Das Geschenk

Teil 2

Der kleine Drache, Gohans Spielgefährte, hatte wieder einmal Hunger und konnte nicht verstehen, dass sein Freund sich lieber mit einem Haufen langweiliger Bücher beschäftigte, als mit ihm zu spielen. Natürlich konnte das mit der weiblichen Person zusammenhängen, die am Anfang bei seinem Anblick jedes Mal gezetert hatte, als wäre er ein Ungeheuer ... auch heute stand sie wieder hinter seinem Freund ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Die ältere männliche Person, die eine ähnliche Ausstrahlung hatte, wie sein Freund und der er die gemütliche Höhle verdankte, war unterwegs und so langweilte sich der kleine Drache entsetzlich. Ein Zuckerrübenfeld war genau richtig, um zu toben und gleichzeitig ein paar leckere Happen zu finden. Mit seinen Krallen wühlte der kleine Drache vergnügt Rübe um Rübe aus der Erde und knabberte genüsslich daran.

Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr allein war und blickte hinauf. Eine unbekannte Person, die eine Aura verströmte, bei der sich seine Schuppen sträubten hing genau über seinem Kopf. Verstört ließ der Drache die Rübe fallen und fiepte ängstlich.

"Keine Angst, Kleiner, ich will nicht viel von dir", lachte Ramagi heiser und schwebte herab, bis er direkt in die weit aufgerissenen Augen des Drachen blicken konnte. "Du kommst mir gerade recht, ich brauche nur ein paar Informationen." Seine rechte, Hand zuckte nach vor und legte sich zwischen die Augen des Drachen. Der Drache schauderte, wich aber nicht zurück. "So ist es brav ..." Ramagi schloss seine gelben Augen und konzentrierte sich. Es war nicht leicht, in dem Wirrwarr der Erinnerungen jene Informationen zu finden, die er suchte, aber nach einer Weile wurde er doch fündig. Es war nur ein flüchtiger Moment, ein Dialog zwischen ChiChi und Gokou, den der Drache zwar mitgehört, aber natürlich nicht verstanden hatte.

"Findest du es wirklich gut, dass unser Sohn so viel mit Piccolo zusammen ist?" "Warum denn nicht, die beiden scheinen sich doch echt zu mögen und Piccolo ist ein guter Lehrer" "Trotzdem ist er noch immer der Oberteufel, vergessen? Dasselbe Monster, das deine Freunde getötet hat, zig Städte in Schutt und Asche legte und auch dich fast umgebracht hat. Er wollte die Welt zerstören und nun scheinst du ihm blind zu vertrauen." "Nicht blind, einfach weil mein Gefühl mir sagt, dass er nicht mehr derselbe ist." "Phhh! Nur gut, dass Gohan nicht genau weiß was für ein Monster Piccolo früher war."

Ramagi nickte zufrieden. Es hatte sich gelohnt, den Aurenschild zu aktivieren und der gelben Wolke bis hierher zu folgen.

Er hatte sich nicht getäuscht. Der Namekianer hatte eine dunkle Seite, genau wie er es von einem seiner Rasse erwartet hatte.

Auf der glatten, bleichen Stirn bildeten sich ein paar Falten. Der schwarzhaarige Erdling täuschte sich nicht, die Boshaftigkeit, die eigentlich aus jeder Pore des Namekianers triefen müsste, schien gebändigt, und schuld daran war offenbar das Junge des Erdlings. Sein naives Vertrauen in den Oberteufel (ein sehr passender Name wie Ramagi fand) schien dessen dunkle Seite geschwächt zu haben.

"Hmm..." murmelte Ramagi, "so schlecht ist das gar nicht." Piccolo macht sich sicher etwas aus kleinen Erdling und seiner Zuneigung. Es müsste doch möglich sein ..... Mit einem kalten Grinsen entließ Ramagi den Drachen aus seinem Bann und schoss in den Himmel. Er wusste, wo er zu suchen hatte ....

........................

