- KAPITEL NEUNUNDZWANZIG -

So ist das Leben


Bei Poppy wurde sie zuerst einmal gründlich durchgecheckt um die besorgte Poppy zu beruhigen. Ihre Freundin hatte sich grosse Sorgen um Nala gemacht und war jetzt überglücklich, dass dieses gefährlich Abenteuer doch noch alle relativ heil überstanden hatten. Um Nala hatte sie aber am meisten Angst gehabt. Sie war doch noch so jung und unerfahren und sie war Poppy so ans Herz gewachsen. Das sagte Poppy ihr auch und Nala war ganz gerührt darüber.

Die beiden plauderten noch ein wenig, bis sich Nala wieder daran erinnerte, dass sie sich bei ihren Eltern melden musste. Als sie wieder in ihren Gemächern war, klopfte gerade Abraxas an ihr Fenster. Er hatte einen Brief von ihren Eltern bei sich. Sie gab dem Falken ein wenig Futter und er machte es sich auf ihrer Schulter gemütlich, während sie den Brief las.

Liebe Nala

Wie geht es dir? Ich hoffe, du bist wieder auf den Beinen. Dein Schulleiter hat schon geschrieben und hat uns die ganze Geschichte erzählt. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht erfreut war zu hören, in welch gefährliche Abenteuer ihr euch stürzt. Doch ich bin froh, dass Severus sich so gut um dich sorgt. Ich kenne ihn nicht sehr gut, aber ich glaube, er ist genau die richtige Person an deiner Seite um dich in dieser Welt zu schützen. Er scheint dich wirklich zu lieben und vielleicht wollt ihr für immer zusammen sein, deshalb sollst du wissen, dass ich nichts dagegen habe. Er ist gut zu dir und du liebst ihn. Bleib bei ihm!

Wir haben auch gehört, dass du noch viel mehr als eine Hexe bist. Du bist ganz schön mächtig, hmm? Es ist zwar seltsam zu hören, dass du auch eine Elfe bist, aber es ist auch egal, ob du nun eine Hexe oder eine Elfe bist. Du bist meine Tochter und ich bin stolz auf dich.
Wenn ich mich nicht irre, dann hast du jetzt das Wissen, das ein magisches Wesen braucht und kannst in Hogwarts nichts mehr lernen. Was gedenkst du jetzt zu tun? Kommst du zurück nach Hause oder bleibst du in England? Wie siehst du deine Zukunft, Nala?

Wie auch immer du dich entscheidest, ich werde es akzeptiere und dich so gut unterstützen wie es mir möglich ist.

Ich hab dich lieb.
Papa

Nala war nicht schlecht überrascht, denn sie hätte nicht gedacht, dass es ihr Vater sein würde, der ihr einen Brief schrieb. Einerseits war sie erfreut darüber, aber etwas, was in diesem Brief stand machte ihr Herz gleich wieder schwerer. Sie hatte sich noch nicht recht überlegt, was sie machen wollte in der Zukunft. Ihr Herz sagte ihr, dass sie bei Severus bleiben sollte, aber wie war das möglich? Und wollten sie beide es wirklich?
Im Grunde mochte sie gar nicht daran denken. Es gab so viele Möglichkeiten für sie. Sie könnte zurück in die Muggelwelt und dort einen Job suchen. Ihre Kräfte konnte sie ja jetzt kontrollieren. Sie könnte hier in der Zaubererwelt bleiben. Vielleicht könnte sie im Ministerium arbeiten oder irgend eine Art Monster-Jägerin werden. Das war zwar gefährlich, aber sie mochte Abenteuer. "Nein, das ist nicht so gut", schüttelte sie sich. "Wie wäre es denn mit Ärztin für das magische Volk? Das wäre doch auch etwas." Sie arbeitete gern mit Menschen, aber dazu würde sie wohl in London in der Winkelgasse arbeiten. Das wäre gar nicht so schlecht. Sie könnte morgens von Hogwarts dorthin apparieren, falls sie hier in Hogwarts bei Severus leben durfte.

Vor diesem Gedanken hatte sie etwas Angst. Sie zweifelte nicht an Severus' Liebe zu ihr, aber könnten sie so richtig zusammenleben für eine lange Zeit? Für immer? Wollte er es wirklich auch?

