- KAPITEL ZWÖLF -

Ruhe vor dem Sturm


Am frühen Abend erst klopfte Nala bei Severus an die Tür. Er öffnete ihr und zog sie an der Hand sanft ins Zimmer.
"Das hat aber lange gedauert", murmelte er.
"Hallo Severus", antwortete sie ihm etwas trotzig.
Severus lächelte.
"Aber wie ich feststelle, hat es sich gelohnt. Du siehst heute noch bezaubernder aus als sonst, wenn das überhaupt möglich ist."
Ihre Augen glänzten ihn an. "Hmm, wie charmant", sagte sie.
Sie kamen sich näher und küssten sich.
Severus hatte recht. Sie sah bezaubernd aus. Sie trug wieder das selbe blaue Kleid und das Diadem mit den passenden Ohrringen. Sie war geschminkt, aber nicht zu stark und ihr Haar waren kunstvoll hochgesteckt, damit das Diadem perfekt dazu passte. Trotzdem war etwas anders, als er sie zum ersten Mal so sah. Vielleicht lag es daran, dass er sich so darauf freute mit ihr zu tanzen. Das letzte Mal konnte er es nicht ganz so geniessen, wie er es dieses Mal vorhatte. Die Lehrer wussten schon, dass sie zusammen waren und die wenigen Schüler, die hier waren, würden sie nicht sehen, denn die Lehrer würden sehr wahrscheinlich nach dem Essen unter sich feiern im grossen Lehrerzimmer. Die Schüler würden bestimmt auch lieber in ihren Gemeinschaftsräumen zusammen sein.
Severus hatte sich in seinen grossen Sessel gesetzt und schenkte Tee ein. Nala hatte sich in den Sessel neben ihn gesetzt und sah, dass ihre Kerze auf seinem Salontisch brannte. Sie war gerührt. Lange blieb sie nicht in ihrem Sessel. Als sie ihre Tasse ausgetrunken hatte, setzte sie sich auf seinen Schoss. Sie rückte so weit nach hinten, dass sie mit ihrem Gesäss auf dem Sessel sass, aber ihre Beine lagen über den seinen. Er hielt sie in seinen Armen. Sie hätten beide nicht sagen können, wie lange sie beieinander sassen. Irgendwann küsste er ihr Ohr und ihren Hals. Er entlockte ihr ein leises Stöhnen, als er das erste Mal ihren Hals küsste. Da hatte er eine ihrer sensibelsten Stellen gefunden. Er hatte das gemerkt und verweilte mit seinen Lippen lange an ihrem Hals. Dann öffnete Nala die obersten drei Knöpfe seines schwarzen Hemdes. Sie küsste ihn auf den Mund und fuhr langsam hinunter. Severus fühlte ihre Schmetterlingsküsse an seinem Kinn, an seinem Hals, an seinem Adamsapfel, in der kleinen Grube am Halsansatz und sie wanderten weiter zu seiner Brust. Nala liebkoste die ganze Stelle seiner Brust, die vom Hemd nicht verdeckt war. Als beide innehielten, um nach Luft zu schnappen, strich er ihr liebevoll über ihre Wange und meinte:
Es ist schon spät, Nala. Wir sollten langsam in die grosse Halle gehen."
Sie nickte und seufzte: "Dann lass uns gehen."
Sie standen auf und streckten sich.
"Geh schon vor. Ich muss noch schnell ins Badezimmer", sagte Severus.
Etwas verwundert meinte Nala: "Na gut. Bis gleich."

In der grossen Halle setzte sie sich neben Dumbledore, der sie leise fragte: "Wie läuft's denn so?"
Sie wusste genau, was er meinte. "Gut", antwortete sie mit einem grossen Lächeln im Gesicht.
Severus kam als Letzter. Er setzte sich Nala gegenüber und schien sehr gut gelaunt zu sein.
"Schön, dass du da bist, Severus. Wir haben auf dich gewartet", sagte Dumbledore und klatschte in die Hände. Sofort deckte sich der Tisch mit den aller köstlichsten Speisen. Schüler und Lehrer stiessen alle miteinander mit ihren Gläsern an und wünschten sich ein gutes neues Jahr. Alle waren in wilde Gespräche verwickelt während des Essens. Sogar Severus diskutierte tüchtig mit. Jeder war vergnügt und freute sich auf das Feuerwerk, das um Mitternacht stattfinden würde. Niemand merkte, wie Nala und Severus unter dem Tisch füsselten.
