Anmerkung: *gähn * Wie Ihr seht, war ich mal wieder recht fleißig. dieses Kapitel hier springt ziemlich oft zwischen den Personen umher, ich hoffe, es ist nicht allzu verwirrend! Die Sonett-Auszüge habe ich mir freundlicherweise aus dem Film "Sinn und Sinnlichkeit" geklaut und wir wissen ja alle, wer da mitspielt...* g *

6. Nichts geht verloren...

Dumbledore war froh endlich wieder zu Hause zu sein. Solche Reisen schlauchten ihn gewaltig. Schließlich war er nicht mehr der Jüngste. Er war in seinem Büro angekommen und trat an seinen Schreibtisch und griff gleich zu der Pralinenschachtel, die darauf stand.

"Hmmm", sagte er leise, "Schokolade hilft doch immer!"

Er blickte zu seiner Kuckucksuhr, die er einst als Geschenk von der deutschen Zauberschule geschenkt bekommen hatte und musste feststellen, dass es doch schon sehr spät war. Eigentlich hatte er noch mit Severus sprechen wollen aber er war jetzt auch sehr müde und zog es doch vor gleich schlafen zu gehen. Mit Snape konnte er auch noch morgen sprechen.

Seine Hand griff wieder in die Pralinenschachtel und er betrat seine Privatgemächer um schlafen zu gehen.

Am nächsten Morgen wurde er durch ein Ziehen an seiner Schlafmütze und einer fipsigen Stimme geweckt.

"Professor Dumbledooore, Sir, bittee, wachen Sie auf! Winky hat eine Nachricht von Professor Snäpe, Sir! AUFWACHEN!"

Albus fuhr erschocken in seinem Bett hoch und starrte auf die kleine Hauselfe, die vor seinem Bett stand und ihn verlegen anstarrte. "Winky? Von wem ist die Nachricht?" "Von Professor Snäpe, Sir!" Sie fuchtelte mit der Nachricht in der Hand vor seinem Gesicht herum. Er nahm sie ihr ab.

"Danke Winky, du kannst gehen, nimm dir aber vorher noch eine kleine Praline von meinem Schreibtisch, als Dankeschön!"

"Danke Sir! Winky ist in Dumbledores tiefer Schuld!" Sie verbeugte sich immer wieder und wieder, lief rückwärts und knallte mit ihrem kleinen Rücken gegen den steinernen Türrahmen. Dumbledore verzog, als er das sah, schmerzhaft sein Gesicht.

Winky fiel vor Schreck um und begann vor Schmerz zu wimmern. "Verzeihung Sir, Winky hat nicht richtig geschaut! Winky wird sich keine Pralieeene nehmen, Sir!"

Er verließ sein Bett, half der kleinen, verängstigten Hauselfe auf und führte sie in sein Büro. "Natürlich bekommst du eine Praline, Winky! Das nächste Mal, wenn du dann mein Zimmer verlässt gehst du ganz normal nach draußen, ja?", fragte Dumbledore die Elfe sanft, die dankbar mit dem Kopf nickte und mit glänzenden Augen die Praline in ihrer Hand betrachtete. "Jetzt geh!", sagte Dumbledore und hörte Winky noch vor seiner Tür, wie sie vor sich hin redete. ". Professor Dumbledore . sooo ein guter Mann . Professor Dumbledore ."

Dieser schüttelte den Kopf, ging in sein Schlafzimmer zurück und griff nach den Brief von Severus.

Lieber Professor Dumbledore,

es tut mir leid, aber ich muss mich für einige Tage vom Schulunterricht befreien lassen! Ich muss nach London reisen, da ich dort noch einige "unaufschiebbaren Dinge" zu erledigen habe.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Severus Snape

"Unaufschiebbare Dinge?" Das waren doch normalerweise seine eigenen Worte! Er nahm mal an, dass Severus damit Miss Granger gemeint hatte. Wie immer verhielt er sich schön einsilbig! "Kannst du denn niemals zu irgendjemanden vertrauen fassen, Severus?", sagte er leise und las noch einmal den Brief.

Er hoffte, dass sich Severus gut durchschlug und dass er das fand, was es auch immer war, was er suchte!

***

"Liebe Patienten! Leider ist unsere Praxis die nächsten beiden Tage geschlossen, da wir auf einem internationalen Ärztekongress in Edinburgh sind! In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an unseren Vertreter, Dr. Miller."

