Nur ein Lächeln

Teil 15

Es donnerte und krachte, bebte und erzitterte rings um sie. Wie lange es dauerte, vermochte sie nicht zu sagen. Etwas hartes traf ihre Finger, sie spürte wie sein Körper wieder und wieder getroffen wurde, aber dennoch blieb er auf Händen und Knien über ihr stehen, ein Schild, das viel zu zerbrechlich schien.

Endlich ließ der Lärm nach. Es war immer noch finstern rings herum und die Angst schnürte Bulma die Kehle zu. Ihre Hände tasteten über seine Schultern seinen Rücken und spürten das warme, klebrige Blut, das aus den vielen Wunden rann.

"Vegeta", sie bekam kauf Luft, und musste schrecklich husten. "Vegeta, bitte sag etwas!"

Statt einer Antwort schien durch ihre Frage alle Kraft aus seinen Gliedern zu entweichen und er sackte über ihr zusammen.

Bulma fingerte an ihrem Anzug herum und fand zu ihrer Erleichterung einen Stiftgroßen Leuchtstab. Sie drehte ihn an und beleuchtete Vegetas Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und ein feiner Blutsfaden rann aus einem Mundwinkel. "Vegeta.. .du Idiot!", flüsterte sie bebrochen, während die Tränen Furchen in den Staub auf ihren Wagen fraßen. Sie hob den Leuchtstab weiter und erkannte, dass nur durch einen Zufall sie beide noch nicht zu Brei zerquetscht worden waren. Die großen Brocken, die ringsum sie auf den Boden gedonnert waren, hatten sich so ineinander verkeilt, dass die Stelle, wo sie sich befanden wie eine kleiner Raum vor weiteren Trümmern geschützt worden war. Doch bei dem Druck, die durch die nachrutschenden Erdmassen auf ihnen lastete, würde auch dieser Schutz bald einmal nachgeben.

Vegeta stöhnte leise und schlug die Augen auf.

Die eiskalte Knoten um Bulmas Herz löste sich auf "Du lebst, allen Mächten sei dank, du lebst ..."

"Hat .. den Anschein", murmelte er hustend.

"Bist du schlimm verletzt? Kannst du dich bewegen?" fragte Bulma drängend.

Als Antwort wälzte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht von ihr herunter und stemmte sich in die Höhe. Der Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirn. Er strich mit der Hand über ihr Gesicht und spürte die Feuchtigkeit der Tränen. "Keine Angst", murmelte er und setzte ein schiefes Grinsen auf, "So leicht kriegt man mich nicht unter die Erde."

"So?", sie zwang sich zu einem scherzhaften Ton ", und ich dachte, viel tiefer ginge es nicht mehr..."

"Irgendwelche Ideen?", fragte er, ohne auf ihren leichten Ton einzugehen. "Es hört sich an, als ob der nächste Schub bald käme."

Auch Bulma war das verdächtige Knacksen aufgefallen. Sie waren so tief unter einem Berg Schutt begraben, dass ihnen wohl nur die Wahl zwischen Erdrückt werden und Ersticken blieb. Wenn ihr nicht bald etwas einfiel, würden sie beide keinen Strahl Sonnelicht mehr sehen ... Moment mal - ein Strahl?

"Vegeta, bist du noch in der Lage einen starken Energiestrahl abzugeben und zu fliegen?"

"Was hast du im Sinn?", fragte er neugierig.

"Wenn es klappt, dann kannst du mit deiner Kraft einen Strahl durch diesen ganzen Schutthaufen schicken und ehe das Loch wieder von nachrutschenden Schutt geschlossen wird, fliegen wir hinaus. Ginge das?"

Vegeta schloss die Augen und suchte nach Reserven, nach Kraft, um das Wunder wahr werden zu lassen. Aber da war nichts, er war vollkommen leer, ausgepumpt und der Blutverlust trug das Übrige zu seiner Schwäche bei.

Bulma spürte, was in ihm vorging. Sie richtete sich ebenfalls auf, der Hohlraum erlaubte gerade mal mit nach oben gerichteten Armen zu knien und legte ihre Hände um sein Gesicht. "Ich wünschte, ich könnte dir meine Kraft geben, Vegeta. Wenn es nicht geht, tust du mir einen Gefallen?"

"Was?", fragte er heiser und legte seine Arme um ihren Rücken.

"Bitte, töte mich."

"Wie?", fragte er verstört und hielt sie noch fester, als könnte er sie dadurch besser verstehen.

"Warum sollte ich das tun?"

"Ich will weder ersticken noch erschlagen werden. Ich will ein schnelles, sauberes Ende. Du kannst mir mit einem Schlag das Genick brechen, oder? Das würde nicht einmal weh tun..."

Ehe sie weiter sprechen konnte, verschloss er ihren Mund mit seine Lippen. Sein Kuss war noch intensiver wie beim Abschied davor, noch heißer und verzweifelter. Hatte sie sich zuvor durch den Schrecken etwas zurückgehalten, gab sie sich nun voll diesem bittersüßen Gefühl hin. Als sie sich schwer atmend von einander lösten, flüsterte er nur ein Wort: "Egoistin!"

"Wie bitte?", fragte sie und hustete.

"Egoistin!", wiederholte er unerbittlich. "Wenn ich dich töte, bleibe ich allein zurück, allein auf den Tod wartend ..."

Sie schluckte und zwang die Tränen nieder, die in ihr aufsteigen wollten. "Du hast ja recht. Ich bin selbstsüchtig und feige und ..."

"... besserwisserisch, launenhaft, verwöhnt und ...", begann nun er aufzuzählen.

"He, deine Rolle ist, mir zu sagen, dass das alles nicht stimmt!", fauchte sie wütend.

"Ach so?", sein unschuldiger Tonfall klang kein bisschen aufrichtig.

Bulma konnte nicht anderes und lachte. Zu ihrer Verwunderung merket sie, dass durch diesen Ausbruch die Angst verflogen war und sich ihr Überlebenswillen wieder regte.

"Eines steht fest", sagte sie beiläufig. "Wenn du uns jetzt nicht hier heraus bringst, hätte Gokou dich auf jeden Fall mit dem kleinen Finger fertig gemacht..."

