- KAPITEL ZEHN -
Vertraute Weihnachten
Ihre Mutter öffnete die Tür und schloss Nala gleich liebevoll in die Arme.
Sofort kamen auch ihr Vater und ihre Schwestern und umarmten sie. Nala hatte
immer noch Tränen in den Augen. Sie war so glücklich, endlich zu Hause zu sein.
Ihre Mutter war ungefähr 5 cm kleiner als Nala, also etwa 1m70, hatte braune
lange Haare, ebenfalls grüne Augen und ein freundliches Gesicht. Ihr Vater war
noch ein wenig grösser als Nala und er hatte die selben schwarzen Haare. Seine
Gesichtszüge waren eher streng, obwohl er nie ein solches Gesicht wie Severus
machen konnte, wenn er wütend war. Seine Augen waren blau und so auch waren es
die von Nalas Schwestern. Lola und Alex hatten beide braune Haare. Die beiden
glichen sich ziemlich stark, nur in der Grösse stimmte es nicht ganz. Obwohl
Lola ein bisschen jünger war, war sie grösser als Alex.
Nalas Eltern besassen ein ziemlich grosses Haus mit einem Garten und natürlich
einem Stall. Für alle Töchter gab es grosse Schlafzimmer und um den ganzen
ersten Stock gab es einen Balkon, sowie eine Terrasse ums Haus im Erdgeschoss.
Im oberen Stockwerk waren die Zimmer von Lola, Nala und ihren Eltern. Alex'
Zimmer war im Erdgeschoss, wo auch die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer und
das Bürozimmer der Familie war. Vom Bürozimmer aus ging eine Treppe direkt in
Nalas Zimmer hinauf.
Ihr Zimmer war praktisch noch im selben Zustand, wie sie es verlassen hatte.
Ein grosses Bett stand darin, ein Schreibtisch, sogar mit Computer, und ein
Schrank. Weiter gab es mehrere Bücherregale und ganz besonders stolz war Nala
auf die gemütliche Couch in einer Ecke ihres Zimmers. Sie war auch froh, dass
sie eine Glastür hatte, die auf den Balkon führte. Vom Balkon aus war praktisch
jedes Zimmer im oberen Stockwerk zugänglich und als Nala und Lola noch kleiner
waren, hatten sie diesen leichten Weg oft genutzt, um zueinander zu schleichen,
als sie eigentlich schon hätten schlafen sollen.
Sie stellte ihr Gepäck in eine Ecke und legte sich auf ihr Bett. Es fühlte sich
so warm und geborgen an. "Was wohl Severus gerade macht?" dachte sie.
Wann würde sein versprochener Brief endlich ankommen? Lange konnte sie nicht
mehr darüber nachgrübeln, denn sie schlief bald ein vor Erschöpfung. Ein
Lächeln war auf ihren Lippen. Sie war daheim.
*
Severus sass an seinem Schreibtisch. Er hatte schon lange
dort gesessen und überlegt, was er schreiben wollte. Es war so vieles in seinem
Kopf, aber wie sollte er das in Worte fassen? Als der Brief endlich fertig war,
waren seine Worte sorgfältig gewählt und in seiner exakten Handschrift
niedergeschrieben. Er faltete das Pergament zusammen und steckte es in einen
Briefumschlag. Er wollte schon zum Hogwarts-Siegel greifen, um es in den roten
Lack zu drücken, doch er entschied sich anders. Er nahm stattdessen das Siegel
der Familie Snape. Es zeigte ein schön geschwungenes 'S' auf einem Wappen und
ein Panther stand, auf seinen Hinterbeinen, mit den Vorderbeinen auf das Wappen
gestützt. Es war schon eine ganze Weile her, dass er dieses Siegel benutzt
hatte. Wem sollte er auch in privaten Angelegenheiten schreiben, noch dazu mit
einer so persönlichen Note? Er war stolz auf sein Siegel und darauf, dass er es
hier verwenden konnte. Seinen Brief brachte er schnell zur Eulerei und schickte
eine, der wenigen Eulen, die noch da waren, mit ihm los. Missmutig flog die
arme Eule in den Abend hinaus. Sie hatte sich durch einen ziemlich heftigen
Schneesturm zu kämpfen.
