Hermine saß an einem Bett in der Krankenstation. Ron war in einem Kampf verletzt wurden und musste versorgt werden. Er war gestern aber wieder zu Bewusstsein gelangt und es schien, als hätte er noch einmal Glück gehabt. Madam Pomprey hatte auch erlaubt, dass er die Krankenstation heute auch wieder verlassen konnte, aber natürlich nur, wenn er sich schonte. Außerdem hatte er auch noch einmal einen Schlaftrank schlucken müssen, damit sich die Krankenschwester auch sicher sein konnte, dass er sich genügend ausgeruht hatte.
"Ron? Bis du munter?", fragte Hermine schließlich, denn Ron bewegte sich etwas. Schließlich schlug er verschlafen die Augen auf und murrte etwas ärgerlich herum, warum Hermine ihn schon geweckt hatte. "Sei mal ruhig! Es ist bereits wieder Nacht und außerdem muss ich dir etwas zeigen.", und ihre Augen blitzen. Ron sah sie erstaunt an und setzte sich langsam auf. "Was ist denn?", fragte er unbewusst leiser werdend. "Hier! Schau dir das an!", sagte sie und beleuchtete ein Stück Pergament mit ihrem Zauberstab. Wie Ron erkannte, war es die Karte der Rumtreiber. "Was...?", begann er, doch unterbrach ihn Hermine. "Schau auf Dumbledores Büro und sag mir, was du dort siehst.", forderte sie ihn auf und Ron schaute etwas verwirrt auf die gezeigte Stelle.
Er las leise vor: "Albus Dumbledore, Minerva McGonagall und..", er stockte und seine Augen weiteten sich. "Das...das...das ist doch unmöglich!", brachte er schließlich heraus und Hermine musste ihn angrinsen, angesichts seines verdutzten Gesichts. "Du liest es also auch, gut.", stellte sie dann nur richtig. "Aber Harry, er...er ist tot, Hermine. Er kann gar nicht hier sein!", sagte Ron kopfschüttelnd, doch sein Blick blieb an dem dritten Namen in Dumbledores Büro heften- Harry Potter.
"Es ist möglich, Ron! Ich habe mir schon so viele Gedanken deswegen gemacht, du weißt das.", sagte Hermine und Ron nickte leicht, den Namen nicht aus den Augen lassend.
"Ich sagte dir schon einmal, wie merkwürdig ich das fand, dass Harry von all den Büchern die er las, und von denen er so wenige ertragen lies, ausgerechnet das mit angab, wo die Lösung für das Zauberstabproblem wäre. Außerdem, was er mit seinem gesamten Gold getan hat, und Hedwig und den restlichen Sachen. Ich hätte nämlich doch gedacht, dass er dir, wenn er tatsächlich Selbstmord gegangen hätte, das Gold gegeben hätte, wie auch den Feuerblitz. Und er hätte uns Hedwig gegeben und sowieso noch das Zeug, dass er hatte. Schließlich waren wir dennoch seine Freunde.", ereiferte sich Hermine, doch Ron schaute sie nun ungläubig an. "Hermine! Wir haben seine Leiche gesehen, bei der Beerdigung. Außerdem sagte auch Dumbledore, dass er tot wäre und er hätte uns nicht angelogen, nicht ohne die Chance, es selber herauszufinden.", meinte er noch immer zweifelnd.
Hermine sah ihn grinsend an. "Es gibt nur einen Weg, herauszufinden, ob die Karte spinnt oder tatsächlich die Wahrheit sagt.", sagte sie und Ron nickte.
Gemeinsam verließen sie schließlich 5 Minuten später die Krankenstation und machten sich auf den Weg zu Dumbledores Büro. Der Weg kam ihnen viel zu lang vor, wohl, weil sie vor Aufregung und Neugierde es nicht erwarten konnten, endlich das Büro des Direktors zu betreten. Als sie endlich den Wasserspeier erreicht hatten, sagten sie das Passwort (Die Karte der Rumtreiber half ihnen auch hier, wie sie in ihrem 5.Schuljahr herausfanden.) und gingen die Treppe nach oben.
