8. Rückkehr nach Hogwarts

Hermione erwachte, weil die Sonnenstrahlen direkt auf ihr Gesicht schienen. Sie blinzelte und hob verschlafen ihren Kopf. Verwundert sah sie, dass ihr Vater im Sessel saß und schlief. Sie sank langsam wieder in ihr Bett zurück und dachte nach. Hermione drehte sich zur Seite und blickte zu dem Nachttisch.

Dort lagen zwei Bücher. Zwei mal Shakespeare's Sonetten! Sie fragte sich, wie die da hinkamen. Sie hatte ihres mitgenommen, aber, wo kam das andere her?

In ihrem Hirn rumorte es. Da war irgend etwas Düsteres, sie konnte es nur noch nicht fassen. Ihr Inneres sagte ihr auch, dass sie lieber nicht darüber nachdenken sollte. Hatte sie vielleicht schlecht geträumt? Verschwommene Bilder tauchten vor ihr auf.

ein Fetzen Stoff ....

Sirenengeheul .....

ein blutiger Umhang .....

"Oh, nein!" flüsterte sie leise und konnte einfach nicht glauben, dass das wirklich alles wahr sein sollte!

Sie blickte wieder zu den kleinen Büchern hin und griff nach dem obersten. Langsam öffnete sie es.

Es war also doch kein Traum gewesen, denn dieses gehörte wirklich Severus. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt und leer.

Im Moment brachte sie keinen Ton heraus. Zu groß war ihre innere Ohnmacht darüber, dass sie Severus für immer verloren hatte, bevor sie nur irgendwie richtig zusammengekommen waren. Gedankenverloren blätterte Hermione in dem Buch.

"Über diese Seiten hat auch schon Severus gestrichen!"

Wieder dieser aufflammende Schmerz.

Sie begann die Sonette zu lesen, die sie gerade vor sich hatte:

That you were once unkind befriends me now,

And for that sorrow, which I then did feel,

Needs must I under my transgression bow,

Unless my nerves were brass or hammered steel.

For if you were by my unkindness shaken As I by yours,

y'have passed a hell of time,



And I a tyrant have no leisure taken

To weigh how once I suffered in your crime.

O that our night of woe might have remembered

My deepest sense, how hard true sorrow hits,

And soon to you, as you to me then tendered

The humble salve, which wounded bosoms fits!

But that your trespass now becomes a fee,

Mine ransoms yours, and yours must ransom me.



Daß du dich lieblos einst erwiesen hast,

Das freut mich jetzt. Denn ohne diesen Schmerz

Müßt' ich erliegen des Gewissens Last,

Es wäre Stahl und Eisen denn mein Herz.

Traf mein Verrat so furchtbar deine Brust,

Wie deiner mich, so trugst du Höllenleid,

Und ich, Tyrann, ich war mir nicht bewusst,

Was ich einst litt durch deine Grausamkeit.

Oh, hätte unsre schmerzenreiche Nacht

Mich tief gemahnt, wie wahrer Kummer quält,

So hätt' ich dir und schnell du mir gebracht

Den Balsam, der das wunde Herze stählt.

Nun wird zum Freispruch deine Schuld für mich,

Die mich entsühnt, wie meine Sünde dich.



"Wie wahr" dachte Hermione bitter. Sie hatten sich beide gegenseitig Schmerzen zugefügt und nun war es zu spät sie zu heilen. Viel zu spät!

Nun traten doch Tränen in ihre Augen und sie schluchzte so laut auf, so dass ihr Vater erwachte.

Dieser erhob sich von seinem Sessel und setzte sich neben Hermione auf das Bett.

"Mein Liebes!" sagte er leise und zog seine Tochter in seine Arme. In diesem Moment klopfte es an die Tür und Peter kam herein. Er sah seine aufgelöste Cousine, stürzte zu ihrem Bett.

"Hermione, hör zu! Er lebt! Bitte weine nicht mehr! Er ist am LEBEN!"

Hermione sah auf und blickte ihren Cousin mit roten Augen an.

"Bist du dir sicher? Er lebt?"

"Ja, er liegt im "Royal Hospital!" Ich war dort!"

Sie war aus ihrem Bett herausgesprungen und blickte die beiden an. "Ich, ich muss sofort ins Krankenhaus!"