Dragon Ball Nummer zwei hatte sich ein ziemlich ungemütliches Versteck ausgesucht, wie Piccolo fand. Das Eismeer des Nordpols war ja wirklich kein Ort für einen Badeurlaub. Ausgerechnet im untersten Bereich des Unterwasseranteiles eines Eisberges, in ziemlich lichtloser Tiefe musst er stecken. Den Radar wagte Piccolo nicht mit unter Wasser zu nehmen, was bedeutete, dass er für die genaue Lokalisierung nur die Augen verwenden konnte. Einen Energieball als Lichtquelle in der einen Hand tauchte Piccolo tief und immer tiefer in die kalte Finsternis hinab.

Im Grunde hatte er noch Glück, der Dragon Ball steckte so im Eis, dass er von außen zu sehen war, nicht auszudenken, wenn er irgendwo in der Mitte gesteckt hätte. Piccolo, dem langsam die Fühler abfroren und die Luft ausging, dosierte seine Kraft sehr sorgfältig, ehe er mit der Faust gegen den Eisberg hieb und diesen teilte. Der Dragon Ball kam frei. Ehe die Tiefen des Meeres die Kugel mit den fünf Sternen verschlucken konnten, schloss sich Piccolos Hand darum. Das Meer brodelte, als Piccolo seine Kräfte frei setzte, um sich wie ein Torpedo in die Höhe zu katapultieren. Nach Luft schnappend schwebte er mit triefendem Mantel über dem gespaltenen Eisberg im frostigen Morgenlicht.

"Geschafft!" murmelte er erleichtert, flog zurück zu jeder Stelle, wo er den Sack und den Radar zurückgelassen hatte und steckte seine Beute zum ersten Dragon Ball.

Er drückte den Radar einmal, zweimal, ehe er herausfand, dass sein nächster Weg nun geradewegs nach Südosten führte, wenn dem Radar und seiner eigenen Kenntnis von der Topgraphie der Welt zu trauen war, mitten in die Wüste.

"Na wenigstens trocknet mein Umhang dort rasch..." murmelte er vor sich hin, schultere den Sack, steckte den Radar ein und flog nach Süden.

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"Wer sind Sie und was wollen Sie hier?", fuhr der Archivar des größten Fernsehsenders des Planeten den ungebetenen Besucher an, der wie selbstverständlich das Verzeichnis von seinem Computer abrief.

"Ich suche nur ein paar interessante Beiträge aus der Zeit, als Piccolo alles dem Erdboden gleichmachen wollte", gab der bleiche Fremdling gelassen Auskunft, während die schmalen Augen über die Schriftzeichen auf dem Schirm huschten.

"Aber... aber wir können nicht jedermann Zugang zu unserem Archiv gewähren", stotterte der grauhaarige Archivar. "Sie müssen schon die Bewilligung des Chefs dazu haben..."

Für einen Augenblick wandte sich der Eindringling ihm zu und die schmalen, kalten Augen bohrten sich in die des Archivars. Der alte Mann schauderte und der Becher heißen Kaffee in seiner zitternden Hand schwappte über. Doch erst, als der kalte Blick wieder zum Bildschirm zurückkehrte, löste sich die Erstarrung des Archivars und er nahm den Schmerz wahr. Er wagte dennoch nicht, dem Fremden den Rücken zuzukehren und seine Beinahe-Verbrühung zu kühlen, allein bei dem Gedanken, diesem Wesen den Rücken zuzudrehen, ballte sich die Angst in seinem Magen zu einem schweren Klumpen und drückte ihm fast die Luft ab.

"Viel... vielleicht kann ich helfen", bot er mit zitternder Stimme an. "Ich bin schon über zwanzig Jahre hier im Archiv, mein Gedächtnis ist fast noch besser als der Computer."

Wieder fixierte ihn der kalte Blick, doch diesmal mit neutralem Interesse.

"Wenn da so ist, .... wo sind also die Videoaufzeichnungen von Piccolos Taten?"

Der Archivar schluckte und dachte fieberhaft nach. Zu seinem Glück ließ ihn sein Gedächtnis nicht im Stich. "Die müssten hier drüben sein ..." Er ging die Regale entlang bis er vor einer der hunderten schmalen Schubladen stehen blieb. Mit der unverletzten Hand zog er sie auf und nahm von den etwa dreißig Kapseln, die dort fein säuberlich aufgereiht lagen, drei Stück heraus, die er vor den Fremden auf den Schreibtisch legte.

