- KAPITEL NEUNZEHN -

Diamanten, Elendil und Quidditch


Am grossen Quidditch-Samstag war die ganz Schule schon viel früher auf den Beinen als sonst am Samstag. Sowohl das Hufflepuff-Team als auch das Lehrerteam war nervös. Professor Flitwick kriegte vor lauter Aufregung einen Schluckauf beim Frühstück und Nala ass nur etwas, weil Severus sie so inständig darum bat. Minerva hatte rötliche Nase und Wangen, das aussah, als wäre sie betrunken. Professor Sprout gab kaum einen Ton von sich, aber wenn, dann war es nur ein leises Gestotter. Madam Hooch war angespannt und gab ständig knappe Tipps an jeden von ihrem Team. Nur Remus und Severus war praktisch nichts anzumerken. Remus ging mit seiner fröhlichen Art an die Sache ran und machte sich eigentlich gar keine Gedanken, wie das Spiel verlaufen würde. Severus schien gelassen und gab sich, als stände er über der Sache. Nala wusste es besser. Er wollte seine Sorge nur nicht zeigen, aber sein Ziel war es, dieses Spiel um jeden Preis zu gewinnen.

Es war bedecktes Wetter an diesem Tag. Gegen Mittag gingen Nala und Severus über das Schulgelände zu den Umkleidesälen. Als sie den Raum betraten, sahen sie, dass sie die Ersten ihrer Mannschaft waren, es war noch niemand anderes hier. Plötzlich brachte Severus eine kleine, blaue Schachtel aus einem Umhang hervor.
"Das ist für dich, Nala. Ich wollte es dir eigentlich erst zum Geburtstag schenken, aber irgendwie sagt mir eine innere Stimme, das ich es dir jetzt schon geben sollte, obwohl ich weiss, dass du erst in über fünf Wochen Geburtstag hast." Er zwinkerte ihr schelmisch zu.
Verwundert öffnete Nala das Schächtelchen. Ein zauberhafter Ring war darin. Die Grundfassung war ein ganz normaler, silberner Ring, aber da war ein funkelnder kleiner Diamant auf der Oberseite eingesetzt. Von dem Diamanten aus gingen zwei kleine Flügel, die sich schützend über die Oberseite des Ringes legten. Der Diamant mit den Flügeln sah fast aus wie der Schnatz, aber es waren nicht die Flügel eines Schnatzes, sie sahen eher so aus wie die eines Pegasus oder eines Leomagus vielleicht. Das Material der Flügel war auch speziell. Es war Silber, aber als Severus seinen Zauberstab hob und 'Lumus Lunam' sprach, begann dieses Silber zu glitzern und plötzlich schienen die Flügel aus einem viel leichteren Material zu sein und bewegten sich als würden sie fliegen. Dann, als das Licht wieder verschwand legten sich die Flügel wieder auf den Ring und erstarrten, so, dass es wieder so aussah, als wären sie aus normalem Silber.
"Severus, ich... was soll ich dazu sagen? Er ist... überwältigend. Einzigartig...", stotterte sie.
"Überwältigend vielleicht, aber einzigartig nicht ganz. Ich werde es dir erklären. Die Flügel beginnen zu schlagen oder glitzern und manchmal schimmern sie in den Farben des Regenbogens. Sie tun das aber nur bei Mondschein. Das Material, aus dem sie sind, heisst 'Elendil' und ist sehr selten. Es ist praktisch unzerstörbar und wurde von den Elfen hergestellt. Nicht Elfen wie die Hauselfen, sondern richtige, edle Fabelgeschöpfe. Man muss eine tiefe Freundschaft zu einem Elfen haben, erst dann hat man vielleicht das Glück ein wenig von diesem Material geschenkt zu bekommen. Meine Grossmutter hatte eine solche Freundschaft und fertigte mit dem 'Elendil', das sie bekam, zwei dieser Ringe an. Sie war eine Goldschmiedin, stellte aber magischen Schmuck aus den ausgefallensten Materialien her. Auf ihrem Sterbebett hat sie mir die beiden Ringe vererbt mit den Worten: 'Ich hoffe es wird dir helfen, irgendwann zu erfahren, wo dein Herz hingehört.' Damals habe ich es nicht verstanden, ich wollte es gar nicht verstehen, aber heute tu ich es." Severus nahm den Ring und streifte ihn sachte über Nalas Mittelfinger an der linken Hand.
"Severus, ich weiss nicht, ob ich das annehmen kann. Das ist viel zu wertvoll. Das sollte doch in deiner Familie bleiben." Nala war so gerührt, dass sie eine Träne im Auge hatte.
"Versteh doch, Nala. Das ist genau das, was meine Grossmutter gemeint hat. Mein Herz gehört dir und deshalb sollst du den Ring bekommen. Siehst du, ich trage den anderen an dieser Kette um meinen Hals." Er holte die Kette unter seinen Kleidern hervor und zeigte ihr stolz seinen Ring. Er war das genaue Ebenbild von ihrem Ring. Nala fiel ihm um den Hals und küsste ihn liebevoll.
"Das ist das wunderbarste Geschenk, das ich je bekommen habe. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie ich mich jetzt fühle." Als Nala wieder auf den Ring blickte, leuchtete der Diamant wie ein kleines Glühwürmchen. Auch Severus' Diamant leuchtete.
"Was ist denn jetzt passiert?" fragte sie erstaunt.
"Oh, das wichtigste hätte ich beinah vergessen. Je näher wir uns sind, desto heller leuchten unsere Diamanten. Du wirst jetzt immer wissen, wenn ich vor deiner Türe stehe." Er lächelte sie an und Nala war schlichtweg sprachlos. Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, dann sah sie ihn mit glänzenden Augen an und hauchte ein "Danke" heraus.
"Ich habe ihn dir heute schon gegeben, weil ich denke, dass er dir Glück bringen wird. Es wird vielleicht uns beiden heute Glück bringen." Severus machte eine kleine Pause, dann fragte er vorsichtig: "Hast du Angst?"
"Nein, ich habe keine Angst, aber aufgeregt bin ich schon."
Severus ergriff sie an den Schultern und sah sie eindringlich an.
"Du wirst nicht versuchen, die Hufflepuffs gewinnen zu lassen, weil sie dir leid tun, oder? Du wirst dein Bestes geben, um für uns zu gewinnen. Versprochen?"
"Severus, so unsportlich würde ich nie sein. Du weißt, ich bin ehrlich. Was würde es mir bringen, wenn die Hufflepuffs 50 Punkte bekämen? Dann täten mir einfach die Ravenclaws leid, weil die dann zuletzt wären. Ich werde kämpfen wie eine Löwin dort draussen, wenn du mir versprichst, dass du dir Mühe gibst auch fair zu spielen. Wenn wir gewinnen, möchte ich nicht den Abend im Krankenflügel verbringen, um Hufflepuffs zu heilen."
Severus grinste sie an und hielt ihr die Hand hin. Sie grinste zurück, während sie seine Hand nahm und gleichzeitig sagten die beiden: "Versprochen!"