"Meinst du wirklich, wir können einfach so hierein kommen?", fragte Ron nun doch etwas unsicher, doch Hermine wirkte selbstsicher. "Ich werde vorher anklopfen, aber gleich reingehen, nicht, dass uns Harry sonst noch entwischt.", meinte sie und Ron seufzte. "Wenn er überhaupt da drin ist.", meinte er noch immer skeptisch und Hermine wurde leicht unsicher. Doch schließlich klopfte sie ruhig und deutlich an und öffnete die Tür...
"Entschuldigen sie bitte, Professor, doch wir haben etwas merkwürdiges auf der Karte gesehen.", sagte sie gleich, schließlich wollte sie sich rechtfertigen, bevor jemand ihr ins Wort fiel. Sie schaute sich nun im Zimmer um. Sie erblickte Professor Dumbledore am Kamin sitzend und Professor McGonagall auf dem anderen Sessel. Dann schaute sie auch auf den Sessel, der zuerst mit der Lehne zu ihr zeigte, doch nun etwas gedreht wurde und sie sah ihn...
"Harry?", fragte sie leise, doch überglücklich. Die Karte hatte sich nicht geirrt! Er lebte noch! Sie war trotz der Vorwarnung durch die Karte überrascht, aber auch überglücklich, vielleicht auch immer noch etwas ungläubig auf ihn. Sie spürte plötzlich ein Gefühl im Bauch, dass ihr bewiesen, dass sie richtig gelegen hat, in jener Nacht, als Viktor mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie liebte ihn tatsächlich und noch immer. Wie verrückt die Welt doch war....
Nun steckte auch Ron seinen Kopf in das Büro und auch er sah Harry, auch wenn er eher überrascht war, schließlich hätte er dies nie für möglich gehalten, seinen alten Freund noch einmal zu sehen.
Doch beide wichen unwillkürlich ein bisschen zurück und erschraken wegen der Art, wie sie Harry ansah... vollkommen kalt und emotionslos und keine Freude oder überhaupt irgendetwas war in seinem Gesicht zu sehen...
Eine Weile war nur vollkommene Ruhe im Büro von Dumbledore. Hermine fühlte sich furchtbar unwohl unter Harrys Blick und sehr unsicher. Sie spürte noch immer dieses Kribbeln, doch es mischte sich auch mit Unbehagen.
Schließlich gingen Hermine und Ron langsam und leise ein paar Schritte weiter in das Büro und schlossen die Tür, ohne von Harry wegzusehen. Hermines Augen füllten sich langsam mit Tränen, bis sie nicht mehr anders konnte, sondern zu Harry stürzte und ihn freudig umarmen wollte... und abgewehrt wurde. Sie sah verwirrt auf Harry, der sie nur anschaute, kalt und ohne jegliche Emotionen. Wieder dieses Unbehagen. Sie wollte wieder zu ihm, doch es war, als hätte er eine unsichtbare Wand für seinen Sessel aufgebaut, die sie nicht durchbrechen konnte. Sie sah ihn verwirrt und fragend an, doch er zeigte keine Regung. Ron stand noch immer im Hintergrund, doch ging auch er langsam zum Kamin und stellte sich neben Hermine. Die beiden Professoren saßen unbewegt auf ihren Sesseln und beobachteten nur die Szene. Sie wussten, dass sie nichts tun konnten, wenn es Harry nicht wollte...
"Harry!", sagte nun auch Ron freudig und Harrys Blick wanderte zu seinem ehemals besten Freund. Harrys Gesicht war noch immer versteinert, doch wanderte seine Augenbraue langsam fragend nach oben.