Nachdem die Dessertplatten vom Tisch verschwunden waren, verliessen alle die Halle. Die Schüler gingen in ihre Gemeinschaftsräume und die Lehrer zu ihrer kleinen "Privatparty" ins Lehrerzimmer. Sie setzten sich alle vor den grossen Kamin. Nala sass natürlich neben Severus auf einem Sofa für zwei. Sie tranken alle Champagner und Severus hielt Nalas Hand. Wenn er es schon nicht vor den Schülern zeigen konnte, sollten wenigstens alle Lehrer sehen, was er hatte. Er hatte einen Engel. Er hatte sie.

Professor Trelawney vertrug den Alkohol ganz und gar nicht gut. Sie lallte nur noch herum, erzählte eine haarsträubende Vision nach der anderen und als sie aufstehen wollte, schwankte sie gefährlich.
"Es ist wieder einmal soweit", sagte Remus. "Wer bringt sie nach oben in ihre Wohnung?"
Dumbledore erklärte sich bereit dazu und sagte: "Komm, Sibyll. Gehen wir."
"Was meinte Remus mit 'Es ist wieder einmal soweit'?" fragte Nala Severus.
"Das passiert Trelawney immer, wenn sie Champagner trinkt. Sie kann sich nicht mehr zurückhalten, obwohl sie weiss, dass sie nicht viel davon verträgt. Jedes Mal muss sie jemand zu ihrer Wohnung begleiten und das ist keine vergnüglich Angelegenheit. Das kannst du mir glauben." Ein verzerrtes Lächeln flog über sein Gesicht.
Als Dumbledore zurückkehrte lächelte er erleichtert und sorgte für Musik. Er forderte Minerva zum Tanz auf und glitt mit ihr in der Mitte des Zimmers über den Boden. Nala flüsterte Severus ins Ohr: "Na, wir können doch Albus nicht da so alleine lassen. Willst du deinen Tanz einlösen?"
"Nur zu gerne", flüsterte er zurück und küsste sanft ihr Ohrläppchen. Die beiden standen auf und gesellten sich zu Albus und Minerva auf die Tanzfläche. Bald kamen auch die anderen Professoren dazu. Remus tanzte mit Madam Hooch, Professor Sprout mühte sich mit dem kleinen Professor Flitwick ab. Auch Hagrid tanzte vorsichtig mit Poppy Pomfrey und Professor Sinistra vergnügte sich mit Professor Vektor.
Nala fühlte sich wie auf Wolken. Sie hoffte, die Zeit würde stehen bleiben, damit dieser Tanz für die Ewigkeit blieb. Aber plötzlich wurden sie von jemandem unterbrochen. Es war Professor Vektor.
"Gestatten Sie, Severus?" fragte er höflich.
Nala und Severus blickten um sich und stellten fest, dass alle anderen schon ihre Partner gewechselt hatten.
"Wenn es sein muss", knurrte Severus.
Nala konnte Severus gerade noch einen kurzen Blick zu werfen, dann hatte sie Professor Vektor auch schon mit sich gezogen. Severus begnügte sich mit Minerva, die allein herumstand. Zu Nalas Unglück war Professor Vektor nicht einmal ein halb so guter Tänzer wie Severus es war. Er stand ihr ständig auf die Füsse. Einmal ganz nah bei Poppy Pomfrey und Remus Lupin stand er ihr so fest auf den Fuss, dass sie schmerzlich das Gesicht verzog. Remus bemerkte ihr Leid sofort und bat sie um den nächsten Tanz. Professor Vektor merkte, dass er wahrscheinlich nicht so ein beliebter Tanzpartner war und setzte sich beleidigt hin. Professor Sinistra hatte sich auch hingesetzt.
Nala freute sich über Remus' Aufmerksamkeit und flüsterte ihm ins Ohr: "Herzlichen Dank!"
