Viele Jahre sind seit dieser Nacht ins Land gezogen...
Das Dörfchen Teakwater schlief noch, aber auf den Wiesen summte die junge Rowena ihre Lieblingsmelodie vor sich hin, während sie durch das Gras spazierte. Sie kannte diese Melodie so lange sie denken konnte und es war ein alberner Text dazu, aber Rowena gefiel er. Sie war eine junge Frau mit lange, roten Haaren, grasgrünen Augen und einem hübschen Gesicht mit winzigen Sommersprossen. Sie wusste, dass man (nicht nur im Dorf) über ihr Aussehen munklte, wurden rote Haare nicht selten mit Hexerei in Verbindung gebracht. Aber niemand wagte sie einer solchen Fähigkeit anzuschulden, war sie doch Schützling einer der beliebtesten Familien des Dorfes: Den Cooks.

"Bist du schon wieder vor Sonnenaufgang in den Auen gewesen?" Die rundliche Frau sah Rowena streng an. Diese war mit Blumen im Arm und Morgentau im Haar aus den Feldern zurückgekehrt.
"Du weißt, bei solchen... abnormalen ... Handlungen kommt es schnell zu Gerüchten im Dorf..."
"Schon gut, schon gut, Ma"
"Und jetzt mach eine Kleinigkeit zu essen, dein Vater wird gleich frühstücken wollen." Mrs. Cook nahm einen Melkeimer und ging aus dem Haus. Rowena seufzte einmal und machte sich an die Arbeit. Oh, wie sie das Gerede im Dorf hasste. Oft war sie selbst das "Opfer", nicht nur wegen ihres Aussehens, auch war sie ein Findelkind, von den Cooks aufgenommen und bei ihnen aufgewachsen. Niemand wusste woher genau sie kam, wer ihre Eltern waren oder wie sie hieß. Den Namen Rowena Ravenclaw hatte man ihr gegeben, weil alles, was man an ihr fand als man sie als Säugling fand, Tücher bestickt mit den Initialien "R.R." gewesen waren.

Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Korb am Arm machte sich Rowena auf den Weg durch das Dorf hinaus auf die Felder. Wie jeden Vormittag brachte sie ihren Brüdern und ihrem Vater etwas zu Essen auf den Acker. Die kleinen Gassen waren vollgestopft mit Menschen und der Markt war wie immer ein einziges großes Getümmel. Aber mitten auf der Starße blieb sie plötzlich stehen. Aufgeregte Rufe durchhallten plötzlich das Dorf. Schließlich konnte sie dunkle Gestalten erkennen. Schwarzgekleidete Reiter, die die Straße heraufkamen. Nicht wenige Dorfbewohner mussten sich durch einen Sprung retten, denn die Reiter waren augesprochen rücksichtslos und trampelten alles hinunter, was ihnen im Weg stand. Angeführt wurden sie von einem großen Mann, von dem Rowena nur die Augen erkennen konnte, weil er seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Die Reiter schauten sich jeden Menschen, der ihnen in die Quere kam, genau an, und als ihr Führer Rowena am Straßenrand stehen sah, bedeutete er den anderen durch eine erhobene Hamnd stehen zu bleiben. Sie stand und ließ seine Blicke geschehen. Sie fühlte sich durch eine unheimliche Macht genau durchbohrt. Stille durchzog plötzlich die Straße, Kälte durchzog Rowenas Körper, als sich die beiden ansahen. Und doch war von einem Augenblick auf den anderen alles vorbei. Die Reiter verschwanden so plötzlich wie sie gekommen waren und ließen eine reichlich verwirrte Rowena zurück. Langsam drehte sie sich um. Merkwürdige Blicke trafen sie. Misstrauische, durchbohrende Blicke. Ohne zu wissen, was sie tat, rannte sie die Straße hinunter, den Feldweg hinunter.

Keuchend und mit Tränen in den Augen kam sie auf dem Acker zu stehen. EIn zorniger Blick durch ihren Vater traf sie, denn sie war mitten durch die neu gesetzten Pflänzchen gerannt.

"Entschuldige, ich... ähm..." Rowena brach ab. Ihre Augen wanderten geistesabwesend über den Acker, sie setzte den Korb ab, wischte sich schnell die Tränen vom Gesicht und ging auf einen jungen Mann zu, der weiter entfernt am Ufer des Flusses saß und etwas aß.

"Habt ihr sie nicht gesehen?" fragte sie ihn, ohne ihn zu begrüßen.

"Wen? Die Reiter? Doch schon, aber es gibt Wichtigeres." antwortete dieser.

"Sie sind durch's Dorf geritten, haben alles kurz und klein getrampelt." sagte sie nervös. "Sie machen mir Angst. Ihr Führer hat mich so seltsam angesehen." Sie setzte sich neben ihn. "Wer sind sie nur?"

Er sah ihr in die Augen. "Mach dir keine Sorgen, sie werden nicht wiederkommen."

"Woher willst du das wissen, Godric?" Sie wartete auf eine Antwort, aber er lächelte nur wissend, biss in seinen Maiskolben und beobachtete die sanften Wellen des Stromes.

"Eure Ernte gedeiht mal wieder prächtig. Wie macht ihr Gryffindors das nur?" Sie wechselte plötzlich das Thema.

"Ich würde sagen, wir haben ein besonderes Händchen dafür... Oder wir haben einfach Glück." Ein zweifelnder Blick ihrerseits traf ihn.

"Und damit es auch so hervorragend weiter geht, muss ich jetzt leider weiter arbeiten." Er stand auf, warf den Rest des Maiskolbens in den Fluss, streckte sich, küsste sie auf die Wange und ging davon.

Eine Weile noch blieb sie am Ufer sitzen, solange, bis sie sich an den Wäschekorb erinnerte, der zu Hause auf sie wartete...

Es wurde noch viel gesprochen in Teakwater, über die Reiter, ihre Absichten und die Tatsache, dass Rowena wieder einmal eine gewöhnlich ungewöhnliche Stellung in dieser Angelegenheit darstellte. Kein Dorfbewohner war so eingehend beäugt worden wie sie. Kein Dorbewohner war als Kleinkind aus dem Fluss gezogen und von fremden Eltern aufgezogen worden. Kein Dorfbewohner hatte solche flammend roten Haare und so viele Sommersprossen wie sie. Und all das ließ das Gerede lauter und die Blicke hasserfüllter werden. Immer öfter kam den Leuten "Abnormalität" und "Hexe" über die Lippen; aber noch klagte sie niemand offiziell an...