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Als Omi am nächsten Morgen die Zähne putzte, dachte er über den gestrigen Tag nach. Ob Schuldig sein Versprechen gehalten und überlebt hatte? Omi wusste es nicht. Er war so schnell wie nur möglich zu den Anderen geeilt, als ihm schon Nagi und Crawford entgegen gerannt kamen. Sie beachteten ihn nicht weiter und schienen zu fliehen. Im Schlafzimmer des Hauses traf er auf den Rest von Weiß.

"Was war denn mit Nagi und Crawford los? Die kamen mir entgegen, als seien sie auf der Flucht."

"Das waren sie auch. Sie waren in der Minderheit. Keine Ahnung, was bei denen abgeht."

"Sie scheinen in der Gruppe Probleme zu haben."

"Wie kommst du darauf?"

Omi schaute Aya erschrocken an. Wieso glaubte er, dass sie Probleme bei Schwarz hätten? Er selbst hatte die Spannungen zwischen Schuldig und Farfarello bemerkt. Und die kamen nicht nur, weil Schuldig Omi beschützen wollte. Aber woher wusste Aya...

"Ich denke, dass es zwischen Schuldig und Farfarello Probleme gibt. Nagi hatte anfangs eine Bemerkung gemacht, wo die beiden 'Streithähne' jetzt schon wieder wären."

"Ach so."

"Die Frage ist nur, weshalb haben die beiden Zwistigkeiten miteinander? Wenn wir das wüssten, könnten wir sie gegeneinander ausspielen. Das würde uns die Arbeit erleichtern."

"Nein."

"Wie nein?"

"Ich entnehme deinen Worten, dass du sie gegeneinander aufhetzen willst. Das mach ich nicht mit!"

"Wieso?"

"Weil Farfarello Schuldig dabei umbringen wird."

"Und? Es ist Schuldig."

"Ähm, entschuldigt ihr beiden. Wir müssten langsam von hier verschwinden. Ansonsten könnten wir leichte Probleme bekommen."

"Yohji hat Recht. Wir sollten abhauen. Ihr könnt zuhause weiterreden."

Sie waren nach Hause gegangen. Aber dort haben Omi und Aya nicht miteinander geredet, da Omi gleich auf sein Zimmer gegangen war. Nun stand er angezogen und fertig im Bad und bereitete sich moralisch darauf vor, gleich auf Aya zu stoßen.

~Er ist so herzlos. Wie kann es ihm nur egal sein, ob Schuldig stirbt?~

~Ich habe seine Familie umgebracht. Und wegen mir liegt seine Schwester im Krankenhaus.~

~Schuldig? Wo bist du?~

~Ganz in deiner Nähe. Vielleicht 500 Meter von dir entfernt.~

~So weit reicht deine telepathische Kraft?~

~Ich kann so vieles, was dich vielleicht erstaunt.~

Omi glaubte sein dreckiges Grinsen genau vor sich zu sehen.

~Komm heute zwölf Uhr zum Sunshine 60. Dort in der Nähe gibt es ein fantastisches kleines Lokal. Dort sind wir ungestört. Dort können wir reden.~

~Was ist, wenn ich aufgehalten werde?~

~Ich werde dafür sorgen, dass du um zwölf dort sein wirst.~

~Wie?~

~Du wirst schon sehen.~

~~~

Der Vormittag verging so langsam wie noch nie. Die Sekunden wurden zu Minuten, die Minuten wurden Stunden, die Stunden Tage. Dass Aya ihn ansah, als ob er irgendeine Krankheit hätte, half ihm da auch nicht weiter. Inzwischen war es 11.30 Uhr. Omi wurde nervös. Er müsste bald los, wenn er Schldig nicht verpassen wollte. Und das wollte er nicht. Es war seltsam. Noch nie hatte er sich dermaßen darauf gefreut, Schuldig zu sehen. Dabei könnte es sich hierbei um eine Falle handeln. Aber das glaubte er nicht. Aus irgendeinem Grunde vertraute er Schuldig. Er hatte seine Sachen gerade fertig gepackt und war bereit loszugehen, als Yohji ins Zimmer hereinschaute.

~Nein, nicht jetzt.~

"Telefon! Es scheint irgendwer aus deiner Schule zu sein."

"Ja, ich komme."

Er nahm Yohji genervt den Hörer ab.

"Ja?"

"Oh Omi, du musst mir helfen!"

~Das ist doch... Schuldig?~

"Was ist los?"

"Du musst unbedingt vorbeikommen. Sofort!"

"Ja. Ich wollte eh..."

"Arigatou. Dann bis gleich. Und beeil dich!"

Aufgelegt. Yohji sah ihn fragend an.

"Das... war jemand aus... meiner Klasse. Er hat ein Problem. Ich soll ihm helfen. Sofort."

"Worauf wartest du noch? Na los, verschwinde! Lass deinen Freund nicht warten."

"Ja. Bis nachher."