Sie sah zum Fenster hinaus. Ein paar Schüler plauderten miteinander draussen und genossen die Sonne. Sie hatte die Schüler gern, stellte sie fest. Sie beobachtete, wie sich ein Pärchen küsste und da erinnerte sie sich daran, wie es mit ihrer ersten Liebe war.

Sie hatte niemals Angst gehabt ihn zu verlieren und hatte sich nie gefürchtet vor dem Tag, an dem er sterben würde, obwohl sie damals dachte, dass sie mit ihm ewig zusammen sein würde. Sie hatte sich nicht gefürchtet, weil sie sich nie wirklich Sorgen darum gemacht hatte. Damals hatte sie den Tod einfach akzeptiert, weil sie wusste, dass er zum Leben dazugehörte.
Und jetzt? Vor ein paar Stunden hätte sie sich beinah selbst getötet, weil sie dachte, sie müsse ohne Severus weiterleben. Sie war dumm und feige gewesen, aber jetzt wurde ihr wieder klar, dass man einige Dinge einfach akzeptieren musste. Sie würde nie mehr versuchen sich zu töten, unter gar keinen Umständen. Sie hatte dazugelernt oder besser gesagt: wiedererlernt. Sie liebte das Leben und auch Severus und sie wollte es mit ihm geniessen so lange es eben dauern würde. Und wenn es zu Ende war? Wenn er sterben würde? Sie wollte nicht wieder oben auf den Zinnen stehen. Sie würde es auch nicht mehr können.

Nala schüttelte heftig ihren Kopf. Nein, wie würde es auch nicht mehr tun. "Wach endlich auf, Nala!" sagte sie sich selbst. "So ist das Leben, der Tod gehört dazu! Hab keine Angst, sondern mach das beste aus deinem Leben, das du kannst!"

Sie atmete tief durch und schrieb ihren Eltern in einer kurzen Antwort, dass es ihr gut gehe und dass sie ihnen wieder schreiben werde, sobald sie wisse, was sie machen werde. Dann hauchte sie Abraxas ein sanften Kuss zu und schickte ihn los mit dem Brief. Sie fühlte sich besser und wollte einen kleinen Spaziergang zu Orion machen. Ohne es bewusst getan zu haben, hatte sie sich selbst geholfen. Sie hatte einfach ein bisschen Ruhe von allem gebraucht, ein bisschen Zeit zum Nachdenken. "So lernt man aus dem Leben", staunte sie.


Bei Orion im Stall stellte sie zwei sehr seltsame Dinge fest. Zum einen war der Leomagus in den Ställen untergebracht. Als Nala vor seiner Stalltür stand, blieb er ganz ruhig. Er war überhaupt nicht mehr wild und gefährlich, er schien eher sanft und ein wenig traurig. Er kam vorsichtig auf Nala zu und presste Nase durch die Stangen der Tür. Nach einer kurzen Überwindungsphase streichelte Nala den Löwen mit den Flügeln sachte und die grosse Katze begann tief zu schnurren.
Dann in Orions Stall war die nächste Überraschung. Ein prächtiger Apfelschimmel leistete Orion Gesellschaft und zu dessen grosser Freude, war es eine Stute. Also striegelte sie halt zwei Pferde.

Danach ging sie Hagrid besuchen, der ihr bei einer Tasse Tee erklärte, das der Leomagus nicht mehr von Severus' Seite weichen wollte letzte Nacht. Sie mussten ihn in einen Stall sperren, bis er sich etwas beruhigt hatte und jetzt würden sie ihn wahrscheinlich behalten. Hagrid wusste auch, woher die Stute kam. Sie war ein Geschenk von Miromir, aber mehr konnte er Nala nicht sagen und sie gab sich damit zufrieden, dass sie es heute Abend von Miromir selbst hören würde.

