Sehnsucht öffnet alle Türen

Teil 2

In Windeseile schoss er auf die Stelle zu von welcher der Schrei gekommen war. Es bot sich ihm ein erschreckendes Bild. Ein übel gelaunter Bär hatte sich vor der völlig verängstigten Lunch aufgebaut und in Erwartung zeigte drohend die Zähne. Lunch trug bereits sein Hemd, das ihr nur bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, um die Haare hatte sie eines der Handtücher geschlungen, das andere hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich, als könnte sie dahinter unsichtbar werden. "Sch... sch!", machte sie und wedelte mit dem Handtuch, was den Bären aber noch mehr reizte.

Der hob drohend die Pranke, doch da war schon C17 heran, packte die ausgestreckte Bärentatze und schleuderte Meister Petz mit viel Schwung durch die Lüfte. Lunch atmete sichtlich auf und strahlte ihren Helden an. "Danke, C17. Du bist wirklich sehr stark."

"Hab' ich ja gesagt", bekräftigte er ohne jede Spur von Verlegenheit. "Das nächste Mal bringe ich dir Wasser und dann badest du in der Nähe des Hauses, das ist sicherer." In einiger Entfernung durchschlug der Bär bei der Landung krachend die Krone eines Baumes.

"Ob er sich weg getan hat?", überlegte Lunch mitleidig.

"Jetzt sag nur, dass du Mitleid mit ihm hast", wunderte sich C17. "Immerhin wollte er dich fressen."

"Das stimmt nicht", sagte Lunch und deutete auf einige Büsche, die wegen des schwachen Lichts nicht gut zu erkennen waren. "Das sind Himbeer- und Brombeersträucher. Wahrscheinlich dachte er, dass ich ihm sein Essen wegnehmen will."

"Wie auch immer, mir ist noch nie ein Mädchen begegnet, dass sich mehr um ein wildes Tier sorgt, als um sich selbst. Er hat dich doch gehörig erschreckt, oder? Wenn seine Pranke dich getroffen hätte..."

"Hätte er mich schlimm verletzen können, ich weiß", sagte Lunch und faltete das Handtuch zusammen. "Aber ich kann einem Bären kaum böse sein, nur weil er sich wie ein Bär benimmt, oder? Die Natur hat ihn so gemacht, da kann er persönlich nichts dafür."

Ein Windstoß kam vom Wald her und ließ sie frösteln. C17 schlüpfte aus seiner Jacke und legte sie über ihre Schultern. Das Hemd spannte sich ziemlich über ihrer Oberweite, aber er bemühte sich, nicht auf diese zu starren. "Wir sollten ins Haus gehen, es ist schon nach Mitternacht."

"Du hast recht, hier draußen hole ich mir sonst noch einen Schnu... hatschi!" Ehe er sich versah, hatte die blonde Lunch sein Halstuch gepackt und funkelte ihn drohend an. "Du hast also zugeschaut wie ich gebadet habe, nicht wahr? Sonst hättest du meinen Schrei nicht hören können, du Spanner!"

"Mal langsam", C17 riss sich los und ging auf Abstand. Der Körper war von den Rundungen her derselbe, aber das Gesicht hatte jede naive Freundlichkeit verloren. Statt dessen starrten ihn blaue Augen misstrauisch an. "Immerhin habe ich dir das Leben gerettet, zählt das gar nichts?"

Das wütende Funkeln ihren Augen erlosch schlagartig. "Warum hast du das getan?" "Weil ...", er suchte nach einer guten Ausrede, "weil ich nicht wollte, dass er mein schönes Hemd zerreißt."

"Ach so...", sie klang weder enttäuscht noch erleichtert. Irgendwie wurde C17 nicht schlau aus der blonden Lunch. Die dunkelhaarige war weit leichter zu handhaben. "Gehen wir zurück", schlug er vor. "Hier draußen Wurzeln schlagen wird deine Probleme nicht lösen."

Sie sah ihn überrascht an, sagte aber nichts, sondern trottete nur hinter ihm her zur Hütte. Beim Bett angekommen zog sie lediglich eine Augenbraue hoch und legte sich dann an die äußerste Kante ihrer Hälfte. "Wenn du irgendwas versuchst, bringe ich dich um", hörte er sie murmeln.

