Flöhe hüten ist leichter

Teil 2

"So, das müsste vorerst reichen." Piccolo war mit sich zufrieden. Er hatte ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer geschaffen, zumindest soweit er sich an das Aussehen eines solchen erinnern konnte. Die vorherrschende Farbe war Grün, sehr beruhigend und entspannend für die Augen, wie Piccolo fand. Vielleicht sollte er auch noch ein paar Spielsachen besorgen... Er hob den Kopf und lauschte. Es war immer noch ruhig in den Zimmer, wo Goten schlief. Aber Nachsehen konnte nicht schaden und so öffnete Piccolo die Türe vorsichtig.

Das Bett war leer. "Goten?!" Er riss die Türe weit auf und schaltete das Licht ein. Keine Spur von dem Kleinen. Weder unter dem Bett noch zwischen den Polstern oder in einem Winkel. Piccolo brach der Schweiß aus. Noch keine zwei Stunden war es her, dass Goten seiner Aufsicht anvertraut worden war und schon war die erste Krise da.

Auf Piccolos Rufen kam Popo aus der Küche gelaufen. Gemeinsam suchten sie das Zimmer ab, aber der kleine Goten blieb verschwunden. Piccolo ging in seiner Verzweiflung soweit, dass er das Bett in Einzelteile zerlegte und diese nach draußen warf.

Purer Zufall brachte die heiß ersehnte Lösung des Rätsels. Piccolo trat auf die Fließe, die sich senkte und mit einem hörbaren Klick schwang die verborgene Türe auf. Piccolo und Popo sahen sich erleichtert an. "Da drin er sein müssen", sagte Popo und wollte schon durch die Türe treten, aber Piccolo hielt ihn zurück.

"Wir wissen nicht, was dahinter liegt und ob man die Türe von der anderen Seite wieder öffnen kann. Wir werden die Fließe beschweren, trotzdem bleibst du am besten hier als Rettungsanker für alle Fälle."

Das klang sehr vernünftig und so machten sie es. Nachdem sie eine schwere Steinvase auf die Fließe gestellt hatten, trat Piccolo durch die Öffnung. Das grelle Licht blendete ihn und erst als er sich etwa auf zehn Schritte von der Türe entfernt hatte, konnte er Einzelheiten seiner Umgebung erkennen.

Auf jeden Fall befand er sich nicht mehr im Palast. Was sich über seinem Kopf wölbte war auf jeden Fall ein Himmel wie er ihn auf der Erde noch nie gesehen hatte. Ganz in Granatrot und mit Vanillegelben Wolkentupfen versehen. Trotzdem kam ihm diese Kombination irgendwie bekannt vor. Hinter einer sanft gerundeten Bergkette in weiter Ferne ging eine große rote Sonne unter. Offenbar war diese Welt hier sehr alt.

Zunächst jedoch hieß es, Goten zu finden. Das hatte oberste Priorität. Auf dem weichen, kupferroten Sandboden waren die Krabbelspuren deutlich zu sehen, wie Piccolo erleichtert bemerkte. Rings herum gab es zahlreiche Felsbrocken, dichtes Gestrüpp mit winzigen, gelben Blättern und Trauben von apfelgrünen Beeren. Piccolo hoffte nur, dass Goten keine davon gegessen hatte. Er folgte der Krabbelspur mit langen Schritten. Sie führte um einige Felsen herum bis zu einem besonders großen Brocken, in den einen Höhle gegraben worden war. Piccolo wünschte sich ein besseres Licht als die purpurne Dämmerung die den Himmel jetzt nach Sonnenuntergang überzog. Er kniete sich nieder und starrte in die Höhle, keine Frage, die Krabbelspuren führten hinein, aber nicht mehr heraus. Für Piccolo selber war die Höhle zu eng.