Nala plauderte noch eine Weile mit Hagrid und die Ablenkung tat ihr gut. Fang lag wieder einmal auf ihren Füssen und leckte ab und zu genüsslich ihren Schuh.
"Macht er das eigentlich bei allen deinen Besuchern?" fragte sie ihn belustigt.
Hagrid wurde etwas rot um die Wangen und meinte: "Nein, nur bei denen, die hier willkommen sind und die er mag."
"Na dann bin ich aber geehrt!" Sie lächelte Hagrid freundlich an. "Ich glaube es ist Zeit für das Mittagessen. Begleitest du mich gleich?"
"Natürlich. Ich habe schon lange Hunger."


Am Tisch wurde Nala zwischen Remus und Albus platziert, worüber sie ganz froh war, denn sie hätte sowieso noch nicht recht gewusst, wie sie mit Severus reden sollte. Allerdings kam Severus gar nicht zum Essen, was Nala ziemlich beunruhigte.
"Weißt du, wo Severus bleibt?" fragte sie Dumbledore.
"Er ist zu seiner Schwägerin und beerdigt seinen Bruder."
Nala schaute traurig in ihren Teller und flüsterte: "Ich sollte ihm beistehen..."
"Ach, mach dir darüber keine Sorgen. Severus schafft das schon und er ist ja bald wieder zurück. Ausserdem hat er eigentlich schon viel früher von seinem Bruder Abschied genommen, denke ich. Und Elena wird auch erleichtert sein, dass ihr Elend endlich ein Ende hat."
"Ja, aber eine Beerdigung ist nie etwas Tolles, egal wen man, unter welchen Umständen beerdigt."
"Da hast du wohl recht."

Stumm ass Nala zu Ende und ging danach in ihre Wohnung. Mit einer Tasse Tee setzte sie sich vor den Kamin. Sie hörte sich ein Lied an, das ihr schon lange im Kopf herumspukte. Es war Hero von Enrique Iglesias. In ihren Augen war dieses Lied genau so, wie die Liebe zwischen Severus und ihr war. Er konnte ihr Held sein und er war es auch. Diese Tatsache machte sie stolz und glücklich, weil es zeigte wie tief ihre Liebe war. Aber waren sie schon zu tief drin? Es war der grösste Liebesbeweis, den man überhaupt machen konnte, wenn man sich für den anderen opfern wollte, aber war das nicht schon total verrückt? Er sollte sich nicht für sie opfern müssen. Sie wusste, dass sie für ihn das selbe getan hätte und so machte es eigentlich keinen Sinn, wenn sie sich darüber den Kopf zerbrach. Sollte sie sich doch freuen, dass ihre Liebe so stark sein konnte, aber sie betete, dass sie nie mehr in eine solche Situation kommen würde wie diese im Wald.

"So ist das Leben", überzeugte sie sich und hörte noch lange dem schönen Lied zu, bis sie einschlief.

Erst ein Klopfen an ihrer Tür weckte sie. Es war Remus und Nala bat ihn hinein. Während er sich setzte stellte sie die Musik ab und gab ihm eine Tasse Tee.
"Hast du Lust auf eine kleine Trainingsstunde in den Verteidigung gegen die Dunklen Künsten?" fragte Remus schmunzelnd.
"Brauche ich das denn noch?"
"Nein, aber ich möchte wissen, was du kannst."
Nala musste lachen. "Na gut."

Also begann Remus sie auf verschiedene Weise zu testen. Nicht nur in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, sondern auch in den anderen Fächern. Nach einer Stunde sagte er ihr mit ernster Miene:
"Ich glaube, du kannst ohne Probleme die N.E.W.T.'s absolvieren. Du solltest es unbedingt tun."
"Ich weiss, aber was mache ich danach?"
"Ach, du wirst schon sehen. Kommst du mit nach draussen? Minerva wartet auf uns. Wollen wir doch sehen, was für ein Animagus du bist."
"Du wirst schon sehen", gab sie frech zurück und begleitete ihn hinunter zum Schlosstor.

Minerva begrüsste sie mit einem aufmunternden Lächeln.
"So, bist du bereit?" Dann lass mal sehen."

