Teil 22, Weihnachten

Amanda hat erstaunlicher Weise sehr gut geschlafen. Als sie am Morgen ins Wohnzimmer kam, bemerkte sie zum ersten Mal die ganze Weihnachtsdekoration. Aus der Küche kam der Duft von frischgebackenem Plätzchen. Sie ging hinein und sah Bernd und Kelly, die sich gegenseitig ganz verliebt mit Teigresten fütterten. Kris und Jill verschönerten die fertigen Kekse, die Lee und Bossi backte.

"Hat euch das Weihnachtsfiber gepackt? Wie konntet ihr Lee dazu überreden?"

Amanda ging zu Lee und küsste ihn, dann ging sie zu den Schwestern und klaute einen Keks.

"Eh, die sind für später!"

Kris schlug Amanda sacht auf die Hand.

"Also, wie habt ihr Lee dazu überredet euch beim dekorieren und backen zu helfen. Vielleicht kann ich den Trick nächstes Jahr anwenden."

Kelly unterbrach ihren Flirt mit Bernd um Amandas Fragen zu beantworten.

"Wir mussten ihn nicht überreden. Er hat uns überreden müssen. Es war alles seine Idee."

Amanda drehte sich zu ihrem Mann um.

"Ich entdecke immer neue Seiten an dir, Schatz. Ich hatte immer den Eindruck, du hasst Weihnachten."

"Ich hasse Weihnachten nicht, ich hatte bis jetzt nur keine Gelegenheit, es mit jemanden zu feiern, den ich liebe."

"Darum hast du dich immer zum Arbeiten aufstellen lassen und uns in Schwierigkeiten gebracht. Und deswegen hätt ich fast die Feiertag mit meiner Familie verpasst."

"Entschuldigung dafür und ich verspreche, dass es ab jetzt nicht mehr vorkommen wird."

"Versprich nichts, was du nicht einhalten kannst, Scarecrow! Ich glaube fast, es ist so etwas wie unsere Tradition. Dieses Jahr war es auch wieder so!"

Bernd fragte neugierig. "Wie kann man durch seine Arbeit Weihnachten verpassen?"

"Wir schaffen das schon. Einmal waren wir mit zwei russischen Agenten und einen angeblichen Doppelagenten in einer Waldhütte eingeschlossen. Lee und ein Russe waren angeschossen. Der Doppelagent sollte glauben, ich sei seine Tochter bis der Geheimdienst seine richtige Tochter gefunden hatte. Irgendwann wurden wir dann gerettet, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern."

Lee unterbrach Amanda und erzählte die zweite Story.

"Beim zweiten Mal waren wir einer Spielzeugfirma auf der Spur, die mit Hilfe eines Modells ein Panzer entwickelte. Wir wurden mal wieder gefangengenommen, konnten uns mit Hilfe von Spielzeug befreien und mussten als Weihnachtsmann und Weihnachtsfrau fliehen."

Alle lachten. Es wurden noch einige Vorbereitungen für das Essen getroffen, doch die meiste Zeit unterhielten sie sich über ihre Feiergewohnheiten. Bernd erzählte viel von den Weihnachtsfesten in Deutschland und Lee von seinem mit seinem Onkel in der Air Force. Alle genossen den Abend sehr. Nach dem Abendessen setzten sich alle in das Wohnzimmer. Bossi entfachte ein Feuer im Kamin. Im Hintergrund schienen die Lichter des Weihnachtsbaumes und der Fensterdeko.

"Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr mir geholfen habt Lees Leben zu rette. Dies und eure Anwesenheit sind die größten Geschenke, die ihr mir machen konntet. Ich möchte euch bitten, noch bis nach Neujahr hierzubleiben. Ich möchte noch etwas Zeit mit euch verbringen."

Alle willigten ein, da sie dies sowieso vorgehabt hatten.

"Und für dich habe ich ein klitzekleines Geschenk." Sie überreichte ihm ein rosafarben eingepacktes Päckchen mit blauer Schleife. Lee packte es aus. Es war ein Bilderrahmen mit dem Ultraschallbild der Zwillinge.

"Ah, moderne Kunst! Was soll es darstellen? Ist es von einem bekannten Künstler?"

