3. Teil
Im Palast Gottes setzte sich Piccolo in die mit warmen Wasser gefüllte Wanne und senkte vorsichtig die Arme. Goten sah mit Neugier auf das schaumige Grün unter ihm. Seine Zehen zuckten bei der ersten Berührung mit dem Wasser kein bisschen, wie Piccolo erleichtert feststellte. Offenbar hatte er es weder zu kalt noch zu heiß eingelassen. Kaum saßen sie beide drin, Piccolo ging es nur bis zum Bauch, Goten bis zu den Schultern, fing Goten an mit den Handflächen aufs Wasser zu klatschen, dass es in alle Richtungen spritzte. Er hörte damit auch nicht auf, als ihn Piccolo mit einem Schwamm vorsichtig abwusch und dabei fast vergaß, sich selbst die Spinatreste vom Körper zu spülen. Endlich waren sie beide sauber und Piccolo kletterte mit Goten aus der Wanne. Doch als er mit den nassen Füßen einen Schritt hin zum vorgewärmten Badetuch machte, glitt er auf den Fließen aus und ... peng, knallte er mit dem Kopf auf den Badewannenrand. Mit einem Schlag wurde es dunkel. ...
"Piccolo!" Eine besorgte Stimme, das ein wohltuendes Gefühl von Wärme, das von seiner Brust ausgehend durch seinen Körper strömte, weckten Piccolos Lebensgeister. Er schlug die Augen auf und sah, wie Dende mit einem erleichterten Lächeln die Hände von seiner Brust zurückzog. "Hast ... hast du mich geheilt? Was ist passiert? Ich bin gefallen...oder?"
"Ja, ziemlich dumm sogar. Dein Schädel ist sehr hart, aber die Bandewanne ist noch härter. Ein Glück, dass Goten vor Schreck so laut zu schreien angefangen hat, dass Popo und ich ihn hören konnten. Eine offene Schädelfraktur ist nichts, womit man spaßen sollte."
"Wahrlich nicht", murmelte Piccolo und betastete seinen Hinterkopf. Er spürte keine Schmerzen, aber die lila Pfütze auf dem Boden vor der Wanne unterstrich, wie ernst die Lage gewesen war. "Geht es Goten gut?"
"Um ihn musst du dir keine Sorgen machen. Popo hat ihn zu Bett gebracht. Bei seinen Sachen haben wir einen Schnuller gefunden und Popo hat ihn mit Honig bestrichen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie rasch er ruhig war und nur noch genuckelt hat." "Danke für deine Hilfe", sagte Piccolo und stand auf.
Dende reichte ein frisches Badetuch. "Wie steht es, kannst du deine Kleider zu sauber transformieren, oder soll ich dir neue suchen? Im Palast stehen ganze Truhen voller Roben unserer Vorgänger."
"Lass mich nur machen", sagte Piccolo und setzte seine Kräfte ein, um aus den schmuztigen, zerrissenen Sachen wieder blitzsaubere, ganze zu machen. "Was ist mit deinen Hausaufgaben?"
"Bin fast fertig. Willst du sie dir nachher ansehen?" "Schaden kann es nicht. Der Oberälteste verlässt sich darauf, dass ich dir ein wenig unter die Arme greife."
Popo kam am Bad vorbei und schaute kurz zur Türe herein, gerade als Piccolo seinen Umhang umlegte. "Baby jetzt schlafen. Sehr müde sein von Aufregung." "Das sind mal gute Neuigkeiten", freute sich Dende. "Dann kann ich mich in Ruhe an die Aufgaben machen."
"Und ich setzte mich vor das Zimmer des Kleinen und meditiere ein wenig." "Popo gehen und Küche wie Esszimmer sauber machen", seufzte der Diener. Gesagt, getan. Für die nächsten drei Stunden war es so friedlich im Palast wie man es gewohnt war.
..................
Im Hause der Briefs waren Bulma und Chichi dabei, das restliche Geschirr abzuspülen. "Du hast es gut", seufzte Chichi und gab sparsam von dem Spülmittel ins Becken. "Deine Nächte sind sicher nicht so kalt und einsam wie die meinen..."
"Kalt und einsam?" Bulma konnte sich nicht rasch genug wegdrehen um die verräterische Röte zu verbergen, die ihr in die Wangen stieg. "Genau das meine ich", sagte Chichi mit neidvollem Blick und tauchte den Lappen in das heiße, schäumende Wasser. "Ach, mein Goku ..."
"Hast du ...", Bulma zögerte, das Thema anzuschneiden, aber es beschäftigte sie schon eine Weile, "sag, Chichi, hast du jemals daran gedacht, dich wieder zu verheiraten?" Um ein Haar hätte Chichi den Teller auf den Boden fallen lassen. "Was?"
"Wäre das so ungewöhnlich? Immerhin heiraten doch rings herum auch Witwen und Witwer nach einer angemessenen Trauerzeit wieder und niemand findet etwas dabei. Gohan und Goten werden doch eines Tages groß sein und eine eigene Familie gründen. Du wirst einsam alt und grau werden."
Chichi ließ den Teller ins Wasser gleiten. "Du bist nicht die erste, die mir das sagt", erwiderte sie nachdenklich. An wohlwollenden Nachbarinnen fehlt es mir nicht, eine alte Dame, die bei uns in der Gegend eine bekannte Heiratsvermittlerin ist, hat mir sogar ein paar Mappen mit Fotos und Lebensläufen von Kandidaten aufgedrängt." Sie wischte den Teller sauber, tauchte ihn kurz in das mit heißen Wasser gefüllte zweite Becken und reichte ihn dann Bulma, die schon mit dem Geschirrtuch auf der Lauer lag.