Das saß und bei der Vorstellung, dass Kakerott jetzt sicher auf der Erde trainierte und er seit Tagen keine anständige Einheit hatte durchmachen können, begann die Ader auf Vegetas Stirn anzuschwellen. Ein solcher Vorsprung für Kakerott und das nur, weil dieser verdammte Haufen Dreck und Steine ihn hier unten festhielt...

Bulma sah das neue Aufflammen seiner Aura und schlang die Amre um seinen Hals. "Jetzt stell dir mal vor, Gokou schwebt da oben und lacht dich aus, weil du zu schwach bist aus diesem kleinen Haufen herauszukrabbeln...", murmelte sie.

Diese Vorstellung half ungemein. Nicht nur Kakerott schwebte da oben und lachte ihn aus, nein da war auch dieser Junge mit den lila Haaren. "Ich bin auch einer, ich bin auch ein Super Saiyan und ich werde es euch zeigen...", knurrte er, streckte die Hände empor und seine gesamte Kraft entlud sich in einem flammend hellen Energiestrahl, der sich einer kleinen Sonne gleich durch den Schutt einen Weg nach oben fräste. Vegeta schoss dem Licht hinterher, dessen Energie er mit seinem Auragespür deutlich wahrnehmen konnte. Ein Atemzug, noch einer. Bulma versuchte gar nicht, an die Massen von Geröll und Felsen ringsum zu denken, die direkt unter ihnen erneut kollabierten. Schneller und schneller schossen sie durch den engen Kanal des Energiestrahls nach oben und dann ... durchbrach er die Oberfläche und sie schwebten im grellen Sonnenlicht.

Vegeta schwankte in der Luft. "Noch ein bisschen weiter weg", drängte Bulma. "Dort drüben hin. Wir wollen doch nicht gleich wieder ins Loch fallen, oder?"

"Ich tu, was ich kann", quetschte Vegeta hervor und flog die letzten Meter nur im Schritttempo.

"Jetzt langsam nach unten", bat Bulma und auch das schaffte er gerade noch. Kaum berührten seine Sohlen den festen, warmen Boden, brach er endgültig zusammen und verlor das Bewusstsein.

Bulma tastete erschrocken nach seinem Puls. Er war sehr schwach, kein Wunder bei der Anstrengung und dem großen Blutverlust. Jetzt halt es, so rasch wie möglich von hier wegzukommen, damit Vegeta geholfen wurde. Sie sah nach oben, aber natürlich konnte sie ohne Hilfsmittel keinen der Satelliten ausmachen. Ihr blieb nur die Hoffnung dass durch den Zusammenbruch und die Zerstörung des Großen Hüters auch die Satelliten ihre Funktion eingestellt hatten. Sich wie geplant auf die andere Seite der Halbkugel zu begeben, während sie mit Vegetas Schiff beschäftigt waren, war jetzt nicht mehr machbar, nicht so wie Vegeta litt.

Entschlossen fischte Bulma die Kapsel ihres Schiffes hervor und aktivierte sie. Mit viel Mühe trug sie Vegeta ins Schiff. Sie säuberte und verband seine Wunden und betete, dass er keine inneren Verletzungen hatte.

Dann programmierte sie den Bordcomputer auf Start. Während die Anzeigen nach einander von rot zu grün wechselten, wartete sie darauf, dass der Engeriescan des Orbits die Wahrheit enthüllte. Waren die Killersatelliten noch da?

Doch der Bildschirm blieb leer. Nein, da war nichts mehr. Bulma vermutete, dass sie nach dem Zusammenbruch ihrer Systeme einfach abgestürzt waren. Der Weg nach Hause war frei.

Nachdem das Schiff mühelos die Anziehung des Planeten überwunden hatte, fielen Bulma die Datenchips ein, die sie noch in der Tasche hatte. Da der Große Hüter ja Wissen aus ihrem Computer gestohlen hatte, war Bulma gespannt, ob sich vielleicht hier ein paar nützliche, neue Informationen befanden. Die ersten zwei Chips erwiesen sich leider als unbrauchbar, doch der dritte enthielt zahrleiche Sternenkarten, sowie Aufnahmen von Planeten in nächster Nähe zu diesem hier. Rein aus Neugier klickte sich Bulma durch ein paar Karten und rief einige Planeten in Großaufnahme auf den Bildschirm. Beim fünften Planet stockte sie. "Aber .. aber das ist doch ..." Kein Zweifel, den Grünton würde sie ihr Leben lang nicht vergessen. Hastig suchte sie nach weiteren Aufnahmen der Spionagesonden, die der Große Hüter auf der Suche nach brauchbaren Lebensformen für die Widerbesiedelung seiner Welt ins All geschickt hatte.

Ja, da waren ein paar grobe Aufnahmen von bewohnten Teilen der Oberfläche. Bulma kratzte sich die Stirn. Die paar hellen Flecken dort könnten es sein, aber mit diesem Raster war natürlich alles viel zu unscharf. Aber wenn sie diesen Filter drüber legte und dann jenen Wert herunterschraubte, dafür den Grad verdreifachte ... jaaa... jetzt wurde es deutlicher. Sie könnte freilich noch an der Einstellung etwas ändern und wenn das noch nicht genug war, dann eben noch ein paar Prozentwerte mehr und endlich tauchten zwar immer noch verschwommene, aber unverwechselbare Formen auf. Solche Iglu- förmigen Häuser hatte sie nur auf einer Welt bisher gesehen. Sie berechnete die Entfernung und wahrscheinliche Flugdauer und fasste einen schnellen Entschluss...

Eine gute halbe Stunde später stieg sie hinab, um nach Vegeta zu sehen. Er lag immer noch bewusstlos auf dem Bett. Sie kühlte seine Stirn und maß seinen Puls. Keine Verschlechterung, aber auch keine Verbesserung. Wenn er nur duchhielt. Fest entschlossen, nicht mehr zu weinen, gab sie ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und strich über sein zerrauftes, schmutziges Haar. "Du wirst es wieder waschen müssen, Vegeta", murmelte sie. "Nicht nur deine Haare, du bist überhaupt völlig dreckig. Warte nur bis wir da sind, das erste was du bekommst ist ein heißes Bad und ein Meer von Seifenschaum..."

