- KAPITEL DREI -

Flammen


Am nächsten Morgen stand Nala früh auf, um ein bisschen mit Orion zu reiten. Danach ging sie frühstücken. Nur Dumbledore und Hagrid sassen auch am Tisch.
"Wo gehen wir eigentlich einkaufen?" fragte Nala.
"Wir werden in die Winkelgasse gehen, in London", meinte Dumbledore.
"London? Und wie gelangen wir dorthin? Doch nicht wieder auf diesem Motorrad? Und ich glaube nicht, dass ich schon auf einem Besen fliegen kann", erwiderte sie.
"Du wirst schon sehen, es geht ganz schnell", schmunzelte er.

Nach dem Frühstück marschierten die drei los, bis sie das Gelände von Hogwarts verlassen hatten. Dann sagte Dumbledore: "So, ich halte euch nun fest und dann werde ich mit euch apparieren."
Nala konnte gar nichts mehr fragen, denn dann standen sie schon in einer alten Strasse mit vielen kleinen Geschäften. Hagrid ging mit Nala zu Gringotts, der Bank, um ihr Geld umzutauschen. Dumbledore ging ins Süssigkeiten-Geschäft.
In Gringotts wurde Nala scharf gemustert von dem Kobold, der ihnen das Geld tauschen sollte. Schliesslich gab er ihr das Geld. Es war ein riesiger Sack voll von Galleonen, Silbersickel und Knuts. Sie konnte ihn kaum tragen. Doch sie war froh als sie diesen seltsamen Ort wieder verlassen konnte und draussen auf Dumbledore traf. Sie machten sich zusammen auf zu Mr. Ollivander, der Zauberstäbe verkaufte. Er war ein sehr alter Mann und er meinte sogar, Nalas Urgrossmutter gekannt zu haben, als sein Vater noch Zauberstäbe herstellte. Mehr wusste er allerdings auch nicht. Den Zauberstab, den sie kaufte war aus Trauerweidenholz mit Einhornhaar und elf Zoll lang.
In Flourish & Blotts kaufte sie eine Unmenge an Büchern. Zum Glück war Hagrid so stark und freundlich, so trug er die Bücher herum. Bei Madam Malkins kaufte sie sich noch ein paar Kleider und überall in der Winkelgasse suchte sie sich Sachen zusammen für den Zaubertränkeunterricht. Sie betrachtete noch lange die Besen im Schaufenster, aber sie kaufte dann doch keinen. Völlig geschafft vom vielen Einkaufen apparierten die drei wieder nach Hause und Nala verkroch sich gleich in ihr Zimmer. Sie las und las und las in den Büchern, die sie gekauft hatte.
Am nächsten Tag ging es dann so richtig los mit dem lernen.

Dumbledore war ein wirklich guter Lehrer und nach einem Monat hatte Nala schon eine Menge Zaubersprüche drauf, sie konnte schon Dinge verwandeln und Dinge fliegen lassen. Auch auf dem Besen reiten konnte sie schon von Anfang an gar nicht schlecht und wurde immer besser darin. Es gefiel ihr auch alles ganz gut. Nur mit den Zaubertränken hatte sie etwas mühe. Nicht, dass sie es nicht gekonnt hätte, es war für sie eigentlich ganz einfach. Man bekam ein Rezept und musste diese brauen. Das hatte sie schon mehrere Jahre lang gemacht. Die einzigen Unterschiede bestanden im Moment für sie darin, dass das Ergebnis eine magische Wirkung hatte und, dass zum Teil mit Magie zubereitet wurde. Aber auch das konnte sie. Ihr Problem war Professor Snape. Er war ständig mürrisch und verschlossen. Sie durfte ihn auch nicht duzen wie die anderen, die sie hier schon kannte. Er suchte ständig Fehler an ihr, schnauzte sie mit seiner dunklen Stimme an, so dass es ihr über den Rücken schauerte und wenn sie nun mal wirklich nichts falsch machte und er nichts fand, um sie zu kritisieren, dann blitzte er sie mit seinen schwarzen Augen finster an. Ihr war unwohl in seinen Stunden. Sie fühlte sich jedes Mal, als habe sie einen Klos im Hals und war immer erleichtert, wenn sie mit dem Unterricht zu Ende war. Sie fragte sich, warum er sie so nicht ausstehen konnte. Vielleicht war es nicht mal sie selbst, die er nicht mochte, sondern die Tatsache, dass er ihr als Sonderfall etwas beibringen musste. Er wollte seine Ferien bestimmt anders verbringen. Ja, sie hoffte, dass es so war.