"Was wollt ihr hier?", fragte er kalt und Hermine erschauderte, wie auch Ron. Er wirkte so abweisend, fast noch schlimmer, als sie ihn das letzte Mal im 6.Schuljahr sahen.
"Was ist mit dir passiert?", fragte Hermine und ging wieder einen Schritt nach vorne, die unsichtbare Wand war zu ihrer Verwunderung verschwunden, doch in Harrys Gesicht zeigte sich keine Regung.
"Wir wollen unseren alten, besten Freund begrüßen, den wir solange vermisst hatten.", sagte Ron und kurz flackerte die Maske von Harrys Gesicht, doch nur um danach noch fester zu stehen. Dumbledore fiel nun auf, dass selbst diese Leuchten wieder aus Harrys Augen verschwunden war und er musste unwillkürlich seufzten, die darauf hin folgenden fragenden Blicke der anderen übergehend. "Er ist tot.", sagte Harry eiskalt und alle sahen ihn erschrocken an.
Wieder herrschte eine zeitlang Stille und weder Hermine noch Ron, Dumbledore oder McGonagall wussten, was sie darauf erwidern sollten.
Hermine schaute zu Boden und Ron starrte nur seinen ehemaligen Freund an, als wäre er verrückt geworden, vielleicht auch nicht existent.
Harry beobachtete alle genau, auch wenn es nicht weiter auffiel. Es schmerzte. Wenn sie nur wüssten, wie sehr sie ihm weh taten, indem sie hier waren. Er hatte sie vergessen wollen, verdrängen. Er wollte keine Freunde mehr haben, weiterhin unabhängig bleiben, unverletzlich. Er wollte nicht wieder so leiden wie damals, als Cho und Sirius gestorben waren. Nie wieder. Und Cho. Er hatte sie so geliebt. Er schaute wieder auf Hermine. Er wollte nicht mehr lieben, nicht wieder dieses falsche Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit spüren, um dann vom Schmerz gnadenlos überrollt zu werden. Er krallte seine Finger in die Armlehnen, um nicht zu zittern, doch es bemerkte glücklicher Weise niemand. Er wollte nicht mehr lieben und auch nicht mehr geliebt haben. Es bringt nichts, nur Schmerz....
Auf einmal schaute Hermine wieder auf und etwas Entschlossenes lag in ihrem Blick. "Könnt ihr uns bitte allein lassen?", fragte sie plötzlich leise und alle schauten sie verwundert an, fast alle, wie sie mit einem Blick auf Harry bemerkte. Doch die anderen kamen ihrer Bitte nach und Dumbledore und Minerva verließen leise das Büro in ein anderes Zimmer. Ron folgte ihnen schließlich unsicher, nachdem ihn Hermine noch einmal bittend ansah.
"Es tut weh, oder?", fragte sie plötzlich, ohne Vorwarnung oder Andeutungen und kurz sah sie etwas Überraschung auf Harrys Gesicht, was jedoch sofort verschwand.
Hermine ging langsam auf Harry zu und setzte sich ihm gegenüber, den Sessel, wo vorher Professor McGonagall gesessen hatte. Harry folgte jedem ihrer Bewegungen, nicht wissend, wo das noch hinführen soll.
"Du hast noch nicht auf meine Frage geantwortet.", stellte sie fest und schaute Harry an. "Es tut weh, richtig?", wiederholte sie ihre Frage und schließlich, wie in Zeitlupe nickte Harry. Ganz leicht, doch es war wenigstens eine Reaktion. Hermine sah ihn besorgt an.
"Warum hast du nie deinen Schmerz mit uns geteilt, Harry?", fragte sie ihn traurig. Harrys Augenbraue wanderte wieder nach oben. "Warum hätte ich das tun sollen? Ihr hattet genug mit euch selber zu tun, ihr hättet nicht noch mehr Probleme verkraftet.", sagte er kalt, und es war nur ein Flüstern. Nun war es an Hermine, kurz erstaunt auszusehen.
