Teil 27 Sightseeing
Nach einem erholsamen Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück machten sich Lee und Amanda per U- und S-Bahn auf den Weg nach Starnberg. Sie hatten mit Bernd ausgemacht, dass sie gegen neun Uhr da sein sollten, damit sie bis mittag am Schloss sein würden. Auf Bernd´s Hinweis hin, habe sie sich extra warm angezogen.
Bernd fuhr die beiden mit seinem BMW nach Füssen. In der Nähe dieser Stadt liegt Schloss Neuschwanstein.
Während der Fahrt dorthin erzählte Bernd etwas über die Geschichte des Schlosses und von Bayern´s König Ludwig II, der Märchenkönig.
„Wer die geistigen Wurzeln dieser stolzen Ritterburg sucht, der sollte zuerst dem unterhalb gelegenen Schloß Hohenschwangau einen Besuch abstatten. Der junge Kronprinz verbrachte im Gemäuer dieses Schlosses, einer von seinem Vater Maximilian II. restaurierten alten Burg, einen Großteil seiner Jugend.
Hier wurde er insbesondere durch die herrlichen Wandmalereien im romantischen Stil des 19. Jahrhunderts an die große Vergangenheit seines Hauses erinnert. Die Heroen der deutschen Heldensagen beflügelten ihn und regten das phantasievolle Gemüt Ludwigs an. Diese Umgebung prägte ihn nachhaltig. Auch seine spätere Vorliebe für Richard Wagner und dessen Werke dürften hier zu suchen sein.
Tief bewegt erlebte der 15jährige Kronprinz am 2. Februar 1861 seine erste Opernaufführung. Wagners Lohengrin sollte für ihn zu einem Schlüsselerlebnis werden. Von nun an wurde er einer der glühendsten Verehrer Richard Wagners und sein größter Mäzen. Der junge König gedachte wohl der Welt Richard Wagners als er sich mit dem Gedanken trug, unweit der Stätte froher Kindheitserinnerungen ein Schloß zu bauen. In einem Brief an Richard Wagner (Mai 1868) schreibt er: "Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Stil der alten deutschen Ritterburgen und ich muß Ihnen gestehen, daß ich mich sehr darauf freue, dort einst zu hausen; mehrere Gastzimmer, von wo man eine herrliche Aussicht genießt auf dem hehren Säuling, die Gebirge Tyrols und weithin in die Ebene, sollen wohnlich und anheimelnd dort eingerichtet werden; Sie kennen ihn, den angebeteten Gast, den ich dort beherbergen möchte; der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar, ein würdiger Tempel für den göttlichen Freund, durch den einzig Heil und wahrer Segen der Welt erblühte....."
Richard Wagner also sollte es sein, dem er dieses heute wohl bekannteste seiner Schlösser weihte. Auch die Örtlichkeit selbst, ein Felsplateau gegenüber der Pöllatschlucht, schien geradezu prädestiniert für diesen gewaltigen Bau. Weltabgewandt, dem Himmel näher als der Menschenwelt, wollte er seine "Gralsburg" errichten lassen. Bereits ein Jahr später (1869) wurde der Grundstein zur neuen Burg Hohenschwangau gelegt. Den heute weltbekannten Namen "Neuschwanstein" sollte sie erst nach seinem Tode erhalten
Der Architekt Eduard Riedel wurde mit der Bauplanung und Durchführung beauftragt. Nach seinen Plänen hatte der Bühnenmaler Christian Jank kolorierte Ansichten zu fertigen. Was dieses so unterschiedliche Team schuf, konnte sich durchaus sehen lassen, war aber in der Praxis nicht durchführbar. Den Entwürfen lag der Grundriß der Wartburg zu Grunde, welche der König im Juni 1867 besuchte.
Das teilweise bis zu acht Meter tief ausgesprengte Plateau aber war zu schmal, als daß dieser Plan verwirklicht werden konnte. Die Pläne mußten mehrmals geändert werden. Dennoch schritt der Bau voran.
Gegen Ende des Jahres 1872 wurde der Torbau fertiggestellt. Nun begannen die Arbeiten am Palast. Gewaltige Mengen an Baumaterial wurden verbraucht. So allein täglich 40 Zentner. Zement. Der verwendete Marmor kam teilweise aus dem Salzburgischen (Untersberger Marmor).Der Sandstein wurde aus dem Württembergischen geliefert.
Viele der benötigten Baustoffe konnten damals nur bis Biessenhofen (im Allgäu) mit der Eisenbahn transportiert werden. Hier mußte auf Pferde- und Ochsengespanne umgeladen werden, welche zum Weitertransport zur Baustelle bereit standen. Eine wahre Pionierleistung also, hatte man die Schwelle der Industrialisierung jedoch eben erst überschritten. In Hohenschwangau angekommen, besorgte ein Lastenaufzug - angetrieben von einer Dampfmaschine - den Transport zur Schloßbaustelle. Im Jahre 1874 übertrug Ludwig II. dem königlichen Hofbaumeister Georg Dollmann die Bauleitung. Dollmann bewährte sich bereits beim Bau von Schloß Linderhof, welches parallel der Vollendung entgegen schritt.
Der Gedanke eines Thronsaales, der das absolute Königreich ausdrückt, beschäftigte Ludwig II. ab 1876. Der byzantinische Stil erschien ihm hierfür am geeignetsten. Nach weiteren Umbauten des im großen und ganzen bereits vollendeten Palasts begann man ab 1879 mit dem Ausbau des Thronsaales. Die stetigen Änderungswünsche des Königs trieben die Baukosten in die Höhe. Ein weiterer vorgesehener maurischer Saal sollte, obwohl vom Kabinett bewilligt, nie mehr fertiggestellt werden.
Die Wohnräume des Königs schritten indes der Vollendung entgegen. Ludwig II. bewohnte sie erstmals vom 27. Mai bis 8. Juni 1884. Im selben Jahr wurde der beim König in Ungnade gefallene Georg Dollmann durch dessen früheren Mitarbeiter Julius Hofmann ersetzt. Wenig später, 1885, begann man mit den Fundamentierungsarbeiten der Kemenate.
Die Baukosten stiegen ins Unermeßliche und konnten somit durch die kgl. Zivilliste nicht mehr abgedeckt werden. Die Krondotation betrug um 1880 etwa viereinhalb Millionen Mark jährlich. Das Kabinett bewilligte keine weiteren Gelder mehr. Der Weg in die Verschuldung war vorgezeichnet. Die Bauleidenschaft sollte Ludwig II. letztendlich zum Verhängnis werden. Auf jeden Fall wurde sie zum Vorwand seiner im Juni 1886 erklärten Entmündigung und Absetzung.
Neuschwanstein sollte auch sein letzter Aufenthaltsort sein, ehe man ihn nach Schloß Berg am Starnberger See brachte. Ludwig II. erlebte Neuschwanstein noch als Baustelle von Gerüsten umgeben. So wie es sich dem Auge des Besuchers der Neuzeit darbietet, sah er es nie. Die begonnenen Arbeiten wurden erst nach seinem Tode fertiggestellt. Ein nach den Plänen vorgesehener mächtiger Hauptturm sowie eine Schloßkapelle wurden nicht mehr errichtet"
Bernd fuhr zuerst nach Füssen, wo sie zu Mittag aßen. Danach fuhren sie hinauf zum Schloss. Das letzte Stück mussten sie laufen. Doch das störte kein bisschen. Der Tag war sonnig und wolkenlos. Man hatte einen wunderschönen Ausblick auf die Alpen.
Amanda war froh, dass sie auf ihre Mutter gehört hatte und den Fotoapparat mitgenommen hatte. Hier war es traumhaft. Sie war zwar schon zweimal in München gewesen, doch diesmal übertraf es alles. Sie bereute es richtig, dass sie zum arbeiten hier waren und nicht zum Urlaub.
Im Winter war normalerweise nicht so viel Touristenandrang da, wie an Sommertagen, deshalb dauerte es auch nicht so lange, bis sie an einer Führung teilnehmen konnten.
„Jetzt verstehe ich auch, warum er der Märchenkönig genannt wurde, hier ist es wie im Märchen."
„Ja, es stimmt!"
