- KAPITEL ZWEI -
Erste Begegnungen
Als Nala am nächsten Morgen erwachte, wusste sie nicht, ob sie alles nur
geträumt hatte. Erst als sie das Ticket in der Schublade fand, begann sie zu
verstehen, was letzte Nacht geschehen war. Die Ärztin kam wieder herein und
untersuchte sie noch einmal. Sie erklärte, dass alles in Ordnung sei und konnte
Nala aus dem Krankenhaus entlassen. Sie wünschte ihr noch viel Glück und dann
verschwand sie wieder. Nala stand auf und machte sich etwas frisch. Eine
Krankenschwester half ihr beim Aufräumen und richtete das Zimmer.
Eine Stunde später war Nala in ihrem Hotelzimmer und packte ihre Sachen
zusammen. Im Badezimmer stand sie lange vor dem Spiegel und betrachtete sich.
Sie war gerade 26 Jahre alt und stand schon wieder vor einem ganz neuen Leben.
Ihre grünen Augen sahen immer noch müde aus, die Wangenknochen standen hervor,
ihre schwarzen Haare hingen ihr ins Gesicht und standen in alle Richtungen. Sie
gingen noch etwas weiter als bis zum Kinn. Sie waren gerade so lang, dass sie
ihre Haare, mitsamt den Fransen, zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden konnte.
Und das tat sie, während sie überlegte, wie sie das alles ihren Eltern erklären
soll. Dann machte sie sich auf den Weg zum Flughafen. Endlich im Flugzeug
konnte sie etwas essen und danach schlief sie für den Rest des Fluges bis sie
in Zürich landete.
Sie war froh, als sie zu Hause ankam. Der Brief mit dem roten Siegel von
Hogwarts war bereits im Briefkasten. Sie legte ihr Gepäck ab, schnell öffnete
sie ihn und las:
Liebe Miss Silver
Hagrid wird Sie am Freitag in knapp zwei Wochen um 23.00 Uhr bei Ihnen
zu Hause abholen. Hagrid wird alles nötige mitbringen, um Sie und Ihre Tiere
nach Hogwarts zu bringen. Seien Sie nicht erschrocken, wenn Hagrid Ihnen etwas
gross vorkommt. Er ist ein treuer Freund und sehr vertrauenswürdig.
Auf bald und mit freundlichen Grüssen
Albus Dumbledore
Die nächsten Tage vergingen
wie im Flug. Es dauerte eine Weile, bis die Eltern ihr glaubten. Nala zeigte
ihnen den Brief und erklärte alles genau. Schliesslich akzeptierten sie ihren
Beschluss, denn sie wussten, dass sie ihr vertrauen konnten. Aber Nalas Vater
war im Grunde alles andere als glücklich darüber. Er traute der ganzen Sache
nicht, doch er konnte Nala ja nicht aufhalten, schliesslich war sie alt genug,
um ihre Entscheidungen allein zu treffen. Nalas beste Freunde konnten schneller
die Situation verstehen. Sie wussten schon immer, dass Nala von etwas
Besonderem umgeben war. Nala versprach allen zu schreiben, wenn sie Zeit hatte,
und sie auch zu besuchen in den Ferien.
Am letzten Abend zu Hause hatte sie alles bereit. Für Merlin, ihren schwarzen
Kater mit dem weissen Fleck auf der Stirn, hatte sie ein bequemes Körbchen
besorgt, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht recht vorstellen, wie
Orion, ihr friesischer Hengst, nach London kommen sollte oder sogar noch
weiter. Sie putzte ihn und packte seine Sachen in eine grosse Truhe. Es war
kurz vor elf Uhr, als sie noch einmal ins Haus ging, um sich von ihrer Familie
zu verabschieden. Mit schweren Herzen liessen sie sie gehen und auch Nala
musste kräftig schlucken. Dann setzte sie sich draussen auf die Truhe neben den
ganzen anderen Gepäckstücken und dem Körbchen mit dem Kater drin. Auch Orion
hatte sie schon aus dem Stall geholt und hielt ihn am Halfter fest. Alle drei
waren unruhig, aber vor allem Nala war es mulmig zu Mute, weil sie nicht gerne
allein im Dunkeln war seit dem Überfall. Zum Glück kam Hagrid schon bald und
sie musste feststellen, dass er wirklich ein Riese war mit einem grossen,
schwarzen Bart, der fast sein ganzes Gesicht verdeckte. Er kam auf einem
Motorrad mit einem riesigen Anhänger und Nala fragte sich, wie das
funktionieren konnte.