"Und? War da keiner drunter, der dir gefallen hätte?", Chichi griff nach dem zweiten Teller. "Doch schon, aber jedes Mal wenn ich mir vorgestellt habe, dass die ganze Familie ein Picknick macht, tauchte an meiner Seite stets Goku auf, jeder anderen, den ich an seine Stelle zu setzen versuchte, verblasste ziemlich rasch wieder." "Du liebst ihn immer noch", sagte Bulma mit einem traurigen Lächeln und nahm den nächsten Teller entgegen.
"Es ist nicht nur das..." Chichi verstummte und schweigend machten sie den Rest des Geschirrs fertig. Als alles sauber in den Schränken stand, gönnten sie sich auch einen Imbiss aus dem nächsten Sushi Restaurant und Tee dazu.
"Um auf deine Frage zurückzukommen", sagte Chichi nach einer Weile. "Ich fühle mich eigentlich so gar nicht richtig verwitwet ." Sie starrte auf ihr verschwommenes Spiegelbild im Tee und strich sich eine lose Strähne aus der Stirn. "Wie meinst du das?", fragte Bulma.
"Nun, die Leute die du erwähnst und die wieder heiraten, die können kaum mit ihrem Liebsten im Jenseits reden, oder? Deren Liebste sind Seelenflämmchen und werden nie zurückkommen. Sie haben ein Begräbnis gehabt, getrauert, Räucherstäbchen am Hausaltar entzündet und sich von Freunden und Verwandten herzliches Beileid anwünschen lassen. Sie haben zugesehen, wie der Sarg in die Erde versenkt wurde, haben beobachtet wie die Blumen der Kränze welken und sie schließlich durch andere Blumen ersetzt. Sie gehen am Todestag ihrer Liebsten zu deren Grab, begießen den Grabstein, stellen frische Blumen hin und erzählen ihren Liebsten, was sich im vergangen Jahr alles getan hat."
"Ja, wenn man es so betrachtet", Bulma nahm einen kleinen Schluck und schnappte sich mit den Stäbchen ein Stück Sushi. "Wenn man es so betrachtet, dann hattest du gar keine richtige Gelegenheit, einen Schlussstrich zu ziehen." Sie tauchte das Röllchen in die Sojasauce und biss davon ein Stück ab, das sie gedankenverloren kaute. "So gesehen bist du wirklich keine normale Witwe. Wenn Goku eines Tages seine Ansicht ändert und es zulässt, dass wir die Namekianischen Dragonballs benutzen, kann er jederzeit wieder in die Welt kommen zu dir und den Kindern. Hoffst du noch?"
"Nicht bewusst, nicht willentlich. Ich weiß natürlich, dass er seine Meinung nicht ändern wird. Vor kurzem habe ich Uranai Baba getroffen und sie so lange genervt, bis sie mir erzählt hat, dass es Goku gut geht und er jede Menge Trainingspartner da unten hat. So wie es aussieht, vermisst er mich kein bisschen." Eine Tropfen stahl sich aus einem Augenwinkel und rann einsam Chichis Wange herab.
"Nicht doch!" Bulma legte ihre Hand auf die bebende Chichis. "Er denkt bestimmt oft an dich. Auch Vegeta genießt sein Training und scheint nur für das Kämpfen zu leben. Wir beide wissen es besser, als dass wir deswegen heulen, oder?"
"Danke, Bulma." Chichi wischte sich mit dem Handrücken die Tränenspur fort. "Wir sollten langsam daran denken, dass wir auch eine Mütze Schlaf bekommen, ehe morgen der ganze Zirkus von vorne los geht." Sie sah durch das Fenster hinauf, Richtung Himmel. "Ich vermisse Goten, meinen kleinen Schatz. Er lässt nie zu, dass ich lang vor mich hin brüte ..." ......
In Gottes Palast hatte der Frieden ein Ende, als Goten erwachte und versuchte, aus dem Gitterbett, das Piccolo für ihn gemacht hatte, herauszuklettern. Dabei kam er an die zahlreichen, am Gitter befestigten Glöckchen, die sofort zu klingeln begannen. Piccolo und Dende, die beiden saßen vor dem Kinderzimmer auf dem Flur und besprachen gerade Dendes Hausaufgaben, horchten auf.
Während Dende rasch seine Hefte zusammenpackte, öffnete Piccolo weit die Türe. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Goten das niedere Gitter überwand und plumps auf eines der Kissen fiel, die Popo in kluger Voraussicht rings um das Gitterbett gehäuft hatte.
"Schon wieder munter, wie?" Piccolo hob Goten vom Kissen. "Ihhh...!" Die Windeln waren wohl wieder voll. Diesmal musste Piccolo nicht improvisieren, denn er hatte längst alles für diesen Fall vorbereitet. Die Entsorgung erfolgte wiederum durch gezieltes Einäschern der vollen Windel. Sauber gewickelt fühlte sich Goten wohl und unternehmungslustig. "Wir sollte mit ihm an die frische Luft", schlug Dende vor. "Es gibt doch diese Gitterdinger, wo die Babys frei herumkrabbeln können."
"Ah ich weiß, was du meinst", Piccolo nickte. "Laufstall heißt das Ding, glaube ich. Das wäre ideal, dann kann ich in Ruhe weiter meditieren und du deine Fehler ausbessern, ehe du die Lösung nach Neu Namek schickst."
Gesagt, getan. Sie brachten Goten ins Freie vor den Palast und Piccolo transferierte ein paar große Plastikboxen und ein paar Metallstäben in einen Laufstall mit Metallgittern ringsum und gepolsterter Unterlage. Dort setzten sie Goten hinein, der seine neue Umgebung munter von einem Eck ins Andere erkrabbelte.
