14. Wiedersehen mit Folgen

Etwas über ein Jahr später -

Hermione saß an ihrem Schreibtisch und machte noch einige Notizen in die Krankenakte von Mr. Willoughby, dem sie gerade einen Zahn gezogen hatte und sah auf, als die Tür geöffnet wurde und ihre Mutter in ihr Büro trat.

Auf dem Arm trug sie Hermiones drei Monate alte Tochter Sevina, die fröhlich vor sich hingluckste.

"Mein Schatz!" Hermione stand rasch auf und lief zu ihrer Tochter und nahm sie auf den Arm.

"War sie lieb, Mum?"

"Natürlich, das ist sie doch immer!" erwiderte ihre Mutter. "Komm, gib sie mir wieder, ich bringe Sevina nach oben, dann kannst du noch rasch deine Sachen Fertigmachen."

Hermione legte ihrer Mutter wieder Sevina in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

"Mum, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!"

"Ich habe die Kleine doch aus so gerne, es ist mir keine Last, Hermione, eher eine große Freude!" sie strahlte ihre Tochter an.

Hermione ließ sich wieder in ihrem Sessel nieder und ließ die letzten Monate kurz Revue passieren.

Ihre Eltern und ihre Freunde waren sehr überrascht gewesen, als sie verkündet hatte, das sie ein Kind bekam.

Emma, Harry und Ginny hatten immer wieder versucht ihr zuzureden, sich bei Snape zu melden. Aber irgendwie konnte sie nicht!

Wahrscheinlich war sie auch einfach zu Stolz, zu Severus zu gehen und zu sagen, dass sie schwanger war. Nein, niemand in Hogwarts sollte es erfahren und es hatte sie nächtelange Diskussionen mit Harry und Ginny gekostet, dass diese nicht an Snape oder Dumbledore schrieben. Irgendwann hatten sie es auch murrend akzeptiert.

Sie fragte sich immer noch, ob sie nicht doch zu Severus gehen sollte, um es ihm zu sagen!? Aber ihr fehlte einfach der Mut.

"Habe ich einen Fehler gemacht?" fragte Hermione zum wiederholten male.

"Hat Severus nicht auch ein anrecht auf sein Kind? Kann ich es mir erlauben, ihm sein Kind zu verschweigen?" Fragen, die immer wieder in ihrem Kopf auftauchten.

Hermione hatte immer noch eine tiefe Sehnsucht nach ihm und immer, wenn sie in die dunklen Augen ihrer kleinen Tochter blickte, sah sie Severus´ Augen. Nachdem sie damals wieder Hogwarts verlassen hatte, gab sie es auch auf, ihm Briefe zu schreiben. Sie bekam ja eh keine Antwort!

Einmal noch hatte sich Dumbledore bei ihr gemeldet und gefragt, warum sie denn nicht mehr zurückkam. Er hatte ihr im letzten Schwangerschafts-Monat geschrieben und ihr ging es zu dieser Zeit nicht sonderlich gut, dass sie keine Kraft hatte, ihm zu antworten. Aus Angst, dass er vielleicht plötzlich durch das Floh-Netzwerk bei ihr auftauchen würde, hatte sie sich sogar vom Netzwerk abkapseln lassen.

Sie stand auf und machte sich auf den Weg nach oben.

Sevina lag in ihrem Bettchen und verzog leicht ihr Gesicht. Hermiones Mutter stand in der Küche und hatte gerade das Fläschchen fertiggemacht. Sie reichte sie Hermione und diese ging zu dem kleinen Schaukelbett, hob ihr Baby heraus und setzte sich in den Sessel ans Fenster. Während sie Sevina fütterte, redete sie noch kurz mit ihrer Mutter, die sie dann kurz darauf verließ.

Hermione stellte die Flasche zur Seite und wiegte ihre Tochter in den Schlaf. Sie begann ihr Lieblingslied zu summen und die Worte in ihrem Kopf formten daraus das ganze Lied. Es war ein Lied mit einem etwas bitteren Beigeschmack.

.. you light up my life,

You give me hope, to carry on.