"Goten? Goten bist du da drin?", rief er hinein und versuchte vergeblich mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Ein verärgertes Fauchen und Knurren antwortete ihm und eine eiskalte Hand legte sich auf seine Seele. Da drin war offenbar ein großes, hungriges, sicherlich mit Zähnen und Klauen bewaffnetes Raubtier zuhause. Was sollte er tun, wenn dieses Tier Goten zum Abendbrot gehabt hatte? Wie wollte er Gohan je wieder ins Gesicht blicken können?

"Goten, bitte komm heraus. Wir müssen heimgehen. Das Essen ist gleich fertig." Wieder keine Reaktion bis auf das Knurren, das nun deutlich lauter und aggressiver klang. Hier wollte jemand um keinen Preis gestört werden.

Den Felsen in Stücke zu hauen kam nicht in Frage, also griff Piccolo auf seine Telekinesefähigkeit zurück und hob aus einiger Entfernung den Felsen vorsichtig in die Höhe. Fast hätte er ihn vor Erleichterung wieder fallen lassen, denn da war Goten, glücklich und schlafend an die Flanke eines Bärenähnlichen, rotfelligen Tieres gekuschelt, das den Kleinen offensichtlich adoptiert zu haben schien. Piccolo spaltete seine Konzentration und benutzte einen Teil seiner Kraft, um Goten zu sich zu ziehen, während er den Felsen langsam wieder herabsenke, sodass der verdutzte Bär (oder was es auch war) wieder in der Höhle zu liegen kam. Goten war nun im Freien und merkte das anscheinend auch, denn er rollte sich zusammen und bibberte leise. Kein Wunder, war es doch nach der sehr kurzen Dämmerung inzwischen stockdunkel geworden. Sterne gab es kaum und diese Welt schien auch keinen Mond zu haben. Ein kühler Wind wehte. Piccolo hob den Kleinen auf , drückte ihn an seine Brust und hüllte sie beide eng in seinen weißen Umhang, ehe er wieder den Weg zurückschritt.

Noch eine Biegung um einen Felsen und dann sollte er die Türe eigentlich sehen, aber sie war nicht da. Piccolos Schritte stockten und sein Mund wurde trocken. Sollten sie beide jetzt hier fest sitzen?

"Popo! Popo hörst du mich? Mach bitte die Türe wieder auf, ich habe Goten gefunden!" Keine Türe ging auf, keine Stimme rief ihn auf die andere Seite. Piccolo sah sich um. War er irgendwo falsch abgebogen? Mittlerweile war es so finster, dass er kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte, das helle Licht, das den Eingang markierte, müsste doch wie ein Leuchtfeuer weithin sichtbar sein? Wo war die Türe geblieben, was war passiert? Da er im Moment nicht weiter wusste, nahm er seinen Mantel ab und wickelte Goten darin ein. Der Kleine hatte wirklich einen gesegneten Schlaf. Da es immer kälter wurde, entschloss sich Piccolo für ein wenig Feuer und Wärme zu sorgen. Er sammelte Äste und Steine und baute eine großzügige Feuerstelle. Ein wenig Energie in den Holzhaufen geschickt und schon warfen Flammen tanzende Muster aus Licht und Schatten auf die Felsen ringsum. Piccolo hockte sich im Schneidersitz vor den größten Felsbrocken, bettete Goten auf seinen Schoß, lehnte sich an den kühlen Stein und schloss die Augen, um ein wenig zu dösen.

Es war keine sehr erholsame Nacht, da es immer wieder Holz nachzulegen galt. Auch hörte Piccolo die federnden Schritte von Raubtieren in einiger Entfernung. Zum Glück kamen sie nicht näher. Noch vor dem Morgengrauen spürte er etwas Feuchtes und Goten wurde unruhig. Kein Zweifel, der kleine hatte seine Windeln voll.