Wortlos nahm der Fremde die Kapseln und aktivierte sie. In jeder Kapsel steckten zehn Videobänder. "Das sind Aufzeichnungen der Tagesberichterstattungen der betreffenden Zeit", erklärte der Archivar hastig. "Neben Piccolos Aktivitäten ist natürlich auch noch über anderes berichtet worden ...." "Gibt es hier ein Gerät, wo man die Dinger abspielen und zusammenschneiden kann?", fragte der bleiche Eindringling.

"Aber sicher, das wird für Jahresrückblicke oder Nostalgiesendungen gern gemacht. Zwei Türen weiter ist ein kleines Studio, leider habe ich keinen Schlüssel dazu..."

"Das ist das kleinste Problem. Kannst du mit den Geräten dort umgehen?"

Der Archivar nickte und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Lautlos erhob sich der Eindringling und schritt zur Türe. Auf seinen Wink hin schwebten die zehn Videobänder und die zwei noch ungeöffneten Kapseln hinter ihm her. Der Archivar schüttelte seine Erstarrung ab und folge mit weichen Knien.

Im Grunde seines Herzens war er fest davon überzeugt, dass sein Leben heute so oder so vorüber sein würde ....

....

Längst war Piccolos Mantel wieder getrocknet und flatterte im Backofenwind der Verlorenen Wüste. Über einer der unzähligen Sanddünen schwebend schirmte Piccolo den Radar von der Sonne ab, um die Anzeige besser lesen zu können. Keine Frage, der grüne leuchtenden Punkt befand sich genau unter ihm.

Mit einem unterdrückten Seufzer suchte Piccolo die Düne nach einem Hinweis ab, wo der Dragon Ball stecken könnte. Natürlich vergeblich.

Piccolo schwebte höher bis er einen Felsen entdeckte, der in sicherer Entfernung aus einer der Dünen herausragte. Dort ließ er den Sack mit den zwei Dragon Balls und den Radar zurück und begab sich wieder zur fraglichen Düne.

Mit einem tiefen Atemzug sammelte er vorsichtig seine Kraft und richtete sie gegen den Wüstensand. Wie erwartet hob sich die Düne als ganzes in die Luft. Die Adern an Piccolos Stirn schwollen an und er begann heftig zu schwitzen. Jedes einzelne Sandkorn zu kontrollieren war bei weitem anstrengender als einen zehnmal so großen massiven Stein in die Luft zu befördern. Als die Düne schließlich gut fünfzehn Meter über ihrem ehemaligen Standort schwebte, nahm Piccolo behutsam seine Kraft Zentimeter um Zentimeter von der Düne zurück woraufhin der betreffende Teil zu Boden rieselte. Als sich etwa drei viertel der Düne wieder gesetzt hatten, erblickte Piccolo endlich in den herab rieselnden Sandmassen einen orangen Fleck, der in der Sonne schimmerte. Blitzschnell schoss er hin und packte zu. Sein Pech war, dass er im gleichen Moment die gesamte restliche Düne los ließ. Es gelang ihm die Kugel zu fassen, doch dann stürzte der Sand schon auf ihn herab und begrub ihn unter sich.

.........

"Also ChiChi, was zu weit geht, geht zu weit", sagte der Rinderteufel entschlossen und stellte die riesige Kiste vorsichtig ab. "Gohan ist doch hier, um seinen Geburtstag zu feiern, und da ihr ja ohnehin nur ein paar Tage bleiben werdet, musst du doch nicht Gohans gesamte Bibliothek und seinen Lerncomputer anschleppen."