Genau in diesem Moment sah Severus zu ihnen hinüber und Remus erkannte ein wütendes Aufflackern in seinen Augen. Langsam tanzte er mit Nala in Severus' Richtung. Als sie nah bei ihm waren sagte er: "Hier. Ich bringe sie dir zurück. Ich habe deine Nala gerade vor einem Paar Plattfüsse gerettet, weißt du?!"
"Danke", brummte Severus. Seine Mine erhellte sich schnell wieder, als er Nala wieder bei sich hatte. Die beiden hielten nichts mehr vom Partnerwechsel und tanzten so lange miteinander, bis Nala so müde war, dass Severus sie schon fast über die Tanzfläche tragen musste. In der ganzen Zeit hatte sich niemand mehr getraut die beiden zu stören. Sie waren so aneinander geschmiegt, dass es aussah als wären sie ein und die selbe Person. Es war ein schönes Bild die beiden so zu sehen, da wollte wirklich keiner mehr dazwischen funken. Die beiden waren so ineinander vertieft, dass sie gar nicht merkten, wie sie ab und zu ganz allein auf der Tanzfläche waren.
Nachdem sie sich endlich wieder gesetzt hatten, war Nala sehr durstig. Sie trank ein Glas Champagner, aber ihr Durst wurde davon nicht gelöscht. Also trank sie noch eines. Erst nach dem dritten Glas, erinnerte sie sich an Professor Trelawney. Sie hörte auf Champagner zu trinken, doch es war schon zu spät. Sie lallte zwar nicht und redete auch kein wirres Zeug zusammen, aber sie merkte, wie ihr Kopf schwerer wurde und ihre Sinne leicht benebelt waren.
Severus hielt wieder ihre Hand und Nala musste ihren Kopf auf seine Schulter stützen. Sie hörte die anderen noch reden und spürte, wie Severus' Körper manchmal ganz sachte zitterte, wenn er sprach, aber sie war bald eingeschlafen. Als Severus auffiel, dass sie ruhig an seiner Schulter schlief, schaute er auf die Uhr. Es war erst elf Uhr. Er musste jetzt also noch knapp eine Stunde versuchen sich nicht zu bewegen, damit sie nicht aufwachen würde. In jeder anderen Situation wäre ihm das gründlich gegen den Strich gegangen, aber für sie tat er es noch so gerne.
Auch die anderen sahen, dass Nala selig schlief.
"Du hast sie schön strapaziert, Severus. Die Kleine schläft ja wie eine Tote", scherzte Minerva.
"Ja genau! Was hast du mit ihr angestellt?" wollte Remus wissen.
"Es sieht fast so aus, als hättest du ihr einen Schlaftrunk verabreicht", bemerkte Madam Hooch.
Severus wurde ärgerlich. Er musste sich grosse Mühe geben um nicht gleich aufzuspringen, doch da war immer noch die schlafende Nala.
"Jetzt reicht es aber! Ich habe mit ihr nichts angestellt und ich würde ihr nie etwas verabreichen! Haltet eure Zunge im Zaum! Sie ist nur müde, das ist alles!" sprach er mit bebender Stimme.
"Beruhige dich, Severus! Sie haben es nicht böse gemeint. Wir finden es schön, wie ihr zusammen seid. Nicht wahr?" beschwichtigte Dumbledore und sah zu den anderen. Alle, die beteiligt waren, nickten zustimmend. Es waren nicht mehr viele da. Hagrid unterhielt sich in einer anderen Ecke mit Poppy. Professor Sinistra und Professor Flitwick waren bereits weg. Professor Vektor war schon bald nach seiner Pleite beim Tanzen in sein Quartier geschlurft. Professor Sprout sass neben Remus und hörte zu, hatte aber ihre sonst so spitzen Bemerkungen bis jetzt unterlassen. Dieses Mal sagte sie sogar etwas, worin ihr Severus recht gab.
"Wirst du sie aufwecken, wenn das Feuerwerk beginnt, Severus? Sie schläft wie ein kleiner Engel, da fällt es einem schwer sie zu wecken, oder?"
"Ja, das stimmt. Aber wenn sie bis dahin noch nicht von alleine aufgewacht ist, werde ich sie wecken. Ich weiss, sie möchte das Feuerwerk sehen", antwortet Severus schon etwas zahmer.