You light up my days

And fill my nights with song ..

Ja, ihre Tochter füllte ihr Leben aus, doch sie wusste, dass das fehlende Puzzlestück immer eine Lücke hinterlassen würde. IMMER!

Sie stand vorsichtig auf und legte Sevina in ihr Bett und strich ihr sanft über die Wange, wie sie es auch oft bei deren Vater getan hatte und wartete, bis sie eingeschlafen war.

Sie schloss die Tür und ging zurück in die Küche, um eine Kleinigkeit zu essen, als ihr Telefon klingelte.

Es war Ginny.

"Herm, ich muss morgen in die Winkelgasse, einige Einkäufe erledigen, kommst du mit?"

"Winkelgasse? Ginny, ich weiß nicht.!"

"Hermione! Du warst schon so lange nicht mehr dort! Möchtest du nicht mal wieder "Madame Serenas Badeutensilien" ausprobieren? Oder bei "Flourish & Blotts" herumstöbern? Komm schon! Hermione, du kannst nicht dein ganzes Leben einen Bogen um die Zauberwelt machen! Bitte, ich will mir einen neuen Hut kaufen und brauche dabei doch deinen Rat!"

Hermione konnte Ginny gar nicht im Redefluss unterbrechen und gab dann irgendwann nach.

"OK, OK, Ginny! Ich komme mit! Wann willst du gehen?"

"Wie wäre es um neun Uhr? Vor dem Leaky Cauldron?"

"Gut," antwortete Hermione, "dann um neun!" Sie legte den Hörer auf und lehnte sich an ihren Kühlschrank.

Winkelgasse! Zuletzt war sie dort gewesen, als sie mit Severus zusammengestoßen war. Damals hatte alles angefangen! Aber ihr war klar, dass sie dort irgendwann mal wieder hinmusste. Vielleicht ein guter Weg, mit der Vergangenheitsbewältigung anzufangen!

@@@@@@

Albus Dumbledore saß in seinem Sessel und wartet darauf, dass sich die Tür öffnete und Severus eintrat. Er hatte eine Hauselfe mit einer Nachricht für ihn losgeschickt.

Es dauerte noch einige Minuten und Severus Snape betrat das Büro des alten Zauberers.

"Professor!" Severus nickte ihm höflich zu.

"Setzen Sie sich bitte, Severus!" Dumbledore wies auf den Sessel und zauberte auf den kleinen Tisch vor ihm eine Tasse Tee und Gebäck.

"Sie wollten mich Sprechen, Professor?" sagte Severus gelangweilt.

"Ja, aber nehmen wir doch erst einen schluck Tee!"

Beide griffen schweigend zu ihren Tassen und aßen etwas von dem Gebäck. Somit hatte Dumbledore einen Moment Zeit, den Zaubertränke- Lehrer zu mustern.

Er war blass und sein Gesicht sah mürriger aus denn je. Seit sich Hermione Granger nicht mehr gemeldet hatte, hatte sich Severus wieder in den Menschen zurückverwandelt, der er einst war. Nur noch eine Spur mürrischer und abweisender!

Dumbledore hatte versucht mit ihm zu reden. Doch er hatte Hermione mit keinem Wort mehr erwähnt. Er hatte Miss Granger eine Express-Eule geschickt, doch der Brief war unbeantwortet geblieben. Aus Sorge hatte er sich an Harry Potter gewandt, doch dieser blieb auch recht einsilbig und hatte ihm nur erklärt, dass Hermione kein Interesse mehr an der Zauberwelt hatte.

Aber "WARUM" das alles so war, wusste Dumbledore immer noch nicht.

"Was gibt es denn, Professor Dumbledore?" Severus hatte ihn wieder aus seinen Gedanken gerissen und er blickte hoch und lächelte ihn an.

"Ich habe eine Aufgabe für Sie, Severus!" er griff nach einem versiegelten Brief.

"Dieser Brief," Dumbledore hob ihn hoch, "muss dringend zu Gringotts gebracht werden und ich wollte Sie bitten, ihn dort abzugeben!"