Ohne lange zu zögern verwandelte sich Nala in ein Tier. Minerva und Remus staunten nicht schlecht, als eine wunderschöne weisse Wölfin vor ihnen sass. Sie heulte einmal kurz auf und rannte dann einmal zu Hagrids Hütte und wieder zurück. Sie machte brav Sitz vor Remus und verwandelte sich wieder zurück.
"Na, was sagst du jetzt, Wolfsfreund?" lachte sie.
"Ich bin sprachlos" sagte er mit grossen Augen.
"Ähm...Nala, das Gesetz schreibt es uns Animagi eigentlich vor, dass wir uns registrieren lassen im Ministerium."
"Sind denn auch die Elfen registriert?"
"Nein, die Elfen haben ihre eigenen Gesetze. Sie leben eigentlich für sich. Nur als Hexe oder Zauberer sollte man sich registrieren."
"Bist du registriert, Minerva?" fragte Nala.
"Ja."
"Dann lasse ich mich auch registrieren. Was muss ich dafür tun?"
"Ahh, das ist kein Problem. Albus wird ein Brief ans Ministerium schicken und sie darüber in Kenntnis setzen. Ich werde es ihm nachher gleich sagen. Und wie sieht es mit dem apparieren aus? Wenn du diese Fähigkeit verwenden willst, musst du von einem Prüfer geprüft werden und die Lizenz dazu bekommen."
"Gut, ich werde auch das tun", stimmte Nala zu.
"Ich weiss, das ist jetzt vielleicht etwas eilig, aber wenn du willst kann ich dich gleich mitnehmen. Ich wollte ohnehin jetzt dann gleich nach London. Ich will mich dort mit einem Freund treffen und ich könnte dich in der Zwischenzeit dem Prüfer überlassen."
"Ich werde mitkommen, dann habe ich es gleich hinter mir und muss mich darum nicht mehr sorgen."
"Prima, dann lass uns gehen."

Remus zog sie mit sich und Nala konnte sich gerade noch bei Minerva verabschieden. Sie liefen über die Ländereien von Hogwarts, als Remus sie vorsichtig fragte:
"Wie geht es dir? Du scheinst wieder fröhlicher zu sein."
"Ja, ich brauchte einfach ein wenig Zeit. Es geht mir jetzt auch gut, solange ich mit meinen Gedanken nicht allein bin."
"Verständlich. Das wird schon wieder, denke ich."
"Ich glaube auch. Eigentlich bin ich mit mir selbst im Reinen und es geht mir gut. Ich fühle mich trotzdem irgendwie seltsam."
"Severus?"
"Ja. Ich wünschte jetzt, er wäre bei mir, aber im Moment ist es, als wäre er mir fremd. Ich weiss nicht, was ich ihm sagen soll und was er jetzt von mir denkt."
"Ich denke, ihr braucht gar keine Worte mehr. Es ist doch alles so klar. Aber er war erschrocken, als du ihm erzählt hast, dass du springen wolltest. Ich habe ihn heute Morgen noch getroffen und er hat sich bei mir bedankt. Er weiss doch auch nicht, was er ohne dich machen würde und er macht sich Sorgen um dich. Er liebt dich."
"Das weiss ich doch, Remus. Es ist nur... Ich kann doch nicht sagen: 'Toll, du wolltest dich töten', aber er hat es für mich getan und deswegen sollte ich es zu schätzen wissen."
"Ihr sitzt doch beide im selben Boot! Glaubst du denn, er freut sich darüber, dass du springen wolltest? Es geht ihm doch genau gleich wie dir. So ist das nun einmal, wenn man sich wirklich liebt. Ihr solltet für einander da sein, anstatt euch beide wahnsinnig zu machen, wegen etwas, das ihr nicht mehr ändern könnt."
"Du hast ja recht. Doch ich glaube, Severus muss selbst seine Gefühle und Gedanken auch noch ordnen. Und das muss er allein machen, denn du weißt, wie ungern er über Gefühle spricht."
"Ich verstehe langsam, wie du dich fühlst. Das kommt schon wieder in Ordnung, glaub mir." Er nahm sie bei der Hand und sagte: "So, willst du üben und mich mitnehmen?"
"Klar, aber ich garantiere für nichts!" lachte sie und apparierte mit ihm in die Winkelgasse.

Remus lieferte sie beim Ministerium ab, dann traf er sich mit seinem Freund.