"Hermione." ihr Vater begann zu protestieren. "willst du dich nicht noch ausruhen?"

Sie blickte ihren Vater bestimmt an. "Nein, ich MUSS sofort zu ihm, bitte, Daddy!"

Hermione griff noch nach ihrem Zauberstab. Vielleicht würde sie Ihn ja brauchen.



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Kurze Zeit später erreichten Sie das "Royal Hospital". Kaum angekommen, rannte Hermione auch schon in die Vorhalle und kam vor dem kleinen Empfang zum stehen. Dahinter stand ein älterer Pförtner.

"Guten Tag, ich möchte wissen, wie es dem Mann geht, der gestern Nachmittag hier eingeliefert wurde, ein Autounfall!"

"Ah", sagte dieser. "Kennen Sie den Mann?"

"Ja!" antwortete Hermione nervös. "Was ist mit ihm?"

"Moment" sagte der Mann langsam. Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer.

"Doktor? Ja, hier ist der Pförtner. Ich habe hier jemanden, der den Problemfall vom ersten Stock kennt!" "Gut, sie werden hier auf Sie warten!"

Hermione sah den Mann verzweifelt an. "Nun sagen Sie doch schon! Was ist mit ihm?"

"Nur nicht so hastig, junge Frau! Gleich kommt Dr. Webber, der wird Ihnen alles berichten!"

Sie lief nervös vor dem Empfang auf und ab. "Wann kam nun endlich dieser Doktor?"

Kurz darauf öffnete sich eine Tür und ein graumelierter Herr trat heraus. Er reichte Hermione die Hand. "Guten Tag, mein Name ist Webber! Kannten Sie den Mann?"

Sie merkte, wie ihr wieder die Knie weich wurden. Der Doktor sprach in der Vergangenheit! Hermione griff mit einer Hand an den Empfangstresen um sich abzustützen.

"Darf ich fragen, wer Sie sind?"

Ihr Vater ergriff das Wort, da sie im Moment keine Kraft hatte, etwas zu sagen. "Sie ist eine Bekannte von ihm!" während er das sagte, Griff er Hermione unter den Arm. Er befürchtete, dass sie sonst wieder zusammenbrechen würde.

"Dann folgen Sie mir doch bitte!"

Der Doktor machte auf dem Absatz kehrt und lief zu einer Tür. Hermione, ihr Vater und auch Peter folgten ihm. Sie liefen einige Meter und blieben vor einer Tür, die ins Freie führte stehen. Hermione sah den Mann verwundert an.

"Was ist? Wo ist er?"

"Anscheinend hat sich ihr Bekannter letzte Nacht hierher geschleppt und ist seitdem verschwunden!"

Erleichterung breitete sich in ihr aus, und einen Moment liebte sie ihre momentanen Stimmungsschwankungen. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt! Im Moment war wieder himmelhochjauchzend am Zug.

"Er lebt also!" flüsterte sie erleichtert.

"Das weiß ich nicht" sagte der Doktor. "Er war schwer verletzt. Es ist ein Wunder, dass er es überhaupt bis hierher geschafft hat! Die Infusionskanüle hat er sich einfach aus der Hand gerissen! Anscheinend verträgt der Mann schmerzen!"

Hermione fühlte sich nun schon ein wenig besser und begutachtete die aufgebrochene Tür.

"Eindeutig!" dachte sie. "Alohomora!"

"Ich frage mich nur", sagte der Doktor nachdenklich, "wie der Mann das Schloss aufbekommen hat. Die Tür war fest verschlossen und in seinem Zustand..!"

Hermione drehte sich zu dem Doktor um und stellte sich mit dem Rücken vor die Tür. Ihre Hände hatte sie hinter ihrem Rücken verschränkt und sie griff vorsichtig nach ihrem Zauberstab. "Ich muss die Tür wieder reparieren", dachte sie.

Sie schenkte dem Doktor ein scheues Lächeln. Irgendwie musste sie den Doktor ablenken. Sie sah flehend ihren Vater an. Anscheinend hatte er ihren Blick verstanden.

"Dr. Webber! Was für Verletzungen hatte er?" Dabei stellte er sich unauffällig vor seine Tochter um dem Arzt die Sicht zu versperren.