"Hallo! Ich bin Hagrid. Dumbledore schickt mich, um Sie zu holen, Miss
Silver!" begrüsste er sie freundlich.
"Hi Hagrid! Schön, dass du da bist, aber bitte nenn mich Nala. Und das
sind Merlin und Orion", stellte sie vor. "Sollen wir so bis nach
England kommen, Hagrid?" Sie deutete mit der Hand auf das Motorrad.
"Das wird schon klappen. Du wirst sehen. Jetzt lade zuerst einmal dein
Pferd ein und ich verstaue dein Gepäck." Er hob alle Koffer, die grosse
Truhe und das Körbchen auf einmal auf und trug es in den Anhänger.
"Er muss wirklich sehr stark sein", dachte Nala. "Ob wohl alle
Zauberer so stark sind?"
Hagrid packte das Gepäck so in den Anhänger, dass es nicht herumrutschte
während der Fahrt. Nala führte Orion hinein, der es sich auf dem Stroh im
Anhänger gleich bequem machte. Sie musste lachen über seine lockere
Betrachtungsweise der Situation und gab ihm einen Kuss auf die Nüstern. Auch
Merlin bekam einen Kuss auf seinen weissen Fleck und dann ging sie wieder
hinaus zu Hagrid.
"So, Nala, du wirst hinter mir auf dem Motorrad sitzen. Du musst dich
immer gut festhalten, denn wir werden ziemlich schnell fliegen." Hagrid
verriegelte den Anhänger und stieg auf sein Mottorad.
Nala setzte sich hinten drauf und korrigierte: "Du meinst 'Fahren'."
"Nein. 'Fliegen'! Aber erst, wenn uns kein Muggel mehr sehen kann. Wir
müssen also zuerst etwas ausserhalb des Dorfes sein. Halt dich fest!" Und
sie brausten davon.
Im nahen Wäldchen hoben sie dann ab und flogen weiter. Nala klammerte sich fest
an Hagrid, denn sie hatte schon etwas Angst so durch die Luft zu sausen. Es war
ihr sehr unangenehm. Obwohl sie keine Angst hatte vor Hagrid, wollte sie nicht
so nahe an ihm sein. Nicht, nachdem was geschehen war. Doch mit der Zeit
gewöhnte sie sich wenigstens ans Fliegen und sie entspannte sich ein wenig.
"Was ist deine Aufgabe in Hogwarts?" fragte sie.
"Ich bin Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts!" sagte er
stolz. "Hast du es bequem dort hinten?"
"Ja, ja, es geht schon. Der Anhänger, den du da hast, ist ja riesig. Für
was braucht man so einen?" wunderte sie sich weiter.
"Damit kann ich grosse magische Kreaturen transportieren. Praktisch, nicht
wahr?"
Nala nickte nur und fragte nicht mehr weiter. Sie war sich sicher, dass sie
noch früh genug herausfinden würde, was magische Kreaturen sind. Sie war
erschöpft und legte ihren Kopf auf Hagrids Rücken. So flogen sie fast die ganze
Nacht durch.
An der Nordküste Frankreichs machten sie eine Pause. Nala holte ihre Tiere aus
dem Anhänger, um mit ihnen etwas spazieren zu gehen. Merlin band sie eine
Samtkordel an sein Halsband und Orion führte sie am Strick mit sich. In der
Zwischenzeit legte sich Hagrid ins Stroh und döste ein wenig.
