Nur ein Lächeln
Teil 10
Vegeta sah Yamchu kopfschüttelnd nach. Was konnte schlimmer sein, als eine Frau, die einem die Ohren voll heulte? Vielleicht hatte Bulma ja einen hysterischen Anfall erlitten. Er würde ihr zeigen, was er da draußen erreicht hatte und dann würde sie ihn verstehen und ihm alles verzeihen.
Nun .. ja ... er fuhr sich durch seine verschwitzten Haare, vielleicht sollte er erst einmal duschen. Als er die Tür zu seinem Zimmer aufstieß blieb ihm erst einmal die Spucke weg. Es war nicht mehr sein Zimmer. Nicht dass er je viel Schnickschnack besessen hätte, aber es gab ein paar wenige Dinge, die er nach und nach im Zimmer verteilt gehabt hatte. Ein Foto von Vegeta, seinem Planeten, Bulma hatte es für ihn zu Weihnachten vergrößern und einrahmen lassen, ein faustgroßes Bruchstück des Planeten geschmolzen und matt glänzend, ergattert noch zu Freezers Zeiten während eines heimlichen Abstechers von einer Mission, ein paar Speicherchips mit Aufzeichnungen von seinem Training, die er sich ab und zu ansah, um Schwachpunkte herauszufiltern.
Nichts davon war mehr da. Das Zimmer war völlig leer. Vegeta riss die Schränke auf. Kein einziges seiner Kleidungsstücke lag mehr auf den Regalen.
Was sollte das? Wollte ihm Bulma auf diese Weise eines auswischen? Er würde schon aus ihr herausholen, wo seine Sachen hingekommen waren. Da ihr Zimmer, die Küche und das Wohnzimmer leer waren, blieb nur die Werkstatt übrig.
Vegeta dachte nicht daran anzuklopfen, er riss einfach die Türe auf und stapfte ziemlich verärgert in den Raum. Bulma saß mit dem Rücken zu ihm an ihrem Computer und tippte in rascher Folge lange Zahlenreihen ein.. Der schwere Zopf, der auf ihrem Rücken baumelte konnte unmöglich in der kurzen Zeit gewachsen sein, offensichtlich hatte sie mehr als nur ein bisschen nachgeholfen. Vegeta blieb sein Protest im Hals stecken. Wie zerbrechlich sie aussah und doch hatte sie die Kraft gehabt, seine Qualen auf sich zu nehmen. Mit einem leisen Räuspern macht er auf sich aufmerksam. Gleich würde sie herumfahren, aufspringen, sich auf ihn stürzen...
Ihre Finger verharrten kurz, ehe sie in genau dem gleichen Tempo weiter über die Tasten flitzten. Klick, Klick, Klick ...
"Schaust du auch mal wieder vorbei, Vegeta?"
Vegeta, der sein Gewicht bereits verlagert hatte, um einen Schritt in ihre Richtung zu tun, stockte. Was war das für eine gleichgültige Stimme. Wollte sie es ihm auf diese Weise heimzahlen, dass er sie erst entführt und dann zurückgeschickt hatte? Er schluckte. "Ja, ich bin wieder da, Bulma. Wie geht es dir?"
"Danke, die Nachwirkungen des Giftes haben schon vor einer ganzen Weile nachgelassen. Die Ärzte bestätigen, dass ich vollkommen gesund bin." War das wirklich Bulma mit der er sprach? Unsicher geworden trat Vegeta näher an sie heran bis er das leicht verzerrte Spiegelbild ihres Gesichts im Bildschirm erkennen konnte. Natürlich war sie es. Blasser als er sie in Erinnerung hatte, auch ein wenig schmaler, was die Wangenknochen betonte und sie jünger wirken ließ. Aber der Schwung ihres Nackens, ihre langen, geschickten Finger, die Art, wie sie sich nach vor beugte, um eine Zahlenreihe genauer zu betrachten und dabei die Augenbrauen zusammenzog,... das war sie und keine andere. "Bist du mir noch böse, dass ich dich zurückgeschickt habe?" Früher hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, ehe er so eine Frage gestellt hätte, aber da war sie immer gleich so herrlich wütend geworden und ihre Augen hatten so wunderbar gefunkelt vor Leben.
Ihre Augen ... er wollte ihr in die Augen sehen, sehen, dass alles wieder beim Alten war, dass sie da weitermachen konnten, wo sie aufgehört hatten ...
Ohne lange nachzudenken packte er den Drehsessel an der Lehne und schwang ihn herum, sodass er direkt in Bulmas Augen sehen konnte. Sie schrie ihn nicht an. Sie fauchte nicht und sie wich seinem intensiv forschenden Blick nicht aus. ... Nach ein paar Sekunden wünschte sich Vegeta, sie hätte es getan. Eine Eisschicht lag über den früher so stürmischen Türkies, dass es aussah wie gefrorenes, schmutziges Teichwasser. Ohne das Keybord konnte sie nicht weiterschreiben, also legte sie die Hände locker in den Schoß. Verdammt, er wollte dass sie nach ihm griff, dass sie sich an ihn klammerte, dass sie weinte, schrie und lachte, dass sie schimpfte und vor allem, dass sie ihn küsste. Dieser Wunsch erschreckte ihn fast ebenso wie ihre Teilnahmslosigkeit. Sie schien all ihre Wärme, all ihr Feuer verloren zu haben. Was war geschehen? Hatten seine grausamen Worte es erstickt? War es am Ende seine Schuld?
Ein Kuss, vielleicht würde ein Kuss sie aus der Erstarrung reißen. Er war zu verstört, um zärtlich zu sein als er ihr Kinn fasste, es anhob und seine Lippen rau auf die ihren presste. Bulma wehre sich nicht. Sie ließ es geschehen, doch ihre Lippen blieben kalt und trocken. Da war keine Süße, kein Sehnen, keine Verlockung ... er hätte auch einen Felsen küssen können.
Bulmas Gleichgültigkeit nahm ihm den Wind aus den Segeln. Ratlos ließ Vegeta ihr Kinn los und trat zurück. Sie sagte immer noch nichts, sah ihn nicht einmal an.
"Tut ... tut mir leid. Ich wollte nur ... nur wissen ob ..." , stammelte er. Verflucht! Wie er es hasste, wenn ihn jemand dermaßen aus dem Konzept brachte!
"Jetzt weißt du es", sagte sie ruhig. "Ich bin dir nicht böse, Vegeta." "Nein?" Hoffnung regte sich in ihm. War das ganze doch nur ein böser Scherz, ein Denkzettel? "Nein, du hast das richtige getan. Hast du es geschafft, ein Super Saiyan zu werden wie Gokou?" "Ja!" Eifrig wie ein kleiner Junge, der seiner Mutter eine gelöste Aufgabe vorlegt, ließ er seine Aura leuchten und verwandelte sich. War da ein Schatten auf ihrem Gesicht?
"Herzlichen Glückwunsch." Sie drehte sich wieder zum Computer und tippte weiter. Vegeta verwandelte sich zurück . "Herzlichen Glückwunsch?" Irgendwie wurde das Gefühl immer stärker, in einem Albtraum zu stecken. "Ist das alles, was du dazu sagst? Weißt du wie hart es war, soweit zu kommen? Sogar deinen Anzug habe ich mehrfach repariert ehe er so beschädigt war, dass es nicht mehr ging. Ich wollte dir noch einmal dafür danken, ohne ihn hätte ich das Training wahrscheinlich nicht überlebt."
Wiederum schwebten ihre Finger einen Augenblick lang über den Tasten, dann schrieb sie zügig weiter. "Hast du die Reste entsorgt?"
"Nein, sie sind noch im Raumschiff, ich dachte... vielleicht könntest du..." , er wusste nicht, ob es der richtige Zeitpunkt war, eine solche Bitte vorzubringen.
"Tut mir leid", Bulma sah ihn nicht einmal an, "momentan stecke ich in einem wichtigen Projekt. Vielleicht fragst du mal meinen Vater."
Vegeta hatte noch nie erlebt, dass sie eines ihrer Werke so einfach weitergab. Meist hing sie sehr an ihren Erfindungen. "Was ist das für ein Projekt?"
"Die Einzelheiten wären zu hoch für dich. Warum packst du nicht deinen Kram und fliegst wieder ab?" Er zuckte zurück als hätte sie ihn geschlagen. Ein offener Hinauswurf? Das war das letzte womit er gerechnet hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Wenn du mir sagst, wo meine Sachen sind, und ich meine Vorräte ergänzt habe, bin ich sofort wieder weg."
"Umso besser", tönte es von der Türe her. Vegeta schnellte herum und blickte in das zufrieden grinsende Gesicht Safranos. "Du hast meine Verlobte gehört. Sie hat keine Lust mehr, einen Schmarotzer wie dich durchzufüttern."
"Ver ... Verlobte?" Er musste sich verhört haben.
"Nun ja, es ist noch nicht offiziell, aber bald werden unsere beiden Unternehmen fusionieren und als Krönung dieser Verbindung wird unsere Verlobung gefeiert werden." Safrano ging um den wie erstarrt dastehenden Vegeta herum und trat zu Bulma. Ein kurzer Blick, ein schmales, verächtliches Lächeln in Richtung Saiyan, dann beugte er sich zu Bulma herab, strich ihr sanft über die Haare und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Für heute hast du genug gearbeitet, meine Liebe. Es ist wieder Zeit, für einen Besuch bei Professor Manhip."
"Gut, Safrano." Bulma speicherte ihre Dateien, schloss alle Programme und ließ sich von Safrano in die Höhe ziehen. Vor den Augen Vegetas gab Safrano ihr einen langen, langen Kuss. Vegeta erwachte aus seiner Erstarrung. So war das also. Sie hatte sich mit einem ihresgleichen zusammengetan. In ihm wurde es kalt und kälter. Was war er nur für ein Idiot gewesen. Hatte er tatsächlich gedacht, dass all ihre Gefühle ehrlich, echt und von Dauer sein würden? Offenbar war sie durch die Erlebnisse auf dem Sklavenschiff nicht mehr sie selbst gewesen, als sie ihm das Leben gerettet hatte. Aus. Vorbei. Ach was, es hatte ja noch nicht einmal angefangen. Gut für ihn, denn wenn er wirklich weich geworden wäre, würde es ihn jetzt innerlich zerreißen. Doch da es nie soweit gekommen war, ließ es ihn ziemlich kalt, mit wem Bulma zusammen war.
"Ich suche meine Sachen", sagte er. Mehr nicht. Es gab Dinge, um die es sich zu kämpfen lohnte. Ehre, Rache, Genugtuung. Das zwischen ihm und Bulma, nun, es war ihr offensichtlich keinen zweiten Gedanken wert gewesen. Warum hatte er dennoch das dringende Bedürfnis, diesem Schnösel den blassen Hals umzudrehen? Vegeta schob den Gedanken zur Seite. Es war nicht mehr allzu lange hin bis zum Erscheinen der Cyborgs. Darauf musste er sich konzentrieren. Nur darauf.
Er bog um die Ecke und hätte um ein Haar Frau Briefs umgerannt. Ihr sonst so sorglos lächelndes Gesicht war ungewohnt ernst. "Vegeta!" Ehe er sich versah, hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. "Das ist dafür, dass du Bulma entführt und ihr da draußen so gemeine Dinge gesagt hast, nachdem was sie für dich getan hat."
In Vegeta hatte sich zuviel aufgestaut. Er packte Bulmas Mutter an der Hand und zog sie hinter sich her in den Garten. Dort ließ er sie los und schickte allen Frust und allen Zorn in einem gigantischen Energiestrahl in den Himmel. Keuchend und schwitzend wandte er sich der entgeisterten Frau Briefs zu.
"Was ist hier los?!" Die Fensterscheiben ringsum klirrten und Frau Briefs presste sich erschrocken die Hände auf die Ohren.
"Ts ... Ts..."., Bulma trat in Safranos Begleitung aus dem Haus. Safrano schüttelte betrübt das Gesicht. "Wie kann man nur so barbarisch viel Lärm machen?"
Bulmas Gesicht war starr wie eine Maske. Sie lächelte nicht, sie zeigte auch keinen Ärger. Früher wäre sie auf ihn zugestürmt und ihre Stimmgewaltigkeit hätte seine weit in den Schatten gestellt. Doch nun ließ sie sich von Safrano zur Straße geleiten, ohne ihre Mutter oder Vegeta mit einem Blick zu würdigen. Frau Briefs ließ die Hände sinken und seufzte schwer.
Safrano zog eine Kapsel aus der Jackentasche, drückte und warf sie auf die Straße. Es knallte und kaum hatte sich der Rauch verzogen, da stand oder besser gesagt schwebte ein flotter, schwarzer Flitzer. Er öffnete galant die Beifahrertüre und half Bulma auf den Sitz, ehe er sich auf der anderen Seite locker auf den Fahrersitz schwang, den Schlüssel drehte und Gas gab. Ein flüchtiges Winken und eine stinkende Abgaswolke war alles, was er den beiden im Garten gönnte.
"Wo will er mit ihr hin?", fragte Vegeta, um sich gleich darauf über sich selbst zu ärgern. Es konnte ihm doch egal sein, wohin sie fuhren und was sie dort machten ....