„Einige Leute behaupten ja, dass Ludwig etwas verrückt war, aber die Ur- Bayern sind stolz auf ihn. Ich schlage vor, dass wir langsam wieder zurück nach Starnberg fahren, Julia hat euch zum Abendessen eingeladen."
Auf der Fahrt zurück unterhielten sie sich nur über Belangloses.
Lee, Amanda und Bernd legten die Mäntel ab, als sie das Haus betraten.
„Hallo, ihr drei. Wie hat es euch gefallen, ihr hattet ja Glück mit dem Wetter."
Amanda war immer noch begeistert.
„Es war einfach traumhaft. So schön hatte ich die Gegend gar nicht in Erinnerung."
„Ach, du warst schon mal hier?"
„Ja, wir mussten schon zweimal eine Dokumentation in der Nähe drehen und das erste Mal habe ich gleich mit einem Familienurlaub verbunden."
Als Lee das Wort Familie hörte, fiel ihm wieder etwas ein.
„Danke, Mandy. Du erinnerst mich daran, dass ich schon den ganzen Tag Bernd`s Geschenk mit mir herumtrage."
Lee griff in seine Sakkotasche und nahm ein mittelgroßes Päckchen heraus. Amanda erkannte es als das, was er mit der Waffe zusammen aus seiner Wohnung geholt hatte. Bernd öffnete es. Es war ein Foto von ihren Eltern.
„Es ist so gut wie das einzige, was ich von unseren Eltern habe. Ich dachte, du möchtest gerne ein Andenken an sie. Das andere, was ich von ihnen habe, ist ein Ferienhaus in der Nähe von New York, dass ich Amanda zu unserer Hochzeit geschenkt habe. Damals habe ich ja noch nicht von deiner Existenz gewusst. Aber du und Kelly könnt jederzeit dorthin. Es gehört dir genauso gut wie mir."
Amanda nickte. Sie war mit dieser Vereinbarung einverstanden. Ihr war nur wichtig, dass Lee glücklich war.
Nach dem Essen bestand Bernd darauf, die beiden nach München zu fahren. Diesmal ließ er sich nicht abschütteln.
den Sonntag verbrachten Lee und Amanda fast nur in Bett. Lee hatte bemerkt, dass der Kühlschrank wie durch Zauberhand aufgefüllt worden war. Er kochte ihnen ein traumhaftes Essen. Am Nachmittag gingen sie spazieren. Lee wollte Amanda unbedingt den Englischen Garten zeigen. Amanda schoß wieder viele Bilder. Auf dem Weg zurück holte sich Lee an einem Zeitungsstand eine Zeitung. Da es keine Englischsprachigen gab, nahm er sich eine TZ (Münchner Tageszeitung).
„Bist du sicher, dass das richtig ist, es ist eine deutsche Zeitung!"
„Ich weiß Mandy. Aber irgendwie muss man ja auf dem laufenden bleiben. Ich habe gestern durch Zufall bemerkt, dass ich immer noch relativ gut deutsch kann."
„Gut zu wissen. Wie sieht unser Tagesplan für morgen aus? Hast du schon eine Idee,wie wir den Fall lösen können?"
Lee zog sie nah an sich heran.
„Es wird dir zwar nicht gefallen, aber wir müssen in seiner Wohnung umsehen. Gewöhnlich kommt er den ganzen Tag nicht nach Hause. Wenn wir damit fertig sind, werde ich Billy anrufen und ihn fragen, ob uns Beaman eine winzig kleine Kamera besorgen kann. Die müssen wir dann an seiner Brille befestigen, damit wir alles mitbekommen, wenn er sich mit jemanden trifft.. Und irgendwie müssen wir es schaffen, in sein Büro zu kommen."
„Hört sich nach einem Plan an. Und ich hätte auch schon eine Idee, wie du dich ungestört in seinem Büro umsehen kannst. Aber die wird dir höchstwahrscheinlich nicht gefallen."
Lee küsste sie auf die Nasenspitze.
„Deinen Ideen gefallen mir immer, Mandy."
„Glaub mir, diese nicht."
Mehr verriet sie Lee nicht über ihr Vorhaben, da sie noch nicht genau wusste, wie sie es in die Tat umsetzten sollte. Lee und Amanda gingen zu ihrer vorübergehenden Wohnung, zogen sich um und kuschelten sich auf dem Sofa aneinander. Lee las seine deutschen Zeitung und erzählte Amanda auf englisch, was geschehen war. Auf ihr drängen hin las er ihr etwas auf deutsch vor. Ihr gefiel die Sprache und sie glaubte, dass es von Nutzen sein könnte, wenn sie einige Begriffe kannte.
„Lee, würdest du mir einige Wörter beibringen?"
„Sicher, Honey, was willst du wissen?"
„Egal, sag mir, was man wissen sollte."
„Okay, als erstes man Begrüßungen kennen. Am einfachsten ist `Hallo`; das entspricht unserem `hello`. Man kann es immer zur Begrüßung verwenden. `Guten Morgen` entspricht `good moring`, `Guten Abend``entspricht `good evening` und `Guten Tag`würde ich mit `Good day` übersetzen. Lass es uns versuchen."
Lee sagte die einzelnen deutschen Wörter vor und Amanda versuchte sie nachzusprechen. Es klappte ganz gut.
„Du bist ein Naturtalent. Willst du weitermachen?"
„Ja, was heißt `I love you`?"
„Das heißt, `ich liebe dich`!"
„Ich liebe dich!" sagte Amanda auf deutsch.
Lee beugte sich zu ihr und gab ihr einen langen Kuss. Lee begann Amanda´s Rücken zu massieren.
„Oh, das tut gut. Ich darf gar nicht an das Ende der Schwangerschaft denken. Ich glaube, dann werde ich es vor Rückenschmerzen nicht mehr aushalten."
„Ich werde immer versuchen, dir die Schmerzen so erträglich wie möglich zu machen."
Amanda sah in an und lächelte. „Das will ich auch hoffen, immerhin bist du der Grund dafür."
Lee wusste, dass sie nur Spass machte.
„Ich weiß und ich bereue es kein bisschen."
Amanda lachte ihn an.
„Und ich auch nicht."
Lee stand auf und räumte den Tisch ab.
„Ich schlage vor, wir gehen jetzt ins Bett. Wir haben morgen viel zu tun."
„Okay, ich gehe schon ins Bad."
Amanda stand auf und ging ins Bad.
„Ich werde versuchen Billy zu erreichen, damit er Beaman morgen gleich darum bitten kann und sie uns zusenden kann."
Amanda kam mit Zahncreme verschmierten Mund aus dem Bad.
„Warte, dass mach ich nachher." murmelte sie.
Lee wusste zwar nicht, warum er nicht bei Billy anrufen sollte, aber er sagte nichts. Kurze Zeit später kam Amanda aus dem Badezimmer. Sie hatte ihre Haare hochgebunden.
„Das solltest du öfters machen, Mandy."
Amanda lächelte ihn an und versuchte ihn ins Bad zu scheuchen, damit sie ihren Anruf machen konnte. Sie suchte aus ihrer Handtasche ihr Notizbuch mit Francine´s Nummer. Sie hatte ihr erzählt, dass Beaman oft bei ihr war. Sie wählte die Nummer.
„Hallo Francine, hier ist Amanda."
Francine war über diesen Anruf sehr überrascht.
„Mit dir hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich denke du und Lee, ihr seit in Deutschland."
„Sind wir auch, aber wir brauchen deine Hilfe, oder besser die Hilfe von deinem Verlobten."
„Ah, daher weht der Wind. Was wollt ihr von ihm?"
„Lee bräuchte eine winzig kleine Kamera, die man an einer Brille befestigen könnte. Glaubst du, er hat so etwas oder wäre in der Lage so etwas zu besorgen?"
„Warte, ich frage ihn."
Im Hintergrund hörte sie, wie sich Francine mit Beaman unterhielt. Nach einiger Zeit sprach Beaman mit ihr.
„Hallo Amanda. Ich habe so eine Kamera erst vor kurzer Zeit hereinbekommen. Sie ist noch nicht erprobt, aber sie müsste gehen. Ich werde euch vorsichtshalber drei Stück schicken, dann habt ihr welche in Reserve. Ich schicke sie morgen gleich als erstes weg."
„Danke Beaman."