Sie ging am Strand entlang und atmete die kühle Luft ein. Die Sterne spiegelten
auf der Wasseroberfläche und Nala erinnerte sich an die Zeit, als sie noch ein
Kind war. Ein ganz normales Kind. "Aber wer will den schon normal
sein!?!" sagte sie sich und setzte sich in den Sand, um die sanften Wellen
zu beobachten. Merlin warf sich vor ihre Füsse und wollte, dass sie ihm den
Bauch kraulte. Sie gönnte ihm diese Freude und Orion schnaubte ein bisschen
eifersüchtig vor sich hin.
So verging eine Weile, doch plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schultern.
Sie zuckte zusammen.
"Nicht so schreckhaft!" Es war Hagrid. "Wir müssen langsam
weiter. Wir sollten Hogwarts erreichen, bevor es richtig hell wird."
Sie war etwas erleichtert und folgte ihm zurück zum Motorrad. Auf den Flug
übers Meer freute sie sich, weil sie hoffte, dass sie vielleicht ein paar Wale
sehen würde, denn sie hatte noch nie welche gesehen.
Tatsächlich sahen sie dann auch ein paar Wale und bei einem Schwarm Delfine
flog Hagrid ganz tief, so, dass Nala ihre Hand ausstrecken und einen Delfin im
Sprung streicheln konnte. Das machte sie richtig glücklich. Sie vergass eine
Weile, was sie erwartet und was geschehen war. Ihr war einfach nur leicht ums
Herz.
In der Morgendämmerung waren sie endlich über London hinweg geflogen und bald
darauf konnte Nala ein wunderschönes Schloss am Horizont erkennen.
"Da vor uns kannst du Hogwarts sehen", bemerkte Hagrid und war schon
ganz aufgeregt. Sie fragte sich, was sie dort wohl alles erwarten würde, aber
richtig verwundern konnte sie nichts mehr, denn sie hatte sich darauf
eingestellt, auf alles gefasst sein zu müssen.
Hagrid landete auf dem Gelände vor dem Schloss neben einem See. Als sie
abgestiegen waren, musste sich Nala zuerst die Beine etwas vertreten und dann
bestaunte sie das grosse Schloss.
Dann führte sie Hagrid ins Schloss und Nala konnte gar nicht mehr mit dem
Staunen aufhören. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Schlösser. Als sie
bei einer Treppe vorbei kamen, die anscheinend hinunter führte ins
Kellergeschoss, sah Nala dort gerade noch einen schwarzen Stofffetzen um die
Ecke verschwinden. Doch dann sagte Hagrid: "Komm, ich bring dich jetzt zu
Professor Dumbledore."
Sie folgte Hagrid weiter eine grosse Treppe hinauf. Sie betrachtete die vielen
Bilder an den Wänden, aber, dass sie sich bewegten, trug sie mit Fassung. Oben
angekommen standen sie vor einem Wasserspeier und Hagrid sagte
"Marzipan". Der Wasserspeier schwang zur Seite und eine Öffnung kam
zum Vorschein. Sie gingen hinein und fanden sich auf einer grossen Wendeltreppe
wieder, die sich automatisch in Gang setzte und sie nach oben beförderte. Vor
einer grossen Tür machten sie Halt. "Hier ist Dumbledores Büro",
meinte Hagrid und klopfte. "Herein!" kam es von der anderen Seite der
Tür und sie folgten der Aufforderung. Nala war ganz sprachlos von den vielen
Dingen, die da in diesem runden Zimmer standen. Hinter einem Schreibtisch sass
Dumbledore und bat sie, Platz zu nehmen.
"Ich geh dann mal wieder runter und kümmere mich um dein Gepäck und deine
Tiere. Später werde ich dir zeigen, wo ihr alle untergebracht seid", dann
war Hagrid auch schon verschwunden.
"Hallo, Professor Dumbledore", sagte Nala noch etwas zaghaft.
