Teil 14, Donnerstag, in der Zentrale

Nachdem Amanda aufgestanden war und geduscht hat, hatte sie für Lee Frühstück gemacht und es nach oben gebracht. Sie wollte ihn nicht wecken und hinterließ ihm eine Nachricht, auf der stand, dass sie in die Zentrale gefahren sei.

Als sie sich von Mrs. Marsten geben ließ, klingelte ihr Handy. Am anderen Ende hörte sich Charlie.

"Hallo Charlie, hast du sie gefragt?"

"Ja, ich habe sie gefragt. Du kannst mir deine Unterlagen schicken ich kümmere mich dann um alles andere. Sie wissen auch nicht, wer du bist. Ich habe ihnen gesagt, es handelt sich um einen alte Freundin von mir."

"Danke Charlie. Sagst du mir dann Bescheid, wenn sie kommen."

"Mach ich, Engelchen. Machs gut!"

Charlie legte auf. Amanda machte sich auf den Weg zu ihrem Chef, um ihn von ihrer Hilfe zu erzählen. Amanda klopfte wie immer an. Billy bat sie herein. Sie setzte sich.

"Mr. Melrose, ich muss mit ihnen über den Fall reden."

"Was ist den los? Wollen Sie ihn nicht mehr?"

"Doch. Es geht um die Personen, die mir helfen. Ich möchte, dass Sie wissen um wen es sich handelt. Es sind meine früheren Kolleginnen. Wir haben für einen Mann namens Charlie Townsend gearbeitet! Kennen Sie ihn?"

Billy überlegte etwas. "Ja, ich kenne ihn. Er ist ein entfernten Bekannter. Er hat doch einen Privatdetektei mit seinen Engeln. Sie haben schon einmal für uns gearbeitet. Aber was haben Sie damit zu tun?"

"Ich bin ein Ex-Engel. Ich habe auch als Detektivin gearbeitet. Außerdem habe ich einen Abschluss von einer Polizeischule. Und bevor Sie fragen, warum Sie nie etwas darüber gefunden haben. Ich hatte einen Decknamen. Und ich glaube ich war bei dem Fall für den Geheimdienst mit dabei. Irgendwie kam mir die Umgebung so vertraut vor. Können Sie sich noch an die Namen erinnern?"

Billy überlegte kurz. "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber eine hieß Kris Munroe, eine Kelly Garret und ich glaube Sabrina Duncan. Und John Bosley nicht zu vergessen."

"Gutes Gedächtnis. Es gibt alle Namen und die letzte bin ich."

"Wenn ich mich recht erinnere, hatten sie damals lange, glatte schwarz Haare und haben allen Agenten unter fünfzig den Kopf verdreht."

Amanda nickte.

"Wenn das so ist, dass sie Polizistin und Detektivin sind, darf ich Sie hiermit zur Agentin ernennen. Wenn man Berufserfahrung in einem der beiden Jobs hat, braucht man nicht an dem Lehrgang teilzunehmen. Sondern nur einen Test bestehen, aber darauf verzichten wir in ihrem Fall, weil Sie schon lange genug bei uns arbeiten."

Amanda konnte es nicht fassen. "Heißt das, dass ich jetzt offiziell eine Geheimagentin bin? Francine wird ausrasten!"

Billy und Amanda lachten bei den Gedanken daran, dass Francine ihr Lieblingsärgerthema nicht mehr hatte.

"Hat Lee damals eigentlich schon hier gearbeitet? Ich kann mich ganz dunkel an seinen Namen erinnern."

"Ja, Lee hatte damals gerade bei uns angefangen. Sie haben mit ihm zusammengearbeitet und soviel ich noch weiß, haben Sie sich früher schon sehr gut miteinander verstanden."

Billy grinste bei dieser Erinnerung.

"Stimmt, ich erinnere mich wieder. Was für ein Zufall, dass Lee ausgerechnet mir das Päckchen am Bahnhof gegeben hat. Komische Sache. Mr. Melrose, können Sie mir heute freigeben, Lee und ich, wir möchten gerne ein Haus besichtigen."

"Aber sicher und grüßen Sie ihn von mir! Auf Wiedersehen."

Als sie hinaus ging, traf sie auf Francine.