Amanda gab ihm Bernd´s Adresse und verabschiedete sich. In diesem Moment kam Lee aus dem Bad.
„Beaman schickt uns morgen drei solcher Kameras, weil sie noch nicht getestet sind. Schöne Grüße von ihm."
Lee war erstaunt. „Wo hast du Beaman´s Privatnummer her?"
„Das ist mein Geheimnis!"
„Amanda, ich kenne Wege um dir dieses Geheimnis zu entlocken. Also, sagst du es mir freiwillig,oder muss ich dich erst kitzeln?"
Amanda atmete schwer. „Ich werde nichts sagen, dass habe ich Francine versprochen!"
Lee hörte auf Amanda zu kitzeln. „Was hat Francine damit zu tun?"
„Von ihr habe ich das Geheimnis."
„Bitte, sag es mir. Ich mache mir sorgen um sie. Irgendwie ist sie in der letzten Zeit so anders!"
„Das ist dir aufgefallen!" neckte sie Lee.
„Ja, obwohl ich nur Augen für dich hatte. Sagst du mir jetzt bitte, was mit ihr los ist."
„Okay, aber bitte erzähl niemanden davon und wenn Francine oder Beaman darauf ansprechen, dann tu so, als ob du nichts davon weißt."
„Okay, ich verspreche es und nun mach es nicht so spannend!"
„Francine und Beaman haben sich verlobt!"
„Endlich, bei denen war es ja noch schwerer als wie bei uns."
„Du bist nicht überrascht. Ich wäre fast tot umgefallen."
„Ich habe mir schon so etwas gedacht, nachdem sie mit ihm auf unserer Hochzeit zusammen war. Ich freue mich für sie."
„Und denk daran, kein Wort zu jemanden."
Dann gingen sie zu Bett. Lee hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt, damit sie um zehn Uhr bei Johnson´s Wohnung seine konnten.
Als der Wecker klingelte stand Lee auf und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen und machte sich dann auf den Weg ins Bad. Er hatte eigentlich gedacht, dass Amanda gleich nach ihm aufstehen würde, doch es war nicht der Fall. Normalerweise war Amanda immer vor ihm wach, doch er dachte sich nichts dabei, da es möglich war, dass sie unter der Zeitverschiebung litt.
Als er aus dem Bad heraus kam, war unten weder etwas von Amanda zu sehen noch zu hören. Er entschloss sich dazu, ihr das Frühstück ans Bett zu bringen. Er ging in die Küche und bereitete ein Tablett mit Kaffee, Saft, Semmeln und Marmelade vor, dass er dann zu Amanda hochbrachte. Er ging nach oben, stellte das Tablett neben das Bett und setzte sich vorsichtig neben seine schlafende Frau.
„Amanda, aufstehen"
Amanda wacht nicht auf, sondern drehte sich nur auf die andere Seite. Lee beugte sich zu ihr herunter und küsste sie, doch sie schlief weiter. Er nahm die Tasse Kaffee von dem Tablett und wedelte den Dampf zu Mandy.
Vorsichtig öffnete sie die Augen.
„Morgen"
Amanda setzte sich hin, schlug hastig die Decke zurück und lief ohne ein Wort zu sagen ins Badezimmer. Lee folgte ihr und fand sie neben der Toilette, wo sie sich übergab.
„Ich habe gedacht, die Phase hättest du überstanden!" sagte Lee und kniete sich neben sie.
„Das habe ich auch gedacht, aber da haben wir uns wohl beide getäuscht. Ich frühstücke später, ich will erst einmal duschen."
„Okay!"
Lee ging hinaus und deckte den Esstisch. Ungefähr eine halbe Stunde später kam Amanda mit Bademantel und Handtuch auf dem Kopf ins Wohnzimmer.
„Jetzt bin ich bereit zu frühstücken."
Lee ging zum Tisch und schenkte Amanda und sich eine frische Tasse Kaffee ein. Amanda nahm die Tasse und wollte gerade einen Schluck trinken, als sie wieder hastig zur Toilette lief.
„Amanda, ist alles in Ordnung?"
„Nicht wirklich."
Amanda kam wieder aus dem Badezimmer und war ganz blass.
„Lee, tust du mir einen Gefallen?"
„Immer mein Schatz, wenn es dir hilft. Was soll ich tun?"
„Tu bitte den Kaffee weg."
Lee stand auf und tat die beiden Tassen und die Kanne in die Küche.
„Warum?"
„Ganz einfach. Der Kaffeeduft war der Auslöser für meinen Übelkeit. Das hatte ich bei den beiden ersten Schwangerschaften auch schon. Ich glaube, Kaffee ist erst einmal tabu für mich."
„Gott sei Dank. Ich habe schon gedacht, du seist ernsthaft krank!"
„Du kannst ganz beruhigt sein. Das schlimmste, woran ich erkranken werde wird eine Erkältung sein. Oh Gott, wie hält Bernd das hier nur aus?"
Lee lachte, als er dies hörte.
„Amanda, wir müssen arbeiten."
Amanda zog sich an und ging dann mit Lee hinunter in die Tiefgarage, wo Bernd seinen Zweitwagen geparkt hatte. Er hatte ihnen nicht gesagt, um was für eine Marke es sich handelt, aber auf dem Schlüssel stand eine Nummer drauf.
Nach kurzem Suchen fand Amanda den Platz. Darauf stand ein roter Ferrari.
Lee´s Augen glänzten, als er diesen Traum von Wagen sah.
„Oh Gott, jetzt hat er ein neues Spielzeug. Und ich habe gedacht, du gewöhnst dich vielleicht an ein etwas familienfreundlicheres Auto."
Lee strahlte über das ganze Gesicht. „Lass mir doch meinen Spass, Mandy."
„Okay, okay, du hast gewonnen. Solange du nicht rast."
Amanda stieg in den Wagen ein . „Arme Babies. Euer Papa und euer Onkel haben diese unwiderstehliche Leidenschaft für schnelle Autos. Hoffentlich werden eure großen Brüder nicht so leichtsinnig und ihr habt bis dahin noch etwas Zeit." sagte sie zu ihrem Bauch.
Lee nahm diese Worte nicht wahr, denn er war von dem Sportwagen begeistert. Lee fuhr durch den dichten Münchner Vormittagsverkehr. Die Fahrt zu Johnson´s Wohnung dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Wie geplant trafen sie um kurz vor zehn Uhr dort ein. Lee und Amanda gingen hoch in das zweiten Stockwerk des Wohnhauses.
Als die Luft herein war, knackte Lee das Schloss und ließ seine Frau in die Wohnung. Gemeinsam suchten sie nach Beweisen dafür, dass Johnson auch für den KGB arbeitet.
Lee fand in seinem Schreibtisch geheime Informationen, die das Konsulat nicht hätten verlassen dürfen.. Er nahm seine kleine Kamera und fotografierte die Dokumente. Doch dies waren noch keine eindeutigen Beweise.
Amanda sah währenddessen in seinem Terminkalender nach. Hier stand etwas von einem Treffen mit einem Mann, der einen russischen Namen trug,drin. Amanda schrieb sich die Zeit und den Treffpunkt auf.
Plötzlich läutete das Telefon und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Er war ein Russe, der eine Botschaft hinterließ.
„Hast du verstanden, um was es ging, Lee?"
„Ich habe nur verstanden, dass der Anrufer von Johnson Akten über eine geheime CIA-Operation haben will."
„Das sind doch genug Beweise!"
„Eigentlich schon."
Amanda suchte beim Telefon nach einer anderen Kassette, damit es nicht so auffiel, wenn sie die andere mitnahmen. Schließlich gingen die beiden wieder in Bernd´s Wohnung.
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Die beiden haben nicht bemerkt, dass ihr Besuch nicht ganz unbeobachtet geblieben war. Aus einem Zimmer im gegenüberliegenden Wohnhaus saßen zwei englische Agenten, Scott und Phoebe Krause, die eben falls versuchten Johnson´s Doppelleben aufzudecken. Beide Teams wussten nichts von der Existenz der anderen.
Scott machte sich auf den Weg um Lee und Amanda zu verfolgen, während Phoebe die Wohnung im Auge behielt. Sie rief bei ihrem Vorgesetzten Brian Halliwell an, um ihm von den neusten Entwicklungen zu berichten.
