Wenn ich das Datum zum letzten Update lese, wird mir ganz schlecht. Auch schlecht wird mir, wenn ich daran denke, dass ich vier so liebe Reviews unbeantwortet habe lassen. Also ihr Süßen, ich danke euch sehr. Und es tut mir leid, dass ich eine solche Sonntagsschreiberin bin.

Eure noire,  31.10.02

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... („titellos")

Langsam glitten die Türen des Lifts auf. Minako hörte laute Stimmen, ein Mann und eine Frau schienen sich zu streiten.

Urara Takano bewohnte die drei oberen Stockwerke eines Hochhauses; sie alleine. Minako war in der kurzen Nacht, die sie dort verbracht hatte, nicht dazu gekommen sich alles anzuschauen. Ungefähr wusste sie, wo es zur Küche ging. Die Neugier war größer als der Hunger, und so folgte Minako den lauten Stimmen.

Urara lehnte still und bleich an einem großen, schwarzen Flügel. Als sie Minako an der Tür entdeckte, zwinkerte sie dem Mädchen zu und ging, vorbei an den zwei Streitenden, zur Tür.

„Wer ist das?" Fragte Minako leise.

„Meine Mutter und mein Verlobter."

„Du willst ihn heiraten?" Minako überlegte sich, ob sich ein Charakter so grundlegend ändern konnte. Haruka und ein Politiker – Kinder, Ehe, Religion, Glück?

„Nein, deswegen streiten sie sich ja." Erklärte Urara. „Ich habe die Verlobung abgebrochen. Jetzt geht es darum, wer die Kosten für die gescheiterte Vermittlungsgebühr übernimmt. Auch möchte sie ihn bestechen, damit er keine Unwahrheiten über mich in die Welt setzt. Hunger?"

Mehr wollte Urara nicht erzählen. Auch nicht, als sie beim Essen in der Küche saßen. Statt dessen eröffnete sie ihrem Schützling, dass sie für den nächsten Tag einen Arzttermin vereinbart hatte.

 Wütend starrte Minako auf die hellblaue Tapete im Wartezimmer.

"Nun komm schon!"

Sie antwortete nicht. Was hatte Urara sich dabei nur gedacht.

 "Sind vier geschlagene Stunden des Schweigens nicht ein wenig übertrieben?"

Übertrieben! Wer übertreibt hier? Sie doch tatsächlich zum Psychiater zu schleppen.

"Nun sei nicht so zickig. Wir wollen Dich doch nur einmal durchchecken lassen. Du hast danach auch einen Wunsch frei. Okay?"

Minako warf Urara einen Blick zu, der diese böses Ahnen ließ, was den Wunsch betraf.

„Okay." Antwortete sie und blickte zur Tür, durch die gerade ein zierliches Mädchen mit grünem Haar kam. Es erstarrte, als es Urara und Minako sah.

„Michiru!" Flüsterte das Liebeskind. Und dann sprang sie auf und umarmte die andere stürmisch. Die beiden Mädchen ließen sich erst nach einer langen Zeit wieder los.

„Minako! Du erinnerst dich! Du erinnerst dich wirklich. Ich hatte schon an mir gezweifelt." Dann blickte sie zu Urara und das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde traurig. „Aber Haruka erinnert sich nicht, oder?"

Minako schüttelte nur den Kopf. „Deswegen hat sich mich hierher gebracht. Trotz allen Beweisen will sie mir nicht glauben. Die Ärzte sagen, seitdem ich vor Harukas Auto gelaufen bin, habe ich Amnesie und würde mir eine eigene Identität erfinden."

„Ich träume von meinem früheren Leben." Flüsterte Michiru. „Ich träume von dir, Hotaru, Haruka. Ich träume von unseren Kämpfen, auch von dem letzten. Wie nennt sich Haruka jetzt?"

„Urara."

Michiru wiederholte den Namen noch ein paar Mal, bevor sie zu dem großen, blonden Mädchen ging.

„Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen Urara-san. Ich bin Michiru Kaioh."

Zögernd gab Urara ihr die Hand. Natürlich hatte sie Michiru von den Fotos aus dem Zeitungsarchiv erkannt. Natürlich.

Sie stand auf. „Komm Minako, wir gehen jetzt besser. Ich hasse es warten gelassen zu werden."

„Aber was ist mit Michiru?"

„Erst willst du nicht hin und dann möchtest du nicht weg. Ich möchte gehen." Urara war schon am Ausgang. „Komm jetzt endlich Minako."

Michiru lächelte milde. „Ist schon in Ordnung. Hier ist meine Telefonnummer." Mit diesen Worten drückte sie Minako eine schmale Visitenkarte in die Hand. „Wir hören uns bald Aino-chan."

Michirus Geschichte war bittersüß. Ihre Mutter war an Schizophrenie erkrankt, da war sie gerade sechs Jahre alt gewesen und hatte die Krankheit nicht verstanden. Viel mehr glaubte sie selbst daran schuld zu sein. Die Erinnerungen an ihr früheres Leben waren im Schlaf gekommen. Sie träumte davon. Bald schlief sie ständig. Sie war ein Kind, dass in der Schule einschlief oder verträumt aus dem Fenster blickte, einen langen Nachmittagsschlaf machte, schon um sechs Uhr, wenn nicht früher, ins Bett ging und am morgen kaum aus dem Bett kam. Mit 14 Jahren erkannte sie, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Michiru begann Geige zu spielen um ihren früheren ich nahe zu sein.

„Momentan spiele ich in einem kleinen Orchester." Sie lächelte glücklich. „Ich bin die erste Geige, die beste."

---'Mizuno Ami, Hino Rei, Kino Makoto, Meioh Setsuna, Tomoe Hotaru und Chiba Mamoru, bitte melden sie sich unter folgender Rufnummer: 489-303-1268  Fragen sie nach Miss Aino. Vielen Dank!'---

Seit gut zwei Wochen war diese kleine, unscheinbare Anzeige in jeder erdenklichen Zeitung in Japan zu finden. Michiru und Minako hatten diese aufgegeben und warteten nun, bis jetzt vergeblich, auf einen Anruf. Doch wie auch Urara seit ihrer Begegnung mit Michiru nicht mehr über die Vergangenheit sprechen wollte, so blieb auch ein Zeichen von den anderen Senshi aus. Manchmal ertappte sich Minako dabei, wie sie dachte, dass alles sinnlos wäre und sie und Michiru alleine mit ihrer Erinnerung blieben. Vielleicht war die Anzeige aber auch nur in dem ganzen Trubel um das gestohlene Schmuckstück einer Millionärin untergegangen. Kate Wintz, Frau des verstorbenen Multimillionärs J.J. Wintz, war auf eine Einladung hin nach Japan gereist um den Kaiser die Ehre zu erbieten. Sie brachte das letzte Geschenk ihres Gatten mit. Eine Halskette von ungeheurem Wert, die sie immer in ihrer Nähe, als Erinnerung, bewahrte. 'Das verlorene Fenster', so lautete der seltsame Name der Kette, wurde gestohlen. Als Mrs. Wintz die Nachricht vom Diebstahl hörte, brach sie zusammen und starb. Das letzte Geschenk ihres Mannes hatte sie auf schnellsten Wege zu diesem gebracht.

In Tokyo regnete es, als wollte es nie wieder aufhören. Der Himmel weinte. Minako war alleine in der großen Wohnung. So war es diesmal nur sie, die beim Klingeln zum Telefon stürzte, in der Hoffnung, es könnten Urara oder Michiru sein.

"Takano."

Eine etwas heißere Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung. "Ich möchte bitte mit Miss Aino sprechen."

Für kurze Zeit lauschte Minako ungläubig den Worten nach. "Am Apparat. Mit wem spreche ich?"

„Wie schön dich zu hören Minako. Ich bin es, Rei. Aber bitte nenne mich Kaito."