"Wenn es dich beruhigt", sagte er und raffte Decke und Kissen zusammen, "kann ich ja in der Küche auf dem Boden schlafen." Demonstrativ langsam stolzierte er aus dem Schlafzimmer, immer in der Hoffnung, dass sie ihn zurückrief und sich für ihre Verdächtigungen entschuldigte.

"C17!", erklang es vom Bett her.

*Aha, jetzt kommt es*, dachte er und drehte sich um. "Hast du endlich begri...?!" Pfluff! Pfluff! fielen die beiden Decken auf seinen Kopf.. "Hier, damit du nicht frierst", hörte er durch die flauschigen Schichten dumpf ihre Stimme. Er zog sich die Decken vom Gesicht, klemmte sie zu der anderen unter seinen Arm und knallte die Türe hinter sich ins Schloss.

Es war für beide keine sonderlich angenehme Nacht. Am Morgen wurde C17 durch ihr dumpfes Stöhnen geweckt. Unsicher, ob er es einfach ignorieren oder sie wecken sollte, blieb er noch eine Weile auf seinem harten Lager auf dem Küchenboden liegen. Doch da es nicht leiser wurde, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Mit einem Seufzer verabschiedete er sich von seiner Hoffnung auf ein leckeres Frühstück, die blonde Lunch würde weder einen Kuchen backen noch die Wäsche machen, das hatte er ihm Gefühl. Als er vorsichtig die Schlafzimmertür einen Spalt öffnete, konnte er gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen, ehe die schweren Schuhe gegen den Türrahmen knallten. "Du bist also schon wach!", rief er durch die Türe, "Guten Morgen!"

Sie stemmte sich aus dem Bett noch und wickelte sich in die Decke ein. "Wo ist mein Overall?"

"Draußen beim Wasserfall noch, schätze ich. Soll ich ihn dir holen?"

"Ich will ein paar frische Klamotten, aber keine von deinen", hörte er sie sagen.

"Frühstück willst du auch keines machen, schätze ich, oder?"

"Sehe ich so aus, als wäre ich deine Haussklavin?" kam es übellaunig zurück.

"Okay, ich sehe was sich machen lässt." Er wandte sich ab, und überlegte, was seine Finanzen noch zuließen, ehe er einen neuen Coup planen oder sich an einer Straße auf die Lauer legen musste.

"Vergiss die Wäsche nicht!", rief sie ihm noch nach und gab gleich auch noch die Maße an. Er musste hart schlucken. "Glaubst du wirklich, dass ich, ein Kerl, in ein Dessous-geschäft gehe?"

"Nach all dem was meine andere Hälfte für dich getan hat, müsste das doch drin sein, oder?" Dem konnte er nichts entgegen halten und da war noch der Gedanke, die nette Lunch in Spitzenwäsche zu sehen ...

Drei Stunden und ein paar peinliche Erfahrungen später kehrte C17 mit einer Wagenladung an Kleidern zurück. Noch immer hatte er wegen den direkten Fragen der Verkäuferinnen in den diversen Dessoutgeschäften knallrote Ohren.

Wie es schien hatte sich Lunch seit seinem Abflug nicht aus dem Zimmer gerührt. "Hallo, Lunch!", er klopfte an die Türe, "bist du noch drin? Ich lege die Schachteln vor die Türe und warte in der Küche bis du fertig bist. Ich werfe ein paar Eier in die Pfanne und mache uns einen ordentlichen Kaffee!"

Lunch hörte, wie sich seine Schritte entfernten und die Küchentür ins Schloss fiel. Dann öffnete sie die Schlafzimmertüre und staunte nicht schlecht über die vielen Schachteln. Sie trug alle ins Zimmer. Trotz ihrer ruppigen Art war sie eine ganze Frau und beim Anblick von so viel Kleidern klopfte ihr Herz. Eine Schachtel nach der anderen öffnete sie. Wie ihr schien hatte C17 sein Bestes getan, Sachen für beide Lunchs zu finden. So enthielten einige Schachteln geblümte Röcke und Rüschenblusen, es gab auch welche mit Schürzen und Kleider mit großen Punkten. Daneben waren da Lederjacken, T-shirts und schlichte Blusen, Jeans und Lederhosen, Overalls und so weiter.

