"Ich kann Ihnen nichts anbieten, oder?"
Der Tag war vergangen und über den Hügeln glänzten die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne. Über dem Schloss, hoch am Firmament, zeigten sich bereits die ersten Sterne. Remus blickte aus dem Fenster, wohl wissend, dass sein Gast ihn amüsiert beobachtete. Er hatte einfach etwas sagen müssen, doch sofort kamen ihm seine Worte dumm vor. Das Schweigen lag zwischen ihnen, seit er zum zweiten Mal an diesem Tag erwacht war. Geduldig hatte sie gewartet, während er sich im Bad frisch machte, sich umzog und dann einige Kerzen entzündete, die ein mattes, bronzefarbenes Licht verbreiteten. Sie saß die ganze Zeit über in seinem Lieblingssessel und las eines seiner Bücher. Wie schon zuvor war ihm ihre Nähe nicht unangenehm, aber die ganze Zeit standen ungesprochene Worte im Raum, die Remus jetzt bedrückten und Spannung zwischen ihnen erzeugte. Die Antwort auf die Frage, warum der Trank versagt hatte.
"Nein", antwortete sie und als er über seine Schulter blickte, sah er wieder jenes trockene Lächeln, das um ihre Lippen spielte. "Übrigens war Direktor Dumbledore im Lauf des Tages hier und hat nach Ihnen gesehen. Aber Sie haben zu tief geschlafen, um überhaupt noch etwas mitzubekommen."
"Aha, ja", murmelte er, wieder einmal nicht sonderlich wortgewaltig. Er verschränkte die Arme und verfluchte sich dann, weil er wusste, dass diese Geste Schutzbedürftigkeit signalisierte. Er gab sich ungern eine Blöße vor der undurchsichtigen Vampirin, auch wenn sie ihm bisher keinen Grund gegeben hatte, ihr zu misstrauen. Es war so etwas wie eine Erlösung, als sie endlich zum Punkt kam.
"Ich weiß, dass es für Sie vielleicht unangenehm ist, aber Sie müssen davon ausgehen, dass Professor Snape den Trank absichtlich manipuliert hat. Die Gründe dürften Ihnen ebenfalls ausreichend bekannt sein." Remus drehte sich endgültig zu ihr um. Die Vampirin hatte die schlanken Beine übereinandergeschlagen und wirkte vollkommen entspannt. Er beneidete sie um ihre Fassung. Aber hier ging es schließlich nicht um sie. Oder? Für eine Unbeteiligte war sie erstaunlich präsent. Und Remus konnte nicht glauben, dass ihr Interesse an den Vorfällen mit ihm zu tun hatte. "Obwohl ich diese Maßnahme als Erinnerung an Ihre Abhängigkeit von ihm etwas hart fand."
"Was wissen Sie schon von meiner "Abhängigkeit"?" fuhr Remus sie an, plötzlich wütend. Er war es leid, dass sie stets alles zu überblicken meinte, und ihr Urteil mit der Weisheit eines weiblichen Methusalem fällte. "Sie haben keinen Beweis, dass Snape etwas damit zu tun hat. Vielleicht stimmt etwas mit mir nicht. Vielleicht hat sich mein Metabolismus dem Trank angepasst und ist nun immun."
In einer einzigen Bewegung, die er nur verschwommen wahrnehmen konnte, da sie viel zu schnell war, stand sie auf und trat vor ihn. Das Glühen kehrte in ihre Augen zurück, die nicht, wie er zunächst gedacht hatte, hellbraun, sondern grün waren, mit goldenen Einschlüssen. Schöne Augen, in denen jetzt keine Ruhe mehr zu finden war. Ihre Stimme war leise, aber entschlossen.
"Glauben Sie was Sie wollen, Professor. Schieben Sie die Schuld für die Ereignisse nur auf sich selbst, das ist sicher bequemer. Das haben Sie wahrscheinlich Ihr ganzes Leben schon getan." Er wollte ihr ausweichen, doch ihre Macht dehnte sich auf ihn aus, hielt ihn zurück wie ein eisernes Band, das ihre Körper miteinander verband. Keinerlei Aggression war in ihrem Handeln zu erkennen, nur eine Art dringliche Bitte, die Remus in seinem Geist widerhallen spürte. "Ich versichere Ihnen, ich weiß, wie Sie sich fühlen. Wir sollten Verbündete sein und uns nicht um Lächerlichkeiten streiten." Remus entspannte sich, so gut es ging. Er hoffte, dass sein Entschluss, ihr zuzuhören, auch wirklich von ihm ausging und nicht von ihr forciert wurde. Sofort ließ sie ihn aus der geistigen Verbindung los und er konnte wieder normal atmen. "Ich habe Professor Snape aus demselben Grund aufgesucht wie Sie. Er forscht für mich nach einem ganz bestimmten Trank, der mich zum Menschen macht."