"Misch dich da nicht auch noch ein, Vater", sagte ChiChi und stieß die breite Tür auf, hinter der Gohans Zimmer lag. Hier im Schloss auf dem Bratpfannenberg hatte alles größere Maßstäbe als in ihrem kleinen Zuhause. Mit einer Mischung aus Nostalgie, Resignation und Entschlossenheit wuchtete sie ihre schwere Kiste auf den großen Schreibtisch, der neben dem massiven Himmelbett stand. Das hier war einmal ihr Zimmer gewesen, nun war es Gohans Zimmer wann immer er seinen Großvater besuchte. Zuhause konnte er sein Zimmer mit acht Schritten durchqueren, hier brauchte er achtundzwanzig, wie er ihr selbst einmal so nebenbei erzählt hatte. ChiChi wischte sich den Schweiß von der Stirn und straffte die Schultern. Irgendwann würde sie es schaffen, dass Gokou einen ordentlichen Job annahm und sie endlich in ein größeres Haus ziehen konnten. Es war ihr nicht leicht gefallen, das Leben hier im Schloss gegen das in dem winzigen Haus einzutauschen, aber sie hatte Gokous Wunsch nach einem eigenen Heim und dass er dem Rinderteufel nicht immer auf der Tasche liegen wollte, akzeptiert.

Entschlossen hob sie den Deckel ab und holte ein Buch nach dem anderen heraus. Wischte den feinen Staubfilm ab, der sich während des Transportes gebildet hatte und stellte es auf den Schreibtisch.

"Wohin soll ich damit?", fragte ihr Vater und sah sich suchend nach einem Platz für seine Kiste um. "Stell sie doch einfach da drüben auf den Boden", sagte ChiChi. "Ich werde den Computer später auspacken, damit Gohan nach dem Essen noch ein Lernprogramm durchgehen kann. "Wie du meinst", seufzte der Rinderteufel und setzte die Kiste an der bezeichneten Stelle vorsichtig ab.

"Wo ist eigentlich Gohan?", fragte ChiChi, nachdem sie das letzte der gut dreißig Bücher einsortiert hatte und dazu überging, die Mappen und Hefte zu ordnen. "Soviel ich weiß, ist er in der Küche und listet dem Koch seine Wünsche für das Geburtstagsbuffet auf. Der Kleine ist echt gründlich, ich habe die Notizen gesehen, er hat sich die Lieblingsessen aller seiner Freunde aufgeschrieben."

"Mir wäre lieber, er hätte die Lösungen seiner letzten Hausaufgaben schon aufgeschrieben", seufzte ChiChi. Nach dem missglückten Experiment mit dem Hauslehrer und Gohans strengem Trainingsplan war es ihr in letzter Zeit immer schwerer gefallen, Gohan zumindest für ein paar Minuten am Tag zum Lernen zu bewegen, todmüde und geschunden, wie er immer vom Training kam. Verärgert über ihre eigene Hilflosigkeit in dieser Angelegenheit knallte sie den Decken auf die nun leere Kiste. "Mach dir nicht zu viele Sorgen, mein Kleines", sagte der Rinderteufel und strich seiner Tochter übers Haar. "Du hast einen guten Ehemann und einen sehr starken und intelligenten Jungen, aus dem sicher mal ein toller Wissenschaftler wird, auch wenn er in letzter Zeit nicht soviel lernt wie du gern sehen würdest, er kann das locker aufholen, immerhin ist er mein Enkel."

"Das macht mir ja Sorgen", fauchte ChiChi. "Du und Gokou, ihr drei seid euch so ähnlich. Sich prügeln ist für euch das höchste der Gefühle. Du bist wenigstens noch ein guter Schlossherr und Anführer, aber Gokou hat es nicht einmal geschafft, beim ersten Anlauf den Führerschein zu machen. Ich will nicht, dass Gohan so wird wie er, er soll einmal einen ordentlichen Job haben und Geld verdienen." Mit Schwung nahm sie die Kiste vom Schreibtisch.

"Die kann ich für dich nehme, ChiChi." Der Rinderteufel wollte ihr die Kiste abnehmen, aber ChiChi schüttelte nur den Kopf. "Wir bleiben ja nicht allzu lange, bis nach seinem Geburtstag kann die Kiste da drüben im Winkel stehen bleiben."

Mit ein paar Schritten war sie dort und ließ die Kiste auf den Boden plumpsen. "Das hätten wir." Sie klopfte sich den Staub aus dem Kleid. "Ich gehe Gohan suchen, es wird Zeit, dass er seine Matheaufgaben macht."

