- KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG -

Tränen im Regen


Als Nala Severus' Büro verlassen hatte, rannte sie in ihre Wohnung und packte sich ihren Feuerblitz. Sie wusste, wohin sie wollte. Nachdem sie die wichtigsten Sachen in ihre Tasche gepackt hatte, stand sie auf ihren Balkon und pfiff in die Nacht hinaus. Abraxas kam herbeigeflogen, setzte sich auf ihre Schulter und knabberte liebevoll an ihrem Ohr. Sie musste ihn mitnehmen, weil sie ja irgendwie Dumbledore noch schreiben sollte.
"Komm mit mir, Abraxas! Wir gehen heim." Sie setzte sich auf ihren Besen und stellte Abraxas auf den Besenstiel vor sich. "Bleib hier sitzen, so sind wir schneller." Sie stiess sich vom Boden ab und zischte los. Abraxas hatte zum Glück etwas Windschatten von ihren Armen, aber er drängte sich möglichst nahe an ihren Körper, damit es ihn nicht fortblies. Obwohl es dunkel war, wusste Nala instinktiv, wir ihr Heimweg aussah.

*

Severus wusste, dass er sie nicht mehr einholen würde, deshalb eilte er in Dumbledores Büro. Aufgebracht erzählte er ihm alles, was vorgefallen war, danach bat er ihn um eine Wegbeschreibung zu Nalas Eltern. Albus erklärte es ihm, so gut er konnte, wie er es auch schon Hagrid erklärt hatte. Er gab ihm eine Karte mit und meinte schliesslich:
"So, mehr kann ich leider nicht für dich tun. Du hättest ihr von Anfang an sagen sollen, weshalb du nicht zu ihren Eltern willst, dann hätte sie diese dumme Geschichte von deinem Bruder nie geglaubt." Albus kicherte.
"Das ist nicht komisch", knurrte Severus.
"Das schon nicht, aber ich finde es gut, dass du nun doch gehen wirst. Du wirst sehen, dass es nicht so schlimm sein wird. Nalas Eltern werden dir schon nicht den Kopf abbeissen."
"Ich gehe jetzt. Vielen Dank für deine Hilfe", brummte er.
"Viel Glück! Und vergiss nicht etwas Mugglekleidung mitzunehmen!" rief ihm Albus noch hinterher.

Zähneknirschend packte er tatsächlich noch ein paar Muggelsachen dazu, holte seinen Besen und ging noch schnell zu Hagrid, um ihn zu bitten, nach Merlin zu sehen, solange er und Nala weg waren. Dann hängte er sich an Nalas Fersen.