"Winkelgasse?" sagte Severus mit scharfer Stimme, als ob die Winkelgasse etwas schleimiges, ekliges wäre.

"Ja! Ich bin morgen leider verhindert! Und der Brief muss rasch abgegeben werden!"

Dumbledore hätte eigentlich auch selbst hinreisen können, aber er dachte, es wäre für Snape mal eine gute Ablenkung und irgend etwas sagte ihm, dass Severus nach London reisen musste. Es war ein unbestimmtes Gefühl, erklären konnte er es nicht.

Genervt griff Severus nach dem Brief. Er hasste die Kobolde in Gringotts und er hasste London, oh Gott, er hasste London ja so sehr!

Aber er musste sich selbst eingestehen, dass ihn ignorieren auch nicht weiterbringen würde. Er hatte sich seit damals alle Sachen, die er für den Zaubertränke-Unterricht brauchte aus Katalogen besorgt oder mitbringen lassen.

"Irgendwann muss ich wohl den Tatsachen ins Auge sehen!" dachte er traurig und wollte aufstehen.

"Ich habe Ihnen auch schon eine Fahrkarte besorgt, es ist besser, Sie nehmen noch den Zug heute Abend! Dann haben Sie morgen genügend Zeit in der Winkelgasse, Sie müssen doch sicher auch einige Besorgungen machen?" er lächelte Snape warm durch seine halbmondförmige Brille an und gab ihm den Fahrschein.

"Heute schon?" fragte dieser leicht genervt.

"Ja, heute!" erwiderte der alte Zauberer mit Nachdruck.

"Dann werde ich mal gehen, auf Wiedersehen, Professor!"

Severus verließ das Büro und begab sich in seine Gemächer und packte ein paar Habseligkeiten ein, die er mitnehmen wollte und machte sich auf den Weg nach Hogsmeade, um nach langer Zeit mal wieder mit dem Hogwarts-Express zu fahren.

Er betrat den Zug und suchte sich einen Platz. Severus fühlte sich innerlich so leer und doch stieg wieder ein Gefühl der Wärme in ihn auf. Hoffnung flammte in ihm auf, die er sofort ankämpfte.

"Vielleicht ist sie ja in der Winkelgasse!"

Doch seine innere Stimme höhnte zurück: "Hast du es denn immer noch nicht Kapiert, Severus Snape? Sie WILL nichts mehr von dir wissen! Schlag sie dir aus dem Kopf!"

Er sank in den Sitz zurück. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er schloss die Augen und fiel zum Glück schnell in einen tiefen Schlaf.

Der Hogwarts-Express fuhr abends in Kings Cross ein und Severus hasste es einmal mehr in die Muggelwelt zu gehen. Es gab keinen Grund für ihn diese zu betreten und er hatte dazu auch keine sonderliche Lust, deshalb nahm er diesmal den fahrenden Ritter in Anspruch, der die Hogwarts-Reisenden zur Winkelgasse brachte.

Erleichtert stieg er aus dem Bus der immer wieder hin- und hersprang und furchtbar holperte. Ihm war schlecht und er ging mit leicht zitternden Knien in den Pub.

Der Wirt war noch immer der selbe wie letztes Jahr und er schien Severus zu erkennen.

"Ah, sie sind doch letztes Jahr mit meinem tollen Express-Kamin nach Edinburgh gereist. Hat denn alles geklappt?"

Severus verzog sein Gesicht und überging die Frage.

"Ich möchte ein Zimmer! Für eine Nacht!"

Der Wirt schüttelte etwas verwundert den Kopf, sagte aber nichts mehr weiter. Im Pub tauchten nun mal immer wieder seltsame Leute auf und er war daran gewöhnt.

"Zimmer Nummer 116!"

"116?" sagte Snape verwundert. "Haben Sie so viele Zimmer hier?"

"Nein, antwortete der Wirt, aber es klingt besser! Oder?" er blickte Severus begeistert an. Zur Erklärung sagte er: "Die erste 1 steht für die erste Etage und die 16 für das 16. Zimmer!"

"Aha." Sagte Severus matt und bestellte sich noch ein Butterbier.