"Hier, ich das gefunden haben!" Popo kam mit einer weiteren Kiste aus dem Palast gelaufen. Er stellte sie mit strahlendem Gesicht vor Piccolo ab. Es waren verschiedene seltsame Dinge, verbogen, verdreht, aus Holz, Kunststoff, Stoff und Metall. "Daraus können Spielzeug machen für Goten", sagte Popo eifrig. "Ihm sonst langweilig werden und er schreien." "Gute Idee", meinte Piccolo. "Ich kann mich sonst nicht richtig versenken." Und so entstanden ein Plüschnamekianer, Holzklötzchen, ein Blechauto und ein großer, weicher Ball. Goten wurde in eine Ecke des Laufstalls gesetzt und Dende stellte die Spielsachen vor ihn hin. Goten griff sogleich nach dem Plüschnamekianer und kaute auf dem grünen Fühler herum, was Piccolo mit einer Grimasse kommentierte.
Da Goten reichhaltig Beschäftigung hatte, setzte sich Piccolo ein paar Meter enfernt ins Gras und versetzte sich in Trance, um seine Kräfte zu steigern. Popo probierte in der Küche ein paar neue Breivarianten und Dende kaute in seinem Zimmer auf seinem Stift herum, während er über einer vertrackten Gleichung brütete.
Unbemerkt von den dreien lag immer noch ein Bruchstück der schweren Vase auf der Fließe. Da diese dadurch den Bruchteil eines Millimeters gesenkt war, stand Türe in die andere Dimension einen winzigen, papierdünnen Spalt offen.
In der anderen Dimension kroch eine Kreatur, die durch Piccolos und Gotens Ankunft aus ihrem tiefen Schlaf geweckt worden war, Zentimeter für Zentimeter auf den Spalt zu, drückte das Gesicht an jene Stelle, wo einmal am Tag der Ausgang erschien, schickte seinen Arm der Macht durch diesen Spalt, ertastete den Öffnungsmechanismus und ... zog sich dann wieder zurück. Zufrieden setzte sich die Kreatur wartend vor der Stelle auf den Boden. Es wäre verfehlt schon jetzt die Türe zu öffnen. Wenn die Zeit gekommen war, dass der Ausgang erschien, würde sie bereit sein...
..............
Währenddessen warf Goten den weichen Ball durch die Luft in die andere Ecke des Laufstalles. Dann krabbelte er hinüber, setzte sich wieder hin, nahm den Ball in seine Händchen und warf ihn wieder in die andere Ecke. Das machte drei, viermal hintereinander Spaß, wurde dann wieder langweilig.
Es war viel lustiger, wenn da jemand wäre, der ihm den Ball zurück warf. Der einzige in der Nähe war, so konnte Goten durch die Gitterstäbe erkennen, der grüne Onkel, der da sitzend über dem Boden schwebte.
"Ball", sagte Goten und warf diesen kurzentschlossen über das Gitter, sodass er in Piccolos Richtung rollte. Leider war eine der Palmen im Weg, sodass der Bald dort hängen blieb. Frustriert krabbelte Goten ans Gitter auf dieser Seite und sagte nochmals laut "Ball!" in Piccolos Richtung. Piccolo war so in seine Meditation versunken, dass er das Ball nicht als Aufforderung verstand und daher auch nicht darauf reagierte. Verärgert packte Goten die metallnen Gitterstäbe mit beiden Händen und rüttelte daran. "Ball!"
Vergeblich. Nun wurde Goten ernsthaft wütend und ließ diese Wut an dem Hindernis zwischen ihm und dem Ball aus - den Gitterstäben. Etwas Zerren, etwas Biegen und mit seinem Saiyanerbe gelang, was weder Piccolo noch Dende für möglich erachtet hätten, die Metallstäbe gaben nach und es entstand ein Loch, gerade groß genug für Goten, um sich durchzuquetschen und in Richtung Ball zu krabbeln. Ehe Goten den Ball jedoch erreichte, flatterte ein bunter Schmetterling an ihm vorbei auf die Blumen zu, die Popo zwischen die Palmen gesetzt hatte. Das bunte, sich bewegende Dings war interessanter wie der Ball, also schlug Goten einen anderen Krabbelkurs ein.
Der Schmetterling flatterte zu einer Blume, entrollte den Saugrüssel und tauchte ihn in den tiefen Kelch, als hinter ihm ein riesiger Schatten mit bedrohlich leuchtenden Augen auftauchte. Durch den Wegfall des Sonnenlichtes irritiert flatterte er von der Blüte weg und zur nächsten. Doch der Schatten folgte ihm bis der Schmetterling genug davon hatte und sich aufmachte, unter den Wolken auf der Erde eine weniger gestörte Futterquelle zu finden. Für Goten, der sich davon nicht irre machen ließ, gab es nur ein Problem. Jenseits des Randes jener verdreht-kuppelförmigen Plattform war nichts mehr, worauf man krabbeln konnte. Die Schwerkraft tat ihren Job. Goten fiel.
.........................
"Verwünscht!" Chichi stolperte gegen den Küchentisch und ließ das Glas fallen, das sie in Händen gehalten hatte. Es prallte auf den geließten Boden auf und zersprang mit hellem Klirren.
"Hast du dir was getan?", fragte Bulma besorgt. "Nein, nur schade um dein Glas. Mir ist ein Schubhändel gebrochen." Chichi bücke sich und fädelte den Rest des Schuhbands anders ein, um besseren Halt zu haben. "Dass mir das gerade jetzt passieren muss."
"Ist doch nur Glas", meinte Bulma und nahm einen Handstaubsauger aus der Abstellkammer neben der Küche. "Wir müssen nur aufpassen, dass wir keine Scherben übersehen. Unsere Männer sind imstande und wandeln nachts barfuß durch die Küche, nur weil sie sich einbilden, dass im Kühlschrank noch was zu futtern sein müsste." "Danke." Chichi saugte die Scherben sorgfältigst auf. "Wir können von Glück sagen, dass sie fast so schläfrig sind wie Goku bei seiner Herzkrankheit. Irgendwie hoffe ich immer, dass der Spuk nach einer durchschlafenen Nacht vorbei ist."