"Hallo Amanda, ich habe von Lees schrecklichen Unfall gehört. Weißt du, wie es ihm geht?"

"Das war kein Unfall, sondern ein Mordversuch und es geht ihm wieder ganz gut. Er muss nur sein Bein ruhig halten und er hat Schmerzen, wenn er sich bewegt und lacht."

"Bist du dir sicher, dass jemand ihn umbringen will? Ich glaube, ich besuche ihn einmal und frage Billy, ob ich bei dem Fall helfen kann."

Amanda wirkte leicht genervt. "Ich bin mir sicher, immer hin habe ich die Spur entdeckt und bearbeite auch den Fall und brauche keine Hilfe, weil ich schon welche habe. Und wenn du ihn in seiner Wohnung besuchen willst, muss ich dich enttäuschen, denn er ist nicht dort."

"Wo ist er dann?" Amanda wollte gerade gehen.

"Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, lag er in meinen Bett und hat geschlafen!"

Das saß. Francine konnte darauf nichts sagen und Amanda konnte endlich nach Hause gehen.

Lee hatte sich in der Zwischenzeit für die Hausbesichtigung fertiggemacht und saß nun auf dem Sofa und blätterte in dem Namensbuch.

"Hi Liebling, ich habe sich vermisst."

Amanda kam zu ihm und küsste ihn. "Schön zu hören. Ich habe als Entschädigung für dich drei gute Nachrichten!"

"Gleich drei!?! Schieß los!"

"Nummer eins: Billy hat mir für heute freigegeben und läßt dich grüßen!

Nummer zwei: Charlie hat angerufen und mir mitgeteilt, dass sie Engel den Fall übernehmen.

Und Nummer drei: Du hast ab heute ein offiziell ausgebildete Partnerin. Billy hat mich zur Agentin ernannt!"

Lee war sprachlos. Jetzt konnte er jeden Fall mit seiner Frau bearbeiten.

"Das sind wirklich gute Nachrichten. Aber warum hat er dich so plötzlich zur Agentin befördert?"

"Eigentlich hat er mich am Mittwoch, wo ich ihm von dem Band erzählt habe, gefragt, ob ich nicht an einem Lehrgang teilnehmen will. Aber das habe ich wegen dem Baby nicht angenommen. Als ich jetzt in der Zentrale war habe ich Billy fast die gleiche Geschichte erzählt wie dir gestern, dass ich Polizistin bin und als Detektivin bearbeitetet habe. Da hat er gesagt, dass ich an keinem Lehrgang teilnehmen muss und den Test brauch ich auch nicht machen. Er kannte mich übrigens von den Engeln, wir haben einmal für den Geheimdienst gearbeitet."

Lee lächelte. "Jetzt wo du es erwähnst. Ich kann mich an eine sehr junge Frau mit dunklen Haaren und sehr sexy Klamotten erinnern. Ich habe kurz nach meiner Einstellung mit ihr zusammengearbeitet. Plötzlich war sie verschwunden und ich wusste nicht, was aus ihr geworden war. Mein Gott, war ich verknallt. Warst du dass?"

Amanda nickte. "Ich war auch unsterblich in dich verliebt, aber du warst immer so abweisend zu mir. Jetzt kenne ich die Gründe dafür und es hat sich ja zum Glück geändert!"

Amanda lächelte.

"Ist das nicht komisch, dass ich ausgerechnet dir das Päckchen am Bahnhof gegeben habe. Ich habe damals gespürt, dass uns irgend etwas verbindet und ich dir vertrauen kann. Stell dir vor, wir hätten uns damals schon unsere Gefühle gestanden. Wir hätten schon viele glückliche Jahre zusammen sein können."

"Oder auch nicht. Ich glaube, wir waren damals beide zu jung für eine feste Bindung und außerdem haben wir uns ja doch noch gekriegt und lieben uns jetzt noch mehr als früher. Und jetzt lass uns das Haus ansehen."

Das Haus war perfekt. Amanda hatte das Haus schon von Anfang an gefallen. Auch Lee war davon begeistert. Die Zimmer waren groß und gut geschnitten. Sie beschlossen es zu nehmen, falls ihre Mutter und die Jungs nichts gegen einen Umzug hatten. Sie rief gleich bei ihrem Ex-Mann an um ihre Söhne zu fragen.