Der Rinderteufel seufzte. "Ist gut, ChiChi, ich komme mit dir." Mit ergebenem Gesicht trottete er hinter seiner entschlossenen Tochter her.

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Für einige Augenblicke war es vollkommen still in der Wüste, so als ob selbst der Wind den Atem anhielt. Dann begann es zu grollen, immer lauter und lauter und schließlich explodierte die Düne, welche Piccolo verschlungen hatte mit einem gewaltigen Knall. Der Sand stob in alle Richtungen als der Oberteufel in einer schützenden Energieblase empor schwebte, den Dragon Ball mit den sieben Sternen sicher in der Hand haltend.

Er brachte in zu der Stelle, wo er den Sack zurück gelassen hatte und legte ihn zu den anderen beiden Dragon Balls, ehe er den Radar nach dem vierten Ball befragte. Die Richtung war eindeutig. Jetzt ging es Westen.

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Gohan gähnte, als er das letzte der vielen Bücher schloss und streckte sich. Alles Sträuben und Betteln hatte nichts genutzt, seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er die Trainingspause nütze, um zumindest einen Teil der Schularbeiten nachzuholen.

Son Gokou war unterdessen zusammen mit dem Rinderteufel dabei, alles für die große Feier herzurichten. Durch das offene Fenster konnte Gohan die beiden Hämmern und sägen hören. Natürlich hatte Gohans Großvater genug Personal, das ihm diese Arbeit hätte abnehmen können, aber er und Son Gokou hatten einen Riesenspaß dabei und den wollten sie sich nicht nehmen lassen. Gohan rieb sich die müden Augen und sammelte die Übungshefte ein, die er überall auf dem Schreibtisch verstreut hatte.

"Na, bist du endlich fertig?", fragte ChiChi. "Alles gemacht, Mama", nickte Gohan.

"Mein braver Schatz!" Überglücklich und zufrieden umarmte ChiChi ihren Sohn und drücke ihn an sich. Bald würde er für dererlei Zärtlichkeiten zu groß sein. "Ich habe dir ein Bad eingelassen." "Das klingt gut, danke Mama!" Gohan wand sich aus der Umarmung (er war ja kein Baby mehr) und sauste zur Türe hinaus.

ChiChi schloss das Fenster und warf einen Blick in Gohans Hefte. Er hatte tatsächlich alle Aufgaben gelöst, stellte sie mit Stolz fest. Sie würde ihm ein Tablett mit leckeren Häppchen auf den Tisch stellen, falls er in der Nacht Hunger bekam ...

Weder sie noch Gokou bemerkten Ramagi, der sich lautlos dem Schloss genähert hatte. Es hatte lange gedauert, bis das Video genauso wurde, wie er es geplant hatte und noch länger bis er durch den Drachen (der auf ChiChis Wunsch beim Haus zurück geblieben war) erfahren hatte, wo er den kleinen Jungen, der Piccolo soviel bedeutete, finden konnte.

Mit zufriedenem Lächeln legte er das als Geschenk verpackte Video vor der Haustüre auf den Boden.

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Schier endlos erstreckte sich die Grasebene unter Piccolos Füßen. Windstöße bogen die bestimme zwei Meter langen Halme mal in diese, mal in jene Richtung, was einen sehr hübschen Effekt ergab, da die Unterseite der dunkelgrünen Halme silbern schimmerte.

Piccolo würdigte die Schönheit der Ebene nur einen flüchtigen Blick, dann wandte er sich wieder dem Radar zu. Ein wenig mehr nach links, ein bisschen nach vorn und ... "Hier müsste er doch irgendwo sein", murmelte Piccolo zu sich selbst. Er schwebte herab und landete, um zu Fuß zwischen den Halmen zu suchen.

"Aua!" Ein langer Schnitt zog sich über seinen Handrücken. Die Halme waren rasiermesserscharf, was auch erklärte, warum in dieser Ebene kein einziges Tier zu sehen war, um sich an der Menge Grünfutter gütlich zu tun.