"Masern sind leider keine Sache für ein, zwei Tage", seufzte Bulma. "Wir werden die drei noch ein, zwei Wochen bedienen müssen." "Aber danach haben wir uns einen Urlaub verdient", scherzte Chichi. "Tu nicht so!", lachte Bulma. "Du kannst es doch kaum erwarten, Goten wieder in die Arme zu schließen, sobald die Ansteckungsgefahr vorüber ist. Habe ich recht?" "Du irrst dich selten", musste Chichi eingestehen. "Ich hoffe nur, Dende verwöhnt ihn nicht zu sehr."
"Ach was, Dende und Piccolo ergänzen einander als Kindermädchen prima. Was Piccolo zu streng ist, ist Dende zu milde. So bekommt Goten die passende Mischung. Einen besseren Platz hättest du dir für ihn gar nicht aussuchen können."
Chichis Gesicht hellte sich auf. "Obwohl, manchmal denke ich, dass ich ihnen vielleicht doch einen längeren Brief hätte schreiben sollen, damit sie wissen, dass Goten nicht nur in der Frisur und dem Hunger nach seinem Vater schlägt..."
........
Es war ein langer Weg nach unten. Goten, der den Schmetterling längst überholt hatte, spürte die Ahnung von echter Gefahr, spürte, dass das kein Spiel mehr war. In seinem Inneren schlugen die Saiyaninstinkte Alarm und das in seinen Genen verankerte Überlebensprogramm trat in Kraft.
.....
Piccolo schreckte aus seiner Meditation hoch. Der Ausbruch von Energie, diese Aura ... Gohan war das nicht, aber Goku konnte es auch nicht sein, also blieb nur ... Der eisige Schreck fuhr ihm in die Glieder als er die gebogenen Stäbe bemerkte. "Goten!! Goten, wo bist du?"
Woher war noch mal diese Kraft gekommen? Nicht von rechts oder links, sondern von unten. UNTEN?!!! So rasch war Piccolo noch nie in seinem Leben über den Rand der Plattform hinaus in die Tiefe geschossen. Er tauchte durch die Wolken und suchte mit seinem Gespür Gotens Aura. Doch da war nichts. Keine Spur. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Es war seine Schuld, ganz allein seine. Hatte er den Kleinen nicht "Ball!" rufen hören? Ein Kind wie ihn durfte man nicht allein seinem Spiel überlassen, man musste es im Auge behalten, jeden Atemzug....
Piccolo durchbrach die Wolkendecke und schoss tiefer und tiefer. Eisige Angst machte sich in ihm breit, wenn er unten am Fuße des Turmes, den kleinen, zerschmetterten Körper liegen sehen würde, gab es nur noch eines, was er tun konnte. Er schluckte. Doch .... selbst dafür würde er Bulmas Hilfe brauchen und Bulma aufsuchen hieße Chichi und ... Gohan in die Augen blicken und ihnen sagen zu müssen, was er getan hatte ...
Piccolo schloss die Augen, um Kraft zu sammeln, die er für den grausigen Anblick brauchte. Wenn Goten ihn dafür zur Rechenschaft ziehen wollte, würde er sich nicht wehren. Keine Qual würde es mit dem Schmerz aufnehmen können, der sich tief in seine Seele fraß. Die wichtigste Person auf dieser Welt würde ihn von nun an hassen und das zurecht. Sein Fehler war unverzeihlich.
Der untere Teil des Quittenturmes zischte an ihm vorbei und knapp vor dem Erdboden bremste Piccolo seinen Wahnsinnsflug. Wo war Goten? Kein kleiner, zerschmetterter Körper lag am Fuße des Turmes. War er durch den Gegenwind im Fall weiter abgetrieben worden. Piccolo suchte die nähere Umgebung ab. Keine Spur von Goten. Ein Hoffnungsfunke begann in seinem Herzen zu glimmen. Vielleicht ... vielleicht hatte Gotens Saiyanblut ein Wunder möglich gemacht ... aber um sicher zu sein, musste er Goten erst gefunden haben. ....
Meister Quitte genoss den Sonnenschein. Er hatte es sich an seinem Lieblingsplatz bequem gemacht und döste zufrieden wie es nur Katzen können. Der plötzliche Energieausbruch in seiner Nähe schrecke ihn nur kurz auf, da schoss auch schon Piccolo an ihm vorbei, als wäre eine Horde Cells hinter ihm her. Meister Quitte runzelte die Stirn und versuchte, die Quelle des Energieausbruchs genauer zu bestimmen, aber die Energie war bereits wieder verschwunden. Wohl eines von Piccolos Experimenten und nicht sein Gelungenstes, wenn er den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht des Namekianers richtig gedeutet hatte. Mit einem Schulterzucken rollte sich Meister Quitte nach Katzenart wieder zusammen und schlummerte ein.
...........
Der Quittenturm war endlos hoch. Piccolo hatte mit seiner Suche ganz unten begonnen, in der Hoffnung, dass sich der Kleine durch einen Ausbruch an Fludium an den Turm katapultiert und sich dort festgeklammert hatte. Immerhin war der Turm ja fürs Klettern gebaut und so bot er genug Vorsprünge, Einbuchtungen, Nischen und Löcher, wo man Füße und Hände hinsetzen konnte. Allerdings war Goten ja noch zu klein, um selber zu klettern. Und irgendwann würde ihm die Kraft zum Festhalten ausgehen. Piccolo betete zu den Mächten des Schicksals, dass er ihn vorher finden würde...