"Guten Tag. Ich freue mich, sie zu sehen! Ich bin Albus. Ich denke, wir
sind beide alt genug, dass wir uns duzen können. Immerhin verbringen wir die
Ferien miteinander. Wie war die Reise?" wollte Dumbledore wissen.
"Ungewöhnlich, aber sehr schön. Danke! Und ich muss mich auch noch mal
ganz herzlich bedanken, dass du mich hier aufnimmst, so ohne weiteres. Vielen
Dank! Erklärst du mir jetzt genauer, wie ich hier leben soll und es mit dem
Unterricht aussieht?"
Dumbledore schmunzelte schon wieder. "Ja, natürlich. Also, in der ersten
Zeit werde ich dir die wichtigsten Zaubersprüche und alles, was man gut
brauchen kann, beibringen. Sobald alle Lehrer wieder zurück aus den Ferien
sind, werden sie dir ihr jeweiliges Fach näher bringen. Ich bin mir sicher,
dass du schnell lernen wirst und in ungefähr drei Jahren wirst du auf dem Stand
der Siebtklässler sein. Dann steht es dir frei, was du machen möchtest. Du
kannst natürlich auch schon früher aufhören, wenn du das möchtest, aber ich
glaube, du bist sehr interessiert. Stimmt's?"
Nala nickte eifrig und Dumbledore fuhr fort: "Also, du wirst kurz vor
Schulbeginn einen eigenen Stundenplan erhalten auf dem deine
"Privatstunden" eingetragen sind. Es werden vor allem Stunden am
späteren Nachmittag sein. In deiner freien Zeit kannst du dort sein, wo du
gebraucht wirst. Das wird vor allem im Krankenflügel sein. Madam Pomfrey ist
dort das Oberhaupt, aber du wirst dich mit ihr bestimmt gut vertragen. Und
sonst, gibt es bestimmt Arbeit für dich im Labor. Professor Snape ist unser
Zaubertränkelehrer und er kann dich in unsere "Chemie" einführen. Du
wirst sehen, dass sie gar nicht so viel anders ist und vielleicht kannst du ihm
auch noch etwas zeigen, zum Beispiel im Bereich Schnapsherstellung. Er ist
übrigens auch hier im Schloss. Ich werde ihn dir heute Abend beim Essen
vorstellen. Er kann schon früher beginnen mit deiner Ausbildung. Alle anderen
Lehrer werden erst Ende der Ferien zurück sein."
"Ja, das hört sich in Ordnung an. Muss ich sonst noch etwas wissen im
Moment?" fragte Nala.
"Essen gibt es heute Mittag um zwölf, wenn du wach bist, aber du kannst
auch erst zum Abendessen kommen um sieben Uhr. Hagrid wird dich jetzt gleich
abholen und dir zeigen, wo du wohnst und dir Frühstück aufs Zimmer bringen,
danach kannst du dich ausruhen und tun, was du möchtest", sagte
Dumbledore.
Nala nickte und dann klopfte es auch schon. Es war Hagrid. Sie stand auf und
folgte ihm, als er ihr zuwinkte. Hagrid führte sie etwas im Schloss herum,
zeigte ihr die Grosse Halle und die Klassenräume. Im Kerker befand sich das
Labor und das Klassenzimmer für den Zaubertränkeunterricht, aber sie konnte es
sich nicht ansehen, denn Hagrid meinte: "Wir sollten jetzt da nicht hineingehen.
Du wirst die Kerkerräume schon noch genauer sehen."
Nala war das ganz recht, denn sie fühlte sich nicht sehr wohl im dunkeln
Kerker. Sie gingen zu Hagrids Hütte vor dem Schloss und dann weiter zu den
Ställen. Dort war Orion untergebracht. Er hatte es schön. Er konnte drinnen in
seinem grossen Stall sein oder draussen auf der Weide. Seine Nachbarn waren
etwas komische Artgenossen. Ihr Hinterteil sah zwar aus wie der eines Pferdes,
aber ihr Vorderteil glich stark dem eines Adlers. "Das sind. Hippogreife",
erklärte Hagrid. Neben Orions Stall hatte Hagrid eine Nische eingerichtet mit
dem Zaumzeug, dem Sattel und allen anderen Sachen, die man für Orion so
brauchte. Als Orion Nala sah, kam er auf sie zu und wieherte glücklich. Sie
streichelte ihn kurz und schon galoppierte er wieder davon.