Bald darauf kamen Madam Hooch und die anderen Lehrer. Als alle umgezogen waren, hielt Madam Hooch noch eine kleine Ansprache, aber Nala bekam nicht viel davon mit, denn sie war viel zu beschäftigt damit, ihren Ring anzusehen.

Auch Severus hatte anderes im Kopf als Hooch's Rede, Er musste die ganze Zeit Nala ansehen, weil er sich ein ganz kleines bisschen Sorgen machte, denn so ein Quidditch-Spiel konnte auch gefährlich sein. Aber er war stolz auf sie, dass sie einfach so, ohne Angst, zum Spiel gehen würde.

Endlich war Madam Hooch fertig, dann wurden sie von Sprecher auch schon ausgerufen. Es war ein Gryffindor-Junge namens Jeremy Hollow, doch er wurde von seinen Mitschülern Jerry genannt.
"Pass auf dich auf!" flüsterte Severus noch, dann flogen sie in die Luft.
Dumbledore liess die Bälle frei und dann ging das Spiel auch schon in rasantem Tempo los.

"Snape hat den Quaffel – zu Lupin – da zu McGonagall und TOR! 10:0 für die Lehrer und das schon nach fünf Minuten!" schrie Jerry. "Alle Achtung, kaum zu glauben wie fit unsere alte Gryffindor-Lady noch ist. Wirklich erstaunlich."
"Jerry!" grollte Hagrid. "Nimm dich etwas zusammen. Das ist nicht freundlich!"