*

Zu dieser Zeit war Nala schon längst über London hinweggeflogen. Es war dunkel und sie flog schnell und so hoch es ging. Niemand hätte sie sehen können. Abraxas hatte es in der Zwischenzeit geschafft, sich in Nalas Innentasche des Umhangs zu verkriechen. Irgendwann begann es zu regnen, und es regnete auch noch, als sie endlich beim Haus ihrer Eltern ankam. Lange stand sie noch im Regen, denn sie mochte ihn. Sie hoffte auch, dass er ihren Ärger etwas wegwaschen könnte, damit sie mit Fassung ihre Eltern begrüssen konnte, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Schliesslich gelang es ihr einigermassen gut und um 23 Uhr klingelte sie. Erstaunt öffnete ihre Mutter die Tür.
"Nala, wie schön, dass du da bist! Wir haben eigentlich erst morgen mit dir gerechnet! Komm rein! Du bist ja ganz durchnässt!" Livia zog ihre Tochter ins Haus.
"Danke, Mam. Ich hab dich vermisst", sagte Nala und umarmte ihre Mutter.
"Komm, gib mir die nassen Sachen. Ich häng sie für dich auf." Livia nahm ihr den Umhang ab, da flatterte Abraxas heraus. "Huch, wie kommt der hierher?!" kreischte sie erschrocken.
"Shh, nicht so laut! Du weckst sonst noch alle!" meinte Nala.
"Ach, ausser deinem Vater ist niemand hier! Alex und Lola kommen nicht vor Ostersonntag. Sie sind an einer mehrtägigen Party bei Freunden."
"Na gut, ich geh dann in mein Zimmer."
"Nala? Kommt dein Freund auch noch?" fragte Livia und ihre Stimme klang besorgt.
Nala wurde wie von einem Blitz getroffen. Was sollte sie ihrer Mutter sagen?
"Severus wird wahrscheinlich nicht kommen", antwortete sie tapfer. Das war die Wahrheit, etwas anderes hätte sie ihrer Mutter nicht sagen können. Es hätte auch nichts gebracht, denn ihre Mutter durchschaute sie meistens sehr schnell.
"Seid ihr nicht mehr zusammen?"
"Ich weiss es nicht, Mam. Er hat mich wirklich beleidigt und wütend gemacht. Ich hab es ihm an den Kopf geworfen und bin dann sofort gegangen. Ich habe mir meinen Besen geschnappt und jetzt bin ich hier."
Livia konnte zum ersten Mal nicht feststellen, wie sich Nala gerade fühlte. War sie traurig, enttäuscht oder verletzt? Oder war sie wütend? Oder wollte sie ihn ohnehin loshaben? Nala wirkte unheimlich kontrolliert. "Wolltest du nicht wenigstens seine Antwort hören?"
"Nein. Ich wollte sie nicht vor ein paar Stunden hören und ich will sie auch in diesem Moment noch nicht hören."
"Ich würde sagen, du ruhst dich jetzt erst einmal aus, schläfst und morgen sind deine Gedanken bestimmt geordneter und du weißt, was du willst."
Nala nickte nur und gerade als sie mit Abraxas in ihr Zimmer gehen wollte, kam auch ihr Vater noch und begrüsste sie. Er hatte schon geschlafen, das konnte man ihm gut ansehen. Dann trottete er wieder in sein Bett, Livia setzte sich vor den Fernseher und Nala ging in ihr Zimmer. Sie gab Abraxas etwas Futter und setzte sich dann an ihren Schreibtisch. Sie musste einen Brief schreiben. Wie sollte sie Dumbledore erklären, weshalb sie einfach abgehauen war? Nach langem Überlegen, hatte sie den Brief endlich fertig gebracht.

Lieber Albus

Ich muss mich entschuldigen, dass ich einfach so überstürzt abgereist bin. Bitte verzeih mir. Einen Tag früher als geplant bin ich jetzt bei meinen Eltern. Ich musste einfach nach Hause, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Die Dinge sind heute ziemlich drunter und drüber gegangen, aber bitte versteh, dass ich es dir lieber einmal persönlich erzählen möchte. Du denkst, dir jetzt bestimmt schon, dass es etwas mit Severus zu tun hat. Es ist so. Wir haben ja einmal in der Küche darüber gesprochen, wie das ist mit dem Streit. Ich weiss nicht, ob es Streit ist, ich weiss nur, dass ich weg wollte, vor allem aber wegen seinem Bruder, denke ich... Aber so schnell gebe ich nicht auf. Also, mach dir keine Sorgen. Ich komme auch bestimmt zurück, bevor die Schule wieder beginnt.

Entschuldige nochmals.
Bis bald
Nala Silver


Sie wollte den Brief gerade Abraxas geben, aber er war so erschöpft, dass er schon schlief und sie brachte es nicht übers Herz ihn wieder in den Regen hinauszuschicken. Sie legte den Brief neben ihn hin. Nala selbst wollte aber noch nicht schlafen, sie fühlte sich viel zu wach und aufgebracht, dass sie hätte schlafen können. Sie wollte viel lieber im Regen joggen gehen. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Joggen befreit und wenn es noch dazu regnet, ist das gleich doppelt so gut. Dass es dunkel war, war ihr recht. So würde sie niemand sehen und Angst hatte sie keine mehr im Dunkeln. Sie zog sich einen Trainer an, gab ihrer Mutter kurz Bescheid, die nur verwundert den Kopf schüttelte, und aus der Tür, rannte sie los.

*

Auch Severus kam in den Regen und er hatte einige Mühen den richtigen Weg zu finden. Nach langem Suchen fand er endlich das Haus, wo Nalas Eltern wohnten. Erleichtert stellte er fest, dass noch Licht brannte. Konnte er einfach so läuten? Was würden ihre Eltern von ihm denken? So durchnässt, musste sein Erscheinungsbild noch einschüchternder wirken. Das war ihm jetzt aber egal, er musste einfach mit Nala sprechen. Er richtete seinen Zauberstab auf seine Kehle, brachte sich die ansässige Sprache bei und räusperte sich kurz, bevor er klingelte.

