Der Prinz stand am Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt, und dachte über das nach, was er gesagt hatte. Er überließ ihr die Entscheidung.
Vegeta grinste, sie hatte ihm wirklich total den Kopf verdreht, das sah er ein. Sie war schon etwas besonderes, diese Skeije.
Sein Blick verfinsterte sich wieder. Würde sie kommen oder würde sie einen Rückzieher machen? Er würde ihre Entscheidung respektieren, obwohl ... obwohl er sich schon wünschte, sie würde den Mut aufbringen.
*Sie überlegt verdammt lange!*, dachte er und unterdrückte die aufkommende Nervosität.
Erstaunlich, er, der Prinz der Saiyajin, war nervös, wegen einer Frau, einer Menschenfrau.
Eigentlich konnte er sich ja nehmen, wonach es ihm verlangt. Eigentlich könnte er jetzt da rein gehen und sie einfach überrumpeln, aber irgendwie wollte er das nicht, etwas hielt ihn davon ab.
Es hatte einen ganz besonderen Reiz, dass jemand anderes die Fäden in der Hand hielt. Er grinste wieder.
Und plötzlich hörte er es, das Geräusch, was er sich die ganze Zeit erhofft hatte: die Tür zum Badezimmer öffnete sich und nackte Füße berührten tapsend den Fußboden.
Skeije trat unsicher ein. Nur diese eine Nacht noch, dann wäre nichts mehr so, wie es war. Nur diese eine Nacht hatten sie, eine Nacht voller Liebe und Leidenschaft, ohne das störenden Wissen, dass sie noch etwas wichtiges zu tun hatte, dass sie sich wahrscheinlich nie wieder sehen würden.
Sie wischte die unangenehmen Gedanken fort und lief auf den Prinzen zu. Er drehte sich nicht um. Zögernd streckte sie einen Arm aus und berührte seine nackte Schulter. Es schien, als würde er bei der Berührung zusammenzucken. Sein Schwanz jedoch zeige etwas anderes. Er schwang nervös hin und her, wie der eines jungen Hundes, der seinem Herrchen den geworfenen Ball zurückbringt.
Endlich drehte er sich um und sah ihr in die Augen. Er sah traurig und zugleich auch glücklich aus. Ein eigenartiges Bild, was so gar nicht zu passen schien. Skeije lächelte.
„Lass uns eine Nacht lang glücklich sein, mein Prinz.", sagte sie sanft und lächelte ihn zärtlich an. Er lächelte zurück, dann wurde er ernst.
„Wir haben nur diese eine Nacht, du und ich, nur diese eine Mondnacht. Danach wird wieder alles so sein, wie es war."
„Ich weiß.", flüsterte sie.
„Du willst es trotzdem tun?"
„Die Erinnerung an dich wird mich begleiten, wohin ich auch gehe. Ich bin zu egoistisch, um dich aufzugeben, selbst, wenn es nur für eine Nacht ist."
„Du bist so ... schön, so unglaublich schön. Ich ... ich kann dir das nicht antun."
„Du tust mich nichts an.", flüsterte die Sklavin, umarmte ihn und ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen. Sie schloss die Augen und genoss seine Nähe.
„Ich werde dich vergessen müssen, als ob es dich nie gegeben hätte. Morgen wirst du wieder eine Sklavin unter Vielen sein. Verachtet und verlassen.", seine Stimme klang unnatürlich rau, als er sprach.
Sie lächelte traurig, war froh, dass er nicht ihre feuchten Augen sah, als sie ihm antwortete.
„Es wird besser sein, du vergisst mich und ich werde zurück blicken, ohne Reue, ohne Bedauern. Nur diese eine Nacht, Vegeta. Nur diese wenigen, vergänglichen Stunden lang, will ich die Augen schließen und vergessen, wer wir sind ,und dass uns Welten trennen.", erwiderte sie mit erstaunlich fester Stimme.
Vegeta schloss die Augen und nahm Skeije in seine Arme, sie zitterte. Ihre Hand umschloss noch immer das kleine Fläschchen. Sie drückte es so fest, dass es schon schmerzte.
Wieder dieses Gefühl der Ausweglosigkeit.
„Ja.", flüsterte der Prinz und zog sie noch näher an sich heran. Nach einiger Zeit, des stummen Einvernehmens der beiden, begann er langsam, sie rückwärts zu seinem Bett zu dirigieren.
Unauffällig ließ Skeije das Fläschchen neben das Bett gleiten. Er bemerkte es nicht, zu sehr damit beschäftigt sie zu küssen.
Als sie sich schließlich erschöpft in den Armen lagen, zog Vegeta Skeije noch näher zu sich und flüsterte „Ich liebe dich!", beinahe so leise, dass sie es nicht verstanden hätte. Aber dass hätte sie, selbst, wenn er nichts gesagt hätte. Sie wusste es.