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Lee bemerkte nicht, dass er verfolgt wurde, denn er achtete nicht darauf. Er war nur froh, den Fall schon so gut wie gelöst zu haben. Sie brauchten nur noch Billy anzurufen, ihm alles zu sagen und Johnson festzunehmen. Den Anruf würden sie gleich erledigen, wenn sie in der Wohnung waren.
Während Amanda sich umzog, telefonierte Lee mit Billy. Dieser war noch ziemlich verschlafen.
„Guten Morgen Billy. Habe ich dich geweckt?"
„Scarecrow, hier ist es viertel vor sechs, normalerweise schläft man da noch. Aber macht nichts, ich muss eh gleich aufstehen. Was gibt es neues?"
„Wir kommen gerade aus Johnson´s Wohnung. Dort haben wir Akten gefunden, die dort nicht hätten sein dürfen. Amanda hat in seinem Terminkalender ein Treffen mit einem Russen gefunden und durch einen Anruf , der eingegangen ist, wissen wir, welche Operation als nächstes fehlschlägt. Wir haben Beweise für sein Dasein als Doppelagent. Wenn die diese Beweise ausreichen, ist dieser Fall gelöst."
„Eigentlich würden diese Beweise ausreichen, aber sammelt noch ein Paar. Grüss Amanda von mir."
Amanda war in der Zwischenzeit wieder ins Wohnzimmer gekommen und hatte Lee beim telefonieren zugehört.
„Schöne Grüsse von Billy, wir sollen noch etwas nachforschen."
„Okay, was schlägst du vor?"
„Ich schlage vor, dass wir zu diesem Treffen am Mittwoch abend gehen. Das filmen wir dann und wenn er dabei Akten übergibt ist dies beweis genug. Bis Mittwoch können wir nichts tun"
„Ich habe nichts dagegen. Eineinhalb Tage allein mit meiner Frau. Traumhaft."
Lee und Amanda hatten es sich gerade gemütlich gemacht, als das Telefon läutete.
„Bei Schmiedt."
„Hallo Lee, hier ist Julia. Ich wollte fragen, ob Amanda vielleicht etwas Zeit hätte."
Lee gab Amanda den Hörer und sagte ihr kurz um was es ging.
„Hallo Julia, ich hätte Zeit, um was geht es denn?"
„Das ist gut. Ich hätte Lust auf eine Einkaufstour. Nur wir beide. Meine Männer sind weg und mir fällt die Decke auf den Kopf."
„Okay, ich komme mit. Lee wird zwar nicht begeistert sein, aber wir beide müssen zusammenhalten."
„Danke Amanda. Ich bin dann in einer halben Stunde bei Bernd´s Wohnung. Ciao."
„Julia möchte mit mir etwas unternehmen. Da konnte ich doch nicht nein sagen."
„Natürlich nicht. Lass mich nur allein." schmollte Lee.
„Tut mir leid wegen dem Nachmittag, aber ich verspreche dir, dass der Abend um so schöner wird. Du kannst dir ja in der Zwischenzeit überlegen, was du machen willst."
„Mit diesen Aussichten und dieser Aufgabe werde ich den Nachmittag schon überstehen."
Lee zog Amanda auf seinen Schoß und küsste sie. Dann zog sich Amanda an und wartete darauf, dass Julia kam.
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Scott hatte Lee und Amanda bis zur Wohnungstür verfolgt und wusste nun, dass sie Schmiedt hießen. Dachte er zu mindest. Nachdem er diese Information hatte fuhr er wieder zu Phoebe, die in der Zwischenzeit bei ihrem Boss angerufen. Der hatte gesagt, dass sie an die Informationen der anderen herankommen sollten. Wie sie das machen bleibt ihnen überlassen.
Scott und Phoebe machten sich gemeinsam auf den Weg zu Bernd´s Wohnung. Als sie ankamen sahen sie, wie Amanda mit einer älteren Frau da Haus verließ.
„Das ist unsere Chance. Er ist bestimmt allein."
Scott und Phoebe gingen hinauf und klingelten. Lee öffnete, da er dachte es sei Amanda, die etwas vergessen hatte.
Als die Tür geöffnet war, stürmte Scott herein und betäubte Lee mit Chloroform. Phoebe kam auch herein und hinterließ ein Schreiben, damit Amanda Bescheid wusste. Zusammen schafften sie Lee zu ihrem Auto und brachten ihn in ein Versteck.
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Amanda und Julia hatten sehr viel Spass zusammen. Julia kaufte sich und Amanda einige schöne Sachen. Amanda wollte sie nicht annehmen, aber Julia bestand darauf. Auch die Babies bekamen etwas. Gegen sieben Uhr waren sie wieder an der Wohnung. Amanda lud Julia noch zu einem Kaffee ein, was sie auch annahm. Amanda klingelte. Als nach mehreren Minuten keine Reaktion auftrat, begann sie sich sorgen zu machen.
„Julia, hast du auch einen Schlüssel für die Wohnung dabei."
Julia schüttelte den Kopf. Amanda begann in ihrer Tasche nach etwas zu suchen, womit sie die Tür öffnen konnte. Sie fand etwas und öffnete die Tür.
Im inneren war keine Spur von Lee zu sehen.
„Wenn er weggegangen wäre, hätte er mir eine Nachricht hinterlassen. Das gefällt mir nicht."
Julia fand auf dem Esstisch die Nachricht von Phoebe.
„Amanda, ich habe hier etwas gefunden."
Sie übergab Amanda den Zettel.
Wir haben ihren Partner. Wenn sie ihn wieder haben wollen, rufen sie uns an. Wir tun ihnen nichts, wir wollen nur Informationen.
„Oh nein. Er ist entführt worden. Ich muss Billy anrufen."
Amanda griff zum Handy und wählte Billy´s Nummer.
„Hallo Billy. Lee ist entführt worden."
„Wie das denn? Es hat doch niemand von eurem Aufenthalt gewusst. Haben sie etwas hinterlassen?"
„Ja, einen Zettel mit Telefonnummer. Sie schreiben, dass sie ihm nichts tun. Sie wollen nur Informationen."
„Okay, Amanda. Du rufst jetzt diese Nummer an und hörst, was sie wollen. Dann meldest du dich wieder bei mir. Mach dir keine Sorgen."
Amanda rief die Nummer an. Phoebe führte das Gespräch mit Amanda.
„Ich sollte mich melden. Sie haben meinen Partner. Was wollen sie von uns?"
„Wie schon gesagt, nur Informationen."
„Worüber?"
„Das sollten wir persönlich besprechen. Morgen neun Uhr am chinesischen Turm im englischen Garten."
Phoebe beendete das Gespräch.
Amanda rief wie versprochen bei Billy an.
„Sie wollen sich mit mir morgen treffen."
„Okay, geh hin, aber nimm jemanden mit."
„Mach ich."
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Scott hatte Lee zu einem Versteck gebracht. Es war ein stillgelegtes Bergwerk in Peißenberg. Hier würde sie niemand vermuten. Scott fesselt Lee an einen Stuhl und begann Fragen zu stellen.
„Wer sind sie und was wollen sie von AJ Johnson?"
„Mein Name ist Lee Stetson und ich soll ihm beobachten. Es ist der Auftrag von meinem Boss in Washington."
„Aus welchen Grund traue ich dir nicht. Für wen arbeitest du?"
„Ich arbeite für eine Filmgesellschaft."
„Warum beobachtest du dann einen Geheimagent des CIA?"
„Du weißt davon? Wer bist du und für wen arbeitest du?"
„Eigentlich bin ich hier derjenige, der die Fragen stellt, aber diese beantworte ich dir. Mein Name ist Scott Krause und ich bin Agent aus England."
Lee begann zu lachen. „Wenn dies die Wahrheit ist, muss ich ein ernstes Wort mit Emily Farnsworth reden, Kollege. Ich nehme an, du und deine bezaubernde Partnerin sind hier und Johnson als Doppelagent zu überführen. Ich komme von der Zentrale, ein Geheimdienst in Amerika. Wir sollen ihn auch überführen."
„Ich glaube ihnen nicht. Sie bleiben vorerst hier. Ich komme morgen wieder."
Scott ging und fuhr wieder zu Phoebe.