Ende des dritten Teils
Im Palast Gottes setzte sich Piccolo in die mit warmen Wasser gefüllte Wanne und senkte vorsichtig die Arme. Goten sah mit Neugier auf das schaumige Grün unter ihm. Seine Zehen zuckten bei der ersten Berührung mit dem Wasser kein bisschen, wie Piccolo erleichtert feststellte. Offenbar hatte er es weder zu kalt noch zu heiß eingelassen. Kaum saßen sie beide drin, Piccolo ging es nur bis zum Bauch, Goten bis zu den Schultern, fing Goten an mit den Handflächen aufs Wasser zu klatschen, dass es in alle Richtungen spritzte. Er hörte damit auch nicht auf, als ihn Piccolo mit einem Schwamm vorsichtig abwusch und dabei fast vergaß, sich selbst die Spinatreste vom Körper zu spülen. Endlich waren sie beide sauber und Piccolo kletterte mit Goten aus der Wanne. Doch als er mit den nassen Füßen einen Schritt hin zum vorgewärmten Badetuch machte, glitt er auf den Fließen aus und ... peng, knallte er mit dem Kopf auf den Badewannenrand. Mit einem Schlag wurde es dunkel. ...
"Piccolo!" Eine besorgte Stimme, das ein wohltuendes Gefühl von Wärme, das von seiner Brust ausgehend durch seinen Körper strömte, weckten Piccolos Lebensgeister. Er schlug die Augen auf und sah, wie Dende mit einem erleichterten Lächeln die Hände von seiner Brust zurückzog. "Hast ... hast du mich geheilt? Was ist passiert? Ich bin gefallen...oder?"
"Ja, ziemlich dumm sogar. Dein Schädel ist sehr hart, aber die Bandewanne ist noch härter. Ein Glück, dass Goten vor Schreck so laut zu schreien angefangen hat, dass Popo und ich ihn hören konnten. Eine offene Schädelfraktur ist nichts, womit man spaßen sollte."
"Wahrlich nicht", murmelte Piccolo und betastete seinen Hinterkopf. Er spürte keine Schmerzen, aber die lila Pfütze auf dem Boden vor der Wanne unterstrich, wie ernst die Lage gewesen war. "Geht es Goten gut?"
"Um ihn musst du dir keine Sorgen machen. Popo hat ihn zu Bett gebracht. Bei seinen Sachen haben wir einen Schnuller gefunden und Popo hat ihn mit Honig bestrichen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie rasch er ruhig war und nur noch genuckelt hat." "Danke für deine Hilfe", sagte Piccolo und stand auf.
Dende reichte ein frisches Badetuch. "Wie steht es, kannst du deine Kleider zu sauber transformieren, oder soll ich dir neue suchen? Im Palast stehen ganze Truhen voller Roben unserer Vorgänger."
"Lass mich nur machen", sagte Piccolo und setzte seine Kräfte ein, um aus den schmuztigen, zerrissenen Sachen wieder blitzsaubere, ganze zu machen. "Was ist mit deinen Hausaufgaben?"
"Bin fast fertig. Willst du sie dir nachher ansehen?" "Schaden kann es nicht. Der Oberälteste verlässt sich darauf, dass ich dir ein wenig unter die Arme greife."
Popo kam am Bad vorbei und schaute kurz zur Türe herein, gerade als Piccolo seinen Umhang umlegte. "Baby jetzt schlafen. Sehr müde sein von Aufregung." "Das sind mal gute Neuigkeiten", freute sich Dende. "Dann kann ich mich in Ruhe an die Aufgaben machen."
"Und ich setzte mich vor das Zimmer des Kleinen und meditiere ein wenig." "Popo gehen und Küche wie Esszimmer sauber machen", seufzte der Diener. Gesagt, getan. Für die nächsten drei Stunden war es so friedlich im Palast wie man es gewohnt war.
..................
Im Hause der Briefs waren Bulma und Chichi dabei, das restliche Geschirr abzuspülen. "Du hast es gut", seufzte Chichi und gab sparsam von dem Spülmittel ins Becken. "Deine Nächte sind sicher nicht so kalt und einsam wie die meinen..."
"Kalt und einsam?" Bulma konnte sich nicht rasch genug wegdrehen um die verräterische Röte zu verbergen, die ihr in die Wangen stieg. "Genau das meine ich", sagte Chichi mit neidvollem Blick und tauchte den Lappen in das heiße, schäumende Wasser. "Ach, mein Goku ..."
"Hast du ...", Bulma zögerte, das Thema anzuschneiden, aber es beschäftigte sie schon eine Weile, "sag, Chichi, hast du jemals daran gedacht, dich wieder zu verheiraten?" Um ein Haar hätte Chichi den Teller auf den Boden fallen lassen. "Was?"
"Wäre das so ungewöhnlich? Immerhin heiraten doch rings herum auch Witwen und Witwer nach einer angemessenen Trauerzeit wieder und niemand findet etwas dabei. Gohan und Goten werden doch eines Tages groß sein und eine eigene Familie gründen. Du wirst einsam alt und grau werden."
Chichi ließ den Teller ins Wasser gleiten. "Du bist nicht die erste, die mir das sagt", erwiderte sie nachdenklich. An wohlwollenden Nachbarinnen fehlt es mir nicht, eine alte Dame, die bei uns in der Gegend eine bekannte Heiratsvermittlerin ist, hat mir sogar ein paar Mappen mit Fotos und Lebensläufen von Kandidaten aufgedrängt." Sie wischte den Teller sauber, tauchte ihn kurz in das mit heißen Wasser gefüllte zweite Becken und reichte ihn dann Bulma, die schon mit dem Geschirrtuch auf der Lauer lag.