Severus war das Abendessen sehr willkommen, denn es würde ihn etwas ablenken.
*
Als Nala wieder aufwachte, fühlte sie sich erholt. Der
Geruch von Essen lockte sie ins Esszimmer und sie setzte sich zu ihrer Familie
an den Tisch. Sie genoss das Abendessen, während sie damit beschäftigt war,
ihrer Familie alle Fragen zu beantworten. Am interessantesten fanden sie
natürlich, was Nala dort lernte. Von Severus wollte sie ihnen aber noch nichts
erzählen.
Nach dem Essen musste sie ihnen ein paar Tricks zeigen. Als Krönung zauberte
Nala den Dessert schon fertig zubereitet von der Küche auf den Esstisch. Lola
gefiel es am besten, wenn sie Dinge schweben liess.
An diesem Abend sassen alle noch lange im Wohnzimmer zusammen und hörten sich
an, was Nala alles erlebt hatte. Nalas Vater war aber nicht sehr gesprächig und
Nala wusste auch genau weshalb. Ihr Vater sah es nicht gern, dass sie ihrem
Leben eine so ganz andere Richtung gab, als er sich das vorgestellt hatte. Er
konnte nun zwar glauben, dass es Zauberer gab, aber ihm gefiel diese
Hokuspokus-Welt nicht. Er hätte es besser gefunden, wenn Nala zurückgekommen
wäre und gesagt hätte, dass ihr dieses Zauberei-Ding nicht gefällt und dass sie
wieder normal weiterstudieren wolle. Jetzt aber war es so, dass sie
hellbegeistert von all dem Zeug war und zog anscheinend seine restliche Familie
auch gerade in den Bann. Nala machte sich schon etwas Sorgen darüber, aber
vielleicht brauchte ihr Vater mehr Zeit.
Als schliesslich alle schlafen gingen, setzte sich Nala auf ihr Bett, das am
Fenster stand. Sie öffnete es und sah zu den Sternen. Da kam ihre Mutter
herein, um ihr eine gute Nacht zu wünschen.
"Nala, was ist los? Etwas beschäftigt dich doch! Du sitzt hier und schaust
in die Sterne. Das hast du früher auch schon oft getan. Immer, wenn du Kummer
hattest. Es sieht aus, als würdest du auf etwas warten. Worauf wartest du
denn?"
"Ich warte auf einen Brief, Mam!"
"Oh, gibt es da noch etwas, was du mir sagen willst? Oder besser,
jemanden, von dem du mir erzählen möchtest?"
Nala musste lachen. "Du kennst mich wirklich zu gut! Ja, da ist
tatsächlich jemand, den ich sehr mag. Stell dir vor, sein Weihnachtsgeschenk
für mich war dieses Flugticket nach Hause, damit ich an Weihnachten bei euch
sein kann. Und das, obwohl Severus so gerne mit mir gefeiert hätte."
"Hat er dir das gesagt?" fragte Livia.
"Nein. Er hat es nicht getan, weil er mich nicht zurückhalten wollte und
es mir damit noch schwerer machen. Er brauchte es mir nicht zu sagen, ich sah
es in seinen Augen."
"Ich muss sagen, er macht einen edlen Eindruck auf mich. Klingt nach mehr,
oder? Warum hast du ihn nicht einfach mitgebracht?"
"Ich weiss noch nicht, wie ernst es ist, Mam. Ich habe ihn übrigens
gefragt, ob er mit will, aber er wollte nicht. Er sagte, er könne nicht so
lange unter euch Menschen leben. Ich glaube aber, er hatte einfach nur Angst,
hier etwas falsch zu machen. Er war schon sehr nervös, als er mich zum
Flughafen begleitete, doch ich finde, er hat sich ganz gut geschlagen in dieser
Welt, die ihm so ungeheuer ist", seufzte Nala. "Und wenn ich Papa so
anschaue, dann glaube ich, passt ihm das ganze überhaupt nicht. Nur schon, dass
ich eine Hexe bin."