"Hallo Joe, hier ist Amanda. Sind die Jungs in der Nähe, ich muss dringend mit ihnen reden."

Joe rief nach ihnen. Bis sie kamen unterhielt er sich mit ihr.

"Und wie geht es dir. Ist dir nicht langweilig ohne der Sippe?"

"Mir geht es den Umständen entsprechend sehr gut und ich bin nicht allein. Ein guter Freund ist bei mir."

"Kenn ich ihn?"

"Ja, es ist Lee Stetson."

"Ist da etwas ernstes zwischen euch? Die Jungs haben mir erzählt, dass du häufiger mit ihn ausgehst."

"Es geht dich zwar nichts an, aber wir lieben uns. Mehr möchte ich dazu nicht sagen und du weißt auch warum."

In diesem Augenblick kamen die Jungs.

"Hi Mum, vermisst du uns schon?"

"Ja, natürlich aber ich muss mit euch über etwas dringendes sprechen. Ihr kennt doch das Haus der Robinsons? Würde es euch gefallen, dort einzuziehen?"

"Klar, dann bekommen wir größere Zimmer."

"Okay, dann kann ich schon mit umziehen anfangen, wenn eure Oma nichts einzuwenden hat.!"

Sie legten auf und sie rief bei der Telefonnummer an, die ihre Mutter ihr für Notfälle hinterlassen hatte. Zu ihrer Verwunderung hob eine Männerstimme ab.

"Entschuldigung, aber ist das nicht die Nummer von Dotty West?"

"Doch natürlich. Warten sie, ich hole sie."

Kurze Zeit später war ihre Mutter am Apparat.

"Hallo?"

"Hallo Mutter! Wer ist den der Mann?"

"Ein Bekannter, den ich hier getroffen habe. Was möchtest du?"

"Du kennst doch das Haus der Robinsons. Das steht doch seit einiger Zeit leer und ich habe mir überlegt, dort einzuziehen. Immerhin wird unsere Familie bald größer und unser Haus zu klein."

"Ich bin damit einverstanden. Was sagt dein Angetrauter dazu?"

"Der freut sich schon auf den Umzug. Er ist von dem Haus begeistert. Schönen Urlaub noch. Machs gut!"

Sie legte auf und ging zu Lee und dem Makler.

"Alle sind einverstanden. Wir nehmen es."

Sie unterschrieben den Kaufvertrag und organisierten gleich den Verkauf des alten Hauses. Als sie dann wieder in Amanda`s Haus waren, planten sie den Umzug, der morgen stattfinden sollte.

"Du kannst dich schon mal bei einigen Umzugsfirmen erkundigen, während ich Charlie unsere Unterlagen faxe. Er kümmert sich dann um alles andere."

"Okay, mach ich."

Amanda ging zum Faxgerät und faxte die Seiten zu ihrem alten Chef. Auf die letzte Seite schrieb sie:

Ich danke dir für deine Hilfe und es tut mir leid, dass ich all die Jahre nichts von mir hab hören lassen. Ich freue mich darauf, wieder für dich zu arbeiten und ich freue mich darauf, die andern wieder zusehen. Ruf mich an, wenn ich sie abholen soll. Sabrina

Dann ging sie hinunter zu Lee.

"Ich bin fertig. Wie sieht es bei dir aus?" Sie setzte sich zu ihm.

"Ich habe alle Firmen in Washington und Umgebung angerufen. Es gibt nur eine, die morgen noch einen Trupp frei hat. Sie kommen morgen um acht Uhr."

"Okay, dann räumen wir erst einmal das Haus um und deine Wohnung lassen wir noch. Vielleicht hältst du es gar nicht bei und aus. Wir sind ziemlich anstrengend."

"Das glaube ich dir gern, aber ich liebe dich und möchte gern miterleben, wie unser Baby aufwächst. Aber die Idee ist gar nicht so schlecht. Dann können wir in meine Wohnung, wenn wir ungestört sein wollen!"

Lee grinste.

Dann klingelte das Telefon. Lee nahm ab.

"Stetson, bei King."

"Hier ist Charlie Townsend. Ist Sabrina da?"

"Amanda, es ist für dich."

Er reichte ihr den Hörer.