Mit einem Seufzer hob Piccolo ihn von seinem Schoß und sah sich nach einem Wickeltisch Ersatz um. Ein leises Plätschern verriet ihm den Standort eines Baches und aus einem Klumpen Metall, den er im Sand fand war rasch ein Kessel gemacht. Noch nie war Piccolo über seine Macht, Dinge zu transformieren, so froh gewesen. Als das Wasser kochte, riss Piccolo einen Fetzen aus seinem Umhang und tauchte ihn in das Wasser. Mit einem Stecken fischte er ihn wieder heraus und ließ ihn etwas abkühlen, ehe er ihn in eine steril-saubere ultrasaugfähige Windel mit Klebverschluss verwandelte. Goten erwachte, als Piccolo ihm seine alte Windel auszog und ihm das Hinterteil mit einem weiteren sterilisierten Fetzen abwischte, ehe er Fetzen und alte Windel mit einem Energiestoß zu Asche verbrannte. Aus Steinmehl wurde Puder und ehe Goten wusste wie ihm geschah, hatte er eine frische, trockene Windel an.

"Hallo Goten", sagte Piccolo mit soviel Wärme, wie er selten in seine Stimme legte. "Ich bin dir sicher noch fremd, aber ich kenne deinen Bruder Gohan gut. Ich bin Piccolo und deine Mama hat mich gebeten, eine Weile auf ich aufzupassen."

Beim Klang der Wörter "Gohan" und "Mama" setzten sich in Gotens Verstand einige Räder in Bewegung. Das Abenteuer in der Höhle bei dem wuscheligen Etwas war wirklich toll gewesen, aber jetzt sehnte er sich nach den sanften Händen seiner Mama, nach ihrem warmen Geruch und vor allem nach etwas Leckeren zu essen. Wie alle Babies machte er seine Bedürfnisse auf die einfachste Art und Weise deutlich, er weinte und das ziemlich laut. Piccolo zuckte zusammen. War Goten sein grünes Gesicht so fremdartig, so beängstigend vorgekommen? Obwohl er sich einredete, dass es ganz natürlich sei, wenn der Kleine sich bei seinem Anblick erst mal erschrak, verspürte er doch einen Stich. Seine äußere Erscheinung hatte immer für Angst und Schrecken unter den Menschen gesorgt, bis auf eine Hand voll besonderer Freunde hatte nie jemand hinter grüne Fassade geblickt und die Person statt den Außerirdischen gesehen. Dann fiel ihm ein, dass auch Gohan zuerst verängstigt und abwehrend reagiert hatte und der Schmerz verlor an Kraft. Außerdem heulten menschliche Babys doch auch aus anderen Gründen.

"Na, na mein Kleiner", Piccolo hob ihn hoch und schnitt ein paar sehr alberne Grimassen, um Goten zum Lachen zu bringen. Das gelang ihm auch und Piccolo wollte schon aufatmen, da setzte sich Gotens Hunger wieder durch und er schrie noch lauter als zuvor. Piccolo war schon fast mit seinem Latein am Ende, da hörte er Popo seinen Namen rufen. "Piccolo, Goten, hier Ausgang sein, bitte kommen rasch!"

Unendlich erleichtert steuerte Piccolo mit dem weinenden Goten auf die Stimme zu. Tatsächlich, da war ein helles Licht und Piccolo schloss die Augen, während er sich vorwärts tastete bis er das glatte Holz der Geheimtüre unter seinen Fingerspitzen spürte. Das helle Licht überraschte Goten, sodass er verwirrt zu schreien aufhörte. Noch ein Schritt und er befand sich endlich wieder in dem Raum, von wo aus Goten sein Abenteuer begonnen hatte. Mit einem Fußtritt beförderte er die Vase von der Fließe. Der Mechanismus tat sein übriges und die Türe zu dieser fremden Welt schloss sich hinter ihm.

"Popo sich schon sehr große Sorgen gemacht haben", sagte der Diener erleichtert und wischte sich die Freudentränen aus den Augenwinkeln. "Ich Schrift über Türe entziffert haben", sagte er stolz und wies auf eine Reihe von Schnörkeln über der Geheimtüre, die sich erst bei sehr genauem Hinsehen als Schriftzeichen entpuppten. "Ich warten und warten, doch nun wissen dass , sich der Rückweg nur einmal alle 24 Stunden öffnen, während Eingang immer offen, sehr verwirrend sein das Ganze." Piccolos Blick blieb an einem Schnörkel hängen. "Dajikaan...", er runzelte die Stirn. "Das war doch mein Vorvorvorgänger, oder nicht? Hat er nicht in diesem Zimmer gewohnt, ehe der Palast vergrößert wurde?"