Bald waren die Ferien zu Ende und Schüler und Lehrer kehrten nach Hogwarts zurück. Das Schuljahr begann und es war so wie Dumbledore sagte. Sie half im Krankenflügel tüchtig mit und auch im Labor arbeitete sie sehr viel. Sie hatte jetzt bei allen Lehrern ihre Stunden und machte sich sehr gut. Alle hatten sie auch sehr warmherzig begrüsst und waren sehr freundlich zu ihr... bis auf Snape. Sie hatte sich zwar etwas besser an ihn gewöhnt, aber er war immer noch wirklich fies zu ihr. Er sprach kaum mit ihr, und wenn, dann war es nur böseste Kritik. Nala hätte nur zu gern Streit angefangen, er löste in ihr ein Flamme der Wut aus, doch sie wusste, sie musste sich beherrschen, denn er war immerhin ihr Lehrer und allgemein konnte sie dankbar sein, dass sie hier sein durfte. Es stand ihr nicht zu, aufmüpfig zu sein. Doch um Snape herum musste sie sich viele Male auf die Zunge beissen. Es gelang ihr fast jedes Mal, nur manchmal antwortete sie genauso fies und schnippisch zurück, wie er sie immer anfuhr.

Als ihr einmal eine Phiole aus der Hand rutschte, weil er gerade ziemlich heftig zur Tür hereinkam, wobei sie erschrak, fuhr er sie barsch an: "Kein Wunder, dass Sie ihr Chemiestudium nicht beendeten! Weshalb haben Sie überhaupt damit angefangen? Sie haben null Respekt vor diesen Apparaturen!"
Da platzte ihr der Kragen: "Oh, doch ich habe Respekt! Vor den Apparaturen genügend, aber vor Ihnen wohl zu viel!! Es tut mir leid, aber ich will mich nicht immer beherrschen! Sie sind arrogant und gemein! Ich habe Ihnen nichts zu Leide getan, aber sie können kein einziges normales Wort mit mir reden, geschweige denn ein gutes Wort! Reissen Sie sich einmal zusammen! Sie können nicht von mir verlangen, dass ich immer nur einstecke! Mir wurde schon von Anfang an beigebracht, Respekt vor dem Lehrer zu haben und das habe ich auch vor Ihnen, aber jetzt geht es wirklich zu weit! Warum können Sie nicht einmal nett sein? Wovor haben Sie Angst, Professor? Ich bin zwar am Lernen und das macht mich zur Schülerin, aber ich bin kein Kind mehr! Behandeln Sie mich wie einen Erwachsene! Und benehmen Sie sich selbst auch wie einer!"
Nun war die Luft draussen. Sie bereute sofort, was sie getan hatte. Sie erwatete eine heftige Reaktion seinerseits, doch er stand nur da und starrte sie mit Augen voller Hass an. Nala fand ihre Kontrolle wieder und versuchte, die beklommene Stille zu brechen. Sie wusste, er würde nichts sagen. Aber in ihm brodelte es, das konnte sie sehen. Um den Vulkan zu beruhigen, versuchte sie weiter zu sprechen und seine Frage zu beantworten, wie sie es sonst getan hätte. Sie hoffte, das würde ihn vielleicht etwas von ihrem Ausbruch ablenken, doch eine Entschuldigung kam für sie nicht in Frage. Sie wusste, sie hatte recht.
Also sprach sie mit immer noch bebender, aber nicht wirklich wütend klingender Stimme weiter: "Sie wollten wissen weshalb ich Chemie studierte? Das kann ich Ihnen sagen: Ich habe das Chemiestudium angefangen, weil ich schon immer sehr gut in Chemie war. Ich war Klassenbeste und ich fand die Chemie mit ihren Reaktionen irgendwie magisch. Genau dieses Magische hat mich angezogen und so wollte ich Chemie studieren. Und jetzt fragen Sie sich, weshalb ich dann damit aufgehört habe. Ich war sehr gut und ich wollte nicht aufhören. Man kann eher sagen, man zwang mich aufzuhören. Vor allem während der Semester-Forschungsarbeit geschahen mir viele seltsame Dinge im Labor, wie sollte es auch anders sein. Und als eines Tages mein Tutor reinkam und die Reagenzgläser plötzlich in der Luft schwebten, wurde ich von diesem Studiengang ausgeschlossen. Jetzt wissen Sie alles. Sind Sie zufrieden?"
Snape sagte nur kalt und ohne, dass er es so meinte: "Sie sind bemitleidenswert." Hasserfüllte Augen starrten sie an, aber sie konnte seinen Blick entgegnen und schaute nicht weg. Mit einer Erklärung segnete er sie nicht, sondern verliess das Labor mit leicht wehendem Umhang. Er war nicht wirklich wütend, vielmehr war er irritiert. In seinem Kopf schwebten Tausende von Gedanken. Es hatte ihm schon lange niemand mehr so die Meinung gesagt. Die Kleine besass wirklich Courage! Und dann konnte sie einfach so tun, als wäre nichts gewesen und erzählte ihm die Geschichte ihres Chemiestudiums! Ja doch, er war wütend auf sie, er spürte eine grosse, heisse Flamme in seinem Magen, aber gleichzeitig musste er erkennen, dass sie sehr viel Stärke besass. Und er musste auch zugeben, dass sie durchaus etwas von Chemie und auch schon von den Zaubertränken verstand. Es schien sogar so, als wäre dieses Fach eine ihrer Leidenschaften, genau wie seine. Sie war schlau und der Gedanke, dass sie ihm die Stirn bieten konnte, gefiel ihm irgendwie. Doch alle diese Gedanken versuchte er zu verdrängen. Er wollte wütend sein. Einmal mehr wurde ihm bewiesen, dass gerade dieses Schlammblut hier nichts verloren hatte. Eigentlich war er nicht wirklich gegen die Muggel-Geborenen, er hatte Tag für Tag mit ihnen zu tun, das hätte er sonst nicht gekonnt, aber seine ganze Familie hielt überhaupt nichts von Schlammblütern und so war er auch erzogen worden. Lilly war auch eine Muggel-Geborene, schoss es ihm durch den Kopf, schüttelte sich aber schnell all diese Gedanken wieder aus dem Gedächtnis.