Es gab einen spürbaren Ruck als das Schiff auf Höchstgeschwindigkeit ging. Mit einem Seufzer erhob sie sich und kletterte wieder hinauf. Ihre Reparaturen waren zwar sehr gewissenhaft gewesen, aber da sie nicht wusste, was vor ihnen lag, war es besser alle Werte des Antriebs genau im Auge zu behalten, nicht dass ihnen das Teil um die Ohren flog.

Sie sah auf die Uhr. Drei Stunden noch. Ihr taten alle Muskeln weh und die zahlreichen Schrammen hatte sie immer noch nicht behandelt. Es gab schließlich Wichtigeres zu tun. Ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Vor ihrer Weltraumodyssee hätte sie so etwas nie gedacht, auf ihr Äußeres hatte sie immer großen Wert gelegt. Nun sah sie aus wie als wäre sie durch die Hölle gegangen, was ja auch zum Teil stimmte. Nur dass diese Hölle den Deckmantel eines Paradieses getragen hatte. In einem deaktivierten Bildschirm spiegelte sich ihr müdes Gesicht. Die Strähnen, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, hingen schlaff und staubig herab, dicke Ringe um ihre Augen zeugten genauso von den vergangenen Strapazen wie die rissige Haut ihrer Hände und der blutige Kratzer quer über ihren Halsausschnitt.

Wie sie roch, daran mochte sie gar nicht denken, aber das war Nebensache. Jetzt zählte nur noch diese Chance, die sie ironischer Weise ausgerechnet dem Großen Hüter verdankte. Bulma lehnte sich zurück und ging die Ereignisse der letzten Wochen gedanklich noch einmal durch. Wie sie es auch drehte und wendete, irgendwie lief es darauf hinaus, dass es letztendlich ihre Schuld war, dass Vegeta soviel hatte leiden müssen. Wenn sie sich nicht hätte so gehen lassen, wäre Safrano nie ins Spiel gekommen, dann hätte er Vegeta nie auf die Reise ohne Wiederkehr geschickt, Vegeta wäre nie erblindet und sie wären nie in den Fängen des Großen Hüters gelandet. Diese Erkenntnis tat verdammt weh. Die einzige Konsequenz, die sich daraus ergab war, dass sie Vegeta in Zukunft meiden sollte, um ihm nicht noch mehr Unglück zu bringen. Doch allein der Gedanke daran, ihn nie wieder zu sehen, trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Sie wollte ihm nicht aus dem Weg gehen, sie wollte in seiner Nähe sein, wollte ihm über den Weg laufen, wenn er erschöpft und zufrieden von seinem Training kam, und der Schweiß auf den Muskeln seines halbnackten Oberkörpers glänzte. Sie wollte das nicht missen, genauso wenig wie den Anblick wenn er aus der Wanne stieg und sie zufällig die Badezimmertüre öffnete, um ihm zu sagen, dass er seinen Kram nicht auf den Boden werfen sollte. Sie wollte, dass es wieder so war wie in jenem Moment, als sie ihn am Grund des Schachtes um ein Haar gestanden hätte, wie es in ihrem Herzen aussah. Seine Wärme und seine Kraft spüren, sich in seiner unbeholfenen Zärtlichkeit verlieren, sich seiner unverfälschten Leidenschaft ergeben - Schmetterlinge im Bauch und das Herz bebend wie ein kleiner Vogel in seiner Hand, bereit sich jubelnd in die Höhe zu schrauben wenn er die erlösenden Worte sagte ... aber auch bereit, in die schwarze Tiefe zu stürzen, wenn sich ihr Traum als Seifenblase erwies und Vegeta diese zum Platzen brache....

Was auch immer geschah, sie würde lieber alles andere opfern als ihn aufgeben. Sie würde es ihm sagen, bald schon, sehr bald...

Drei Stunden später schwenkte das Raumschiff wie berechnet in die Umlaufbahn der grünen Planeten ein und setzte zur Landung an.

......

Die Bewohner dieser Welt staunten nicht schlecht als dass kugelförmige Raumschiff vor ihrem Dorf aufsetzte.

"Das ist doch...", ging ein Raunen durch die Menge und sie strömten zu dem Schiff hin. Die Luke ging auf und eine abgekämpfte Bulma taumelte ins Freie. "Ich ... hatte recht", lachte sie unter Tränen. "Das ist wirklich eure Welt!"

"Das ist sie, unsere neue Welt, unser neues Namek." Der Oberälteste trat vor und drückte ihr die Hand. "Willkommen, Bulma. Was führt dich hierher und wie hast du uns gefunden?"

"Das ist eine lange Geschichte." Bulmas Blick glitt über die versammelte Menge. "Ist Dende auch da?"

"Hier bin ich!" Der kleine Namekianer drängte sich durch die Versammlung und trat vor Bulma hin. "Wie geht es Gohan? Ist er nicht mit gekommen?"

"Tut mir leid, Dende", sagte Bulma und kniete vor ihn nieder, sodass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. "Gohna trainiert mit Piccolo und seinem Vater."

"Steht eine neue Bedrohung bevor?", fragte der Oberälteste ruhig.

Bulma sah auf und nickte. "Ja, wir haben von einem Jungen aus der Zukunft eine Warnung erhalten, dass ein gewissenloser Wissenschaftler in einem geheimen Labor Cyborgs baut, welche die Welt vernichten werden. Sie bereiten sich alle darauf vor, auch Kuririn, Yamchu, Tenshinhan und", sie machte eine Pause und suchte Dendes Blick, "Vegeta."

Wie befürchtet zuckte der Kleine bei der Nennung dieses Namens zusammen. Doch Bulma legte ihm die Hände auf die Schultern und schluckte. "Deshalb bin ich hier. Vegeta wurde durch meine Schuld in einen Unfall verwickelt, er ist blind und schwer verletzt. Ich weiß nicht, ob er die Reise nach Hause überleben würde. Dende, ich bitte dich, ich flehe dich an, hilf ihm!"

