- KAPITEL VIER -
Kleine und grosse Wunden
Eines Tages half sie Severus wieder einmal im Labor. Sie waren gerade dabei, den
Trank für Professor Lupin zu brauen, als ein Reagenzgläschen beim Erhitzen über
der Flamme zersprang und Snape sich einen tiefen Schnitt an der linken Hand
holte. "Verdammt!" sagte er, dann herrschte Stille. Snape wusste
nicht wie ihm geschah und Nala wusste zuerst nicht, wie sie reagieren sollte.
Das Kind in ihr sagte ihr, sie sollte ihn nun auch einmal hochnehmen, nun da er
schon mal etwas kaputt gemacht hatte. Doch sie entschied sich anders. Sie ging
auf ihn zu und nahm vorsichtig seine Hand, dabei fielen ihr zum ersten Mal die
vielen Narben auf seinen Armen auf. Und dann war da noch ein merkwürdiges Mal
an seinen linken Unterarm eintätowiert. Es war ein Totenkopf mit einer Schlange
als Zunge. Snape sah sie etwas schockiert und widerwillig an.
"Haben Sie keine Angst, ich werde ihnen schon nicht weh tun. War die
Flüssigkeit darin giftig?"
"Nein, war sie nicht!" sagte er bestimmt.
"Trotzdem sollten wir es kurz ausspülen. Kommen sie hier zum
Wasserhahn." Sie führte ihn an der verletzten Hand zum Hahn und spülte das
Blut sorgfältig von seiner Hand ab. "Da ist noch ein kleiner Glassplitter
drin, Professor. Vielleicht sollten sie besser zu Madam Pomfrey gehen."
"Ich gehe nicht zu Pomfrey", sagte er stur. Er wollte wirklich nicht
gehen. Er mied den Krankenflügel so gut es ging und wegen so einem kleinen
Schnitt würde er bestimmt nicht gehen.
Nala kannte ihn schon so gut, dass sie sich denken konnte, weshalb er nicht
gehen wollte. Sie hatte schon vor längerer Zeit einen kleinen Erste
Hilfe-Koffer im Labor aufbewahrt. Eigentlich für sich, denn sie schnitt sich
auch ab und zu oder verbrannte sich. Ohne ein Wort holte sie diesen aus einem
Schrank hervor und nahm aus ihm eine Pinzette. Vorsichtig zog sie den kleinen
Splitter aus seiner Hand. Er zuckte kurz, doch er jammerte nicht. Das kannte
sie nicht. Ihr Ex-Freund hatte jedes Mal gejammert, wenn sie ihn verarztete.
Nala desinfizierte die Wunde und auch da kam kein Mucks von ihm. Er liess alles
mit sich geschehen. Sie musste über Snapes "Tapferkeit" etwas
schmunzeln. Er bemerkte das natürlich prompt und meinte: "Ich sehe nicht,
was daran lustig sein sollte."
"Ich freue mich nur über Ihre Tapferkeit. Das kenne ich sonst gar nicht
von euch Männern", gab sie ihm ehrlich zur Antwort. Dass es ihr auch etwas
Eindruck machte, behielt sie jedoch für sich. Snape sagte nichts mehr, aber sie
hatte das Gefühl, dass er sich etwas grösser machte und seine Brust etwas
anschwoll. Sie blies vorsichtig etwas auf die Wunde, damit das
Desinfiziermittel nicht mehr so brannte und verband dann seine Hand.
"So, Sie müssen warten bis der Schnitt etwas verheilt ist, dann können Sie
den kleinen Verband wieder wegnehmen. Leider kann ich im Moment nicht mehr tun.
Dumbledore meint, dass ich die Kraft zum Heilen besitze, aber ich bin noch
nicht ganz so weit, um sie zu gebrauchen. Und Sie sollen ja schliesslich nicht
mein Versuchskaninchen sein", sagte sie mit einem Lächeln und schaute zu
ihm auf. Snape war etwas verwundert und sagte: "Das Reagenzgläschen muss
wohl schon etwas alt gewesen sein."