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Nach einem erholsamen Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück machten sich Lee und Amanda per U- und S-Bahn auf den Weg nach Starnberg. Sie hatten mit Bernd ausgemacht, dass sie gegen neun Uhr da sein sollten, damit sie bis mittag am Schloss sein würden. Auf Bernd´s Hinweis hin, habe sie sich extra warm angezogen.
Bernd fuhr die beiden mit seinem BMW nach Füssen. In der Nähe dieser Stadt liegt Schloss Neuschwanstein.
Während der Fahrt dorthin erzählte Bernd etwas über die Geschichte des Schlosses und von Bayern´s König Ludwig II, der Märchenkönig.
„Wer die geistigen Wurzeln dieser stolzen Ritterburg sucht, der sollte zuerst dem unterhalb gelegenen Schloß Hohenschwangau einen Besuch abstatten. Der junge Kronprinz verbrachte im Gemäuer dieses Schlosses, einer von seinem Vater Maximilian II. restaurierten alten Burg, einen Großteil seiner Jugend.
Hier wurde er insbesondere durch die herrlichen Wandmalereien im romantischen Stil des 19. Jahrhunderts an die große Vergangenheit seines Hauses erinnert. Die Heroen der deutschen Heldensagen beflügelten ihn und regten das phantasievolle Gemüt Ludwigs an. Diese Umgebung prägte ihn nachhaltig. Auch seine spätere Vorliebe für Richard Wagner und dessen Werke dürften hier zu suchen sein.
Tief bewegt erlebte der 15jährige Kronprinz am 2. Februar 1861 seine erste Opernaufführung. Wagners Lohengrin sollte für ihn zu einem Schlüsselerlebnis werden. Von nun an wurde er einer der glühendsten Verehrer Richard Wagners und sein größter Mäzen. Der junge König gedachte wohl der Welt Richard Wagners als er sich mit dem Gedanken trug, unweit der Stätte froher Kindheitserinnerungen ein Schloß zu bauen. In einem Brief an Richard Wagner (Mai 1868) schreibt er: "Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Stil der alten deutschen Ritterburgen und ich muß Ihnen gestehen, daß ich mich sehr darauf freue, dort einst zu hausen; mehrere Gastzimmer, von wo man eine herrliche Aussicht genießt auf dem hehren Säuling, die Gebirge Tyrols und weithin in die Ebene, sollen wohnlich und anheimelnd dort eingerichtet werden; Sie kennen ihn, den angebeteten Gast, den ich dort beherbergen möchte; der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar, ein würdiger Tempel für den göttlichen Freund, durch den einzig Heil und wahrer Segen der Welt erblühte....."
Richard Wagner also sollte es sein, dem er dieses heute wohl bekannteste seiner Schlösser weihte. Auch die Örtlichkeit selbst, ein Felsplateau gegenüber der Pöllatschlucht, schien geradezu prädestiniert für diesen gewaltigen Bau. Weltabgewandt, dem Himmel näher als der Menschenwelt, wollte er seine "Gralsburg" errichten lassen. Bereits ein Jahr später (1869) wurde der Grundstein zur neuen Burg Hohenschwangau gelegt. Den heute weltbekannten Namen "Neuschwanstein" sollte sie erst nach seinem Tode erhalten
Der Architekt Eduard Riedel wurde mit der Bauplanung und Durchführung beauftragt. Nach seinen Plänen hatte der Bühnenmaler Christian Jank kolorierte Ansichten zu fertigen. Was dieses so unterschiedliche Team schuf, konnte sich durchaus sehen lassen, war aber in der Praxis nicht durchführbar. Den Entwürfen lag der Grundriß der Wartburg zu Grunde, welche der König im Juni 1867 besuchte.
Das teilweise bis zu acht Meter tief ausgesprengte Plateau aber war zu schmal, als daß dieser Plan verwirklicht werden konnte. Die Pläne mußten mehrmals geändert werden. Dennoch schritt der Bau voran.
Gegen Ende des Jahres 1872 wurde der Torbau fertiggestellt. Nun begannen die Arbeiten am Palast. Gewaltige Mengen an Baumaterial wurden verbraucht. So allein täglich 40 Zentner. Zement. Der verwendete Marmor kam teilweise aus dem Salzburgischen (Untersberger Marmor).Der Sandstein wurde aus dem Württembergischen geliefert.
Viele der benötigten Baustoffe konnten damals nur bis Biessenhofen (im Allgäu) mit der Eisenbahn transportiert werden. Hier mußte auf Pferde- und Ochsengespanne umgeladen werden, welche zum Weitertransport zur Baustelle bereit standen. Eine wahre Pionierleistung also, hatte man die Schwelle der Industrialisierung jedoch eben erst überschritten. In Hohenschwangau angekommen, besorgte ein Lastenaufzug - angetrieben von einer Dampfmaschine - den Transport zur Schloßbaustelle. Im Jahre 1874 übertrug Ludwig II. dem königlichen Hofbaumeister Georg Dollmann die Bauleitung. Dollmann bewährte sich bereits beim Bau von Schloß Linderhof, welches parallel der Vollendung entgegen schritt.
Der Gedanke eines Thronsaales, der das absolute Königreich ausdrückt, beschäftigte Ludwig II. ab 1876. Der byzantinische Stil erschien ihm hierfür am geeignetsten. Nach weiteren Umbauten des im großen und ganzen bereits vollendeten Palasts begann man ab 1879 mit dem Ausbau des Thronsaales. Die stetigen Änderungswünsche des Königs trieben die Baukosten in die Höhe. Ein weiterer vorgesehener maurischer Saal sollte, obwohl vom Kabinett bewilligt, nie mehr fertiggestellt werden.
Die Wohnräume des Königs schritten indes der Vollendung entgegen. Ludwig II. bewohnte sie erstmals vom 27. Mai bis 8. Juni 1884. Im selben Jahr wurde der beim König in Ungnade gefallene Georg Dollmann durch dessen früheren Mitarbeiter Julius Hofmann ersetzt. Wenig später, 1885, begann man mit den Fundamentierungsarbeiten der Kemenate.
Die Baukosten stiegen ins Unermeßliche und konnten somit durch die kgl. Zivilliste nicht mehr abgedeckt werden. Die Krondotation betrug um 1880 etwa viereinhalb Millionen Mark jährlich. Das Kabinett bewilligte keine weiteren Gelder mehr. Der Weg in die Verschuldung war vorgezeichnet. Die Bauleidenschaft sollte Ludwig II. letztendlich zum Verhängnis werden. Auf jeden Fall wurde sie zum Vorwand seiner im Juni 1886 erklärten Entmündigung und Absetzung.
Neuschwanstein sollte auch sein letzter Aufenthaltsort sein, ehe man ihn nach Schloß Berg am Starnberger See brachte. Ludwig II. erlebte Neuschwanstein noch als Baustelle von Gerüsten umgeben. So wie es sich dem Auge des Besuchers der Neuzeit darbietet, sah er es nie. Die begonnenen Arbeiten wurden erst nach seinem Tode fertiggestellt. Ein nach den Plänen vorgesehener mächtiger Hauptturm sowie eine Schloßkapelle wurden nicht mehr errichtet"
Bernd fuhr zuerst nach Füssen, wo sie zu Mittag aßen. Danach fuhren sie hinauf zum Schloss. Das letzte Stück mussten sie laufen. Doch das störte kein bisschen. Der Tag war sonnig und wolkenlos. Man hatte einen wunderschönen Ausblick auf die Alpen.
Amanda war froh, dass sie auf ihre Mutter gehört hatte und den Fotoapparat mitgenommen hatte. Hier war es traumhaft. Sie war zwar schon zweimal in München gewesen, doch diesmal übertraf es alles. Sie bereute es richtig, dass sie zum arbeiten hier waren und nicht zum Urlaub.
Im Winter war normalerweise nicht so viel Touristenandrang da, wie an Sommertagen, deshalb dauerte es auch nicht so lange, bis sie an einer Führung teilnehmen konnten.
„Jetzt verstehe ich auch, warum er der Märchenkönig genannt wurde, hier ist es wie im Märchen."
„Ja, es stimmt!"