"Ach, mach dir keine Sorgen wegen deinem Vater. Der fängt sich schon
wieder. Tu das, was für dich richtig ist. Und es klingt, als habe dich dieser
Severus auch ziemlich gern. Mal sehen, wie das weiter geht. Aber wir können
morgen weiterreden. Ich sollte schon lange im Bett sein." Livia stand auf,
aber bei der Tür drehte sie sich noch einmal um und schaute Nala an, die schon
wieder in den Himmel blickte.
"Du vermisst ihn wirklich fest, hmm?"
Nala sah sie an und nickte. "Ja, aber ich bin glücklich, hier bei euch zu
sein."
"Ich bin auch froh, dass du da bist! Schlaf gut, meine tapfere, kleine
Hexe." Sie gab ihr einen Luftkuss und Nala schickte ihr auch einen.
"Gute Nacht, Mam!"
Die Tür wurde geschlossen und machte es sich auf ihrem Bett bequem. Sie holte
einen Schokofrosch aus ihrer Reisetasche und öffnete ihn. Als sie die Bildkarte
sah, vergass sie den davon hüpfenden Frosch ganz. Auf dieser Karte war nämlich
Severus abgebildet. Ihr Severus! Er bewegte sich, wie alle Bilder der
Zauberwelt. Sie drehte sie auf die Rückseite und las:
Professor Severus Snape, gegenwärtig Lehrer in der Kunst der Zaubertränke
von Hogwarts.
Er ist ein sehr starker und mächtiger Zauberer, dessen Seite der Macht man
lange nicht erkennen konnte.
Einst auf Voldemorts Seite, fand er die Kraft, seinen besseren Willen wieder zu
finden und konnte als Spion für die gute Seite gewonnen werden. Von da an war
er ein wichtiges Mitglied in Dumbledores geheimen Schlachtplan und musste viel
Mut und Kontrolle beweisen, um diese gefährlich Aufgabe ertragen zu können.
Dank ihm konnte Voldemort besiegt werden und auch er hat zum Schluss noch
tapfer gegen ihn gekämpft. Besondere Vorlieben sind nicht leicht heraus zu
finden bei diesem Mann, denn er lebt sehr zurückgezogen. Aber man kann sagen,
dass er dunkle Farben mag, besonders schwarz und man munkelt, dass er gerne
Mozart auf dem Klavier spielt.
Ein Lächeln flog über ihr Gesicht. Sie war richtig stolz auf ihn. Ihr Herz
schlug schnell und sie merkte, wie sie von den Worten "starker und
mächtiger Zauberer" noch mehr angezogen wurde. Sie küsste sein Bild und
legte die Karte auf ihren Nachttisch. Gerade als sie das Licht ablöschen
wollte, kam eine völlig zersauste Eule in ihr Zimmer. Sie musste wohl einiges
durchgemacht haben. Sie band der Eule den Umschlag ab und streichelte ihr übers
Gefieder. Während sie vorsichtig den Brief öffnete, machte sich die Eule an dem
entflohenen Schokofrosch zuschaffen.
"Du bist wohl ein Schleckermaul, hmm?" lächelte sie die Eule freundlich
an.
Dann begann sie zu lesen.
Liebe Nala
Bist du gut angekommen?
Ich muss zugeben, es ist ziemlich ruhig hier, wenn du nicht da bist...
Bitte, schreib mir, wann du zurückkommst, sobald du weißt, welchen Flug du
nehmen willst. Du kannst die Eule so lange bei dir behalten. Wenn irgendetwas
ist, kannst du dich sofort bei mir melden!
Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit mit deiner Familie.
Hoffentlich bis bald.
Frohe Weihnachten
Severus Snape
Nala war glücklich. Er kümmerte sich wirklich rührend um sie. Sorgfältig schob
sie das Pergament zurück in den Umschlag und legte diesen, mit dem schönen
Siegel nach oben, neben die Bildkarte. Kaum hatte sie das Licht abgelöscht,
schlief sie zufrieden ein.
Nala verbrachte Weihnachten so, wie sie es sich schon immer gewohnt war. Es
wurde an Heilig Abend ein köstliches Essen serviert, Musik gespielt und
gesungen und dann durfte man endlich die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum
hervor holen und auspacken. Die nächsten beiden Tage waren Tage der Ruhe und
Gelassenheit.