Er sah ihr in die Augen, wartete auf eine Antwort, aber was er sah, sagte mehr als alle Worte der Welt. Ihre Augen waren feucht, ihre Stimme zu unsicher um etwas sagen zu können. Sie zitterte wieder, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und atmete stoßweise.
Sanft, beinahe zärtlich umarmte er sie und strich ihr über das weiche Haar.
Es war fast unerträglich. So schön waren diese wenigen Momente und nun waren sie vorbei. Die Flasche lag noch immer unter dem Bett und wartete nur darauf endlich benutzt zu werden. Es gab kein zurück mehr, und sie bereute es nicht. Tapfer schluckte sie den Kloß herunter, wischte die Tränen ab und lächelte ihn an. Dann küsste sie ihn und flüsterte ihm ins Ohr, dass sie Hunger habe.
Vegeta grinste hämisch.
„So? Hast du das?", erwiderte er frech. Dann kam etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Sein Magen stimmte Skeije zu. Jetzt grinste sie hämisch.
„Ja, und offensichtlich bin ich nicht die einzige!", sie lachte. Es war eigenartig. Sie hatte noch nicht ein einziges Mal richtig gelacht, seit sie hier war und jetzt, ausgerechnet jetzt lachte sie. Es war, als würde alle Anspannung endlich von ihr abfallen.
Vegeta grummelte vor sich hin und warf ihr dann ein siegessicheres Grinsen zu.
Bevor sie überhaupt reagieren konnte fand sich Skeije auf dem Rücken wieder und der Prinz hielt sie in Schach.
„Dir wird das Lachen noch vergehen!", sagte er gespielt drohend und verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Skeije war nicht mehr fähig, zu lachen, bald war sie auch viel zu erschöpft um es zu tun.
Als der Gewinner dieses Spieles wieder von ihr abließ, war sie richtig fertig.
„Jetzt können wir essen!"
„Wie ihr wünscht, mein Prinz.", seufzte sie glücklich.
Er rappelte sich auf und lief zu dem Terminal in seinem Schlafzimmer um das Essen zu „bestellen".
Skeije lief ihm hinterher und umarmte ihn von hinten. „Kannst du mir was zum Anziehen bringen lassen? Bitte!", raunte sie ihm ins Ohr.
„Mh.", brummte er als Antwort.
Als er fertig war drehte der Prinz sich um und grinste sie wieder neckisch an.
„Was bekomme ich dafür?", fragte er hinterhältig grinsend. Eine einladende Geste von Skeije war die Antwort.
Als sie den Raum betrat, in dem sich wie immer das Essen befand, hatte sie wirklich hungrig. Ihr Magen knurrte nun laut und das Ziepen in ihrem Bauch machte ihr klar, dass sie eine Stärkung dringend nötig hatte.
Gierig nahm sie sich einige der Trauben und steckte sie sich in den Mund.
Kleidung war auch da. Sie war von der gleichen Art, wie das letzte Mal, nur in rot. Sie lächelte. Auf der Erde war es in längst vergangenen Zeiten nur dem Hochadel erlaubt gewesen, rot zu tragen. Ob das hier auch so war?
Dann fiel ihr Blick auf die Karaffe mit dem Wein, die Hugh, wie angekündigt, organisiert hatte, und sie kehrte wieder in die traurige Realität zurück. Sofort sackten ihre Mundwinkel wieder herab. Jetzt war es also soweit, stellte sie resigniert fest.
Schnell lief sie zurück ins Schlafzimmer des Prinzen und holte das Fläschchen unter dem Bett hervor. Im Bad rauschte es noch, also stand Vegeta noch unter der Dusche.
*Hoffentlich hat er Hugh nicht entdeckt!*, schoss es ihr durch den Kopf. *Aber dann hätte er sicher etwas gesagt.*
Mit zitternden Händen lief sie wieder hinaus und schob den Wagen mit dem Essen in das dafür vorgesehene Zimmer. Innerhalb kürzester Zeit waren die Speisen verteilt und sie musste nur noch den Wein einschenken.
Sie tat es ganz langsam, das schlechte Gewissen plagte sie, aber sie musste es tun. Wie ihr geheißen gab sie ¼ der Flüssigkeit aus dem Fläschchen dazu und rührte es mit einem Löffel um.
Das Resultat ließ sich sehen, der Wein hatte die Farbe nicht geändert und roch noch genauso wie vorher.
*Es wird schon schief gehen. Ich wünschte, ich könnte jetzt meine Gefühle ausschalten...*
Sie seufzte traurig.