"Ganz richtig sein. Er sein ebenfalls gewesen Gestrandeter aus anderer Welt. Sehr gütiger Gott er gewesen ist, sehr weise, aber immer großes Heimweh er gehabt haben. Daher er diese verborgene Dimension geschaffen haben, um sich zurückziehen zu können von Zeit zu Zeit. Als er Platz machen neuem Gott er wohl vergessen haben, dass Mechanismus immer noch aktiv."

"Scheint so." Piccolo sah auf Goten herab, der schon wieder sein Gesicht verzog. "Gleich geht es wieder los", seufzte er. "Was hat er nur?" "Seine Windeln nass sein?"

"Unmöglich, ich habe ihn doch gerade eben gewickelt." "Dann er hungrig sein."

"Klar!" Piccolo ärgerte sich über sich selbst. "Was ist mit dem Brei?" "Ich frischen gemacht haben, da ich nicht mehr tun haben können außer warten." "Großartig. Ich gehe in das Zimmer, das ich für den Kleinen Schreihals vorbereitet habe, kannst du den Brei dorthin bringen?" "Kein Problem sein."

Piccolo trug den weinenden Goten in das Zimmer und setzte in auf den Babystuhl. Sogleich hörte Goten auf zu weinen, packte den Löffel, der in Reichweite lag und schwang ihn durch die Luft. "Majm.. majm!", rief er energisch wie jemand, der den Kellner an seinen Tisch winkt. "Schon gut, Goten", sagte Piccolo und sah sich nach einer Ablenkung um, "Popo wird gleich da sein.

Bislang hatte darauf verzichtet, Spielzeug zu machen, aber jetzt, da Not am Mann, besser gesagt am Namekianer war, griff er nach dem ersten Gegenstand, einem Blumentopf und verwandelte ihn in eine Rassel. "Hier Goten", er reichte sie ihm "spiel damit, bis das Essen kommt."

Goten schien die Rassel nicht zu beachten. "Go-an!", beharrte er. Im ersten Moment glaubte Piccolo, der Kleine riefe nach seinem Bruder bis ihm einfiel, dass Gohan ja auch gekochter Reis hieß und er das wohl von Chichi aufgeschnappt hatte, denn zum Reis essen war er doch noch zu klein, oder? Naja, bei Saiyans konnte man das nie wissen.

"Komm, spiel damit. Hör mal, wie das klingt!", Piccolo hielt die Rassel dicht vor Gotens Gesicht und schüttelte sie. "Sei ein braver Junge und probier es auch mal." Goten sah die Rassel an, sah zu Piccolo, der sich zu ihm herab gebeugt hatte und ließ den Löffel fallen. "Go-an", sagte er und packte - nein, nicht die Rassel, - sondern einen von Piccolos Fühlern mit beiden Händen und biss kräftig zu.

"Auaaaa!!" Piccolo zuckte zurück und entriss seinen empfindlichen Fühler dem hungrigen Mäulchen Gotens. "Du bist bist ähnlich verfressen wie dein Vater", ächzte der Namekianer und rieb sich den Fühler, wo ein deutlicher Abdruck von Gotens hartem Gaumen und seiner vier kleinen Zähne zurückgeblieben war.

In diesem Augenblick kam Popo mit einem Tablett herein, auf ihm standen sechs Teller mit unterschiedlichen Breiarten. "Womit wir beginnen sollen?", fragte er und stellte das Tablett außerhalb Gotens Reichweite den Tisch.