"Er hat sich schon gut angefreundet mit seinen Nachbarn. Er scheint gar
keine Probleme mit seinem neuen Zuhause zu haben", lachte Hagrid.
"Das freut mich! Danke, dass du dich so gut um uns alle kümmerst, Hagrid.
Ich werde mich sicher auch bald eingelebt haben", sagte Nala.
Sie gingen zurück zu seiner Hütte und tranken noch eine Tasse Tee zusammen.
Dann brachte Hagrid sie zu ihrer kleinen Wohnung im Schloss. Da war ein
schönes, geräumiges, helles Wohnzimmer mit grossen Fenstern, einem Kamin, ein
paar Sesseln, einem Salontisch und es gab sogar einen Balkon. An einer Wand
stand ein grosses Büchergestell mit vielen alten Büchern darin. An einer
anderen Wand stand ein antiker Sekretär mit vielen kleinen und grossen Schubladen.
In ihnen fand sie Pergament, Tinte und ein paar Federn, die wohl zum Schreiben
gedacht waren. Davor stand ein dazu passender Stuhl. Ein Schreib- und
Arbeitstisch stand an der Fensterwand und in der hinteren Hälfte des Zimmers,
war eine Art Esszimmer eingerichtet. An den Wänden und auf Ständern waren viele
Kerzen im ganzen Raum verteilt. Es musste fantastisch aussehen, wenn sie alle
brannten. Das nächste Zimmer war ihr Schlafzimmer. Dort fand sie gleich Merlin,
der es sich auf ihrem Bett schon bequem gemacht hatte. Es war ein Himmelbett,
wie in einem Märchen. Trotzdem sah es nicht kitschig aus. Es passte in dieses
Zimmer, das sonst eigentlich gleich wie das Wohnzimmer war. Es hatte einen
Kamin, noch eine Balkontür, die auf den grossen Balkon führte, die selben
grossen Fenster und am Morgen würde der erste Sonnenstrahl, der ins Zimmer
gelangte, ihr Kopfkissen bescheinen. Ein Nachtisch war noch in dem Zimmer, ein
Sessel und ein Kleiderschrank. Als Nala in diesen hinein blickte fand sie schon
ein paar Kleider darin. Sie waren denen ähnlich, die Dumbledore trug, aber doch
anders. Hagrid erklärte es ihr: "Wir haben dir schon ein paar Kleider
gekauft, wie sie Hexen tragen. Vom Stil her haben wir gedacht, du würdest gerne
das tragen, was Hexen in deinem Alter tragen und haben uns von einer netten
Dame beraten lassen. Ich hoffe, dir gefallen einige Sachen. Morgen werden wir
zur Bank gehen, damit du dein Geld umtauschen kannst. Du musst wissen, wir
Zauberer verwenden anderes Geld. Danach werden wir einkaufen gehen. Du wirst
noch ein paar Sachen brauche, wie zum Beispiel einen Zauberstab." Hagrid
zwinkerte ihr zu.
Nala bedankte sich nur kurz, denn sie war viel zu beschäftigt mit ihren neuen
Kleidern. Es war mal etwas anderes und sie gefielen ihr gar nicht schlecht. Da
war sogar ein blaues Kleid, das sie irgendwie an das einer Prinzessin
erinnerte. Am besten gefielen ihr aber die Umhänge. In denen musste sie richtig
cool aussehen.
Dann zeigte ihr Hagrid das Badezimmer, das an das Schlafzimmer grenzte. Es sah
eigentlich aus wie ein ganz gewöhnliches Badzimmer, nur war die Badewanne viel
grösser als eine, die sie je zuvor gesehen hatte. Auch in diesem Raum wurde
nicht an Platz gespart.
