Teil 15, Freitag morgen, Dulles International Airport

Der Tag begann für Amanda sehr früh. Nachdem sie nach einer leichten Übelkeitsattacke nicht mehr schlafen konnte, stand sie auf, spülte das Geschirr von Vortag und machte das Frühstück. Dann nahm sie sich die Tageszeitung und las ein wenig. Als sie den Sportteil durchsah, erblickte sie ein ihr bekanntes Gesicht mit der Überschrift:

Jill Munroe: Favoritin für den Indycar-Titel.

Amanda dachte an ihre gemeinsame Zeit.

"Mensch Jill, hast du es weit gebracht." Zu diesem Zeitpunkt betrat Lee die Küche.

"Guten Morgen Schatz. Mit wem unterhältst du dich?"

Amanda gab Lee einen langen Kuss.

"Ich unterhalte mich mit mir. Ich habe ein Foto von einer Bekannten gesehen. Wieso bist du denn schon wach?"

Lee setzte sich mit seiner Tasse Kaffee zu Amanda.

"Das Bett war so leer ohne dich, da konnte ich nicht weiter schlafen. Kenne ich deine Bekannte?"

"Ich glaube nicht, aber du kennst ihre jüngere Schwester Kris. Jill Munroe lernst du morgen kennen."

Lee kam der Name bekannt vor.

"Jill Munroe. Meinst du die Rennfahrerin. War sie auch ein Engel?"

Amanda nickte nur.

Nach dem Frühstück machten sich beide für den Tag fertig. Kurze Zeit später kamen die Männer von der Umzugsfirma. Nachdem sie ihnen erklärt hatten, was sie zu tun hatten machte sich Amanda auf den Weg zum Flughafen, um Bossi abzuholen, während Lee auf die Männer aufpasste.

Amanda hatte sich ein Schild mit Bossis Namen gemacht, damit er sie auf dem Flughafen fand. Amanda stellte sich in die Eingangshalle und verdeckte die Hälfte ihres Gesichtes. Bossi kam fast als letzter. Er blieb stehen und blickte sich um, dann fand er Amandas Schild und ging zu ihr.

"Guten Tag, ich bin John Bosley. Holen Sie mich ab?" Amanda nickte.

"Haben Sie ihr Gepäck schon?"

Bossi kam die Stimme vertraut vor. "Ich kenne Ihre Stimme. Sabrina, bist du es?"

Amanda legte das Schild weg und umarmte Bossi.

"Schön, das du da bist."

Bossi war überrascht. "Was machst du hier. Ich habe gedacht, dass du eventuell morgen mit dem anderen kommst. Eigentlich sollte mich hier unser Auftraggeber abholen."

"Bossi, ich habe euch den Auftrag gegeben. Und weshalb ich hier bin ist ganz einfach, ich wohne mit meiner Familie hier in der Nähe. Jetzt lass uns dein Gepäck holen und heimfahren. Dann kannst du uns gleich beim Umzug helfen."

Bossi stöhnte laut auf. "Umzug, muss das sein? Und außerdem kannst du gar nicht unser Auftraggeber sein, denn er kommt von einer..." hier unterbrach Amanda ihren alten Freund.

"Von einer Amanda Stetson. Das ist mein richtiger Name seit einer Woche, davor hieß ich King. Das ist der Name, unter dem mich ihr alle kennen. Sabrina ist nur mein Deckname gewesen. Aber du musst mich wieder Bri nennen, weil ich jetzt wieder für die Engel arbeite."

Bossi nahm seine Koffer vom Band.

"Um was geht es eigentlich bei dem Fall. Ich weiß noch nichts darüber."

Zusammen gingen sie zum Parkplatz . Lee hatte Amanda seine geliebte Corvette anvertraut.

"Das sage ich dir auf der Fahrt, verstaust du bitte deine Koffer." Bossi war erstaunt.

"Ist das dein Wagen? Da muss es dir ja gut gehen!"

"Es ist nicht mein Wagen. Er gehört meinem Mann. Er war so gütig ihn mir auszuleihen. Steig ein."

Beide stiegen ein und Amanda fuhr los.

"Okay, du willst die Geschichte hören. Jemand versucht, meinen Mann umzubringen. Er, oder besser wir beide arbeiten für den Geheimdienst. Sein letzter Fall ist nicht ganz so gelaufen, wie er hätte sollen. Er hat einem Meisterdieb einen Einbruch vermasselt und der Dieb will sich nun an Lee rächen."

"Du arbeitest für den Geheimdienst? Ich dachte du wolltest Hausfrau und Mutter werden?"

"Das bin ich auch. Ich habe zwei Söhne aus erster Ehe, ein riesiges Haus, wohin wir heute ziehen und einen kranken Ehemann. Lee erholt sich gerade von dem ersten Anschlag und bevor du fragst, ich und Joe sind seit acht Jahren geschieden und letzte Woche habe ich Lee geheiratete."

Beide unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Als Amanda in die Nähe des Hauses kam sagte sie.

"So, jetzt muss ich Lee suchen. Ich weiß nicht, ob er im alten oder im neuen Haus ist."