Der Toast war soeben fertig und C17 goss gerade den Kaffee in die Wärmekanne, als die Küchentüre aufging. Lunch trug eine dunkelblaue Bluse und eine schwarze Jeans. Die Kombination stand ihr und C17 sagte es laut. Zu seiner Verwunderung wurde Lunch für einen Moment rot, dann wandte sie den Kopf ab und murmelte etwas Unverständliches.

"Setz dich doch!", er nickte mit dem Kopf in Richung des leeren Gedecks. "Ich bin kein so guter Koch, aber ein paar Spiegeleier schaffe ich noch. Möchtest du Butter und Marmelade oder lieber noch ein paar gebratene Würstchen?"

Sie entschied sich für Würstchen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, es tat gut, mal aus Freundlichkeit bedient zu werden und nicht weil man dafür bezahlte.

"Warum..?", fragte sie nachdem sie den letzten Bissen Toast verschlungen hatte, "warum tust du das für mich?"

"Nun", er stellte seine noch halbvolle Kaffeetasse ab, "nun, immerhin sind wir Kollegen, oder?"

"Ich raube keine Leute auf offener Straße aus", sagte sie. "Das ist dilettantisch."

C17 zuckte zusammen. "Heh! Das ist nicht nett. Immerhin hat man mich noch nie geschnappt, im Gegensatz zu dir."

"Ich wurde geschnappt, weil ich es zugelassen habe", sagte sie in ihrem Berufsstolz nun doch ein wenig gekränkt. "Das mit den Münzen wäre mir nicht passiert, wenn mir nicht alles so egal gewesen wäre ..."

"Und weshalb war dir alles so egal? Geht es um einen Kerl?"

Klappernd fiel die Gabel auf den Teller.

C17 fragte sich, warum es ihn nicht freute, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. "Hat er dich fallen lassen?"

"So kann man nicht sagen", erwiderte sie, über ihre eigene Offenheit erstaunt. "Ich habe es ihm nie gesagt und er hatte nie etwas anderes im Sinn als Kämpfen. Dazu kommt dieses Pech mit meiner anderen Hälfte. Sie ist nämlich kein bisschen in ihn verliebt und daher konnte ich es ihm damals auch nicht sagen, als ich ihn zuletzt getroffen habe..." Verwundert strich sie mit den Fingerspitzen die Feuchtigkeit auf ihrer Wange weg. "Komisch, ich bin sonst wirklich keine Heulsuse..."

"Wie lange ist es her?", fragte C17. Es freute ihn ein wenig, dass die nette Lunch noch nicht verliebt war, aber die Tränen der blonden Lunch gingen ihm sonderbar nahe. Irgendwie spürte er, dass hier eine verwandte Seele ihm gegenüber saß. Jemand, der die Bitterkeit des Alleinseins bis zur Grenze des Erträglichen gekostet hatte.

"Gestern ...", sie schluckte, "gestern waren es zehn Jahre."

C17 sog scharf die Luft ein. Ihn hatte schon Krilins Zähigkeit bei seiner Schwester beeindruckt, doch der Schmerz in Lunchs Stimme sprach Bände. Zehn Jahre hatte sie diesen Typen nicht gesehen und hielt ihm dennoch ungebrochen die Treue, obwohl er wahrscheinlich nicht mal wusste was in ihr vorging... das ging über sein Verständnis.

"Warum seid ihr Frauen auch so schrecklich kompliziert?", sprach er das erste aus, was ihm in den Sinn kam. "Ich an deiner Stelle würde mir den Typen einfach schnappen, es ihm sagen und dann wissen woran ich bin. Habe ich Glück, gibt es ein Happy End, habe ich Pech, dann kann ich ihn abhaken und mir einen anderen suchen."

