„Jetzt geht es dir schon viel besser, stimmts?", fragte Skeije den kleinen Hugh und betrachtete ihn lächelnd. Was wohl passiert wäre, wenn sie ihn nicht gesehen hätte, oder noch schlimmer, wenn Vegeta ihn entdeckt hätte ... nicht auszudenken!
Da war er wieder, der Gedanke, der so schmerzhaft an ihr fraß und sie zu einer Entscheidung drängte, lange würde der Prinz sicher nicht auf sie warten. Sie versank in lauter wirren Ideen und Vorstellungen, begann jede Seite von neuem abzuwägen, als sie plötzlich ein starkes Dröhnen in ihrem Kopf verspürte.
„Man!", stöhnte sie, „sonst hat mir Nachdenken auch nicht solche Kopfschmerzen eingebracht. Was soll das?", der Schmerz wurde immer stärker, desto mehr sie versuchte, ihn aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Das Pochen wurde immer lauter, bis sie schließlich resignierend, die Hände an die Schläfen gedrückt, zurück sank und sich gegen die Wand lehnte. Es war eigenartig, aber als sie sich entspannte, um dem Schmerz freien Lauf zu lassen, wurde er schwächer. Dann kam etwas, was sie nicht erwartet hätte. Sie hörte eine Stimme, die etwas rief. Sie kannte diese Stimme nicht und das ungewöhnlichste war, dass sie in ihrem Kopf zu sein schien.
„Was zum ...", flüsterte sie erschrocken und stierte entsetzt die gegenüberliegende Wand an. Aber sie sah nicht die Wand, alles war schwarz, bis plötzlich in weiter Ferne eine Gestalt sichtbar wurde, ein junger Mann. Er rief ihren Namen und kam langsam auf sie zu.
Schließlich stand er vor ihr, sie stellte fest, dass er ein sehr hübscher junger Mann war, auch wenn er von einer ganz anderen Rasse stammte. Seine Haut war braun und ein schwarzer Umhang lag auf den muskulösen Schultern. Die eisblauen Augen musterten sie, während er weiter ihren Namen rief. Verzweiflung und Angst waren darin zu sehen. Nun kniete er sich zu ihr und legte seine Hand auf ihre, sie konnte die Wärme spüren, die durch seine Hand in ihr ausgelöst wurde. Vertrauen, ja, sie vertraute ihm und immer deutlicher sah und hörte sie ihn.
Auf der Erde hätte man seine schwarzen Haare als Irokesenschnitt bezeichnet, aber bei ihm wirkte er ganz natürlich, genauso wie die abstehenden, spitzen Ohren und die schwarzen Punkte, die seine Haut vom Haaransatz bis zu den Schläfen bedeckten. Skeije war fasziniert von diesem Bild, die Punkte bedeckten nur geringe Teile seiner Haut, im Gesicht waren sie nur dort zu sehen, wo bei einem Menschen das Haupthaar wuchs.
Die sanfte Stimme des Gegenübers holte sie aus ihren Gedanken zurück und zwang sie, ihm zuzuhören.
„Skeije! Schön, dass du dich mir öffnest.", der Mann lächelte. „Ich bin Hugh! Nein, sag jetzt nichts, hör mir bitte erst zu!", es half, Skeije schloss den Mund wieder und sah ihn nur weiter verwundert an.
„Ich bin Hugh, meine Art hat die Fähigkeit zwischen zwei Formen zu wechseln. Ich habe mich dir als Tier gezeigt, nur so konnte ich dein Vertrauen gewinnen.
Du warst so in dich gekehrt, als du hier herkamst, dass du auf niemanden gehört hättest. Verzeih mir meine Hinterhältigkeit!", er machte eine Pause und wartete auf Skeijes Reaktion. Diese schüttelte nur ungläubig den Kopf. Das glaubte sie nicht! Dieser Mann sollte ihr kleiner Hugh sein? Hugh war ihr schon immer intelligenter erschienen, als ein normales Tier, aber dass er so ... war, unglaublich.
„Es tut mir leid.", beteuerte er noch einmal und senkte entschuldigend den Kopf.
„Aber das ist jetzt nicht so wichtig.", sagte er schließlich und sah sie wieder direkt an. Seine Augen waren jetzt ernst und entschlossen.
„Skeije, du musst uns helfen! Wie du weißt ist zur Zeit Mondfest und der Höhepunkt wird ein Turnier sein. Die Saiyajin nennen es so, weil dabei gekämpft wird. Ich ziehe aber den Begriff Blutbad vor. Sie haben schon vor einiger Zeit begonnen auf den eroberten Planeten starke junge Männer zu sammeln und sie hier her gebracht. Diese Männer werden gegen gleichaltrige Saiyajin kämpfen müssen. Das gehört traditionell zum Mondfest. Skeije, du weißt, dass sie keine Chance haben!!!