Dende machte einen Schritt zurück. Trotzdem, dass sie auf der Erde zusammen im Hause der Briefs gewohnt hatten, war Dende Vegeta nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen. Dessen kalte, sarkastische Art schreckte den warmherzigen Namekianer genauso ab, wie die Gewaltbereitschaft, die zu Vegetas Natur zu gehören schien. Niemals verziehen hatte Dende, dass Vegeta ein Dorf ausgelöscht hatte. Er wandte den Kopf ab, um Bulmas tränenfeuchte Augen nicht sehen zu müssen. "Niemals", sagte er leise, aber bestimmt. "Dieser furchtbare Saiyan, ich hasse ihn ..."

Bulma wandte sich an den Oberältesten, sah aber auch auf seinem Gesicht nur Ablehnung. Sie löste die Hände von Dende, legte sie flach vor die Knie ins Gras und berührte mit der Stirn den Boden. "Ich bitte euch von ganzem Herzen, ihm zu verzeihen, ich liebe ihn", sie sah nicht wie Dende und der Oberälteste erstaunt die Augen aufrissen, "er hat sich geändert, das spüre ich. Er wird sich noch weiter ändern, wenn er überlebt. Bitte", Tränen der Verzweiflung tropften auf das Gras, "bitte, ich tue was ihr wollt." Sie hob den Kopf und schämte sich der salzigen Tropfen nicht, die unaufhörlich über ihre Wangen liefen. "Es muss doch etwas geben, das ich für euch tun kann, damit ihr ihm verzeiht und ihn rettet..."

Der Oberälteste wechselte einen Blick mit einem anderen Namekianer. Dieser nickte andeutungsweise. Hoffnung flackerte in ihrem Blick und sie setzte nach: "Was ist es? Ich tue es, egal was..."

"Dende, geh bitte in das Raumschiff und heile Vegeta", sagte der Oberälteste. "Wir müssen mit Bulma etwas besprechen."

"Aber, aber ...", Dende verstand die Welt nicht mehr.

"Es ist auch für deinen Freund Gohan", fügte der Oberälteste hinzu, "er und sein Vater wie auch Piccolo werden Vegetas Hilfe brauchen. Ich habe so eine Ahnung dass diese Cyborgs die größte Bedrohung sind, welche die Erde je gesehen hat..."

Dende rang mit sich selbst. Bulmas Blick ließ seine Augen nicht los, drängte, flehte, beschwor ihn ... bis Dende schließlich nickte. "Gut, ich mache es, aber für Gohan."

Damit rannte er zum Raumschiff.

"Vegeta ist im unteren Teil, er liegt auf dem Bett!", rief sie Dende noch nach.

Der Oberälteste hielt ihr seine Hand hin. "Bitte steh auf."

Nur zu gern ließ sich Bulma helfen. "Also was kann ich im Gegenzug für euch tun?", fragte sie kaum dass sie wieder aufrecht stand.

"Nun", der andere Namekianer, mit dem der Oberälteste den Blick getauscht hatte, "es ist allerdings ziemlich gefährlich."

Bulma sah ihn mit festem Blick an und streifte eine ihrer schmutzigen Strähnen zurück. "Das ist egal. Vegeta hat so oft den Kopf für mich hingehalten, dass ein bisschen Gefahr kein Hindernis ist."

Der Namekianer zuckte die Schultern. "Es ist deine Entscheidung. Es geht um..."

................

Währeddessen hatte sich Dende auf das Bett gekniet und legte seine auf Vegetas Brust. Der Saiyan sah wirklich schlimm aus, da hatte Bulma nicht übertrieben. Wenn er ihn jetzt heilte, wäre er vermutlich wieder stärker wie vorher und Gohan eine größere Hilfe.

An diese Vorstellung klammerte sich Dende, als er seine Heilkräfte anrief und das milde Licht von seinen Handflächen auf den geschundenen Körper Vegetas überströmte. Du liebes Bisschen, da war sehr viel mehr beschädigt, als auf den oberflächlichen Blick erkennbar gewesen war. Dende legte noch mehr Kraft in die Heilung und der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Obwohl er seine Kräfte täglich übte, wie es der Oberälteste wünschte, war es lange her, dass er so schwere und so viele Verletzungen an einem einzigen Wesen hatte heilen müssen. Zum Glück hatte er seine Kraft heute noch nicht gebraucht, er hatte noch Reserven ....

"Er hat sich geändert", hatte Bulma gesagt. Diese Worte kamen Dende nun in den Sinn. Bilder tauchten auf von seiner Zeit bei den Briefs als er mit Gohan zusammen gespielt hatte und Vegeta gerade von seinem Training zurück gekehrt war. Gohan hatte ihn einfach frei heraus gebeten, ihnen doch auch eine Trainingsstunde zu geben. Zuerst hatte es ausgesehen, als würde Vegeta gleich mal gehässig lachen, dann aber hatte er sie in das Raumschiff gebracht und ihnen gezeigt, wie man den Gravitationskonverter bedient. Schon bei zehn G hatte sich Dende nicht mehr rühren können, Gohan hingegen steigerte sich richtig hinein und schaffte es sogar, Vegeta einen kräftigen Haken zu verpassen, der diesen ins Wanken brachte. Vegeta hatte natürlich zurück geschlagen und Gohan war gegen die Wand gekracht. Aber der kleine Saiyan hatte nicht aufgegeben und sich wieder auf Vegeta gestürzt. Wieder und wieder hatte er den einen oder anderen Treffer landen können, doch wieder und wieder schmetterte ihn Vegetas Reaktion entweder gegen die Wand, an die Decke oder auf den Boden. Dende hatte die ganze Zeit nur entsetzt zusehen können. Als Gohan schließlich endgültig k.o. ging hatte Dende vor Angst gezittert, in Erwartung dass sich Vegeta nun ihm zuwenden würde. Doch zu seinem Erstaunen hatte Vegeta den Konverter abgeschalten und Gohan hinaus getragen, sodass Dende ihn im Garten heilen konnte. "Es ist jammerschade", hatte Vegeta nach Gohans Erwachen zu ihm gesagt, "dass du kaum trainieren kannst wegen deiner Mutter. Mir fehlt ein anständiger Partner."

