Author´s Note:

Halli Hallo!

In diesem Kapitel mußte ich an General Carway´s Haus leider einige „Modifikationen" vornehmen, damit es dem Zweck der Geschichte dient, und das wird in den folgenden Teilen so bleiben.

Ansonsten hoffe ich, dass das Rating nicht zu niedrig ist... -_-"

Viel Spaß beim Lesen!

Malice



Es schien unmöglich, doch das Lokal, das Cifer vom Bus aus gesehen zu haben glaubte war wie vom Erdboden verschluckt. Er lief nun schon seit mehr als einer Stunde durch die verwinkelten Gässchen der Deling City Innenstadt und hatte noch nicht einmal einen Hinweis auf die Adresse der Bar gefunden. Zu dumm, das er sich den Namen nicht merken hatte können. Das einzige, das ihm noch in Erinnerung war, war der geschwungene grün-blaue Neonschriftzug und, dass der Name mit einem „L" beginnen mußte, doch keiner der Passanten konnte ihm Näheres sagen.

Während er also leicht frustriert in jede kleine Seitenstraße blickte und sich langsam fragte, ob er überhaupt noch den Weg zu seinem Hotel finden würde musterte er die vorbeigehenden Fußgänger. Er hatte mittlerweile schon mitbekommen, dass heute in Deling Schulschluß gewesen war und so wunderte es ihn nicht mehr, dass die Straßen voll von lachenden, scherzenden Gruppen von Jugendlichen waren. Der Rest waren Studenten und junge Geschäftsleute, die sich in den feineren Lokalen der Stadt auf die wunderschöne Sommernacht einstimmen wollten.

Als er an einer besonders dunkel und schmutzig wirkenden Gasse am Rand der Innenstadt ankam beschloß er, die Suche auf der anderen Seite fortzusetzen, denn dort war die letzte Möglichkeit, an der er sich noch vorstellen konnte fündig zu werden.

Mit Hyperion an seiner Seite hatte man ihn bis jetzt nicht belästigt, im Gegenteil manche Passanten waren, sobald ihr Blick auf die Gunblade gefallen war mit entsetzter Miene auf die andere Straßenseite gewechselt. Dabei hatte Cifer selbst schon bemerkt, dass erstaunlich viele Menschen in dieser Stadt irgendeine Art von Waffe trugen.

Er ging also zügigen Schrittes an den Mülltonnen und Schotterbehältern vorbei, als er am anderen Ende zwei Figuren an der Wand lehnen sah. Sie schienen gerade sehr damit beschäftigt zu sein einen Fall öffentlichem Ärgernis darzustellen und es schien, dass sie sich in ihren Liebesspielchen von Cifer nicht würden stören lassen. Ihm konnte das eigentlich egal sein, zumal er sich selbst schon oft in ähnlichen Situationen im Zustand äußerster Erregung befunden hatte und außerdem wollte er niemandem den Spaß verderben.

Doch als er näher kam beschlich ihn immer mehr das Gefühl, dass etwas hier nicht ganz so war wie es sein sollte. Die Bewegungen des Mädchens waren hektisch und zwanghaft und er hörte deutlich das Scharren ihrer Schuhe auf dem schmutzigen Asphalt. Plötzlich erkannte er trotz der zunehmenden Dunkelheit, die Hand des Mannes am Hals des Mädchens und nach einem weiteren schnellen Blick hatte er, überzeugt von ihrem erneuten Zappeln die Situation erfaßt.

In einem Sekundenbruchteil hatte er sich dazu entschlossen zu handeln und mit einem festen Griff um dessen Schulter hatte er den schmutzigen, stinkenden Kerl von der jungen Frau weggezogen. „Warte bis du dran bist, du Flachwichser!" zischte ihn das widerwärtige Individuum aus einem Mund voller fauliger Zähne an und riß sein Opfer, das noch immer wie versteinert an die Wand gepresst stand wieder an sich. „Hey, du Schwein!" Cifer packte ihn am Hals, doch in eben diesem Moment bewies der perverse Peiniger eine unerwartete Flinkheit und rammte ihm seine knochige Faust in die Magengrube.

Der junge SEED-Kadett strauchelte kurz und entsicherte dann von plötzlicher Wut gepackt seine Gunblade.

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Rinoa hatte versucht zu schreien, doch sie hatte keine Chance gehabt. Zu schnell hatten sich die dreckigen Finger der dunklen Gestalt um ihren Hals geschlossen und gerade so fest zugedrückt, dass alles, was sie herausbrachte ein klägliches Wimmern war. Verzweifelt hatte sie versucht sich loszuwinden, oder ihren Peiniger mit einem mehr oder weniger gezielten Tritt abzuschütteln, doch als Konsequenz war der ekelhaft riechende, heruntergekommene Mann mit seinen Füßen auf ihre Zehen in den leichten Lederschuhen getreten und hatte ihr somit jede Möglichkeit zur Gegenwehr genommen.