"Das grüne Zeugs da sieht gesund aus", meinte Piccolo. "Das ist Spinat, oder?" "Ja, ganz lecker der schmecken. Popo selbst gekostet haben." "Prima", Piccolo nahm den Plastiklöffel, den Goten auf den Tisch hatte fallen lassen und tauchte ihn tief in den warmen Brei. "Schau Goten, das ist etwas feines, Spinat. Den wirst du brauchen, wenn du so groß und stark werden willst wie dein Bruder und dein Vater." Goten beäugte den grünen Brei misstrauisch, dann siegte der Hunger und er sperrte den Mund weit auf.

"So ist es brav, da ist das leckere Happahappa..." Piccolo wandte rasch den Kopf zu Popo. "Was gibt es da dumm zu grinsen?" "Vorsicht, er gleich Löffel haben", lenkte Popo eilends seine Aufmerksamkeit wieder auf Goten, dem es natürlich nicht gefiel, dass der Löffel wenige Zentimeter vor seinem Mund zum Stillstand gekommen war. Er beugte sich vor und schnapp... hatte er ihn im Mund. Das grüne Zeugs war ... nun ja, jedenfalls nicht gerade der Hit.

Goten entschied, dass er doch nicht sooo hungrig war und ... spuckte den Spinat wieder aus. Piccolos Pech, dass sein Gesicht genau in der Flugbahn lag. "Igitt!" Piccolo ließ den Löffel fallen und wischte sich den Brei aus dem Gesicht. "So einfach kommst du mir nicht davon. Spinat ist gesund und deine Mama würde auch nicht so einfach aufgeben." Das war Piccolos Kriegserklärung und die nächsten paar Minuten tobte die Schlacht, wobei der Spinat bald überall im Zimmer zu finden war (Goten verstand sich meisterlich darin, ihn bis zur Wand zu spucken), nur nicht in Gotens Mund und Magen. "Du liebes bisschen, was ist denn hier los?" Mit einem Mal stand Dende im Raum. Er trug noch immer den weiten, goldbestickten Umhang, den er für die Reinigungszeremonie angelegt hatte.

"Ich habe euch beide schon gesucht und wer ist das da?" "Ist das nicht offensichtlich?", Piccolo zog eine Grimasse und betrachtete seine mit Spinatflecken überzogene Kleidung. "Das ist Goten, Gohans kleiner Bruder und eine wahre Pest, wenn es darum geht, seinen Spinat zu essen." "Wer mag schon Spinat?", fragte Dende nicht unvernünftig. "Warum probiert ihr es nicht mit einem der anderen?"

Piccolo sah von Gotens sturem Gesicht zu Dendes unschuldig fragendem Lächeln und dann zu Popos ziemlich verzweifelter Mine. Mit einem Seufzer ließ er den Löffel fallen. "In Ordnung, ich gebe mich geschlagen. Was soll es denn sein?"

"Der gelb-braune da drüben, ist das nicht Kartoffelbrei mit Fleischsoße?" Dende deutete auf einen der Teller. "Ja, das ganz lecker sein, Popo selbst probiert haben. Extra wenig Salz in Soße, aber viel Geschmack. Das Baby mögen!" "Okay, dann versuchen wir es damit", meinte Piccolo und langte nach dem Teller. "Ähmm ..." Dende räusperte sich. "Dürfte ich mal? Bitte!"

Piccolo sah an sich herunter. "Na gut, warum nicht." Er reichte Dende den Löffel und trat zurück. Der junge Gott tauchte den Löffel in den Brei und hielt in dann vor Gotens Mund. "Hallo Goten, ich bin Dende. Dein Bruder ist mein bester Freund und er würde das auch essen mögen. Probier es wenigstens, bitte!"