Mit diesen Worten war er dann in Richtung Haus verschwunden. Gohan hatte ihm lange nachgesehen und gestrahlt. "Dende, hast du das gehört? Ich wäre gut genug, um für ihn ein Partner zu sein... Denkst du, wenn Papa das hören könnte, wäre er stolz auf mich?"

"Ganz sicher wäre er das", hatte Dende damals gesagt, "Du bist wirklich stark und mutig."

Die Erinnerung an diesen Vorfall hatte der kleine Namekianer lange von sich weg geschoben. Es war einfach leichter in Vegeta nur den ruchlosen Killer zu sehen. Wenn sich so jemand zu ändern vermochte, musste es ihm, Dende, auch gelingen. In diesem Augenblick verabschiedete sich Dende von dem Hass, der so lange in ihm genagt hatte und als ob seine Heilkräfte durch diesen Hass halbiert worden wären, strömte jetzt auf einmal neue Kraft durch seine Hände. Er würde es schaffen.

....

Etwas zog Vegeta aus dem Watteweichen Nichts, in dem sein Geist gefangen war, etwas brannte eine Schneise durch die lähmende Kälte und zerrte ihn auf ein Licht zu, das sonderbar warm und vertraut zu sein schien ... jemand rief ihn, und er wollte antworten ....

Er schlug die Augen auf und sein Herz machte einen Sprung. Keine Dunkelheit mehr, dafür das grelle Licht der Raumschiffbeleuchtung. Vegeta hob eine Hand und betrachtete sie staunend. Kein einzger Kratzer, nur Schmutz war darauf. Er drehte den Kopf und sah Dende, der etwas zurück gewichen war. "Fühlst du dich besser, Vegeta?"

"Dende?", der Saiyan richtete sich auf und rieb sich die Augen. "Ist das kein Traum? Bin ich am Leben, gesund und kann wieder sehen?"

"Soll ich dich kneifen?", kam es von oben und Bulma humpelte die Treppe herab. Ihr Gesicht strahlte. "Dende, ich weiß nicht, wie ich dir jemals dafür danken kann..."

"Schon gut", Dende stand auf. "Ich sage dem Oberältesten Bescheid. Bleibt ihr noch länger hier?"

"Nein, wir möchten beide endlich wieder nach Hause. Ich werde Gohan von dir grüßen."

"Das wäre riesig", freute sich Dende. "Guten Flug!"

Bulma drückte ihm die Hand. "Danke. Ich begleite dich hinaus."

Am Fuß der Treppe drehte sie sich kurz zu Vegeta um, der noch immer nicht richtig begriff, was mit ihm geschehen war. "Sieh zu, dass du endlich den ganzen Dreck los wirst, der auf dir klebt. Und vergiss nicht, das Bett frisch zu beziehen, es sei denn, du willst auf dem Boden schlafen."

Dann waren sie und Dende aus seinem Blickfeld verschwunden.

Eine gute halbe Stunde später, er hatte das Bett frisch bezogen und stand soeben unter der Dusche, das warme Wasser genießend, das auf ihn herab prasselte. Selbst das Brennen des Schampos in den Augen war willkommen, es war einfach herrlich, wieder sehen zu können, gesund und am Leben zu sein. So wie es aussah, würde er sich bei den Namekianern noch persönlich bedanken müssen. Nicht gerade seine Stärke, aber seine Erleichterung über das wieder gewonnene Augenlicht wog diese Unannehmlichkeit leicht auf.

Er spülte sich den lezten Rest Schampo aus den Haaren, schaltete das Wasser ab und trat aus der Dusche. Zu schade, dass im Schiff kein Platz für eine große Wanne war, sie in heißem Wasser einzuweichen, das wäre jetzt noch das Tüpfelchen auf dem I gewesen. Er hatte sich gerade die widerspenstigen Haare trocken gerubbelt, als ein Ruck durch das Schiff ging. Bulma war bereits gestartet, wie es schien. Vegeta hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil er sich noch nicht einmal bei Dende hatte bedanken können.

Als er fertig angezogen aus dem Bad trat, stand Bulma wartend vor der Tür, ihre frischen Kleider auf dem Arm. "So, bin jetzt endlich ich dran?", fragte sie leicht ungeduldig. "Ich habe den Kurs einprogrammiert. Dank der Chips, die ich vom Großen Hüter bekommen habe, sind wir in gut 12 Stunden wieder auf der Erde."

"Klingt gut", sagte Vegeta. "Ich habe mein Training viel zu lange sausen lassen. Wahrscheinlich muss ich gleich nach unserer Ankunft wieder bei läppischen 60G anfangen."

"Sei da mal nicht so sicher", sagte Bulma. "Mein Schiff hat keinen Gravitatonskonverter und bis Paps einen neuen gebastelt hat..."

Vegeta machte ein finsteres Gesicht.

"Warum machst du keinen Funk zur Erde?", schlug ihm Bulma vor. "Wenn Paps Bescheid weiß, kann er gleich damit anfangen."

Das hob Vegetas Laune wieder und während Bulma das Bad belegte, stürmte er nach oben ans Funkgerät.

"Vegeta, bis du es? Dann hat dich Bulma noch rechtzeitig gefunden, dem Himmel sei dank", tönte es ihm entgegen kaum dass er die Verbindung hergestellt hatte. Vegeta, der Prof. Briefs Stimme erkannt hatte, fasste kurz zusammen, dass es ihnen beiden blendend ging, dass das eine Raumschiff leider nicht einmal mehr Schrottwert hatte, dass sie in 12 Stunden zurück sein würden und dass er dringend einen neuen Gravitationskonverter brauchte.

"Keine Sorge, mein Junge", meinte Prof. Briefs gut gelaunt. "Ich habe dir längst wieder einen gebaut. Irgendwie hatte ich es ihm Gefühl, dass ich dein Raumschiff nicht wieder sehen werde. Dieses Mal steht er in einem Spezialraum direkt im Haus. Ist doch viel praktischer, auch im Winter und wenn es regnet, oder?"