"Vegeta, bitte hör auf so zu leuchten, das macht mir Angst ..." Frau Briefs Stimme rief ihn wieder in die Realität zurück. Er atmete tief durch und schraubte seine Energie zurück.
"Was ist mit Bulma passiert?", quetsche er zwischen den Zähnen hervor. "Komm in die Küche, Vegeta", Frau Briefs zog ihre Schürze zurecht. "Du bist viel zu angespannt. Eine Tasse Tee wird dir gut tun."
Vegeta kannte Bulmas Mutter gut genug, um zu wissen, wann er nachgeben musste. Also trottete er hinter ihr wieder zurück ins Haus. Das Wasser kochte schon und Frau Briefs füllte das Teepulver in die Becher. Mit erzwungener Geduld wartete Vegeta bis Frau Briefs die Becher gefüllt hatte und ihm einen reichte. Der Tee schmeckte bitter, aber das passte sehr gut zu Vegetas Laune.
"Gokou hat uns erzählt, was du auf dem Schiff zu Bulma gesagt hast", begann Frau Briefs nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. "Aus Bulma selber war kein Wort herauszubekommen. Wir haben sie natürlich sofort ins nächste Krankenhaus gebracht, aber außer einer Schwäche, war sie vollkommen in Ordnung. Körperlich jedenfalls."
Vegeta nippte an seinem Tee. "Es ging nicht anders, wir hatten nur noch eine Bohne ..." . Er stockte. Warum zum Teufel rechtfertigte er sich vor ihr?
"Das ist mir klar. Gokou hat uns auch gesagt, dass du sie hast beschützen wollen auf diese Art. Bulma kann sehr stur sein, und vielleicht war deine Grausamkeit wirklich der einzige Weg, sie daran zu hindern, dir irgendwie nachzureisen, sobald sie wieder auf den Beinen war. Das neue Schiff meines Mannes ist ja bald danach fertig geworden." Sie nahm noch einen kleinen Schluck und seufzte erneut. "Aber der gute Wille rechtfertigt nicht immer die Mittel und was Bulma betrifft, bist du zum falschen Zeitpunkt zu weit gegangen. In ihrem normalen Zustand hätte sie es wahrscheinlich verkraftet und dir irgendwie heimgezahlt." Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. "Doch geschwächt, knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, vorher krank vor Angst um dich .... das alles war zuviel, zu schnell hintereinander. Irgendwie hat sie zum Selbstschutz ihre Gefühle ausgeklinkt. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus schien es besser zu werden. Sie hat bei Chichis Besuch sogar geweint, und wir alle hofften, dass sie nach und nach auftauen, sich ihren Kummer von der Seele heulen und einen gerechten Zorn gegen deine rüden Methoden entwickeln würde ...."
Genau damit hatte Vegeta auch gerechnet, darauf war er gefasst gewesen, damit hätte er leben können, sehr gut sogar. "Aber ...?"
"Aber als ich tags darauf wieder ins Krankenhaus kam, war Safrano da und bei ihm war ein gewisser Professor Manhip. Bulma war ganz ruhig, keine Tränen, kein Toben, auch keine Freude über meinen Besuch. Safrano hat mir gesagt, dass Bulmas seelische Verletzung am besten mit viel Ruhe zu kurieren wären und mit Gesprächen. Professor Manhip ist angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Traumabewältigung und so dachten wir, es wäre für sie echt das beste. Jeden Tag kamen die beiden und jeden Tag zog sich Bulma tiefer und tiefer an einen Ort zurück, den wir nicht erreichen konnten. Einzig wenn Safrano da war, schien sie so etwas wie Freude zu empfinden. Als sie dann in häusliche Pflege entlassen wurde, besuchte Safrano sie täglich. Er brachte auch die Idee für das neue Projekt mit und Bulma schien richtig versessen darauf, endlich etwas Sinnvolles zu tun." "Was ist mit der Verlobung?"
"Vorläufig haben wir es nur von ihm gehört, Bulma hat an dem Tag einen sehr teuren Brillantring getragen, jetzt liegt er bei ihrem anderen Schmuck in ihrem Zimmer, weil er sie beim Arbeiten nur stört." Sie beugte sich vor. "Vegeta, bitte zieh nicht aus!"
Vegeta hätte sich fast an seinem Tee verschluckt. "Warum nicht? Mein Zimmer ist ..." "... innerhalb einer Stunde wieder genauso wie du es verlassen hast. Bulma wollte deine Sachen in eine Schachtel packen und weg werfen, oder besser gesagt, Safrano hat es vorgeschlagen und Bulma hat einfach genickt. Ich habe alles sauber verpackt und im Speicher aufbewahrt." "Gut, aber ... aber .."
"Erstens gehört dieses Haus immer noch meinem Mann und nicht Bulma, somit können wir beherbergen wen wir wollen und zweitens werden wir einfach sagen, dass das Raumschiff erst noch wieder überholt werden muss. Ich werde mit meinem Mann reden, der kann das bestimmt so drehen, dass es mindestens drei Wochen dauert."
Vegeta hob seinen Becher an die Lippen, setzte ihn wieder ab und verschränkte die Arme. "Warum? Warum soll ich hier bleiben?"
Bulmas Mutter gönnte sich einen weiteren Schluck, ehe sie erwiderte: "Weil ich mir ganz sicher bin, dass du der einzige bist, der das Porzellan wieder kitten kann." Er wusste, wovon sie sprach, aber obwohl er wünschte, dass sie recht hatte konnte er es nicht so recht glauben. "Ich habe es doch schon versucht. Sie ist wie ein Eisklotz." Ein erfreutes Leuchten trat in Frau Briefs sorgenvolle, blaue Augen. "Also liegt dir tatsächlich etwas an ihr?"
Vegeta tat sein bestes, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. "Sie ist ganz nützlich, wenn es um technische Dinge geht, aber sonst?" Er bemühte sogar seine Finger und zählte auf: "Sie ist launisch, kommandiert gern alle Leute herum, nie kann man ihr etwas recht machen, sie stört ständig beim Training, sie kann nicht kochen und nicht kämpfen", und weil Frau Briefs kein bisschen überzeugt wirkte, griff er verzweifelt zum letzten Argument: "und sie ändert viel zu oft ihre Frisur." Frau Briefs verschluckte sich fast am Rest ihres Tees und brach in lautes Lachen aus. "Mehr fällt dir nicht ein?" Sie verschränkt die Finger, wurde wieder ganz ernst und fixierte ihn. "Du wirst Bulma helfen, oder?"
"Jemand muss ja meinen Anzug reparieren", grummelte er, leicht beleidigt, weil sie seine Argumente nicht ernst zu nehmen schien.
Erleichtert über seine wenn auch unwillige Zustimmung fischte Frau Briefs einen Zettel heraus und legte ihn neben seinen Becher. "Das ist die Adresse dieses Professor Manhips."
"Soll ich hinfliegen und ihn platt machen?", Vegeta zweifelte, dass dies sonderlich viel nützen würde. "Auf jeden Fall solltest du dir diesen Psychiater mal ansehen", meinte ihre Mutter nur. "Was Bulma betrifft", sie zuckte die Achseln. "Ich glaube, dass es etwas ganz Ungewöhnliches braucht, um sie aus ihrer Erstarrung zu reißen, aber was das sein könnte...?"
Vegeta steckte den Zettel ein. "Ich brauche sowieso etwas Bewegung", sagte er und stand auf. Über den Rand ihres Bechers hinweg warf ihm Frau Briefs einen wissenden Blick zu und verbarg ihr Lächeln. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, setzte sie den Becher ab und atmete tief durch.
"Ist es gut gegangen?", Prof. Briefs stand in der Türe und sah seine Gattin fragend an. "Ich habe mich nicht geirrt", sagte sie und stand auf, um die beiden Becher auszuspülen. "Er hängt an ihr."
"Dann besteht also noch Hoffnung?" "Die gibt es immer, mein Lieber", sagte sie und stellte die beiden wieder sauberen Becher auf die Spüle. "Leicht wird es allerdings für beide nicht." "Kinder können so stur sein!", seufzte er und rückte seine Brille zurecht. "Soll ich sein Raumschiff also generalüberholen?"
"Auf jeden Fall. Safrano würde sofort merken, wenn du nur halbe Sache machst oder nur so tust als ob. Ach ja und sei so lieb und stell die beiden großen Schachteln vom Speicher gleich neben der Türe wieder in Vegetas Zimmer."
Sie lächelte ihn bittend an, bis er seufzend aus dem Zimmer schlurfte. Ihrer Meinung nach hatte Bulma ihren Starrsinn ausschließlich von ihm geerbt, genauso wie ihr Genie. Hoffentlich fand sich Vegeta in der Stadt zurecht ohne gleich wieder eine halbe Katastrophe heraufzubeschwören. Vegeta wusste nichts von ihrer Sorge um diverse Gebäude und sonstige Dinge in der Stadt. Er hatte sich im Raumschiff frische Kleider geholt und sich rasch geduscht und umgezogen. Mit dem Blatt in der Hand flog er über die Stadt und achtete nicht im Geringsten auf die Leute, die mit offenem Mund zu ihm hinauf starrten. Mütter zogen ihre Kinder beiseite und erklärten ihnen, dass das bestimmt wieder ein Reklamegag sei oder dass hier ein schlechter Film gedreht würde, wobei sie selbst allerdings vergeblich nach Kameras, Hubschrauber und langen Schnüren Ausschau hielten. Nach längerem hin und her, beschloss Vegeta, einfach zu fragen. Am besten kannten sich doch diese Leute in der Stadt aus, die mit den gelben Wagen namens Taxi durch die Stadt flitzten.
An so einem Taxistand landete er und ging ohne große Umschweife sofort auf den ersten Fahrer zu. "Wo ist das?", fragte er und hielt ihm den Zettel hin. Der Fahrer, der auch der Meinung war, dass der fliegende Mann in schwarz zu einem Superheldenfilm gehörte (und dort bestimmt den Bösewicht mimte) blickte sich verstohlen nach einer Kamera um. Dass keine zu sehen war, bestätigte nur seinen Verdacht, dass die Filmfirma auf diese weise zu kostenlosen Statisten kommen wollte. Die Adresse auf dem Zettel passte auf eine Straße am anderen Ende der Stadt. Ob der komische Typ wohl eine Minikamera in seiner Stehfrisur versteckt hatte? "Ich weiß wo das ist, soll ich Sie dahin bringen?", fragte er freundlich. "Mein Taxi ist das günstigste und schnellste in der Stadt."
Vegeta zögerte. "Ich habe kein Geld dabei, eine Wegbeschreibung reicht." "Ach was, Geld", der Taxifahrer linste zu einem Wagen hinüber, der verdächtig langsam vorbeifuhr. Ob der Dicke mit dem Hut vielleicht der Regisseur war? "Man bekommt nicht jeden Tag Gelegenheit, jemanden durch die Stadt zu fahren, der fliegen kann."
Menschen waren einfach undurchschaubar, stellte Vegeta mal wieder fest. Sonst war ihnen Geld doch das Wichtigste überhaupt und jetzt das. Aber ihm sollte es recht sein. Er nahm das Angebot mit prinzlicher Herablassung an und setzte sich ins Taxi. Während der Fahrt fiel ihm auf, dass der Fahrer immer wieder in den Rückspiegel blickte, auch wenn es gar nicht nötig war und sich ab und zu mit der Hand durch die Haare fuhr, als müsse er seine Frisur richten.
Der Taxifahrer wiederum frage sich, was für ein komisches Drehbuch das wohl war, wo der Superschurke sich im Taxi zu seinem Tatort führen ließ, ohne den Fahrer zu bedrohen oder einzuschüchtern. Die Autos hinter ihm wechselten immer wieder ab.
Es war nicht ersichtlich, welche davon zum Filmteam gehörten und welche nicht. "Ich dachte der Wagen sei schnell", kam es von hinten. "Statt dessen schleichen wir hier im Schneckengang durch die Gegend. Ich bin nicht zum Sightseeing hier, ich hab's eilig!"
"Schon gut", beruhigte der Fahrer. Wenn in der Frisur wirklich eine Kamera klebte, war es vielleicht sogar eine Lifesendung. Das ganze Land könnte sehen, wie gut er fuhr und eine bessere Werbung gab es kaum. Also los! Das Taxi beschleunigte mit einem Ruck und der Taxifahrer riss das Lenkrad herum, sodass sie auf die Überholspur schlitterten. Dort fuhr recht flott in seinem ersten Sportwagen ein pickelgesichtiger Junior, der nicht schlecht erstaunt schlecht war, plötzlich ein rasendes, hupendes, blinkendes Taxi an der Stoßstange hängen zu haben.
Das gelbe Gefährt weckte natürlich seinen Ehrgeiz und er dachte nicht daran auch nur einen Zentimeter langsamer zu werden.
Dem Taxifahrer stand bereits der Schweiß auf der Stirn. Sein Fahrgast klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. "Fenster auf!"
Der Tonfall ließ keinen Widerspruch zu (zumindest nicht, wenn man sein Rentenalter erleben wollte...). Kaum war die linke Scheibe lautlos nach unten geglitten, lehnte sich Vegeta weit hinaus und zielte mit der Hand auf den Sportwagen.