Ein kleines Lächeln huschte flüchtig über Lunchs Lippen. "Das sagt sich so einfach." Sie rührte mit dem Löffel gedankenverloren im Kaffee. "Fakt ist, dass er einfach viel jünger aussieht als ich. So wie ich jetzt bin, kann ich es ihm niemals sagen, auch nicht, wenn ich wüsste, wo er sich aufhält."

Das helle Sonnenlicht fiel durch das Fenster und schien auf ihr Gesicht. Da sie es nicht weg drehte konnte C17 alle Fältchen deutlich sehen und auch die einzelnen grauen Haare in der Masse blonder Locken. Obwohl die Zeit an ihm äußerlich ziemlich spurlos vorbei gegangen war, wusste er von seiner Schwester wie wichtig die Jugend für Frauen war.

"Wenn es darum geht, jünger zu sein, warum suchst du nicht diese Kugeln, mit denen man den Drachen rufen kann... wie heißen sie noch...?"

"Dragonballs."

"Du weißt davon?"

"Ich kenne Leute, welche nach ihnen gesucht haben."

"Haben sie die Dragonballs gefunden?"

"Ja, denn sie hatten ein Gerät mit dem man sie aufspüren kann. Einen Dragonballradar."

"Warte mal, soll das heißen, die Leute, die du meinst sind Bulma, Krilin und der Rest?" "Der Rest hat auch Namen." Sie zählte an den Fingern auf: "Son Goku, Piccolo, Son Gohan, Tenshinhan", hier schwankt ihre Stimme ein wenig, "Chaozu, Yamchu, Poo, Muten Roshi, ..."

"Stop!", unterbrach sie C17. "Woher kennst du die alle?"

"Mein anderes ich hat als Haushälterin bei Muten Roshi gelebt, viele Jahre. Da habe ich sie alle kennen gelernt. Ich war auch bei den Turnieren unter den Zuschauern."

"Bei Muten Roshi? Diesem Schürzenjäger?"

"Keine Bange, alles was der wollte war ein bisschen Tatschen und spannen. Nachdem ich ihn mit meiner Knarre gezeigt habe, was ihn erwartet, sollte er die Unschuld meiner anderen Hälfte ausnutzen, hat er sich lieber ans Fernsehen und seine Heftchen gehalten..."

Das erleichterte C17 doch sehr. "Also warum gehst du nicht Bulma fragen, ob sie dir den Radar leiht und suchst verjüngt dann nach ihm. Noch besser, du kannst einen weiteren Wunsch ja nutzen, um dich vom Drachen zu ihm bringen zu lassen. Wie wäre das?" "Zwei Wünsche? Ich denke, es gibt nur einen?"

"Das war die frühere Ausgabe. Ich habe meinen Schwager Krilin...", weiter kam er nicht. "Wie, du bist C18s Bruder?", unterbrach Lunch ihn erstaunt.

"Ja, aber wir sehen uns nicht mehr sehr oft, seit Maron da ist", erklärte er rasch, "wie gesagt ich habe Krilin vor ein paar Jahren mal über die Dragonballs reden hören. Er sagte, dass es dank dem neuen Gott nun drei Wünsche sind, die man frei hat. Du kannst dir als drittes ja wünschen, dass der Typ sich in dich verliebt."

Eine Weile lang starrte ihn Lunch nur an. C17 begann zu glauben, dass er eine Warze auf der Nase hätte oder etwas Ähnliches. Doch dann sickerte seine Botschaft langsam, langsam in ihr vor Schmerz und Enttäuschung taubes Herz und ihre Augen begannen zu strahlen. Fast schon verlegen blickte C17 zur Seite. "So eine große Sache ist die Idee auch wieder nicht...", murmelte er.

"Doch ... dass ich selbst nicht schon längst darauf gekommen bin!" Lunch verschränkte die Arme und überdachte seine Vorschläge. "Der Haken ist nur, dass all die Leute, die bisher nach den Dragonballs gesucht haben, entweder selbst fliegen oder zumindest ein Flugzeug steuern konnten. Ich kann keines von beiden, aber ich werde mich davon nicht unterkriegen lassen. Notfalls kidnappe ich eine Maschine samt Pilot.."