Sie fanden ihm im neuem Haus, das schon fast komplett eingerichtet war.

"Hi Lee, darf ich dir John Bosley vorstellen. Das ist mein Mann Lee Stetson."

Beide gaben sich die Hand.

"Bossi, ich zeig dir jetzt, wo du schläfst." Amanda griff nach einem Koffer. Lee schrie plötzlich laut auf.

"AMANDA!!!"

Bossi reagierte sofort. "Bri, lass stehen. Ich trage sie selber."

Amanda gab sich geschlagen. Sie gingen ins Obergeschoss, in ein Zimmer der Jungs. Es sah ziemlich unordentlich aus.

"Ich hoffe, dir macht die Unordnung nichts aus, aber ich möchte, dass meine Mutter und die Jungs ihre Zimmer selbst gestalten."

Bossi stellte die Koffer ab. "Ich habe schon schlimmeres gesehen und zwar nicht kurz nach einen Umzug. Dein Mann ist ja sehr besorgt um dich."

Amanda lächelte bei dem Gedanken an den Grund für seine Besorgnis. "Ja, dass stimmt. Aber es gibt einen Grund für seine Besorgnis."

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Bis zum Mittag war fast alles aus dem alten Haus ins neue umgeräumt und aufgestellt. Nur die Elektrogeräte funktionierten noch nicht, also beschlossen die drei Essen zu gehen. Bossi lud sie ein. Amanda wollte so viel wie möglich über die letzten Jahre der Engel erfahren.

"Weißt du, was die anderen machen, wann habt ihr euch zum letzten Mal gesehen?"

"Jill ist eine sehr erfolgreiche Rennfahrerin geworden, wozu sie auch sie besten Voraussetzungen hatte, genauso wie du! Kris ist Modedesignerin in Paris. Dort ist sehr bekannt und frisch verliebt. Kelly schreibt Bücher. Soviel ich weiß, wohnt sie in New York. Wir haben vor ungefähr einem halben Jahr wieder zusammen gearbeitet. Wir haben bei jedem Fall gehofft, dass du auch kommen würdest. Warum bist du eigentlich nie gekommen?"

"Ich habe Charlie darum gebeten, als ich aufgehört habe. Joe wollte nicht, dass ich weiter arbeite. Immerhin war ich schwanger. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich euch die ganze Zeit vermisst."

Lee hörte ganz gespannt zu. Bossi bezahlte und dann fuhren sie wieder nach Hause. Hier räumte Amanda noch einige Sachen weg und Bossi versuchte sich als Elektriker, während Lee nichts tat, wie es Amanda ihm befohlen hatte. Als alles erledigt war, zeigte Amanda Bossi ein Zimmer, indem er alles für die morgige Besprechung herrichten konnte. Amanda half ihm.

"Wegen morgen. Holst du Kris, Kelly und Jill vom Flughafen ab. Dann kann ich sie hier überraschen, außerdem muss Lee morgen wieder zum Arzt. Könntest du ihm mitnehmen?"

Bossi baute gerade die Sprechanlage auf.

"Klar und ich bring ihn auch wieder mit, wenn er so lange wartet."

"Es wird nur der Verband gewechselt. Das dauert nicht lange. Außerdem brauchst du doch jemanden, der dir den Weg zeigt. Ich will doch nicht, dass du dich verirrst."

"Wie vorsorglich von dir!"

Amanda setzte sich auf einen Stuhl, weil ihr leicht übel war.

"Habt ihr Charlie eigentlich einmal gesehen?"

Auch Bossi setzte sich.

"Ja, deine Nachfolgerin hatte ein Foto von ihm dabei. Er und ihr Vater waren Freunde. Allerdings zeigte es ihm als Kind. Und als Kelly bei einem Fall am Kopf angeschossen wurden ist. Er war die ganze Zeit über bei ihr. Doch er hatte die ganze Zeit einen Mundschutz vor dem Gesicht. Die Engel haben gar nicht mitbekommen, dass er es war."

Beide lachten.

"Typisch Charlie."

Als sie fertig waren, gingen sie nach oben zu Lee, der auf dem Sofa saß und las.

"Bossi nimmt dich morgen mit, weil du doch wieder zum Arzt musst, danach holt ihr die Engel ab."

"Ist in Ordnung. Und was machst du in der Zeit?"

Amanda kuschelte sich an Lee.

"Wenn mir mein Mann noch mal sein geliebtes Auto anvertraut, werde ich einkaufen. Ich hatte vor Farbe zu holen und ein Zimmer zu streichen. Was hältst du von einem zarten gelb oder grün?"

"Okay, aber bist du sicher, das es nicht zu gefährlich ist?" Amanda sah ihn streng an.

"Ich habe schon öfters gestrichen. Es ist schön, dass du dich so um mich sorgst, doch ich bin nicht schwerkrank. Ich weiß, was ich machen kann und was uns schadet. Vertrau mir."

Bossi wunderte sich, was zwischen den beiden vorging. Nach dem Abendessen sahen sie noch etwas fern, unterhielten sich und gingen schließlich schlafen.