Der junge Spund sah die Gefahr natürlich nicht kommen, wer lässt sich schon von einem fuchtelnden Herrn mittleren Alters einschüchtern, nur weil er ein paar Muskeln hat? Das Grinsen verging ihm allerdings, als aus der leeren Hand ein Ball aus gelb leuchtender Energie auf seinen Wagen zugeschossen kam. Ein rascher Schlenker nach rechts und der Sportwagen schoss förmlich von der Straße, raste über den Rasen des nahe gelegenen Park und versank gluckernd im Ententeich. Der Fahrer konnte sich unverletzt und fluchend ans Ufer retten, wo er seine schlammigen Klamotten und das Auto beweinte, für das noch 30 Raten offen waren...
Dem Taxifahrer war mittlerweile ganz anders geworden. Bleich und angespannt raste er mit seinem dubiosen Fahrgast durch die Straßen und Gassen und war erleichtert wie noch nie in seinem Leben, als er schließlich vor einem sehr teuren Apartmentkomplex hielt. "Hier ist es." Sagte er und linste vorsichtig in den Rückspiegel. Der gemeingefährliche Verrückte (den Gedanken an eine Lifesendung hatte er mittlerweile zu Grabe getragen) bedankte sich nicht einmal, sondern stieg einfach aus und ging auf das Gebäude zu. Der Fahrer spielte mit dem Gedanken, die Polizei zu rufen, aber da er den Typen ja ohne Entgelt durch die Stadt kutschiert hatte, konnte man ihm das ja als Mithilfe auslegen und so trachtete er einzig danach, möglichst viele Straßenkreuzungen zwischen sein Taxi und diesen Block zu bringen.
Vegeta hörte wie das Taxi mit aufheulendem Motor davon jagte, aber seine Aufmerksamkeit galt den Türschildern. "Pulatio Manhip", stand dort in eleganten goldenen Lettern.
Vor der Eingangstüre stand ein bulliger Mann in einer scheußlich knalligen Uniform und verschränkten Armen. Es sah nicht aus, als ob er freiwillig zur Seite treten würde, wenn man ohne Terminbestätigung Zutritt verlangte. Normalerweise hätte Vegeta ihn mit dem kleinen Finger in den Schlaf geschickt, aber sein eigentliches Ziel war ja, Safrano und Bulma unauffällig aufzuspüren. Seufzend trat er zurück auf die Straße. Das Flachdach schien ein besseres Ziel als die Eingangstüre. Außerhalb der Sichtweite des Portiers flog Vegeta schnell wie ein Windstoß hinauf. Von dort war es ein leichtes, die Türe zum Treppenhaus aufzubrechen und in den zweiten Stock zu gelangen. Hier gab es mehrere Türen und Vegeta hatte keine Mühe die richtige zu finden. Doch was nun? Er konnte diese Türe natürlich zu Kleinholz verarbeiten, aber dann hätte er sich den Umweg über das Dach sparen können.
Zwischen dem Apartment des Professor Manhip und dem eines gewissen Steuerberaters Treuschau war der Gang stark verbreitert und durch ein Fenster schien die Sonne auf eine Ledercouch und einen Designercouchtisch mit Illustrierten und Comics. Offenbar konnte man sich hier niederlassen, wie in einem Wartezimmer.
Vegeta kam das Fenster gerade recht, es ließ sich geräuschlos aufschieben. Er kletterte auf das Fensterbrett und sah nach unten. Da dies die Rückseite des Gebäudes war, befand sich unten ein kleiner Garten und dahinter ein Fluss. Keine unliebsamen Zuschauer in Sicht, Vegeta atmete auf und sprang. Er schwebte mit dem Rücken an der Hauswand vorsichtig zum Fenster des Professors. Dieser war ein Freund von buschigen Balkonpflanzen unbekannter Herkunft, wodurch es für Vegeta ein leichtes war, sich dahinter zu verstecken. Der erste Raum, das Vorzimmer war leer, aber gleich der nächste sah wirklich aus wie die Praxis eines Seelenklempners. Die berüchtigte Couch war hier aus grünem Leder und Bulma hatte sich darauf ausgestreckt. Professor Manhip, ein windiger Kerl mit Wieselgesicht, gewachstem Schnurrbart und Toupet saß auf einem Ledersessel gleich daneben, während Safrano ein paar Schritte entfernt auf einem Sofa saß und mit zufriedenem Lächeln das ganze beobachtete.
"Fühlen sie sich nicht besser, Fräulein Briefs? Jetzt wo sie allen Schmerz hinter sich gelassen, alle Sorgen und Probleme auf ihren treuen Verlobten Safrano abgewälzt haben und nur noch das tun können, was Ihnen die meiste Freude bereitet, nämlich entwickeln und forschen ..."
"Ich hatte ... Frieden", sagte Bulma stockend. "Es war so ruhig. Doch jetzt ... er ist wieder da." Vegeta schluckte. Also hatte er doch eine Wirkung auf sie.
"Das ist nur jetzt am Anfang so. Bald ist er wieder fort und Sie können Ehefrau und Mutter werden, fühlen sie sich nicht glücklich bei dem Gedanken, dass der treusorgende Safrano immer an Ihrer Seite sein wird? Vergessen sie diesen Barbaren Vegeta und schauen Sie nur nach vorn. Safrano ist ihre Zukunft, ihr Leben, ihre Liebe ..." Bei jedem Wort klang die Stimme des Professors beschwörender, sanfter und selbst Vegeta musste an sich halten, um nicht zustimmend zu nicken.
Bulma jedoch reagierte auf die Stimme des Professors wie stets und ihre Augen wurden noch leerer. "Safrano ist alles", sagte sie tonlos.
Zufrieden nickte Safrano im Hintergrund und stand auf. "Das dürfte wieder mal reichen. Den Rest werde ich erledigen, sobald dieser lästige Pygmäe verschwunden ist." Zu Bulma gewandt sagte er freundlich. "Geh hinaus und warte im Vorraum auf mich, Schatz. Ich muss nur noch dem Professor danken."
Gehorsam erhob sich Bulma und ging hinaus. Sobald die Türe hinter ihr ins Schloss gefallen war, fiel die Maske der Freundlichkeit von Safrano ab und er verzog angewidert das Gesicht. "Alles im Grünen, Manhip?."
"Keinerlei Probleme, obwohl dieser Vegeta ohne Zweifel ein störende Element ist. Aber sobald du Bulma den Ring an den Finger gesteckt hast und eurer beider Unterschriften unter dem Ehevertrag stehen, könnte ich probieren, sie wieder zurückzuholen."
"Besser nicht, sonst kratzt sie mir die Augen aus."
"Keine Sorge, ich würde sowieso nicht darauf wetten, dass sie überhaupt jemals wieder zurückfindet. Eigentlich hätte sie nie so rasch auf das Programm reagieren dürfen, aber der Schock und ihre geschwächte Konstitution haben uns in die Hände gespielt. Ich habe es locker geschafft, in ihrem Innersten zu verankern, dass sie ohne dich verloren ist. Wenn du länger als 24 Stunden nicht bei ihr bist, würde sie aufhören zu essen, zu trinken, zu schlafen und vielleicht sogar zu atmen. Ist doch eine gute Versicherung gegen diesen verrückten Kampfsportler Vegeta, oder?"
"Aber eine verdammt lästige dazu...", schnaubte Safrano. "Es ist kein Spaß diese stumpfe Marionette zu küssen."
An deiner Stelle würde ich sie durch einen kleinen Unfall entsorgen und ihre beiden Alten gleich mit ..."
Vegeta ballte die Fäuste und seine Aura flackerte. Nur mit äußerster Mühe kämpfte er seinen Zorn nieder. Wenn er recht verstanden hatte, blieb ihm noch etwas Zeit, die beiden Schufte in Staub zu verwandeln wäre allerdings auch kein Weg, Bulma zu helfen. Mit knirschenden Zähnen wartete Vegeta bis Safrano mit Bulma dass Gebäude verlassen hatte. Professor Manhip saß unterdessen gemütlich in einem Wälzer schmökernd in seinem Sessel und ahnte nicht, was sich außerhalb des Fensters zusammenbraute. Vegetas Zorn entlud sich, sobald der Wagen mit Safrano und Bulma außer Sichtweite war.
Das Glas zerbarst und ein Teil des Mauerwerks und des Rahmens wurde mit in den Raum katapultiert. Erschrocken ging Manhip hinter seinem Sessel in Deckung. Noch immer hatte sich Vegeta eisern in Gewalt, doch seine leuchtende Aura war Warnung genug, als er in den Raum herein geschwebt kam.
"Verschwinde aus der Stadt!", herrschte er Manhip an, richtete seine Handfläche auf die Couch. Das teure Möbelstück wurde voll von dem Energiestrahl erwischt und alles was blieb, war ein Häufchen Asche. "Keinen Kontakt zu diesem Safrano und wenn du noch einmal auch nur in Bulmas Nähe kommst, wirst du genauso enden, verstanden? Komm ja nicht auf die Idee, deine Spielchen über das Telefon oder sonstwie zu treiben. Ich werde dich aufspüren ..."
Gerade die leise Stimme, mit der ihm Vegeta die Drohungen ins Gesicht schleuderte, trafen den Professor bis ins Mark. Totenbleich nickte er zu jedem von Vegetas Sätzen.
Man hörte schwere Schritte den Gang entlang trampeln. "Professor Manhip, was ist passiert? Geht es Ihnen gut? Bitte antworten sie!"
"Denk nur nicht, dass du jetzt zum Telefon greifen kannst, um Safrano zu warnen. Ich werde es herausfinden ..." Mit diesen Worten sprang Vegeta durch das Loch in der Mauer ins Freie und flog hoch über der Stadt zurück zu den Briefs.
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Noch am gleichen Tag löste Professor Manhip alle seine Konten und Sparbücher auf, schloss sich einer arktischen Expedition an und wurde einige Wochen darauf Stammesmitglied bei einer Inuitgemeinschaft. Er heiratete die Tochter eines Knochenschnitzers und erwarb beachtliche Fähigkeiten im Erlegen von Yetisauriern.
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Da in der Stadt reger Verkehr herrschte überholte Vegeta Safranos Auto mühelos. Als Safrano und Bulma aus eintrafen, hatte Vegeta bereits den Eltern von Bulma alles erzählt und war dabei, seine Sachen wieder in seinem Zimmer zu versorgen.
Auf Safranos entrüstete Frage, gab Frau Briefs lediglich die abgesprochene Antwort und da Bulmas Vater bereits damit begonnen hatte, das Raumschiff gründlich zu überholen, war es ohnehin zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
Es fiel Bulmas Eltern nicht leicht, Safrano gegenüber die freundliche Fassade aufrecht zu erhalten, aber da sie mit Vegeta einer Meinung waren, rissen sie sich zusammen. Je näher sich Safrano seinem Ziel wähnte, desto tiefer würde er schlussendlich fallen und desto schmerzhafter würde es sein. Vegetas Angebot, diesem Kerl gleich jetzt die Möglichkeit zu geben, die Radieschen von unten zu betrachten, lehnte Herr Briefs angesichts der Freundschaft zu Safranos Vater ab.
"Außerdem kann durchaus etwas dran sein, dass seine Abwesenheit Bulma soweit zusetzt, dass wir ihr nicht mehr helfen können", erklärte Bulmas Mutter. "Da dieser Professor Manhip jetzt weg ist, haben wir eine echte Chance sie wieder zu sich selbst finden zu lassen."
An diesem Argument gab es nichts zu rütteln, wie Vegeta zähneknirschend einsehen musste. "Können wir nicht die Dragonballs einsetzen?", war sein nächster Vorschlag.
Herr Briefs schüttelte den Kopf. "Sobald Bulma aus dem Krankenhaus zurück war, hat sie alle ihre alten Erfindungen zerstört und die Daten gelöscht. Ich schätze, das war ein letztes Aufbäumen gegen Safrano war, damit er die Sachen nicht in die Hände bekommt. Ich kann dir nicht einmal versprechen, dass ich einen nachbauen kann", musste Prof. Briefs zugeben. "Der Radar war Bulmas besonderer Stolz und sie hat mich nie auch nur ein Schräubchen dran drehen lassen." Mit den Dragonballs war es also Essig. Das war nicht nur wegen Bulma selbst eine mittlere Katastrophe, es war ja nicht abzusehen, wie viele Menschen beim Kampf gegen die Cyborgs ihr Leben lassen würden.
Indes hatte Prof. Briefs zumindest Schritte unternommen, die selbst bei einer Heirat mit Bulma verhindern würden, dass die Fusion mit dem maroden Unternehmen seines ehemaligen Studienkollegen zustande kommen würde. Nicht einen Groschen vom Briefschen Vermögen würde Safrano zu sehen bekommen.
Eine Woche verstrich und noch eine weitere. Safrano hatte ein aufmerksames Auge auf die Überholung des Raumschiffs, sodass Prof. Briefs keine allzu auffälligen Verzögerungen arrangieren konnte.