Als die beiden zurückkehrten kamen sie gerade noch rechtzeitig für das Abendessen. Nala fühlte sich gut, weil sie hatte gerade die Lizenz ohne Probleme erhalten. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setzte sie sich neben Severus, der wieder einmal sehr streng dreinschaute. Einen kurzen Moment lang lag ein gespanntes Schweigen zwischen ihnen, aber dann wagte er sie anzusprechen.
"Wie geht es dir?" fragte er besorgt.
"Mir geht es besser. Danke."
"Gut."
"Wie... wie geht es dir? Wie war die ..." Sie brach ihre Frage ab.
"Salem ist begraben, Elena ist endlich frei von ihm und mir geht es jetzt auch besser."
Nala legte eine Hand auf die Seine und drückte sie sanft. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, dann flüsterte sie: "Es tut mir leid."

Den Rest des Essens verbrachten sie wieder schweigend. Das heisst Severus schwieg und Nala wechselte ab und zu ein paar Worte mit Poppy.
Nach dem Essen ging sie wieder nach draussen und verwandelte sich in den Wolf. So machte sie sich auf zu Miromir. Ohne jemals dort gewesen zu sein, wusste sie wo sie hin musste und wie es dort aussah.

Schnell lief sie in den Wald hinein, so schnell, dass sie nicht merkte, dass sie auf ihrem Weg zum Elfendorf verfolgt wurde von einer dunklen Gestalt.

Als sie im Dorf ankam wartete Miromir schon auf sie. Die meisten der schönen Häuser aus Holz waren in den Baumkronen von riesigen, uralten Bäumen und sie wurden durch Hängebrücken miteinander verbunden. In der Mitte des Dorfes war ein schöner, alter Brunnen und dort stand Miromir und wartete.
Sie lief zu ihm hin und verwandelte sich wieder in einen Menschen. Sogleich wurde sie von Miromir umarmt.
"Schön, dass du gekommen bist."
"Hallo. Sag mir, wieso habe ich dieses Dorf früher nie gesehen?"
"Man kann es nur finden, wenn man weiss, dass es existiert und wo es ist. Komm wir machen eine kleinen Rundgang zusammen."
Er führte Nala an einer kleinen Treppe hinauf auf die Krone eines Baumes und zeigte ihr das Haus seiner Eltern. 'Haus' war zwar etwas untertrieben, denn es glich eher einem kleinen Palast.
"Aber wie konntet ihr denn gefangen werden?" wollte Nala wissen.
"Naja, der Leomagus  und die Todesser haben alle Einhörner in die Festung getrieben, somit hat man uns einen Teil unserer Magie genommen, denn der Wald und seine Geschöpfe geben uns Kraft und wir sorgen für die Bäume und die Tiere. Doch mit Hilfe ihrer Dunklen Magie und dem verzauberten Leomagus konnten diese Todesser einen nach dem anderen von uns erwischen und einsperren. Wir Elfen sind nicht so stark gegen die Dunklen Künste, wie ihr vielleicht glaubt. Wir sind gegen sie genauso schwach oder stark wie ihr und ohne die Einhörner sind wir sogar schwächer, was dies betrifft. In der Unterzahl hätten wir nicht sehr gute Karten."