Er hatte sich hektisch den Gürtel und den Reißverschluß seiner löchrigen braunen Hose geöffnet und sie solange mit ausgestrecktem Arm gegen die harte Mauer gehalten damit sie ihn nicht erreichen konnte.

Tränen waren in ihre Augenwinkel getreten und durch das Fehlen von Sauerstoff begannen rote und weiße Punkte vor ihren Augen zu tanzen. Zwischen ihnen erschien das geile Grinsen des Mannes und sie hörte ihn die ganze Zeit Obszönitäten und Flüche vor sich hin brabbeln. „Na, mein Püppchen, das gefällt dir jetzt aber, du kleine Hure."

Ein letzter verzweifelter Fluchtversuch kostete sie mehr Kraft als sie noch hatte und sie merkte, wie ihr Körper aufhörte ihr zu gehorchen und es ihr immer schwieriger wurde klar zu denken, während der Perverse versuchte gleichzeitig ihre Handgelenke festzuhalten und ihre Bluse aufzumachen, was für seine zittrigen Finger ein Problem darzustellen schien.

Gerade in dem Augenblick da sie drauf und dran war sich einfach aufzugeben wurde der Widerling von ihr weggerissen. Rinoa versuchte zwar die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen, doch sie konnte nur wie gelähmt beobachten, wie sich der Mann wieder aus dem Griff ihres vermeintlichen Retters löste und sie mit einer groben Bewegung an sich riss. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und wurde wider Erwarten losgelassen.

Es schien, dass der andere bereit war sich auf einen Kampf mit dem heruntergekommenen Geisteskranken einzulassen, der auf ihn mit aller Kraft einschlug. Als sich der Perverse schnell wieder Rinoa zuwandte hörte sie ein metallisches Klicken und plötzlich zuckte ein horizontaler blauer Blitz vor ihren Augen vorbei begleitet von einem, die Luft zerschneidenden Zischen.

Für einen Moment verharrte ihr Peiniger regungslos vor ihr. Dann kippte langsam sein Kopf nach hinten und es bildete sich vorne an seinem Hals ein dünner blutiger Spalt. Seine glasigen Augen drehten sich in den Höhlen nach hinten und schließlich brach er mit einem erstickten Röcheln zusammen und blieb regungslos liegen.

Im Dunkel der Gasse hatte Rinoa in ihrem Schock nicht sofort begriffen, was geschehen war, doch als sie die dunkle Lacke sah, die sich um den Kopf des Mannes zu formen begann wurde ihr alles mit einer erschreckenden Deutlichkeit bewußt. Ihre Knie begannen zu zittern, gaben dann nach und mit einem lauten Schluchzen sank sie an der rauhen Ziegelwand zusammen.

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Cifer hielt Hyperions Griff noch immer fest umfasst als der Triebtäter tot umfiel und mit einem dumpfen Poltern am Boden aufkam. Er atmete einmal tief durch um das ungute Gefühl zu vertreiben, das ihm jedes Mal, wenn er seine Waffe benutzte um zu töten sagte, dass er gerade etwas Furchtbares getan hatte.

Nachdem er den leblosen Körper noch einmal, um sicher zu sein leicht mit der Schuhspitze anstubste, hörte er das Schluchzen der jungen Frau, die zusammengesunken an der Wand kauerte und ihr Gesicht in den Händen verbarg.

Er hängte seine Waffe zurück an den Gürtel und ging dann neben ihr in die Hocke, wobei er aufpasste, dass er der Blutlacke nicht zu nahe kam.

„Hey!" er berührte sanft ihre rechte Schulter um sie auf seine Gegenwart aufmerksam zu machen und sie sah ihn zusammen zuckend aus den Augenwinkeln an. Cifer hatte inzwischen bemerkt, das sie noch ziemlich jung und ihrer Uniform nach Oberschülerin sein mußte. „Es ist ok. Der kalte Sack wird dir nichts mehr tun." Cifer lächelte sanft und sie schien langsam zu erkennen, dass er es gewesen war, der sie gerettet hatte. Sie blickte ihn unsicher an und er fand, dass sie trotz ihrer bemitleidenswerten Situation sehr hübsch war. Ihre blassen Lippen zitterten kurz und plötzlich schlang sie mit einem erneuten Schluchzer ihre Arme um seinen Hals.

Cifer, der es normalerweise nicht leiden konnten wenn Mädchen vor seinen Augen weinten war für einen Augenblick völlig verdutzt, doch dann ging er vollends in seiner Rolle als Retter dieses hübschen Fräuleins auf streichelte ihr beruhigend über den schmalen Rücken.