Da Safrano immer erst gegen zehn Uhr Vormittags bei den Briefs auftauchte, versuchte Vegeta sein möglichstes, Bulma während des Frühstücks wieder näher zu kommen. Doch es war echt zum graue Haare kriegen, seine Versuche, sie wie früher anzustacheln liefen ins Leere, weil sie keines seiner Worte zu hören schien. Seine Berührungen und seine Küsse erduldete sie mit steinerner Mine, sodass sich Vegeta jedes Mal wie ein Schuft vorkam und rasch wieder den Rückzug antrat. Unter Tags war es sowieso keine Chance, Bulma ohne ihren Verlobten anzutreffen. Safrano überwachte jeden ihrer Schritte und am Ende der zweiten Woche fiel Vegeta auf, dass Bulma sogar seinen Ring am Finger trug.
War Safrano von seinem vergeblichen Ausflug zu Professor Manhips Praxis (gleich am Tag nachdem dieser Vegetas freundlichen Rat angenommen und das Weite gesucht hatte) ziemlich verärgert zurückgekommen, so bemühte er sich offensichtlich durch gemeinsame Unternehmungen wie Bootsfahren, Kinobesuche, Spaziergänge usw... Bulma stärker an sich zu binden. Nachdem Vegeta den beiden mehrmals gefolgt war ohne einen Ansatzpunkt für ein Eingreifen zu finden, hatte er sich entschlossen, die Tage lieber sinnvoll mit dem Training an der Klippe zu verbringen bis der Professor mit dem Überholen des Raumschiffes fertig war.
Niemand brachte ein Argument dagegen vor und so sahen sich Vegeta und Bulma meist nur morgens, denn jeden Abend führte Safrano sie entweder zum Tanzen, in ein Restaurant, in die Oper oder ins Theater aus. Irgendwie ärgerte sich Vegeta über die Tanzabende am meisten. Seinen Frust und seinen Zorn ließ er die Felsen beim Training doppelt und dreifach spüren. Der Tag rückte näher, an dem das Raumschiff ihm keine Entschuldigung für den Aufenthalt bei den Briefs mehr geben würde.
"Am besten fliegst du damit einfach nur ein paar Kilometer. Ich habe ein Ferienhaus außerhalb der Stadt gekauft, dort kannst du wohnen und so oft vorbeikommen wie du willst."
Vegeta überlegte. "Ich weiß nicht, welchen Sinn das noch hat. Nichts was ich tue hat gewirkt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Lackaffe alles durchschaut was wir wissen und planen, mich zum Narren hält und heimlich auslacht." Er ballte die Fäuste. "Ein Saiyanprinz lässt sich so etwas nicht lange gefallen. Meine Geduld ist fast am Ende..."
Frau Briefs nickte, sie hatte so etwas kommen sehen. "Ich wusste ja nicht, dass Saiyanprinzen so gern verlieren...."
Vegeta sah sie scharf an, sie jedoch zuckte nur mit einem unschuldigen Lächeln die Schultern. "Wenn Bulma ihn heiratet oder wegen seines Verlustes stirbt, hast du doch verloren, oder?"
Für einen Augenblick sah es so aus, als würde Vegeta explodieren. Doch dann streckte er nur wortlos die Hand aus und Frau Briefs ließ den Schlüssel für das Wochenendhaus hinein fallen. "Ich habe ein paar Fachleute auf dem Gebiet befragt", sagte sie eindringlich. "Es ist noch nicht entschieden, Vegeta. Egal wie skrupellos und genial es dieser Manhip begonnen hat, wir haben eine Chance." Sie sah Vegeta vorsichtig an. "Vielleicht wenn wir Bulmas alten Freund Gokou um Hilfe bitten ..."
"Nein!" Vegeta schüttelte ablehnend den Kopf. "Ich werde keinesfalls Kakerott anflehen, lieber gehe ich allein in den Weltraum zurück."
Frau Briefs seufzte. "Das habe ich erwartet. Also gut, versuchen wir es ohne Hilfe. Aber uns muss rasch was einfallen." Diesen Satz hatte Vegeta noch im Ohr, als er am letzten Tag seines offiziellen Aufenthaltes bei den Briefs zur Klippe flog. Diesmal ging er nicht wie üblich sein Programm durch, sonder setzte sich auf den Klippenrand, starrte hinunter auf das schäumende Meer, das ein perfekter Spiegel seiner eigenen, aufgewühlten Gefühle war und versuchte, sich darüber klar zu werden, warum sich das ganze eigentlich antat. Seine erste Begegnung mit Bulma auf Namek fiel ihm ein, er hatte sie nur ganz kurz gesehen und war mit seinen Gedanken woanders gewesen. Dann wieder zurück im Leben und auf der Erde war ihm aufgefallen, dass sie die Angst, die sie auf Namek noch vor ihm gehabt hatte, offensichtlich überwunden hatte. In Freezers Armee hatte es kaum humanoide weibliche Kriegerinnen gegeben und ihre Einladung, bei ihr zu wohnen, hatte ihn vor eine ungewöhnliche Situation gestellt. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an das erste Mal, als er aus Versehen die Badezimmertüre geöffnet hatte, als Bulma gerade aus der Wanne stieg. Was hatte sie ihm alles an den Kopf geworfen? Nicht nur jede Menge Ausdrücke, die er zuvor noch nie gehört hatte, sondern auch den Schwamm, einen Eimer, den kleinen Hocker ... Dennoch, er würde nie vergessen, wie wunderschön sie ausgesehen hatte, rosig im Gesicht, die Haare feucht und die unzähligen Wassertropfen die auf ihrem Körper geglitzert hatten ... Eine besonders hohe Welle leckte an den Felsen und eine Böe trug die salzige Gischt bis zu ihm herauf. Vegeta leckte sich die salzigen Tropfen von den Lippen und dachte an den warmen Honig in Bulmas Küssen. Seltsam, wie viele Kleinigkeiten sich derart tief in sein Gedächtnis eingegraben hatten. Vor allem ihre Wärme, das innere Licht, welches sie so großzügig schenkte, und damit die Schatten aus den Winkeln seiner erfrorenen Seele vertrieb. Genau dieses Licht, nach dem er sich (wie er hier allein und für sich im Stillen zugab) gesehnt hatte, hatte dieser Safrano in ihr erstickt. Er hatte etwas gestohlen was nur ihm, Vegeta, gehörte und dafür würde er büßen. Vegetas Blick fiel auf ein Büschel der blauen Blumen, die hier am Klippenrand zu blühen begonnen hatten. Im Herzen jeder Blüte schimmert es warm goldgelb und karmesinrot, Stempel und Staubgefäße sprachen von Leben, Feuer und Licht inmitten der erfrischenden Kühle.
Vorsichtig, weil er so etwas noch nie zuvor getan hatte, grub Vegeta das Büschel Blumen aus. So langsam war er noch nie nach Hause geflogen. Als er ankam, waren Safrano und Bulma längst fort, aber das war ihm nur recht.
Frau Briefs war sehr erstaunt, als er ihr die Blumen brachte und sie bat, diese in einen Topf zu setzen. "Sie sind für Bulma", sagte er nur und ging auf sein Zimmer. In seinem Schreibtisch (nicht dass er ihn oft benützt hätte) waren Stifte und Papier leicht zu finden. Die richtigen Worte hingegen musste sich Vegeta erst abringen.
Der Mond stand bereits hoch am Himmel, Safrano hatte Bulma schon vor Stunden heimgebracht, da endlich faltete Vegeta das siebenunddreißigste Blatt zusammen, stieß den Stuhl zurück und streckte sich.
Mehr konnte er im Moment nicht tun und was werden sollte, wenn er erst sein neues Heim außerhalb der Stadt bezogen hatte, das stand noch in den Sternen.
Am nächsten Morgen schlug er um die gleiche frühe Stunde wie immer die Augen auf. Seine Sachen hatte er längst schon zum Raumschiff geschafft, lediglich einer seiner Overalls war noch im Schrank. Als er ins Bad ging, hörte er in der Küche Frau Briefs rumoren.
"Bist du das, Vegeta?", sie steckte den Kopf zur Türe heraus. "Hier sind sie!" Sein Blick fiel durch die offene Türe auf den Tisch, wo die kleinen blauen Blütensterne in einem hübschen, orangen Blumentopf leuchteten. "Gefällt es dir?"
Er nickte. "Der Brief, ich habe gestern abend noch ....", er räusperte sich, "steck bitte den Zettel, der auf meinem Schreibtisch liegt dazu. Gib Bulma beides, sobald ich weg bin." "Danke", lächelte Frau Briefs unter Tränen. Sie wusste, was diese Gesten den stolzen Prinzen gekostet hatte. Wenn es nur half ...
Vegeta machte eine wegwerfende Handbewegung und verschwand im Badezimmer. Frisch gewaschen kam er zum Frühstück und langte zu, als gäbe es kein morgen mehr. Bulma war noch immer nicht aus ihrem Zimmer gekommen.
Als kein Krümel war auf seinem Teller zu finden war, erhob sich Vegeta mit einem Seufzer. Frau Briefs geleitete ihn hinaus, wo Prof. Briefs schon wartete. "Es ist alles eingegeben", sagte er zu Vegeta. "Den Schlüssel hast du?" Vegeta griff in die Tasche seines Overalls, fühlte das kühle Metall und nickte. "Dann gute Reise", wünschte ihm Professor Briefs laut und wies mit dem Kopf zum Tor, wo eben Safrano erschien und heuchlerisch freundlich winkte.
Vegeta ignorierte ihn und bestieg das Raumschiff. Es war alles wie Prof. Briefs gesagt hatte. Obwohl es nur ein Katzensprung bis zu dem Haus war, schnallte Vegeta sich an, ehe er den Autopiloten aktivierte.
Frau Briefs war unterdessen schon wieder ins Haus zurück gegangen. Sie holte den Zettel aus Vegetas Zimmer und steckte ihn zwischen die Blätter der blauen Blumen. Dann klopfte sie an Bulmas Türe. "Bist du schon, wach Liebes?"
Draußen dröhnte es unüberhörbar. Frau Briefs wartete nicht länger, sondern stieß die Zimmertüre auf. Bulma saß in einem hochgeschlossenen, blauen Nachthemd auf dem Bett und rieb sich die Augen. "Was ist los?"
Frau Briefs hätte heulen können so teilnahmslos klang Bulmas Stimme. Sie riss sich zusammen und trug den Blumentopf mit einem Lächeln herein. "Hier, das ist Vegetas Abschiedsgeschenk an dich. Er hat die Blumen selbst für dich ausgewählt und hergebracht. Es ist auch ein Brief von ihm dabei." Bulma sah sich die Blumen an und streckte die Hand aus. "Ab.. Abschied?"
"Ja, er ist wieder unterwegs, das Schiff ist wieder in Ordnung und fertig beladen. Du wolltest ja, dass er geht." Das Dröhnen wich einem Donnern. Bulma sah zum Fenster, doch von ihrem Zimmer aus hatte man keinen Blick auf den Teil des Gartens, wo das Raumschiff stand. Die Geräusche allein waren genug. Für eine Sekunde war das Donnern fast ohrenbetäubend, dann wurde es leiser und leiser, als das Raumschiff in den Wolken verschwand. Frau Briefs atmete auf, offenbar war alles glatt gegangen und Vegeta außer Sichtweite sicher schon auf Kurs zu dem neuen Haus. Entschlossen drückte sie Bulma den Blumentopf in die Hand. "Sie duften wunderbar, diese Klippensterne. Vegeta meinte, sie seien wie du, außen kühl und erfrischend, innen voll Wärme und Licht. Lies seinen Brief, Bulma und du wirst verstehen ...."
Sie überließ ihre Tochter sich selbst und ging in die Küche zurück, um das Geschirr abzuspülen. Herr Briefs hatte ein mulmiges Gefühl, als er Safrano gelassen ins Haus treten sah, aber er konnte ihn nicht daran hindern. Safrano ging zielsicher auf Bulmas Zimmer zu und stieß ohne anzuklopfen die Türe auf.
Bulma saß an ihren Schreibtisch, den Topf mit den Blumen auf der Tischplatte und faltete gerade den Brief auseinander. Bei Safranos Eintreten zuckte sie zusammen.
"Was ist denn, mein Schatz? Bist du nicht glücklich, mich zu sehen", lachte Safrano. Er nahm ihr das Blatt aus der Hand, überflog den Brief und zerriss ihn grinsend in kleine Fetzen. "Was willst du mit dem Gekrakel dieses Barbaren?" Dann bemerkte er die Blumen. "Die sind wohl auch von ihm, schäbig wie alles von ihm." Mit einer Handbewegung fegte er den Topf von der Tischplatte. Bulmas Hand zuckte, als wolle sie ihn auffangen, aber Safrano umarmte sie von hinten und hielt sie so zurück. Mit einem hörbaren Krach schlug der Tontopf auf und zerbrach.
"Jetzt bist du sie los, Vegeta auch. Dein Vater hat sich eingebildet, dass ich keine Ahnung hätte, was hinter meinem Rücken gegen mich, gegen uns lief, aber er hat sich geirrt. Ich habe mich leicht an Bord schleichen und eruieren können, wohin Vegetas "Reise" gehen sollte. Ha! Dein Vater ist nicht der einzige, der einen Computer programmieren kann. Vegeta wird sich wundern, wo ihn seine Reise hinführt ... Sei glücklich, Bulma, den siehst du nie wieder!"
Safrano setzte seinen Absatz mitten auf die Blüten, drehte den Fuß hin und her und zerquetschte die zarten blauen Blüten mit einem triumphierenden Lachen.