"Hijacke!", besserte C17 aus. "Bei Flugzeugen sagt man nicht kidnappe."

"Auch wenn die Teile noch auf dem Boden sind, wenn man sie sich schnappt?", fragte Lunch. "Ich denke auch dann", erwiderte C17 nach einer kurzen Grübelphase. "Sollen wir gleich aufbrechen?"

"Willst du mitkommen?", wunderte sich Lunch. "Es ist doch mein Problem und nicht deines." "Leute überfallen wird mit der Zeit auch langweilig", sagte er grinsend. "Und außerdem brauchst du Schutz."

"Sag das nochmal!", funkelte ihn Lunch an und ehe er sich versah, hatte sie ihm seinen Revolver aus dem Gürtel gezogen und hielt ihm den Lauf unter die Nase. "Ich könnte dir jetzt das Hirn perforieren, Kleiner. Was das Räuberdasein anbelangt, hast du noch eine Menge zu lernen."

"Ach ja?" Seine Hand fasste nach ihrer und obwohl sie sich nicht für einen Schwächling hielt, bog er ihre Finger ohne große Mühe auseinander und der Revolver fiel auf die Tischplatte. Sie schüttelte ihre Hand und lachte rauh. "Du bist besser als ich dachte. Aber ich brauche wirklich keinen Schutz."

"Und was ist mit deiner anderen Hälfte?"

Lunchs gute Stimmung war wie weggewischt. Ihre Schultern sackte herab und sie seufzte. "Meine andere Hälfte .... sie würde einfach die Suche aufgeben und die bereits gefunden Kugeln an den nächsten Bettler verschenken. Ihr ist er ja nicht so wichtig wie mir..."

"Kopf hoch!", C17 klopfte ihr leicht auf die Schulter. "Deshalb gehe ich mit. Ich werde die Kugeln tragen und ich werde die andere Lunch an unser Ziel erinnern. Und wenn es soweit ist, bringe ich sie notfalls auch zum Niesen, sodass du den Spruch sagen kannst."

"Und du wirst mich nicht hängen lassen, wenn du erst mal alle Kugeln hast, und dir selbst etwas wünschen?", fragte sie misstrauisch.

"Was brauche ich denn groß?", fragte er lachend. "Ich kann mir mehr Schätze zusammenstehlen wenn ich Geld brauche. Außerdem erfreue ich mich blendender Gesundheit und als Cyborg altere ich viel langsamer als Menschen. Es ist in letzter Zeit niemand gestorben, den ich zurück holen müsste und die Weltherrschaft wäre viel zu mühsam." Er sah sie offen an. "Die drei Wünsche sind alle für dich. Ehrenwort."

"Na gut", sagte sie widerwillig beeindruckt, "ich will dir mal vertrauen. Aber wehe du hintergehst mich,..." Die Konsequenzen ließ sie offen, aber er konnte sich ausmalen wie diese aussehen würden. Nicht dass ihn das sonderlich einschüchterte, aber wenn er sie allzusehr in Rage brachte, konnte das auf die andere Lunch abfärben und das wäre wirklich zu bedauern... "Dann sind wir uns ja einig." Er stand auf und ging zur Tür. "Kommst du jetzt mit, oder?" "Warte mal!", Lunch deutete auf ihre Füße. "Ich habe nicht vor, in Hausschuhen auf die Suche zu gehen. Ein bisschen Gepäck brauche auch ich."

Damit ging sie zurück auf ihr Zimmer und sortierte die Kleider bis nur noch ein kleines Bündel übrig war, das sie in ein Umhängetuch packte. Den Knoten fest zugezogen, in die plumpen, aber unverwüstlichen Schuhe geschlüpft und auch sie war bereit. Die Suche konnte beginnen.

.................................

"Wer kann das sein?", wunderte sich Trunks ein paar Stunden darauf, als es an der Haustüre der Briefs Sturm klingelte.

Die beiden Gestalten, die vor der Haustüre standen kamen ihm irgendwie vertraut vor, aber ihre Namen wollten ihm nicht sofort einfallen.