~~~

Am Sunshine 60 angekommen sah er schon von weitem den Rotschopf. Er ging geradewegs auf ihn zu.

~Bleib stehen.~

~Was? Wieso?~

~Willst du, dass man uns zusammensieht? Hier sind zu viele Menschen. Du musst mir jetzt unauffällig folgen. Hörst du? UNAUFFÄLLIG!~

~Ich bin ein Asassin, schon vergessen?~

Schuldig verschwand in eine Seitenstrasse. Omi folgte ihm im angemessenen Abstand. SO gingen sie durch viele Seitenstrassen und Omi kam es sogar vor, als seien es manchmal die gleichen. Schulig lies sich immer etwas zurückfallen, bis er hinter einer Ecke sogar stehenblieb und auf seinen 'Verfolger' wartete. Der prallte auch prompt mit ihm zusammen.

"Nicht so stürmig mit den jungen Pferden. Hätte ich geahnt, dass du mir gleich um den Hals fallen würdest, hätte ich dich zu einem Stundenhotel geführt und nicht hierher."

"Wo sind wir?"

"In Tokio?"

"Haha. Hätte ich jetzt nicht gedacht."

"Okay. Also hinter mir siehst du ein gemütliches Lokal mit guter deutscher Küche. Sonntags gibt es sogar Thüringer Klöße."

"Was sind Thüringer Klöße?"

"Oje, ich glaube, du musst noch viel lernen, mein Kleiner. Komm lass uns reingehen."

Sie betraten das bescheidene Lokal und suchten sich einen Tisch im hintersten Winkel. Da Omi keine Ahnung von deutscher Küche hatte, ließ er Schuldig für sich mitbestellen. So geschah es, dass er am Ende ein Wiener Schnitzel, Kartoffeln und Mischgemüse auf dem Teller hatte. Da er diesem Gericht ein wenig skeptisch gegenüber war, probierte er erst nur kleine Happen, musste dann aber zugeben, dass es köstlich schmeckte. Schuldig sah ihn fasziniert beim Essen zu. Wie er bei jedem Bissen erneut in Begeisterungsstürme ausbrach, fand er zu süß.

"Du lächelst ja!"

"Tu ich das?"

"Ja. Das ist das erste Mal, dass ich dich lächeln sehe. Also, ich mein richtig lächeln. Nicht dein dreckiges Hentaigrinsen. Nein, jetzt ist es... rein. Aus wahrer Freude entstanden."

"Du redest Unsinn. Hat dir das schon einmal jemand gesagt?"

"Schuldig?"

"Hm?"

"Warum wolltest du dich mit mir treffen?"

"Ich weiß es nicht. Vielleicht wollte ich einfach nur reden."

"Mit mir?"

"Warum nicht?"

"Weil wir Feinde sind?"

"Ist das so störend für dich? Soll ich dich umbringen? Fühlst du dich dann besser?"

"Sei bitte mal ernst. Warum ich?"

"Du hast mir gestern eine Frage gestellt."

"Ja. Ich wollte wissen, ob du gern andere Menschen umbringst."

"Das ist eine interessante Frage und nicht sehr einfach zu beantworten. Sagen wir es so: Die Bezahlung ist gut."

"Die Bezahlung ist gut? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Du tötest Menschen, die du nicht kennst, die dir nie etwas getan haben und dir fällt nichts weiter dazu ein, als 'Die Bezahlung ist gut'?"

"Würde ich die Menschen kennen, könnte ich sie wahrscheinlich nicht umbringen. Deshalb will ich diese Menschen nicht kennen. Nicht wissen, was sie alles in ihrem Leben geleistet haben. Nicht von ihrer Familie, die sie liebt, wissen."

"Du machst es dir zu einfach."