Kurz vor Mitternacht musste er sie tatsächlich wecken. Sanft streichelte er ihr über die Wange und rüttelte leicht an ihrer Schulter. Als sie die Augen öffnete, lächelte er sie an.
"Aufstehen, Siebenschläfer. Es ist Zeit fürs Feuerwerk! Die anderen sind schon draussen vor dem Schloss."
Nala seufzte leise, während sie sich langsam erhob. Sie begann zu taumeln und drohte wieder aufs Sofa zu fallen, doch Severus fing sie geschickt auf und hielt sie fest. Er stellte sie hin, damit er ihre zwei Gläser noch einmal mit Champagner füllen konnte. Dann nahm er die Gläser in eine Hand und machte sich mit Nala im anderen Arm auf den Weg nach draussen. Plötzlich blieb er stehen.
"Moment, mir fällt da etwas ein. Komm lass uns zum Turm hinauf gehen!" meinte er voller Elan.
"Welchen Turm meinst du?" fragte Nala müde.
"Den Höchsten natürlich! Den Astronomieturm!"
Nala rieb sich die Augen um die Müdigkeit zu vertreiben.
"Gut, aber du musst uns nach oben führen. Ich glaube nicht, dass ich den Weg noch finden kann."
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, zog er sie auch schon mit sich mit. Nach unendlich vielen Treppen waren sie auf dem Astronomie Turm angelangt. Die Aussicht war fantastisch. Der Himmel war klar und Nala hatte das Gefühl, dass sie noch nie so viele Sterne auf einmal gesehen hatte. Weit unten konnte sie die Lehrer stehen sehen mit einigen Schülern. Ein paar von ihnen standen auch zusammen auf den kleinen Balkonen. Severus stand neben ihr.
"Meistens habe ich den Silvester allein hier oben verbracht. Es ist schön, dass du heute bei mir bist", hauchte er ihr ins Ohr. Nala gab ihm eine zärtlichen Kuss auf die Wange.
Während er ihr ein Glas in die Hand gab, legte er einen Arm um ihre Taille. Sie tat es im gleich und schon sahen sie, wie Dumbledore seine Arme hob. Dann ging es los. Das Feuerwerk begann mit Sprühregen. Die folgenden Sprühregen waren immer grösser als die vorhergehenden. Bald wurde es immer wilder. Es sprühte und knallte und der Himmel war erfüllte von verschiedenen Bildern. Da waren Eulen und Katzen aber auch Schweine und Kleeblätter. Mit der Zeit konnten die Motive sogar Bewegungen ausführen. Es gab galoppierende Pferdeherden und kämpfende Löwen und noch vieles, vieles mehr. Nach ungefähr einer halben Stunde wilden Treibens, konnten sie "Happy New Year!" am Himmel lesen. Weiter schrieb Dumbledore noch "Good Luck!" und zum Schluss stand "To us!". Severus drehte sich zu Nala und stiess ihre Gläser zusammen. Severus sagte: "Genau. Auf uns!" Sie tranken einen Schluck. Am Himmel überbot sich ein Sprühknaller nach dem anderen, während Nala ihre Arme um Severus' Hals legte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. Severus erwiderte ihren Kuss und beugte sich zu ihr hinunter, damit sie es bequemer hatte. Erst als die Sprühknaller langsam wieder leiser und kleiner wurden, lösten sich ihre Lippen und sie beobachteten wieder den Himmel. Nala spürte wieder den Alkohol in ihr. Es kam ihr alles wie im Traum vor.
"Severus, ich habe zu viel getrunken. Ich glaube, mich erwartet ein mächtiger Kater morgen und damit meine ich nicht Merlin", gestand sie ihm.
"Ich habe einen Trank, der einen nach ein paar Gläsern zu viel vor einem bösen Erwachen retten soll. Wenn du willst, kannst du nachher zu mir hinunter kommen und ich kann dir etwas davon geben."
"Ja, das wäre grossartig. Danke."

Sie gingen erst hinunter als das grosse Feuerwerk zu Ende war. Severus stützte sie die Treppen hinunter und brachte sie in sein Wohnzimmer. Er setzte sie in seinen Lieblingssessel vor dem warmen Kamin.