"Hallo Trunks", sagte der schwarzhaarige, junge Mann, der so aussah als wäre er nur wenig älter als Trunks selbst. "Ist deine Mutter zuhause?"

Trunks, der noch immer nicht genau wusste, mit wem er es zu tun hatte, zögerte und schüttelte dann den Kopf. "Nein, mein Vater ist auch nicht da, darf ich fragen wer ihr zwei seid?"

Hinter Trunks Rücken tauchte ein blonder Mädchenkopf auf. "Onkel C17!" Maron drängte den verblüfften Trunks zur Seite und umarmte ihren Onkel. "Von dir habe ich schon ewig nichts mehr gehört. Mama ist ganz schön sauer, dass du dich so gut wie nie bei uns blicken lässt."

Trunks klatschte sich mit der Hand auf die Stirn. "C17? Also wenn man C18 so von dir reden hört, dann müsstest du doch so alt sein wie sie? Du siehst verdammt jung aus für deine Jahre." "Und du bist verdammt frech für deine Jahre, Kleiner!", gab C17 ungerührt zurück und löste Marons Arme von seinem Hals. "Also Mädchen, was machst du hier?"

"Ich gehe hier zur Schule und da es von der Insel zur nächsten High School viel zu weit wäre, hat Bulma angeboten, dass ich während der Woche bei ihr wohnen kann."

"High School?", C17 rieb sich die Stirn. "Ich schätze, ich sollte öfters mal aus meinem Wald heraus kommen, sonst vergesse ich noch völlig wie rasch die Zeit vergeht."

"C17", Lunch räusperte sich vernehmlich, "wenn Bulma nicht da ist, was machen wir jetzt?" "Auf jeden Fall nicht länger draußen herum stehen", erklang es von hinten und Herr Briefs, ein wenig gebeugter, faltiger und mit ein paar Haaren weniger als Lunch in Erinnerung hatte, winkte sie herein. "Maron, Liebes, könntest du uns einen Tee machen?"

"Kein Problem, Opa Briefs. Bin schon unterwegs." Wie ein blonder Wirbelwind verschwand Maron in der Küche.

"Die Kleine hat ganz schön viel Energie", lachte Herr Briefs und streichelte die kleine schwarze Katze, die auf seiner Schulter hockte. "Wir setzen uns am besten ins Wohnzimmer. Trunks, in der großen Keksdose auf dem Küchenschrank müssten noch Schokoladeplätzchen sein. Bring uns doch einen Teller voll davon."

"Okay." Trunks schlenderte in Richtung Küche davon.

Herr Briefs führte seine Gäste ins Wohnzimmer und kaum hatten sie Platz genommen, da erschien auch schon Trunks mit einem Tablett, auf dem er sowohl die dampfende Teekanne als auch Becher und den Teller mit Keksen balancierte. Maron schritt hinter ihm her und überwachte jede seiner Bewegungen mit Argusaugen. Als alle ihre gut gefüllten Becher vor sich stehen hatten, sah Trunks Lunch fragend an. "Ich denke, ich müsste dich kennen, aber mir fällt dein Name nicht ein."

Lunch grinste. "Als ich dich das letzte Mal sah, warst du auch noch ein kleiner Stöpsel, Trunks. Außerdem war ich da mein anderes ich."

"Häh?", Trunks und Maron sahen sich fragend an.

"Ihr zwei seid nicht gerade gut informiert, wie?", lachte Herr Briefs. "Das kommt davon, dass man immer was anderes zu tun hat, wenn von früher erzählt wird. Das da ist Lunch. Klingelt es jetzt?"

"Aber ja!", Maron stellte ihre Tasse ab und klatschte in die Hände. "Ich habe Fotos von ihr im Album von Opa Roshi gesehen. Aber ... da hatte sie blaue Haare."

"Hat er nichts darüber gesagt, was passiert, wenn sie niesen muss?", wunderte sich Herr Briefs.

"Hmm... kann schon sein, aber dann habe ich es wieder vergessen."

Lunch schüttelte den Kopf und erzählte knapp von ihrer Verwandlung. "Ich wollte Bulma eigentlich um den Dragonballradar bitten, aber wenn sie nicht da ist..."