Das war nicht genau das, was Nala als Antwort erwartet hatte. Sie schauten sich
in die Augen und sie hatte das Gefühl, dass er mit seinen schwarzen Augen
direkt in ihre Seele sehen würde. Sie musste sich von seinem Blick lösen und
starrte etwas verlegen zu Boden. Er nahm ihre rechte Hand und gab ihr die
seine. Leise sagte er: "Danke." Er sagte ihr nicht, wofür er alles
dankbar war, da war nämlich noch mehr als nur das Verbinden seiner Hand. Er war
auch dankbar, dass sie die ganze Sache mit Diskretion behandelte und ihn nicht
auslachte, weil ihm auch einmal ein Missgeschick passierte. Er hielt das nicht
für selbstverständlich, vor allem nicht nachdem, was er ihr schon alles
vorgeworfen hatte.
"Kann das sein?" dachte Nala. "Hat er sich wirklich gerade wie
ein Mensch benommen?"
"Keine Ursache", antwortete sie etwas schüchtern und machte sich
daran, die Glassplitter aufzuwischen und den Versuch neu aufzubauen. Snape ging
in der Zwischenzeit zu einem Schrank und nahm eine Flasche Whisky heraus, den
er mit Nala zusammen gebraut hatte. Er goss etwas in ein Glas und trank. Dann
wollte er ihr beim neuen Versuch helfen. Er stellte sich hinter sie und beugte
sich etwas zu ihr hinunter. Sie spürte seinen Atem im Nacken und er sagte ihr
leise ins Ohr: "Das has du gut gemacht!" Ihr lief wieder ein Schauer
über den Rücken, doch dieses Mal empfand sie ihn nicht als unangenehm. Hatte er
sie wirklich gerade geduzt? Dazu noch ein Lob? Von ihm? Sie konnte es fast
nicht glauben.
Er liess ihr den Vortritt beim Brauen und reichte ihre stillschweigend die
Instrumente, die sie brauchte. Als sie den Trank fertiggestellt hatten, war es
schon Abend und Zeit zum Essen in die Grosse Halle zu gehen. Sie gingen also
zusammen hin und zogen viele Blicke auf sich, denn sie waren schon etwas spät
dran. Sie setzten sich an den Lehrertisch und Albus fragte gleich, was mit
Snapes Hand geschehen sei. "Habe mich geschnitten", antwortete dieser
mürrisch. Nala schaute Dumbledore an und bemerket wie er ihr aufmunternd
zuzwinkerte und ein Lächeln über seine Lippen flog.
Nach dem Essen plauderte sie noch etwas mit den Lehrern im Lehrerzimmer und
auch Snape war anwesend. Sie durfte ihn nun Severus nennen und war irgendwie
glücklich, aber auch verwundert darüber, dass sie ihn zuerst verarzten musste,
bevor sie ihn beim Vornamen nennen durfte. Doch an diesem Abend war es Nala,
die sich zuerst verabschiedete. Sie war müde und wollte auch noch etwas
nachdenken. Sie ging hoch in ihre Wohnung und spielte noch etwas mit Merlin.
Danach putzte sie sich noch die Zähne und legte sich schlafen. "Was war
denn da geschehen?" fragte sie sich noch, bevor sie einschlief. Und was
geschah mit ihr? Sie spürte dieses Gefühl im Magen. Irgendwie wurde sie von ihm
angezogen.
Snape spürte, dass sich in ihm etwas geändert hatte. Er konnte es sich selbst
noch nicht recht erklären, aber er hatte seine Abneigung gegen sie, weil sie
eine Muggel-Geborene war, abgelegt. Sie war stark und es imponierte ihm sehr,
dass sie ihn ohne Zögern verarztet hatte, obwohl er nie ein gutes Wort an ihr
gelassen hatte bis dahin. Ausserdem bewunderte er es beinah, wie sie mit ihm
streiten konnte. Sie konnte genauso stur sein wie er.
Die nächsten Tage verliefen wie jeder Tag. Am Morgen half sie Madam Pomfrey und
besuchte Hagrid und am Nachmittag hatte sie Unterricht. Einmal auf dem Weg zu
Professor McGonagall lief sie durch einen, von der Sonne hell erleuchteten Gang
im Schloss. Es tummelten sich viele Schüler hier und Nala hatte es ziemlich
eilig. Sie kämpfte sich durch die Schüler und prallte mit jemandem zusammen,
der es wohl genauso eilig hatte wie sie. Sie blickte hoch und erkannte die
Person mit der sie zusammengestossen war. Es war Severus. Sie schluckte und
machte sich auf ein Donnerwetter gefasst. Doch was war das? Er hielt sie an den
Schultern fest, lächelte ein wenig und zwinkerte ihr zu. Sie erkannte, dass es
dieses Mal nicht sein übliches, spöttisches Grinsen war und spürte ein Kribbeln
in ihrem Bauch. Dann marschierte er weiter mit den Worten: "Verschon
mich", aber er lächelte. Nala blieb verdutzt zurück und sah seinem
wehenden Umhang nach. Sehr verwirrt erreichte sie schliesslich Minervas
Unterricht. Hatte er sie wirklich gerade angelächelt? Warum war ihr Herz
plötzlich so leicht?
