Letztes Kapitel: Bulma erinnert sich...



Chapter 23 - Wie soll ich dir entgegentreten?

Nach und nach kehrten sämtliche Erinnerungen zurück. Wie Puzzleteile fügten sie sich zusammen und gaben schließlich ein großes Ganzes. Auf einmal sah sie alles in einem anderen Licht. Wie hatte sie Goku damals Unrecht getan, und ihre Tochter fast verstoßen, trotzdem hatten die zwei ihr nach dem Gedächtnisverlust so geholfen. Sie hatte zu ihrem Sohn gesagt, er brauche nie mehr zurückkommen, trotzdem hatte er ihr sofort verziehen, nach all den Jahren. Sogar Vegeta, mit dem sie sich bis aufs Äußerste bekämpft hatte, hatte ihr nach einer Weile vergeben. Nur sie selbst hatte nie verzeihen können. Sie hatte ihren Hass auf Vegeta geschürt, anstatt ihn erklären zu lassen, hatte in ihrem Schmerz alle anderen um sich herum verletzt.

Aber was sie am meisten quälte, war natürlich die eine Frage - warum? Vegeta war damals nicht er selbst gewesen, mehr wie ein Tier, das gesteuert wurde nur von Instinkten und Trieben. Aber warum? So schnell fand sie natürlich keine Antwort darauf.

Sie schaltete entmutigt den PC aus und ging ins Schlafzimmer.



In dieser Nacht schlief Bulma sehr schlecht. Sie wurde verfolgt von wirren Alpträumen, in denen sie die Vergangenheit noch mal durchleben musste, wieder und wieder, ohne irgendwas dagegen tun zu können. Immer wieder sah sie Vegeta vor sich, mit ihren Blut, das von seiner Unterlippe tropfte, und dann wieder seinen entsetzten Ausdruck im Gesicht, nachdem sie ihm das Messer in den Bauch gestoßen hatte. Es waren furchtbare Alpträume, aber das schlimmste war, aufzuwachen und zu erkennen, dass es die Wahrheit war.

Irgendwann gegen 2 Uhr morgens hatte sie es dann nicht mehr ausgehalten und war aufgestanden. Als sie so ganz allein durch die düstere Capsule Corporation wanderte, auf der Suche nach Ablenkung, wurde ihr doch etwas mulmig zumute. Im Grunde war es Unsinn, aber plötzlich fragte sie sich, ob nicht Vegeta hinter der nächsten Ecke stehen mochte, mit einem Blick der nach Blut lechzte.

Das war mehr als 7 Jahre her, und Vegeta war nicht mehr so. Sie hatte sich natürlich Gedanken über die Ursache seines Verhaltens gemacht und im Laufe des Abends war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass Vegeta mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Ihr Experiment war gründlich schief gelaufen. Er hatte sich zwar bei Vollmond nicht verwandelt, aber irgendeine Wirkung musste der Mond trotzdem auf ihn gehabt haben. Wahrscheinlich hatte er alte Instinkte geweckt, die Vegeta schon lange unterdrückt hatte.

Und sie hatte seine Befürchtungen einfach so ignoriert. Im Grunde hatte sie ebenso Schuld an dieser Sache wie er. Sie hatte ohne es ihm zu sagen an ihm herumexperimentiert. Es war IHR Experiment gewesen, das ihn zu diesem Monster gemacht hatte. Aber damals, in ihrer Wut hatte sie ihm nicht zugehört. Es wurde Bulma langsam bewusst, dass sie Vegeta niemals die Chance gegeben hatte, es ihr zu erklären.

Statt dessen hatte sie ihn angegriffen und als er ein zweites Mal gekommen war, um mit ihr zu reden, hatte sie ihn eiskalt aus dem Haus geworfen. Kopfschüttelnd erinnerte sie sich jetzt daran, wie sie ihm damals seine Kette vor die Füße geworfen hatte und erst jetzt begriff sie, wie sehr ihn das verletzt haben musste. Aber er hatte sie auch verletzt. Er hatte Trunks mitgenommen. Sie erinnerte sich noch genau, wie wütend sie damals gewesen war, als ihr Sohn einfach so mit Vegeta mitgegangen war. Aus Rache hatte sie Bra erzählt, ihr Vater wollte sie nicht und wäre nur gekommen um Trunks zu holen. So hatte also alles angefangen. Danach war eine regelrechte Schlacht entbrannt, jeder hatte dem anderen Steine in den Weg gelegt.

Bulma kam in die Küche und schüttete sich ein Glas Vodka ein (ihr Allheilmittel für alles sozusagen). Verdammt, sie brauchte einen klaren Kopf, denn morgen würde Vegeta bei ihr auftauchen und sie hatte keinen Schimmer, wie sie ihm entgegentreten sollte. Sie seufzte leise.

"Warum so bedrückt?", fragte plötzlich eine tiefe Stimme wie aus dem Nichts.

Mit einem Schrei fuhr Bulma hoch und stieß dabei ihr Glas vom Tisch, es knallte auf den Boden und zerbrach. Bulma presste sich noch immer erschreckt gegen die Wand, als er aus den Schatten hervortrat und amüsiert fragte: "So schreckhaft?" Sein Blick flackerte, als er merkte, dass sie sich noch immer nicht entspannte, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und setzte sein typisches gleichgültiges Gesicht auf.

Bulma wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihr Herz pochte. Ein Teil von ihr erwartete, dass er vorpreschte, seine Hand um ihren Hals legte und... NEIN! Sie schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben und kam ihm entgegen. "Vegeta, hallo! Was machst du denn hier?"

"Ich war fertig mit trainieren und hab gemerkt dass du noch wach bist.", erklärte er und holte sich wie selbstverständlich etwas zu essen aus dem Kühlschrank. Bulma begriff, dass er zum ersten Mal seit Jahren wieder in der Capsule Corporation war. "Also dachte ich mir, ich besuch dich mal. Du solltest dich geehrt fühlen. Ich hab mir mal geschworen, dieses Gebäude nie wieder zu betreten."

Ich weiß, dachte Bulma im Stillen, sagte aber natürlich keinen Ton. "Was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?"

"Du.", war seine einfache Antwort und er legte seine Hände auf ihr Gesicht, um sie zu sich heranzuziehen und zu küssen. Bulma wurde unruhig und wich ihm im letzten Moment aus. Er sah sie aus seinen dunklen Augen fragend an. "Was ist?"

Bulma stammelte: "Naja ich... ich... ich hab auch Hunger! Gib mir lieber auch was ab!"

Vegeta sah sie einen Augenblick lang misstrauisch an, dann ließ er sie los und setzte sich wieder. "Bitte. Bedien dich.", meinte er.

Bulma nahm sich ein Stück Käse, aber im Grunde hatte sie keinen Hunger, sie machte einen Bissen, dann legte sie es weg. Zu ihrer Überraschung ließ auch Vegeta sein Essen stehen, er warf ihr einen undeutbaren Blick zu und stand dann auf. Er kam zu ihr und beugte sich runter, um sie zu küssen. Diesmal hatte sie sich besser unter Kontrolle, aber ihr ganzer Körper versteifte sich, als seine Hand sich auf ihre Schulter legte und er seine Lippen auf ihre drückte.

Er hörte abrupt auf und hob den Kopf wieder, nahm seine Hand von ihrer Schulter. Sein Tonfall war nicht zu deuten, als er sagte: "Du erinnerst dich wieder."



Nächstes Kapitel: Aussprache und eine Bitte um Vergebung. Kann Bulma verzeihen?