Zwar wollte Hermione auch wissen, was für Verletzungen Severus hatte, aber jetzt war es wichtig, diese Spuren zu beseitigen, bevor das Zauberministerium darauf aufmerksam wurde. Hermione hatte sich zu dem kaputten Schloss gedreht und versteckte ihren Zauberstab etwas unter ihrem Ärmel. Sie richtete Ihn auf das Schloss und flüsterte leise: "Reparo"

Sie wand sich wieder zu dem Arzt hin. "Sind Sie sich sicher, dass die Tür nicht doch offen war? Ich kann zumindest keine Gewalteinwirkung entdecken!" Der Doktor beugte sich nach unten und sah verwundert auf das intakte Schloss. "Hmm, das ist ja seltsam!" er kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Vielleicht, war die Tür ja doch nur angelehnt?" Hermione versuchte ein normales Gesicht zu machen.

Wieder blickte der Mann nach unten. "Sehr seltsam!" er schüttelte verwundert den Kopf. Na, ja, ich muss es nicht verstehen!"

Hermione atmete erleichtert auf. Jetzt gab es für sie nur noch einen Weg. Hogwarts! Sie griff nach der Hand ihres Vaters und zog ihm mit sich nach draußen.

"Halt!" rief der Doktor hinter ihnen her. "Wer war der Mann?"

Hermione antwortete nicht mehr. Sie wollte nur noch eins, zu Severus! Sie rannten zu dem Auto ihres Cousins und fuhren los. Im Hotel angekommen packte Hermione hastig ihre übrigen Sachen in den Koffer. Sie wollte sofort nach Hogwarts apperieren.

"Wie lange willst du fortbleiben?" ihr Vater saß auf ihrem Bett und beobachtete sie. "Das weiß ich leider nicht! Ist es O.K. für dich, die Praxis eine Weile alleine zu leiten?"

Er zuckte mit den Schultern. "Ich werde es wohl - oder übel machen müssen! Umstimmen will und kann ich dich nicht!" Ihr Vater stand auf, hielt Hermione an den Schultern fest und sah ihr in die Augen.

"Du musst dir nur ganz sicher sein, was du tust! Bist du dass, mein Schatz?" Sie blickte ihm fest in die Augen und sagte leise: "So sicher, wie ich es noch nie im Leben war!"

Er beugte sich vor, und küsste sie sanft auf die Wangen. "Viel Glück, Hermione, viel Glück!"

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Sie kam bei Anbruch der Dunkelheit vor den Toren Hogwarts an. Zu dieser Zeit war das Haupttor allerdings schon geschlossen. Hermione sah sich einen Moment um. Es war irgendwie seltsam nach so langer Zeit wieder in Hogwarts anzukommen. Zwar war sie schon zu Klassentreffen hier gewesen. Aber da waren immer Harry und Ginny und die anderen dabei gewesen, doch jetzt, so ganz alleine wieder hier zu sein, war doch etwas seltsam.

Ihr Blick schweifte über die Ländereien. Still und Dunkel lag etwas unterhalb der See. Am Waldrand stieg Rauch aus Hagrids Hütte auf und Hermione musste bei dem Gedanken an ihn lächeln. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie viele Menschen sie wieder von früher sehen würde! Doch im Moment hatte sie nur den Wunsch eine ganz bestimmte Person wiederzusehen.

Hermione drehte sich um, um an die Tür zu klopfen, als diese sich gerade öffnete. Sie sah jedoch niemanden vor sich.

Erst als etwas oder besser gesagt jemand an ihrer Jacke zupfte blickte sie nach unten. Es war Winky!

Diese sah sie einen Moment verwundert an. Anscheinend überlegte sie, woher sie Hermione kannte. Dann verwandelte sich ihr kleines Gesicht in ein breites Stahlen.

"Miiisssiiisss Granger! Oh, es ist Heermione!" während Winky dies herausquietschte, umklammerte sie Hermiones Beine und drückte sich fest an sie.

"Ganz ruhig, Winky! Bitte bringe mich sofort zu Professor Dumbledore!" sie tätschelte Winkys kleinen Kopf.

"Sofort! Bitte fooolgen Mississ Granger. Hier entlang. Winky bringt sie sooofort zu Professor Dumbledore!"

Hermione hastete der kleinen Hauselfe hinterher. Gleich würde sie Bescheidwissen!

