Letztes Kapitel: Bulma trifft Vegeta abends und fragt ihn aus über die Vergangenheit. Wieder stößt sie auf das Geheimnis...
Chapter 15 – Du hast mir schon einmal wehgetan.
Er schloss die Augen und murmelte: „Es war alles meine Schuld. Vollmond... eins deiner Experimente ging schief... Blut... es war alles voller Blut... kein Wunder, dass du mich gehasst hast." Er vergrub das Gesicht in den Händen.
Bulma's Herz klopfte, sie fühlte eine unbestimmte Angst in sich hoch kriechen. Vegeta war ungewöhnlich betroffen. Blut? Was war damals geschehen? Was hatte er getan? Hatte er jemand umgebracht? Aber das hier war Vegeta. Er hatte unzählige Male getötet.
Vegeta murmelte: „Ich habe... ich... habe.. dich..." Er stockte. Abrupt nahm er seinen Arm von ihr weg und stand auf. „Ich kann's nicht. Ich kann dir das nicht erzählen.", sagte er. „Das ist Vergangenheit und ich habe damit abgeschlossen. Ich will nie mehr darüber reden, nicht mal daran denken. Ich habe damals etwas Furchtbares getan und danach war das was wir hatten zerstört. Es ist kein Wunder, dass du dich nicht erinnern willst."
Bulma wollte nichts mehr als zu erfahren, was damals genau passiert war. Sie fühlte deutlich, wie sehr ihn das noch immer beschäftigte. Er wollte es ihr nicht sagen, weil er fürchtete, sie könnte ihm nicht verzeihen. Bulma wollte ihn trösten, ihm sagen, dass, was auch immer er getan hatte, verziehen war. Dass sie ihn immer noch liebte. Dass nichts sie dazu bringen könnte, ihn weniger zu lieben.
Aber er würde nichts mehr sagen.
Und ein Teil von ihr fürchtete sich vor der Wahrheit. Was auch immer es war, es musste furchtbar gewesen sein. Es hatte sie schon einmal dazu gebracht, ihn bis aufs Blut zu hassen. Vielleicht war es zu schlimm, um vergeben zu werden?
Sie schaute hoch zu ihm, wie er unruhig auf dem Felsen hin und her tigerte. Über seinem Kopf hing der Vollmond am Himmel. Bulma hatte plötzlich ein seltsames Gefühl von déja vu. Sie hatte das Gefühl, gleich würde etwas passieren. Sie konnte sich nicht helfen, aber auf einmal hatte sie ein Bild im Kopf. Er stand vor ihr, umgeben vom Licht des Vollmonds. Seine Augen leuchteten wie die einer Katze. Sein Schwanz peitschte hinter ihm von links nach rechts, ein Zeichen von gespannter Erwartung, seine Brust hob und senkte sich hektisch. Etwas tropfte von seinen Handschuhen auf den Steinboden. Blut.
Bulma schreckte hoch, das Bild verblasste so schnell, wie es gekommen war, und sie sah wieder ihren Vegeta. Schon wieder so eine seltsame Vision. Fast zu real für einen Tagtraum, aber zu unwirklich für eine Erinnerung. Bulma fasste sich an den Kopf, aber egal wie sehr sie auch versuchte, mehr aus ihrem Gedächtnis ans Tageslicht zu bringen, da war nichts. Aber woher war aus dem Nichts plötzlich dieses Bild aufgetaucht? War das bloß Einbildung?
„Was hast du?" Erst seine Stimme holte sie zurück in die Wirklichkeit. Er sah sie fragend an, war wenigstens endlich stehengeblieben.
„Ach, nichts.", log sie und lächelte ihn an. „Ich musste nur gerade an etwas denken. Jedenfalls, wenn du nicht willst dann sprechen wir eben nicht darüber. Setz dich wieder zu mir. Lass uns einfach nur die Aussicht genießen und dass wir zusammen sind."
Vegeta nickte zögerlich. Er setzte sich wieder zu ihr. Bulma schmiegte sich an ihn, musste aber gleichzeitig an den eigenartigen Tagtraum mit dem Messer denken, den sie neulich gehabt hatte. Blut... es passte gut ins Bild. Zu gut.
Leise sagte sie: „Vegeta, wundere dich jetzt nicht, aber... darf ich mir mal deinen Bauch anschauen?"