Aber Jerry hatte recht, Minerva war wirklich noch sehr flink auf dem Besen und geschickt wie eine Katze. Das erstaunte auch Nala ein wenig. Nala flog über dem Spiel auf der Suche nach dem Schnatz und konnte von oben alles beobachten.

"Der Quaffel geht an Hayes – weiter zu McDougall- es sieht gut aus für Hufflepuff und Oh! Lupin hat ihn wieder- gibt ab zu Snape – Uii! Flitwick konnte den Zaubertränkemeister gerade noch vor dem Klatscher retten!! Exzellenter Einsatz! Snape gibt wieder an Lupin und noch ein Tor!!! 20:0 für die Lehrer! So jetzt aber los Hufflepuff! Ihr könnt das doch auch!"

Die drei Jäger des Lehrerteams waren gut aufeinander eingespielt. Madam Hooch verstand etwas vom Coachen, das war jetzt offensichtlich. Es freute Nala auch zu sehen, dass Severus jetzt so gut mit Lupin und McGonagall zusammenspielte, am Anfang des Trainings glaubte sie, hatte er lieber alles allein gemacht. Doch jetzt nahm er sich zurück, vielleicht sogar etwas zu sehr.

Jetzt stand es schon 40:0 für die Lehrer.
"McDougall hat den Quaffel geschnappt – er gibt an Springer – wieder zurück an McDougall – oh, das war jetzt aber eindeutig ein Faul, Professor Snape! - Gibt es Freistoss? – Ja! Da kommt auch schon das Zeichen von Professor Dumbledore!"

McDougall landete einen Treffer.

"Und der Quaffel geht gleich wieder an Hufflepuff – Hayes – Springer – McDougall – Und noch ein TOR! Es steht mittlerweile 40:20!
"Da kommt ein neuer Angriff von Hufflepuff! – Hayes schiesst! – Da Madam Hooch hat ihn souverän gehalten! Gibt an McGonagall – Snape – Lupin – Snape – Snape wirft! Tor!
Und da! Miss Silver wird bedroht von einem Klatscher – aber Sprout hat es doch noch rechtzeitig geschafft!"

Befreit von der Gefahr flog Nala an Severus vorbei und sagte zu ihm, so dass nur er es verstehen konnte: "Weiter so, Löwe! Kämpfe!"
Sie lachte ihn an und zwinkerte ihm zu. Dann brauste sie auch schon wieder davon, um nach dem Schnatz Ausschau zu halten. Aber ab jetzt kam es Nala vor, als würde Severus erst richtig aufdrehen. Schnell war er immer zur Stelle, wo man den Quaffel schnappen konnte. Er brachte noch mehr Dynamik in das Jägertrio. Er war plötzlich in seinem Element. Es wurde nicht schlecht gestaunt, wie er täuschte, manövrierte, eine Menge Tore schoss und auch ein paar gute Vorleger gab. Bald stand es 150:70 für die Lehrer.
Da erblickte Nala plötzlich den Schnatz. Er war weit unten, sicher nur zwei Fuss über dem Boden schwebte er. Nala schoss in einen Sturzflug, aber auch Katie Jones, die Hufflepuff-Sucherin, hatte den Schnatz nun gesehen. Doch dann machte der Schnatz einen Satz höher in die Luft und flog direkt über Nalas und Katies Köpfe hinweg, so, dass er jetzt irgendwo hinter ihren Rücken schwebte. Aber Nala hatte diese Bewegung des Schnatzes blitzschnell erkannt und zog aus dem Sturzflug mit einem Looping, machte ihn aber nur halb fertig, weil sie jetzt genau wieder den Schnatz vor sich sah. Das Unangenehme war nur, dass ihre Beine nun über dem Besen waren und ich Rücken und ihr Kopf hingen nach unten. Auch dieses Problem meisterte Nala in Windeseile und drehte sich einfach um 180 Grad um die eigene Achse. Und Zack! Sie hatte ihn in der Hand. Als Nala sich glücklich in Severus Richtung umdrehte, sah sie ihn gerade noch, wie er in der Luft hinunter fiel.