"Hatten wir das? Hatten wir nicht aber immer Zeit auch für dich, Harry? Wir hatten unsere Probleme ja, doch es tat uns mehr weh zu sehen, wie du dich immer weiter verschlossen hast, wie du dich von uns immer weiter entfernt hast und wir keine Chance mehr hatten, an dich heran zukommen.", sagte Hermine nun genauso leise und schaute Harry aus gläsernen Augen an. "Du hattest starke Probleme. Ich habe sie gemerkt. Du machtest dir zu viele Sorgen und ich weiß auch, dass sie berechtigt waren. Du hast sehr oft darüber nachgedacht, wie es mit euch weitergehen soll.", sagte er auf einmal und Hermine fing an, leicht zu zittern. Er hatte es bemerkt? Wie war das möglich? Sie dachte, sie hätte sich nichts anmerken lassen.
"Ich war die ganze Zeit auf Hogwarts, Hermine.", fuhr er fort und Hermine sah ihn erstaunt an. "Aber die Karte...?", begann sie, doch Harry unterbrach sie. "Es gibt Möglichkeiten, darauf nicht sichtbar zu sein, doch werden wir dies jetzt nicht länger erläutern.
Aber ich war dabei, als Viktor...", doch diesmal war es Hermine, die ihn unterbrach. "Du hast zugesehen, wie er mit mir Schluss gemacht hat?", fragte sie ihn nun erstaunt. Die Erinnerungen an den Hallo'weenball strömten wieder auf sie ein, doch sie ignorierte es, auch wenn ihre Augen wieder glasig wurden. "Und ich weiß auch, was du gefühlt hast. Du hattest nicht um ihn geweint, es wurde mir erst dann bewusst, als du plötzlich so glücklich aussahst, aber dann wieder so traurig. Und ich habe dich sprechen gehört...und endlich verstand ich. Die ganzen Jahre...und mir fällt es erst auf, als dein langjähriger Freund mit dir Schluss macht.", sagte er leicht lächelnd, und diesmal war es kein gemeines, sondern ein sanftes, dass ihn soviel menschlicher aussehen ließ und sie wieder an den Jungen erinnerte, der er einst war. Hermine schaute ihn erwartungsvoll an. Würde er noch mehr sagen? Harry schien genau dies gerade zu überlegen, doch wahrscheinlich schien es ihm nun egal zu sein, da er schon einmal begonnen hatte.
Er schaute sie kurz an, stand auf einmal auf und ging zum Fenster. Plötzlich erloschen die Flammen des Feuers im Kamin und gaben dem Raum etwas gespenstisches. Das einzigste Licht, dass jetzt noch ein wenig den Rauem erhellte, kam vom Mond und den Sternen, die in der dunklen Nacht strahlten. Harry Gesicht sah weiß wie Marmor im Mondlicht aus und er schien noch immer nachzudenken.
"Als das mit Sirius geschah, und mit Cho und all den anderen.", begann Harry, doch brach wieder ab. Hermine blieb sitzen und beobachtete ihn nur genau und gespannt. Sie wollte endlich wissen, was in ihm vorging. Sie hatte es sich gedacht, ja, doch es war immer etwas anderes, von der entsprechenden Person selbst zu hören, gerade von ihm.
"Ich hatte Sirius damals gebeten zu kommen! Es war meine Schuld, dass er dort starb. Wäre ich nicht so versessen darauf gewesen, ihn zu sehen, wäre er noch am Leben gewesen und ich hätte ihn nicht verloren.", sagte er schließlich leise. Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch es erfüllte den gesamten Raum. "Das war der Tag, wo mir bewusst geworden ist, wie sinnlos die Liebe ist. Die Liebe zu Sirius hat ihn getötet. Die Liebe zu Cho und zu Sirius hätte fast mich getötet, ich wäre beinahe daran zerbrochen. Und dann wart auch noch ihr und die anderen. Ihr wart alle so traurig, und ich war daran Schuld.", wisperte er, doch wurde er hier von Hermine unterbrochen.