Goten zeigte sich gnädig und machte den Mund auf. Dende steckte den Löffel hinein und ... es schmeckte! Es schmeckte nach mehr. Goten schluckte den Kartoffel-Bratensaftbrei und nahm Dende den Löffel aus der Hand. "Sel...ba", sagte der kleine bestimmt und knallte mit dem Löffel auf die Fläche vor ihm, wo eine passende Vertiefung für den Teller war. "Wenn du das schon kannst..." Dende zögerte nicht lange und stellte den Teller in Gotens Reichweite. Piccolo zog eine seiner Augenwülste hoch, sagte aber nichts. Gotens Manieren waren nicht gerade für ein First Class Restaurant geeignet, aber zumindest landete mehr Brei in seinem Mund wie auf seiner Kleidung, dem Tisch, auf Dende, auf dem Boden und an einigen anderen Orten. Natürlich war ein Teller nicht genug. Der Karottenbrei erwies sich als mäßig erfolgreich, immerhin reichte es für zehn Mundvoll, ehe Goten den Löffel fallen ließ und nicht mehr weiter wollte. Der Griesbrei war ein voller Erfolg, was auch an dem Zucker darin liegen konnte, und auch der Apfelbrei wurde bis auf den letzten Löffel aus dem Teller gekratzt. Vom Tomatenbrei wollte Goten nach einem Löffel nichts mehr wissen und nach dem Spinatexperiment legte es keiner der drei mehr auf einen Kampf mit ihm an. "Schade um deinen schönen Umhang", meinte Piccolo mit Blick auf Dende.

"Tja, ich schätze, ich werde ihn waschen müssen", meinte Dende ohne Reue. "Aber deiner sieht noch schlimmer aus." "Kein Wunder, bei diesem kleinen Monster", Piccolo machte eine Grimasse. "Ich schätze, er ist auch nicht der einzige, der ein Bad braucht." "Warum Piccolo nicht nehmen Goten mit in große Wanne? Dann beide sauber werden. Gott Dende nicht so schmutzig sein und Popo auch nicht." "Das stimmt", meinte Dende. "Aber mir hat noch niemand erzählt, warum der kleine Goten hier bei uns ist. Wo sind Gohan und Chichi?" Piccolo setzte ihn ins Bild und hob den satten, zufriedenen, über und über bekleckerten Goten aus dem Kindersessel.

"Das hört sich nicht gut an. Soll ich Chichi und die anderen besuchen und schauen ob ich mit meinen Heilkräften etwas ausrichten kann?" "Besser nicht", war Piccolos Antwort, während er neben Dende her zum Bad ging. "Du musst ja recht nahe heran, um zu heilen, oder? Und soviel ich weiß, hattest du noch nicht diese Masern. Wenn es selbst Vegeta erwischt hat, ist damit sicher nicht zu spaßen. Als Gott hast du Verantwortung für alle und darfst dich keinem Risiko aussetzen." "Stimmt ... leider", musste Dende zustimmen, aber er sah nicht glücklich dabei aus. "Lass den Kopf nicht hängen", ermunterte ihn Piccolo. "Chichis Brief klingt nicht nach einem Hilfeschrei, ich denke, diese Masern sind ziemlich üblich bei Kindern. Außerdem sind sie zäh wie Saiyans nur sein können."

Dende seufzte und straffte die Schultern. "Danke. Ich werde mich rasch umziehen, waschen und dann ..."

"... dann machst du dich an die Hausaufgaben, die du vom Oberältesten bekommen hast. Oder bist du mit Textbuch 23 schon fertig?"

"Ni ... nicht ganz", musste Dende gestehen. "Dann wird es aber höchste Zeit. Ich und Goten kommen momentan recht gut zurecht. Aber es tut gut zu wissen, dass jemand wie du in der Nähe ist, wenn man ihn braucht." Dende wurde vor Verlegenheit ein wenig rot. Soviel Lob bekam er von Piccolo, zu dem er immer noch aufsah, sonst nicht. Mit eiligen Schritten verschwand er in seinem Zimmer, während Piccolo den schon halb verschlafenen Goten ins Bad trug. ............

Auf der Erde bei den Briefs:

"Jetzt stell dich mal nicht so an!" Bulma drückte Trunks aufs Bett und zog ihm den Pyjamaoberteil aus. "Nimm dir ein Beispiel an Gohan, der macht Chichi keinen solchen Ärger."