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So knieten sie einige Augenblicke in der dunklen Gasse. Plötzlich begann sich Rinoa wieder zu besinnen, wo sie eigentlich war und wich aus der tröstenden Umarmung zurück. Cifer blickte die junge Dame verdutzt, mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Sie schien sich plötzlich nicht mehr sicher zu fühlen und ihre dunklen Augen blitzten voller Anspannung während sie sich taumelnd aufrichtete und von ihm weg ein paar Schritte rückwärts in die Schatten der Gasse ging. „Wer...wer sind sie?" kam es zaghaft über ihre Lippen. „Hey, ich hab dir doch eben geholfen!" Cifer versuchte die Distanz zwischen ihnen zu verringern. „Halt, bleiben sie genau dort wo sie sind! Woher soll ich denn wissen, dass sie nicht auch so einer sind?" Sie deutete mit dem Kopf in Richtung der Leiche.

Nun verstand Cifer auch ihr Furcht, denn ihm war klar, dass jemand, der nicht im Umfeld des Gardens aufgewachsen war vermutlich mehr Ehrfurcht vor dem Leben eines perversen Penners hatte und vermutlich wußte dieses arme Geschöpf vor ihm nun überhaupt nicht mehr, wem es vertrauen konnte. Er seufze und fuhr sich dann mit einer Hand durch die kurzen blonden Haare. Er warf aus den Augenwinkeln einen verstohlenen Blick auf Rinoa, die noch immer den Eindruck machte, als wäre sie bereit jeden Moment die Flucht zu ergreifen und überlegte, wie er sich am besten rechtfertigen konnte.

„Mein Name ist Cifer Almasy und du solltest eigentlich froh darüber sein, dass ich durch Zufall hier vorbeigekommen bin!" sagte er mit etwas gespielter Entrüstung über ihr Verhalten.

Rinoa blickte von Zeit zu Zeit verstohlen auf seine Gunblade, die im schwachen Licht der entfernten Straßenlaterne grausig schimmerte. „Sie werden mir also sicher nichts tun?"

„Nein, natürlich nicht, Dummchen! Hätte ich dich sonst vor dem Schwein da gerettet?"

Hatte er sie gerade Dummchen genannt? Das würde die Generalstochter nun trotz aller Furcht und Unsicherheit wegen dem gerade Geschehenen nicht auf sich sitzen lassen. „Es tut mir Leid, wenn ich auf sie vielleicht etwa schreckhaft gewirkt haben sollte, Sir! Doch ich möchte nicht wissen, wie sie sich verhalten würden, wenn sie beinahe von einem Geisteskranken vergewaltigt worden sind und ihre Rettung aus einem Wildfremden mit einem dubiosen Mordinstrument besteht!"

Sie baute sich, so gut das bei einer Größe von 1,60 Meter eben ging vor ihm auf und blickte ihn aus nun stolzen Augen scharf an.

Cifer war froh, dass sie ihren Mut und anscheinend auch ihr Temperament wiedergefunden hatte und ihm fiel zum ersten Mal auf, von welcher zarten Schönheit sie eigentlich war. Ihr Gesicht war so makellos wie das einer von Meisterhand gearbeiteten Porzellanpuppe und in ihren großen braunen Augen lag zugleich kindliche Unschuld und jugendliche Lebensfreude.

„Es tut mir Leid, wenn meine Methoden dir etwas zu, ähm, grob sind. Wenn du aus einem Garden kommst weißt du es halt nicht besser. Und jetzt wo du meine Herkunft kennst, könntest du mir ja vielleicht auch verraten, welcher Prinzessin ich hier das Leben gerettet habe." Die, beinahe beiläufige Erwähnung des Gardens, war einer von Cifers taktischen Kniffen in der Hinsicht auf die Eroberung von Frauenherzen und auch diesmal hatte das Gesicht seines weibliches Gegenübers bei diesem Wort einen überraschten Ausdruck bekommen.

„Ich bin mir nicht sicher, Mister Almasy, wohl daran zu tun ihnen meine gesamte Identität zu offenbaren!" Rinoa befürchtete, dass ihr Retter in Verbindung mit dem Galbadia Garden und somit ihrem Vater stand. Denn das letzte, was sie nun brauchen konnte, war, dass ihr alter Herr von der ganzen Sache erfuhr und sie aus lauter Furcht für vier Wochen oder länger nicht außer Haus ließ.

„Na gut Prinzessin Namenlos, ich werde dich trotzdem zur Sicherheit nach Hause bringen. Nicht, dass dir die Verwandtschaft unseres toten Artgenossens hier noch irgendwo auflauert."