Es war ihm egal, warum die Zimmer welche Nummer hatten, solange er überhaupt eins hatte, war ihm alles recht! Er trank schnell das Bier und ging nach oben. Er hatte nicht sonderlich Lust auf Gesellschaft.

Als er im Bett lag, griff er nach dem kleinen Buch, dass er aus einem Impuls heraus mitgenommen hatte. Komischerweise hatte ihn jetzt die Zimmernummer auf die Idee gebracht, es einmal wieder zu lesen.

Die 116 Sonette.

Die Worte klangen in seinem Ohr.

.... Oh, no, `tis an ever fixed mark- .....

... O nein, sie ist das Zeichen festgegründet - .....

... die Liebe .... .. die Liebe ...

Severus seufzte und sank tiefer in sein Bett zurück. Er war der Meinung gewesen, dass er es geschafft hätte, Hermione zu vergessen! Aber jetzt kam wieder alles in ihm hoch! Ihre Umarmungen, ihre Küsse. So lange wieder her und doch schien es ihm erst wie gestern.

Er blätterte zurück und verwundert sah er, dass jemand etwas hineingeschrieben hatte.

Dass hatte er ja noch gar nicht gesehen! Es war Hermiones Handschrift.

Mein Geliebter!

Es fällt mir so schwer, von dir zu gehen! Ich liebe dich. Von ganzem Herzen! Aber denke bitte immer daran: Unsere Liebe soll sein wie ein Zeichen .. tis an ever fixed mark ....

In Liebe, Hermione

Verzweifelt legte sich Severus eine Hand auf die Stirn und schloss die Augen.

"Warum", fragte er sich, "warum kommen diese Zeichen jetzt alle?"

"Ist das Schicksal?"

Er wollte nicht mehr darüber nachdenken. Er legte das Buch zur Seite und versuchte zu schlafen, doch immer und immer wieder hörte er die Worte im Kopf!

Woher hätte Severus Snape auch wissen sollen, dass es dieses Zeichen der Liebe schon längst gab?

@@@@@@

Hermione stand etwas nervös vor dem Leaky Cauldron und wartete auf Ginny. Sie steckte sich ihre Hände in die Hosentaschen und bemerkte, dass ihre Handinnenflächen verschwitzt waren.

"Soll ich wirklich wieder in die Winkelgasse gehen?"

"Vielleicht ist Severus ja doch da?"

Die Fragen gingen ihr die ganze Zeit im Kopf umher.

"Natürlich wird er nicht da sein!" dachte sie sich traurig und kam dann auch gar nicht mehr dazu, weiter zu denken, weil in diesem Moment Ginny angerauscht kam.

Sie umarmte Hermione und sah sich verwundert um.

"Wo ist Sevina?"

"Bei meiner Mutter."

"Warum hast du sie nicht mitgebracht?"

"Ginny, ich werde sie doch nicht mit in die Winkelgasse nehmen! Erstens ist es zu stressig für ein kleines Baby und zweitens laufen da mit Sicherheit immer noch genügend Leute umher, die mich kennen!"

"Ah, natürlich, ich vergaß", sagte Ginny leise.

Die beiden betraten das Pub, hielten sich jedoch nicht lange dort auf, sondern schritten rasch durch das Leaky Cauldron, um schnell auf die Winkelgasse zu kommen.

Sie traten durch das Magische Tor und standen in der Gasse. Hermione hielt einen Moment den Atem an. Es war wirklich eine andere Welt! Um die Zeit war auch schon eine Menge los und sie liefen die Straße hinab.

Unbewusst sah sie sich immer wieder suchend nach einer großen, schwarzen Gestalt um, die sie jedoch nirgends entdeckte.

Sie und Ginny waren gerade auf der Höhe von Ollivanders als sie hinter sich eine Stimme vernahmen.

"Hermione!" Mit klopfenden Herzen drehte sich die angesprochene um.

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Severus hatte schlecht geschlafen und saß nun mürrisch vor dem Porrige- Teller den er langsam Löffelte.