"Und? War da keiner drunter, der dir gefallen hätte?", Chichi griff nach dem zweiten Teller. "Doch schon, aber jedes Mal wenn ich mir vorgestellt habe, dass die ganze Familie ein Picknick macht, tauchte an meiner Seite stets Goku auf, jeder anderen, den ich an seine Stelle zu setzen versuchte, verblasste ziemlich rasch wieder." "Du liebst ihn immer noch", sagte Bulma mit einem traurigen Lächeln und nahm den nächsten Teller entgegen.
"Es ist nicht nur das..." Chichi verstummte und schweigend machten sie den Rest des Geschirrs fertig. Als alles sauber in den Schränken stand, gönnten sie sich auch einen Imbiss aus dem nächsten Sushi Restaurant und Tee dazu.
"Um auf deine Frage zurückzukommen", sagte Chichi nach einer Weile. "Ich fühle mich eigentlich so gar nicht richtig verwitwet ." Sie starrte auf ihr verschwommenes Spiegelbild im Tee und strich sich eine lose Strähne aus der Stirn. "Wie meinst du das?", fragte Bulma.
"Nun, die Leute die du erwähnst und die wieder heiraten, die können kaum mit ihrem Liebsten im Jenseits reden, oder? Deren Liebste sind Seelenflämmchen und werden nie zurückkommen. Sie haben ein Begräbnis gehabt, getrauert, Räucherstäbchen am Hausaltar entzündet und sich von Freunden und Verwandten herzliches Beileid anwünschen lassen. Sie haben zugesehen, wie der Sarg in die Erde versenkt wurde, haben beobachtet wie die Blumen der Kränze welken und sie schließlich durch andere Blumen ersetzt. Sie gehen am Todestag ihrer Liebsten zu deren Grab, begießen den Grabstein, stellen frische Blumen hin und erzählen ihren Liebsten, was sich im vergangen Jahr alles getan hat."
"Ja, wenn man es so betrachtet", Bulma nahm einen kleinen Schluck und schnappte sich mit den Stäbchen ein Stück Sushi. "Wenn man es so betrachtet, dann hattest du gar keine richtige Gelegenheit, einen Schlussstrich zu ziehen." Sie tauchte das Röllchen in die Sojasauce und biss davon ein Stück ab, das sie gedankenverloren kaute. "So gesehen bist du wirklich keine normale Witwe. Wenn Goku eines Tages seine Ansicht ändert und es zulässt, dass wir die Namekianischen Dragonballs benutzen, kann er jederzeit wieder in die Welt kommen zu dir und den Kindern. Hoffst du noch?"
"Nicht bewusst, nicht willentlich. Ich weiß natürlich, dass er seine Meinung nicht ändern wird. Vor kurzem habe ich Uranai Baba getroffen und sie so lange genervt, bis sie mir erzählt hat, dass es Goku gut geht und er jede Menge Trainingspartner da unten hat. So wie es aussieht, vermisst er mich kein bisschen." Eine Tropfen stahl sich aus einem Augenwinkel und rann einsam Chichis Wange herab.
"Nicht doch!" Bulma legte ihre Hand auf die bebende Chichis. "Er denkt bestimmt oft an dich. Auch Vegeta genießt sein Training und scheint nur für das Kämpfen zu leben. Wir beide wissen es besser, als dass wir deswegen heulen, oder?"
"Danke, Bulma." Chichi wischte sich mit dem Handrücken die Tränenspur fort. "Wir sollten langsam daran denken, dass wir auch eine Mütze Schlaf bekommen, ehe morgen der ganze Zirkus von vorne los geht." Sie sah durch das Fenster hinauf, Richtung Himmel. "Ich vermisse Goten, meinen kleinen Schatz. Er lässt nie zu, dass ich lang vor mich hin brüte ..." ......
In Gottes Palast hatte der Frieden ein Ende, als Goten erwachte und versuchte, aus dem Gitterbett, das Piccolo für ihn gemacht hatte, herauszuklettern. Dabei kam er an die zahlreichen, am Gitter befestigten Glöckchen, die sofort zu klingeln begannen. Piccolo und Dende, die beiden saßen vor dem Kinderzimmer auf dem Flur und besprachen gerade Dendes Hausaufgaben, horchten auf.
Während Dende rasch seine Hefte zusammenpackte, öffnete Piccolo weit die Türe. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Goten das niedere Gitter überwand und plumps auf eines der Kissen fiel, die Popo in kluger Voraussicht rings um das Gitterbett gehäuft hatte.
"Schon wieder munter, wie?" Piccolo hob Goten vom Kissen. "Ihhh...!" Die Windeln waren wohl wieder voll. Diesmal musste Piccolo nicht improvisieren, denn er hatte längst alles für diesen Fall vorbereitet. Die Entsorgung erfolgte wiederum durch gezieltes Einäschern der vollen Windel. Sauber gewickelt fühlte sich Goten wohl und unternehmungslustig. "Wir sollte mit ihm an die frische Luft", schlug Dende vor. "Es gibt doch diese Gitterdinger, wo die Babys frei herumkrabbeln können."
"Ah ich weiß, was du meinst", Piccolo nickte. "Laufstall heißt das Ding, glaube ich. Das wäre ideal, dann kann ich in Ruhe weiter meditieren und du deine Fehler ausbessern, ehe du die Lösung nach Neu Namek schickst."
Gesagt, getan. Sie brachten Goten ins Freie vor den Palast und Piccolo transferierte ein paar große Plastikboxen und ein paar Metallstäben in einen Laufstall mit Metallgittern ringsum und gepolsterter Unterlage. Dort setzten sie Goten hinein, der seine neue Umgebung munter von einem Eck ins Andere erkrabbelte.