Das musste Vegeta zugeben. Der Gedanke, dass bereits ein spezieller Trainingsraum auf ihn wartete, versetzte ihn in Hochstimmung. Nachdem er sich von Herrn Briefs verabschiedet hatte, begann er sogleich mit Dehnungsübungen, um seine Muskeln geschmeidig zu machen.

So fand ihn Bulma auch, als sie nach der Dusche oben den Kurs kontrollieren wollte.

Es war so sehr Vegeta, gleich wieder nur ans Training zu denken, dass sie ungewollt lächeln musste. Leise Melancholie war auch dabei, denn jene Nähe, die in der Zeit seiner Blindheit entstanden war, schien wieder verloren. Nun, sie war von Herzen froh, dass er wieder gesund war und sehen konnte, noch mehr zu verlangen, wäre wirklich unangebracht. Doch wie oft sie sich das auch vorsagte, das Gefühl des Verlustes blieb.

Sie setzte sich auf den Pilotensitz, drehte ihm den Rücken zu und begann ein paar umständliche Berechnungen. Je besser sie auf ihre Aufgabe vorbereitet war, desto sicherer würde sie diese erfolgreich zu Ende führen. Mit halbem Ohr hörte sie Vegeta dabei zu.

"Bulma, ich habe langsam Hunger", sagte er nach einer Weile.

Sie gab das letzte Ergebnis in den Computer ein und drehte sich um. "Trifft sich gut, ich auch."

"Haben wir noch Vorräte?", fragte er zweifelnd. "Die Namekianer leben ja nur von Wasser und Sonne..."

"Keine Angst, unsere Kühltruhe hat den Absturz heil überstanden und der Kühlschrank auch. Wir können uns durchaus noch ein paar Wochen im All den Bauch voll schlagen, wenn es sein muss." Sie erhob sich und ging an ihm vorbei zur Treppe. "Wenn wir Glück haben, sind noch ein paar saftige Steaks dabei."

Er hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um sie zu berühren. Ihre frisch gewaschenen Haare hingen ihr offen bis auf die Hüften herab und dufteten nach Mandeln und Pfirsichöl. Doch er sah sie nicht einmal direkt an, irgend etwas hinderte ihn daran, die Trennlinie zu überschreiten, die seit seinem Erwachen zwischen ihnen aufgetaucht war. Irgendwo hoffte er, dass sie den Schritt machen würde, aber gleichzeitig war er auch unsicher, wohin und wie weit dieser Schritt sie beide führen würde. Die Rückkehr zur Erde hieß auch die Rückkehr zum alten Schema, zum alten Trott und wieder das Wissen um den Wettstreit mit Kakerott im Hinterkopf sowie die Bedrohung der Cyborgs über ihnen allen schwebend. Konnte es da gut gehen, wenn die Mauer fiel, wenn er seine Zurückhaltung für sie über Bord warf, und sich ganz dem Drängen überließ, dass er hinter dicken Türen verschlossen glaubte?

Der Augenblick verstrich ohne dass er sich regte. Bulma unterdrückte den Seufzer und machte sich auf den Weg in die Küche. Warum hatte er ihr kein Zeichen gegeben? War alles, was passiert war, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, nur ein kurzer Flirt, ein falscher Zauber gewesen, der im harten Licht des Alltags zu Staub zerfiel?

Das tat weh, und sie war froh, dass Vegeta nicht sah, wie ihre Mundwinkel bebten und ihre Augen wieder verdächtig feucht wurden. Nein, sie würde sich ihm nicht an den Hals werfen. Nicht schon wieder. Ihr fester Vorsatz, ihm ihre Gefühle zu gestehen geriet deutlich ins Wanken. Noch war Zeit, sie hatten ja noch einige Stunden vor sich, vielleicht würde die entspannte Atmosphäre beim Essen helfen.

Doch es gab keine entspannte Atmosphäre. Vegeta schien peinlich darauf bedacht, das Essen rasch hinunter zu würgen, er sah ihr kein einziges Mal in die Augen und als sich ihre Finger kurz berührten zuckte er zusammen als hätte ihn etwas Giftiges gebissen.

Bevor die Spannung ins Unerträgliche stieg, hatte er sich mit einem gemurmelten Dank aus der Küche entfernt. Bulma blieb am Tisch sitzen. Sie legte die Gabel mit dem Stück Steak, nieder. Es war ihr nicht gelungen trotz des Hungers mehr als nur die Hälfte des Steaks zu essen. Sie starrte blicklos auf den leeren Sitz ihr gegenüber und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals.

Wollte er es wirklich so? War sie für ihn nicht mehr als eine lästige Begleiterscheinung dieser Reise, die Ursache seiner Blindheit und seiner Verletzungen, die ihm im Training so weit zurück geworfen hatten? Wäre es ihm lieber, sie wäre gar nicht da?

Langsam, als ob der Schmerz in ihrer Seele auch ihre Muskeln lähmte, erhob sie sich und begann mit mechanischen Bewegungen den Tisch abzuräumen. Soweit sie hören konnte war er schon wieder oben am Trainieren. Zäh verrann die Zeit, während sie das Geschirr wusch und die Küche säuberte. Müdigkeit machte sich in ihr breit, sie fühlte sich ausgebrannt und völlig erschöpft. Sie schlüpfte in ihr Nachhemd, kämmte ihr Haar und flocht es zu einem langen Zopf. Zuhause würde sie es wieder abschneiden, das war einfach praktischer. Sie schaltete das Licht aus und verkroch sich unter die saubere Decke. Das Bett war breit genug, dass sie ihm nicht lästig fallen würde. Dann siegte die Erschöpfung und sie fiel in einen unruhigen Schlaf. Sie hörte nicht, wie Vegeta nach der nächsten Trainingseinheit im Bad verschwand, um seinen verschwitzen Körper zu waschen. Als er jedoch auf seiner Seite unter die Decke schlüpfte wurde sie schlagartig wach. Sie öffnete die Augen weit, ohne sich jedoch umzudrehen. Die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht und sie hörte wie er tief und gleichmäßig zu atmen begann. Offenbar hatte ihn das Training müde genug gemacht, dass er ohne Probleme schlafen konnte. Dass sie nur eine Armeslänge entfernt war, schien ihn nicht zu kümmern. Sie wälzte sich herum und streckte die Hand aus bis ihre Finger fast sein Haar berührten. Dann hielt sie inne. War sie nicht schon genug verletzt und zurück gewiesen worden? Warum sich noch einmal das Herz öffnen, noch einmal die Kehle hinhalten und die Seele bloß legen? War er das wert? Sie zog die Hand zurück und starrte auf seinen Hinterkopf von dem sie im schwachen Dämmerschein der Notbeleuchtung nur die Umrisse wahrnehmen konnte. Ihr fiel wieder ein, was er zu ihr gesagt hatte, als sie beide unter den Trümmern begraben zu werden drohten. Sie spürte wieder seinen salzigen Kuss und seine Wärme. Egal wie er sich jetzt gab, Vegeta war nicht der Typ, der solche Dinge sagte, ohne sie auch zu meinen. Kein Sieg ohne Risiko. Wenn Sie ein solches Hasenherz war, verdiente sie ihn auch nicht.