Auch an diesem Abend wollte Nala früh auf ihr Zimmer gehen, denn sie wollte
noch lernen. Sie unterhielt sich im Lehrerzimmer noch etwas mit Severus über
die Aufgabe, die er ihr im Unterricht gestellt hatte. Und dieses Mal war er
etwas vor den Kopf gestossen, als sie plötzlich aufbrach. Nach einer Weile
beschloss auch er, sich auf sein Zimmer zu begeben. Auf halbem Weg in einem
Gang, dessen eine Wand durch grosse Fenster ohne Scheiben nach draussen offen
war, traf er auf Nala. Sie sass am Boden, lehnte sich mit dem Rücken an die
normale, geschlossene Wand und blickte in die Sternen.
"Was tust du hier?" fragte er sie erstaunt.
Nala hatte ihn erst jetzt bemerkt und erschrak ein wenig. Dann stand sie auf,
lehnte sich etwas aus einem der Fenster und antwortete: "Als ich hier
durchging, sah ich die Sterne und konnte nicht mehr weiter. Ich wollte sie hier
ansehen und hoffte, dass sie mir vielleicht ein paar Antworten geben könnten.
Das tun sie manchmal." Sie überlegte kurz und sagte dann schnell: "Du
hältst mich jetzt bestimmt für verrückt." Sie senkte ihren Blick traurig.
"Warum habe ich ihm das gesagt?" wunderte sie sich.
"Ich halte dich nicht für verrückt. Du bist eine Hexe, vergiss das nicht.
Es ist normal, dass wir eine andere Beziehung zu den Sternen haben und sie uns
manchmal helfen", sagte Severus und schaute sie besorgt an. Nala fror und
zitterte leicht am ganzen Körper. Snape bemerkte das, zog seinen Umhang ab und
legte ihn ihr um die Schultern. Nala blickte wieder auf und sah ihm in die
Augen. Sie sah etwas darin, dass sie vorher noch nie in seinen Augen gesehen
hatte. Es war Sorge und ein ganz kleines bisschen Freundlichkeit. "Woher
kommt das?" fragte sie sich. "Mag er mich etwa?" Ihr Herz machte
wieder diese grossen Sprünge. Ihre leise Ahnung, die sie so beschäftigte,
bestätigte sich. Sie hatte begonnen, mehr für ihn zu empfinden. Sie wurde von
ihm regelrecht angezogen, von seiner ganzen Art. Sie hatte jetzt sogar etwas
weiche Knie. Snape machte einen kleinen Schritt von ihr weg. Sie merkte, dass
er immer noch sehr Distanz brauchte.
"Vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen?" bot er an.
Nala errötete ein bisschen und meinte dann: "Ich kann dir nicht sagen, was
mich beschäftigt. Aber in einem Punkt kannst du mir vielleicht schon eine
Antwort geben: Woher stammen die vielen Narben, die ich auf deinen Armen
gesehen habe? Und was ist das für ein Mal?" Sie fand ihre Frage sehr
waghalsig und rechnete mit den heftigsten Reaktionen. Aber das war das Einzige,
was sie sich getraute zu fragen in diesem Moment. Sie konnte ihm nicht sagen,
was passiert war als sie überfallen wurde und dass es sie immer noch
beschäftigte. Und sie spürte, dass sie begann, sich immer mehr in ihn zu
verlieben, seit er sie wie ein normaler Mensch behandelte. Auch das getraute
sie sich natürlich nicht, ihm zu sagen.
Severus brach zwar nicht in einen Wutanfall aus über ihre Dreistheit, aber er
schien schockiert. Seine Gesichtszüge verdunkelten sich und wurden noch härter.