Da rannte Samora aus einem Zimmer auf sie zu und umarmte Nalas Beine. Nala kniete sich zu ihr hinunter.
"Hallo Samora! Wie war es den bei Poppy? Hat sie sich gut um dich gekümmert?"
Die Kleine nickte und meinte schüchtern: "Danke, dass du uns gerettet hast."
"Das war doch selbstverständlich", lächelte Nala. "Wie geht es denn Marosinn?"
"Danke, dem geht es auch gut." Jetzt strahlte das kleine Mädchen über ihr ganzes Gesicht.
"Geh jetzt schlafen, Samora. Ich werde Nala jetzt eine der Herden zeigen." Miromir nahm Nala bei der Hand und zog sie wieder nach draussen. Nach einem kleinen Rundgang durch das Dorf führte er sie etwas vom Dorf weg in den Wald hinein, wo sie auf eine Pferdeherde trafen.
"Die Pferde sind sozusagen unsere Haustiere, aber sie sind frei und können gehen, wohin sie wollen. Wir sorgen einfach für sie", erklärte er ihr.
"Da fällt mir ein, dass ich in Orions Stall eine Schimmelstute habe. Hast du etwas damit zu tun?" fragte sie mit einem Schmunzeln.
"Ja, sie ist ein Geschenk von mir. Ihr Name ist Andromeda."
"Oh, dann passt sie ja bestens zu Orion!" lachte Nala. "Vielen Dank! Vielen Dank für alles, Miromir! Und ohne dich würde Severus nicht mehr leben."
"Hmm, war doch klar, dass ich dir helfe, du bist doch irgendwie eine von uns." Er führte sie wieder zurück zum Dorf, während er immer noch ihre Hand hielt. "Deine Urgrossmutter hiess auch Nala und sie ist uns hier sehr bekannt. Sie hat bei uns gelebt zur Zeit, als Grindelwald wütete. Sie sollte eines Tages unsere Königin werden, weil ihr Vater Prinz unseres Volkes war, bis er sich entschieden hat uns zu verlassen um mit einer Hexe zu leben. Deine Urgrossmutter hatte ein Leben bei den Elfen gewählt, aber um unser Volk zu schützen hat sie uns verlassen und ist in die Muggelwelt geflüchtet."
"Ich habe nicht gewusst, dass sie die Königin der Waldelfen werden sollte", sagte Nala erstaunt.

Sie waren wieder bei dem Brunnen angekommen und Nala beobachtete eine Weile die Elfen, die zusammen an einem Tisch sassen auf einem Balkon. Miromir blickte etwas traurig in den Brunnen.
"Was ist los?" wollte Nala wissen.
"Du könntest auch hier leben, wenn du willst, Nala." Er stellte sich nahe vor sie hin. "Ich wünschte, du wolltest meine Prinzessin sein."

Bevor Nala recht wusste, was er eigentlich da sagte, hatte er sich zu ihr hinunter gebeugt und ihr einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen gedrückt. Nala tadelte sich gleich selbst, weil sie es als schön empfunden hatte. Sie sah Miromir in die Augen und schüttelte den Kopf.
"Es tut mir leid, Miromir."

Ein Rascheln in einem Gebüsch liess sie aufschrecken, aber sie konnten niemanden sehen.
"Du liebst ihn wirklich sehr, hmm?" fragte Miromir nachher traurig.
Nala nickte. "Ich sollte jetzt wohl besser gehen."
"Ja, aber du bist hier immer willkommen und lass ab und zu etwas von dir hören!"
"Natürlich. Freunde?"
"Freunde" stimmte Miromir zu und Nala umarmte ihn kurz, bevor sie sich wieder in die weisse Wölfin verwandelte und im Wald verschwand.

Sie war nicht lange durch den Wald gelaufen, als sie bemerkte, dass sie von etwas verfolgt wurde. Sie legte einen kurzen Sprint hin und versteckte sich dann gut in einer Mulde unter einem grossen Strauch.
Nicht lange musste sie warten, bis sie sah, was ihr auf den Fersen war. Es war ein ganz schwarzer Wolf. Er blieb in der nähe von dem Strauch stehen, unter dem Nala ihn beobachtete, und schnupperte mit seiner Nase am Boden herum. Als er noch näher kam, sprang Nala aus ihrem Versteck und fiel den Wolf aufgebracht an. Die beiden Wölfe kämpften ein wenig, aber Nala merkte bald, dass der Wolf eigentlich gar nicht kämpfen wollte. Sie nagelte ihn am Boden fest, so dass er auf dem Rücken lag und sie stand über ihm. Schnaubend betrachtete sie ihn etwas genauer. Plötzlich erkannte sie diese schwarzen Augen. Sie liess von ihm ab und setzte sich hin, ein Stück weiter weg von dem Wolf. Sie musterte ihn scharf, während er sich aufrichtete.
Nala nahm wieder ihre menschliche Gestalt an und flüsterte: "Severus?"