Ich gehöre einer Organisation an, die seit Jahren auf diesen Augenblick hingearbeitet hat um ein weiteres Massaker zu verhindern. Diese Aktion wird der Beginn einer großen Revolutions- und Gegenwehrwelle sein, der Anfang des offenen Widerstands. Wir stehen an Anfang eines neuen, freien Zeitalters, Skeije.
Wir befinden uns am Scheidepunkt der Geschichte. Denn, wenn uns die Rettung gelingt, werden Tausende und Abertausende von Sklaven erkennen, dass der Widerstand gegen die Saiyajin nicht zwecklos ist, verstehst du, Skeije? Wir werden die Unfreien, die Gequälten, auf die nichts wartet, als ein grausamer Tod oder ein verkommenes Leben, endlich aus den Kerkern hinaus führen und ihnen die Freiheit zurückgeben, die ihnen zusteht.
Wir können nicht so weiter machen, uns nicht weiter so unterdrücken lassen.
Es gibt sogar einige Saiyajins, die sich uns angeschlossen haben Diese wenigen haben erkannt, dass ihr Volk großes Unrecht über viele Unschuldige gebracht hat. Sie sind bereit den Widerstand zu unterstützen, mit uns einen neue Ära einzuläuten, damit wir eines Tages vielleicht sogar in Frieden leben können.
Sie sind bereit, sich für diese Idee gegen ihre Artgenossen zu stellen und riskieren dabei den Tod.
Alles ist bis hierhin vorbereitet und geplant. Aber jetzt brauchen wir deine Hilfe. Du bist die einzige, die uns helfen kann...
Die Gefangenen sind in einem anderen Gebäudekomplex eingeschlossen, der von Wachen beaufsichtigt wird. Die Wachen zu beseitigen wäre nicht das Problem, das erledigen unsere Saiyajinverbündeten.
Das Problem ist, die Türen sind in etwa so stark gesichert, wie die Eingangstür zu diesen Gemächern hier."
Hugh machte eine bedeutungsvolle Pause und lies Skeije das gesagte verarbeiten. Sie sah geschockt aus, dann wieder ungläubig.
Was hatte sie damit zu tun? Was sollte das alles? Warum immer sie??? Widerwillig schüttelte sie langsam ihren Kopf, das konnte, das durfte einfach nicht wahr sein.
„Ich weiß, dass das alles unglaublich überraschend und schwierig für dich sein muss. Aber ich vertraue dir mit meinem ganzem Herzen. Spätestens, als du dich Nappa nicht ergeben hast, wusste ich, dass du die richtige bist. Die Auserwählte, die für unsere Sache alles bedeutet. Ich weiß, dass du stark bist. Du wirst uns nicht im Stich lassen.
Dennoch wünschte ich, ich könnte dir das alles ersparen. Ich weiß, deine Aufgabe ist schwer, besonders jetzt. Aber es geht einfach nicht anders.
Das Problem ist, uns fehlen die Codes zum öffnen der Türen. Die einzigen, die diese Codes besitzen sind der König und der Prinz. Skeije, du musst uns helfen, da ran zu kommen, nur deshalb bist du hier! Du bist die einzige, die stark genug wäre mit den Launen des Prinzen klar zu kommen. Du bist etwas besonderes, darum habe ich dich hier her geführt. Bitte, vergib mir, aber ich musste das tun.
Ich habe einige Fähigkeiten, die es mir möglich macht niedere Instinkte zu steuern oder zu beeinflussen."
„W ...was? Ihr habt mich hier her geführt? Das war alles geplant?", Tränen glitzerten in ihren Augen. Wie hinterhältig. War dass alles unecht? Hatte Hugh auch ihre Gefühle beeinflusst? Oder die von Vegeta?
Hugh schien diese Frage an ihrem Gesicht abgelesen zu haben.
„Eure Gefühle sind echt. Es gibt Sachen die kann ich nicht kontrollieren!", sagte er lächelnd.
Skeije war noch immer erschüttert. Sie konnte das alles nicht glauben.
„Wenn du wieder aus deiner Trance erwachst, verwandle ich mich vor deinen Augen, als Beweis. Ich kann diese Form aber nicht lange halten, wenn ich meine Aura unterdrücke. Und ich muss sie unterdrücken, der Prinz könnte mich entdecken und dann wäre alles umsonst. Im Übrigen kann ich so mit dir kommunizieren, ohne dass Vegeta es hört, verstehst du? Außerdem sind meine mentalen Kräfte in dieser Gestalt stärker als in der menschlichen.