"Wieso warst du denn daran Schuld, Harry? Niemand hätte es verhindern können, weil niemand davon wusste.", sagte sie ernst, doch Harry schüttelte den Kopf. "Doch. Sirius wäre noch am Leben, Cho wäre noch am Leben, überhaupt wären ohne mich noch alle am Leben." Hermine sah ihn nur verständnislos an und Harry drehte sich plötzlich um. Sie konnte seine Augen nicht sehen, da dunkle Schatten sie verdeckten. "Wäre ich nie gewesen, dann würden sie alle noch leben. Oder wäre ich im 4. Schuljahr gestorben, wären sie auch nicht gestorben.", sagte er, doch Hermine schüttelte wieder den Kopf.
"Wenn du nie geboren worden wärst, wäre Voldemort nie vor 16 Jahren gestorben und die Welt hätte in einer viel dunkleren Zeit gelebt, als die letzten 3 Jahre. Wärst du in deinem 4.Schuljahr gestorben, hätte es keine Hoffnung mehr für die Zaubererwelt gegeben, weil du sie nun einmal verkörpert hast. Außerdem würde Voldemort noch immer leben. Du warst es doch, der die grüne Kuppel errichtete, oder?", fragte sie plötzlich und Harry nickte nur. "Ich dachte, ich würde halluzinieren, als ich dich kurz in der Luft sah, auf deinem Besen sitzend.", erklärte sie und Harry erwiderte: "Es war die große Kraftanstrengung, wegen der Kuppel. Manchmal war ich kurz sichtbar, weil ich es nicht ganz unter Kontrolle bringen konnte.", gab er zu und Hermine nickte nur. "Siehst du also, dass es viel besser war, dass du geboren wurdest, dass du lebst?", fragte sie ihn leise und stand langsam auf und ging zu ihm ans Fenster.
Harry nickte sehr langsam und Hermine begann weiter zu reden. "Und überlege doch auch noch einmal diene Meinung zur Liebe. Wenn du Sirius nie geliebt hättest, wäre er daran zerbrochen, meinst du nicht? Du siehst deinem Vater so ähnlich und Sirius hätte nicht bei dir sein können, um sein Versprechen ihm gegenüber zu erfüllen. Denke doch auch an mich und Ron! Wir hatten eine so schöne Zeit zusammen und du hast es auch genossen. Du kannst auch nicht leugnen, dass wir alle echte Freunde waren, die immer für den anderen da waren. Doch du hast dich dann entfernt, was hätten wir tun sollen?", fragte sie plötzlich traurig und Harry zuckte unwillkürlich mit den Schultern.
"Ihr hättet nichts weiter tun können.", sagte er schließlich und fuhr leise fort, sodass sich Hermine anstrengen musste, alles zu verstehen, "doch es tut so weh. Jeden Tag dachte ich, wie es wäre, wenn ihr nicht mehr da sein würdet, wenn ihr wegen mir sterben würdet. Ich habe es bei Sirius erlebt...", er stockte kurz, bevor er fast noch leiser sagte. "Ich habe mich zwischendurch versucht, mich selbst zu töten, Hermine.", sie hielt kurz die Luft an. "Nur leider habe ich versagt...nun gut, mittlerweile war es vielleicht ganz gut, doch damals hatte ich mich verflucht, erstens, den Todesfluch nicht zu können und zweitens, dann nicht mal die Pulsadern richtig durchzuschneiden....ich hätte wohl einfach springen sollen, aber da hätte ich wohl auch wieder einen Rückzieher gemacht.", sagte er lächelnd und Hermine erschauderte. Sie hatte es niemals davor mitbekommen, dass er sich versucht hatte, zu töten, doch sie brach ihre Gedanke ab, um ihm weiter zu zuhören.