"Ich muss den Trank noch erwärmen und einige kleine Zutaten dazu geben. Er wirkt nur, wenn diese frisch sind. Du kannst hier warten", erklärte er.
Nala bewegte nur ihren Kopf ein bisschen auf und ab. Ihre Augen waren so schwer. Der Abend war schön und sie hatte ihn genossen, doch sie war einfach so müde. Als Severus wieder kurz im Wohnzimmer auftauchte, fragte sie leise:
"Severus? Ich mag nicht mehr hochgehen. Ich möchte heute bei dir bleiben. Darf ich bei dir schlafen?"
Überrascht von dieser Frage, starrte er sie an. Er musste Luft holen, bevor er antworten konnte.
"Wenn du es wünschst, kannst du gerne hier bleiben. Ich kann auf dem Sofa schlafen."
"Sei nicht albern. Ich möchte, dass du einfach neben mir schläfst. Darf ich ein Hemd von dir leihen als Pyjama?"
"In Ordnung. Ich gehe schnell eines holen."
Er kehrte mit einem schwarzen Hemd zurück und legte es ihr in die Hände. Dann verschwand er wieder ins Labor. Nach einer Weile suchte er Nala mit einem Kelch auf. Sie sass in seinem Sessel in seinem schwarzen Hemd. Ihr Kleid und ihr Schmuck lagen auf dem Salontisch.
"Na, was sagst du?" fragte sie.
"Du siehst niedlich aus in meinem Hemd." Er kam auf sie zu. "Deine Beine habe ich noch nie so ohne Kleider gesehen. Sie sind wundervoll."
Er hielt ihr den Kelch hin und forderte sie auf zu trinken. Er war erstaunt, wie sie ihm blind vertraute und einfach trank, was er ihr gab. Nala würgte den Trank mühsam hinunter, danach meinte er: "Ich werde kurz ins Bad gehen."
Nachdem er seine Toilette beendet hatte, zog er sich einen "Schlafanzug" an. Es war, wie konnte es auch anders sein, ein schwarzes T-Shirt aus Baumwolle und eine schwarze Shorts aus dem selben Stoff. Als er nach Nala sehen wollte, fand er sie schlafend vor. Er lächelte, während er sie auf seine Arme hob. Er trug sie in sein Bett und deckte sie zu. Sie drehte sich zur Seite, so, dass ihr Gesicht nicht auf Severus' Seite schaute, sondern auf die andere. Er schlüpfte unter die Decke und schmiegte von hinten sich seitlich an sie. Er küsste sie am Hals, wobei sie schlaftrunken seufzte. Er küsste sie noch einmal, gleichzeitig legte er seinen Arm um sie. Seine Hand blieb auf ihrem Bauch liegen. Mit einem Lächeln, nahm Nala seine Hand, führte sie unter ihr Hemd und platzierte seine Hand wieder genau an der selben Stelle. Severus wurde von einem Kribbeln durchzuckt, als er ihre nackte Haut spürte. Wie gerne hätte er schon mehr von ihr gewollt. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie jetzt zu verführen. Sie war stark angetrunken und durch diesen Gegentrank waren ihre Sinne wahrscheinlich noch mehr betäubt. Doch er schüttelte den Kopf um diesen Gedanken wieder zu verwerfen. Irgendwann würde alles richtig sein und dann konnte er sie mit gutem Gewissen verführen. Jetzt war sie noch nicht so weit und er konnte das verstehen. Er wollte sie nicht verletzen. Er liebte sie.
Ob betäubte Sinne oder nicht, Nala wusste, was sie tat, als sie seine Hand unters Hemd legte. Ihr letzter Gedanke, bevor sie wieder tief schlief, war: "Das fühlt sich himmlisch an. Ich liebe ihn."
Severus war noch einen Augenblick wach und genoss glücklich einfach diese Nähe, aber ziemlich schnell wurde auch er vom Schlaf übermannt.