"Sie, Vater und Bra sind die Sons besuchen gefahren", erklärte Trunks.

"Und warum bist du nicht mit?", fragte C17. "Ich dachte, du und Goten, ihr seid dicke Freunde."

"Ich habe ähm.., das ist eine komplizierte Geschichte", versuchte sich Trunks herauszureden. "Sag einfach wie's ist", meinte Maron gelassen, "dein Vater hat dich beim Rauchen erwischt und jetzt hast du einen Monat Hausarrest."

"Das geht nicht jeden etwas an", zischte Trunks missgelaunt in ihre Richtung. "Wofür willst du eigentlich die Dragonballs finden, Lunch?", fragte er neugierig.

Sie wurde rot und sah zur Seite. "Das ... das ist eine rein persönliche Angelegenheit."

"Du kannst dumme Fragen stellen, Trunks", Maron biss genüsslich von einem der Kekse ab. "Sie will natürlich ihre große Liebe finden und wieder jung und schön sein."

Lunch verschluckte sich fast an ihrem Tee. "Woher weißt du ...?"

"Ich bin ein Mädchen und da spürt man so etwas. Jungs sind einfach total hoffnungslos, wenn es um solche Sachen geht."

"Danke!", Trunks verschränkte die Arme. "Immerhin verstehe ich mehr von Romantik als du denkst. Ich habe schon ein Dutzend Dates gehabt und du noch kein einziges."

Maron ließ sich von diesem Seitenhieb nicht aus der Ruhe bringen. "Was ist so toll daran, ein Dutzend Mal abserviert worden zu sein?"

"Das stimmt doch gar nicht!" Trunks war knallrot angelaufen. "Ich ... sie ... es ist eben ...", er verhaspelte sich immer mehr. "Ach was, einem kleinen Kind wie dir muss ich so etwas nicht erklären, das verstehst du ja doch nicht."

"Phh!", Maron drehte sich zur Seite.

Lunch beobachtete die beiden und seufzte. Die Jungend war um ihre Unbeschwertheit wirklich zu beneiden.

"Kommen wir auf den Grund eures Besuches zurück", sagte Herr Briefs. "Zwar ist Bulma nicht da, aber ich weiß, wo sie den Radar aufbewahrt. Wartet einen Moment."

Er stellte seine Tasse ab und verließ raschen Schrittes das Wohnzimmer.

Während Trunks vor sich hin starrte, fragte Maron ihrem Onkel Löcher in den Bauch. So erfuhr sie wie er Lunch befreit hatte und dass sie in ihrer anderen Form seine Hütte auf Vordermann gebracht hatte.

Kurz darauf kam Herr Briefs mit zufriedenem Gesicht ins Wohnzimmer zurück. In der Hand hielt er den Radar. Er zeigte Lunch und C17 wie dieser funktionierte. Die beiden tranken hastig ihren Tee leer, bedankten sich für den Radar und die Bewirtung. Dann probierten sie draußen im Garten gleich den Radar aus. Einmal, zweimal, dreimal drücken... der erste leuchtende Punkt pulsierte weit ihm Norden.

"Sieht aus wie Frostland", meinte Herr Briefs. "Ich denke, ihr solltet den großen Hubschrauber nehmen. Da drin haben wir auch Notrationen und Thermoanzüge, noch von der letzten Dragonballexpedition meiner Tochter."

"Danke, aber ich kann keinen Hubschrauber fliegen", sagte Lunch bedauernd. "Wie ist es mit dir, C17? Du solltest keine Probleme damit haben."

"Wo steht die Maschine?", fragte dieser statt einer Antwort.

"Wo immer du willst", Herr Briefs fischte eine Kapsel aus der Tasche und warf sie dem Cyborg zu. "Die lag gleich neben dem Radar und ich dachte mir schon, dass ihr sie vielleicht brauchen könntet."

C17 aktivierte die Kapsel und betrachtete das Fluggerät mit Respekt. "Damit lässt sich was anfangen." Er kletterte ins Kockpit und überprüfte die Anzeigen. "Ist sogar vollgetankt und hat genug Raum für Zelte und was man sonst noch so braucht."