Während Nalas Auftritt war das Spiel stehen geblieben. Alle schauten nur auf das Spektakel der beiden Sucher. Wenige Sekunden, bevor Nala den Schnatz in der Hand hatte, wurde Severus, der auch auf Nala gestarrt hatte, hart von einem Klatscher seitlich in den Magen getroffen. Er wurde vom Besen geschmettert und fast niemand hatte es bemerkt, weil alle zu beschäftigt waren mit der Schnatz-Szene. Aber seinen Aufprall auf dem Boden sahen alle.

"Miss Silver hat den Schnatz geholt und die Lehrer gewinnen mit 300:70, aber für Professor Snape sieht es übel aus. Er wurde von einem Klatscher so hart getroffen, dass er ohnmächtig wurde und vom Besen fiel. Wir können uns bestimmt auf ein paar Tage ohne Zaubertränkeunterricht freuen!" kicherte Jerry. Viele kicherten mit.

Dumbledore und Nala waren als Erste bei Severus. Nala kniete neben ihn nieder und nahm seinen Kopf in die Hände. Er atmete noch ganz flach und auch sein Puls war schwach. Etwas Blut floss aus seinem Mund. Poppy kam dazu, öffnete ihm das Hemd und untersuchte ihn. Da waren grosse Blutergüsse und man konnte ein paar gebrochene Rippen sehen. Poppy wurde noch bleicher als Nala.
"Er hat gebrochene Rippen, schwere innere Verletzungen, vielleicht ist auch sein Rücken gebrochen! Wir müssen schnell handeln. Das schaffen wir nur zusammen. Du schaffst es Nala! Ich kümmere mich um die Rippen, die vielleicht noch in Organen stecken, du um den Rest."
Nala nickte und ohne zu zögern, legte sie ihre Hände auf seinen Körper, schloss die Augen und begann mit der Heilung. Poppy sass auf der anderen Seite von Severus und richtete ihren Zauberstab auf die gebrochenen Rippen und sprach eine Zauberformel. Wie gebannt schauten alle auf das Geschehen in der Mitte des Stadions. Severus war bewusstlos, aber er begann sich zu winden unter Nalas Händen. Nala konnte plötzlich seinen Schmerz immer stärker spüren. Sie biss die Zähne zusammen um nicht zu schreien. Sie heilte das Rückgrat ziemlich schnell, aber von seinen inneren Organen waren auch zwei verletzt und das war einiges komplizierter. Sie nahm noch einmal alle ihre Kraft zusammen und konzentrierte sich auf seinen Organe. Da schwappten plötzlich ein paar Erinnerungen und Gefühle von ihm über. Sie sah Todesser, Morde, sie spürte Hass, Kälte und Hoffnungslosigkeit. Sein Ekel vor seinen früheren Taten. Leise Tränen liefen über ihre Wangen vor Schmerz und wegen diesen vielen Eindrücken, die auf sie einstürmten. Sie glaubte schon, sie müsse aufgeben, doch dann wurde ihre eigene Verzweiflung von anderen Gefühlen überschwemmt. Sie spürte zuerst nur das Gefühl von Verliebtheit, aber dann wurde sie von seiner Liebe zu ihr überflutet. Sieh sah ein Licht um sich herum, das immer heller wurde. Woher kam denn das?
Sie musste noch mehr weinen. Viele Bilder von ihr konnte sie sehen. Im Wald. Nach dem Angriff des Leomagus. Sie auf Orion. Sie auf dem Balkon. Es gab ihr noch einen letzten Schub Kraft, der noch den letzten Riss in der Leber heilte, bevor sie zusammensackte.

Die Zuschauer hatten in der Zwischenzeit etwas gesehen, was sie noch nie vorher gesehen hatten. Da waren plötzlich zwei Lichtquellen, die immer heller wurden. Ihre Strahlen wurden immer grösser, bis sich die beiden zu einem vereinigten und allen ein schneeweisses Licht auf die Gesichter schien. Eine Lichtquelle war von Miss Silvers Hand gekommen, die andere von Snapes Brust, das hatte jeder Schüler sehen können. Aber nur die umstehenden Lehrer konnten erkennen, dass das Licht von den Ringen stammte, die sie trugen.