Am 27. Dezember ging sie mit ihrer besten Freundin Ophelia in den Zoo. Auch
Ophelia war neugierig darauf, alles von ihr zu erfahren. Sie sprachen zusammen
über alles. Auch von Severus erzählte sie ihr alles ganz genau.
"Das klingt irgendwie sehr romantisch, Nala. Ich hoffe, dass es diesmal
dein Märchenprinz ist. Eines kannst du dir gewiss sein: Er wird dir bestimmt
nicht davonlaufen, weil dir seltsame Dinge passieren", meinte Ophelia.
"Das bestimmt nicht. Wenn ich es so betrachte, sieht es aus, als würde ich
besser in diese Zauberwelt passen. Doch ich möchte eure Welt nicht aufgeben!
Ich möchte ein Teil von euch bleiben, aber ich fühle mich, als müsste ich die
Muggelwelt aufgeben. Das will ich nicht!"
"Nein, Nala. Du darfst das nicht so schwarz und weiss sehen. Stell dir
vor, du wärst eine Verbindung dieser beiden Welten! Du bist ein Teil von
beiden. Ich weiss, dass das möglich ist und wenn das jemand sein kann, dann du,
Nala! Du bist bei mir immer willkommen, ich werde dich nicht aufgeben und im Stich
lassen! Deine Familie und deine anderen Freunde, die Bescheid wissen, sehen das
bestimmt genauso. Schau dich doch einmal um! Du bist hier im Zoo mit mir in
unserer Welt und alles klappt perfekt! Du bist in dieser Welt aufgewachsen,
niemand kann dir das nehmen!"
Nala hatte Tränen in den Augen. "Du bist wirklich lieb, Ophelia. Es tut
gut zu wissen, dass man eine so gute Freundin hat. Ich danke dir."
Von da an gab es ein stilles Abkommen zwischen den beiden. Sie würden sich
niemals aus den Augen verlieren, auch wenn sie weit auseinander wohnten und
sich nicht oft sahen.
Die Tage waren wie im Flug vergangen und sie spürte die Stärke in sich, die sie
hier sammeln konnte. Es war ein gutes Gefühl. Nala hatte es aber gerade noch
geschafft, ihre anderen Freunde zu besuchen, dann war auch schon der 30.
Dezember, der Tag an dem sie nach Hogwarts zurückkehren würde. Sie hatte
Severus geschrieben, wann ihr Flugzeug ankommen würde und wann sie
voraussichtlich in Hogwarts sein würde, wie er sie gebeten hatte.
Sie wollte mit dem Flohpulver von der Winkelgasse nach Hogsmeade gehen und noch
ein kleines Geschenk kaufen für Severus in einem der beiden Dörfer. Das
erzählte sie ihm jedoch nicht.
Sie hatte sich von ihrer Familie schon zu Hause verabschiedet, nur Ophelia
begleitete sie zum Flughafen.
Vor dem Abflug umarmten sie sich.
"Sei nicht traurig, Nala. Wir bleiben in Kontakt. Freu dich jetzt lieber
auf deinen Severus", tröstete Ophelia.
"Du hast wie immer recht! Ich melde mich bald! Machs
gut!"
"Du auch! Und eine gute Reise!"
Sie winkten sich noch lange nach, als Nala auf der Rolltreppe stand, um ihren
Flug zu erwischen.
Nala war seltsam zu Mute. Was würde passieren, wenn sie in Hogwarts zurück sein
würde? Vielleicht würde er sie gar nicht wollen. Vielleicht hatte er es sich
anders überlegt. Sie hoffte so sehr, dass es nicht so sein würde.
Dieser Flug war nicht so unterhaltsam wie der letzte. Ihr Nachbar war ein
Geschäftsmann, der nur Interesse an seinem Computer hatte. Nala war das ganz
recht so. Nach dem Essen schloss sie die Augen und döste etwas.
Erleichtert nahm sie ihr Gepäck von der Rollbahn am Flughafen in London. Als
sie die Ankunftshalle betrat staunte sie nicht schlecht. Da stand er. Severus.