„Einige Leute behaupten ja, dass Ludwig etwas verrückt war, aber die Ur- Bayern sind stolz auf ihn. Ich schlage vor, dass wir langsam wieder zurück nach Starnberg fahren, Julia hat euch zum Abendessen eingeladen."
Auf der Fahrt zurück unterhielten sie sich nur über Belangloses.
Lee, Amanda und Bernd legten die Mäntel ab, als sie das Haus betraten.
„Hallo, ihr drei. Wie hat es euch gefallen, ihr hattet ja Glück mit dem Wetter."
Amanda war immer noch begeistert.
„Es war einfach traumhaft. So schön hatte ich die Gegend gar nicht in Erinnerung."
„Ach, du warst schon mal hier?"
„Ja, wir mussten schon zweimal eine Dokumentation in der Nähe drehen und das erste Mal habe ich gleich mit einem Familienurlaub verbunden."
Als Lee das Wort Familie hörte, fiel ihm wieder etwas ein.
„Danke, Mandy. Du erinnerst mich daran, dass ich schon den ganzen Tag Bernd`s Geschenk mit mir herumtrage."
Lee griff in seine Sakkotasche und nahm ein mittelgroßes Päckchen heraus. Amanda erkannte es als das, was er mit der Waffe zusammen aus seiner Wohnung geholt hatte. Bernd öffnete es. Es war ein Foto von ihren Eltern.
„Es ist so gut wie das einzige, was ich von unseren Eltern habe. Ich dachte, du möchtest gerne ein Andenken an sie. Das andere, was ich von ihnen habe, ist ein Ferienhaus in der Nähe von New York, dass ich Amanda zu unserer Hochzeit geschenkt habe. Damals habe ich ja noch nicht von deiner Existenz gewusst. Aber du und Kelly könnt jederzeit dorthin. Es gehört dir genauso gut wie mir."
Amanda nickte. Sie war mit dieser Vereinbarung einverstanden. Ihr war nur wichtig, dass Lee glücklich war.
Nach dem Essen bestand Bernd darauf, die beiden nach München zu fahren. Diesmal ließ er sich nicht abschütteln.
den Sonntag verbrachten Lee und Amanda fast nur in Bett. Lee hatte bemerkt, dass der Kühlschrank wie durch Zauberhand aufgefüllt worden war. Er kochte ihnen ein traumhaftes Essen. Am Nachmittag gingen sie spazieren. Lee wollte Amanda unbedingt den Englischen Garten zeigen. Amanda schoß wieder viele Bilder. Auf dem Weg zurück holte sich Lee an einem Zeitungsstand eine Zeitung. Da es keine Englischsprachigen gab, nahm er sich eine TZ (Münchner Tageszeitung).
„Bist du sicher, dass das richtig ist, es ist eine deutsche Zeitung!"
„Ich weiß Mandy. Aber irgendwie muss man ja auf dem laufenden bleiben. Ich habe gestern durch Zufall bemerkt, dass ich immer noch relativ gut deutsch kann."
„Gut zu wissen. Wie sieht unser Tagesplan für morgen aus? Hast du schon eine Idee,wie wir den Fall lösen können?"
Lee zog sie nah an sich heran.
„Es wird dir zwar nicht gefallen, aber wir müssen in seiner Wohnung umsehen. Gewöhnlich kommt er den ganzen Tag nicht nach Hause. Wenn wir damit fertig sind, werde ich Billy anrufen und ihn fragen, ob uns Beaman eine winzig kleine Kamera besorgen kann. Die müssen wir dann an seiner Brille befestigen, damit wir alles mitbekommen, wenn er sich mit jemanden trifft.. Und irgendwie müssen wir es schaffen, in sein Büro zu kommen."
„Hört sich nach einem Plan an. Und ich hätte auch schon eine Idee, wie du dich ungestört in seinem Büro umsehen kannst. Aber die wird dir höchstwahrscheinlich nicht gefallen."
Lee küsste sie auf die Nasenspitze.
„Deinen Ideen gefallen mir immer, Mandy."
„Glaub mir, diese nicht."
Mehr verriet sie Lee nicht über ihr Vorhaben, da sie noch nicht genau wusste, wie sie es in die Tat umsetzten sollte. Lee und Amanda gingen zu ihrer vorübergehenden Wohnung, zogen sich um und kuschelten sich auf dem Sofa aneinander. Lee las seine deutschen Zeitung und erzählte Amanda auf englisch, was geschehen war. Auf ihr drängen hin las er ihr etwas auf deutsch vor. Ihr gefiel die Sprache und sie glaubte, dass es von Nutzen sein könnte, wenn sie einige Begriffe kannte.
„Lee, würdest du mir einige Wörter beibringen?"
„Sicher, Honey, was willst du wissen?"
„Egal, sag mir, was man wissen sollte."
„Okay, als erstes man Begrüßungen kennen. Am einfachsten ist `Hallo`; das entspricht unserem `hello`. Man kann es immer zur Begrüßung verwenden. `Guten Morgen` entspricht `good moring`, `Guten Abend``entspricht `good evening` und `Guten Tag`würde ich mit `Good day` übersetzen. Lass es uns versuchen."
Lee sagte die einzelnen deutschen Wörter vor und Amanda versuchte sie nachzusprechen. Es klappte ganz gut.
„Du bist ein Naturtalent. Willst du weitermachen?"
„Ja, was heißt `I love you`?"
„Das heißt, `ich liebe dich`!"
„Ich liebe dich!" sagte Amanda auf deutsch.
Lee beugte sich zu ihr und gab ihr einen langen Kuss. Lee begann Amanda´s Rücken zu massieren.
„Oh, das tut gut. Ich darf gar nicht an das Ende der Schwangerschaft denken. Ich glaube, dann werde ich es vor Rückenschmerzen nicht mehr aushalten."
„Ich werde immer versuchen, dir die Schmerzen so erträglich wie möglich zu machen."
Amanda sah in an und lächelte. „Das will ich auch hoffen, immerhin bist du der Grund dafür."
Lee wusste, dass sie nur Spass machte.
„Ich weiß und ich bereue es kein bisschen."
Amanda lachte ihn an.
„Und ich auch nicht."
Lee stand auf und räumte den Tisch ab.
„Ich schlage vor, wir gehen jetzt ins Bett. Wir haben morgen viel zu tun."
„Okay, ich gehe schon ins Bad."
Amanda stand auf und ging ins Bad.
„Ich werde versuchen Billy zu erreichen, damit er Beaman morgen gleich darum bitten kann und sie uns zusenden kann."
Amanda kam mit Zahncreme verschmierten Mund aus dem Bad.
„Warte, dass mach ich nachher." murmelte sie.
Lee wusste zwar nicht, warum er nicht bei Billy anrufen sollte, aber er sagte nichts. Kurze Zeit später kam Amanda aus dem Badezimmer. Sie hatte ihre Haare hochgebunden.
„Das solltest du öfters machen, Mandy."
Amanda lächelte ihn an und versuchte ihn ins Bad zu scheuchen, damit sie ihren Anruf machen konnte. Sie suchte aus ihrer Handtasche ihr Notizbuch mit Francine´s Nummer. Sie hatte ihr erzählt, dass Beaman oft bei ihr war. Sie wählte die Nummer.
„Hallo Francine, hier ist Amanda."
Francine war über diesen Anruf sehr überrascht.
„Mit dir hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich denke du und Lee, ihr seit in Deutschland."
„Sind wir auch, aber wir brauchen deine Hilfe, oder besser die Hilfe von deinem Verlobten."
„Ah, daher weht der Wind. Was wollt ihr von ihm?"
„Lee bräuchte eine winzig kleine Kamera, die man an einer Brille befestigen könnte. Glaubst du, er hat so etwas oder wäre in der Lage so etwas zu besorgen?"
„Warte, ich frage ihn."
Im Hintergrund hörte sie, wie sich Francine mit Beaman unterhielt. Nach einiger Zeit sprach Beaman mit ihr.
„Hallo Amanda. Ich habe so eine Kamera erst vor kurzer Zeit hereinbekommen. Sie ist noch nicht erprobt, aber sie müsste gehen. Ich werde euch vorsichtshalber drei Stück schicken, dann habt ihr welche in Reserve. Ich schicke sie morgen gleich als erstes weg."
„Danke Beaman."