"Ich war ein reines Wrack, wie du sagen könntest, als ich erfuhr, dass auch Cho getötet wurde. Mein Herz war vollkommen in Scherben.", er lachte kurz auf. Ein unwirkliches, hohles Lachen, dass einem eine Gänsehaut einjagte. "Ich wollte deswegen nie wieder lieben, Hermine. Nie wieder, denn noch einen Tod hätte ich nicht ertragen.", endete er und plötzlich drehte er sich um und schaute sie an. Zumindest nahm es Hermine an, denn sein Gesicht war noch immer im Schatten verborgen.
"Und dann entstand ein unglaublicher Zwang nach Rache. Ich tat alles dafür, damit ich viel lernte, damit ich Voldemort und den Todessern heim zahlen konnte, was sie meinen Freunden und mir antaten. Doch ich kam nicht richtig voran. Schließlich konnte mir die normale Bibliothek auch nicht mehr verraten und ich wollte in die Verbotenen Abteilung. Professor Snape gab mir die vollständige Erlaubnis, mir jedes Buch zu holen, was ich brauchte.", sagte Harry und Hermine sah ihn überrascht an. "Ja, Professor Snape. Ich weiß auch nicht, warum er mir das anbot, doch mir kam es sehr willkommen und so konnte ich weiter forschen, mehr lernen, doch es war zu wenig und außerdem konnte ich auch nicht praktisch arbeiten. Dann fand ich in einem Buch Spruch, mit dem man den Zauberstab zu Staub zerfallen lassen konnte, wenn dieser vorher den Todesfluch abschickte, und mit diesem Buch kam mir auch die gesamte Idee für die Vortäuschung meines Todes, und es gelang.", endete er wieder und schwieg eine Weile, bis er wieder zu sprechen anfing.
"Ich konnte es niemanden erzählen. Nicht Ron, er hätte es nicht verstanden und weiter erzählt. Dumbledore vielleicht, doch auch er hätte es auf eine anderen Weise versucht, mich danach unterzubringen, wenn er es überhaupt zugelassen hätte. Niemand hätte es wohl zugelassen... und es war besser, mit allen entgültig abzuschließen, sodass ich keine Schwachstelle mehr hätte, wenn Voldemort mich gehabt hätte oder erpressen wollte.....
doch leider...er hätte es dennoch tun können. Auch wenn ich nicht mehr mit euch geredet habe, auch wenn ihr mich für tot gehalten habt...ich hing noch immer so an euch und es brachte mich fast zur Weisglut, manchmal zu Verzweiflung. Die Liebe, die Freundschaft und die Vertrautheit können einen mehr brechen, als es Demut je könnte. Verstehst du das Hermine? Ich wäre an euch zerbrochen, obwohl ihr meine Freunde wärt. Ich hätte es nicht ertragen, euch sterben zu sehen....vor allem dich.", fügte er plötzlich ganz leise hinzu und Hermine schaute wieder nach oben.
Sie hatte ihn nicht ansehen können, wie er dort stand. Doch jetzt musste sie ihn ansehen und erschrak. Sie konnte Harrys Gesicht sehen, und Harry......, Harry weinte. Sie hatte ihn eigentlich noch nie weinen sehen, oder? Er wirkte auf einmal so zerbrechlich, obwohl er doch normaler weise so stark war. Sie ging einfach auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Sie drückte ihn an sich.
"Ach Harry.", konnte sie nur flüstern und er legte nur seine Arme noch stärker um sie. Er schien sie nie mehr loslassen zu wollen, nur diese Geborgenheit noch spüren. Er lies seinen Tränen freien Lauf, endlich. Er hatte sie solange zurück gehalten, seit Sirius gestorben war, Cho, als so viele wegen ihm getötet worden waren und endlich konnte er sich seinen Gefühlen hingeben, schwach sein, einfach nur weinen...