"Denkst du, ich weiß das nicht? Aber anders könnte ich es nicht aushalten. Ich muss mir vor jedem Auftrag vor Augen halten, dass die Menschen allesamt schlecht sind und es nicht anders verdient haben."

"Nicht alle Menschen sind schlecht."

"Doch."

"Warum glaubst du das?"

"Weil es bis jetzt immer so war, wenn ich Menschen getroffen habe. Ich habe sie getroffen, ich habe sie kennengelernt. Ich habe in ihren Gedanken gelesen und immer waren die Gedanken schlecht. Es wurde betrogen, es wurde hintergangen, es wurde der beste Freund bestohlen, es wurde jemand anderem etwas verheimlicht und so weiter und so fort. Alle waren sie schlecht. Die Fassade war solide und rechtschaffen, im Inneren jedoch waren alle schlecht. Nur Wenige waren unschuldig und rein. Und das waren einige wenige Kinder."

"Also sind nicht alle Menschen schlecht. Die Kinder sind es nicht."

"Es waren nur wenige. Die noch nicht sprechen konnten, nicht verstehen konnten. Und irgendwann werden alle Gedanken schlecht. Bei dem einen dauert es länger, beim anderen nicht. Du wirst auch noch..."

"Was werde ich?"

"Ich wollte es nicht sagen. Am Ende bildest du dir noch etwas darauf ein, dass du noch so rein bist. Und dann sind deine Gedanken schlecht."

"Ich bin noch so rein? Aber, ich bin doch schlecht. Durch und durch. Ich plane Morde, breche irgendwo ein, hack mich ein. Das ist doch nicht mehr rein!"

"Aber du machst dir Vorwürfe deswegen. Dein Selbstbewusstsein ist sehr stark ausgebildet. Im Gegensatz zu mir bist du rein wie ein Diamant. Ich mache mir keine Vorwürfe. Ich hoffe nur..."

"Auf was?"

"Dass mir endlich jemand die Last abnimmt."

"Welche Last?"

"Mein Leben."

"Nein!"

"Was soll ich denn mit meinem Leben anfangen? Ich bin ein Nichts. Nein, schlimmer, ich bin ein Krimineller, ich bin drogenabhängig und ich lass den Leuten nicht einmal ihre tiefsten Geheimnisse. Ich erforsche sie und stell mich vor sie, um sie dann damit niederzumachen. Und der krönende Abschluss? Ich ergötze mich am Anblick ihrer leidenden Seelen. Nein, jemand wie ich, verdient es nicht zu leben."

"Doch! Alle Menschen haben ein Recht zu leben..."

"Das ich ihnen nehme..."

"... weil es dein Beruf ist..."

"Ich hätte auch genauso gut Bäcker werden können. Aber ich wollte Berufskiller werden..."

"Gibt es denn nichts, was dich am Leben erhält? Keine Person, die dir alles bedeutet? Für die es sich zu leben lohnt."

"Doch."

Schuldig sah Omi jetzt direkt an. Seine grünen Augen waren klar, blinzelten nicht einen Moment.

"Du bist es. Als ich an der Klippe hing, hast du mich gerettet. Du hättest genauso gut weggehen können. Ich bin dein Feind. Aber du hast mich gerettet. Obwohl du weißt, dass ich viele Menschen umgebracht habe und noch viele Menschen umbringen werde. Du hattest Mitleid mit mir. Ich habe es in deinen Augen gesehen und ich habe es später auch in deinen Gedanken gelesen. Du wolltest nicht, dass ich sterbe. Du hast nicht vordergründig den Killer in mir gesehen. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Du hast den Menschen gesehen. Niemand zuvor hat das getan. Nur du. Dafür bin ich dir dankbar."

"Dankbar also."

"Enttäuscht? Hast du gehofft, ich würde dich mit in mein Bettchen nehmen?"

"Was denkst du von mir? Ich bin doch nicht..."

"Reg dich ab. Ehrlich gesagt, du hast etwas, was mich anzieht. Du bist... unschuldig,... schön. Deine Augen sind einfach nur faszinierend. Du siehst aus wie ein Engel. Ja, für einen Engel lohnt es sich zu leben."