"Aber die Salbe brennt", jammerte Trunks und versuchte, die Decke über seinen nackten Rücken zu ziehen, was Bulma geschickt vereitelte. "Quatsch! Sie ist lindernd und der Ausschlag juckt doch, oder? Wenn ihr euch dauernd kratzt, wird das noch anfangen zu eitern und ihr wollt doch keine fünf Wochen im dunklen Zimmer bleiben, nicht wahr?"

"Gehorche deiner Mama, Trunks", kam es von Vegetas Bett her. Ihn hatten die Masern am schlimmsten erwischt, da er bereits erwachsen war. Der Arzt hatte ein bedenkliches Gesicht gemacht und ihm doppelt so viel verschiedene Medikamente verschrieben wie den anderen. Bulma nützte die Ablenkung und klatschte Trunks die erste Portion Salbe auf den Rücken. Obwohl Trunks nach irdischen Maßstäben ein Kleinkind war, entsprach seine Entwicklung der eines doppelt so alten Kindes. Er konnte bereits sehr gut sprechen und seine motorischen Fähigkeiten wie seine Kraft erstaunten Bulma immer wieder. Vegeta tat stets so, als wäre das alles für einen Saiyan selbstverständlich. Einzig Bulma bemerkte, wie aufmerksam er jeden kleinen Schritt in der Entwicklung seines Sohnes verfolgte und war glücklich darüber, den Glanz väterlichen Stolzes in seinen dunklen Augen schimmern zu sehen.

Währenddessen ging es Gohan nicht besser. Chichi machte ihre Sache sehr gründlich und da er dafür auch seine Hose ausziehen musste, war er für das Dämmerlicht Zimmer dankbar, da es seine Verlegenheit verbarg.

Chichi kannte keine Gnade. Sie schmierte die Salbe äußerst großzügig auf Gohans Hinterteil und der zuckte zusammen. "Ihh, das brennt wirklich, Mama."

"Jammere nicht herum. Je rascher es hilft, desto schneller kannst du wieder ans Lernen gehen. Es macht mich krank, wenn ich daran denke, wieviel du verpasst."

Trunks musste trotz seiner eigenen Schmerzen grinsen. Gohan war zu alt um sein Kumpel zu sein und spielte sich gern als großer Bruder auf, wenn er mal vorbei kam. Insgeheim freute sich Trunks darauf, dass er in ein oder zwei Jahren in Goten einen Freund haben würde, der nicht wie die anderen Kinder davon lief, wenn die wahre Stärke des Saiyanblutes zum Vorschein kam.

"Du, Papa", fragte Trunks und ließ sich von seiner Mutter auf den Rücken drehen, damit diese die Salbe auf seine Brust und seinen Bauch schmieren konnte. "Was ist?" "Wenn wir gesund sind, zeigst du mir dann, wie man fliegt? Mama hat mir davon erzählt und ich will es lernen." "Hmmm...", Vegeta tat so, als müsse er gründlich nachdenken. Bulma warf ihm einen scharfen Blick zu, den er im Halbdunkel nicht nicht bemerkte. "Okay, aber nur, wenn du brav bist und deine Mama folgst, verstanden?"

"Das werde ich Papa", strahlte Trunks und ließ geduldig den Rest der Prozedur über sich ergehen. "Ich werde es Goten auch eines Tages beibringen", sagte Gohan halblaut, mehr zu sich selbst. "Papa würde das wollen." "Aber frühestens, wenn du die Aufnahmsprüfung in eine gute High School geschafft hast", sagte Chichi unerbittlich. "Das kommt an erster Stelle." "Gut Trunks, mit dir wäre ich fertig." Bulma deckte ihren Sohn wieder zu und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange.

"Ist jetzt Papa dran?", fragte Trunks gespannt. "Genau, jetzt bekommt dein Papa seine Behandlung." Mit der Salbe in der Hand setzte sich Bulma an Vegetas Bett und schlug die Bettdecke zurück. "Hosen runter, Vegeta!" Die Dunkelheit verbarg seine flammend roten Wangen nur ungenügend, vor allem da er sich der Gegenwart der anderen nur zu bewusst war. "Das kann ich selbst machen, Bulma", zischte er und wollte ihr die Salbe entreißen. "Ich bin ja kein Kind mehr."