Severus erwachte als Erster am frühen Morgen. Es fühlte sich grossartig an, neben ihr zu liegen und sie zu halten. Seine Hand lag immer noch an der selben Stelle, wo sie Nala hin getan hatte. Tief atmete er ihren Geruch ein. Er legte seinen Kopf an ihre Schulter und schloss die Augen wieder. Als Nala aufwachte, erschrak sie ein wenig. Wo war sie? Schnell realisierte sie, wo sie sich befand. Hatte sie wirklich schon bei ihm schlafen wollen? Sie war sich nicht sicher. Da lag seine Hand auf ihrem Bauch, das verursachte ein wohliges Gefühl im Magen, aber gleichzeitig hatte sie einen Klos im Hals. Die Erinnerung an jene Nacht in Londons Gassen kam zurück wie ein Alptraum. Sie drehte sich zu Severus um und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust.
"Guten Morgen", sagte er sanft.
Es kam keine Antwort. Erst jetzt merkte er, dass sie leise weinte. Er hielt sie fester in seinen Armen.
"Hey. Was ist denn los?" fragte er besorgt.
"Es tut mir leid. Ich... Es ist alles..." Ihre Stimme versagte.
Severus verstand sie auch ohne, dass sie es aussprach. Er fühlte, wie sie zitterte und versuchte sie zu beruhigen.
"Shh, Nala, ist schon gut. Das muss dir nicht leid tun. Weine ruhig. Es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei. Es wird dir nichts geschehen. Niemand wird dir mehr etwas antun."
Nala schluchzte leise in seine Brust hinein. Severus wusste nicht recht, ob sie sich wohler fühlte, wenn er sie losliess oder, wenn er sie festhielt. Er beschloss seinen Griff etwas zu lösen, damit sie gehen konnte, wenn sie wollte. Was sollte er tun, wenn sie gleich davon lief? Seine Befürchtung wurde aber gleich widerlegt.
"Nein, lass mich bitte nicht los. Bitte", flehte sie.
Erleichtert schloss er sie wieder beschützend in seine Arme. Lange hielt er beherrscht ihren zitternden Körper. Er verspürte grossen Mitleid mit ihr. Warum hatte man ihr das angetan? Wie konnte man nur? Diesem unschuldigen Geschöpf, dass einfach nur normal ihr Leben führen wollte. Wie oft hatte sie sich wohl schon alleine in den Schlaf geweint oder war allein aufgewacht und wurde von Tränen überrollt? Ihm schossen Gedanken in den Kopf, die er in letzter Zeit etwas vergessen hatte. Was hatte er als Todesser alles angerichtet? Hatte er lauter Nalas hinterlassen? Er konnte nicht einmal sagen, dass es ihm leid tat. Er kannte die meisten Opfer nicht und hatte es ziemlich gut geschafft sich von Gefühlen abzuschirmen. Er hatte es nicht wirklich gewollt, aber er hatte die Aufträge von Voldemort ausführen müssen um nicht aufzufliegen. Das war sein Job. Doch wenn er jetzt darüber nachdachte, empfand er ein Ekelgefühl vor sich selbst. Wie konnte er nur? Er fühlte sich miserabel. Aber seine Sorge um Nala war nun viel stärker, als die Gedanken um sich selbst. Er wusste, dass sie ihn jetzt brauchte und war froh, dass er für sie da sein konnte. Er wollte ihr Halt geben.

Irgendwann hörte sie auf zu weinen und wurde nur noch ab und zu von Schluchzern geschüttelt. Als sie auch von diesen in Ruhe gelassen worden war, schaute sie zu ihm auf. Severus trocknete mit einem seiner schwarzen Taschentücher ihre nassen, verquollenen Augen. Ungläubig darüber, dass sie jemanden wie ihn hatte, der sich so liebevoll um sie kümmerte, blickte sie ihn immer noch an.
"Danke, Severus." Ein tiefer Seufzer durchzuckte ihren Körper. Severus küsste sie auf die Stirn, während er sie noch enger an sich zog.
"Wie fühlst du dich?" wollte er wissen.
"Besser. Aber eigentlich bin ich schon wieder ziemlich müde."
"Es ist auch noch früh. Lass uns noch etwas schlafen."
Sie küsste seine Grube am Halsansatz, dann kuschelte sie sich entspannt an ihn. Beide fühlten befreiter, als sie zusammen wieder einschliefen.