Ende des 10. Teils
Teil 10
Vegeta sah Yamchu kopfschüttelnd nach. Was konnte schlimmer sein, als eine Frau, die einem die Ohren voll heulte? Vielleicht hatte Bulma ja einen hysterischen Anfall erlitten. Er würde ihr zeigen, was er da draußen erreicht hatte und dann würde sie ihn verstehen und ihm alles verzeihen.
Nun .. ja ... er fuhr sich durch seine verschwitzten Haare, vielleicht sollte er erst einmal duschen. Als er die Tür zu seinem Zimmer aufstieß blieb ihm erst einmal die Spucke weg. Es war nicht mehr sein Zimmer. Nicht dass er je viel Schnickschnack besessen hätte, aber es gab ein paar wenige Dinge, die er nach und nach im Zimmer verteilt gehabt hatte. Ein Foto von Vegeta, seinem Planeten, Bulma hatte es für ihn zu Weihnachten vergrößern und einrahmen lassen, ein faustgroßes Bruchstück des Planeten geschmolzen und matt glänzend, ergattert noch zu Freezers Zeiten während eines heimlichen Abstechers von einer Mission, ein paar Speicherchips mit Aufzeichnungen von seinem Training, die er sich ab und zu ansah, um Schwachpunkte herauszufiltern.
Nichts davon war mehr da. Das Zimmer war völlig leer. Vegeta riss die Schränke auf. Kein einziges seiner Kleidungsstücke lag mehr auf den Regalen.
Was sollte das? Wollte ihm Bulma auf diese Weise eines auswischen? Er würde schon aus ihr herausholen, wo seine Sachen hingekommen waren. Da ihr Zimmer, die Küche und das Wohnzimmer leer waren, blieb nur die Werkstatt übrig.
Vegeta dachte nicht daran anzuklopfen, er riss einfach die Türe auf und stapfte ziemlich verärgert in den Raum. Bulma saß mit dem Rücken zu ihm an ihrem Computer und tippte in rascher Folge lange Zahlenreihen ein.. Der schwere Zopf, der auf ihrem Rücken baumelte konnte unmöglich in der kurzen Zeit gewachsen sein, offensichtlich hatte sie mehr als nur ein bisschen nachgeholfen. Vegeta blieb sein Protest im Hals stecken. Wie zerbrechlich sie aussah und doch hatte sie die Kraft gehabt, seine Qualen auf sich zu nehmen. Mit einem leisen Räuspern macht er auf sich aufmerksam. Gleich würde sie herumfahren, aufspringen, sich auf ihn stürzen...
Ihre Finger verharrten kurz, ehe sie in genau dem gleichen Tempo weiter über die Tasten flitzten. Klick, Klick, Klick ...
"Schaust du auch mal wieder vorbei, Vegeta?"
Vegeta, der sein Gewicht bereits verlagert hatte, um einen Schritt in ihre Richtung zu tun, stockte. Was war das für eine gleichgültige Stimme. Wollte sie es ihm auf diese Weise heimzahlen, dass er sie erst entführt und dann zurückgeschickt hatte? Er schluckte. "Ja, ich bin wieder da, Bulma. Wie geht es dir?"
"Danke, die Nachwirkungen des Giftes haben schon vor einer ganzen Weile nachgelassen. Die Ärzte bestätigen, dass ich vollkommen gesund bin." War das wirklich Bulma mit der er sprach? Unsicher geworden trat Vegeta näher an sie heran bis er das leicht verzerrte Spiegelbild ihres Gesichts im Bildschirm erkennen konnte. Natürlich war sie es. Blasser als er sie in Erinnerung hatte, auch ein wenig schmaler, was die Wangenknochen betonte und sie jünger wirken ließ. Aber der Schwung ihres Nackens, ihre langen, geschickten Finger, die Art, wie sie sich nach vor beugte, um eine Zahlenreihe genauer zu betrachten und dabei die Augenbrauen zusammenzog,... das war sie und keine andere. "Bist du mir noch böse, dass ich dich zurückgeschickt habe?" Früher hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, ehe er so eine Frage gestellt hätte, aber da war sie immer gleich so herrlich wütend geworden und ihre Augen hatten so wunderbar gefunkelt vor Leben.
Ihre Augen ... er wollte ihr in die Augen sehen, sehen, dass alles wieder beim Alten war, dass sie da weitermachen konnten, wo sie aufgehört hatten ...
Ohne lange nachzudenken packte er den Drehsessel an der Lehne und schwang ihn herum, sodass er direkt in Bulmas Augen sehen konnte. Sie schrie ihn nicht an. Sie fauchte nicht und sie wich seinem intensiv forschenden Blick nicht aus. ... Nach ein paar Sekunden wünschte sich Vegeta, sie hätte es getan. Eine Eisschicht lag über den früher so stürmischen Türkies, dass es aussah wie gefrorenes, schmutziges Teichwasser. Ohne das Keybord konnte sie nicht weiterschreiben, also legte sie die Hände locker in den Schoß. Verdammt, er wollte dass sie nach ihm griff, dass sie sich an ihn klammerte, dass sie weinte, schrie und lachte, dass sie schimpfte und vor allem, dass sie ihn küsste. Dieser Wunsch erschreckte ihn fast ebenso wie ihre Teilnahmslosigkeit. Sie schien all ihre Wärme, all ihr Feuer verloren zu haben. Was war geschehen? Hatten seine grausamen Worte es erstickt? War es am Ende seine Schuld?
Ein Kuss, vielleicht würde ein Kuss sie aus der Erstarrung reißen. Er war zu verstört, um zärtlich zu sein als er ihr Kinn fasste, es anhob und seine Lippen rau auf die ihren presste. Bulma wehre sich nicht. Sie ließ es geschehen, doch ihre Lippen blieben kalt und trocken. Da war keine Süße, kein Sehnen, keine Verlockung ... er hätte auch einen Felsen küssen können.
Bulmas Gleichgültigkeit nahm ihm den Wind aus den Segeln. Ratlos ließ Vegeta ihr Kinn los und trat zurück. Sie sagte immer noch nichts, sah ihn nicht einmal an.
"Tut ... tut mir leid. Ich wollte nur ... nur wissen ob ..." , stammelte er. Verflucht! Wie er es hasste, wenn ihn jemand dermaßen aus dem Konzept brachte!
"Jetzt weißt du es", sagte sie ruhig. "Ich bin dir nicht böse, Vegeta." "Nein?" Hoffnung regte sich in ihm. War das ganze doch nur ein böser Scherz, ein Denkzettel? "Nein, du hast das richtige getan. Hast du es geschafft, ein Super Saiyan zu werden wie Gokou?" "Ja!" Eifrig wie ein kleiner Junge, der seiner Mutter eine gelöste Aufgabe vorlegt, ließ er seine Aura leuchten und verwandelte sich. War da ein Schatten auf ihrem Gesicht?
"Herzlichen Glückwunsch." Sie drehte sich wieder zum Computer und tippte weiter. Vegeta verwandelte sich zurück . "Herzlichen Glückwunsch?" Irgendwie wurde das Gefühl immer stärker, in einem Albtraum zu stecken. "Ist das alles, was du dazu sagst? Weißt du wie hart es war, soweit zu kommen? Sogar deinen Anzug habe ich mehrfach repariert ehe er so beschädigt war, dass es nicht mehr ging. Ich wollte dir noch einmal dafür danken, ohne ihn hätte ich das Training wahrscheinlich nicht überlebt."
Wiederum schwebten ihre Finger einen Augenblick lang über den Tasten, dann schrieb sie zügig weiter. "Hast du die Reste entsorgt?"
"Nein, sie sind noch im Raumschiff, ich dachte... vielleicht könntest du..." , er wusste nicht, ob es der richtige Zeitpunkt war, eine solche Bitte vorzubringen.
"Tut mir leid", Bulma sah ihn nicht einmal an, "momentan stecke ich in einem wichtigen Projekt. Vielleicht fragst du mal meinen Vater."
Vegeta hatte noch nie erlebt, dass sie eines ihrer Werke so einfach weitergab. Meist hing sie sehr an ihren Erfindungen. "Was ist das für ein Projekt?"
"Die Einzelheiten wären zu hoch für dich. Warum packst du nicht deinen Kram und fliegst wieder ab?" Er zuckte zurück als hätte sie ihn geschlagen. Ein offener Hinauswurf? Das war das letzte womit er gerechnet hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Wenn du mir sagst, wo meine Sachen sind, und ich meine Vorräte ergänzt habe, bin ich sofort wieder weg."
"Umso besser", tönte es von der Türe her. Vegeta schnellte herum und blickte in das zufrieden grinsende Gesicht Safranos. "Du hast meine Verlobte gehört. Sie hat keine Lust mehr, einen Schmarotzer wie dich durchzufüttern."
"Ver ... Verlobte?" Er musste sich verhört haben.
"Nun ja, es ist noch nicht offiziell, aber bald werden unsere beiden Unternehmen fusionieren und als Krönung dieser Verbindung wird unsere Verlobung gefeiert werden." Safrano ging um den wie erstarrt dastehenden Vegeta herum und trat zu Bulma. Ein kurzer Blick, ein schmales, verächtliches Lächeln in Richtung Saiyan, dann beugte er sich zu Bulma herab, strich ihr sanft über die Haare und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Für heute hast du genug gearbeitet, meine Liebe. Es ist wieder Zeit, für einen Besuch bei Professor Manhip."
"Gut, Safrano." Bulma speicherte ihre Dateien, schloss alle Programme und ließ sich von Safrano in die Höhe ziehen. Vor den Augen Vegetas gab Safrano ihr einen langen, langen Kuss. Vegeta erwachte aus seiner Erstarrung. So war das also. Sie hatte sich mit einem ihresgleichen zusammengetan. In ihm wurde es kalt und kälter. Was war er nur für ein Idiot gewesen. Hatte er tatsächlich gedacht, dass all ihre Gefühle ehrlich, echt und von Dauer sein würden? Offenbar war sie durch die Erlebnisse auf dem Sklavenschiff nicht mehr sie selbst gewesen, als sie ihm das Leben gerettet hatte. Aus. Vorbei. Ach was, es hatte ja noch nicht einmal angefangen. Gut für ihn, denn wenn er wirklich weich geworden wäre, würde es ihn jetzt innerlich zerreißen. Doch da es nie soweit gekommen war, ließ es ihn ziemlich kalt, mit wem Bulma zusammen war.
"Ich suche meine Sachen", sagte er. Mehr nicht. Es gab Dinge, um die es sich zu kämpfen lohnte. Ehre, Rache, Genugtuung. Das zwischen ihm und Bulma, nun, es war ihr offensichtlich keinen zweiten Gedanken wert gewesen. Warum hatte er dennoch das dringende Bedürfnis, diesem Schnösel den blassen Hals umzudrehen? Vegeta schob den Gedanken zur Seite. Es war nicht mehr allzu lange hin bis zum Erscheinen der Cyborgs. Darauf musste er sich konzentrieren. Nur darauf.
Er bog um die Ecke und hätte um ein Haar Frau Briefs umgerannt. Ihr sonst so sorglos lächelndes Gesicht war ungewohnt ernst. "Vegeta!" Ehe er sich versah, hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. "Das ist dafür, dass du Bulma entführt und ihr da draußen so gemeine Dinge gesagt hast, nachdem was sie für dich getan hat."
In Vegeta hatte sich zuviel aufgestaut. Er packte Bulmas Mutter an der Hand und zog sie hinter sich her in den Garten. Dort ließ er sie los und schickte allen Frust und allen Zorn in einem gigantischen Energiestrahl in den Himmel. Keuchend und schwitzend wandte er sich der entgeisterten Frau Briefs zu.
"Was ist hier los?!" Die Fensterscheiben ringsum klirrten und Frau Briefs presste sich erschrocken die Hände auf die Ohren.
"Ts ... Ts..."., Bulma trat in Safranos Begleitung aus dem Haus. Safrano schüttelte betrübt das Gesicht. "Wie kann man nur so barbarisch viel Lärm machen?"
Bulmas Gesicht war starr wie eine Maske. Sie lächelte nicht, sie zeigte auch keinen Ärger. Früher wäre sie auf ihn zugestürmt und ihre Stimmgewaltigkeit hätte seine weit in den Schatten gestellt. Doch nun ließ sie sich von Safrano zur Straße geleiten, ohne ihre Mutter oder Vegeta mit einem Blick zu würdigen. Frau Briefs ließ die Hände sinken und seufzte schwer.
Safrano zog eine Kapsel aus der Jackentasche, drückte und warf sie auf die Straße. Es knallte und kaum hatte sich der Rauch verzogen, da stand oder besser gesagt schwebte ein flotter, schwarzer Flitzer. Er öffnete galant die Beifahrertüre und half Bulma auf den Sitz, ehe er sich auf der anderen Seite locker auf den Fahrersitz schwang, den Schlüssel drehte und Gas gab. Ein flüchtiges Winken und eine stinkende Abgaswolke war alles, was er den beiden im Garten gönnte.
"Wo will er mit ihr hin?", fragte Vegeta, um sich gleich darauf über sich selbst zu ärgern. Es konnte ihm doch egal sein, wohin sie fuhren und was sie dort machten ....