Ihre Finger berührten seinen Nacken, sanft, streichelnd. Er konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, denn er war noch genau so wach wie sie. Vegeta biss die Zähne zusammen und versuchte die bröckelnde Mauer zu erhalten. Doch dann rutschte sie zu ihm herüber und schickte einen Regen von sanften Küssen auf seinen Hals, seine Ohrläppchen, seine Schultern... Sein Herz raste und sein Atem ging immer schneller. Als sie sich dann noch deutlich spürbar mit dem ganzen Körper an ihn schmiegte, wobei sich ihr Zopf auflöste und ihre Haare über seine Muskeln strichen wie ihre Wange, ihre Finger, ihre Lippen, riss der dünne Faden seiner Selbstbeherrschung. Er warf sich herum und drückte sie in die Kissen. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter und er schraubte die Helligkeit soweit hoch, dass er ihr Gesicht deutlich erkennen konnte.

"Warum tust du das?", fragte er heiser. "Du weißt doch, wohin es führt, ich bin nicht aus Stein."

"Das ist mir ganz recht", sagte sie mit einem Lächeln, das alles versprach und das Blut in seinen Adern zum kochen brachte. "Es wäre kein Spaß, einen Mann aus Stein zu lieben."

Sein Herz machte einen Sprung. "Sag es ... sag es noch einmal!"

Der drängende Unterton in seiner Stimme ließ sie innerlich vor Freude beben. Er wandte sich nicht ab, er ließ es zu.... "Ich liebe dich, Vegeta", sagte sie deutlich. "Mehr als ich Yamchu oder irgend jemanden jemals geliebt habe."

Vegeta schluckte und vegrub sein Gesicht in der duftenden Flut ihrer Haare. "Bulma ... ich ... ich ...", er bekam es einfach nicht heraus. Sie legte lächelnd den Zeigefinger auf seine Lippen. "Schon gut, Vegeta. Sag nichts, zeig mir, was du fühlst, halte dich nicht zurück. Ich träume schon so lange davon..."

Tief in seinem Inneren brach eine sorgsam verriegelt Türe auf und Vegeta verwandelte sich in einen SuperSaiyan. "Du ... weißt nicht was du sagst, ich .." seine Hände schlossen sich links und rechts von ihrem Kopf um das Kissen. "Ich weiß nicht, ob ich mich ... zurückhalten kann. Ich will dir nicht weh tun..."

Seine offenkundige Scheu, sein innerer Kampf rührte Bulmas Herz. Ihr Blick wurde ganz weich, offen und ihre Hände zogen seinen Kopf zu ihr herab. "Mein goldhaariger Kriegerprinz", hauche sie ihm ins Ohr und ihm lief es dabei heiß und kalt über den Rücken. "Du wirst mir nicht weh tun, ich vertraue dir. Lass dich einfach fallen, ich fange ich auf..."

"Sag es nochmal", bat er heiser.

"Ich liebe dich, Vegeta."

Als ihre Lippen die seinen fanden war ihr Hunger ebenbürtig und auch das Feuer, das sie sich schenkten ....

...............

Einige Zeit später setzte das Raumschiff mit einer Punktlandung im Garten der Briefs auf.

Herr und Frau Briefs kamen heraus gelaufen und begrüßten die beiden. Bulma wurde umarmt, Vegeta von Frau Briefs zu seinem Erstaunen auch und Herr Briefs schüttelte ihm die Hand.

"Wir sind so froh, dass ihr beide heil zurück seid", sagte Herr Briefs.

"Ist der Trainingsraum wirklich schon fertig?", fragte Vegeta drängend.

"Aber ja, komm nur mit." Das ließ sich Vegeta nicht zweimal sagen und folgte Herrn Briefs ins Haus.

"Typisch Männer!", Frau Briefs schüttelte den Kopf. "Willst du gleich ein heißes Bad nehmen, Liebes? Ich kann dir das Wasser einlassen."

"Das wäre himmlisch, Mama. Ich muss erst noch rasch was erledigen, aber dann trinken wir zusammen einen Tee und ich erzähle dir alles."

"Dann stelle ich rasch das Wasser auf." Schon war Frau Briefs ins Haus gelaufen.

Bulma sah ihr nach und strich sich über die vor Freude feuchten Augen. Einen besseren Zeitpunkt gab es nicht. Sie ging ins Raumschiff zurück und schloss die Luke hinter sich.

......

Vegeta war ganz in seinem Element. Seit gut vier Stunden trainierte er in der hermetisch verschlossenen Kammer bei 60 G und zu seiner Erleichterung schien es, als wäre nicht allzuviel Rückstand nachzuholen. Gleich morgen würde er mit 70G weiter machen. Erschöpft und zufrieden schaltete er den Gravitationskonverter ab und verließ den Raum, um zu duschen. Insgeheim hoffte er, Bulma wäre einverstanden, dass sie zusammen ein Bad nahmen und sich gegenseitig den Rücken schrubbten ...

Er bog gerade um die Ecke, als Herr Briefs völlig aufgelöst aus dem Kommunikationsraum gelaufen kam. "Was gibt es denn?", fragte Vegeta verwundert.