Hermione betrachtete den kleinen Zettel, den sie an der Praxistür befestigt hatte, nahm ihren Koffer und trat durch das kleine Gartentor, um an der Straße auf ihren Vater zu warten. Es war kurz nach sieben Uhr morgens.

Sie hatte schlecht geschlafen, weil sie immer wieder hochgeschreckt war und an Severus gedacht hatte. Immer wieder und wieder lief der Kuss vor ihrem inneren Auge ab. Als sie am Morgen ihren Koffer schließen wollte, hatte sie sogar Snapes Umhang mit eingepackt, damit sie immer etwas von ihm dabei hatte.

Sie schaute noch einmal kurz zur Sicherheit in ihre Tasche um zu kontrollieren, dass sie auch alles bei sich hatte, als ihr Vater mit seinem Auto um die Ecke bog.

Er stoppte vor ihr und stieg aus. "Guten Morgen, mein Schatz!" Dr. Granger ging auf seine Tochter zu und umarmte sie. "Geht es dir gut? Du schaust ein wenig blass aus!?" "Es ist nichts, Daddy, alles in Ordnung!" Sie wollte ihren Vater nichts von den Dingen erzählen, die geschehen waren. Er hatte genug mit der Praxis um die Ohren und sie wusste, dass, wenn sie ihn um eine Auszeit bitten würde, um nach Hogwarts zu gehen, er genug Fragen stellen würde.

Er legte ihr Gepäck in den Kofferraum, sah auf und entdeckte das Schild. "Ah, gut, du hast daran gedacht! Ich hatte es völlig vergessen!" Sie lächelte ihren Vater zu und setzte sich auf den Beifahrersitz.

Wir müssen um halb Zwölf im Kongresszentrum in Edinburgh sein. Kannst du dir bitte noch einmal meine Rede durchlesen?" Ihr Vater würde dort eine Rede über moderne Zahnchirurgie halten und war deswegen etwas nervös. "Wo hast du die Unterlagen?", fragte sie. "In meiner Tasche, sie liegt auf dem Rücksitz!"

Hermione griff danach, holte die Unterlagen heraus und begann sie durchzulesen. Sie war froh, dass sie sich ein wenig ablenken konnte, so musste sie nicht immerzu an ihn denken. Sie wusste einfach nicht, wie es weitergehen sollte. Sie seufzte.

"Hermione, alles klar mit dir?" Ihr Vater riss sie wieder aus ihren Gedanken an Severus. "Äh, ja natürlich! Der Vortrag ist sehr gut geschrieben!" "Sicher?" "Ganz sicher!" Sie lächelte ihren Vater an.

Wenige Zeit später erreichten sie Heathrow und eine Stunde später waren sie auch schon in der Luft. Hermione wäre eigentlich lieber nach Edinburgh appariert, schließlich wäre dies auch günstiger, jedoch hatte ihr Vater das nicht gewollt. Er war der Meinung, dass, wenn sie gemeinsam unterwegs waren, sie auch auf Muggel-Art reisen sollte.

Hermione blickte kurz nach draußen und war wie immer, wenn sie flog, fasziniert wie sich die Wolken doch immer so wunderbar auftürmten. 'Wie Luftschlösser!', dachte sie.

"Irgendwo, da unten ist Hogwarts", überlegte sie traurig. "Irgendwo da unten ist Severus!" Sie spürte wieder Tränen in sich aufsteigen. Sie hatte ihn jetzt schon seit fast zwei Tagen nicht mehr gesehen und sie merkte, dass sie das nicht mehr lange aushalten würde. Sie wollte unbedingt mit ihm sprechen und alles klären!

Kurz darauf landeten sie und machten sich auf den Weg ins Kongresszentrum.

***

Am nächsten Morgen verließ Severus um halb sieben das Schloss, damit er rechtzeitig den Zug erreichte.

Als Winky ihm am Abend zuvor wieder die Kleidung gebracht hatte, hatte er ihr seine Nachricht gegeben und ihr eingeschärft, sie erst am nächsten Morgen an Professor Dumbledore zu übergeben. Er wollte nicht das Risiko eingehen, dass der Direktor ihn noch am Abend zu sich rufen würde. Nichts und niemand sollten ihn aufhalten zu Hermione zu reisen!