Mit diesen Worten gab Omi seinen inneren Widerstand auf. Bis jetzt wollte er es nicht wahrhaben, dass ihm etwas an diesem Mann lag. Nun konnte er es aber nicht mehr leugnen. Er hatte Gefühle für Schuldig entwickelt. Positive Gefühle. Er sah ihn nicht mehr als ein Mitglied von Schwarz, nein, er sah ihn jetzt endgültig als einen Menschen an. Als einen Menschen, der leidet, wenn man ihn verletzt. Als einen Menschen, der lieben und geliebt werden konnte.

"Du musst jetzt gehen."

"Was? Wieso?"

"Es ist schon spät. Sie werden auf dich warten. Und wenn ich es richtig mitbekommen habe, habt ihr noch ein Problem zu klären."

"Welches Problem?"

"Ob ihr die Spannungen zwischen mir und Farfarello ausnutzen wollt."

"Sehen wir uns wieder?"

"Im nächsten Kampf bestimmt."

"Nein, ich meine..."

"Vielleicht."

~~~

Später am Abend saßen Ken, Yohji und Omi gemütlich vor dem Fernseher und sahen sich einen Film an, als plötzlich Aya ins Zimmer kam.

"Omi! Wir müssen reden!"

"Nicht jetzt. Ich sehe mir gerade diesen Film an."

"Der kann warten."

Widerwillig machte Omi den Fernseher aus und sah genervt zu Aya hoch.

"Was ist?"

"Was ist mit dir los? Seit dem Nachhauseweg gestern hast du dich vollkommen zurückgezogen.."

"Du bist doch hier die Zurückgezogenheit in Person."

"Aber ich hatte nicht die Befürchtung, dass Farfarello Schuldig umbringt."

"Was willst du damit sagen?"

"Das ich keine Ahnung habe, wieso ich Rücksicht auf diesen Verbrecher nehmen soll. Dann bringt Farfarello ihn halt um. Ist doch egal. Dann muss ich das nicht mehr machen."

"Wieso bist du so versessen darauf, ihn umzubringen?"

"Er hat meine Familie umgebracht! Schon vergessen? Er ist Abschaum! Er ist das Allerletzte!"

"Nein, er ist ein Mensch!"

"Na und? Nezumi war auch nur ein Mensch. Und ihn haben wir auch umgebracht."

"Aber..."

"Kein Aber! Wo liegt der Unterschied, ob wir einen uns unbekannten Typen oder Schuldig umbringen?"

"Ich... ich weiß es nicht."

~Doch. Schuldig ist etwas Besonderes für mich. Aber das kann ich ihnen nicht sagen.~

"Na also! Und wir bringen ihn ja nicht um. Farfarello wird das tun."

Farfarello... 'Außer natürlich, dass er das ist, was ich so verzweifelt bei dir gesucht habe! Dein wunder Punkt!' Farfarello hatte Schuldigs wunden Punkt gesucht. Er hatte das gesucht, was Schuldig am allerwichtigsten war. Und er hatte es gefunden. Omi. Was hatte Farfarello nun vor? Nun, da er weiß, wie er ihn treffen konnte. Omi musste vorsichtiger sein. Das hatte Schuldig auch gesagt. Aber Omi wollte nicht vorsichtig sein. Er wollte Schuldig schützen. Vor Farfarello.

"Omi!"

"Was?"

"Hast du mir gerade zugehört?"

"Gomen Aya. Nein, was hast du gerade gesagt?"

"Ich habe gerade gesagt, dass wir mit allen Mitteln herausfinden müssen, wie wir uns die derzeitige Situation zu Nutzen machen können."

"Und dann?"

"Werden wir alles nur Mögliche tun, dass sie sich nicht mehr um uns, sondern um sich selbst kümmern müssen. Hat irgendwer Einwände?"

"Ich. Farfarello wird Schuldig umbringen. Ohne mit der Wimper zu zucken."

"Shimatta! Hör zu: Schuldig hat meine Familie umgebracht. Ich werde nicht zusehen, wie er andere weiter ins Elend stürzt. Wenn du mir einen vernünftigen, durchdachten Grund bringst, wieso er verschont bleiben soll, überleg ich mir die Sache vielleicht noch. Vielleicht."

~Ich habe Schuldig gern.~

"..."

"Na also. Also gehen wir vor, wie ich eben gesagt habe. Findet den wunden Punkt und dann sehen wir, dass wir ein Loch daraus machen."

~~~

OWARI Teil 3