Disclaimer: Im ersten Kapitel.

	Das hier ist die upgedatete Version, nachdem ich die Frage nach dem Gewicht des Mantels zwei
Mal eingebaut hatte... argh, danke für das Review, welches mich darauf hingewiesen hat. -_-;;

	Ach, und lest doch mal meine wieder mal neue Thief-Fic... da könnte ich ein paar Reviews
gebrauchen. :D



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	Invisible Wounds - Kapitel IV


	Rikku saß zwar gezwungen ruhig auf dem Sofa, aber Auron konnte förmlich riechen, daß sie noch
viel mehr Fragen stellen wollte. Er hoffte bloß, daß sie sich so lange zusammen reißen konnte, bis er außer
Hör- und Sichtweite war. Wie auch immer das möglich sein sollte, in so einem kleinen Appartment.

	"Meinst du, wir kommen wieder zurück?" Nein, anscheinend konnte sie sich nicht zusammen
reißen.

	Er hob eine Schulter und machte einen "Keine Ahnung" Gesichtsausdruck. "Wenn, dann müssen
wir auf Sin warten." sagte er, als würde das das Gleiche sein wie auf ein Taxi zu warten.

	"Achso." Rikku runzelte die Stirn. "Und dann springen wir auf und geben dem Vieh die Sporen,
und rufen YIIEEHHAAA und dann reiten wir zurück nach Spira?"

	Er mußte allen geistigen Willen aufbringen um ihr überhaupt auf eine derart kindische Bemerkung
hin zu antworten. "Nein."

	"Sondern?"

	"Das sehen wir dann."

	"Was ist, wenn Sin gar nicht mehr herkommt?"

	"Das wird er."

	Rikku verkippte ziemlich offen die Augen, um dem Ronin ihr Mißfallen zu zeigen, dieser jedoch
sah gar nicht hin, wie üblich. Sie seufzte genervt und hüpfte vom Sofa, um in die Küche zu tappsen und
sich dort ebenfalls im Kühlschrank umzusehen. Nach ein paar Sekunden schloß sie ihn wieder und sah sich
zu ihm um.

	"Wir haben nur noch verwelktes Gemüse und Alkohol."

	Er saß mit dem Rücken zu ihr, also konnte er sich ein Grinsen ruhig erlauben. "Das reicht doch."

	Anscheinend bekam sie den trockenen Humor in seiner Stimme nicht mit. Zeternd protestierte
sie, "Ach, und was soll ich essen? Das--"

	"Du kannst ja einkaufen gehen." unterbrach er sie, etwas lauter als er eigentlich beabsichtigt
hatte.

	"Aber Tidus hatte meine gesamten Gil, und ich weiß ja nicht mal wo ich hier bin, und vielleicht
verkaufen die hier giftige Sachen oder so, und..."

	"Mit Gil kommst du hier sowieso nicht weit." Auron ließ diese Bemerkung im Raum stehen, ohne
Erklärung. Vielleicht würde sie selbst drauf kommen, daß es hier ein anderes Zahlungsmittel gab als im
eher mittelalterlich anmutenden Spira.

	Die Al Bhed setze sich neben ihn und setzte ihr niedlichstes Grinsen auf, was sie auf Lager hatte.
Ihre Augen unterschieden sich nur von der Farbe her von denen eines jungen Hundes. "Kommst du mit?
Bitte bitte?"

	Hm, sie hatte also wirklich gedacht er hätte sie alleine loslaufen lassen, ohne irgendetwas und
vor allem in dem ihr viel zu großen Klamotten. Er stellte seine mittlerweile leere Nudelschale auf den
Tisch und schenkte ihr einen undefinierbaren Seitenblick.

	"Jetzt sofort?"

	"Ich hab' Hunger." sagte sie so flehentlich, daß jeder andere sie wohl in diesem Moment
durchgeknuddelt hätte. Aber Auron seufzte nur.

	Ohne etwas zu sagen stand er auf und ging zu einem der vielen Wandschränke, öffnete diesen
mit etwas Mühe und nahm einen schwarzen Mantel raus, sowie zwei in Stoff eingewickelte Pakete, und 
warf alles aufs Sofa. Dann setzte er sich neben die Pakete aufs Sofa und begann eines auszupacken. Und
wieder siegte Rikkus Neugier.

	"Was ist das?"

	Er hatte das Ding in dem Moment zu Ende ausgepackt, und zum Vorschein kam eine Art 
schwarze Handfeuerwaffe, mit roten Streifen an der Seite. So ein Ding hatte sie noch nie in ihrem Leben
gesehen, jedenfalls nicht in der Form.

	Sie staunte Bauklötze. "Willst du das etwa benutzen? Was ist mit deinem Schwert?"

	Er lachte leise und heiser. "Wenn ich hier mit einem mannshohen Schwert rumlaufe, werde ich
sofort erschossen. Wir sind hier in Zanarkand." sagte er, als würde das alles erklären.

	Rikku schien zu verstehen. "Also sind hier Magie und so verboten?" 

