob er seine Hand und berührte ihre Wange. Die Haut war kühl, aber weich und auf eine andere Weise als die menschliche einladend. Verständlich, dass die Menschen in den Wesen der Nacht nicht nur die Gefahr sahen, sondern auch die Versuchung, die sie darstellten. Sie regte sich und er zuckte zurück, so als habe er sich verbrannt. Mit unheimlicher Langsamkeit öffnete sie die Augen und sie blickten sich an. Remus erwartete, dass ihre unglaubliche Ausstrahlung zurückkehren würde, doch nichts geschah. Es war, als wisse sie, dass er zu schwach war, um sich wehren zu können. Die Situation war absolut surreal. Er lag nackt neben ihr, schutzlos wie nur irgend möglich und fühlte sich warm und beschützt, jetzt, da sie wach war.
"Wie fühlen Sie sich, Professor Lupin?", erkundigte sie sich leise und setzte sich auf. "Ich musste etwas fester zupacken, um sicherzustellen, dass den Kindern nichts passierte."
Remus bewegte vorsichtig seinen Kopf, und tatsächlich schoss ein scharfer Schmerz durch seinen Hals. Das grauenerregende Knacken, als seine Wirbelsäule brach, hallte in seinen Ohren wieder und mit einem Mal war alles wieder da. Das Gefühl ihrer Hände, die unbarmherzig zudrückten, der Geschmack ihres Blutes, seine Krallen, die sich in sie versenkten. Wie kam es, dass er jetzt heil und so gut wie unverletzt in seinen Räumen war? Dass Vampire über erstaunliche Selbstheilungskräfte verfügten, war allgemein bekannt, doch was war mit ihm? So als habe sie seine Gedanken erraten, legte sie ihre Hand auf seinen Nacken und sofort entspannten sich dort seine überanstrengten Muskeln. Der Schmerz verschwand. Verblüfft starrte er sie an.
"Wie -?", brachte er hervor.
Sie winkte ab, wirkte für einen Moment erschöpft, so als habe sie ihre Fähigkeit, ihn zu heilen, einen Teil ihrer eigenen Kraft gekostet. Schweigend saß Remus da und starrte sie an. Sie hatte die Kinder gerettet und verhindert, dass er einen unverzeihlichen Fehler beging. Und sie war bei ihm geblieben. Teile eines Puzzles, die nicht recht zusammenpassend wollten.
"Professor Dumbledore weiß, dass ich hier bin. Er schien geahnt zu haben, dass etwas geschehen sein musste und erwartete mich am Tor, als ich Sie zum Schloss brachte. Ich kann nur eintreten, wenn ich von einem Magier begleitet werde, der die Schutzzauber für mich fallen lässt. Da der Morgen graute, bot er mir an, hierzubleiben und mich um Sie zu kümmern."
"Ein Hoch auf Albus Glauben an die Menschheit!", meinte Remus trocken. "Er scheint Ihnen zu trauen."
"Tun Sie das etwa nicht, Professor?" Sie lächelte kurz und irgendwie schmerzlich. "Ich hatte den Eindruck."
"Es ist ziemlich beruhigend, dass Ihnen mein Blut nicht schmeckt. Das ist alles, was mich für Sie einnimmt." Als sie spöttisch eine Augenbraue hob, beeilter er sich, hinzuzusetzen: "Nein, das ist nicht alles. Was Sie für mich getan haben-."
"Überschlagen Sie sich bitte nicht vor Dankbarkeit."
Er hätte nie gedacht, dass Vampire Sinn für Humor haben konnten. Aber sie bildete ja in vielem eine Ausnahme. Abwehrend hob er die Hände.
"Um Vergebung, Mylady. Ich bin nicht in der Stimmung, um mich mit Ihnen zu schlagen. Jeder Teil meines Körpers tut weh. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich würde gern noch etwas schlafen."
Sie stutzte und ließ sich dann mit einem sehr menschlichen Seufzer zurück in ihr Kissen fallen.
"Es stört Sie nicht, wenn ich bleibe." Das war eher verwunderte Feststellung als eine Frage.
"Nein", antwortet Remus. "Ich war zwar noch nie mit einem Vampir im Bett, aber bislang ist es ganz nett."
Einen Moment blieb es ruhig. Remus entspannte sich und schloss die Augen. Ihre Hand schob sich über die seine und der Rest seiner Schmerzen floss aus ihm heraus wie Wasser aus einem lecken Schlauch. Es blieb eine zähe Mattigkeit, die ihn letztendlich überwältigte und ins Reich des Schlafes zog.