"Das geht dich eigentlich nichts an. Diese Narben habe ich nicht nur auf
den Armen. Ich möchte nicht darüber reden."
Betretenes Schweigen trat ein. Nala bereute es nun, dass sie es gewagt hatte,
ihn danach zu fragen. Er, der doch so verschlossen ist. Sie hätte wissen
müssen, dass sie so die angenehme Stimmung, die zwischen ihnen geherrscht
hatte, wieder zerstörte.
"Ich werde jetzt ins Bett gehen. Gute Nacht!" Er wollte gerade
davonlaufen, als Nala ihn noch einmal zurückhielt.
"Warte! Hier. Danke." Sie gab ihm den Umhang zurück, der immer noch
auf ihrer Schultern gelegen hatte. Ohne ein Wort nahm er ihn ihr aus den Händen
und ging.
Auch Nala machte sich auf in ihre Wohnung, sehr durcheinander und wütend auf
sich selbst, weil sie überhaupt dort gestanden hatte und ihm dann auch noch so
etwas gesagt hatte. Sie wusste doch, dass er mit ihr nicht über solche Dinge
sprach. Aber trotzdem, er hatte sie angelächelt, er hatte ihr seinen Umhang
gegeben... Ihr Kopf und ihr Herz spielten verrückt.
Nala versuchte noch zu lernen, doch sie konnte sich nicht mehr gut
konzentrieren. Bald ging sie zu Bett und dachte noch lange über Severus und
über das, was sie zu ihm gesagt hatte, nach. Sie fühlte so einen Schatten auf
dem Herz, sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Ob er ihr nun sehr böse war?
Sie merkte, dass sie ihn schon zu sehr mochte, um sagen zu können, dass es ihr
egal wäre. Sie überlegte bis spät in die Nacht, wie sie sich am besten
entschuldigen könnte.
Ihre Befürchtungen bestätigten sich am nächsten Tag. Severus war zwar
freundlich zu ihr, aber er sprach kaum ein Wort mit ihr und mied ihre Nähe.
Nala fühlte sich elend. Am Abend als er wieder in den Kerker verschwand,
beschloss sie, ihm nachzugehen und ihn um Entschuldigung zu bitten. Sie hörte
Musik. Es war ein Klavier und es klang ganz wundervoll. Etwas schüchtern
klopfte sie an die Tür und rief: "Severus, bist du da?"
Er öffnete die Tür und fragte: "Was führt dich um diese Zeit hier
hinunter?"
"Ich möchte mich bei dir entschuldigen", antwortete sie kleinlaut.
Er bat sie hinein und bot ihr einen Sessel an seinem Kamin an. Seine Wohnung
war etwas dunkel, aber keinesfalls ungemütlich. Es brannten ein paar Kerzen und
im Kamin prasselte ein Feuer. Unter der Decke gab es sogar ein paar Fenster.
Man hatte das Gefühl, sich in einer geborgenen Höhle zu befinden. Doch da war
etwas, das Nala sehr erstaunte. Da stand doch tatsächlich ein grosser,
schwarzer Flügel in einer Ecke seines Wohnzimmers. Er passte perfekt dorthin.
Sie hätte Snape nicht zugetraut, dass er Klavier spielen könnte. Auf dem
Notenhalter lag ein Notenblatt und sie konnte gerade noch erkennen, dass es
etwas von Mozart war. Zu gern hätte sie ihm einmal zugehört, denn sie liebte
dieses Instrument. Leider hatte sie selbst nie gelernt, es wirklich zu spielen.
"Es tut mir leid, dass ich dich gestern einfach so nach dem Mal und den
Narben gefragt habe. Du hast recht, es geht mich nichts an", begann sie
vorsichtig. "Du hast mich gefragt, ob du mir helfen kannst und ich dachte
nicht nach und fragte einfach drauflos. Es war etwas, dass mich halt in diesem
Moment gerade beschäftigt hatte. Ich wollte dich nicht kränken, doch jetzt
gehst du mir aus dem Weg und sprichst kaum mit mir. Wenn meine Frage, der Grund
dafür sein sollte, bitte ich dich, mir zu verzeihen und das Ganze zu
vergessen."
Es herrschte Stille. Severus sagte nichts, er schaute sie nur an. Nala fand,
sie hatte ihn nun genug vollgequatscht und wollte wieder gehen. Da bat er sie
zu bleiben und zu ihrer Verwunderung, bot er ihr ein Glas Wein an, das sie
dankend annahm.