"Ja"

"Hallo Engelchen, hier ist Charlie. Bei der anderen Nummer geht niemand ran. Ich habe deine Unterlagen erhalten und selbst noch etwas nachgeforscht. Die Ergebnisse wird dir Bossi dann mitteilen. Er kommt morgen übrigens mit der zehn Uhr Maschine. Die anderen Engel werden am Samstag so gegen zwölf Uhr landen."

"Da kann uns Bossi gleich beim Umzug helfen. Der wird sich freuen. Weiß er, dass ich der Auftraggeber bin?"

"Nein, ich habe mich an deine Anweisungen gehalten. Und wieso Umzug?"

"Wegen meinem Familienzuwachses. Lee zieht zu mir und da wird mein altes Haus zu klein. Wir haben hier in der Nähe ein wunderschönes Haus gekauft, in das wir morgen ziehen wollen."

"Da wird Bossi begeistert sein, weil er doch so gerne mit anpackt." Amanda lachte. "Machs gut Bri. Bis bald."

"Tschüss Charlie und nochmals danke für alles."

Beide legten auf.

"Bossi kommt morgen und erzählt uns, was Charlie herausgefunden hat. Und am Samstag kommen die anderen. Ich freue mich schon richtig darauf, alle wiederzusehen."

"Dann sind sie unsere ersten Gäste im neuen Haus. Hoffentlich bringen sie uns Glück."

Amanda merkte, dass er sich Sorgen machte.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es gibt fast keine ungelösten Fälle bei den Engeln. Wir werden Masters schon finden."

"Darüber mach ich mir auch keine Sorgen. Sondern über uns, das Baby und deine Familie. Was ist, wenn mich die Jungs nicht mögen?"

"Aber ihr kennt euch doch schon und kommt super miteinander aus. Sie werden dich schon akzeptieren. Außerdem war es klar, dass es irgendwann wieder einen Mann in meinem Leben geben wird. Sie werden es schon verstehen. Mir und dem Baby geht es gut, und wegen uns würde ich mir am wenigsten Sorgen machen. Und jetzt lass uns etwas essen."

Lee bestellte Pizza.

"Das Babyzimmer richten wir gemeinsam ein, wenn dein Fuß wieder in Ordnung ist."

"Okay. Hast du dir schon einen Namen überlegt?"

Amanda musste lachen. " Da haben wir noch ein bißchen Zeit. Wieso, hast du dir schon einen überlegt?"

Lee umarmte und streichelte sie. "Nein, so richtig noch nicht. Aber ich habe da einen Vorschlag. Wir wissen doch noch nicht, was es wird."

Amanda nickte neugierig.

"Wie wäre es, wenn sich jeder von uns einen Mädchen- und einen Jungennamen überlegt. Wenn es ein Mädchen wird, bekommt es deinen Namen als Ersten und meinen als Zweiten, bei einem Jungen geht es umgekehrt."

"Das ist eine tolle Idee. Keiner wird dabei benachteiligt. Hast du schon welche?"

Amanda kuschelte sich an ihren Mann. "Nein, nur so eine wage Vorstellung, aber wie du schon gesagt hast haben wir ja noch Zeit."

Plötzlich fiel Amanda noch etwas wichtiges ein.

"Ich habe vergessen Mr. Melrose anzurufen und zu fragen, ob ich morgen frei bekomme."

Amanda griff nach dem Hörer und wählte, doch Lee nahm ihn ihr ab.

"Entspann dich, ich werde ihn fragen." In diesem Augenblick hob Billy ab.

"Melrose."

"Hallo Billy, gut dass ich dich noch erreicht. Ich wollte dich fragen, ob Amanda morgen frei bekommt, wir wollen nämlich umziehen und außerdem kommt morgen ein Mr. Bosley wegen dem Fall."

"Für morgen bekommt Amanda Umzugsurlaub und ab nächster Woche darf sie von zu Hause aus arbeiten. Immerhin muss doch jemand aufpassen, dass du die ärztlichen Anweisungen befolgst. Ich wünsche dir gute Besserung, einen guten Umzug und das der Fall rasch gelöst wird."

"Danke, ich richte es Amanda aus."

Lee berichtet ihr von seinem Telefonat mit Billy und dann gingen sie zu Bett, um frisch in den morgigen, ereignisreichen Tag zu starten.