Er hatte beschlossen, zuerst alle Zutaten für den Unterricht zu besorgen und danach zu Gringotts gehen, um den Brief abzugeben. Er wollte sich Zeit lassen. Davon hatte er jetzt ja wirklich genug.

Severus schob den Teller von sich, er hatte keinen großen Hunger. Er stand auf und verließ den Frühstücksraum und betrat die Winkelgasse. Er achtete nicht sonderlich auf die ganzen Zauberer und Hexen um ihn herum, und lief schnurstracks zu "Mr. Marshes Kräuterparadies".



@@@@@@

Hermione sah sich einen Moment verdutzt um und erkannte, wer sie gerufen hatte.

Es war - Neville Longbottom!

"Neville!" riefen Hermione und Ginny gleichzeitig und liefen auf den ehemaligen Klassenkameraden zu. Inzwischen war sie wirklich froh, dass sie Sevina nicht dabei hatte. So wurden ihr wenigstens keine Fragen gestellt.

Sie unterhielten sich eine Weile, tauschten Informationen aus und trennten sich wieder.

Nachdem Ginny sich einen neuen Zauberhut geleistet hatte, gingen sie zu Florean Fortescues Eissalon und setzten sich an einen der Tische und bestellten sich ein Eis. Während beide ihr Eis aßen, beschlichen Hermione immer wieder die Gedanken an damals.

"Hier hast du auch mit Severus gesessen!" "Hier hast du dich in ihn verliebt!"

Sie wollte nicht daran denken, es schmerzte einfach zu sehr! Sie seufzte leise und hob ihren Kopf und sah zu Ginny, die ihren Hut herausgeholt hatte und begeistert darüberstrich. Er war aus hellblauem Samt mit Sternen bestickt. Sie setzte ihn auf und sah Hermione fragend an.

"Steht er mir wirklich?"

"Ja, er ist toll", sagte Hermione bewundernd.

"Ich muss noch kurz zu Gringotts. Kommst du mit oder treffen wir uns in einer Stunde wieder vor dem Pub?" sie sah Hermione fragend an.

"Hmm ..., nein ich glaube ich gehe mal wieder nach alten, verstaubten Büchern schauen! Ich vermisse richtig den Geruch von alten Büchern. Ich gehe zu "Flourish & Blotts".

Sie standen auf und trennten sich. Hermione betrat den alten Buchladen und sog den Geruch von altem Pergament in sich ein. Es war schön, endlich mal wieder hier zu sein.

Hermione stand schon eine Weile vor der Abteilung der "Magischen Medizin" und suchte etwas zur Behandlung von Zahnschmerzen und blätterte gerade in einem dicken Wälzer, als sich hinter ihr die Tür öffnete.

Sie konnte nicht erklären, warum sie plötzlich aufsah, aber sie fühlte sich irgendwie beobachtet. Warum wusste sie auch nicht.

Hermione drehte sich um - und erstarrte - genauso wie die andere Person, die den Laden betreten hatte.

Es war: Severus Snape!

Hermione stockte einen Moment der Atem. Irgendwie fand sie ihre Stimme wieder.

"S-Severus .." ihre Stimme zitterte, sowie ihr ganzer Körper. Das Buch glitt aus ihren Händen und landete polternd auf dem Boden.

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Severus verließ bepackt mit allerlei Kräutern und Zutaten den Laden und lief die Winkelgasse weiter hoch. Er erreichte "Flourish & Blotts" und entdeckte im Fenster ein Buch, was ihn interessierte und betrat den Laden.

Seine Augen mussten sich erst einen Moment an die Dunkelheit gewöhnen und er sah sich, sobald er alles wieder besser erkennen konnte, um und entdeckte am hinteren Ende eine junge Frau, die interessiert in einem Buch blätterte.

Es war - Hermione!

Er hielt sich einen Moment länger am Türgriff fest. Zu überrascht war er, sie tatsächlich zu sehen. Severus beobachtete sie einen Moment.

Sie war so schön! Ihr braunes Haar war noch länger als letztes Jahr und sie war etwas fülliger geworden. Was ihr aber nicht schlecht stand. Im Gegenteil! Irgendwie wirkte sie reifer und fraulicher.