Eine Aussage, die so unfassbar war, dass sie einige Sekunden brauchte, um vollends zu Remus durchzudringen. Unfassbar, aber nicht unglaublich. Langsam fügten sich alle Teile des Puzzles zusammen.
"Deshalb Ihr Interesse an mir", schloss er kopfschüttelnd. "Sie wollten wissen, wie weit Snape gehen könnte, wenn Sie einmal in seiner Schuld stehen. Nun, jetzt dürfte es Ihnen klar sein."
"Es bleibt also zu überlegen, was wir unternehmen, um aus diesem unangenehmen Verhältnis herauszukommen." Die Vampirin musterte ihn bezwingend.
"Wir? Moment mal." Remus hob abwehrend die Hände. "Ich habe nicht zugestimmt, dass es ein "wir" gibt! Und überhaupt, was haben stellen Sie sich vor? Wollen Sie ihn beißen und aussaugen?"
"Und Snape zum Vampir machen? Ich bitte Sie, Professor. Man kann ein Monster nicht bekämpfen, indem man es in ein anderes verwandelt."
"Interessant, dass Sie so etwas sagen. Wo doch zwei Personen anwesend sind, denen man genau das vorwerfen könnte - ein Monster zu sein."
"Was wird das, eine Grundsatzdiskussion über das Böse an sich? Für so etwas habe ich keine Zeit", beschied sie ihm kühl. "Aber gut, wenn Sie nicht reden wollen, vertagen wir uns. Sie können meinetwegen Beweise für Snapes Schuld sammeln und ruhig bleiben, ich hingegen werde erwägen, was ich tun kann, um ihn loszuwerden, falls er zu weit geht." Ihr entschlossener Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie wirkte fast menschlich in ihrer Anspannung. Dann, nach einigen Sekunden, fing sie sich wieder und befahl emotionslos: "Und im Übrigen - kommen Sie nächsten Samstag nach Sonnenuntergang nach London. Ich möchte Ihnen etwas zeigen."
Der Tag war vergangen und über den Hügeln glänzten die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne. Über dem Schloss, hoch am Firmament, zeigten sich bereits die ersten Sterne. Remus blickte aus dem Fenster, wohl wissend, dass sein Gast ihn amüsiert beobachtete. Er hatte einfach etwas sagen müssen, doch sofort kamen ihm seine Worte dumm vor. Das Schweigen lag zwischen ihnen, seit er zum zweiten Mal an diesem Tag erwacht war. Geduldig hatte sie gewartet, während er sich im Bad frisch machte, sich umzog und dann einige Kerzen entzündete, die ein mattes, bronzefarbenes Licht verbreiteten. Sie saß die ganze Zeit über in seinem Lieblingssessel und las eines seiner Bücher. Wie schon zuvor war ihm ihre Nähe nicht unangenehm, aber die ganze Zeit standen ungesprochene Worte im Raum, die Remus jetzt bedrückten und Spannung zwischen ihnen erzeugte. Die Antwort auf die Frage, warum der Trank versagt hatte.
"Nein", antwortete sie und als er über seine Schulter blickte, sah er wieder jenes trockene Lächeln, das um ihre Lippen spielte. "Übrigens war Direktor Dumbledore im Lauf des Tages hier und hat nach Ihnen gesehen. Aber Sie haben zu tief geschlafen, um überhaupt noch etwas mitzubekommen."
"Aha, ja", murmelte er, wieder einmal nicht sonderlich wortgewaltig. Er verschränkte die Arme und verfluchte sich dann, weil er wusste, dass diese Geste Schutzbedürftigkeit signalisierte. Er gab sich ungern eine Blöße vor der undurchsichtigen Vampirin, auch wenn sie ihm bisher keinen Grund gegeben hatte, ihr zu misstrauen. Es war so etwas wie eine Erlösung, als sie endlich zum Punkt kam.