*Ach Vegeta .... ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen, dass ich dich so hintergehe. Aber wahrscheinlich hattest du doch Recht, Liebe ist eine Schwäche!*
Anschließend goss sie sich selbst Wein in ein Glas, vielleicht half es ja, etwas lockerer zu werden, den bohrenden Zweifel und das schmerzhaft in ihrem Herzen auflodernde schlechte Gewissen zu betäuben. Sie hoffte es inständig.
Schon nach wenigen Minuten kam ein frisch geduschter und angezogener Vegeta in das Esszimmer und begutachtete gierig seine Mahlzeit. Das war das, was er jetzt brauchte, viel Fleisch und Wein. Blitzschnell hatte er sich die ersten Hühnerkeulen geschnappt und beinahe genauso schnell bestanden sie nur noch aus kahlen Knochen.
Skeije lächelte, er war eben ein echter Saiyajin, auch mit deren schlechten Eigenschaften.
Den Blick nicht von ihrem Gegenüber und seinem Weinglas abwendend, machte sie sich über die Nudelähnlichen Teigstreifen in einer der Schüsseln her und begann das Obst in der großen Schale zu reduzieren.
Als sie satt war, beschloss sie, das hinterhältige Spiel schließlich zu beenden. Sie hob Vegeta gut sichtbar ihr Glas entgegen und deutete einen Tost an. Er tat es ihr gleich und leerte dann gierig sein Glas.
Skeije starrte ihn gebannt an. Das Gift zeigte nicht gleich seine Wirkung, aber nach einigen Sekunden bemerkte sie, wie zu blinzeln begann, sich am Tisch festhielt und leicht schwankend aufzustehen versuchte.
Einzelne Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen der Sklavin. Er sah sie jetzt sowieso nicht mehr. Als er schließlich die Augen nach oben rollte und zusammenbrach konnte sie die Schluchzer nicht mehr unterdrücken.
„Es ... es tut mir so leid, Vegeta.", flüsterte sie mit zitternder Stimme. Mit wackeligen Beinen stand sie auf, traute sich nicht, ihn anzusehen, und lief ins Badezimmer.
„Hugh, komm raus, er ist bewusstlos!", rief sie mit bebender Stimme. Ein kurzes Leuchten hinter der Trennwand, dann kam er hervor und sah sie bemitleidend an.
Sie war plötzlich wütend, wütend, dass sie es hatte tun müssen, dass sie sie fast schon damit erpresst hatten.
„Spar dir dein Mitleid!", fauchte sie ihn an. Seine Miene änderte sich nicht, als er weiter auf die weinende Frau zuging. Als er bei ihr war nahm er sie ohne Vorwarnung fest in seine Arme und streichelte ihr über das seidige Haar.
„Es tut mir leid, Skeije.", war das einzige, was er sagte, aber es klang so sanft, so verständnisvoll, dass sie ihm einfach nicht weiter böse sein konnte. Sie wehrte sich nicht und so verharrten die beiden für einige Minuten in dieser Position.
Als sie sich beruhigt hatte gingen sie ins Esszimmer und Hugh begann Vegeta zu befragen.
Skeije hatte inzwischen den Kopf des Prinzen in ihrem Schoß gebettet und sah traurig auf ihn herab.
Hugh stellte zuerst einfache Fragen, um die Wirkung des Giftes zu testen. Er fragte zum Beispiel nach dem Namen des Prinzen und als Skeije die tonlos ausgesprochene Antwort hörte, zitterte sie wieder.
Endlich kam die Frage nach den Codes und als diese beendet war, verließ Hugh das Zimmer um den Terminal in Vegetas Arbeitszimmer zu starten.
Skeije strich Vegeta über seine warmen Wangen und nahm stumm Abschied.
Sie legte seinen Kopf auf eines der Kissen, was sie aus seinem Schlafzimmer mitgebracht hatte, und betrachtete ihn noch einmal genau. Wahrscheinlich würde sie ihn nie wieder sehen.
„Ich liebe dich, so sehr, dass es schon weh tut!", flüsterte sie und hauchte noch ein Küsschen auf seinen Mund.
Dann rannte sie aus dem Zimmer, verschoss die Tür und lief zu Hugh.
Er stand vorgebeugt über dem Terminal und schien konzentriert die einzelnen Symbole zu studieren. Als er Skeije bemerkte, sah er sie ratlos an.
„Weißt du, wie man hier ins Menu kommt? Dieses Terminal unterscheidet sich sehr von denen, die ich bisher gesehen habe."
Die Sklavin lächelte dünn. Sie erinnerte sich noch an eine Tastenkombination, die der Prinz immer zu Anfang eingegeben hatte.
Nach dem sie sich eingegeben hatte, dauerte es sicherlich eine halbe Stunde, bis sich endlich das richtige Programm gefunden hatten.
Beide waren viel zu beschäftigt, um den Prinzen zu bemerken, der sie mit maßloser Wut von der Tür aus beobachtete.