"Nala, hast du denn keinen Schlüss...", Livia erstarrte, als sie sah, wer vor der Tür stand. Sie erkannte einen grossen, schlanken Mann in Roben, wie Nala sie trug, nur sie waren ganz schwarz. In sein bleiches Gesicht hingen lange, nasse Haare und sie wurde von tiefschwarzen Augen getroffen.
"Guten Abend Ma'am. Ich weiss, es ist schon spät, bitte entschuldigen Sie, aber ich muss mit Nala sprechen. Es ist wirklich wichtig für mich." Er machte eine galante Verbeugung.
Aus seinen Worten erkannte Livia, dass er es ernst meinte und dass er verzweifelt war, aber sein Erscheinungsbild war kontrolliert, fast emotionslos, wie Nala es gewesen war vorhin. Trotzdem war er höflich und sogar ein wenig anziehend.
"Sind Sie Severus?" fragte Livia mit forschender Miene.
"Ja, ich bin Professor Severus Snape", antwortete er ruhig. Seine Ungeduld konnte er gut verbergen.
"Nun ja, Nala ist im Moment irgendwo draussen unterwegs, sie wollte joggen gehen, aber ich mach Ihnen einen Vorschlag. Sie können reinkommen, sich aufwärmen, eine Tasse Tee trinken und auf sie warten. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob Nala Sie sehen möchte, aber sie beruhigt sich meistens schnell wieder. Falls nicht, wird sie Ihnen schon sagen, wenn sie Sie nicht im Haus haben möchte." Livia schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Aber Severus konnte nicht warten.
"Vielen Dank, das ist sehr freundlich, aber ich würde gerne Nala suchen gehen."
"Wie Sie meinen. Suchen Sie nicht im Wald, denn Nala geht nicht in den Wald joggen, wenn es dunkel ist."
"Danke."
Als Severus wieder in den Regen hinauslief, rief Nalas Mutter ihm hinterher: "Viel Glück!"
Seine Tasche und seinen Besen hatte er am Eingang vergessen.

*

Nala rannte und rannte und es tat ihr gut. Mit jedem Schritt wirkte sie befreiter und sie konnte wieder klar denken. Alles, was geschehen war, spielte sich nun noch einmal deutlich in ihrem Kopf ab und sie versuchte es zu analysieren. Dachte Severus wirklich so wie sein Bruder? Und wenn nicht, wäre sie trotzdem eine Schande für seine Familie. Doch langsam, langsam grub sie sich zum grössten Problem vor, dass sie bis jetzt gut verdrängt hatte, nämlich das, was Salem mit ihr vorhatte. Jetzt dachte sie, dass wahrscheinlich das überhaupt der wahre Grund war, weshalb sie geflohen war.