	Er nickte schweigend, als er die Waffe kurz durchlud, den Abzug betätigte und es einmal klicken
ließ. Dann steckte er sie in eine offensichtlich dafür vorgesehene Halterung im Mantel. Rikku starrte ihm
ein Loch in den Hinterkopf, als er dort am werkeln war, und er fühlte sich plötzlich zu einer weiteren
Erklärung verpflichtet.

	"Das hier ist etwas anderes als Spira. Hier werden ausschließlich Machina benutzt. Stell es dir
einfach als einen umgekehrten Yevon-Glauben vor. Alles, was nicht Machina ist, wird als unnatürlich 
angesehen, und für Sachen wie Magie wirst du auf der Stelle hingerichtet."

	Das Mädchen nickte schweigend. Oha, so hatte sie sich diesen Ort nicht vorgestellt. Sie dachte,
es wäre ein Paradies aus Machina, in etwa so wie Zuhause. (Anm.: "Heim" hört sich im Gegensatz zu
"Home" einfach nur dumm an, deswegen nehme ich Zuhause bzw. Daheim... ich denke, es weiß jeder,
was gemeint ist.) Aber Zuhause konnte sie noch ungestört ihre Tränke und Ähnliches benutzen, ohne daß
jemand auch nur hingeschaut hätte... und hier sollte sie dafür erschossen werden?

	Plötzlich fiel ihr etwas Anderes ein. "Was ist mit meinen Augen?" platzte es aus ihr heraus.

	"Das wird niemanden interessieren." Wieder keine Erklärung von dem Ronin. Naja, er kannte sich
hier besser aus als sie, und sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht seinen Worten einfach zu 
glauben, denn er hatte eigentlich immer Recht.

	Wieder fiel ihr eine neue Frage ein. Auron kam sich fast so vor wie in einer dieser nervigen
Quiz-Shows, die sie hier immer im Fernsehn zeigten.

	"Wieso bist du eigentlich so ein guter Kämpfer?"

	Guter Kämpfer? War er das? Und was sollte er auf eine so dumme Frage antworten? Hm, eine
ebenso dumme Antwort schien ihm am passensten.

	"Weil ich eine gute Ausbildung hatte."

	"Wo denn?"

	Hätte er bloß nicht geantwortet. "In Bevelle."

	Zum Glück hatte er in dem Moment auch die zweite Waffe durchgecheckt und sie für ausreichend
funktionierend empfunden, steckte sie weg und erhob sich. "Gehen wir." brummte er und wandte sich ohne
einen weiteren Blick zu der Al Bhed der Tür zu.

	"Meinst du, ich kann in den Klamotten rausgehen?"

	Er schloß sein Auge, in einem Versuch, die Beherrschung zu behalten. "Dann bleib hier."

	"Nee, schon gut, ich komme ja mit..." sagte sie, eher schmollend, und ging ihm hinterher. 
Irgendetwas murmelte sie auf Al Bhed, aber Aurons Kenntnisse der Sprache waren nicht gut genug, und
Umgangssprache konnte er sowieso nicht verstehen. Er vermutete jedoch, daß es irgendetwas Böses über
ihn war. Wie üblich.

	Wortlos ging er mit raumgreifenden Schritten den Weg, den er als schnellsten Weg in die 
Innenstadt in Erinnerung hatte. Rikku versuchte zwar neben ihm zu gehen, mußte aber dazu abwechselnd
ein paar Schritte gehen und ein paar laufen, um mit ihm Schritt halten zu können. Er hatte den Kragen des
Mantels hochgezogen, wohl aus Gewohnheit, und den Kopf gesenkt - ein Zeichen dafür, daß er nachdachte,
und selbst Rikku hatte mittlerweile mitbekommen daß man ihn dann besser nicht stören sollte.

	Sie fand sich also damit ab, daß ihre gelegentlichen Ausrufe der Begeisterung und ihre 
Kommentare zu irgendwelchen riesigen Werbetafeln ungehört blieben. Sie blieb kurz stehen, und sah sich
eine der vielen animierten Werbetafeln an, die irgendeine Hundefutterwerbung oder so zeigte. Und als
sie sich wieder umdrehte, war Auron verschwunden.

	Eine Ladung Steine sackte in ihren Magen. Wo war er hin? Hatte er sie absichtlich hier stehen
lassen, weil sie so genervt hatte? Ja, das mußte es sein... er wollte sowieso nie mit ihr reden, und hatte
es auch jetzt nicht gewollt, dabei wollte sie ihn nur ein wenig aufmuntern... und jetzt hatte sie die Quittung
bekommen - er hatte sie mitten in einer fremden Großstadt stehen lassen.

	Eigentlich sollte man sich ja, wenn man sich verloren hatte, an einer Stelle stehen bleiben, weil
man davon ausgehen konnte, daß der Andere einen sucht... aber Auron würde sie bestimmt nicht suchen.
Der Kerl war garantiert froh, daß er sie los war. Also kämpfte sie mit einem Schniefen gegen die Tränen
an und bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge... wohin, das wußte sie nicht.