Amanda gab ihm Bernd´s Adresse und verabschiedete sich. In diesem Moment kam Lee aus dem Bad.
„Beaman schickt uns morgen drei solcher Kameras, weil sie noch nicht getestet sind. Schöne Grüße von ihm."
Lee war erstaunt. „Wo hast du Beaman´s Privatnummer her?"
„Das ist mein Geheimnis!"
„Amanda, ich kenne Wege um dir dieses Geheimnis zu entlocken. Also, sagst du es mir freiwillig,oder muss ich dich erst kitzeln?"
Amanda atmete schwer. „Ich werde nichts sagen, dass habe ich Francine versprochen!"
Lee hörte auf Amanda zu kitzeln. „Was hat Francine damit zu tun?"
„Von ihr habe ich das Geheimnis."
„Bitte, sag es mir. Ich mache mir sorgen um sie. Irgendwie ist sie in der letzten Zeit so anders!"
„Das ist dir aufgefallen!" neckte sie Lee.
„Ja, obwohl ich nur Augen für dich hatte. Sagst du mir jetzt bitte, was mit ihr los ist."
„Okay, aber bitte erzähl niemanden davon und wenn Francine oder Beaman darauf ansprechen, dann tu so, als ob du nichts davon weißt."
„Okay, ich verspreche es und nun mach es nicht so spannend!"
„Francine und Beaman haben sich verlobt!"
„Endlich, bei denen war es ja noch schwerer als wie bei uns."
„Du bist nicht überrascht. Ich wäre fast tot umgefallen."
„Ich habe mir schon so etwas gedacht, nachdem sie mit ihm auf unserer Hochzeit zusammen war. Ich freue mich für sie."
„Und denk daran, kein Wort zu jemanden."
Dann gingen sie zu Bett. Lee hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt, damit sie um zehn Uhr bei Johnson´s Wohnung seine konnten.
Als der Wecker klingelte stand Lee auf und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen und machte sich dann auf den Weg ins Bad. Er hatte eigentlich gedacht, dass Amanda gleich nach ihm aufstehen würde, doch es war nicht der Fall. Normalerweise war Amanda immer vor ihm wach, doch er dachte sich nichts dabei, da es möglich war, dass sie unter der Zeitverschiebung litt.
Als er aus dem Bad heraus kam, war unten weder etwas von Amanda zu sehen noch zu hören. Er entschloss sich dazu, ihr das Frühstück ans Bett zu bringen. Er ging in die Küche und bereitete ein Tablett mit Kaffee, Saft, Semmeln und Marmelade vor, dass er dann zu Amanda hochbrachte. Er ging nach oben, stellte das Tablett neben das Bett und setzte sich vorsichtig neben seine schlafende Frau.
„Amanda, aufstehen"
Amanda wacht nicht auf, sondern drehte sich nur auf die andere Seite. Lee beugte sich zu ihr herunter und küsste sie, doch sie schlief weiter. Er nahm die Tasse Kaffee von dem Tablett und wedelte den Dampf zu Mandy.
Vorsichtig öffnete sie die Augen.
„Morgen"
Amanda setzte sich hin, schlug hastig die Decke zurück und lief ohne ein Wort zu sagen ins Badezimmer. Lee folgte ihr und fand sie neben der Toilette, wo sie sich übergab.
„Ich habe gedacht, die Phase hättest du überstanden!" sagte Lee und kniete sich neben sie.
„Das habe ich auch gedacht, aber da haben wir uns wohl beide getäuscht. Ich frühstücke später, ich will erst einmal duschen."
„Okay!"
Lee ging hinaus und deckte den Esstisch. Ungefähr eine halbe Stunde später kam Amanda mit Bademantel und Handtuch auf dem Kopf ins Wohnzimmer.
„Jetzt bin ich bereit zu frühstücken."
Lee ging zum Tisch und schenkte Amanda und sich eine frische Tasse Kaffee ein. Amanda nahm die Tasse und wollte gerade einen Schluck trinken, als sie wieder hastig zur Toilette lief.
„Amanda, ist alles in Ordnung?"
„Nicht wirklich."
Amanda kam wieder aus dem Badezimmer und war ganz blass.
„Lee, tust du mir einen Gefallen?"
„Immer mein Schatz, wenn es dir hilft. Was soll ich tun?"
„Tu bitte den Kaffee weg."
Lee stand auf und tat die beiden Tassen und die Kanne in die Küche.
„Warum?"
„Ganz einfach. Der Kaffeeduft war der Auslöser für meinen Übelkeit. Das hatte ich bei den beiden ersten Schwangerschaften auch schon. Ich glaube, Kaffee ist erst einmal tabu für mich."
„Gott sei Dank. Ich habe schon gedacht, du seist ernsthaft krank!"
„Du kannst ganz beruhigt sein. Das schlimmste, woran ich erkranken werde wird eine Erkältung sein. Oh Gott, wie hält Bernd das hier nur aus?"
Lee lachte, als er dies hörte.
„Amanda, wir müssen arbeiten."
Amanda zog sich an und ging dann mit Lee hinunter in die Tiefgarage, wo Bernd seinen Zweitwagen geparkt hatte. Er hatte ihnen nicht gesagt, um was für eine Marke es sich handelt, aber auf dem Schlüssel stand eine Nummer drauf.
Nach kurzem Suchen fand Amanda den Platz. Darauf stand ein roter Ferrari.
Lee´s Augen glänzten, als er diesen Traum von Wagen sah.
„Oh Gott, jetzt hat er ein neues Spielzeug. Und ich habe gedacht, du gewöhnst dich vielleicht an ein etwas familienfreundlicheres Auto."
Lee strahlte über das ganze Gesicht. „Lass mir doch meinen Spass, Mandy."
„Okay, okay, du hast gewonnen. Solange du nicht rast."
Amanda stieg in den Wagen ein . „Arme Babies. Euer Papa und euer Onkel haben diese unwiderstehliche Leidenschaft für schnelle Autos. Hoffentlich werden eure großen Brüder nicht so leichtsinnig und ihr habt bis dahin noch etwas Zeit." sagte sie zu ihrem Bauch.
Lee nahm diese Worte nicht wahr, denn er war von dem Sportwagen begeistert. Lee fuhr durch den dichten Münchner Vormittagsverkehr. Die Fahrt zu Johnson´s Wohnung dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Wie geplant trafen sie um kurz vor zehn Uhr dort ein. Lee und Amanda gingen hoch in das zweiten Stockwerk des Wohnhauses.
Als die Luft herein war, knackte Lee das Schloss und ließ seine Frau in die Wohnung. Gemeinsam suchten sie nach Beweisen dafür, dass Johnson auch für den KGB arbeitet.
Lee fand in seinem Schreibtisch geheime Informationen, die das Konsulat nicht hätten verlassen dürfen.. Er nahm seine kleine Kamera und fotografierte die Dokumente. Doch dies waren noch keine eindeutigen Beweise.
Amanda sah währenddessen in seinem Terminkalender nach. Hier stand etwas von einem Treffen mit einem Mann, der einen russischen Namen trug,drin. Amanda schrieb sich die Zeit und den Treffpunkt auf.
Plötzlich läutete das Telefon und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Er war ein Russe, der eine Botschaft hinterließ.
„Hast du verstanden, um was es ging, Lee?"
„Ich habe nur verstanden, dass der Anrufer von Johnson Akten über eine geheime CIA-Operation haben will."
„Das sind doch genug Beweise!"
„Eigentlich schon."
Amanda suchte beim Telefon nach einer anderen Kassette, damit es nicht so auffiel, wenn sie die andere mitnahmen. Schließlich gingen die beiden wieder in Bernd´s Wohnung.
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Die beiden haben nicht bemerkt, dass ihr Besuch nicht ganz unbeobachtet geblieben war. Aus einem Zimmer im gegenüberliegenden Wohnhaus saßen zwei englische Agenten, Scott und Phoebe Krause, die eben falls versuchten Johnson´s Doppelleben aufzudecken. Beide Teams wussten nichts von der Existenz der anderen.
Scott machte sich auf den Weg um Lee und Amanda zu verfolgen, während Phoebe die Wohnung im Auge behielt. Sie rief bei ihrem Vorgesetzten Brian Halliwell an, um ihm von den neusten Entwicklungen zu berichten.