Sie konnte nicht mehr und begann zu weinen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an eine Strassenlaterne, deren Licht aber nicht mehr brannte, weil wahrscheinlich die Birne kaputt war. Leise schluchzte sie in sich hinein, ihr Gesicht in den Händen vergraben. Jetzt sehnte sie sich nach seiner schützenden Umarmung. Auf Severus war sie nicht mehr wütend, aber auf seinen Bruder. Doch jetzt war sie vor allem traurig. Traurig darüber, dass es auch in der Zaubererwelt Diskriminierung gab, darüber, dass plötzlich alles wieder so kompliziert war und darüber, dass Severus nicht ihre Familie kennen lernen wollte. Nun fühlte sie sich einsam und verlassen.
'Severus, wo bist du?' schluchzte sie in sich hinein.
"Ich bin hier." Gleichzeitig, als sie seine Stimme hörte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Reflexartig drehte sich Nala um und klammerte sich an Severus. Er legte seine Arme um sie und zog sie fest an sich. Nala schluchzte in seine Brust hinein, als hätte sie nur den einen Wunsch, das zu tun.
"Shh, Nala, schon gut", tröstete er sie. Nalas Knie wurden schwach und sie sanken zusammen auf den Boden. Lange sassen sie dort im Regen und Severus hielt sie fest. Als Nalas Schluchzen etwas nachliess, versuchte er mit ihr zu sprechen.
"Nala, bitte, du darfst nicht glauben, was mein Bruder dir erzählt hat."
"Was von all dem darf ich nicht glauben?" fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
"Also, es ist wahr, dass meine Eltern uns in dem Glauben aufgezogen haben, dass die Muggel-Geborenen Abschaum sind. Ich habe das auch lange Zeit gedacht, aber wenn man in Hogwarts arbeitet, lernt man auch irgendwann, dass das Blödsinn ist. Trotzdem hatte ich tief in mir noch ein wenig von dieser Abneigung."
"Du bist so aufgewachsen. Diese Einstellung ist immer noch da, stimmt's?"
"Anfangs, als ich dich kennen lernte, habe ich diese Einstellung wieder ausgegraben und mich hinter ihr versteckt als Ausrede, damit ich dir nicht zu nahe kam. Aber auch ich merkte irgendwann, wie idiotisch das war. Ich schäme mich nicht, dass du nicht ein Reinblut bist, das musst du mir einfach glauben. Eigentlich kümmert es mich einen Dreck, was für Blut du hast, darauf kommt es nicht an. Und ich glaube, du weißt das selbst sehr gut."
"Ja, ich weiss das, aber dein Bruder tut es nicht und ich wusste nicht, ob du genauso denkst, wie dein Bruder. Aber warte, eins nach dem anderen. Warum wolltest du nicht, dass ich dir zu nahe komme?"
Es dauerte eine Weile bis Severus antwortete, dann flüsterte er ganz leise:
"Weil ich Angst hatte."
"Vor mir"?
"Nein, vor den Gefühlen."
Nala verstand ihn jetzt. Das hatte wieder mit seinem Wunsch nach Selbstkontrolle zu tun. Gefühle kann man schwer kontrollieren und je mehr man hatte, desto unmöglicher wurde es. "Wie viel Überwindung muss es ihn wieder kosten mit mir über solche Dinge zu sprechen", dachte sie.
"Es tut mir leid, dass ich einfach angenommen habe, dass du wie dein Bruder denkst. Aber wieso wolltest du dann nicht mit zu meiner Familie kommen?"
"Nala, das hat nichts damit zu tun, dass ich mich schämen würde, weil sie Muggel sind. Ich hatte doch einfach Bammel deine Eltern schon zu treffen. Was würden sie zu einem wie mir sagen? Du musst zugeben, dass das erste Treffen mit den Eltern des Partners immer eine Art russisches Roulette ist, entweder mögen sie einen oder nicht. Und wenn nicht, dann brauchst du lange, bis du dich beweisen kannst. Die Tatsache, dass sie Muggel sind, hat mich natürlich auch zurückgeschreckt, aber allein deswegen, weil mir ihre Welt nicht sehr vertraut ist. Kannst du das verstehen?"
"Ja, ich denke schon. Aber meine Eltern sind nicht so engstirnige Muggel, na ja mein Vater vielleicht ein bisschen, aber ich bin ja auch noch da. Du müsstest ihnen nicht allein gegenübertreten. Aber ich hätte es verstanden, wenn du deswegen nicht mitkommen wolltest. Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt?"
"Ich hätte es dir ja gesagt, aber ich wollte in Ruhe und unter vier Augen mit dir sprechen."
"Ja, das wollte ich eigentlich auch, deshalb kam ich ja auch in dein Büro, als dein Bruder da war..." Nala liefen jetzt wieder Tränen über die Wangen und obwohl es regnete, wusste Severus, dass das Tränen waren. Er zog sie wieder fest in seine Arme. "Severus, er wollte mich..." Nala wollte nicht zu Ende sprechen und das musste sie auch nicht, weil Severus ihr gerade einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte und ihr die nassen Haare aus dem Gesicht strich.
"Ich weiss, was geschehen ist. Nachdem du nach mir gerufen hast, habe ich praktisch alles in deinen Gedanken gehört."
"Warum bist du nicht früher gekommen?" fragte sie erstaunt.
"Nala, Salem kam wirklich sehr schnell zur Sache und die Banne, die er auf die Tür gelegt hatte, waren nicht gerade ein Kinderspiel. Es tut mir leid, ich habe es nicht früher geschafft. Aber du hast es ihm ganz schön gezeigt, ich bin stolz auf dich."
"Was hast du mit ihm gemacht, nachdem ich fort war?"
"Ich war wütend und nachdem ich ihn ein wenig geprügelt hatte, sagte ich ihm, dass ich ihn nicht mehr sehen wolle. Er hat schon früher hässliche Dinge getan, aber ich dachte vor mir und meinen Angelegenheiten hätte er mehr Respekt. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben."
"Ich halte Salem für ein Schwein und ich hasse es, wie er mich behandelt hat und alles, aber er akzeptiert mich nicht, weil ich eine Muggel-Geborene bin, was schrecklich ist, doch ihr seid so aufgewachsen und ich möchte mich nicht gerne zwischen dich und deine Familie stellen."
"Meine Familie? Ich habe mit meinem Bruder kaum Kontakt, unser Verhältnis ist nicht gerade warmherzig. Es wird nicht viel anders sein als bisher. Diesmal ist es meine Entscheidung und ich entscheide mich für dich und nicht für meinen Bruder. Zerbrich dir nicht den Kopf über ihn. Und er wird dich nicht noch mal belästigen, da kannst du dir sicher sein."
"Danke. Ich muss noch etwas klarstellen. Ich bin heute nicht vor dir geflohen, ich hätte das auch in Hogwarts mit dir ausdiskutieren können, aber vor deinem Bruder bin ich geflohen. Es wurde alles zusammen zu viel für mich, deshalb wollte ich möglichst viel Abstand zwischen mich und diese Sache bringen. Es tut mir leid."
"Ich verstehe das. Ist jetzt wieder alles in Ordnung?"
"Ja. Danke, dass du für mich da bist. Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."
Er zog sie hoch und Arm in Arm schlenderten sie durch den Regen zum Haus von Nalas Eltern.
"Wie hast du mich eigentlich gefunden?" fragte Nala unterwegs.
Severus lächelte sie an und hielt ihr seine linke Hand vors Gesicht. Erstaunt sah sie, dass er seinen Ring, dessen Diamant hell leuchtete, nun ebenfalls am Mittelfinger trug.
"Du trägst ihn jetzt an der Hand?"
"Es gibt keinen Grund mehr, es nicht zu tun, oder?"
"Nein." Sie blickte auf ihren Ring, der auch hell leuchtete, und gab Severus einen Kuss.