Er sah für sie ungewohnt aus in dieser Muggelkleidung, aber sie hätte ihn
überall erkannt. Sie rannte auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Er hielt sie
fest, wie immer mit seinen starken Armen. Lange standen sie in dieser grossen
Halle umgeben von Menschen und hielten sich fest. Keiner von beiden brachte
auch nur ein Wort heraus. Nala konnte es gar nicht fassen, dass er hier war,
aber sie war überglücklich. Alle Sorgen waren verflogen. Als er ihren Kopf
anhob, um sie anzusehen, bemerkte er die kleine Träne, die über ihre Wange
lief. Er küsste ihr sie liebevoll von der Wange. Dann nahm er ihren Kopf
zwischen seine Hände und küsste zärtlich ihre Lippen.
"Du bist tatsächlich hier, Severus. Ich hätte nicht gedacht, dass du noch
einmal herkommen würdest, um mich abzuholen."
"Ich hab es letztes Mal überlebt, ich werde es auch dieses Mal
überstehen", schmunzelte er. "So, können wir zurück nach
Hogwarts?"
"Nein, warte es tut mir leid, aber ich wollte noch kurz in die
Winkelgasse."
"Was brauchst du denn von dort?"
"Das verrate ich dir noch nicht. Du wirst es heute Abend sehen."
Severus seufzte leise. "Na gut. Ich nehme an, ich darf dann im Tropfenden
Kessel auf dich warten. Können wir wenigstens von hier aus in die Winkelgasse
apparieren. Ich kenne mich hier schon gut aus. Da gibt es so eine Toilette, in
der praktisch nie Menschen sind."
"Wie du meinst", lachte Nala.
Er nahm ihr die Tasche ab und kurze Zeit später waren sie im Tropfenden
Kessel. Sie setzte Severus an einen Tisch und meinte: "Ich bin gleich
wieder zurück. Ich hätte Lust auf ein Glas Wein. Wie ist es mit dir?"
"Ja, Wein klingt gut. Ich werde für uns beide bestellen."
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann war sie auch schon verschwunden.
Lange war Severus nicht allein. Kurz nachdem der Wein serviert wurde, kam Nala
auch schon wieder zurück. Severus hatte Schmetterlinge im Magen, wie schon so
oft, wenn er sie sah oder auch nur an sie dachte. Da kam sie auf ihn zu und
hatte wieder dieses umwerfende Lächeln im Gesicht. Was hatte sie wohl gekauft?
Vielleicht etwas für ihn? Sie setzte sich zu ihm und sie stiessen zusammen an.
Severus hatte sich wirklich gut unter Kontrolle. Obwohl sein Herz so raste,
schaffte er es, eine gelassene Unterhaltung mit ihr zu haben.
Nala hatte das Gefühl, als würden sie sich schon ewig kennen, aber in Tat und
Wahrheit kannte sie ihn von dieser Seite erst seit kurzer Zeit. Sie wusste,
dass er nicht viel lächelte, aber an diesem Tag sah sie das Lächeln in seinen
Augen, wenn es auch nicht auf seinen Lippen war. Diese Augen gaben ihr so eine
innere Ruhe, wie sie es sonst nur von zu Hause kannte. Sie wusste, sie liebte
ihn und alles, was er tat, bestärkte sie in diesem Gefühl.
Er unterbrach ihre Gedanken. "Erzähl einmal, wie hast du Weihnachten
verbracht? Haben die Geschenke deiner Familie gefallen?"
Sie begann ihm alles zu erzählen, jeden einzelnen Tag, und er hörte aufmerksam
zu. Als sie von Ophelia und ihrer Unterhaltung im Zoo berichtete, sagte er:
"Siehst du. Genau das habe ich auch versucht dir zu erklären. Es ist gut,
dass du es auch einmal von der anderen Seite gehört hast. Diese Ophelia scheint
mir eine vernünftige Person zu sein."
Nala nickte und erzählte weiter.
Gerade als ihre Geschichte zu Ende war, waren auch die Weingläser leer.
"Lass uns gehen", forderte sie ihn auf.