Einen Augenblick lang dachte Piccolo daran, ein Gebiet einfach niederzubrennen, um in der Asche den Dragon Ball leichter zu finden, doch dann entschied er sich dagegen, weil er nicht sicher war, ob die Kugel das unbeschadet überstehen würde. Seine Regenerationsfähigkeit wurde auf eine harte Probe gestellt. Immer und immer wieder schnitt er sich an den Kanten der Halme, ein Mensch wäre längst jämmerlich verblutet. Schließlich jedoch wurde seine Geduld belohnt und er hielt die orange Glaskugel mit den zwei Sternen in der Hand.

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"Das erste Geschenk für Gohan ist schon da", lachte der Rinderteufel am nächsten Morgen und legte das verpackte Video auf den Frühstückstisch.

"Sieht mir nicht aus wie ein Buch", meinte ChiChi misstrauisch. "Vom wem ist es denn?" "Es war keine Karte dabei", sagte ihr Vater. "Vielleicht von jemandem aus der Umgebung, Gohan ist schon als Baby der Goldschatz aller gewesen." ChiChi seufzte melancholisch. "Ach ja, er war so irre putzig als Kleiner, mit der Kappe und dem Dragon Ball drauf..."

Gokou nahm den letzen Schluck Misosuppe und lehnte sich entspannt zurück. "Ich könnte ihn mal wieder suchen, den Dragon Ball. Dann kannst du Gohan eine neue Kappe kaufen und die Kugel drauf befestigen."

Gohan verschluckte sich fast an seinem Würstchen. "Aber dafür bin ich doch inzwischen viel zu groß, Papa!"

Gokou lachte. "Stimmt, daran habe ich nicht gedacht." "Obwohl", warf ChiChi ein, "wenn er erst einmal wieder einen anständigen Haarschnitt hat, würde ihm eine Kappe mit einem Dragon Ball drauf bestimmt gut stehen, es muss ja nicht das Model sein, das er mit vier Jahren getragen hat."

Gohan wollte überhaupt keine alberne Kappe tragen und der Geschmack seiner Mutter war ihm sowieso suspekt, also griff er zu Ablenkung nach dem Päckchen. "Darf ich es gleich aufmachen, Mama? Bitte!!"

ChiChi ließ sich erweichen. "Na gut, weil du gestern so brav gelernt hast." "Danke, Mama!" Innerhalb eines Sekundenbruchteiles war das Papier herunter gerissen und Gohan betrachtete mehr verwundert als begeistert die Videokassette. "Lehrreiches aus den Fernseharchiven" stand darauf zu lesen. ChiChi, welche zuerst ebenfalls etwas skeptisch auf das Geschenk geblickt hatte, nickte erfreut.

"Das ist ein sehr gutes Geschenk, Gohan. Wenn du die Aufgaben für heute gemacht hast, darfst du dir das Video anschauen. Ist bestimmt gut für deine Kenntnisse in Geschichte."

Gohan senkte ergeben den Kopf. Viel lieber wäre er mit seinem Vater angeln gegangen, oder hätte das Schloss erkundet, dessen unzählige Räume viele rätselhafte Dinge enthielten. Vor allem aber musste doch für seine Feier noch ...

"Kopf hoch, Gohan", grinste sein Vater. "Bis zu deiner Feier ist noch genug Zeit, alles vorzubereiten." "Wenn du meinst, Papa", erwiderte Gohan. Er bedankte sich artig für das Essen und machte sich mit dem Video in der Hand auf in sein Zimmer, um die Matheaufgaben zu machen. ChiChi begann, das Geschirr zusammen zu räumen, und Gokou machte sich mit seinem Schwiegervater auf, die Dekoration für Gohans Feier fertig zu stellen.

"Wir dürfen die Lampions nicht vergessen", sagte der Rinderteufel. "Irgendwo im Schloss habe ich einen ganzen Raum voll echt großer, die aussehen wie Glühwürmchen und sogar blinken...." ChiChi sah den beiden hinterher, stellte die letzen Schüsseln auf das Tablett und seufzte. Zwar hatte ihr Vater einen wirklich guten Koch, bei dem sie selbst das Kochen gelernt hatte, aber nur sie allein wusste, wie Gohans Lieblingsgerichte im Detail zubereitet werden mussten. Am besten wäre wohl, wenn sie sich gleich darum kümmerte, so wie sie ihren Sohn kannte, hatte der wieder an alle anderen gedacht, nur nicht an sich selbst.....