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Lee bemerkte nicht, dass er verfolgt wurde, denn er achtete nicht darauf. Er war nur froh, den Fall schon so gut wie gelöst zu haben. Sie brauchten nur noch Billy anzurufen, ihm alles zu sagen und Johnson festzunehmen. Den Anruf würden sie gleich erledigen, wenn sie in der Wohnung waren.
Während Amanda sich umzog, telefonierte Lee mit Billy. Dieser war noch ziemlich verschlafen.
„Guten Morgen Billy. Habe ich dich geweckt?"
„Scarecrow, hier ist es viertel vor sechs, normalerweise schläft man da noch. Aber macht nichts, ich muss eh gleich aufstehen. Was gibt es neues?"
„Wir kommen gerade aus Johnson´s Wohnung. Dort haben wir Akten gefunden, die dort nicht hätten sein dürfen. Amanda hat in seinem Terminkalender ein Treffen mit einem Russen gefunden und durch einen Anruf , der eingegangen ist, wissen wir, welche Operation als nächstes fehlschlägt. Wir haben Beweise für sein Dasein als Doppelagent. Wenn die diese Beweise ausreichen, ist dieser Fall gelöst."
„Eigentlich würden diese Beweise ausreichen, aber sammelt noch ein Paar. Grüss Amanda von mir."
Amanda war in der Zwischenzeit wieder ins Wohnzimmer gekommen und hatte Lee beim telefonieren zugehört.
„Schöne Grüsse von Billy, wir sollen noch etwas nachforschen."
„Okay, was schlägst du vor?"
„Ich schlage vor, dass wir zu diesem Treffen am Mittwoch abend gehen. Das filmen wir dann und wenn er dabei Akten übergibt ist dies beweis genug. Bis Mittwoch können wir nichts tun"
„Ich habe nichts dagegen. Eineinhalb Tage allein mit meiner Frau. Traumhaft."
Lee und Amanda hatten es sich gerade gemütlich gemacht, als das Telefon läutete.
„Bei Schmiedt."
„Hallo Lee, hier ist Julia. Ich wollte fragen, ob Amanda vielleicht etwas Zeit hätte."
Lee gab Amanda den Hörer und sagte ihr kurz um was es ging.
„Hallo Julia, ich hätte Zeit, um was geht es denn?"
„Das ist gut. Ich hätte Lust auf eine Einkaufstour. Nur wir beide. Meine Männer sind weg und mir fällt die Decke auf den Kopf."
„Okay, ich komme mit. Lee wird zwar nicht begeistert sein, aber wir beide müssen zusammenhalten."
„Danke Amanda. Ich bin dann in einer halben Stunde bei Bernd´s Wohnung. Ciao."
„Julia möchte mit mir etwas unternehmen. Da konnte ich doch nicht nein sagen."
„Natürlich nicht. Lass mich nur allein." schmollte Lee.
„Tut mir leid wegen dem Nachmittag, aber ich verspreche dir, dass der Abend um so schöner wird. Du kannst dir ja in der Zwischenzeit überlegen, was du machen willst."
„Mit diesen Aussichten und dieser Aufgabe werde ich den Nachmittag schon überstehen."
Lee zog Amanda auf seinen Schoß und küsste sie. Dann zog sich Amanda an und wartete darauf, dass Julia kam.
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Scott hatte Lee und Amanda bis zur Wohnungstür verfolgt und wusste nun, dass sie Schmiedt hießen. Dachte er zu mindest. Nachdem er diese Information hatte fuhr er wieder zu Phoebe, die in der Zwischenzeit bei ihrem Boss angerufen. Der hatte gesagt, dass sie an die Informationen der anderen herankommen sollten. Wie sie das machen bleibt ihnen überlassen.
Scott und Phoebe machten sich gemeinsam auf den Weg zu Bernd´s Wohnung. Als sie ankamen sahen sie, wie Amanda mit einer älteren Frau da Haus verließ.
„Das ist unsere Chance. Er ist bestimmt allein."
Scott und Phoebe gingen hinauf und klingelten. Lee öffnete, da er dachte es sei Amanda, die etwas vergessen hatte.
Als die Tür geöffnet war, stürmte Scott herein und betäubte Lee mit Chloroform. Phoebe kam auch herein und hinterließ ein Schreiben, damit Amanda Bescheid wusste. Zusammen schafften sie Lee zu ihrem Auto und brachten ihn in ein Versteck.
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Amanda und Julia hatten sehr viel Spass zusammen. Julia kaufte sich und Amanda einige schöne Sachen. Amanda wollte sie nicht annehmen, aber Julia bestand darauf. Auch die Babies bekamen etwas. Gegen sieben Uhr waren sie wieder an der Wohnung. Amanda lud Julia noch zu einem Kaffee ein, was sie auch annahm. Amanda klingelte. Als nach mehreren Minuten keine Reaktion auftrat, begann sie sich sorgen zu machen.
„Julia, hast du auch einen Schlüssel für die Wohnung dabei."
Julia schüttelte den Kopf. Amanda begann in ihrer Tasche nach etwas zu suchen, womit sie die Tür öffnen konnte. Sie fand etwas und öffnete die Tür.
Im inneren war keine Spur von Lee zu sehen.
„Wenn er weggegangen wäre, hätte er mir eine Nachricht hinterlassen. Das gefällt mir nicht."
Julia fand auf dem Esstisch die Nachricht von Phoebe.
„Amanda, ich habe hier etwas gefunden."
Sie übergab Amanda den Zettel.
Wir haben ihren Partner. Wenn sie ihn wieder haben wollen, rufen sie uns an. Wir tun ihnen nichts, wir wollen nur Informationen.
„Oh nein. Er ist entführt worden. Ich muss Billy anrufen."
Amanda griff zum Handy und wählte Billy´s Nummer.
„Hallo Billy. Lee ist entführt worden."
„Wie das denn? Es hat doch niemand von eurem Aufenthalt gewusst. Haben sie etwas hinterlassen?"
„Ja, einen Zettel mit Telefonnummer. Sie schreiben, dass sie ihm nichts tun. Sie wollen nur Informationen."
„Okay, Amanda. Du rufst jetzt diese Nummer an und hörst, was sie wollen. Dann meldest du dich wieder bei mir. Mach dir keine Sorgen."
Amanda rief die Nummer an. Phoebe führte das Gespräch mit Amanda.
„Ich sollte mich melden. Sie haben meinen Partner. Was wollen sie von uns?"
„Wie schon gesagt, nur Informationen."
„Worüber?"
„Das sollten wir persönlich besprechen. Morgen neun Uhr am chinesischen Turm im englischen Garten."
Phoebe beendete das Gespräch.
Amanda rief wie versprochen bei Billy an.
„Sie wollen sich mit mir morgen treffen."
„Okay, geh hin, aber nimm jemanden mit."
„Mach ich."
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Scott hatte Lee zu einem Versteck gebracht. Es war ein stillgelegtes Bergwerk in Peißenberg. Hier würde sie niemand vermuten. Scott fesselt Lee an einen Stuhl und begann Fragen zu stellen.
„Wer sind sie und was wollen sie von AJ Johnson?"
„Mein Name ist Lee Stetson und ich soll ihm beobachten. Es ist der Auftrag von meinem Boss in Washington."
„Aus welchen Grund traue ich dir nicht. Für wen arbeitest du?"
„Ich arbeite für eine Filmgesellschaft."
„Warum beobachtest du dann einen Geheimagent des CIA?"
„Du weißt davon? Wer bist du und für wen arbeitest du?"
„Eigentlich bin ich hier derjenige, der die Fragen stellt, aber diese beantworte ich dir. Mein Name ist Scott Krause und ich bin Agent aus England."
Lee begann zu lachen. „Wenn dies die Wahrheit ist, muss ich ein ernstes Wort mit Emily Farnsworth reden, Kollege. Ich nehme an, du und deine bezaubernde Partnerin sind hier und Johnson als Doppelagent zu überführen. Ich komme von der Zentrale, ein Geheimdienst in Amerika. Wir sollen ihn auch überführen."
„Ich glaube ihnen nicht. Sie bleiben vorerst hier. Ich komme morgen wieder."
Scott ging und fuhr wieder zu Phoebe.
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