"Zelte müssten auch in einer Schachtel im hinteren Teil zu finden sein", informierte ihn Herr Briefs. "Ihr solltet vielleicht noch etwas frischen Proviant kaufen gehen."

"Wozu das?", Maron wies mit dem Daumen nach hinten aufs Haus. "Oma Briefs bunkert doch immer Vorräte wie wild. Sollen sie doch davon etwas nehmen. Trunks kann ja tragen helfen, es sei denn, er ist zu schwach dazu..."

Herr Briefs fand die Idee glänzend und C17 ging sofort daran die Vorratsräume zu plündern. Trunks, der sich von Maron nicht schwach schimpfen lassen wollte, half ihm, Säcke und Kisten in den Hubschrauber zu laden. Maron war unterdessen wieder im Haus verschwunden. Gerade als C17 dabei war, sich von Trunks und Herrn Briefs zu verabschieden, kam sie mit einem großen Sack beladen aus der Tür gestolpert.

"Hier sind noch warme Kleider für euch beide. Damit ihr euch bei der Suche nicht in Tiefkühlkost für Eisbären verwandelt."

Lunch dankte ihr, nahm den Sack und warf ihm mit viel Schwung in den Hubschrauber. "Das müsste dann alles sein", sagte C17. "Oder fehlt uns noch etwas, Lunch?"

Sie schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht sehr gut darin, danke zu sagen...", fing sie an und ihr Blick glitt über die drei Gesichter ihrer guten Feen. "aber ich ...", sie schluckte, "aber ihr sollt wissen, dass ich ..."

"Schon gut Lunch", sagte Maron und machte das Siegeszeichen. "Halt einfach die Ohren steif und schnapp dir den Kerl deiner Träume. Niemals aufgeben ist meine Devise." Trunks bemerkte nicht, dass sie ihm bei diesem Satz einen vieldeutigen Seitenblick zuwarf. Er war damit beschäftigt, C17 die Hand zu schütteln und ihm alles Gute zu wünschen.

"Nicht nötig", grinste C17, "für mich ist das eine amüsante Abwechslung zum Räuberalltag. Falls die Polizei nach uns fragen sollte..."

"... haben wir euch nie gesehen", ergänzte Trunks grinsend. "Und jetzt ab mit euch, ehe die Kufenabdrücke sich nicht mehr vertuschen lassen uns Großmutter mir und Großvater dafür die Ohren lang zieht."

"Du lieber Himmel!", Herr Briefs bemerkte erst jetzt, dass ein Teil der linken Kufe quer durch das Rosenbeet ging, "das gibt mindestens fünf Tage Werkstattverbot..."

Daraufhin beeilten sich Lunch und C17 und kletterten in den Hubschrauber. C17 drehte den Schlüsel und der Motor startete. Beide schnallten sich an, C17 stülpte sich den Funkhelm über die schwarzen Haare, die Rotoren kreisten rasch und immer rascher und der Hubschrauber hob vom Boden ab. Er flog sicher und zielstrebig gegen Norden. "Die Rosen ... oje, die Rosen...", Herr Briefs stand Hände ringend vor dem Beet.

"Keine Sorge, Opa Briefs", munterte ihn Maron auf, "das kriegen wir wieder hin. Trunks, geh und hol die Rosenschere aus Oma Briefs Gartenzimmer. Wenn wir sie hier und dort abschneiden und dann den Strauch von hinten ausgraben und in das Loch setzen müssen wir nur noch den Rasen sprengen und mit dem Rechen vorsichtig gegen den Strich kämmen, damit die Spuren verwischt sind."

"Du bist echt clever, Maron", sagte Trunks anerkennend.

Die Hände in die Hüften gestemmt, drehte Maron sich um und hob die rechte Braue. "Was stehst du hier noch herum, Trunks? Wenn wir nicht bald Gartenhandschuhe, Schaufel, Rechen und so weite bekommen, ist Oma Briefs vom Friseur zurück, ehe wir das Schlamassel vertuschen können, also zack, zack, wenn ich bitten darf!"

Ende des 2. Teils