Auch Nala wäre beinah geplatzt vor Wut, auch nachdem er gegangen war, aber sie hatten nie wieder ein Wort über diese Stunde verloren, doch Nala hatte das Gefühl, dass er ein ganz klein wenig mehr Respekt ihr gegenüber zeigte. Nun ja, vielleicht auch nicht, wenn er mit ihr sprach, hörte sie immer noch die selben fiesen Worte, aber eigentlich schwieg er mehr, als dass er mit ihr sprach. Und ganz selten hatte sie das Glück, dass er sich mit ihr wenigstens über einen Zaubertrank ganz normal unterhalten konnte. Aber seit diesem speziellen Vorfall, konnte und wollte sich Nala nicht mehr zurückhalten. Allen guten Vorsätzen zum Trotz, wehrte sie sich gegen ihn, beleidigte ihn sogar, wenn sie fand, er hätte es verdient. Es war ihr egal, dass er sie in der Stunde nur noch mehr ärgern würde. "Was wäre das Leben ohne Herausforderungen?" dachte sie.
Manchmal schaute Nala ein bisschen in seine Stunden mit den Schülern hinein –sie hatte eine spezielle Genehmigung von Dumbledore-, um zu zusehen und stellte fest, dass er mit ihnen noch strenger war als mit ihr. Zu gerne hätte sie ab und zu den Schülern geholfen, damit sie so ein paar Unfälle verhindern konnte und auch ein paar Strafarbeiten, aber er hätte es nie erlaubt. Wenn sie doch einmal einem Schüler etwas zuflüsterte, bemerkte er es auf fast unheimliche Weise immer gleich. In den meisten Fällen hatte sie sogar Pech und er tadelte sie sogar vor den Schülern, doch die Schüler verloren den Respekt trotzdem nicht vor ihr, wie Snape wahrscheinlich gehofft hatte. Ansonsten schimpfte Snape einfach hinterher umso mehr mit ihr und insgeheim ärgerte er sich sehr, weil er ihr keine Punkte abziehen konnte.