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Sie gingen ein paar Schritte hinaus auf die breite, belebte Straße und wandten sich nach rechts. Rinoa stand nun vor einem kleinen Problem: Kam dieser junge Mann wirklich aus den Galbadia Garden, würde er Carway Mansion sicherlich kennen und somit auch wissen, mit wem er es zu tun hatte. Sie beschloß sich erst einmal genauer zu erkundigen. „Aus welchem Garden kommen sie eigentlich, wenn ich so indiskret fragen darf." „Balamb Garden, und ja, darfst du, auch wenn du anscheinend selbst gern die „Schöne Unbekannte" bleibst. Übrigens kannst du mich ruhig duzen, ich bin ja noch nicht einmal 18." Er grinste ihr schief entgegen und Rinoa war wirklich erleichtert nun kein Geheimnis mehr aus ihrer Identität machen zu müssen.

„Na schön, ähm, Cifer, wenn es dich so sehr interessiert. Ich heiße Rinoa, Rinoa Carway und wohne dort oben." Sie zeigte in Richtung der kleinen Anhöhe auf deren Hochplateu sich Carway Mansion mitsamt seinen Parkanlagen sich über die Stadt erhob. „In welchem Stockwerk?" Sie lachte laut auf. „Nein nein! Das was du dort siehst gehört alles zum Anwesen meines Vaters." „Na, dann lag ich mit Prinzessin ja gar nicht so weit daneben." Er deutete auf das Emblem an ihrem Sakko. „Du scheinst ja auch an irgendeiner „Schule für höhere Töchter" zu sein." „Ach, erinnere mich bloß nicht daran." Sie dachte an das nicht besonders überragende Zeugnis in ihrer Schultasche und was für eine endlose Reihe von Wortgefechten mit ihrem Vater ihr das wieder bescheren würde.

„Ist dein Vater irgendwie der König von Deling, oder so. Ach nein, König habt ihr ja gar keinen!" Er fasste sich an die Stirn um seinem Unmut über die eigenen Dummheit Ausdruck zu verleihen. Sie waren mittlerweile am Eingangstor zu den Parkanlagen von Carway Mansion angelangt und der dunkle Park verströmte seinen reichen schweren Duft bis hierhin.

„Nein, er ist General der galbadianischen Armee und du solltest dich besser vor ihm in Acht nehmen," lachte sie. „Warum? Was wird der große General denn sonst machen, wenn ich ihm, oder dir zu nahe komme?" Er machte einen Schritt auf sie zu und sie wich zwei zurück. „Erschießen, vierteilen und dann erst aufhängen." „Autsch!" „Ganz genau! Aber jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich mich verabschiede."

Er seufzte und schob seine Hände in die hinteren Hosentaschen. „Na dann." „Im Übrigen: wenn es irgend etwas gibt, das ich dir als Dank schenken könnte..." „Nein nein, ist schon gut! War doch Ehrensache! Auch wenn ich als angehender Söldner eigentlich anders denken sollte." Er hatte sich ein anstößiges Kommentar in Hinsicht auf die vorangegangenen Geschehnisse verkniffen.

Cifer betrachtete Rinoa noch einmal, wie sie so im schwachen Licht der gußeisenen Straßenlaterne in ihrer Schuluniform vor ihm stand und ihn anlächelte. „Also dann: Gute Nacht!" Er trat kurz unsicher von einem Fuß auf den anderen, beugte sich dann schnell vor und ehe Rinoa wußte, wie ihr geschah spürte sie seine Lippen federleicht und zur gleichen Zeit brennend heiß auf ihrer Wange. „Gute..." mehr brachte sie nicht heraus, sosehr verwirrte sie diese zarte, einfache Geste, mit der sie so gar nicht gerechnet hatte, sie.

Sie schloß schnell die kleine Tür an der Seite auf und lief die Auffahrt zum Haus entlang während sie sich ausmalte, welche Standpauken sie nun von ihrem Vater zu hören bekommen würde.

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Cifer hatte sich schon umgewandt und entfernte sich zügigen Schrittes von der Zufahrt. Auch ihn hatte das gerade Geschehene stärker berührt, als er es sich eingestehen wollte. Hatte er, für den Mädchen bis zu diesem Tag mehr oder weniger Mittel zum Zweck gewesen waren, sich etwa in die schwarzhaarige Schönheit aus gutem Hause verliebt? Er versuchte das Kribbeln zu verdrängen, doch es gelang ihm nur ansatzweise.

Irgendwie gelangte er wie in Trance bis zu seinem Hotel, stieg die Treppe zu ersten Stock hinauf und legte sich mit dem Gefühl schlafen, dass dieser Sommer noch einiges für ihn bereithielt, das zu finden er gar nicht zu hoffen gewagt hatte.