Während dem Vorgehen, hatte sich Severus' Oberkörper ganz langsam aufgerichtet, bis er sich fest um Nala geklammert hatte. Er war immer noch ohne Bewusstsein, das Klammern war einfach ein Reflex, der beim Heilungsprozess vorkommen konnte. Nala hatte es geschafft und sank erschöpft und entkräftet zusammen. Sie wurde von Severus Armen aufgefangen. Schon glaubte sie, er wäre wach, aber als sie seinen Kopf in ihre Hände nahm, sah gerade wie er schwach die Augen öffnete. Er sah ihr in die Augen und flüsterte: "Komm, meine Schöne, weine nicht mehr, lass uns die Show noch feierlich beenden."
Langsam hob er seine Hände an ihren Kopf, zog sie zu sich und küsste sie. Er küsste sie in der Mitte des Stadions, wo ihn alle Schüler sehen konnten. Der Strahl von Severus Ring wurde verdeckt von ihr, aber Nalas gab immer noch ein helles Licht ab, wenn auch nicht mehr ganz so hell wie vorhin. Sowie für Nala und Severus als auch für die Zuschauer schien die Zeit stehen geblieben. Nach einer kleinen Ewigkeit legte Nala Severus wieder auf den Boden ab, als er sich von ihr gelöst hatte. Er zitterte jetzt am ganzen Körper, weil er so geschwächt war. Endlich gab Dumbledore das Zeichen, dass die Lehrer sich den beiden wieder nähern durften und Severus, der wieder ohnmächtig war, wurde auf eine Trage gelegt.
"Sollen wir ihn in seine Wohnung bringen?" fragte Poppy Nala.
"Ja, ich denke schon", antwortete Nala heiser.

Nala konnte nicht selber gehen, deshalb wurde sie von Remus gestützt. Neben ihnen gingen Poppy und Madam Hooch, die Severus auf der Trage trugen. Dahinter waren Dumbledore und Minerva.
Das Stadion leerte sich und die Schüler redeten wild durcheinander über das Geschehene.

In Severus Wohnung legten sie ihn in sein Bett und Remus platzierte die müde Nala in einem Sessel in seinem Schlafzimmer.
"Wie sieht es aus Poppy?" wollte Nala wissen.
"Er ist sehr schwach, Nala. Er ist schon wieder nicht bei Bewusstsein. Das Zittern kommt von der Erschöpfung, wahrscheinlich hat er auch kalt. Und er könnte auch noch Schmerzen und Krämpfe bekommen. Wir müssen ihn einfach gut zudecken, schlafen lassen und abwarten. Ich habe ihm schon einen Trank zur Stärkung eingeflösst und noch ein paar für seine Knochen und Organe. Aber keine Sorge, du hast alles richtig gemacht."
"Komm, Nala, du solltest dich auch hinlegen. Ich werde dich hochbringen", meinte Remus, aber Nala schüttelte den Kopf.
"Nein, ich bleibe bei ihm", flüsterte sie.
"Also, die anderen können gehen. Ich möchte noch kurz mit Nala sprechen", sagte nun Dumbledore.
Alle befolgten Dumbledores Anweisungen. Remus ging als Letzter und sagte noch: "Das hast du toll gemacht, Nala!"
Als die Tür in Schloss fiel stimmte Dumbledore zu.
"In der Tat. Das war eine starke Leistung."
"Danke", krächzte Nala.
"Siehst du, jetzt hast du deine Chance gekriegt und du hast es geschafft. Du hast ihm vielleicht das Leben gerettet. Poppy hätte das vermutlich nicht so schnell geschafft. Aber du solltest dich jetzt auch ausruhen. Von mir aus kannst du hier bleiben, wenn irgendetwas ist, kommst du zu mir. Egal um welche Zeit."
"Mach ich."
"Ich bin stolz auf dich", sagte er noch, dann verliess auch er das Zimmer.

Nala war nun ganz allein. Lange konnte sie sich nicht rühren. Sie sass einfach nur da und verarbeitete das eben Geschehene. Wenn sie Severus ansah, kullerten ihr dicke Tränen übers Gesicht, weil ihr klar wurde, wie schlimm es gewesen wäre, wenn sie ihn verloren hätte. Aber jetzt ging es mit ihm ja schon wieder aufwärts. Sie war so erleichtert.
Severus zitterte immer noch heftig. Deshalb zog sie ihm seine Kleider aus und ihre auch, bis auf die Unterwäsche und schlüpfte unter seine Decke. Sie klammerte sich an ihn um ihm so Wärme zu spenden. Sie schluchzte noch ein bisschen in seine Haare hinein, bis sie auch vor Erschöpfung einschlief.