"Hier, ich das gefunden haben!" Popo kam mit einer weiteren Kiste aus dem Palast gelaufen. Er stellte sie mit strahlendem Gesicht vor Piccolo ab. Es waren verschiedene seltsame Dinge, verbogen, verdreht, aus Holz, Kunststoff, Stoff und Metall. "Daraus können Spielzeug machen für Goten", sagte Popo eifrig. "Ihm sonst langweilig werden und er schreien." "Gute Idee", meinte Piccolo. "Ich kann mich sonst nicht richtig versenken." Und so entstanden ein Plüschnamekianer, Holzklötzchen, ein Blechauto und ein großer, weicher Ball. Goten wurde in eine Ecke des Laufstalls gesetzt und Dende stellte die Spielsachen vor ihn hin. Goten griff sogleich nach dem Plüschnamekianer und kaute auf dem grünen Fühler herum, was Piccolo mit einer Grimasse kommentierte.
Da Goten reichhaltig Beschäftigung hatte, setzte sich Piccolo ein paar Meter enfernt ins Gras und versetzte sich in Trance, um seine Kräfte zu steigern. Popo probierte in der Küche ein paar neue Breivarianten und Dende kaute in seinem Zimmer auf seinem Stift herum, während er über einer vertrackten Gleichung brütete.
Unbemerkt von den dreien lag immer noch ein Bruchstück der schweren Vase auf der Fließe. Da diese dadurch den Bruchteil eines Millimeters gesenkt war, stand Türe in die andere Dimension einen winzigen, papierdünnen Spalt offen.
In der anderen Dimension kroch eine Kreatur, die durch Piccolos und Gotens Ankunft aus ihrem tiefen Schlaf geweckt worden war, Zentimeter für Zentimeter auf den Spalt zu, drückte das Gesicht an jene Stelle, wo einmal am Tag der Ausgang erschien, schickte seinen Arm der Macht durch diesen Spalt, ertastete den Öffnungsmechanismus und ... zog sich dann wieder zurück. Zufrieden setzte sich die Kreatur wartend vor der Stelle auf den Boden. Es wäre verfehlt schon jetzt die Türe zu öffnen. Wenn die Zeit gekommen war, dass der Ausgang erschien, würde sie bereit sein...
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Währenddessen warf Goten den weichen Ball durch die Luft in die andere Ecke des Laufstalles. Dann krabbelte er hinüber, setzte sich wieder hin, nahm den Ball in seine Händchen und warf ihn wieder in die andere Ecke. Das machte drei, viermal hintereinander Spaß, wurde dann wieder langweilig.
Es war viel lustiger, wenn da jemand wäre, der ihm den Ball zurück warf. Der einzige in der Nähe war, so konnte Goten durch die Gitterstäbe erkennen, der grüne Onkel, der da sitzend über dem Boden schwebte.
"Ball", sagte Goten und warf diesen kurzentschlossen über das Gitter, sodass er in Piccolos Richtung rollte. Leider war eine der Palmen im Weg, sodass der Bald dort hängen blieb. Frustriert krabbelte Goten ans Gitter auf dieser Seite und sagte nochmals laut "Ball!" in Piccolos Richtung. Piccolo war so in seine Meditation versunken, dass er das Ball nicht als Aufforderung verstand und daher auch nicht darauf reagierte. Verärgert packte Goten die metallnen Gitterstäbe mit beiden Händen und rüttelte daran. "Ball!"
Vergeblich. Nun wurde Goten ernsthaft wütend und ließ diese Wut an dem Hindernis zwischen ihm und dem Ball aus - den Gitterstäben. Etwas Zerren, etwas Biegen und mit seinem Saiyanerbe gelang, was weder Piccolo noch Dende für möglich erachtet hätten, die Metallstäbe gaben nach und es entstand ein Loch, gerade groß genug für Goten, um sich durchzuquetschen und in Richtung Ball zu krabbeln. Ehe Goten den Ball jedoch erreichte, flatterte ein bunter Schmetterling an ihm vorbei auf die Blumen zu, die Popo zwischen die Palmen gesetzt hatte. Das bunte, sich bewegende Dings war interessanter wie der Ball, also schlug Goten einen anderen Krabbelkurs ein.
Der Schmetterling flatterte zu einer Blume, entrollte den Saugrüssel und tauchte ihn in den tiefen Kelch, als hinter ihm ein riesiger Schatten mit bedrohlich leuchtenden Augen auftauchte. Durch den Wegfall des Sonnenlichtes irritiert flatterte er von der Blüte weg und zur nächsten. Doch der Schatten folgte ihm bis der Schmetterling genug davon hatte und sich aufmachte, unter den Wolken auf der Erde eine weniger gestörte Futterquelle zu finden. Für Goten, der sich davon nicht irre machen ließ, gab es nur ein Problem. Jenseits des Randes jener verdreht-kuppelförmigen Plattform war nichts mehr, worauf man krabbeln konnte. Die Schwerkraft tat ihren Job. Goten fiel.
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"Verwünscht!" Chichi stolperte gegen den Küchentisch und ließ das Glas fallen, das sie in Händen gehalten hatte. Es prallte auf den geließten Boden auf und zersprang mit hellem Klirren.
"Hast du dir was getan?", fragte Bulma besorgt. "Nein, nur schade um dein Glas. Mir ist ein Schubhändel gebrochen." Chichi bücke sich und fädelte den Rest des Schuhbands anders ein, um besseren Halt zu haben. "Dass mir das gerade jetzt passieren muss."
"Ist doch nur Glas", meinte Bulma und nahm einen Handstaubsauger aus der Abstellkammer neben der Küche. "Wir müssen nur aufpassen, dass wir keine Scherben übersehen. Unsere Männer sind imstande und wandeln nachts barfuß durch die Küche, nur weil sie sich einbilden, dass im Kühlschrank noch was zu futtern sein müsste." "Danke." Chichi saugte die Scherben sorgfältigst auf. "Wir können von Glück sagen, dass sie fast so schläfrig sind wie Goku bei seiner Herzkrankheit. Irgendwie hoffe ich immer, dass der Spuk nach einer durchschlafenen Nacht vorbei ist."