Er hob die Augenbrauen als sie ihn anschaute, nickte aber überrumpelt. Er lehnte sich zurück und Bulma schob sein enges Hemd hoch. Peinlich genau untersuchte sie seinen Körper rechts vom Bauchnabel auf Auffälligkeiten. Und tatsächlich, sie entdeckte eine kleine, vielleicht 3 cm lange, verblasste Narbe an einer Stelle, die mit dem Tagtraum durchaus hätte übereinstimmen können.
Mit klopfendem Herzen richtete Bulma sich wieder auf. „Was ist?", fragte Vegeta. „Etwas gesehen, das dich erschreckt hat?"
Sie versuchte ein Lächeln, aber es misslang gründlich. „Nein... schon gut... danke, Vegeta."
Er legte den Kopf schräg und sah sie an, so als versuchte er, ihre Beweggründe zu durchschauen. Dann zuckte er unauffällig mit den Schultern und schob sein Hemd wieder runter. Bulma lehnte sich an seine Brust und er legte wieder den Arm um sie.
Irgendwie passte das alles noch nicht zusammen. Selbst wenn ihr Tagtraum die Wirklichkeit gezeigt hatte, machte das alles nur noch verwirrender. In ihrem Traum war sie es gewesen, die ihm das Messer in den Bauch gestoßen hatte. Warum behauptete er dann, ER hätte etwas getan? Oder war das die Wahrheit und dieser Vorfall mit dem Messer war hinterher passiert? Was hatte Vegeta bloß schlimmes getan, dass sie so auf ihn reagiert hätte??
Bulma schüttelte den Kopf um den Gedanken loszuwerden. Es war schön, wieder so bei ihm sein zu können. Egal, was das Geheimnis auch sein mochte. Ob dieser Tagtraum nun der Wahrheit entsprach oder nicht. Bulma hatte das Gefühl, ihm alles verzeihen zu können. Egal, wie schrecklich das Geheimnis auch sein mochte, sie liebte ihn. Wieder. Immer noch.
Obwohl sie das Bild seiner blutverschmierten Hände nicht mehr aus dem Kopf bekam.
Ganz langsam landete Vegeta mit Bulma auf dem Arm vor dem Gebäude der Capsule Corporation. Vorsichtig ließ er sie runter, sie war dank des Alkohols schon etwas wackelig auf den Beinen. „Vegeta...", hauchte sie und sah ihm in die Augen. „Das war ein sehr schöner Abend. Danke, dass du gekommen bist und ihn mit mir verbracht hast."
Der Prinz nickte nur stumm. Er wollte weg von ihr, zurück nach Hause, in sein Bett, nicht mehr über diese verfahrene Situation nachdenken. Bulma schenkte ihm noch ein Lächeln, dann wollte sie sich umdrehen und ins Haus gehen. So weit kam sie aber nicht. Sie blieb mit dem Fuß irgendwo hängen und fiel vornüber.
Automatisch, wie schon einmal, griff Vegeta nach ihr und hielt sie fest. Bulma hob den Kopf und wollte etwas entschuldigendes sagen, aber sie hielt inne als sie seinen Blick sah. Sie sahen einander tief in die Augen, zum ersten Mal seit Ewigkeiten.
Dann beugte sich Vegeta runter und küsste sie.
Als er den Kopf wieder hob, sah Bulma ihn glücklich an. Sie legte eine Hand in seinen Nacken. Einen Moment lang gab er sich der Illusion hin, dass alles so sein könnte wie früher und ließ zu, dass sie seinen Kopf zu sich runter zog für einen langen, innigen Kuss.
Der Moment währte nicht lange. Vegeta kam schnell wieder zur Vernunft. Er ließ sie los und machte einen Schritt zurück. „Was mach ich hier?!" murmelte er, eher zu sich selbst als zu ihr. Das war verrückt. Das hier war nicht irgendeine Frau, sondern Bulma.
Sie sah ihn aus großen Augen an. „Was hast du?", fragte sie. Großer Gott, sie konnte so naiv sein! Dieser vertrauensselige Blick... sie vertraute ihm tatsächlich, ganz und gar. Im Moment könnte er alles mit ihr machen. Auch sich rächen. Zu deutlich hörte er ihre verletzenden Worte von damals in seinem Kopf...