Er stimmte ihr zu und bezahlte schnell die Rechung. Nala durfte eine Prise
Flohpulver hineinwerfen und er ging mit ihr durchs Feuer. Im Lehrerzimmer von
Hogwarts stolperte Nala aus dem Kamin und er fing sie galant auf. Er strich ihr
die Haare aus dem Gesicht und wollte sie gerade küssen, da bemerkte er, dass
sie nicht allein waren. Es waren anscheinend schon einige Lehrer zurückgekehrt,
denn im Lehrerzimmer sassen ausser Professor McGonagall auch noch Professor
Lupin, Professor Flitwick, Madam Hooch und zu allem Übel auch noch Professor
Trelawney. Severus nahm schnell Abstand von Nala und beeilte sich nur mit einem
kurzen "Hallo" aus dem Raum. Verdutzt stand Nala da und alle, ausser
Minerva, starrten sie mit grossen Augen an.
Schnell fand Nala ihre Fassung wieder und sagte kurzer Hand: "Hallo
zusammen! Severus hat mich gerade vom Flughafen abgeholt. Hattet ihr schöne
Weihnachten?"
Die Stimmung lockerte sich und die Lehrer begrüssten sie auch. Alle
bestätigten, dass ihre Weihnachten gut verlaufen waren. Nala konnte sich gerade
noch verabschieden, als Professor Trelawney eine Vision ankündete, in der Nala
vor kam. Während sie die Türe schloss, konnte sie gerade noch vernehmen, wie
sie sagte: "Ich sehe euch beide unter einem schlechten Stern stehen."
Sie tat Trelawneys Vorhersage als eine ihrer Spinnereien ab und ging los, um
Severus zu suchen. Er wartete schon auf sie bei der Treppe, die in den Kerker
hinabführte.
"Was war denn da gerade eben los?" fragte sie besorgt.
"Nichts", murmelte er. "Da wartet jemand auf dich in meiner
Wohnung. Kommst du mit?"
Nala wunderte sich, dachte aber, dass er vielleicht eine kleine
Auseinandersetzung mit den Lehrern gehabt hatte.
"Ja, ich bin gespannt."
Sie ging neben Severus her, der immer noch ihre Tasche trug. In seiner Wohnung
sah sie aber niemanden, der auf sie gewartet hätte. Severus führte sie zum
einen Sessel nahe beim Kamin und dort lag ein kleines, schwarzes Fellbündel.
Merlin schlief wie ein Murmeltier. Nala sah Severus fragend an.
"Er hat dich schon nach dem ersten Tag sehr vermisst. Er hat stundenlang
miaut und wollte nicht allein sein. Schliesslich lief er mir sogar nach und
dann habe ich ihn halt in meiner Wohnung aufgenommen."
"Danke, dass du dich so gut um ihn gekümmert hast. Merlin war ziemlich
eifersüchtig auf dich, bevor ich ging. Konntet ihr gut zusammen leben?"
Nala musste schmunzeln.
"Hmm ja, wir haben uns zusammengerauft, doch über meinen Sessel am Kamin
haben wir uns noch nicht geeinigt." Er blitzte auf Merlin hinunter.
"Und wie lief es mit Orion? Kein Abwurf?"
"Nein, ich hatte keine Probleme. Anfangs musste ich mich zuerst wieder ins
Reiten einfühlen, weil ich es doch schon eine lange Zeit nicht mehr getan
hatte, aber Orion war ziemlich artig."
"Prima, freut mich zu hören. Vielen Dank für alles. Ich glaube, ich nehme
ihn nun besser wieder mit nach oben. Wenigstens hast du dann deinen Sessel
wieder für dich." Sie zwinkerte ihm amüsiert zu.
Als sie den Kater hochhob, erwachte er und schmiegte sich an ihre Schulter. Er
begann zu schnurren wie verrückt und leckte Nalas Wange.
"Jetzt werde ich aber eifersüchtig", meinte Severus halb im Scherz,
halb im Ernst.
Sie streichelte ihm mit der freien Hand über die Wange. "Hilfst du mir die
Tasche noch hoch zu tragen?"
"Aber natürlich."