"Masern sind leider keine Sache für ein, zwei Tage", seufzte Bulma. "Wir werden die drei noch ein, zwei Wochen bedienen müssen." "Aber danach haben wir uns einen Urlaub verdient", scherzte Chichi. "Tu nicht so!", lachte Bulma. "Du kannst es doch kaum erwarten, Goten wieder in die Arme zu schließen, sobald die Ansteckungsgefahr vorüber ist. Habe ich recht?" "Du irrst dich selten", musste Chichi eingestehen. "Ich hoffe nur, Dende verwöhnt ihn nicht zu sehr."
"Ach was, Dende und Piccolo ergänzen einander als Kindermädchen prima. Was Piccolo zu streng ist, ist Dende zu milde. So bekommt Goten die passende Mischung. Einen besseren Platz hättest du dir für ihn gar nicht aussuchen können."
Chichis Gesicht hellte sich auf. "Obwohl, manchmal denke ich, dass ich ihnen vielleicht doch einen längeren Brief hätte schreiben sollen, damit sie wissen, dass Goten nicht nur in der Frisur und dem Hunger nach seinem Vater schlägt..."
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Es war ein langer Weg nach unten. Goten, der den Schmetterling längst überholt hatte, spürte die Ahnung von echter Gefahr, spürte, dass das kein Spiel mehr war. In seinem Inneren schlugen die Saiyaninstinkte Alarm und das in seinen Genen verankerte Überlebensprogramm trat in Kraft.
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Piccolo schreckte aus seiner Meditation hoch. Der Ausbruch von Energie, diese Aura ... Gohan war das nicht, aber Goku konnte es auch nicht sein, also blieb nur ... Der eisige Schreck fuhr ihm in die Glieder als er die gebogenen Stäbe bemerkte. "Goten!! Goten, wo bist du?"
Woher war noch mal diese Kraft gekommen? Nicht von rechts oder links, sondern von unten. UNTEN?!!! So rasch war Piccolo noch nie in seinem Leben über den Rand der Plattform hinaus in die Tiefe geschossen. Er tauchte durch die Wolken und suchte mit seinem Gespür Gotens Aura. Doch da war nichts. Keine Spur. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Es war seine Schuld, ganz allein seine. Hatte er den Kleinen nicht "Ball!" rufen hören? Ein Kind wie ihn durfte man nicht allein seinem Spiel überlassen, man musste es im Auge behalten, jeden Atemzug....
Piccolo durchbrach die Wolkendecke und schoss tiefer und tiefer. Eisige Angst machte sich in ihm breit, wenn er unten am Fuße des Turmes, den kleinen, zerschmetterten Körper liegen sehen würde, gab es nur noch eines, was er tun konnte. Er schluckte. Doch .... selbst dafür würde er Bulmas Hilfe brauchen und Bulma aufsuchen hieße Chichi und ... Gohan in die Augen blicken und ihnen sagen zu müssen, was er getan hatte ...
Piccolo schloss die Augen, um Kraft zu sammeln, die er für den grausigen Anblick brauchte. Wenn Goten ihn dafür zur Rechenschaft ziehen wollte, würde er sich nicht wehren. Keine Qual würde es mit dem Schmerz aufnehmen können, der sich tief in seine Seele fraß. Die wichtigste Person auf dieser Welt würde ihn von nun an hassen und das zurecht. Sein Fehler war unverzeihlich.
Der untere Teil des Quittenturmes zischte an ihm vorbei und knapp vor dem Erdboden bremste Piccolo seinen Wahnsinnsflug. Wo war Goten? Kein kleiner, zerschmetterter Körper lag am Fuße des Turmes. War er durch den Gegenwind im Fall weiter abgetrieben worden. Piccolo suchte die nähere Umgebung ab. Keine Spur von Goten. Ein Hoffnungsfunke begann in seinem Herzen zu glimmen. Vielleicht ... vielleicht hatte Gotens Saiyanblut ein Wunder möglich gemacht ... aber um sicher zu sein, musste er Goten erst gefunden haben. ....
Meister Quitte genoss den Sonnenschein. Er hatte es sich an seinem Lieblingsplatz bequem gemacht und döste zufrieden wie es nur Katzen können. Der plötzliche Energieausbruch in seiner Nähe schrecke ihn nur kurz auf, da schoss auch schon Piccolo an ihm vorbei, als wäre eine Horde Cells hinter ihm her. Meister Quitte runzelte die Stirn und versuchte, die Quelle des Energieausbruchs genauer zu bestimmen, aber die Energie war bereits wieder verschwunden. Wohl eines von Piccolos Experimenten und nicht sein Gelungenstes, wenn er den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht des Namekianers richtig gedeutet hatte. Mit einem Schulterzucken rollte sich Meister Quitte nach Katzenart wieder zusammen und schlummerte ein.
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Der Quittenturm war endlos hoch. Piccolo hatte mit seiner Suche ganz unten begonnen, in der Hoffnung, dass sich der Kleine durch einen Ausbruch an Fludium an den Turm katapultiert und sich dort festgeklammert hatte. Immerhin war der Turm ja fürs Klettern gebaut und so bot er genug Vorsprünge, Einbuchtungen, Nischen und Löcher, wo man Füße und Hände hinsetzen konnte. Allerdings war Goten ja noch zu klein, um selber zu klettern. Und irgendwann würde ihm die Kraft zum Festhalten ausgehen. Piccolo betete zu den Mächten des Schicksals, dass er ihn vorher finden würde...
Ende des dritten Teils