Zu Hause wollte Nala ihn gleich in ihr Zimmer führen, aber ihre Mutter war noch wach. Livia stellte sich vor die beiden hin und musterte sie.
"Mam, das ist Severus Snape. Severus, das ist meine Mutter: Livia Silver", stellte sie die beiden einander vor.
"Ich weiss, 'Professor Snape'. Ich habe ihn schon kennen gelernt", schmunzelte Livia.
"Ach ja?" Nala liess ihren Blick fragend zwischen ihrer Mutter und Severus hin und her schweifen.
"Ich habe dich zuerst hier gesucht", erklärte ihr Severus.
"Wie ich sehe, habt ihr euch wieder vertragen. Schön! Ich habe es gar nicht anders erwartet. Aber ihr seid ja völlig durchnässt. Ich habe euch schon frische Badetücher in dein Badezimmer gelegt, Nala", sagte Livia.
"Danke. Gute Nacht dann."
"Gute Nacht."

Nala zog Severus mit in ihr Zimmer, welches er mit grösster Interesse inspizierte.
"Komm, wir sollten wirklich nicht mehr in den nassen Sachen herumstehen", meinte Nala.
"Na gut." Severus nahm seinen Zauberstab hervor und wollte gerade einen Zauber aussprechen, da stoppte ihn Nala und fragte:
"Was tust du denn?"
"Unsere Sachen trockenen", sagte er ganz selbstverständlich.
"Nein, das kannst du später immer noch tun. Ich habe eine bessere Idee."
Sie küsste ihn liebevoll und befreite hin von seinem Umhang, dann öffnete sie die Knöpfe seiner Weste, beginnend beim hochgestellten Kragen. Darunter kam ein weisses Hemd zum Vorschein. Es war nicht fest nass, aber sie öffnete auch diese Knöpfe. Severus liess es mit sich geschehen und verstand das Spiel, als sie jede freiwerdende Hautstelle mit ihren Küssen bedeckte. Er machte mit und bald hatten sie keine nassen Kleider mehr an. Diese lagen vergessen auf dem Boden. Jene Nacht würden die beiden jedoch nicht mehr so schnell vergessen.