"Vegeta, bitte hör auf so zu leuchten, das macht mir Angst ..." Frau Briefs Stimme rief ihn wieder in die Realität zurück. Er atmete tief durch und schraubte seine Energie zurück.
"Was ist mit Bulma passiert?", quetsche er zwischen den Zähnen hervor. "Komm in die Küche, Vegeta", Frau Briefs zog ihre Schürze zurecht. "Du bist viel zu angespannt. Eine Tasse Tee wird dir gut tun."
Vegeta kannte Bulmas Mutter gut genug, um zu wissen, wann er nachgeben musste. Also trottete er hinter ihr wieder zurück ins Haus. Das Wasser kochte schon und Frau Briefs füllte das Teepulver in die Becher. Mit erzwungener Geduld wartete Vegeta bis Frau Briefs die Becher gefüllt hatte und ihm einen reichte. Der Tee schmeckte bitter, aber das passte sehr gut zu Vegetas Laune.
"Gokou hat uns erzählt, was du auf dem Schiff zu Bulma gesagt hast", begann Frau Briefs nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. "Aus Bulma selber war kein Wort herauszubekommen. Wir haben sie natürlich sofort ins nächste Krankenhaus gebracht, aber außer einer Schwäche, war sie vollkommen in Ordnung. Körperlich jedenfalls."
Vegeta nippte an seinem Tee. "Es ging nicht anders, wir hatten nur noch eine Bohne ..." . Er stockte. Warum zum Teufel rechtfertigte er sich vor ihr?
"Das ist mir klar. Gokou hat uns auch gesagt, dass du sie hast beschützen wollen auf diese Art. Bulma kann sehr stur sein, und vielleicht war deine Grausamkeit wirklich der einzige Weg, sie daran zu hindern, dir irgendwie nachzureisen, sobald sie wieder auf den Beinen war. Das neue Schiff meines Mannes ist ja bald danach fertig geworden." Sie nahm noch einen kleinen Schluck und seufzte erneut. "Aber der gute Wille rechtfertigt nicht immer die Mittel und was Bulma betrifft, bist du zum falschen Zeitpunkt zu weit gegangen. In ihrem normalen Zustand hätte sie es wahrscheinlich verkraftet und dir irgendwie heimgezahlt." Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. "Doch geschwächt, knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, vorher krank vor Angst um dich .... das alles war zuviel, zu schnell hintereinander. Irgendwie hat sie zum Selbstschutz ihre Gefühle ausgeklinkt. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus schien es besser zu werden. Sie hat bei Chichis Besuch sogar geweint, und wir alle hofften, dass sie nach und nach auftauen, sich ihren Kummer von der Seele heulen und einen gerechten Zorn gegen deine rüden Methoden entwickeln würde ...."
Genau damit hatte Vegeta auch gerechnet, darauf war er gefasst gewesen, damit hätte er leben können, sehr gut sogar. "Aber ...?"
"Aber als ich tags darauf wieder ins Krankenhaus kam, war Safrano da und bei ihm war ein gewisser Professor Manhip. Bulma war ganz ruhig, keine Tränen, kein Toben, auch keine Freude über meinen Besuch. Safrano hat mir gesagt, dass Bulmas seelische Verletzung am besten mit viel Ruhe zu kurieren wären und mit Gesprächen. Professor Manhip ist angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Traumabewältigung und so dachten wir, es wäre für sie echt das beste. Jeden Tag kamen die beiden und jeden Tag zog sich Bulma tiefer und tiefer an einen Ort zurück, den wir nicht erreichen konnten. Einzig wenn Safrano da war, schien sie so etwas wie Freude zu empfinden. Als sie dann in häusliche Pflege entlassen wurde, besuchte Safrano sie täglich. Er brachte auch die Idee für das neue Projekt mit und Bulma schien richtig versessen darauf, endlich etwas Sinnvolles zu tun." "Was ist mit der Verlobung?"
"Vorläufig haben wir es nur von ihm gehört, Bulma hat an dem Tag einen sehr teuren Brillantring getragen, jetzt liegt er bei ihrem anderen Schmuck in ihrem Zimmer, weil er sie beim Arbeiten nur stört." Sie beugte sich vor. "Vegeta, bitte zieh nicht aus!"
Vegeta hätte sich fast an seinem Tee verschluckt. "Warum nicht? Mein Zimmer ist ..." "... innerhalb einer Stunde wieder genauso wie du es verlassen hast. Bulma wollte deine Sachen in eine Schachtel packen und weg werfen, oder besser gesagt, Safrano hat es vorgeschlagen und Bulma hat einfach genickt. Ich habe alles sauber verpackt und im Speicher aufbewahrt." "Gut, aber ... aber .."
"Erstens gehört dieses Haus immer noch meinem Mann und nicht Bulma, somit können wir beherbergen wen wir wollen und zweitens werden wir einfach sagen, dass das Raumschiff erst noch wieder überholt werden muss. Ich werde mit meinem Mann reden, der kann das bestimmt so drehen, dass es mindestens drei Wochen dauert."
Vegeta hob seinen Becher an die Lippen, setzte ihn wieder ab und verschränkte die Arme. "Warum? Warum soll ich hier bleiben?"
Bulmas Mutter gönnte sich einen weiteren Schluck, ehe sie erwiderte: "Weil ich mir ganz sicher bin, dass du der einzige bist, der das Porzellan wieder kitten kann." Er wusste, wovon sie sprach, aber obwohl er wünschte, dass sie recht hatte konnte er es nicht so recht glauben. "Ich habe es doch schon versucht. Sie ist wie ein Eisklotz." Ein erfreutes Leuchten trat in Frau Briefs sorgenvolle, blaue Augen. "Also liegt dir tatsächlich etwas an ihr?"
Vegeta tat sein bestes, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. "Sie ist ganz nützlich, wenn es um technische Dinge geht, aber sonst?" Er bemühte sogar seine Finger und zählte auf: "Sie ist launisch, kommandiert gern alle Leute herum, nie kann man ihr etwas recht machen, sie stört ständig beim Training, sie kann nicht kochen und nicht kämpfen", und weil Frau Briefs kein bisschen überzeugt wirkte, griff er verzweifelt zum letzten Argument: "und sie ändert viel zu oft ihre Frisur." Frau Briefs verschluckte sich fast am Rest ihres Tees und brach in lautes Lachen aus. "Mehr fällt dir nicht ein?" Sie verschränkt die Finger, wurde wieder ganz ernst und fixierte ihn. "Du wirst Bulma helfen, oder?"
"Jemand muss ja meinen Anzug reparieren", grummelte er, leicht beleidigt, weil sie seine Argumente nicht ernst zu nehmen schien.
Erleichtert über seine wenn auch unwillige Zustimmung fischte Frau Briefs einen Zettel heraus und legte ihn neben seinen Becher. "Das ist die Adresse dieses Professor Manhips."
"Soll ich hinfliegen und ihn platt machen?", Vegeta zweifelte, dass dies sonderlich viel nützen würde. "Auf jeden Fall solltest du dir diesen Psychiater mal ansehen", meinte ihre Mutter nur. "Was Bulma betrifft", sie zuckte die Achseln. "Ich glaube, dass es etwas ganz Ungewöhnliches braucht, um sie aus ihrer Erstarrung zu reißen, aber was das sein könnte...?"
Vegeta steckte den Zettel ein. "Ich brauche sowieso etwas Bewegung", sagte er und stand auf. Über den Rand ihres Bechers hinweg warf ihm Frau Briefs einen wissenden Blick zu und verbarg ihr Lächeln. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, setzte sie den Becher ab und atmete tief durch.
"Ist es gut gegangen?", Prof. Briefs stand in der Türe und sah seine Gattin fragend an. "Ich habe mich nicht geirrt", sagte sie und stand auf, um die beiden Becher auszuspülen. "Er hängt an ihr."
"Dann besteht also noch Hoffnung?" "Die gibt es immer, mein Lieber", sagte sie und stellte die beiden wieder sauberen Becher auf die Spüle. "Leicht wird es allerdings für beide nicht." "Kinder können so stur sein!", seufzte er und rückte seine Brille zurecht. "Soll ich sein Raumschiff also generalüberholen?"
"Auf jeden Fall. Safrano würde sofort merken, wenn du nur halbe Sache machst oder nur so tust als ob. Ach ja und sei so lieb und stell die beiden großen Schachteln vom Speicher gleich neben der Türe wieder in Vegetas Zimmer."
Sie lächelte ihn bittend an, bis er seufzend aus dem Zimmer schlurfte. Ihrer Meinung nach hatte Bulma ihren Starrsinn ausschließlich von ihm geerbt, genauso wie ihr Genie. Hoffentlich fand sich Vegeta in der Stadt zurecht ohne gleich wieder eine halbe Katastrophe heraufzubeschwören. Vegeta wusste nichts von ihrer Sorge um diverse Gebäude und sonstige Dinge in der Stadt. Er hatte sich im Raumschiff frische Kleider geholt und sich rasch geduscht und umgezogen. Mit dem Blatt in der Hand flog er über die Stadt und achtete nicht im Geringsten auf die Leute, die mit offenem Mund zu ihm hinauf starrten. Mütter zogen ihre Kinder beiseite und erklärten ihnen, dass das bestimmt wieder ein Reklamegag sei oder dass hier ein schlechter Film gedreht würde, wobei sie selbst allerdings vergeblich nach Kameras, Hubschrauber und langen Schnüren Ausschau hielten. Nach längerem hin und her, beschloss Vegeta, einfach zu fragen. Am besten kannten sich doch diese Leute in der Stadt aus, die mit den gelben Wagen namens Taxi durch die Stadt flitzten.
An so einem Taxistand landete er und ging ohne große Umschweife sofort auf den ersten Fahrer zu. "Wo ist das?", fragte er und hielt ihm den Zettel hin. Der Fahrer, der auch der Meinung war, dass der fliegende Mann in schwarz zu einem Superheldenfilm gehörte (und dort bestimmt den Bösewicht mimte) blickte sich verstohlen nach einer Kamera um. Dass keine zu sehen war, bestätigte nur seinen Verdacht, dass die Filmfirma auf diese weise zu kostenlosen Statisten kommen wollte. Die Adresse auf dem Zettel passte auf eine Straße am anderen Ende der Stadt. Ob der komische Typ wohl eine Minikamera in seiner Stehfrisur versteckt hatte? "Ich weiß wo das ist, soll ich Sie dahin bringen?", fragte er freundlich. "Mein Taxi ist das günstigste und schnellste in der Stadt."
Vegeta zögerte. "Ich habe kein Geld dabei, eine Wegbeschreibung reicht." "Ach was, Geld", der Taxifahrer linste zu einem Wagen hinüber, der verdächtig langsam vorbeifuhr. Ob der Dicke mit dem Hut vielleicht der Regisseur war? "Man bekommt nicht jeden Tag Gelegenheit, jemanden durch die Stadt zu fahren, der fliegen kann."
Menschen waren einfach undurchschaubar, stellte Vegeta mal wieder fest. Sonst war ihnen Geld doch das Wichtigste überhaupt und jetzt das. Aber ihm sollte es recht sein. Er nahm das Angebot mit prinzlicher Herablassung an und setzte sich ins Taxi. Während der Fahrt fiel ihm auf, dass der Fahrer immer wieder in den Rückspiegel blickte, auch wenn es gar nicht nötig war und sich ab und zu mit der Hand durch die Haare fuhr, als müsse er seine Frisur richten.
Der Taxifahrer wiederum frage sich, was für ein komisches Drehbuch das wohl war, wo der Superschurke sich im Taxi zu seinem Tatort führen ließ, ohne den Fahrer zu bedrohen oder einzuschüchtern. Die Autos hinter ihm wechselten immer wieder ab.
Es war nicht ersichtlich, welche davon zum Filmteam gehörten und welche nicht. "Ich dachte der Wagen sei schnell", kam es von hinten. "Statt dessen schleichen wir hier im Schneckengang durch die Gegend. Ich bin nicht zum Sightseeing hier, ich hab's eilig!"
"Schon gut", beruhigte der Fahrer. Wenn in der Frisur wirklich eine Kamera klebte, war es vielleicht sogar eine Lifesendung. Das ganze Land könnte sehen, wie gut er fuhr und eine bessere Werbung gab es kaum. Also los! Das Taxi beschleunigte mit einem Ruck und der Taxifahrer riss das Lenkrad herum, sodass sie auf die Überholspur schlitterten. Dort fuhr recht flott in seinem ersten Sportwagen ein pickelgesichtiger Junior, der nicht schlecht erstaunt schlecht war, plötzlich ein rasendes, hupendes, blinkendes Taxi an der Stoßstange hängen zu haben.
Das gelbe Gefährt weckte natürlich seinen Ehrgeiz und er dachte nicht daran auch nur einen Zentimeter langsamer zu werden.
Dem Taxifahrer stand bereits der Schweiß auf der Stirn. Sein Fahrgast klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. "Fenster auf!"
Der Tonfall ließ keinen Widerspruch zu (zumindest nicht, wenn man sein Rentenalter erleben wollte...). Kaum war die linke Scheibe lautlos nach unten geglitten, lehnte sich Vegeta weit hinaus und zielte mit der Hand auf den Sportwagen.