	Zur gleichen Zeit merkte auch ein Ronin, daß er kein nervendes Mädchen mehr neben sich gehen
hatte, verfluchte sich selbst für seine mangelnde Aufmerksamkeit, drehte um und lief los, um das Mädchen 
zu suchen.


 * * *


	"Woah..."

	"Wakka?"

	"Lulu!"

	"Wo bist du?"

	"Was bei Yevon... ich seh' nichts!"

	Ein dumpfer Schlag folgte diesen Worten, und ein unschöner Fluch Wakkas. Lulu vermutete, daß
er sich gerade lang hingelegt hatte. Unfreiwillig.

	Die Schwarzmagierin faßte sich an den Kopf mit den vollkommen wirren Haaren, wie ihr gerade
auffiel, und blieb vorerst stehen. In einem absolut stockdunklen Raum herumzulaufen brachte ihr etwa so
viel wie Wakka, der sich gerade zum zweiten Mal hingepackt hatte, wie ihr das Geräusch verriet.

	Leises Rascheln verriet ihr, daß sie ziemlich dicht an Wakka sein mußte. Ebenso seine Stimme,
die nicht mehr als ein paar Meter weg war.

	"Hier liegt irgendwer." sagte er leise, fast aus Angst, denjenigen stören zu können.

	"Wasss..?" lallte Tidus' Stimme. Diese Stimme konnte man nicht verwechseln.

	"Tidus." sagte Lulu. Es klang eher wie eine Feststellung.

	"Wah.. was.. ich bin blind!"

	"Nein, Dummkopf, hier ist's nur verdammt dunkel." flüsterte Wakka.

	Tidus senkte aus Reflex ebenfalls seine Stimme. "Wo zum Teufel sind wir hier?"

	"Ich hab' keine Ahnung." sagte Wakka, und knackte mit den Nackenknochen - das Geräusch 
kannte Lulu zur Genüge. Es war auch ein Anzeichen, daß er soweit okay war.

	"Wo sind die Anderen? Wer ist jetzt überhaupt hier?" wollte Tidus nach einer Weile wissen. Er
war aufgestanden - der Boden war ekelhaft weich und warm, fast wie.. lebendig.

	"Yuna fehlt... zusammen mit Kimahri, Rikku und Sir Auron." flüsterte Wakka wieder, und Lulu fiel
plötzlich auf wie dumm es war, zu flüstern. Wer sich hier anschleichen wollte konnte das sowieso 
ungehindert tun. Aber dennoch war es ihr irgendwie angenehmer, als laut rumzubrüllen. Sie war sowieso
kein Fan von lauter, anstrengender Konversation.

	"Hm." machte Tidus, "Ich glaube, ich habe Kimahri mit Yuna vom Schiff springen sehen."

	Darauf folgte Ruhe - erst jetzt erinnerten sich die Drei wieder, was denn eigentlich geschehen 
war. Es war schließlich Wakka, der die entscheidende Frage stellte.

	"Meint ihr, wir sind tot?"

	"Nein." schnappte Lulu fast, und stieß bei einem Vorwärtsschritt gegen Tidus' Fuß, woraufhin sie 
wieder stehen blieb. "Dann wäre es nicht dunkel, und mir würde nicht alles weh tun." Nach einer längeren
Pause, in der Tidus anscheinend aufstand, fügte sie noch hinzu, "Glaube ich."

	Wakka wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, wurde jedoch von Lulus leisem Gemurmel 
unterbrochen. Kurz darauf gab es ein leises, zischendes Geräusch und die beiden Blitzballer mußten die
Augen zusammen kneifen - Lulu hatte auf ihrer Handfläche eine kleine, blaugrünliche Flamme erschaffen.

	Verwundert sah die Maga sich um... wo auch immer sie waren, sie waren weder tot noch 
irgendwo im Meer noch im Schiff... der "Raum", wo sie drin waren, schien ihr eher wie eine Art organische
Höhle... der Boden war hellrot, und wo sie hintrat hinterließ sie dunkelrote Fußstapfen, die merkwürdig
nass glänzten.

	Verwundert sah sie zu den beiden Blitzballern hoch, die sie aber mindestens genau so fragend
ansahen. Wakka hatte eine Platzwunde über dem Auge, aber das Blut war schon getrocknet und 
weggewischt. Seinen Blitzball hatte er nicht mehr in der Hand, genau so wenig wie Tidus sein Schwert...
und sie hatte ihren Mog auch nicht mehr, wie ihr auffiel.

	Das Schlimmste an dem Raum war jedoch, daß er einen Durchmesser von höchstens fünf Metern
hatte - die Wände und Decke lagen zwar noch halb im Schatten, aber es schien keinen sichtbaren
Ausgang zu geben. Wer auch immer sie hier reingesteckt hatte wollte anscheinend, daß sie drin blieben.

	"Und was jetzt?" fragte Tidus schließlich.

	Die beiden Anderen zuckten nur mit den Schultern.