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Stirnrunzelnd verfolgte Piccolo auf dem Radar mit, wie sich der nächste Dragon Ball von der Position, wo er noch eine Sekunde zuvor gewesen war, nach Norden bewegte. Hatte jemand diesen Dragon Ball vor ihm entdeckt? Suchte noch jemand nach den sieben Kugeln. Entschlossen flog er mit Höchstgeschwindigkeit in dieselbe Richtung, um den Dragon Ball abzufangen. Wer es auch immer war, er würde ihm den Dragon Ball abknöpfen, koste es was es wolle.....

.......

Gokou und der Rinderteufel hatten in der Zwischenzeit alle Girlanden, Fahnen und Lampions aufgehängt. Die Tribüne für die Musikgruppe und die Festreden war ebenfalls fertig. Bänke und Tische für Gäste und Buffet standen. Es fehlten nur noch die Tischtücher und der Blumenschmuck, aber dafür war es noch zu früh.

"Hätten wir vielleicht auch Vegeta einladen sollen", überlegte Gokou halblaut, während er seinem Schwiegervater dabei half, die übrigen Bretter und das Werkzeug wegzuräumen. "Ach was", meinte der Rinderteufel und verschloss den Geräteschuppen wieder. "Du hast doch wahrlich genug andere Gäste eingeladen. Jede Menge Kinder aus der Umgebung werden auch kommen, damit Gohan ein paar Spielkameraden hat. Kannst du dir Vegeats miese Laune vorstellen, wenn ein paar der Knirpse ihm zu nahe treten?"

Gokou versuchte sich auszumalen, was Vegeta wohl tun würde, wenn ein frecher Junge vielleicht Erbsen auf ihn schoss oder ihm beim Cowboy und Indianer Spiel ein Lasso über den Kopf warf. Bei Vegetas explosivem Temperament gäbe das eine Katastrophe. Er schüttelte sich. "Du hast recht, das ist nichts für einen Eigenbrötler wie Vegeta."

"Was mir eher Kummer macht, ist das Wetter", sagte der Rinderteufel und wies zum Himmel. Als sie mit den letzten Vorbereitungen begonnen hatten, war noch keine Wolke zu sehen gewesen. In der Zwischenzeit jedoch waren schwere, schwarze Gewitterwolken aufgezogen. "Vielleicht ist es besser, wenn wir die Lampions wieder abnehmen", meinte Gokou "Ein heftiger Schauer tut ihnen bestimmt nicht gut."

"Ich zweifle, dass wir das noch schaffen", seufzte der Rinderteufel. Der erste Blitz zuckte über den düsteren Himmel und die ersten schweren Tropfen fielen auf die Blätter der Bäume. "Das werden wir sehen!" Gokou flitzte los und der Rinderteufel konnte ihm kaum mit den Blicken folgen. Innerhalb von einigen Atemzügen hatte Gokou sämtliche Lampions von den Bäumen geholt und in einem Winkel der überdachten Bühne aufgestapelt, wo der Regen ihnen nichts anhaben konnte.

"Gut gemacht, Gokou!", lachte der Rinderteufel. "Gehen wir ins Schloss ehe wir noch nass werden und uns ChiChi wieder ausschimpft."

Die beiden schafften es gerade noch. Kaum hatten sie die große Halle betreten, da öffnete der Himmel alle Schleusen und es goss wie aus Kübeln.

"Das ging gerade noch mal gut!", lachte Gokou. Sein Magen knurrte laut und deutlich. "Außerdem ist es sowieso gleich Zeit fürs Mittagessen."

Wie auf ein Stichwort hin, kam ihnen ChiChi aus der Küche entgegen. "Das Essen ist gleich fertig, Gokou. Schau mal bitte nach Gohan, er hat bestimmt schon Hunger." "Mach ich gern."

Doch als Gokou Gohans Zimmertür öffnete, war der Raum leer. Die Hefte und Bücher für die Matheaufgaben lagen fein säuberlich gestapelt da, aber kein Gohan weit und breit.

Ende von Teil 2