Der junge Spund sah die Gefahr natürlich nicht kommen, wer lässt sich schon von einem fuchtelnden Herrn mittleren Alters einschüchtern, nur weil er ein paar Muskeln hat? Das Grinsen verging ihm allerdings, als aus der leeren Hand ein Ball aus gelb leuchtender Energie auf seinen Wagen zugeschossen kam. Ein rascher Schlenker nach rechts und der Sportwagen schoss förmlich von der Straße, raste über den Rasen des nahe gelegenen Park und versank gluckernd im Ententeich. Der Fahrer konnte sich unverletzt und fluchend ans Ufer retten, wo er seine schlammigen Klamotten und das Auto beweinte, für das noch 30 Raten offen waren...
Dem Taxifahrer war mittlerweile ganz anders geworden. Bleich und angespannt raste er mit seinem dubiosen Fahrgast durch die Straßen und Gassen und war erleichtert wie noch nie in seinem Leben, als er schließlich vor einem sehr teuren Apartmentkomplex hielt. "Hier ist es." Sagte er und linste vorsichtig in den Rückspiegel. Der gemeingefährliche Verrückte (den Gedanken an eine Lifesendung hatte er mittlerweile zu Grabe getragen) bedankte sich nicht einmal, sondern stieg einfach aus und ging auf das Gebäude zu. Der Fahrer spielte mit dem Gedanken, die Polizei zu rufen, aber da er den Typen ja ohne Entgelt durch die Stadt kutschiert hatte, konnte man ihm das ja als Mithilfe auslegen und so trachtete er einzig danach, möglichst viele Straßenkreuzungen zwischen sein Taxi und diesen Block zu bringen.
Vegeta hörte wie das Taxi mit aufheulendem Motor davon jagte, aber seine Aufmerksamkeit galt den Türschildern. "Pulatio Manhip", stand dort in eleganten goldenen Lettern.
Vor der Eingangstüre stand ein bulliger Mann in einer scheußlich knalligen Uniform und verschränkten Armen. Es sah nicht aus, als ob er freiwillig zur Seite treten würde, wenn man ohne Terminbestätigung Zutritt verlangte. Normalerweise hätte Vegeta ihn mit dem kleinen Finger in den Schlaf geschickt, aber sein eigentliches Ziel war ja, Safrano und Bulma unauffällig aufzuspüren. Seufzend trat er zurück auf die Straße. Das Flachdach schien ein besseres Ziel als die Eingangstüre. Außerhalb der Sichtweite des Portiers flog Vegeta schnell wie ein Windstoß hinauf. Von dort war es ein leichtes, die Türe zum Treppenhaus aufzubrechen und in den zweiten Stock zu gelangen. Hier gab es mehrere Türen und Vegeta hatte keine Mühe die richtige zu finden. Doch was nun? Er konnte diese Türe natürlich zu Kleinholz verarbeiten, aber dann hätte er sich den Umweg über das Dach sparen können.
Zwischen dem Apartment des Professor Manhip und dem eines gewissen Steuerberaters Treuschau war der Gang stark verbreitert und durch ein Fenster schien die Sonne auf eine Ledercouch und einen Designercouchtisch mit Illustrierten und Comics. Offenbar konnte man sich hier niederlassen, wie in einem Wartezimmer.
Vegeta kam das Fenster gerade recht, es ließ sich geräuschlos aufschieben. Er kletterte auf das Fensterbrett und sah nach unten. Da dies die Rückseite des Gebäudes war, befand sich unten ein kleiner Garten und dahinter ein Fluss. Keine unliebsamen Zuschauer in Sicht, Vegeta atmete auf und sprang. Er schwebte mit dem Rücken an der Hauswand vorsichtig zum Fenster des Professors. Dieser war ein Freund von buschigen Balkonpflanzen unbekannter Herkunft, wodurch es für Vegeta ein leichtes war, sich dahinter zu verstecken. Der erste Raum, das Vorzimmer war leer, aber gleich der nächste sah wirklich aus wie die Praxis eines Seelenklempners. Die berüchtigte Couch war hier aus grünem Leder und Bulma hatte sich darauf ausgestreckt. Professor Manhip, ein windiger Kerl mit Wieselgesicht, gewachstem Schnurrbart und Toupet saß auf einem Ledersessel gleich daneben, während Safrano ein paar Schritte entfernt auf einem Sofa saß und mit zufriedenem Lächeln das ganze beobachtete.
"Fühlen sie sich nicht besser, Fräulein Briefs? Jetzt wo sie allen Schmerz hinter sich gelassen, alle Sorgen und Probleme auf ihren treuen Verlobten Safrano abgewälzt haben und nur noch das tun können, was Ihnen die meiste Freude bereitet, nämlich entwickeln und forschen ..."
"Ich hatte ... Frieden", sagte Bulma stockend. "Es war so ruhig. Doch jetzt ... er ist wieder da." Vegeta schluckte. Also hatte er doch eine Wirkung auf sie.
"Das ist nur jetzt am Anfang so. Bald ist er wieder fort und Sie können Ehefrau und Mutter werden, fühlen sie sich nicht glücklich bei dem Gedanken, dass der treusorgende Safrano immer an Ihrer Seite sein wird? Vergessen sie diesen Barbaren Vegeta und schauen Sie nur nach vorn. Safrano ist ihre Zukunft, ihr Leben, ihre Liebe ..." Bei jedem Wort klang die Stimme des Professors beschwörender, sanfter und selbst Vegeta musste an sich halten, um nicht zustimmend zu nicken.
Bulma jedoch reagierte auf die Stimme des Professors wie stets und ihre Augen wurden noch leerer. "Safrano ist alles", sagte sie tonlos.
Zufrieden nickte Safrano im Hintergrund und stand auf. "Das dürfte wieder mal reichen. Den Rest werde ich erledigen, sobald dieser lästige Pygmäe verschwunden ist." Zu Bulma gewandt sagte er freundlich. "Geh hinaus und warte im Vorraum auf mich, Schatz. Ich muss nur noch dem Professor danken."
Gehorsam erhob sich Bulma und ging hinaus. Sobald die Türe hinter ihr ins Schloss gefallen war, fiel die Maske der Freundlichkeit von Safrano ab und er verzog angewidert das Gesicht. "Alles im Grünen, Manhip?."
"Keinerlei Probleme, obwohl dieser Vegeta ohne Zweifel ein störende Element ist. Aber sobald du Bulma den Ring an den Finger gesteckt hast und eurer beider Unterschriften unter dem Ehevertrag stehen, könnte ich probieren, sie wieder zurückzuholen."
"Besser nicht, sonst kratzt sie mir die Augen aus."
"Keine Sorge, ich würde sowieso nicht darauf wetten, dass sie überhaupt jemals wieder zurückfindet. Eigentlich hätte sie nie so rasch auf das Programm reagieren dürfen, aber der Schock und ihre geschwächte Konstitution haben uns in die Hände gespielt. Ich habe es locker geschafft, in ihrem Innersten zu verankern, dass sie ohne dich verloren ist. Wenn du länger als 24 Stunden nicht bei ihr bist, würde sie aufhören zu essen, zu trinken, zu schlafen und vielleicht sogar zu atmen. Ist doch eine gute Versicherung gegen diesen verrückten Kampfsportler Vegeta, oder?"
"Aber eine verdammt lästige dazu...", schnaubte Safrano. "Es ist kein Spaß diese stumpfe Marionette zu küssen."
An deiner Stelle würde ich sie durch einen kleinen Unfall entsorgen und ihre beiden Alten gleich mit ..."
Vegeta ballte die Fäuste und seine Aura flackerte. Nur mit äußerster Mühe kämpfte er seinen Zorn nieder. Wenn er recht verstanden hatte, blieb ihm noch etwas Zeit, die beiden Schufte in Staub zu verwandeln wäre allerdings auch kein Weg, Bulma zu helfen. Mit knirschenden Zähnen wartete Vegeta bis Safrano mit Bulma dass Gebäude verlassen hatte. Professor Manhip saß unterdessen gemütlich in einem Wälzer schmökernd in seinem Sessel und ahnte nicht, was sich außerhalb des Fensters zusammenbraute. Vegetas Zorn entlud sich, sobald der Wagen mit Safrano und Bulma außer Sichtweite war.
Das Glas zerbarst und ein Teil des Mauerwerks und des Rahmens wurde mit in den Raum katapultiert. Erschrocken ging Manhip hinter seinem Sessel in Deckung. Noch immer hatte sich Vegeta eisern in Gewalt, doch seine leuchtende Aura war Warnung genug, als er in den Raum herein geschwebt kam.
"Verschwinde aus der Stadt!", herrschte er Manhip an, richtete seine Handfläche auf die Couch. Das teure Möbelstück wurde voll von dem Energiestrahl erwischt und alles was blieb, war ein Häufchen Asche. "Keinen Kontakt zu diesem Safrano und wenn du noch einmal auch nur in Bulmas Nähe kommst, wirst du genauso enden, verstanden? Komm ja nicht auf die Idee, deine Spielchen über das Telefon oder sonstwie zu treiben. Ich werde dich aufspüren ..."
Gerade die leise Stimme, mit der ihm Vegeta die Drohungen ins Gesicht schleuderte, trafen den Professor bis ins Mark. Totenbleich nickte er zu jedem von Vegetas Sätzen.
Man hörte schwere Schritte den Gang entlang trampeln. "Professor Manhip, was ist passiert? Geht es Ihnen gut? Bitte antworten sie!"
"Denk nur nicht, dass du jetzt zum Telefon greifen kannst, um Safrano zu warnen. Ich werde es herausfinden ..." Mit diesen Worten sprang Vegeta durch das Loch in der Mauer ins Freie und flog hoch über der Stadt zurück zu den Briefs.
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Noch am gleichen Tag löste Professor Manhip alle seine Konten und Sparbücher auf, schloss sich einer arktischen Expedition an und wurde einige Wochen darauf Stammesmitglied bei einer Inuitgemeinschaft. Er heiratete die Tochter eines Knochenschnitzers und erwarb beachtliche Fähigkeiten im Erlegen von Yetisauriern.
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Da in der Stadt reger Verkehr herrschte überholte Vegeta Safranos Auto mühelos. Als Safrano und Bulma aus eintrafen, hatte Vegeta bereits den Eltern von Bulma alles erzählt und war dabei, seine Sachen wieder in seinem Zimmer zu versorgen.
Auf Safranos entrüstete Frage, gab Frau Briefs lediglich die abgesprochene Antwort und da Bulmas Vater bereits damit begonnen hatte, das Raumschiff gründlich zu überholen, war es ohnehin zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
Es fiel Bulmas Eltern nicht leicht, Safrano gegenüber die freundliche Fassade aufrecht zu erhalten, aber da sie mit Vegeta einer Meinung waren, rissen sie sich zusammen. Je näher sich Safrano seinem Ziel wähnte, desto tiefer würde er schlussendlich fallen und desto schmerzhafter würde es sein. Vegetas Angebot, diesem Kerl gleich jetzt die Möglichkeit zu geben, die Radieschen von unten zu betrachten, lehnte Herr Briefs angesichts der Freundschaft zu Safranos Vater ab.
"Außerdem kann durchaus etwas dran sein, dass seine Abwesenheit Bulma soweit zusetzt, dass wir ihr nicht mehr helfen können", erklärte Bulmas Mutter. "Da dieser Professor Manhip jetzt weg ist, haben wir eine echte Chance sie wieder zu sich selbst finden zu lassen."
An diesem Argument gab es nichts zu rütteln, wie Vegeta zähneknirschend einsehen musste. "Können wir nicht die Dragonballs einsetzen?", war sein nächster Vorschlag.
Herr Briefs schüttelte den Kopf. "Sobald Bulma aus dem Krankenhaus zurück war, hat sie alle ihre alten Erfindungen zerstört und die Daten gelöscht. Ich schätze, das war ein letztes Aufbäumen gegen Safrano war, damit er die Sachen nicht in die Hände bekommt. Ich kann dir nicht einmal versprechen, dass ich einen nachbauen kann", musste Prof. Briefs zugeben. "Der Radar war Bulmas besonderer Stolz und sie hat mich nie auch nur ein Schräubchen dran drehen lassen." Mit den Dragonballs war es also Essig. Das war nicht nur wegen Bulma selbst eine mittlere Katastrophe, es war ja nicht abzusehen, wie viele Menschen beim Kampf gegen die Cyborgs ihr Leben lassen würden.
Indes hatte Prof. Briefs zumindest Schritte unternommen, die selbst bei einer Heirat mit Bulma verhindern würden, dass die Fusion mit dem maroden Unternehmen seines ehemaligen Studienkollegen zustande kommen würde. Nicht einen Groschen vom Briefschen Vermögen würde Safrano zu sehen bekommen.
Eine Woche verstrich und noch eine weitere. Safrano hatte ein aufmerksames Auge auf die Überholung des Raumschiffs, sodass Prof. Briefs keine allzu auffälligen Verzögerungen arrangieren konnte.