"Danke, dass du hierher gekommen bist und mir das gesagt hast. Doch deine
Frage war nicht so schlimm, du brauchst dich nicht wirklich bei mir zu
entschuldigen. Ehrlich gesagt, war ich gestern Abend etwas irritiert, denn es
hat sich noch nie jemand interessiert, was das für Narben sind. Es hat sie auch
kaum jemand zuvor gesehen. Ausser Dumbledore vielleicht und Poppy natürlich.
Und wenn jemand mal mein Mal sah, wusste jeder gleich was es bedeutet und
verurteilte mich. Ich war nicht sicher, ob ich es dir sagen sollte. Eine sehr
lange Zeit durfte und wollte ich mit niemandem darüber sprechen, ausser mit
Dumbledore. Jetzt möchte ich es dir gerne erzählen und ich glaube, du bist
stark genug, die Geschichte zu hören. Willst du sie denn immer noch
hören?"
Nala nickte nur. Sie war ganz erstaunt über seinen plötzlichen Sinneswandel und
gespannt auf die Geschichte, die so geheimnisvoll wirkte.
Severus erzählte ihr von Voldemort und wie er ein Todesser geworden war. Er
erklärte weiter, wofür das dunkle Mal stand und wie er sich besann und die
Seite wechselte. Ab da spionierte er Voldemort für Dumbledore aus und war der
ständigen Gefahr ausgesetzt, entlarvt und getötet zu werden. Die Narben
stammten von den Crucio-Flüchen, die Voldemort einsetzte, um seine Anhänger
gefügig zu machen. Durch seine Aufgabe war er praktisch gezwungen, allein zu
leben, doch auch nachdem Voldemort durch seine Hilfe in eine Falle gelockt und
getötet werden konnte, blieb er allein und ständig wurde er an die schlimme
Zeit erinnert durch das Mal und die Narben.
"Ich bin wie ich bin", sagte er. "Doch du bist mit deiner
leichten Art ganz selbstverständlich auf mich zugekommen und das bin ich nicht
gewohnt. Dumbledore hatte recht, du verstehst es wirklich gut mit Menschen
umzugehen, sonst hätte ich dir das alles wohl nicht erzählen wollen. Aber ich
bin froh, dass du das alles von mir erfahren hast und nicht von einem der
anderen Lehrer."
Nala wurde ein bisschen rot ihm Gesicht, denn sie fühlte sich geschmeichelt.
Dann meinte sie: "Danke, Severus, dass du es mir erzählt hast, das
bedeutet mir wirklich viel. Ich kann ein wenig verstehen, wie du dich gefühlt
haben musst all die Jahre lang. Ich bin bewundere deinen Mut. Ich bin froh,
dass es nun vorbei ist und du keine Angst mehr haben musst, entdeckt zu werden.
Gut, dass dieser Voldemort nun endlich tot ist. Es ist wirklich abscheulich,
was er getan hat. Das gibt mir wirklich zu denken. Wie kann man nur so voller
Hass sein?"
Severus zog die Luft scharf ein und sagte: "Das kann schon passieren...
aber Voldemort wurde nicht nur von Hass getrieben, sondern vor allem von
Machtgier. Ich war am Anfang auch einer von ihnen. Bist du darüber gar nicht
schockiert? Die meisten wandten sich von mir ab, als sie das erfahren
hatten."
"Nein, wieso?" erwiderte sie. "Du hast doch bewiesen, dass du
auf der guten Seite bist. Niemand ist perfekt. Jeder macht Fehler!"
Sie lächelten einander an und Severus goss noch einmal etwas Wein nach. Sie
stiessen mit den Gläsern an und wünschten sich, dass sie beide nun trotzdem gut
schlafen mögen, trotz dieser wilden Geschichte. Als Nala ihr Glas geleert hatte
stand sie auf und Severus brachte sie noch zur Tür.
"Danke, dass du dich um mich gekümmert hast. Hoffentlich hat dich die
Geschichte nicht zu sehr aufgewühlt", sagte er.
"Mach dir keine Gedanken. Ich komme schon klar. Gute Nacht, Severus!"
Sie zwinkerte ihm mit einem Auge zu und er wünschte: "Schlaf schön,
Nala!"