"Ich weiß, dass es für Sie vielleicht unangenehm ist, aber Sie müssen davon ausgehen, dass Professor Snape den Trank absichtlich manipuliert hat. Die Gründe dürften Ihnen ebenfalls ausreichend bekannt sein." Remus drehte sich endgültig zu ihr um. Die Vampirin hatte die schlanken Beine übereinandergeschlagen und wirkte vollkommen entspannt. Er beneidete sie um ihre Fassung. Aber hier ging es schließlich nicht um sie. Oder? Für eine Unbeteiligte war sie erstaunlich präsent. Und Remus konnte nicht glauben, dass ihr Interesse an den Vorfällen mit ihm zu tun hatte. "Obwohl ich diese Maßnahme als Erinnerung an Ihre Abhängigkeit von ihm etwas hart fand."
"Was wissen Sie schon von meiner "Abhängigkeit"?" fuhr Remus sie an, plötzlich wütend. Er war es leid, dass sie stets alles zu überblicken meinte, und ihr Urteil mit der Weisheit eines weiblichen Methusalem fällte. "Sie haben keinen Beweis, dass Snape etwas damit zu tun hat. Vielleicht stimmt etwas mit mir nicht. Vielleicht hat sich mein Metabolismus dem Trank angepasst und ist nun immun."
In einer einzigen Bewegung, die er nur verschwommen wahrnehmen konnte, da sie viel zu schnell war, stand sie auf und trat vor ihn. Das Glühen kehrte in ihre Augen zurück, die nicht, wie er zunächst gedacht hatte, hellbraun, sondern grün waren, mit goldenen Einschlüssen. Schöne Augen, in denen jetzt keine Ruhe mehr zu finden war. Ihre Stimme war leise, aber entschlossen.
"Glauben Sie was Sie wollen, Professor. Schieben Sie die Schuld für die Ereignisse nur auf sich selbst, das ist sicher bequemer. Das haben Sie wahrscheinlich Ihr ganzes Leben schon getan." Er wollte ihr ausweichen, doch ihre Macht dehnte sich auf ihn aus, hielt ihn zurück wie ein eisernes Band, das ihre Körper miteinander verband. Keinerlei Aggression war in ihrem Handeln zu erkennen, nur eine Art dringliche Bitte, die Remus in seinem Geist widerhallen spürte. "Ich versichere Ihnen, ich weiß, wie Sie sich fühlen. Wir sollten Verbündete sein und uns nicht um Lächerlichkeiten streiten." Remus entspannte sich, so gut es ging. Er hoffte, dass sein Entschluss, ihr zuzuhören, auch wirklich von ihm ausging und nicht von ihr forciert wurde. Sofort ließ sie ihn aus der geistigen Verbindung los und er konnte wieder normal atmen. "Ich habe Professor Snape aus demselben Grund aufgesucht wie Sie. Er forscht für mich nach einem ganz bestimmten Trank, der mich zum Menschen macht."
Eine Aussage, die so unfassbar war, dass sie einige Sekunden brauchte, um vollends zu Remus durchzudringen. Unfassbar, aber nicht unglaublich. Langsam fügten sich alle Teile des Puzzles zusammen.
"Deshalb Ihr Interesse an mir", schloss er kopfschüttelnd. "Sie wollten wissen, wie weit Snape gehen könnte, wenn Sie einmal in seiner Schuld stehen. Nun, jetzt dürfte es Ihnen klar sein."
"Es bleibt also zu überlegen, was wir unternehmen, um aus diesem unangenehmen Verhältnis herauszukommen." Die Vampirin musterte ihn bezwingend.
"Wir? Moment mal." Remus hob abwehrend die Hände. "Ich habe nicht zugestimmt, dass es ein "wir" gibt! Und überhaupt, was haben stellen Sie sich vor? Wollen Sie ihn beißen und aussaugen?"
"Und Snape zum Vampir machen? Ich bitte Sie, Professor. Man kann ein Monster nicht bekämpfen, indem man es in ein anderes verwandelt."
"Interessant, dass Sie so etwas sagen. Wo doch zwei Personen anwesend sind, denen man genau das vorwerfen könnte - ein Monster zu sein."
"Was wird das, eine Grundsatzdiskussion über das Böse an sich? Für so etwas habe ich keine Zeit", beschied sie ihm kühl. "Aber gut, wenn Sie nicht reden wollen, vertagen wir uns. Sie können meinetwegen Beweise für Snapes Schuld sammeln und ruhig bleiben, ich hingegen werde erwägen, was ich tun kann, um ihn loszuwerden, falls er zu weit geht." Ihr entschlossener Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie wirkte fast menschlich in ihrer Anspannung. Dann, nach einigen Sekunden, fing sie sich wieder und befahl emotionslos: "Und im Übrigen - kommen Sie nächsten Samstag nach Sonnenuntergang nach London. Ich möchte Ihnen etwas zeigen."