Severus war erleichtert, als er endlich im Zug saß und die Welt draußen an sich vorbeiziehen sah.

Muggel-London würde Severus Snape wieder willkommen heißen!

***

Severus stand am Bahngleis 9 ¾ in der King´s Cross Station und warf noch einen letzten Blick auf den Hogwarts-Express und drehte sich um, um durch die Mauer in den Muggel-Bahnhof zu gehen. Er fühlte sich jetzt schon viel sicherer als vor zwei Tagen. Er wusste ja jetzt schon ein wenig wie er sich zu benehmen hatte! Severus trat auf den Vorplatz, wo viele Taxen standen. Er ging zum Erstbesten und stieg ein. Diesmal machte er nichts falsch, sondern nannte dem Fahrer die altbekannte Adresse: "8 Worrington Court, bitte!"

Während der Fahrt zu ihrem Haus wurde er nervöser. Sein Herz begann schneller zu schlagen. 'Gleich', dachte er, 'gleich sehe ich Hermione wieder!' Als sie endlich ankamen, zahlte er mit seinen letzten Pfund das Taxi und stieg aus.

Er betrachtete das Haus. So viel war geschehen, seit er es vor zwei Tagen gemeinsam mit Hermione verlassen hatte! Er öffnete das Gartentor und ging auf die Tür zu und bemerkte einen Zettel, der über dem Praxisschild angebracht war. Er las es entsetzt.

"Liebe Patienten! Leider ist unsere Praxis die nächsten beiden Tage geschlossen, da wir auf einem internationalen Ärztekongress in Edinburgh sind! In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an unseren Vertreter, Dr. Miller."

'Oh nein! Das konnte einfach nicht wahr sein!' Er schlug die Hände vor sein Gesicht! Sie war fort! Die ganze Reise nach London war umsonst gewesen!

Er setzte sich auf die Treppenstufen um sich erst einmal wieder zu fangen.

'Edinburgh!', dachte er bitter. Hogwarts lag weit oben im Norden. Von dort aus war es nach Edinburgh nur noch ein Katzensprung! "Warum hat sie das denn nie erwähnt?", fragte er sich leise. Er rief sich die Gespräche mit ihr ins Gedächtnis und musste feststellen, dass sie nur einmal kurz über die Praxis gesprochen hatten, und das war in der Winkelgasse gewesen. Von einem Kongress war da nie die Rede gewesen.

Plötzlich vernahm er eine Stimme. Sie gehörte einer alten Frau. "He, fie da!", nuschelte sie zu ihm, "die Ärztin ift heute nicht da! Aber if bin gerade auf dem Weg zu Dr. Miller, wenn fie mitkommen wollen?", krächzte sie, da sie anscheinend Zahnschmerzen hatte und kaum ihren Mund aufbekam.

"Ich brauche keinen Dr. Miller!", knurrte Severus leicht genervt zurück, so dass die Frau zurückschreckte und irgend etwas vor sich hinmurmelnd verschwand.

Er atmete auf. So etwas konnte er ja gar nicht gebrauchen! Er war froh, dass die Alte wieder weg war!

Severus stand auf und aus seiner Hosentasche rutschte das kleine Buch mit den Sonetten. Er hatte es heute morgen noch schnell eingesteckt - warum er das getan hatte, wusste er auch nicht so genau. Das Buch fiel auf den Boden und lag nun geöffnet vor ihm. Er hob es auf und las die Stelle, wo es sich geöffnet hatte.

"Nor is the earth the lesse, or loseth aught. What from one place doth fall is when the tide to another brought. For there is nothing lost but may be found if sought."

"Die Erde schwindet nicht, nichts lässt sie los. Was immer ihr verloren geht, das bringt die Flut an ferne Ufer. Denn nichts geht verloren, was nicht gefunden werden kann,- wenn man es sucht."

"Na, wenn das mal kein Zeichen ist!", sagte er leise und blickte nach oben und sagte: "Danke für den Tipp, alter Shakespeare! Dann werde ich mich wohl zu neuen Ufern aufmachen müssen, auch wenn das Ufer Edinburgh heißt!"

Da er kein Geld mehr hatte musste Severus nun wohl - oder übel doch apparieren, allerdings erst noch einmal in die Winkelgasse, um seinen leeren Geldbeutel aufzufüllen, was er dann auf der Stelle tat!