Manchmal, wenn er sie während der Stunde tadelte, kam es vor, dass sie nicht einfach einsteckte und den Raum verliess. Dann und wann kochte es in ihr so stark, dass sie ihrem Ärger einfach Luft machen musste, egal ob da nun Schüler waren oder nicht.
An einem anderen Freitag Nachmittag flüsterte sie einem verängstigten Erstklässler zu: "Du musst die Spinnenbeine zuerst mit dem Mörser zermalmen!"
Der Junge nickte dankend, doch da wurde sie von Snapes durchbohrendem Blick getroffen. Seine Lippen waren nur noch eine schmale, weisse Linie in seinem Gesicht.
"Miss Silver, ich glaube nicht, dass ihnen erlaubt wurde zu sprechen", sagte er eisig. Sie wollte antworten, aber er schnitt ihr das Wort ab.
"Da, sie wollen es ja schon wieder tun!"
"Also, ich weiss nicht, wie Sie aufgewachsen sind, aber ich wurde in dem Glauben erzogen, dass jeder das Recht hat, den Mund zu öffnen.", sagte sie zornig.
"Aber bestimmt nicht, wenn es nicht angemessen ist", antwortete er fordernd.
"Ich kann sehr gut entscheiden, wann es angemessen ist und wann nicht. Ich habe den Unterricht nicht gestört, ich habe Mr. Reese lediglich einen kleinen Tipp gegeben." Nala erkannte, wie der Hass in seinen Augen fast Flammen aus ihnen sprühen liess.
"Sie sind nicht hier, um Tipps zu geben. Gehen Sie raus!" schnauzte er.
"Komisch. Wäre Mr. Reese ein Slytherin, bin ich mir sicher, sie hätten nicht so reagiert", drohte sie zurück. "Und ich glaube, Sie sind nicht hier, um reihenweise Schüler krankenflügelreif zu machen", sagte sie, während sie ihre Sachen zusammenpackte. Als sie bei der Tür war, holte er sie ein und folgte ihr nach draussen.
"Wie viele Male muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie mir nicht vor den Schülern widersprechen sollen!" Snape bebte und Nala war sich sicher, er hätte sie angesprungen und mit ihr geprügelt, wäre sie ein Mann gewesen.
"So viele Male noch, wie sie mich dazu zwingen, indem sie mich vor den Schülern demütigen. Was ist los mit Ihnen?!" Wütend stapfte sie davon, drehte sich aber nach ein paar Schritten noch einmal um.
"Ach, und Professor! Wer hat Ihnen verboten zu lächeln? Es würde Ihnen nicht schaden hin und wieder auch einmal diese Gesichtsmuskeln zu gebrauchen." Das wollte sie schon länger loswerden. Befriedigt, aber immer noch kochend vor Wut, ging sie in ihre Wohnung und liess Snape stehen. Etwas verdutzt, aber auch sehr zornig sah er ihr nach und ging dann zähneknirschend zurück in die Klasse.
Nala liess sich ein Bad ein und wurde den ganzen Abend nicht mehr gesehen.