"Bulma ... Bulma ist nach Namek geflogen."

"Allein?" Ein ungutes Gefühl machte sich in Vegeta breit. "Wie kommt sie auf diese dumme Idee?"

"Frag sie selbst", sagte Herr Briefs. "Sie wollte, dass ich dich ans Mikro hole."

Vegeta war ziemlich verärgert, dass sie ihn einfach zurück gelassen hatte. Warum nur war sie allein los gezogen?

"Vegeta, bist du dran?", Bulmas Stimme klang ein wenig gehetzt.

"Ja, und ich erwarte eine Erklärung!" Er machte nicht den Versuch, seinen Ärger zu verbergen.

"Paps wird dir schon gesagt haben, dass ich zu Namek geflogen bin, oder? Nicht Neu Namek, sondern der alte Planet."

"Der ist doch nur noch ein Trümmerfeld", wunderte sich Vegeta.

"Ja, aber da die Namekianer ihn so überstürzt haben verlassen müssen, sind ein paar sehr wichtige Aufzeichnungen zurück geblieben. Du warst auf Neu Namek nicht im Freien, sonst hättest du gemerkt, dass sie sich deutlich schwerer tun, ihre Bäume zu pflanzen und alles. Der neue Planet hat nicht viel Humus für eine dichte Pflanzendecke und um dem abzuhelfen, haben sie mich gebeten, ihnen eine Truhe mit Büchern aus dem Haus des alten Oberältesten zu bringen. Ich habe gerade das Stück gefunden, wo das Haus drauf ist."

"Das ist viel zu gefährlich!", platzte Vegeta der Kragen. "Du lässt diese Truhe dort wo sie ist und kommst sofort zurück! Sollen sie ihren Kram doch selber bergen!"

"Sorry, Vegeta, aber ich habe es ihnen versprochen, dafür dass sie dich geheilt haben. Sei ihnen nicht böse, ich habe sie fast gezwungen, mir zu verraten, was sie sich am meisten wünschen. Und sie haben mich gewarnt, auch Dende hat gesagt, dass ich keine Gegenleistung erbringen muss, nachdem du wieder fit warst."

"Warum tust du es dann, verdammt?!", schrie Vegeta ins Mirkofon.

"Aua! Du brauchst nicht so zu brüllen", entgegnete sie. Ihre Stimme wurde auf einmal sanft. "Ich tue es aus freiem Willen und Dankbarkeit, weil sie mir das Kostbarste erhalten haben, das es in meinem Leben gibt."

Vegeta schluckte hörbar. Eine Erwiderung blieb ihm jedoch in der trockenen Kehle stecken. Trotz der Entfernung schien Bulma zu spüren, was in ihm vorging.

"So, ich bin jetzt ganz nah dran. Ist es nicht toll, dass Papas neuer Antrieb so viel besser ist als der im alten Schiff? Sonst bräuchte ich Tage zu dir zurück. Jetzt muss ich nur noch den Kranarm anbringen und ein paar Sonden raus schicken, damit ich ihn besser steuern kann. Dann habe ich die Truhe und bis zum Abendessen bin ich zuhause. Bis dann ... und ... ich liebe dich!"

Es knackste und der Kanal war tot. Vegeta starrte auf das Mikro, als könnte er es durch seinen Blick zwingen, den Kanal wieder zu öffnen.

"Was tut sie?", fragte Herr Briefs drängend. Er hatte ein paar zusätzliche Kabel mitgebracht und machte sich daran, die Konsole zu öffenen und die Kabel festzustecken. Vegeta sagte ihm mit knappen Worten was Bulma gerade auf Namek vor hatte. "Sonden?", fragte Herr Briefs nach. "Gut, das kommt wie gerufen. Drück doch mal den grünen Knopf links oben."

Vegeta tat es und sogleich flackerte einer der vorher schwarzen Bildschirme auf. Es erschien ein schwarz-weiß Bild von einem gigantischen Trümmerbruchstück, auf dem sich ein fast völlig zerstörtes, weißes Namekianerhaus befand. Bulma war auch zu sehen, wie sie im Raumanzug den Arm eines Kranes an einer besonderen Stelle des Raumschiffes montierte. Sie sah in die Kamera der Sonde und winkte. Der Helm ihres Raumanzugs funkelte im Licht der fernen Sonne. Vegeta atmete auf. Sah aus, als hätte sein süßes Genie alles im Griff.

Doch dann ging ein Ruck durch das Raumschiff und Bulma wurde vom Kran weg geschleudert. Die Trägheit trieb sie vom Raumschiff weg auf das Trümmerstück zu. "Was machst du?!", rief Vegeta, als könnte sie ihn hören. "Wenn du dort aufschlägst, ist es aus!"

Das schien auch Bulma zu wissen, denn der Raketenrucksack ihres Raumanzuges schaltete sich ein und sie konnte ihre Lage stabilisieren.

Herr Briefs und Vegeta nickten zufrieden.

Dann tat es einen Knall, eine riesige Stichflamme schoss aus dem Raumschiff und es explodierte. Die Sonde wurde von einem Teil des Kranarms getroffen und der Bildschirm wurde schwarz.

"Nein!" Herrn Briefs stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. "Nicht mein Kind, nicht meine Bulma!"

Vegeta starrte auf den schwarzen Schirm. "Sie ... sie war doch weit genug weg, oder?"

"Vielleicht ja, vielleicht nein, aber selbst wenn die Druckwelle oder die Bruchstücke sie verfehlen, in drei Stunden geht ihr Sauerstoff zu Ende. Ich habe kein Raumschiff hier, das noch schneller ist als ihres."

Herr Briefs packte Vegeta an den Schultern. Tränen liefen ihm über das Gesicht. "Sie wird jämmerlich ersticken, da draußen. Allein in der Finsternis. Bulma ... meine kleine Bulma ist ... verloren!!"

Ende des 15. Teils

Anmerkung: Eigentlich wollte ich den Teil nicht so rasch hochladen, aber bei sovielen drängenden Anfragen eurerseits...

Ich hoffe, dieses Kapitel findet auch einige Leser.