Leider haben wir nur diese Nacht. Jede Minute, die wir zaudern, erhöht das Risiko für die Gefangenen und unsere Leute.
Darum muss ich jetzt leider eine Entscheidung von dir fordern. Nachdem du nun alle gehört hast, wirst du uns helfen?"
Eine schwierige Frage, welche die Sklavin nicht recht zu beantworten wusste. Sie schüttelte schließlich trotzig den Kopf.
Hugh stöhnte auf. War ja klar, dass es nicht so leicht ging, so einfach war sie nicht zu überzeugen, deswegen war sie ja schließlich auch hier. Er wurde wieder sehr ernst.
„Ein Junge von deinem Planeten ist dabei, er ist gerade mal 16 Jahre alt. Willst du sie alle sterben lassen?"
Das saß. Skeije war wieder voll bei der Sache.
„Du musst es tun, bitte Skeije! Es ist alles vorbereitet. Die Diener werden bei der nächsten Mahlzeit einen Krug Wein mit raufschicken. Ich gebe dir gleich ein Fläschchen mit einem Nervengift. Es wird Vegeta nicht töten, aber es wird ihn gefügig machen. Er wird in einen Trancezustand versinken und alle Fragen beantworten. Danach wird er wahrscheinlich 24 Stunden lang schlafen.
Du musst es in seinen Wein schütten, gib es ihm auf jeden Fall verdünnt, nicht pur! Schon ein viertel der Flüssigkeit wird reichen um ihn für lange Zeit in diesen Zustand zu versetzen.
Hast du alles verstanden?"
Skeije sah ihn noch immer ungläubig an, nickte dann aber widerstrebend.
„Gut, dann erwache!", sagte er noch, dann löste sich alles vor ihren Augen auf.
Sie saß auf dem Boden und starrte noch immer die gegenüberliegende Wand an. Sie blinzelte. Ein Traum? Was war passiert, war sie bewusstlos gewesen?
Das piepsen von Hugh holte sie aus ihren Gedanken. Er stand jetzt genau vor ihr und sah sie an. Dann begann er sich zu verändern, die Augen wurden blau, er wuchs, das Fell verschwand. Vor ihr Stand jetzt der Mann von gerade eben und hielt ihr die Hand hin, um ihr auf zu helfen. Sie nahm an.
*Doch kein Traum*, stellte sie traurig fest.
Hugh drückte ihr dann eine kleine Flasche in die Hand, in der sich eine blutrote Flüssigkeit befand.
„Das Gift?", fragte sie. Er nickte.
„Es liegt in deiner Hand, Skeije!", sagte er noch und entfernte sich wieder von ihr
Kurzzeitig hielt er noch einmal inne.
„Wenn er eingeschlafen ist, komme ich wieder, dann öffnen wir gemeinsam die Tore. Du wirst frei sein, Skeije!", sagte er aufmunternd lächelnd und verwandelte sich wieder zurück. Dann huschte die kleine Gestalt am Wannenrand entlang und versteckte sich in einem Regal, zwischen den Handtüchern.
Die Sklavin war nun vollends am Boden zerstört. Sie würde nicht glücklich werden und eine Horde, von freiheitsdurstigen Untergrundkämpfern hatte gerade sie gewählt um den Prinzen zu hintergehen.
Sie wollte das nicht, sie konnte das nicht! Sie konnte nicht den so hinterhältig betrügen, den sie doch so liebte. Gerade jetzt, als er ihr zu vertrauen schien. Warum gerade sie???
Alles geplant, abgekartet, alles, sogar, dass sie ihn traf. Sie fühlte sich so benutzt, eigentlich ein Grund gerade das nicht zu tun, was sie verlangten.
Andererseits hatten sie ihre ganze Hoffnung in sie gesteckt, sie hatte jetzt die Verantwortung. Wenn sie ihnen nicht half, würden viele sterben, auch ein Mensch. Wäre sie dann nicht so etwas wie eine Mörderin?
Ihre Gedanken schweiften hin und her, immer zwischen Helfen und Betrügen und Nicht helfen und zur Mörderin werden.
Es war zum aus der Haut fahren.
Letztendlich entschied sie sich schweren Herzens doch für eine Möglichkeit.
Nun stand sie nur noch vor einer Entscheidung, die aber eher klein zu der vorrangegangenen wirkte.
Durch welche Tür würde sie jetzt das Bad verlassen? Die linke führte in den Flur und die gerade aus direkt zu Vegeta. Sie lächelte, die Entscheidung war längst gefallen.
Sie legte sich ihr Handtuch über die Schultern und öffnete die Tür zu Vegetas Zimmer.