Amanda grinste.

"Moderne Kunst würde ich nicht sagen. Du kennst die Künstler sehr gut. Es sind wir beide und dies ist ein Ultraschallbild."

"Du meinst, das ist ein Bild von unserem Baby?"

"Irrtum. Es ist ein Bild von unseren Babies. Siehst du, Nummer eins!" Sie zeigte auf eine Kugel.

"Und dies ist Nummer zwei!" Sie zeigte auf die andere Kugel.

"Soll das heißen, das du Zwillinge bekommst?"

Amanda nickte und Lee konnte es gar nicht fassen. Alle anderen beglückwünschten sie. Dann sah Amanda auf die Uhr.

"Oh nein. Ich muss noch bei Mutter und den Jungs anrufen."

Sie stand auf, ging in die Küche und rief zuerst bei ihrer Mutter an.

"Hallo Mutter, frohe Weihnachten. Geht es dir gut?"

"Danke mir geht es gut. Wie läuft es zwischen dir und Lee? Genießt ihr die Zeit allein?"

"Mit genießen ist nicht viel. Wir haben Besuch. Lee ist gerade etwas geschockt. Ich habe ihm gerade mitgeteilt, dass ich Zwillinge erwarte."

"Das ist aber eine Überraschung! Was werden die Jungs dazu sagen?"

"Ich weiß es nicht, aber als ich ihnen gesagt habe, dass ich geheiratet habe, haben sie es gut verkraftet. Joe heiratet auch wieder! Apropos Heirat. Wie heißt eigentlich mein neuer Stiefvater?"

Dotty war über die Tatsache, dass sie vergessen hatte ihrer Tochter den Namen ihrer Stiefvaters zu sagen ziemlich erstaunt.

"Er heißt Kurt Summer und ist Pilot. Ich kenne ihn noch von früher. Wir waren schon mal verlobt."

Amanda wurde auf diesen Mann neugierig. Sie legten auf und Amanda rief bei ihren Söhnen an. Wie immer ging Joe ans Telefon.

"Hallo Joe. Frohe Weihnachten. Kann ich mit Jaime und Phillip sprechen?"

Joe rief nach ihnen.

"Amanda ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass ich dir nicht zu sagen habe, wen du wann heiratest. Die Hauptsache ist, dass du glücklich bist und dass scheinst du zu sein. Werde mit deinem Lee glücklich."

Amanda war von dieser Entschuldigung überrascht.

"Oh Joe, du weißt gar nicht, wie viel mir dies bedeutet. Es hat mir das Herz gebrochen, als du das letzte Mal so unfreundlich zu mir warst. Wir sind zwar geschieden, aber ich möchte trotzdem, das wir Freunde bleiben. Schon der Jungs wegen. Vielleicht kommst du das nächste Mal zu uns mit deiner verlobten. Ich würde sie gern kennenlernen"

Joe wusste, dass das Amanda es ernst meinte.

"Können wir machen, ich gebe dir jetzt Jaime."

Joe reichte den Hörer an seinen jüngsten Sohn weiter.

"Hi Mom. Frohe Weihnachten dir und Lee. Fühlt ihr euch nicht einsam ohne uns?"

Amanda lächelte.

"Wir sind nicht einsam. Einige Arbeitskollegen feiern mit uns. Aber ich vermisse euch schrecklich. Habt ihr schöne Geschenke bekommen?"

"Wir vermissen dich und Oma auch. Sag Lee einen schönen Gruß von mir. Phillip möchte noch mit dir reden." Jaime reichte seinem älteren Bruder den Hörer.

"Hi Mom. Ich wünsche euch frohe Weihnachten. Feiert noch schön. Grüß Lee von mir. Bis bald."

Phillip und Amanda legten auf. Amanda machte noch eine Schüssel Popcorn und ging wieder hinaus ins Wohnzimmer. Sie kuschelte sich auf dem Sofa an Lee.

"Schöne Grüße von den Jungs und Mutter."

Lee war überrascht, dass sie an ihn gedacht hatten. Er hatte damit gerechnet, dass es länger dauern würde, bis sich Amandas Familie an seine Gegenwart gewöhnt hatte.