*

Nachdem Nala sich in ein Wolf verwandelt hatte nach dem Essen, war Severus ihr heimlich gefolgt um sicher zu sein, dass ihr auch nichts passierte und dass sie keine Dummheiten machen würde. Auch er hatte sich verwandelt und beobachtete genau jeden Schritt den sie machte. Er war ganz hingerissen von diesem Tier. Er hatte noch nie ein so anmutiges, schönes und stolzes Tier gesehen wie diese weisse Wölfin. Sein Herz hätte hüpfen können vor Glück! Sie war auch ein Wolf wie er! Das musste ein Zeichen sein! Er glaubte sonst nicht an solch alberne Dinge wie "Zeichen", dann zu oft spielten eben solche Zeichen einem Streiche im Leben, aber dieses Mal glaubte er gern daran.

Er begleitete sie bis zum Elfendorf und wollte dort auf sie warten. Sein jubelndes Herz wurde aber bald wieder erschüttert, als er sah, dass Miromir sie die ganze Zeit an der Hand hielt. Und schliesslich küsste er sie auch noch! Da hatte er es nicht mehr ausgehalten. Er rannte fort ohne sich darum zu kümmern, dass er vielleicht auf sich aufmerksam machen könnte. Doch bald blieb er wieder stehen und setzte sich schnaubend hin. Er versuchte nachzudenken. Das konnte doch nicht wirklich sein. Sie liebte ihn. Sie wäre fast vom Turm gesprungen wegen ihm, das würde sie nicht einfach so vergessen und mit dem nächsten gehen. Aber trotzdem kochte in Severus noch eine Wut und er fragte sich, warum er denn so wütend war, wenn er wusste, dass sie ihn liebte.
Es wollte ihm nicht klar werden, dass er einfach nur eifersüchtig war.

Kurze Zeit später kam auch schon die weisse Wölfin daher und er hängte sich wieder an ihre Versen. In einem Moment der Unachtsamkeit verlor er sie aber und er versuchte sie mit seinem Geruchsinn aufzuspüren. Ehe er sich versah wurde er auch schon von ihr angesprungen. Er wehrte sich nur, aber er tat ihr nichts. Wenige Augenblicke später hatte sie ihn gefasst und musterte ihn. Plötzlich setzte sie sich hin um sich gleich darauf zurück zu verwandeln.
Sie flüsterte: "Severus?".

Etwas überrascht darüber, dass sie ihn erkannt hatte, verwandelte auch er sich zurück und wollte auf sie zu gehen, aber Nala wich zurück.
"Du hast geraschelt im Gebüsch, als ich mit Miromir am Brunnen war, nicht wahr?"
Darauf antwortete Severus nicht, doch er sagte kalt: "War es schön?"
Nala wusste genau, was er meinte und es machte sie zornig. "Um ganz ehrlich zu sein, habe ich es als schön empfunden, was aber nichts heisst. Wenn du mir schon nachspionierst, dann bitte richtig. Wärst du nicht einfach davongelaufen, würdest dich jetzt nicht so idiotisch verhalten."
"Wäre ich dir nicht hinterhergegangen, müsste ich mir die ganze Zeit Sorgen machen, dass wieder irgend eine Dummheit anstellen willst." Eigentlich hatte Severus ihr das gar nicht sagen wollen, aber im Feuer des Gesprächs und in seiner Rage wegen diesem blöden Kuss sind ihm diese Worte einfach so rausgerutscht.
Nala starrte ihn ungläubig an. "Ich habe keine Lust mit dir jetzt noch zu diskutieren. Ich bin müde und will schlafen." Mit diesen Worten machte sie auf ihren Absätzen kehrt und lief davon.

Während sie lief verwandelte sie sich wieder in einen Wolf und rannte so zurück zum Schloss. Als sie im Schloss zu ihren Räumen lief, dachte sie, dass es ihr eigentlich ganz recht geschehe, wenn Severus ihr nicht mehr vertraute und dachte sie würde eine Dummheit machen. Sie war wirklich dumm gewesen dort oben auf dem Turm und es war auch dumm gewesen, dass sie Miromir überhaupt so weit hat gehen lassen. Sie hätte schon früher merken können, was in Miromir wirklich vorging. Nala ärgerte sich über sich selbst. Morgen würde sie mit Severus alles klarstellen. Morgen, wenn sie beide geschlafen und sich etwas beruhigt hatten.