„Ich möchte dich nie, niemals wiedersehen, Vegeta!", sagte sie erstaunlich ruhig. Ihre Augen waren plötzlich so kalt. Er hatte noch nie erlebt, dass sie jemanden so angesehen hatte. Er wollte etwas sagen. Sich verteidigen. Ihr alles erklären. Er hatte das doch nicht mit Absicht getan. Es war einfach passiert. Aber er blieb stumm. War zu stolz. „Geh endlich!!!", schrie sie plötzlich.
Vegeta nickte langsam. Vielleicht würde sie ihm ja trotzdem, eines Tages, verzeihen. Er wandte sich um zur Tür und machte einen Schritt. „Vegeta.", sagte sie und er hielt inne, in der wilden Hoffnung, sie würde ihn doch noch aufhalten, ihm verzeihen. Langsam drehte er den Kopf und sah sie erwartungsvoll an. Bulma streifte sich die Kette über den Kopf, SEINE Kette, die er ihr damals geschenkt hatte. Sie war sein einziges Geschenk an sie gewesen. Mit hasserfüllten Augen sah sie ihn an, als sie ihm die Kette vor die Füße warf. „Und sorge dafür, dass ich dich nie im Leben wiedersehe!", zischte sie. Vegeta brach das Herz. Er begriff, dass es nie mehr so werden würde, wie früher.
In ihm tobten die verrücktesten Gefühle. Die einzige Person, der er jemals vertraut hatte, wegen der er sein mörderisches Leben aufgegeben hatte, verletzte ihn so sehr. Er fühlte sich verletzt, traurig, so als müsste er jeden Moment anfangen zu weinen. Gleichzeitig loderte plötzlich eine unglaubliche Wut in ihm. Wie konnte sie es wagen, so mit ihm umzugehen? Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um sie nicht anzugreifen, seine Finger um ihren Hals zu legen, zu sehen, wie das Leben aus ihr wich, dieses selbstgefällige Lächeln aus ihrem Gesicht wischen, den Auslöser für sein Leid beseitigen... Er musste weg hier, schnell. Sonst würde er noch mal etwas tun, das er bereuen würde.
Die Kette ignorierend sah er seinen Sohn an. „Komm mit, Trunks." Der Junge nickte langsam. Vegeta drehte sich wieder um und schritt auf die Tür zu, diesmal ohne zu zögern. Hinter sich hörte er Bulma böse zu ihrem Sohn sagen: „Wenn du jetzt mit ihm gehst, brauchst du dich hier nie wieder sehen zu lassen!" Aber Trunks kam mit ihm. Vegeta wusste nicht warum. Er hatte den Jungen niemals gut behandelt. Warum Trunks ihn trotzdem so sehr bewunderte, vielleicht sogar liebte, dass er mit ihm kam, war ihm ein Rätsel.
Als sie über die Türschwelle waren, powerten beide zum Super Saiyajin hoch und hoben ab in die Luft. Noch wussten sie nicht, wohin. Aber war das noch wichtig? Der heftige Gegenwind, der Vegeta ins Gesicht blies, riss die wenigen Tränen, die er weinte, von seinem Gesicht. Er konnte nie wieder zurück in sein altes Leben. Das einzige, was ihm von ihr noch geblieben war, war sein Sohn...
Benommen schüttelte Vegeta die Erinnerungen ab. Sie war immer noch die selbe Frau. Auch diese Bulma würde ihm wieder wehtun, sobald sie sich erinnerte. Er hatte die einmalige Gelegenheit, ihr zuvorzukommen. Sich zu rächen. Ihr Schmerz zuzufügen. Er könnte heute mit ihr schlafen, und sie dann morgen verstoßen, so wie sie ihn verstoßen hatte. Ihr Herz brechen. Es war so einfach.
Rache...
Aber er konnte es nicht. Nicht, weil er Gewissensbisse gehabt hätte. Aber er wusste, dass er dafür nicht stark genug wäre. Wenn er jetzt weitermachte, würde er nie wieder aufhören können. Er würde sie wieder so lieben wie damals und damit auch wieder verletzbar sein. Nein, niemals. Nie wieder. Er hatte sich geschworen, niemals wieder irgendwem zu vertrauen.
Deswegen ließ er die Chance ungenutzt verstreichen. „Gute Nacht, Bulma.", sagte er heiser. Langsam trat er von ihr weg und hob ab in die Luft.
„Gute Nacht.", rief sie hinter ihm her.
Nächstes Kapitel: Bulma besucht Vegeta am See und auf einmal sind alle guten Vorsätze vergessen...