Da Safrano immer erst gegen zehn Uhr Vormittags bei den Briefs auftauchte, versuchte Vegeta sein möglichstes, Bulma während des Frühstücks wieder näher zu kommen. Doch es war echt zum graue Haare kriegen, seine Versuche, sie wie früher anzustacheln liefen ins Leere, weil sie keines seiner Worte zu hören schien. Seine Berührungen und seine Küsse erduldete sie mit steinerner Mine, sodass sich Vegeta jedes Mal wie ein Schuft vorkam und rasch wieder den Rückzug antrat. Unter Tags war es sowieso keine Chance, Bulma ohne ihren Verlobten anzutreffen. Safrano überwachte jeden ihrer Schritte und am Ende der zweiten Woche fiel Vegeta auf, dass Bulma sogar seinen Ring am Finger trug.
War Safrano von seinem vergeblichen Ausflug zu Professor Manhips Praxis (gleich am Tag nachdem dieser Vegetas freundlichen Rat angenommen und das Weite gesucht hatte) ziemlich verärgert zurückgekommen, so bemühte er sich offensichtlich durch gemeinsame Unternehmungen wie Bootsfahren, Kinobesuche, Spaziergänge usw... Bulma stärker an sich zu binden. Nachdem Vegeta den beiden mehrmals gefolgt war ohne einen Ansatzpunkt für ein Eingreifen zu finden, hatte er sich entschlossen, die Tage lieber sinnvoll mit dem Training an der Klippe zu verbringen bis der Professor mit dem Überholen des Raumschiffes fertig war.
Niemand brachte ein Argument dagegen vor und so sahen sich Vegeta und Bulma meist nur morgens, denn jeden Abend führte Safrano sie entweder zum Tanzen, in ein Restaurant, in die Oper oder ins Theater aus. Irgendwie ärgerte sich Vegeta über die Tanzabende am meisten. Seinen Frust und seinen Zorn ließ er die Felsen beim Training doppelt und dreifach spüren. Der Tag rückte näher, an dem das Raumschiff ihm keine Entschuldigung für den Aufenthalt bei den Briefs mehr geben würde.
"Am besten fliegst du damit einfach nur ein paar Kilometer. Ich habe ein Ferienhaus außerhalb der Stadt gekauft, dort kannst du wohnen und so oft vorbeikommen wie du willst."
Vegeta überlegte. "Ich weiß nicht, welchen Sinn das noch hat. Nichts was ich tue hat gewirkt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Lackaffe alles durchschaut was wir wissen und planen, mich zum Narren hält und heimlich auslacht." Er ballte die Fäuste. "Ein Saiyanprinz lässt sich so etwas nicht lange gefallen. Meine Geduld ist fast am Ende..."
Frau Briefs nickte, sie hatte so etwas kommen sehen. "Ich wusste ja nicht, dass Saiyanprinzen so gern verlieren...."
Vegeta sah sie scharf an, sie jedoch zuckte nur mit einem unschuldigen Lächeln die Schultern. "Wenn Bulma ihn heiratet oder wegen seines Verlustes stirbt, hast du doch verloren, oder?"
Für einen Augenblick sah es so aus, als würde Vegeta explodieren. Doch dann streckte er nur wortlos die Hand aus und Frau Briefs ließ den Schlüssel für das Wochenendhaus hinein fallen. "Ich habe ein paar Fachleute auf dem Gebiet befragt", sagte sie eindringlich. "Es ist noch nicht entschieden, Vegeta. Egal wie skrupellos und genial es dieser Manhip begonnen hat, wir haben eine Chance." Sie sah Vegeta vorsichtig an. "Vielleicht wenn wir Bulmas alten Freund Gokou um Hilfe bitten ..."
"Nein!" Vegeta schüttelte ablehnend den Kopf. "Ich werde keinesfalls Kakerott anflehen, lieber gehe ich allein in den Weltraum zurück."
Frau Briefs seufzte. "Das habe ich erwartet. Also gut, versuchen wir es ohne Hilfe. Aber uns muss rasch was einfallen." Diesen Satz hatte Vegeta noch im Ohr, als er am letzten Tag seines offiziellen Aufenthaltes bei den Briefs zur Klippe flog. Diesmal ging er nicht wie üblich sein Programm durch, sonder setzte sich auf den Klippenrand, starrte hinunter auf das schäumende Meer, das ein perfekter Spiegel seiner eigenen, aufgewühlten Gefühle war und versuchte, sich darüber klar zu werden, warum sich das ganze eigentlich antat. Seine erste Begegnung mit Bulma auf Namek fiel ihm ein, er hatte sie nur ganz kurz gesehen und war mit seinen Gedanken woanders gewesen. Dann wieder zurück im Leben und auf der Erde war ihm aufgefallen, dass sie die Angst, die sie auf Namek noch vor ihm gehabt hatte, offensichtlich überwunden hatte. In Freezers Armee hatte es kaum humanoide weibliche Kriegerinnen gegeben und ihre Einladung, bei ihr zu wohnen, hatte ihn vor eine ungewöhnliche Situation gestellt. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an das erste Mal, als er aus Versehen die Badezimmertüre geöffnet hatte, als Bulma gerade aus der Wanne stieg. Was hatte sie ihm alles an den Kopf geworfen? Nicht nur jede Menge Ausdrücke, die er zuvor noch nie gehört hatte, sondern auch den Schwamm, einen Eimer, den kleinen Hocker ... Dennoch, er würde nie vergessen, wie wunderschön sie ausgesehen hatte, rosig im Gesicht, die Haare feucht und die unzähligen Wassertropfen die auf ihrem Körper geglitzert hatten ... Eine besonders hohe Welle leckte an den Felsen und eine Böe trug die salzige Gischt bis zu ihm herauf. Vegeta leckte sich die salzigen Tropfen von den Lippen und dachte an den warmen Honig in Bulmas Küssen. Seltsam, wie viele Kleinigkeiten sich derart tief in sein Gedächtnis eingegraben hatten. Vor allem ihre Wärme, das innere Licht, welches sie so großzügig schenkte, und damit die Schatten aus den Winkeln seiner erfrorenen Seele vertrieb. Genau dieses Licht, nach dem er sich (wie er hier allein und für sich im Stillen zugab) gesehnt hatte, hatte dieser Safrano in ihr erstickt. Er hatte etwas gestohlen was nur ihm, Vegeta, gehörte und dafür würde er büßen. Vegetas Blick fiel auf ein Büschel der blauen Blumen, die hier am Klippenrand zu blühen begonnen hatten. Im Herzen jeder Blüte schimmert es warm goldgelb und karmesinrot, Stempel und Staubgefäße sprachen von Leben, Feuer und Licht inmitten der erfrischenden Kühle.
Vorsichtig, weil er so etwas noch nie zuvor getan hatte, grub Vegeta das Büschel Blumen aus. So langsam war er noch nie nach Hause geflogen. Als er ankam, waren Safrano und Bulma längst fort, aber das war ihm nur recht.
Frau Briefs war sehr erstaunt, als er ihr die Blumen brachte und sie bat, diese in einen Topf zu setzen. "Sie sind für Bulma", sagte er nur und ging auf sein Zimmer. In seinem Schreibtisch (nicht dass er ihn oft benützt hätte) waren Stifte und Papier leicht zu finden. Die richtigen Worte hingegen musste sich Vegeta erst abringen.
Der Mond stand bereits hoch am Himmel, Safrano hatte Bulma schon vor Stunden heimgebracht, da endlich faltete Vegeta das siebenunddreißigste Blatt zusammen, stieß den Stuhl zurück und streckte sich.
Mehr konnte er im Moment nicht tun und was werden sollte, wenn er erst sein neues Heim außerhalb der Stadt bezogen hatte, das stand noch in den Sternen.
Am nächsten Morgen schlug er um die gleiche frühe Stunde wie immer die Augen auf. Seine Sachen hatte er längst schon zum Raumschiff geschafft, lediglich einer seiner Overalls war noch im Schrank. Als er ins Bad ging, hörte er in der Küche Frau Briefs rumoren.
"Bist du das, Vegeta?", sie steckte den Kopf zur Türe heraus. "Hier sind sie!" Sein Blick fiel durch die offene Türe auf den Tisch, wo die kleinen blauen Blütensterne in einem hübschen, orangen Blumentopf leuchteten. "Gefällt es dir?"
Er nickte. "Der Brief, ich habe gestern abend noch ....", er räusperte sich, "steck bitte den Zettel, der auf meinem Schreibtisch liegt dazu. Gib Bulma beides, sobald ich weg bin." "Danke", lächelte Frau Briefs unter Tränen. Sie wusste, was diese Gesten den stolzen Prinzen gekostet hatte. Wenn es nur half ...
Vegeta machte eine wegwerfende Handbewegung und verschwand im Badezimmer. Frisch gewaschen kam er zum Frühstück und langte zu, als gäbe es kein morgen mehr. Bulma war noch immer nicht aus ihrem Zimmer gekommen.
Als kein Krümel war auf seinem Teller zu finden war, erhob sich Vegeta mit einem Seufzer. Frau Briefs geleitete ihn hinaus, wo Prof. Briefs schon wartete. "Es ist alles eingegeben", sagte er zu Vegeta. "Den Schlüssel hast du?" Vegeta griff in die Tasche seines Overalls, fühlte das kühle Metall und nickte. "Dann gute Reise", wünschte ihm Professor Briefs laut und wies mit dem Kopf zum Tor, wo eben Safrano erschien und heuchlerisch freundlich winkte.
Vegeta ignorierte ihn und bestieg das Raumschiff. Es war alles wie Prof. Briefs gesagt hatte. Obwohl es nur ein Katzensprung bis zu dem Haus war, schnallte Vegeta sich an, ehe er den Autopiloten aktivierte.
Frau Briefs war unterdessen schon wieder ins Haus zurück gegangen. Sie holte den Zettel aus Vegetas Zimmer und steckte ihn zwischen die Blätter der blauen Blumen. Dann klopfte sie an Bulmas Türe. "Bist du schon, wach Liebes?"
Draußen dröhnte es unüberhörbar. Frau Briefs wartete nicht länger, sondern stieß die Zimmertüre auf. Bulma saß in einem hochgeschlossenen, blauen Nachthemd auf dem Bett und rieb sich die Augen. "Was ist los?"
Frau Briefs hätte heulen können so teilnahmslos klang Bulmas Stimme. Sie riss sich zusammen und trug den Blumentopf mit einem Lächeln herein. "Hier, das ist Vegetas Abschiedsgeschenk an dich. Er hat die Blumen selbst für dich ausgewählt und hergebracht. Es ist auch ein Brief von ihm dabei." Bulma sah sich die Blumen an und streckte die Hand aus. "Ab.. Abschied?"
"Ja, er ist wieder unterwegs, das Schiff ist wieder in Ordnung und fertig beladen. Du wolltest ja, dass er geht." Das Dröhnen wich einem Donnern. Bulma sah zum Fenster, doch von ihrem Zimmer aus hatte man keinen Blick auf den Teil des Gartens, wo das Raumschiff stand. Die Geräusche allein waren genug. Für eine Sekunde war das Donnern fast ohrenbetäubend, dann wurde es leiser und leiser, als das Raumschiff in den Wolken verschwand. Frau Briefs atmete auf, offenbar war alles glatt gegangen und Vegeta außer Sichtweite sicher schon auf Kurs zu dem neuen Haus. Entschlossen drückte sie Bulma den Blumentopf in die Hand. "Sie duften wunderbar, diese Klippensterne. Vegeta meinte, sie seien wie du, außen kühl und erfrischend, innen voll Wärme und Licht. Lies seinen Brief, Bulma und du wirst verstehen ...."
Sie überließ ihre Tochter sich selbst und ging in die Küche zurück, um das Geschirr abzuspülen. Herr Briefs hatte ein mulmiges Gefühl, als er Safrano gelassen ins Haus treten sah, aber er konnte ihn nicht daran hindern. Safrano ging zielsicher auf Bulmas Zimmer zu und stieß ohne anzuklopfen die Türe auf.
Bulma saß an ihren Schreibtisch, den Topf mit den Blumen auf der Tischplatte und faltete gerade den Brief auseinander. Bei Safranos Eintreten zuckte sie zusammen.
"Was ist denn, mein Schatz? Bist du nicht glücklich, mich zu sehen", lachte Safrano. Er nahm ihr das Blatt aus der Hand, überflog den Brief und zerriss ihn grinsend in kleine Fetzen. "Was willst du mit dem Gekrakel dieses Barbaren?" Dann bemerkte er die Blumen. "Die sind wohl auch von ihm, schäbig wie alles von ihm." Mit einer Handbewegung fegte er den Topf von der Tischplatte. Bulmas Hand zuckte, als wolle sie ihn auffangen, aber Safrano umarmte sie von hinten und hielt sie so zurück. Mit einem hörbaren Krach schlug der Tontopf auf und zerbrach.
"Jetzt bist du sie los, Vegeta auch. Dein Vater hat sich eingebildet, dass ich keine Ahnung hätte, was hinter meinem Rücken gegen mich, gegen uns lief, aber er hat sich geirrt. Ich habe mich leicht an Bord schleichen und eruieren können, wohin Vegetas "Reise" gehen sollte. Ha! Dein Vater ist nicht der einzige, der einen Computer programmieren kann. Vegeta wird sich wundern, wo ihn seine Reise hinführt ... Sei glücklich, Bulma, den siehst du nie wieder!"
Safrano setzte seinen Absatz mitten auf die Blüten, drehte den Fuß hin und her und zerquetschte die zarten blauen Blüten mit einem triumphierenden Lachen.
Ende des 10. Teils