"Aber schwach wie ein Baby." Sie beugte sich zu ihm herab und berührte mit ihrer Stirn die seine. "Zumindest ist das Fieber gesunken." Vegetas und Bulmas Augen trafen sich. Trotz des schwachen Lichtes konnte Vegta die Liebe und die Sorge ihn ihrem Blick leuchten sehen. "Du dummer Sturkopf", murmelte sie an seinem Ohr so leise, dass nur er es hören konnte. "Goku würde darüber lachen, wie du dich aufführst."

Das wirkte und Vegeta zog wiederstrebend seine Boxershorts bis an die Kniekehlen. Chichi beeilte sich mit dem Einschmieren von Gohan und nach einem Kuss, vor dem er sich nicht schnell genug unter die Decke retten konnte, nahm sie das Tablett und verließ das Zimmer, um es für Vegeta etwas leichter zu machen, der mit einem ergebenen Seufzer auf dem Bauch ausstreckte.

Bulma unterdrückte ein Schmunzeln und klatschte rasch die Salbe auf Vegetas Hinterteil. Nachdem dieser erleichtert seine Boxershorts wieder hochgezogen hatte, verteilte sie viel langsamer die Salbe auf seinem. Während Gohan und Trunks müde vom Essen und der Behandlung der Genesung entgegen schliefen, war Vegeta hellwach wie seit Beginn der Krankheit nicht mehr. Überdeutlich spürte er wie Bulmas Finger zart, streichelnd über die Täler und Berge seiner Rückenmuskeln glitten, als sie die Salbe einmassierte. "Dauert das noch lange", quetschte er mühsam hervor.

"Bin ich zu grob?", fragte Bulma scheinheilig und beugte sich tiefer, um ihn auf den Nacken zu küssen und zart in ein Ohrläppchen zu beißen, was er mit einem tiefen Atemzug quittierte, während sich seine Hände fester um das Polster krallten. Ein leises Lachen perlte durch das Zimmer. Mit einem Ruck warf sich Vegeta auf den Rücken und zog die überraschte Bulma an den Schultern zu sich herab. Seine Augen funkelten. "Warum tust du das?", flüsterte er heiser. "So schwach bin ich auch wieder nicht, trotz der verdammten Masern."

"Vegeta..." Bulma neigte sich vor und küsste ihn tief und hungrig. Während er noch nach Atem rang, machte sie sich aus seinem Griff frei und stand auf. "Das ist eine Ermutigung, rasch wieder gesund zu werden." Er konnte sehen, dass sie ihm dabei zuzwinkerte. "Dann können wir weitermachen, ohne dass ich dabei Angst um deine Gesundheit machen muss..", hauchte sie kaum hörbar und drückte ihm den Salbentopf in die Hand. "Den Rest kannst du allein machen, sonst vergesse ich mich noch. Die Salbe hole ich später ab." Damit huschte sie zur Türe. Im Licht, das aus dem Flur hereindrang hob sie warnend den Zeigefinger: "Danach wird brav geschlafen oder ich muss den Onkel Doktor bitten, dir eine Spritze zu geben." Und schon war sie fort.

Vegeta verfluchte seine Schwäche und die Masern und überhaupt die Tatsache, dass er, ein ausgewachsener Saiyanprinz, sich mit so etwas herumschlagen musste. Jemand sollte diesen Viren oder was es auch war mal Respekt beibringen.

Aber an dieser Salbe führte nun einmal kein Weg vorbei, denn allein der Gedanke, sich mit einer Nadel piksen lassen zu müssen, schickte kalte Schauer über seinen Rücken. Da war es viel angenehmer, daran zu denken, dass es nach überstandener Krankheit einiges nachzuholen gab ...

Ende des zweiten Teils