Am Esstisch in der Grossen Halle hatte sie üblicherweise einen Platz zwischen ihm und Madam Pomfrey und einzig da führte er ab und zu ein Gespräch mit ihnen, doch es ging meist nur um die Schule. Eigentlich sprach er nur mit Poppy und Poppy versuchte sie ab und zu in das Gespräch einzuladen, indem sie nach Nalas Meinung fragte, aber dann hüllte sich Snape fast immer wieder in eisiges Schweigen. Auch sonst hielt er sich fern. Wenn die Lehrer nach dem Essen noch zusammen im Lehrerzimmer sassen, miteinander redeten und etwas tranken, war er schon wieder in seinen Kerkern verschwunden. Nur ganz selten trank er noch kurz ein Glas Wein mit ihnen. Dabei war es hier sehr gemütlich. Es gab in dem grossen Zimmer einen Kamin, viele grosse Sofas und Sessel und einen schönen Salontisch. Auf der anderen Seite das Raumes, war ein grosser Konferenztisch und auch noch ein paar andere Tische, an denen die Lehrer bequem arbeiten konnten. Überall im Raum gab es hohe Bücherwände. Nala fragte sich, warum das wohl so war, dass Snape immer seinen kalten, einsamen Kerker vorzog. Klar, das war seine Art, aber mochte er wirklich immer alleine sein? Sie hatte keine Angst vor ihm, aber sie konnte ihn auch nicht einfach so darauf ansprechen. Er hatte ohnehin einen grossen Hass auf sie, dass sie ihn auch gar nicht fragen wollte.
Wie auch immer, wenn Snape einmal nicht in den Kerkern war, dann traf ihn Nala, wie er durch die Gänge schlich. So ganz in schwarz und mit seinem Umhang, kam er ihr vor wie eine Fledermaus auf der Jagd nach irgendetwas. Wahrscheinlich jagte er auch, und zwar Schüler, die Regeln brachen. Nala merkte bald, dass Snape, trotz seiner Zurückgezogenheit, sehr genau wusste, was in der Schule vor sich ging. Deshalb war er auch immer so schnell zur Stelle, wenn es irgendwo Punkte abzuziehen gab. Nala dachte, dass ihm das Spass machte, aber wäre sie selbst nicht immer wieder so zornig auf ihn gewesen, hätte es ihr imponiert, dass er alles so schnell durchschaute.

Snape war innerlich hin und her gerissen. Im Grunde imponierte ihm ihren Mut und sie war zweifelsfrei nicht auf den Kopf gefallen, aber er kam mit dem Gedanken nicht recht klar, dass sie irgendwie eine Schülerin war und irgendwie doch nicht. Und wenn sie mit ihm herumsprang, wie es ihr passte, forderte sie hin noch mehr heraus. Allerdings frustrierte es ihn auch, dass er sie nicht einschüchtern konnte, wie sonst alle seine Schüler. Sie hatte immer eine Antwort bereit, meist ohne sich zu verteidigen oder ihn anzugreifen, doch er hatte auch herausgefunden, wie er sie auf die Palme bringen konnte. Mit Ungerechtigkeit ihr gegenüber kam er nicht halb so weit, wie wenn er in ihrer Nähe zu anderen ungerecht war. Es amüsierte ihn, dass er auf einen Schlag einem Schüler eine Lektion erteilen konnte und gleichzeitig Nala ärgern. Aber etwas sass noch tiefer unten. Die Tatsache, dass sie ein Schlammblut war, hielt ihn davon ab, auch nur den leisesten Hauch von Freundlichkeit ihr gegenüber aufkommen zu lassen.


Mal abgesehen von ihren Streitereien mit Severus, gefiel es Nala sehr gut in Hogwarts. Remus Lupin unternahm immer wieder einmal einen kleinen Ausflug oder Spaziergang mit ihr, um ihr einige Sachen zu zeigen. Sie redeten viel miteinander. Dass Remus ein Werwolf war, störte Nala nicht im geringsten. Sie spürte seine Wolfsnatur und mochte sie ein wenig, denn sie war von Wölfen schon immer fasziniert gewesen. Aber wenn sie es sich recht überlegte, gab es viele Tiere, die sie mochte und Remus genoss es, mit einer so tierfreundlichen Seele zu reden. Bald wurden die beiden gute Freunde. Ab und zu nannte sie Remus liebevoll 'Wolfsfreund'. Am Anfang hatte er gemischte Gefühle, wenn sie ihn so nannte, aber mittlerweile war er richtig stolz, dass sie ihm diesen Namen gab. Er klang so vertraut. Nala hatte manchmal das Gefühl, dass sie Remus schon ewig kennen würde, als wäre sie mit ihm aufgewachsen, als wäre er ihr Bruder. Es kam sogar vor, dass sie von ihm träumte. Sie träumte, dass sie ein Kind war und mit den Wölfen im Wald herumtollte und einer von ihnen war Remus. Wie sie diesen Traum deuten sollte, wusste sie nicht, aber sie freute sich darüber und nahm ihn still hin.
Von Snape träumte sie nicht. Noch nicht...