Es klopfte an der Tür und eine kleine merkwürdige Kreatur stand da. "Ich
habe etwas zu essen gebracht, Sir", sagte es und wandte sich dann an Nala:
"Herzlich Willkommen in Hogwarts, Miss!"
"Das ist einer der Hauselfen. Sie halten das Schloss im Schuss. Wenn du
etwas brauchst, kannst du mit dem Glöckchen in den Kamin klingeln und es wird
eine Elfe kommen. Das Glöckchen findest du auf deinem Nachttisch", sagte
Hagrid.
"So, ihr arbeitet hier auch. Wie heisst du denn?" fragte sie die
Elfe.
"Mein Name ist Deby, Miss", antwortete das kleine Geschöpf
schüchtern.
"Oh, du bist ein Mädchen! Grossartig, du bist die erste weibliche Person,
die ich hier treffe! Schön dich kennen zu lernen, Deby!"
Die Hauselfe errötete etwas und verschwand dann ziemlich schnell wieder.. Im
Wohnzimmer fand sie ein köstliches Frühstück auf dem Tisch.
"Mmm, köstlich!" rief Nala.
"Ja, iss du mal und dann versuch' ein wenig zu schlafen. Ich werde dich
jetzt allein lassen. Bis bald!" Und Hagrid marschierte davon. Nala konnte
gerade noch ein "Danke, Hagrid!" rufen, dann war er auch schon
verschwunden. Nala genoss das verspätete Frühstück und packte danach ihre
Sachen aus. Sie war aber doch ziemlich erschöpft und legte sich bald etwas
schlafen.
Am Abend ging sie frisch gebadet und in ihren neuen Kleidern in die Grosse
Halle. Sie fühlte sich ungeheuer mutig und stolz als sie ganz allein die
grossen Türen öffnete und die Grosse Halle betrat. Sie war erstaunlich. Am Ende
der Halle sassen an einem Tisch drei Gestalten. Es waren Hagrid, Dumbledore und
ein seltsam dunkel gekleideter Mann. Sie ging auf sie zu und sie spürte wie der
Blick des Mannes, den sie noch nicht kannte, sie geradezu durchbohrte. Es war
kein angenehmes Gefühl. Am Tisch angekommen, wurden sie einander vorgestellt.
Es war eben jener Severus Snape, der Zaubertränkemeister. Er hatte lange
schwarze Haare, die seine Schultern fast erreichten. Sein Gesicht war blass und
er hatte eine gekrümmte Nase. Er sagte nicht viel. Seine Begrüssung war:
"Hallo! Gut, dass Sie endlich da sind, dann können wir essen!" Dies
sagte er mit einer dunklen, kalten, aber doch anziehenden Stimme und blitzte
sie mit den Augen scharf an. Die ganze Zeit über fühlte sich Nala nicht sehr
wohl am Tisch. Sie sprach mit Dumbledore über den nächsten Tag, was sie alles
zu kaufen brauchten und er erzählte ihr viel über die Zaubererwelt. Auch Hagrid
nahm eifrig am Gespräch teil, so gut es eben ging. Er machte sich grosse Mühe,
nicht mit vollem Mund zu sprechen. Professor Snape sagte praktisch nichts.
Nachdem er sein Essen beendet hatte, verschwand er auch gleich wieder.
"Ist er immer so gesprächig?" wollte Nala wissen, als er weg war.
"Nun ja, er ist wirklich kein Mann der vielen Worte, aber heute hat er
wirklich übertrieben. Du musst verstehen, er ist etwas fremdenscheu und ich
kann mir vorstellen, dass er nicht recht weiss, was er mit dir anfangen soll.
Mach dir keine Sorgen. Er ist zwar manchmal etwas schwierig, aber du wirst dich
an ihn gewöhnen", sagte Dumbledore sanft.
Sie diskutierten noch etwas, bis Nala sich entschloss, ins Bett zu gehen.