Severus konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Er hatte Angst, dass wenn er nur einen Moment wegschauen würde, sie weg wäre.

Er atmete tief ein und sah, wie sie plötzlich ihren Kopf hob und zu ihm hinüber sah. Severus schluckte, sein Mund war nun total trocken.

Anscheinend war Hermione genauso erschrocken wie er und er sah, wie ihr das große Buch aus den Händen fiel und sie seinen Namen herausstotterte. Er lief zu ihr hin, um es aufzuheben, nein, er musste sich korrigieren, um ihr endlich wieder nah zu sein.

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Sie beugten sich beide gleichzeitig nach unten und ihre Hände berührten sich, als sie zu dem Buch griffen.

Beide sahen sich in die Augen. Hermione war kurz davor zu Hyperventilieren.

Sie warfen sich einen Blick zu, wie ihn sich nur Verliebte schenkten. Hermione versank in seinen Augen und glaubte, er würde bis auf den Grund ihrer Seele schauen.

Ihre Hand lag immer noch auf seiner und sie umklammerten beide das Buch. Es war so wundervoll seine Haut zu spüren, die sich angenehm und warm anfühlte. Sie konnte nicht anders und streichelte ihm sanft mit dem Daumen über den Handrücken.

Severus ergriff mit seiner anderen Hand ihren Oberarm und zog sie nach oben. Schweigend sahen sie sich an. Severus hob seine Hand und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht.

Endlich hatte auch er wieder seine Sprache gefunden und flüsterte ihren Namen.

"Hermione ...!"

"Severus, oh Gott, ich bin so, so froh, dich wieder zu sehen!" flüsterte Hermione unter Tränen.

"Bitte," sagte er genauso leise. "Nicht weinen, nicht weinen ich bin doch jetzt da!"

"Ja, oh ja, du bist endlich da!" sie fand unter ihren Tränen ein Lächeln.

Hermione legte das Buch zur Seite und versuchte, sich irgendwie wieder zu fangen. Was sollte sie jetzt machen? Ihm sofort von Sevina erzählen? Nein, sie wollte ihm nicht hier, zwischen all den Büchern, von seiner Tochter berichten. Sie wollte sie ihm zeigen.

"Wir, wir müssen reden!" sagte er zärtlich.

Hermione nickte.

"Ja, müssen wir, aber nicht hier!"

"Nein, nicht hier, wollen wir ins Leaky ..?"

Sie unterbrach ihn.

"Kannst du zu mir kommen? Zu mir nach Hause?" sie blickte ihn ängstlich an. Er würde doch nicht nein sagen!?

"Ja, natürlich", sagte er, "ich muss noch eine Besorgung für Dumbledore machen! W-wann soll ich bei dir sein?"

Hermione hatte tausend Gedanken im Kopf. Sie musste schnellstens zu ihrer Mutter, Sevina holen. Sie wollte ihrer Tochter das schönste Anziehen, was sie hatte, sie wollte sie noch Baden, sie wollte sich etwas schönes Anziehen. Sie wollte schön für ihn sein!

Ihr Blick fiel auf die Uhr. "Kannst du um sechs Uhr bei mir sein? Kennst du den Weg noch?" sie sah ihn erwartungsvoll an.

"Ja," lächelte er. "Sogar mit der U-Bahn!"

Verwundert sah sie ihn an. "U-Bahn?"

"Das erkläre ich dir heute Abend, einverstanden?"

Hermione nickte und sie verließen Hand in Hand den Buchladen. Vor dem doch alles angefangen hatte.

Davor drehten sie sich noch einmal zueinander.

"Kommst du auch, ganz bestimmt?" ein zittern war in ihrer Stimme. Sie hätte ihn am liebsten gar nicht gehen lassen.

"Ich werde da sein, Hermione, ganz bestimmt!"

Severus beugte sich nach vorne und gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund. Sein Herz und auch ihres raste. Es war so schön, dass sich endlich wieder ihre Lippen berührten.

Er löste sich seufzend von ihr und ging zu Gringotts.