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"Er hatte einige Rippen gebrochen und eine Platzwunde am Kopf! Wahrscheinlich hat er auch noch eine Gehirnerschütterung!" während Dumbledore dies Hermione zuflüsterte, beugte er sich über den tiefschlafenden Snape.

Auch Hermione blickte besorgt Severus an. In ihrem tiefsten Herzen war sie einfach nur froh ihn endlich wieder zu sehen und zu wissen, dass er lebte! Sie wollte ihn endlich berühren. Ihm endlich nah sein!

Albus Dumbledore richtete sich wieder auf und deutet ihr, mit ihm in das Schwesternzimmer zu kommen.

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"Ich bin wirklich froh, dass sie so schnell hierher gekommen sind!" erleichtert sah er zu ihr hinunter. Er bemerkte wie müde und blass sie aussah jedoch sprach er weiter:

"Sie wissen ja schon, dass Madame Pomfrey im Moment nicht hier ist und ich kann leider nicht die ganze Zeit hier bleiben." "Severus braucht alle paar Stunden diesen Heiltrunk, der ihm eingeflöst werden muss!" er reichte Hermione ein kleines Fläschchen mit einer bräunlichen Flüssigkeit.

"Könnten Sie dies übernehmen?"

"Sicher!" sagte diese leise.

"Ich bin auch sehr froh, Professor Dumbledore, dass es ihm wieder besser geht! Ich dachte schon.!" Hermione konnte nicht mehr weitersprechen. Sie konnte einfach nicht aussprechen, was ihre größte Befürchtung gewesen war und sie war so froh, dass sie unrecht gehabt hatte!

Dumbledore legte eine Hand sachte auf ihr Knie und sagte leise: "Miss Granger! Es wird ihm bestimmt bald wieder besser gehen, und ich bin mir sicher, mit ihrer Hilfe sogar noch schneller!"

Er war froh, dass Ginny Weasley alles erzählt hatte, denn sonst wäre er sehr verwundert gewesen, warum Miss Granger so aufgewühlt war. Er hatte sich schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde bis Sie hier auftauchen würde!

Hermione blickte sehnsüchtig durch das kleine Fenster zu Severus hin. Dumbledore bemerkte es. "Ich sollte sie alleine lassen!" dachte er und erhob sich langsam.

"Nun" sagte er. "ich werde dann mal gehen! Wenn Sie schlafen möchten, rufen Sie bitte nach Winky, sie wird Sie in Ihre Gemächer führen!" Hermione blickte zu dem Zauberer auf und dankte ihm.

Dumbledore ging und endlich war sie alleine mit Severus.

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Sie stand auf und lief sachte durch den Raum und griff nach einem Stuhl, den sie neben Severus´ Bett stellte. Sein kleines Buch mit den Sonetten hatte sie auf den Tisch neben ihn gelegt.

Einen kleinen Moment sah sie ihn einfach nur an und prägte sich sein Gesicht ein. Sie sah seine verbundene Stirn, dann folgte die steile Falte zwischen den geschlossenen Augen und seine gebogene Adlernase. Seine Lippen waren leicht geöffnet.

Ohne genau zu wissen, was sie tat, hob Hermione ihre linke Hand und fuhr mit dem Zeigefinger sein Profil nach. Seine blasse Haut fühlte sich kalt an und als sie ihn das erste mal berührte jagte ein Schauer über ihren Rücken. Es tat so gut ihn zu berühren! Aus ihrer sanften Berührung wurde nun ein Streicheln. Sie streichelte ihm sachte über das Gesicht. Hermione konnte nicht mehr aufhören ihn zu berühren, so lange hatte sie darauf warten müssen. Auch, wenn er nicht wach war, war sie überglücklich.

Nun fuhr sie mit ihrer Hand über seinen Arm zu seiner rechten Hand hinunter und nahm diese in ihre Hände. "Endlich bin ich bei dir, Severus! Endlich!" murmelte sie leise.

Sie beugte sich nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Auch wenn er schlief, raste ihr Herz. Hermione lehnte ihren Kopf sachte an seinen Arm und schlief Hand in Hand mit Severus Snape ein.



Anmerkung: so, das war ein etwas "ruhigeres" Kapitel! Ich bitte /wie immer/ um Reviews! :- ) [pic]