@@@@@@

Hermione fühlte sich wie im Traum. Sie stand regungslos da und blickte ihm hinterher, wie er zu Gringotts lief.

"Ich habe ihn wieder gefunden! Endlich!" in ihr breitete sich ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus.

Rasch lief sie zum Leaky Cauldron, wo schon Ginny wartete.

"Wo warst du?"

"Ginny, oh, Ginny! Severus .. er ist hier!"

"WAS? Snape? Hast du es ihm gesagt?"

"Nein, aber er kommt heute Abend zu mir, dann sage ich ihm alles und zeige ihm endlich seine Tochter!"

"Ginny, er, er liebt mich immer noch! Ich bin ja so glücklich!"

Ginny kam die Freundin wie ausgewechselt vor! Hermione sprühte vor Lebenslust und Glück.

"Ich hätte nie gedacht, dass Snape so etwas wirklich zustande bringt!" dachte sie, aber sie freute sich aufrichtig für Hermione.

Sie hatte so lange gelitten, hatte die Schwangerschaft und die Geburt alleine durchgestanden. Sie hatte sich ihr Glück redlich verdient und wenn sie nachdachte, Snape wohl auch. Harry war ihm vor kurzem in Hogwarts begegnet und er hatte ihr berichtet, dass Snape nicht sonderlich glücklich ausgesehen hatte. Eigentlich war er ja sowieso immer mürrisch gewesen, aber Harry war der Meinung gewesen, dass er sogar noch schlimmer als früher war!

Die beiden Freundinnen trennten sich vor dem Pub voneinander. Ginny umarmte Hermione und flüsterte ihr: "Ich wünsche dir, dass alles gut wird, Hermione!" ins Ohr.

"Dass wird es, Ginny, ich weiß es!"

@@@@@@

Hermione fuhr so schnell sie konnte zu ihrer Mutter und holte ihre Tochter ab.

"Schatz, du wirkst so aufgewühlt, ist was passiert?" ihr Vater, der auch zu Hause war, sah sie verwundert an.

"Es ist alles in Ordnung, Daddy, ich bin im Moment glücklich wie nie!" sie hoffte, dass ihr Vater sich mit dieser Erklärung zufrieden gab. Sie wollte noch nichts sagen, sie wollte erst abwarten, bis sie Severus wiedersah.

Sie packte Sevinas Sachen zusammen und machte sich mit dem Baby auf den Weg nach Hause.

Irgendwie hatte sie es geschafft, das Baby zu waschen, anzuziehen und zu füttern. Sie selbst war in ein Kleid geschlüpft, dass sie sich vor kurzen gekauft hatte, da ihre alten Kleider ihr im Moment nicht passten. Trotz allem stand ihr das Kleid eigentlich ganz gut. Es betonte ihr Dekolletee und war im Viktorianischen Stil geschnitten, mit hoher Taille.

Es war kurz vor sechs. Nervös lief Hermione auf- und ab und versuchte Sevina, die wohl auch durch sie nervös geworden war, zu beruhigen, die sich gerade die Seele aus dem Leib schrie.

Sie wiegte ihre Tochter hin- und her. "Gaanz ruhig!" versuchte sie mit einigermaßen ruhiger Stimme auf ihre Tochter einzureden. "Gleich kommt ein Daddy, und wir wollen doch einen guten Eindruck machen!" Anscheinend hatte der beruhigende Ton ihrer Stimme Wirkung und die kleine hörte auf zu schreien.

Die Uhr tickte. Es war kurz nach sechs. "Wo ist er nur?" Nervös blickte sie aus dem Fenster. "Nichts zu sehen!"

Zehn nach Sechs.

Hermione setzte sich zitternd in den Sessel.

"Bitte komm," flüsterte sie. "Bitte, bitte komm!"

Sie hörte in die Stille hinein und wartete auf das Klingeln.



Anmerkung: so, dass Kapitel ist auch fertig. Ich weiß, ich weiß, ich bin gemein!;-/ Ich will doch die Spannung bis zum Schluss erhalten! * g*

Über Reviews freue ich mich - wie immer halt!